DIE SCHWERTER DES MARS - Edgar Rice Burroughs - E-Book

DIE SCHWERTER DES MARS E-Book

Edgar Rice Burroughs

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In der Verkleidung eines Söldners versucht John Carter, die Macht der Assassinen von Zodanga zu brechen. Als er eine ihrer Ratsversammlungen belauschen kann, deckt der Kriegsherr eine Verschwörung auf, wonach seine geliebte Dejah Thoris entführt werden soll. Aber es ist bereits zu spät, um den Anschlag zu verhindern: Seine Frau wird bereits mit einem Raumschiff nach Thuria, Barsooms näherem Mond, gebracht...   Der Roman DIE SCHWERTER DES MARS  wurde erstmals in der Zeitschrift  Blue Book  als sechsteilige Serie in den Ausgaben von November 1934 bis April 1935 veröffentlicht  (unter dem Titel Swords Of Mars). Die erste Buchausgabe folgte 1936. Der Apex-Verlag veröffentlicht DIE SCHWERTER DES MARS in der deutschen Übersetzung von Gabriele C. Woiwode.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

 

EDGAR RICE BURROUGHS

 

Die Schwerter des Mars

Achter Band des MARS-Zyklus

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

DIE SCHWERTER DES MARS 

Vorwort 

Kapitel 1: Rapas, die Ulsio 

Kapitel 2: Fal Sivas 

Kapitel 3: In der Falle 

Kapitel 4: Tod in der Nacht 

Kapitel 5: Das Gehirn 

Kapitel 6: Das Schiff 

Kapitel 7: Das Gesicht im Türrahmen 

Kapitel 8: Verdacht 

Kapitel 9: Auf dem Balkon 

Kapitel 10: Jat Or 

Kapitel 11: Im Haus von Gar Nal 

Kapitel 12: Wir müssen beide sterben 

Kapitel 13: Verfolgt  

Kapitel 14: Auf zu Thuria 

Kapitel 15: Thuria 

Kapitel 16: Unsichtbare Feinde 

Kapitel 17: Der Katzen-Mann 

Kapitel 18: Zum Tode verurteilt 

Kapitel 19: Ozara 

Kapitel 20: Wir versuchen zu fliegen 

Kapitel 21: Im Diamanten-Turm 

Kapitel 22: In der dunklen Zelle 

Kapitel 23: Die geheime Tür 

Kapitel 24: Zurück zum Barsoom 

 

Das Buch

 

 

In der Verkleidung eines Söldners versucht John Carter, die Macht der Assassinen von Zodanga zu brechen. Als er eine ihrer Ratsversammlungen belauschen kann, deckt der Kriegsherr eine Verschwörung auf, wonach seine geliebte Dejah Thoris entführt werden soll. Aber es ist bereits zu spät, um den Anschlag zu verhindern: Seine Frau wird bereits mit einem Raumschiff nach Thuria, Barsooms näherem Mond, gebracht...

 

Der Roman Die Schwerter des Mars wurde erstmals in der Zeitschrift Blue Book als sechsteilige Serie in den Ausgaben von November 1934 bis April 1935 veröffentlicht (unter dem Titel Swords Of Mars). Die erste Buchausgabe folgte 1936. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Die Schwerter des Mars in der deutschen Übersetzung von Gabriele C. Woiwode. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

DIE SCHWERTER DES MARS

  Vorwort

 

 

Der Mond war über den Rand der Schlucht in der Nähe des Oberlaufs des Little Colorado gestiegen. Er tauchte die Weiden, die den kleinen Bergstrom säumten, und die Pappeln, unter denen die kleine Hütte stand, und in der ich seit ein paar Wochen in den White Mountains Arizonas lebte, in ein weiches Licht.

Ich stand auf der kleinen Veranda der Hütte und genoss die sanfte Schönheit dieser Arizona-Nacht, und während ich über den Frieden und die Ruhe der Landschaft sinnierte, schien es mir unvorstellbar, dass nur wenige Jahre zuvor der wilde und schreckliche Geronimo an derselben Stelle, vor der gleichen Hütte gestanden hatte, oder dass nur Generationen davor, diese scheinbar verlassene Schlucht von einer mittlerweile ausgestorbenen Rasse bevölkert gewesen war.

In ihren zerstörten Städten hatte ich nach dem Geheimnis ihrer Entstehungsgeschichte und dem ihrer noch viel seltsameren Auslöschung gesucht. Wenn doch diese bröckelnden Lavaklippen nur sprechen und mir erzählen könnten, was sie alles mitangesehen hatten, seit sie als flüssige Schmelze aus den kalten und stillen Kegeln geströmt waren, die das Mesa-Land jenseits der Schlucht wie Tupfen überziehen.

Meine Gedanken kehrten wieder zu Geronimo und seinen wilden Apachen-Kriegern zurück, und diese umherwandernden Träumereien brachten die Erinnerungen an Captain John Carter von Virginia zurück, dessen toter Körper seit zehn langen Jahren in einer vergessenen Höhle in den Bergen lag, nicht weit südlich von genau diesem Ort – die Höhle, in der er Schutz vor den Apachen gesucht hatte, die ihn verfolgten.

Meine Augen folgten dem Pfad meiner Gedanken und suchten den Himmel ab, bis sie das rote Auge des Mars gefunden hatten, der dort oben in der schwarzblauen Weite schien. So geschah es, dass ich vor allem den Mars im Sinn hatte, als ich wieder in meine Hütte zurückging und mich zur Ruhe für die Nacht unter den raschelnden Blättern der Pappeln bereitete, deren sanftes und beruhigendes Schlaflied das Rauschen und Gurgeln des Wassers vom Little Colorado untermalte.

Ich war noch nicht müde und so stellte ich eine Kerosinlampe ans Kopfteil meiner Koje und machte es mir aus Vergnügen mit einer Gangstergeschichte mit Mord und Entführung bequem.

Meine Hütte besteht aus zwei Räumen. Der kleinere hinten ist mein Schlafzimmer, und der große Raum vorne dient allen anderen Zwecken: Er ist Esszimmer, Küche und Wohnzimmer in einem. Von meiner Koje aus kann ich nicht direkt ins vordere Zimmer sehen, denn eine dünne Trennwand teilt das Schlaf- vom Wohnzimmer ab. Sie besteht aus grob gezimmerten Brettern, zwischen denen durch Schrumpfprozesse breite Risse in der Wand entstanden sind. Außerdem wird die Tür zwischen den beiden Räumen nur selten geschlossen, so dass ich zwar nicht ins andere Zimmer hineinsehen, aber alles hören konnte, was dort vor sich geht.

Ich halte mich für Vorahnungen für nicht empfänglicher als der Durchschnitt, aber es bleibt die Tatsache, dass Geschichten von Mord, Mysterien und Gangstern mir stets viel lebhafter vorkommen, wenn ich sie alleine, in der stillen Ruhe der Nacht, lese.

Ich war gerade an der Stelle im Roman, als der Mörder sich an das Opfer der Entführung anschlich, als ich hörte, wie sich die Vordertür meine Hütte öffnete und wieder schloss – und ich hörte ganz deutlich das Klirren von Metall auf Metall.

Soweit ich wusste, wohnte außer mir niemand am Oberlauf des Little Colorado und ganz sicher niemand, der das Recht hatte, meine Hütte zu betreten, ohne anzuklopfen.

Ich setzte mich in meiner Koje auf und tastete unter meinem Kopfkissen nach dem 45er-Automatik-Colt, den ich dort aufbewahrte. Die Öllampe beleuchtete mein Schlafzimmer nur schwach, aber ihr Schein war direkt auf mich gerichtet. Der äußere Raum lag völlig im Dunkeln, wie ich gut sehen konnte, wenn ich mich aus meiner Koje lehnte und durch die Tür lugte.

»Wer ist das«, fragte ich und löste die Sicherung an meiner Automatik. Ich ließ mich aus dem Bett auf den Boden rutschen und dann, ohne noch weiter auf eine Antwort zu warten, blies ich die Lampe aus.

Ein leises Lachen kam aus dem Nebenraum.

»Gut, dass deine Wand voller Risse ist«, sagte eine tiefe Stimme, »sonst hätte ich jetzt Probleme bekommen. Die Waffe, die ich gesehen habe, bevor du deine Lampe ausgeblasen hast, sieht wirklich gemein aus.«

Die Stimme klang vertraut, aber ich konnte sie nicht sicher zuordnen.

»Wer bist du?«, fragte ich.

»Mach deine Lampe wieder an, dann komme ich herein«, erwiderte mein nächtlicher Besucher. »Wenn du unsicher bist, dann kannst du deine Waffe auf die Tür gerichtet lassen, aber bitte drücke nicht den Abzug, bevor du Gelegenheit hattest, mich erkennen zu können.«

»Verdammt!«, flüsterte ich, während ich begann, die Lampe wieder anzuzünden.

»Ist der Zylinder noch heiß?«, wollte die tiefe Stimme im anderen Raum wissen.

»Sehr heiß«, antwortete ich, als es mir endlich gelungen war, den Docht anzuzünden und den Zylinder wieder aufzusetzen. »Komm herein.«

Ich blieb auf der Kante der Koje sitzen, hielt aber den Colt weiter auf die Tür gerichtet. Wieder hörte ich das Klirren von Metall auf Metall, dann trat ein Mann ins Licht meiner dürftigen Lampe. Es war ein großer Mann, so etwa zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren mit grauen Augen und schwarzem Haar. Er war völlig nackt, bis auf einen Lederharnisch, an dem für die Erde ungewöhnliche Waffen waren – ein Kurzschwert, ein Langschwert, ein Dolch und eine Pistole. Aber all diese Einzelheiten musste ich gar nicht näher in Augenschein nehmen, um ihn erkennen zu können. Im selben Moment, in dem ich ihn erblickte, warf ich meine Waffe weg und sprang auf.

»John Carter!«, rief ich.

»Wer sonst?«, erwiderte er mit einem seiner seltenen Lächeln.

Wir gaben uns die Hände.

»Du hast dich nicht sehr verändert«, sagte er.

»Und du überhaupt nicht«, erwiderte ich.

Er seufzte, dann lächelte er wieder. »Gott allein weiß, wie alt ich bin. Ich kann mich an keine Kindheit erinnern, und ich habe noch nie anders ausgesehen, als so, wie ich heute Abend aussehe. Aber komm«, fügte er hinzu, »du darfst hier nicht barfuß herumstehen. Spring zurück ins Bett. Die Nächte in Arizona sind nicht allzu warm.«

Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Was hast du gelesen?«, fragte er, als die Zeitschrift aufhob, die auf den Boden gefallen war, und die Abbildungen betrachtete. »Das sieht nach einer schrecklichen Geschichte aus.«

»Eine nette kleine Gute-Nacht-Geschichte von Mord und Entführung«, erklärte ich.

»Habt ihr auf der Erde nicht genug davon, ohne es zur Zerstreuung auch noch zu lesen?«, wollte er wissen. »Auf dem Mars ist das so.«

»Das ist nur der Ausdruck des ganz normalen, morbiden Interesses am Grauen«, sagte ich. »Es gibt keine wirkliche Rechtfertigung, aber es bleibt die Tatsache, dass ich solche Geschichten genieße. Aber jetzt habe ich mein Interesse trotzdem verloren. Ich möchte von dir und Dejah Thoris hören, und von Carthoris, und was dich hierher geführt hat. Es ist Jahre her, seitdem du das letzte Mal hier gewesen bist. Ich hatte sämtliche Hoffnung aufgegeben, dich jemals wieder zu sehen.«

Er schüttelte seinen Kopf, ein wenig traurig, wie ich dachte.

»Das ist eine lange Geschichte. Eine Geschichte von Liebe und Treue, von Hass und Verbrechen, eine Geschichte von triefenden Schwertern, von seltsamen Orten und seltsamen Menschen aus einer seltsamen Welt. Sie erleben zu müssen, hätte einen schwächeren Mann leicht verrückt werden lassen können – erleben zu müssen, wie dir jemand genommen wirst, den du liebst, und nichts von ihrem Schicksal zu wissen!«

Ich musste nicht fragen, wen er damit meinte. Es konnte niemand anders sein, als die unvergleichliche Dejah Thoris, die Prinzessin von Helium und Gefährtin von John Carter, Kriegsherr des Mars – die Frau, für deren atemberaubende Schönheit Millionen von Schwertern seit vielen Jahren auf dem sterbenden Planeten in rotes Blut getaucht werden.

Lange Zeit saß John Carter still da und starrte auf den Boden. Ich wusste, dass seine Gedanken dreiundvierzig Millionen Meilen weit weg waren und wagte es nicht, sie zu unterbrechen.

Schließlich sprach er wieder.

»Die menschliche Natur ist überall gleich«, sinnierte er. Er spielte mit den Ecken der Zeitschrift auf meiner Koje. »Wir glauben, dass wir die Tragödien des Lebens vergessen wollen, aber wir tun es nicht. Wenn sie uns an uns vorübergehen, dann zaubern wir sie herbei, entweder in Gedanken oder durch ein Medium, wie du es dir zugelegt hast. So wie du ein makabres Vergnügen daran findest, über sie zu lesen, so finde ich makabres Vergnügen daran, an sie zu denken.

Aber meine Erinnerungen an diese große Tragödie sind nicht nur traurig. Es war auch ein großes Abenteuer, es waren edle Kämpfe und am Ende war es … aber vielleicht möchtest du die ganze Geschichte hören?«

Ich sagte ihm, dass ich sie hören wollte. Und so erzählte er mir die Geschichte, die ich hier in seinen eigenen Worten aufgeschrieben habe, so genau wie ich mich daran erinnere.

 

 

 

 

  Kapitel 1: Rapas, die Ulsio

 

 

Über tausendneunhundert Meilen östlich der Zwillingsstädte von Helium, ungefähr bei dreißig Grad Süd Breite und einhundertzweiundsiebzig Grad Ost Länge liegt Zodanga. Von jeher ist es ein Kessel der Aufruhr gewesen, seit dem Tag, als ich die wilden grünen Horden von Thark gegen die Stadt anführte, sie zerschlug und ins Reich von Helium integrierte.

Innerhalb der düsteren Mauern leben so einige Zodanganer, die keinerlei Loyalität gegenüber Helium empfinden; hier haben sich auch zahlreiche Unzufriedene des großen Reiches versammelt, über dem Tardos Mors, Jeddak von Helium herrscht, und nicht wenige der persönlichen und politischen Feinde des Hauses von Tardos Mors und seinem Schwiegersohn, John Carter, Prinz von Helium, sind nach Zodanga ausgewandert.

Ich besuchte die Stadt so selten wie möglich, denn mir gefielen sowohl die Stadt als auch die Menschen nicht. Aber gelegentlich führten mich meine Pflichten dorthin, schon alleine, weil Zodanga der Hauptsitz einer der mächtigsten Zünfte der Mörder auf dem Mars ist.

Das Land meiner Geburt ist mit Verbrechern, Mördern und Entführern verseucht, aber dort stellen sie nur eine verhältnismäßig geringe Gefahr dar, verglichen mit den hoch effizienten Organisationen, die auf dem Mars entstanden sind. Hier ist Mord ein Geschäftszweig und Entführungen gehören zu den schönen Künsten. All diese Verbrecher sind in Zünften organisiert, haben ihre Gesetze, Bräuche und ihren Ethikkodex; sie sind so weit verbreitet, dass ihre Verzweigungen untrennbar mit dem gesamten gesellschaftlichen und politischen Leben des Planeten verwoben sind.

Seit Jahren habe ich versucht, dieses giftige System auszuhebeln, aber diese Aufgabe schien völlig aussichtslos und äußerst undankbar zu sein. Fest verwurzelt hinter den uralten Bollwerken der Traditionen und Gewohnheiten, haben sie im öffentlichen Bewusstsein eine Stellung, die ihnen diesen ganz bestimmten Hauch von Romantik und Ehre verleiht.

Die Entführer haben einen nicht ganz so glorreichen Ruf, aber unter den berüchtigteren Mördern gibt es Männer, die fast die gleiche Stellung im Ansehen der Massen haben, wie deine großen Helden der Wettkampfringe und Baseballfelder.

Zudem war ich bei meinem Kampf, den ich gegen sie führte, auch durch die Tatsache gehindert, dass ich ihn alleine austragen musste. Denn selbst die roten Menschen des Mars, die genauso über dieses Thema dachten wie ich, glaubten auch, dass es einem Selbstmord gleichkäme, wenn ich mich auf die Gegenseite der Mörder stellen würde. Und dennoch wusste ich, dass selbst das sie nicht abgeschreckt hätte, wenn sie geglaubt hätten, dass es berechtigte Hoffnung auf einen erfolgreichen Ausgang gegeben hätte. Dass ich den kühnen Klingen der Mörder so lange entkommen war, kam ihnen wie ein kleines Wunder vor, und ich vermute, dass es nur das ausgeprägte Selbstvertrauen in meine Fähigkeit, auf mich selbst aufpassen zu können, gewesen ist, weshalb ich mich ihren Ansichten nicht angeschlossen hatte.

Dejah Thoris und mein Sohn Carthoris haben mir oft geraten, mit diesem Kampf aufzuhören, aber ich habe es mein ganzes Leben lang verabscheut, eine Niederlage eingestehen zu müssen, und die Gelegenheit zu einem guten Kampf habe ich noch nie willentlich ausgeschlagen.

Bestimmte Arten von Tötungen werden auf dem Mars mit dem Tod bestraft, und die meisten Tötungen der Mörder fielen in diese Kategorie. Daher war dies auch die einzige Waffe, die ich gegen sie einsetzen konnte, und die auch nur selten mit Erfolg, denn es war normalerweise sehr schwierig, ihre Verbrechen beweisen zu können, denn selbst Augenzeugen hatten Angst, gegen sie auszusagen.

Aber im Lauf der Zeit war es mir gelungen, andere Wege zu entwickeln und zu organisieren, um sie zu bekämpfen. Diese bestanden in einer geheimen Organisation von Super-Mördern – mit anderen Worten: Ich hatte beschlossen, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Wenn ein Mord berichtet wurde, schlüpfte meine Organisation in die Rolle von Detektiven, die den Mörder ausfindig machten. Dann betätigten sie sich als Richter und Geschworene und am Ende als Vollstrecker. Alle ihre Tätigkeiten vollzogen sich im Geheimen, aber stets wurde mit der Spitze eines scharfen Dolches ein X über dem Herz ihrer Opfer eingeritzt. Für gewöhnlich schlugen wir schnell zu, falls es uns überhaupt möglich war, und schon bald lernten die Öffentlichkeit und die Mörder, das X über dem Herzen als ein Zeichen der Gerechtigkeit zu deuten, die Hand an die Schuldigen gelegt hatte. Ich wusste, dass wir die Rate an Todesfällen durch Mord in mehreren der größeren Städte in Helium deutlich gesenkt hatten, dennoch schienen wir von unserem Ziel noch immer so weit entfernt zu sein wie zu Beginn.

Die schlechtesten Ergebnisse hatten wir in Zodanga erzielt, und die Mörder der Stadt brüsteten sich offen damit, dass sie zu schlau für mich wären. Denn auch wenn sie es nicht sicher wussten, vermuteten sie immerhin, dass das X auf der Brust ihrer toten Kameraden von einer Organisation stammte, die von mir geführt wurde.

Ich hoffe, ich habe dich mit der Beschreibung dieser trockenen Fakten nicht gelangweilt, aber sie schienen mir nötig zu sein, als Einführung zu den Abenteuern, die ich erlebt habe, und die mich bei meinen Bemühungen, das Böse auszumerzen, das so viele Tragödien in mein Leben brachte, in eine seltsame Welt geführt hatten.

Während meines Kampfes gegen die Mörder des Barsoom war es mir nie gelungen, viele Agenten einsetzen zu können, die ihren Dienst in Zodanga leisten wollten. Und die wenigen, die ich dort stationieren konnte, arbeiteten nur halbherzig, so dass unsere Feinde allen Grund hatten, uns mit unserem Versagen zu verspotten. Zu behaupten, dass mich dieser Umstand ärgerte, wäre untertrieben, und so entschloss ich mich, selbst nach Zodanga zu gehen. Nicht nur zu dem Zweck, eine gründliche Ermittlung durchzuführen, sondern auch um den Mördern von Zodanga eine Lektion zu erteilen, die ihnen das Lachen vergehen lassen würde.

Ich hatte entschieden, heimlich und in Verkleidung nach Zodanga zu gehen, denn ich wusste, dass wenn ich dort als John Carter auftauchen würde, nicht mehr erfahren würde, als ich ohnehin schon wusste.

Verkleidung ist für mich verhältnismäßig einfach. Meine weiße Haut und mein schwarzes Haar machen mich auf dem Mars, wo nur die Lotharier mit ihren goldbraunen Haaren und die glatzköpfigen Thern eine so helle Hautfarbe wie ich haben, zu einem auffälligen Mann. Obwohl ich vollstes Vertrauen in die Treue meiner Bediensteten hatte, kann man nie wissen, ob sich nicht selbst in die sorgfältigst ausgewählten Mitglieder einer Organisation ein Spion einschleicht. Deshalb hielt ich meine Pläne und Vorbereitungen selbst vor den vertrautesten Mitgliedern meines Gefolges geheim.

In den Hangars auf dem Dach meines Palastes gibt es Flieger mehrerer Modelle, und ich wählte einen Ein-Hand-Patrouillenflieger, von dem ich die Insignien meines Hauses heimlich entfernte. Eines Abends schickte ich die Wache auf dem Hangar kurz weg und schmuggelte alles an Bord, das ich für eine erfolgreiche Verkleidung brauchte: Neben rotem Pigment für meine Haut und Farbe für die Hülle des Fliegers, versteckte ich auch einen Harnisch und die Rüstung und Waffen aus Zodanga im Flieger.

Den Abend verbrachte ich mit Dejah Thoris, und ungefähr fünfundzwanzig Xat nach der achten Stunde, also um Mitternacht auf der Erde, zog ich einen einfachen Lederharnisch ohne Abzeichen an und machte für mein Abenteuer bereit.

»Ich wünschte, du würdest nicht gehen, mein Prinz. Ich habe so eine Vorahnung, dass... nun..., dass wir es beide bereuen werden.«

»Diesen Mördern muss eine Lektion erteilt werden«, erwiderte ich, »sonst wird auf dem Barsoom kein Leben mehr sicher sein. Sie haben es durch ihre Taten selbst herausgefordert, und ich kann nicht zulassen, dass es unbeantwortet bleibt.«

»Natürlich nicht«, antwortete sie. »Du hast dir deine hohe Position hier mit dem Schwert erkämpft und musst sie jetzt mit dem Schwert aufrechterhalten – aber ich wünschte, es wäre anders.«

Ich nahm sie in den Arm und küsste sie, und ich sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen – ich würde nicht lange fortbleiben; dann ging ich hinauf zum Hangar auf dem Dach.

Die Hangarwache wird vermutlich gedacht haben, dass es eine für mich ungewöhnliche Zeit in der Nacht war, um noch rauszugehen, aber bezüglich meines Zieles konnte er keinen Verdacht gehabt haben. Ich startete Richtung Westen, und schließlich schoss ich unter unzähligen Sternen und den zwei wundervollen Satelliten des Mars durch die dünne Luft des Roten Planeten.

Die beiden Monde des Mars haben mich stets fasziniert, und als ich heute auf sie blickte, fühlte ich den Reiz des Geheimnisses, das sie umgab. Thuria, der Nahe Mond, den die Erdenmenschen als Phobos kennen, ist der größere von beiden und umrundet den Barsoom in einer Entfernung von nur fünftausendachthundert Meilen – er bietet den herrlicheren Anblick. Cluros, der Ferne Mond, erscheint wegen der größeren Entfernung seines Orbits um den Mars, mit vierzehntausendfünfhundert Meilen viel kleiner im Durchmesser zu sein, obwohl er in Wahrheit nur wenig kleiner als Thuria ist.

Seit unzähligen Zeitaltern gab es auf dem Mars eine Legende, dass die schwarze Rasse, die sogenannten Erstgeborenen des Barsoom, auf Thuria, dem Nahen Mond, leben würden. Aber zeitgleich mit der Aufdeckung der falschen Götter des Mars hatte ich auch aufgezeigt, dass die schwarze Rasse im Dor-Tal, nah am Südpol des Planeten lebte.

Thuria, die dicht über mir zu hängen schien, bot ein herrliches Schauspiel, das noch umso bemerkenswerter wurde, als sie sich scheinbar von West nach Ost über den Himmel bewegte. Dies war der Tatsache geschuldet, dass ihr Orbit so nahe am Planeten lag, dass sie nach etwa einem Drittel der täglichen Umdrehung des Mars, eine Kehrtwende machte. Aber während ich sie in jener Nacht in träumerischer Verzauberung beobachtete, konnte ich nicht ahnen, welche Rolle sie schon bald in meinen aufregenden Abenteuern und der großen Tragödie spielen sollte, die mir direkt bevorstanden.

Nachdem ich die Zwillingsstädte von Helium hinter mir gelassen hatte, schaltete ich die Beleuchtung ab, machte eine scharfe Drehung Richtung Süden und steuerte allmählich weiter nach Osten, bis ich auf dem eigentlich richtigen Kurs nach Zodanga war. Nachdem ich meinen Zielbestimmungskompass eingestellt hatte, konnte ich mich anderen Dingen zuwenden; ich wusste, dass diese schlaue Erfindung das Schiff sicher an sein Ziel bringen würde.

Meine erste Aufgabe war, die Hülle des Fliegers anzumalen. Ich befestigte Riemen an meinen Harnisch und den Ringen am Dollbord des Schiffes; dann ließ ich mich über die Seite hinunter und setzte meine Arbeit fort. Die Arbeit ging nur langsam voran, denn nachdem ich alles angemalt hatte, was ich von meiner Position aus erreichen konnte, musste ich zurück an Deck und die Position der Riemen ändern, so dass ich die nächsten Teile der Hülle bearbeiten konnte. Aber gegen Morgen war ich dennoch fast fertig, auch wenn ich nicht behaupten möchte, dass ich mit Stolz auf mein Ergebnis blickte, das alles andere als eine künstlerische Errungenschaft war. Aber, es war mir gelungen, die alte Farbe zu überdecken und das Schiff in seinen Anstrich zu verkleiden. Nachdem dies erledigt war, warf ich meinen Pinsel und den Rest der Farbe über Bord, gefolgt von dem Lederharnisch, den ich zu Hause getragen hatte.

Da ich fast so viel Farbe abbekommen hatte wie die Hülle des Fliegers, kostete es mich viel Zeit, die letzten Spuren der Hinweise zu entfernen, die einem scharfsichtigen Beobachter die Tatsache enthüllt hätte, dass ich mein Schiff kürzlich neu gestrichen hatte. Nachdem dies erledigt war, verteilte ich das rote Pigment auf jedem Quadrat-Inch meines nackten Körpers, so dass ich überall auf dem Mars als Mitglied der dominanten roten Rasse der Marsianer durchgehen würde. Als ich danach den Harnisch, die Rüstung und die Waffen aus Zodanga angelegt hatte, fühlte ich mich bestens verkleidet.

Es war mittlerweile mitten am Vormittag des nächsten Tages, und nachdem ich etwas gegessen hatte, legte ich mich nieder, um ein wenig Schlaf zu bekommen.

Eine Stadt auf dem Mars nach Einbruch der Dunkelheit zu betreten, kann für jemanden, der seine Mission nicht so ohne Weiteres erklären kann, leicht in einer peinlichen Situation enden. Es war natürlich möglich, dass ich mich ohne Beleuchtung einfach hereinschleichen könnte, aber die Gefahr einer Entdeckung durch eines der zahlreichen Patrouillenboote war viel zu groß, und da ich meine Mission nicht hätte erklären können, und auch meine Identität nicht aufdecken konnte, wäre ich mit Sicherheit in den Kerker geschickt worden und hätte zweifellos die Strafe bekommen, die für Spione verhängt wird: eine lange Haft in den Kerkern, gefolgt von einem Tod in der Arena.

Wäre ich mit voller Beleuchtung in die Stadt gekommen, wäre ich mit Sicherheit sofort gefasst worden, und da ich Fragen nicht hätte zufriedenstellend beantworten können und auch niemanden hatte, der ein gutes Wort für mich einlegen würde, wäre meine schwierige Zwangslage absehbar. Als ich mich daher, kurz vor der Morgendämmerung am zweiten Tag, der Stadt näherte, stellte ich den Motor ab und ließ mich außerhalb der Reichweite der Suchscheinwerfer der Patrouillenboote treiben. Aber selbst nachdem der Tag angebrochen war, näherte ich mich der Stadt erst in der Mitte des Vormittags, als andere Schiffe sich frei über den Stadtmauern bewegten.

Bei Tag, sofern eine Stadt sich nicht aktiv im Krieg befindet, gibt es nur wenig Beschränkungen beim Kommen und Gehen kleinerer Schiffe. Gelegentlich hält ein Patrouillenboot an und befragt eines von ihnen, und da es hohe Strafen für das Führen eines Fliegers ohne Lizenz gibt, gibt es auch ähnlich strenge Gesetze der Regierung.

In meinem Fall ging es nicht darum, ein Schiff ohne Lizenz zu fliegen, sondern um mein Recht, überhaupt in Zodanga sein zu dürfen, weshalb meine Annäherung an die Stadt nicht ganz ohne die Würze des Abenteuers war. Aber schließlich lag die Stadtmauer direkt unter mir, und ich gratulierte mir selbst zu meinem Glück, denn es waren keine Patrouillenboote zu sehen.

Aber ich hatte mich zu früh beglückwünscht, denn fast im gleichen Moment tauchte einer dieser schnellen kleinen Kreuzer, wie sie in allen Mars-Städten gewöhnlich für den Patrouillendienst eingesetzt werden, hinter einem hohen Turm auf und steuerte direkt auf mich zu.

Ich bewegte mich langsam, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, aber ich kann Ihnen versichern, dass mein Verstand sehr schnell arbeitete. Ein Ein-Mann-Patrouillen-Flieger, wie ich ihn benutzte, ist sehr schnell, und ich hätte leicht umdrehen und das Patrouillenboot abhängen können – aber gegen ein solches Vorhaben sprachen zwei gewichtige Umstände: Der eine war, dass die Patrouille unzweifelhaft sofort das Feuer auf mich eröffnet hätte, mit wirklich guten Chancen, mich abzuschießen. Der andere war, dass wenn ich hätte entkommen können, es mir praktisch völlig unmöglich gewesen wäre, die Stadt auf diesem Wege erneut betreten zu können, denn mein Boot wäre dann bekannt, und sämtliche Patrouillen würde Ausschau danach halten.

Der Kreuzer hielt fortgesetzt auf mich zu und ich machte mich bereit, mich mit einer Räuberpistole durchzumogeln, dass ich lange von Zodanga fort gewesen wäre und meine Papiere verloren hätte, während ich weg war. Das Beste, das ich mir davon erhoffen konnte, war, dass ich eine Strafe dafür bezahlen müsste, weil ich meine Papiere nicht dabei hatte, und da ich genügend Geld dabei hatte, wäre eine solche Lösung meiner Probleme sehr willkommen gewesen. Dies war allerdings nur eine äußerst schwache Hoffnung, denn es stand fast von vorneherein fest, dass sie darauf bestehen würden, zu erfahren, wer mein Unterstützer zu dem Zeitpunkt gewesen war, als meine Papiere ausgestellt worden waren – und ohne einen solchen Unterstützer wäre ich wirklich schlecht dran.

 Sie hatten gerade in Rufweite zu mir aufgeschlossen, und ich war sicher, dass sie mich gleich auffordern würden, stehenzubleiben, als ich einen lauten Krach über mir hörte. Als ich hinaufsah, sah ich zwei kleine Schiffe, die zusammengestoßen waren. Ich konnte den diensthabenden Offizier auf dem Patrouillenboot jetzt klar sehen, und als ich hinübersah, konnte ich erkennen, dass er hinaufsah und einen kurzen Befehl bellte. Dann richtete sich die Nase des Patrouillenbootes nach oben und es schoss rasch hinauf – seine Aufmerksamkeit hatte sich von mir weg und einer viel wichtigeren Angelegenheit zugewandt. Während das Boot damit beschäftigt war, schlüpfte ich leise in die Stadt von Zodanga.

Damals, als die Stadt vor vielen Jahren durch die grünen Horden von Thark geplündert worden war, war Zodanga fast völlig zerstört worden. Es war die alte Stadt gewesen, mit der ich gut vertraut gewesen war, aber das wiederaufgebaute Zodanga hatte ich lediglich kurz, bei ein oder zwei Gelegenheiten, besucht. Ich kreuzte eine Zeitlang frei umher, bis ich endlich das gefunden hatte, was ich gesucht hatte: einen bescheidenen öffentlichen Hangar in einem heruntergekommenen Viertel der Stadt. In jeder Stadt, die ich kenne, gibt es Viertel, in die man gehen kann, ohne mit neugierigen Fragen rechnen zu müssen, solange man nicht den Gesetzeshütern ins Gehege kommt. Dieser Hangar und dieses Viertel von Zodanga schienen mir genauso ein Ort zu sein.

Der Hangar lag auf dem Dach eines sehr alten Gebäudes, das anscheinend dem Wüten der Horden von Thark entkommen war. Der Landeplatz war klein und die Hangars selbst schäbig und ungepflegt. Als mein Schiff auf dem Dach aufsetzte, kam ein dicker Mann, völlig beschmiert mit schwarzem Fett, hinter einem Flieger hervor, an dem er anscheinend gearbeitet hatte. Er sah mich fragend und mit einem, wie ich fand, nicht allzu freundlichen Gesichtsausdruck, an:

»Was willst du?«, fragt er.

»Ist dies hier ein öffentlicher Hangar?«

»Ja.«

»Ich suche einen Platz für meinen Flieger.«

»Hast du Geld?«, wollte er wissen.

»Ein wenig. Ich werde eine Monatsmiete im Voraus bezahlen«, antwortete ich.

Seine gerunzelte Stirn glättete sich. »Dieser Hangar dort ist frei«, sagte er und deutete auf einen der Hangar. »Stell ihn dort rein.«

Nachdem ich meinen Flieger eingestellt und die Instrumente ausgeschaltet hatte, ging ich zu dem Mann zurück und bezahlte ihn.

»Gibt es hier in der Nähe eine gute Herberge?«, frage ich. »Eine, die günstig, aber nicht allzu schmutzig ist.«

»Direkt in dem Gebäude dort, gibt es eine«, antwortete er. »Es ist so gut wie jede andere hier in der Gegend.«

Das passte mir perfekt, denn wenn man auf einem Abenteuer unterwegs ist, kann man nie wissen, wie schnell man einen Flieger braucht oder wie rasch er zum Einzigen werden kann, das noch zwischen Tod oder Leben steht.

Ich ließ den mutmaßlichen Eigentümer des Hangars zurück und stieg die Rampe hinunter, die auf das Dach führte. Die Aufzüge fuhren nur bis zur Etage direkt unterhalb des Daches, und hier fand ich einen, dessen Türen offenstanden. Der Fahrstuhlführer war ein verbraucht aussehender junger Busche in einem schäbigen Harnisch.

»Erdgeschoss?«, fragte er.

»Ich suche nach einer Unterkunft«, erwiderte ich. »Ich möchte ins Büro der Herberge in diesem Gebäude.«

Er nickte und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Das Gebäude schien von innen noch älter und heruntergekommener zu sein als von außen, und die oberen Stockwerke schienen völlig unbewohnt zu sein.

»Da sind wir«, sagte er schließlich, hielt den Aufzug an und öffnete die Tür.

In den Städten des Mars sind Gasthäuser wie diese kaum mehr als ein Platz zum Schlafen. Selten, falls überhaupt, gibt es einzelne Zimmer. Entlang der Seiten langer Räume stehen Podeste, auf dem jeder Gast seine Schlafseiden und Felle auf nummerierte Plätze legen kann, die ihm zugeteilt werden. Dank des Vorherrschens von Mördern, werden die Räume Tag und Nacht von bewaffneten Wachen patrouilliert, die der Besitzer zur Verfügung stellt – vor allem aufgrund dieser Tatsache sind Einzelräume wenig gefragt. In Häusern, die auch Frauen beherbergen, werden diese gesondert untergebracht, und es gibt mehr Einzelräume und keine Wachen in ihren Unterkünften. Denn die Männer des Barsoom töten nur selten, falls überhaupt jemals, eine Frau, oder genauer gesagt, verdingen sie für gewöhnlich keine Mörder, die Frauen töten.

Die Herberge, in die mich der Zufall geführt hatte, hatte nur Unterkünfte für Männer, es gab keine für Frauen. Der Besitzer, ein korpulenter Mann und, wie ich später noch erfuhr, einst ein berühmter Panthan oder Glücksritter, teilte mir einen Schlafplatz zu und kassierte seine Gebühr für einen Tag Unterkunft. Nachdem er mir als Antwort auf meine Frage den Weg zu einem Wirtshaus gewiesen hatte, verließ er mich.

Zu dieser Tageszeit war kaum einer der anderen Gäste im Haus. Ihre persönlichen Besitztümer, ihre Schlafseiden und Felle, waren in den ihnen zugewiesenen Bereichen abgelegt, und obwohl es keine Wachen gab, die den Raum patrouillierten, waren sie hier völlig sicher, denn Diebstahl ist auf dem Mars praktisch unbekannt.

Ich hatte ein paar gewöhnliche und alte Schlafseiden und Felle mitgebracht und legte sie auf dem Podest ab. Im Bereich nebenan lag ausgestreckt ein Individuum mit verschlagenem Blick und bösartigem Ausdruck im Gesicht. Ich hatte bemerkt, dass er mich verstohlen beobachtet hatte, seit ich den Raum betreten hatte. Schließlich sprach er mich an.

»Kaor!«, sagte er, die vertraute Form der auf dem Mars üblichen Art der Begrüßung benutzend.

Ich nickte und antwortete gleichlautend. »Kaor!«

»Wir sind Nachbarn«, wagte er sich vor.

»Scheint so«, erwiderte ich.

»Du bist anscheinend fremd hier, zumindest in diesem Teil der Stadt«, fuhr er fort. »Ich habe mitbekommen, wie du den Besitzer nach einem Wirtshaus gefragt hast. Das, wo er dich hingeschickt hat, ist nicht so gut wie das, wo ich hingehe. Ich gehe jetzt dort hin, wenn du mitkommen möchtest, nehme ich dich gerne mit.«

Der Mann hatte etwas Hinterhältiges an sich, und zusammen mit seinem bösartigen Gesicht, war ich mir sicher, dass er zur Riege der Verbrecher gehörte. Aber da ich unter den Mitgliedern dieser Kategorie arbeiten wollte, fügte sich sein Vorschlag perfekt in meine Pläne, weshalb ich sofort akzeptierte.

»Mein Name ist Rapas«, sagte er. »Man nennt mich auch Rapas, die Ulsio«, fügte er, nicht ganz ohne Stolz, hinzu.

Nun war ich mir sicher, ihn richtig eingeschätzt zu haben – denn Ulsio bedeutet Ratte.

»Mein Name ist Vandor«, sagte ich ihm und benutzte den Tarnnamen, den ich für dieses Abenteuer gewählt hatte.

»Anhand deiner Rüstung kann ich ersehen, dass du aus Zodanga bist«, sagte er, während wir vom Schlafraum zu den Fahrstühlen gingen.

»Ja«, erwiderte ich, »aber ich war lange Jahre außerhalb der Stadt. Tatsächlich war ich nicht mehr hier, seit sie von den Thark niedergebrannt worden ist. Es hat sich so vieles verändert, dass es beinahe so ist, als wäre ich in eine fremde Stadt gekommen.«

»Von deinem Aussehen her, würde ich dich für jemanden halten, der Krieger von Beruf ist«, meinte er.

Ich nickte. »Ich bin ein Panthan. Ich habe seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Ländern gedient, aber vor kurzem habe ich einen Mann getötet und musste weg.«

Ich wusste, dass wenn er ein Verbrecher wäre, wie ich vermutete, ihn dieses Mordgeständnis, das ich ihm auf dem Tablett servierte, ihn mir gegenüber offener machen würde.

 Er mir einen raschen Blick aus seinen verschlagenen Augen zu und sah dann gleich wieder weg. Ich sah, dass ihn mein Eingeständnis in gewisser Weise beeindruckt hatte. Auf dem Weg zum Wirtshaus, das nicht weit von unserer Herberge entfernt an einer anderen Straße lag, setzten wir unsere halbherzige Unterhaltung fort.

Nachdem wir dort angekommen waren und uns an den Tisch gesetzt hatten, bestellte Rapas ein paar Drinks für sich, und gleich nachdem er das erste Glas geleert hatte, wurde seine Zunge lockerer.

»Hast du vor, in Zodanga zu bleiben?«, fragte er.

»Das hängt davon ab, ob ich hier ein Auskommen finde«, erwiderte ich. »Mein Geld wird nicht lange reichen, und wenn man seinen letzten Arbeitgeber unter solchen Umständen verlassen hat, wie ich es getan habe, hat man natürlich auch keine Papiere. Daher könnte es schwierig für mich werden, überhaupt einen Ort finden zu können, an dem ich bleiben kann.«

Während wir unsere Mahlzeit einnahmen, trank Rapas immer weiter, und je mehr er trank, desto redseliger wurde er.

»Ich beginne, dich zu mögen, Vandor«, verkündete er schließlich, »und wenn du aus dem Holz geschnitzt bist, wie ich glaube, dass du es seist, dann kann ich eine Beschäftigung für dich finden.«

Schließlich lehnte er sich eng an mich und flüsterte in mein Ohr:

»Ich bin ein Gorthan«, sagte er.

Es war unwahrscheinliches Glück. Ich hatte gehofft, Kontakt zu Mördern aufnehmen zu können, und der erste Mann, dessen Bekanntschaft ich machte, gab zu, einer zu sein.

Abwertend zog ich die Schultern hoch.

»Damit lässt sich nicht viel Geld verdienen«.

»Es gibt genügend, wenn man gut vernetzt ist«, versicherte er mir.

»Aber ich bin nicht gut vernetzt hier in Zodanga«, gab ich zurück. »Ich gehöre nicht zur Zunft in Zodanga, und wie ich schon sagte, musste ich ohne jegliche Papiere weg.«

Er sah sich verstohlen um, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war, der mithören konnte.

»Die Zunft ist gar nicht notwendig«, flüsterte er, »nicht alle gehören der Zunft an.«

»Ein sicherer Weg, um Selbstmord zu begehen«, wandte ich ein.

»Nicht für einen Mann mit einem klugen Kopf. Sieh mich an: Ich bin ein Mörder, und ich gehöre nicht der Zunft an. Ich verdiene auch gutes Geld und muss mit niemandem teilen.«

Er nahm noch ein weiteres Getränk. »Es gibt nicht viele mit einem so schlauen Kopf wie Rapas, die Ulsio.«

Er rückte noch näher an mich heran.

»Ich mag dich, Vandor«, sagte er, »du bist ein guter Bursche.«

Seine Stimme war schwerfällig vom Trinken geworden.

»Ich habe einen sehr reichen Klienten, der eine Menge Arbeit zu vergeben hat und gut dafür bezahlt. Ich kann dir hin und wieder eine Gelegenheitsarbeit bei ihm verschaffen, und vielleicht sogar eine feste Anstellung für dich finden. Wie würde dir das gefallen?«

Ich zuckte die Achseln.

»Der Mensch muss leben«, sagte ich. »Und wenn man nicht viel Geld hat, kann man nicht allzu wählerisch sein.«

 »Gut, dann begleite mich; ich gehe heute Abend dorthin. Während Fal Sivas mit dir spricht, werde ich ihm sagen, dass du genau der Mann bist, den er braucht.«

»Aber was ist mir dir?«, fragte ich nach. »Es ist deine Arbeit, niemand braucht zwei Mörder.«

»Mach dir um mich keine Gedanken«, sagte Rapas. »Ich habe andere Pläne im Kopf.«

Plötzlich hielt er inne und warf mir einen raschen, misstrauischen Blick zu. Es war fast so, als hätte ihn das, was er gesagt hatte, auf einen Schlag ernüchtert. Dann schüttelte er seinen Kopf, so als wolle versuchen, ihn wieder frei zu bekommen.

»Was sagte ich gerade?«, wollte er wissen. »Ich glaube, ich werde betrunken.«

»Du sagtest, du hättest eigene Pläne. Ich vermute, du wolltest damit sagen, dass du eine bessere Arbeit in Aussicht hast.«

»Ist das alles, was ich gesagt habe?«, fragte er nach.

»Du sagtest, du würdest mich zu einem Mann namens Fal Sivas mitnehmen, der mir eine Anstellung geben würde.«

Rapas schien erleichtert.

»Ja, ich werde dich heute Abend mit zu ihm nehmen.«

 

 

 

 

  Kapitel 2: Fal Sivas

 

 

Rapas verschlief den Rest des Tages, während ich meine Zeit dafür nutzte, an meinem Flieger im öffentlichen Hangar auf dem Dach der Herberge herum zu werkeln.

Während ich den Motor wartete, erinnerte mich an die plötzliche Angst, die er mitten in seinem betrunkenen Reden gezeigt hatte, und wunderte mich ein wenig, was wohl der Grund gewesen sein mochte. Es war direkt nach seiner Aussage gewesen, dass er andere Pläne hätte. Welche Pläne? Woraus auch immer sie bestehen mochten, sie waren offensichtlich ruchlos, sonst wäre er nicht so betroffen gewesen, als er befürchtete, sie ausgeplaudert zu haben.

Meine kurze Bekanntschaft mit Rapas hatte mich davon überzeugt, dass meine erste Einschätzung seines Charakters richtig gewesen war, und dass sein Spitzname Rapas wohl verdient war.

Die erzwungene Untätigkeit des langen Tages rieb mich schier auf, aber endlich war der Abend da und Rapas, die Ratte, und ich verließen unsere Unterkunft und machten uns erneut auf den Weg zu dem Wirtshaus.

Rapas war jetzt wieder nüchtern und diesmal nahm er keinen einzigen Drink zu seiner Mahlzeit.

»Man muss einen klaren Kopf haben, wenn man mit dem alten Fal Sivas spricht«, sagte er. »Bei meinen ersten Ahnen: Ein gewitzterer Verstand als seiner, ist aus dem Ei einer Frau noch nicht geschlüpft.«

Nach dem Essen gingen wir hinaus in die Nacht, und Rapas führte mich über eine breite Verkehrsstraße und durch enge Gassen hindurch bis zu einem großen Gebäude, das in der Nähe der östlichen Stadtmauer von Zodanga lag. Es war ein dunkles und düsteres Gemäuer, und die Straße davor war unbeleuchtet. Es stand in einem Bezirk für Lagerhäuser, und zu dieser nächtlichen Zeit war die Umgebung völlig verlassen.

Rapas ging zu einer schmalen Tür, die versteckt in der Ecke eines Stützpfeiles eingelassen war. Ich sah, wie er mit einer Hand an einer Seite der Tür herumtastete; schließlich trat er zurück und wartete.

»Nicht jeder erhält Zutritt zum Haus des alten Fal Sivas«, bemerkte er mit einem Anflug von Überheblichkeit. »Du musst das richtige Signal kennen und das bedeutet, dass du ein erhebliches Vertrauen des alten Mannes genießt.«

Schweigend warteten wir vielleicht zwei oder drei Minuten lang. Kein Geräusch kam von jenseits der Tür, aber schließlich öffnete sich ein sehr kleines, rundes Loch in der Oberfläche, und im trüben Licht des Fernen Mondes sahen wir ein Auge, das uns taxierte. Dann sprach eine Stimme:

»Aha, der edle Rapas!«

Die Worte waren geflüstert, danach schwang die Tür auf. Der Durchgang dahinter war sehr eng, und der Mann, der die Tür geöffnet hatte, drückte sich dicht gegen die Wand, damit wir durchgehen konnten. Dann schloss er die Tür hinter uns und folgte uns einen dunklen Korridor entlang, bis wir schließlich in einen kleinen, schwach beleuchteten Raum kamen. Hier blieb er stehen.

»Der Herr sagte mir nicht, dass du noch jemanden mitbringen würdest«, sagte er zu Rapas.

»Er hat es selbst nicht gewusst«, antwortete Rapas. »Tatsächlich wusste ich es bis heute selbst nicht, aber es ist alles in Ordnung. Dein Herr wird erfreut sein, ihn empfangen zu haben, wenn ich ihm erst erklärt habe, warum ich ihn mitgebracht habe.«

»Das ist eine Angelegenheit, die Fal Sivas selbst entscheiden muss«, erwiderte der Sklave. »Vielleicht gehst du besser erst vor, um mit ihm zu sprechen und lässt den Fremden hier bei mir.«

»Nun gut«, gab mein Begleiter nach. »Bleib hier, bis ich zurück bin, Vandor.«

Der Sklave schloss die Tür auf der anderen Seite des Vorraums auf, und nachdem Rapas hindurchgeschlüpft war, folgte er ihm und schloss die Tür.

Mir kam sein Handeln ein wenig seltsam vor, hatte ich ihn doch sagen hören, dass ich mit ihm zusammen hierbleiben sollte, aber dennoch hätte ich über diese Angelegenheit nicht weiter nachgedacht, hätte ich nicht schließlich das starke Gefühl gehabt, beobachtet zu werden.