Die Stimme - Rainer Maria Rilke - E-Book

Die Stimme E-Book

Rainer Maria Rilke

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Beschreibung

Die Stimme ist eine Erzählung von Rainer Maria Rilke. In dieser Ausgabe zusammen mit der Geschichte Weißes Glück. Auszug: Doktor Henke war in der Stadt ein Muster von Pflichteifer; aber die sechs Urlaubswochen verträumte er, auf dem Rücken liegend, an dem weißen Strand des Ostseebades Misdroy in heroischer Faulheit. Er hatte die Hände als Kissen unter den kurzgeschorenen Kopf geschoben und schaute in die hohen Buchenwipfel. Dabei war er sehr ärgerlich über seinen Freund Erwin, der vor ihm stand und den heranrollenden Wellen kleine Steinchen in den Rachen warf; denn er mußte ihm folgende ernste Rede halten: »Du bist ja ein Esel. Erholen sollst du dich hier. Nicht solche Tollheiten ausspinnen. Ich kann gar nicht klug daraus werden. "Eine Stimme." Hat man so was schon gehört? Du bist so einer, den man unter die Haube bringen muß um jeden Preis. Werde übrigens für dich auf Brautschau gehen. Was ich in diesen paar Tagen alles zu hören bekommen habe. Zwei Diebe verteidigen und einen Raubmörder, und die Hinterlassenschaft einer Erbtante, die ohne letzten Willen gestorben ist, regeln, strengt lange nicht so an, wie dir alle deine Dummheiten ausreden. - Überarbeitet bist du.«

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Seitenzahl: 13

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Die Stimme

Die StimmeWeißes GlückAnmerkungenImpressum

Die Stimme

Doktor Henke war in der Stadt ein Muster von Pflichteifer; aber die sechs Urlaubswochen verträumte er, auf dem Rücken liegend, an dem weißen Strand des Ostseebades Misdroy in heroischer Faulheit. Er hatte die Hände als Kissen unter den kurzgeschorenen Kopf geschoben und schaute in die hohen Buchenwipfel. Dabei war er sehr ärgerlich über seinen Freund Erwin, der vor ihm stand und den heranrollenden Wellen kleine Steinchen in den Rachen warf; denn er mußte ihm folgende ernste Rede halten:

»Du bist ja ein Esel. Erholen sollst du dich hier. Nicht solche Tollheiten ausspinnen. Ich kann gar nicht klug daraus werden. ›Eine Stimme.‹ Hat man so was schon gehört? Du bist so einer, den man unter die Haube bringen muß um jeden Preis. Werde übrigens für dich auf Brautschau gehen. Was ich in diesen paar Tagen alles zu hören bekommen habe. Zwei Diebe verteidigen und einen Raubmörder, und die Hinterlassenschaft einer Erbtante, die ohne letzten Willen gestorben ist, regeln, strengt lange nicht so an, wie dir alle deine Dummheiten ausreden. – Überarbeitet bist du.«

Erwin lächelte in die Wellen hinaus: »Da magst du ja recht haben. Ich bin sehr müde. Und gerade deshalb sehne ich mich darnach. In einem weichen tiefen Stuhl lehnen und von einer süßen Stimme sich erzählen lassen, wie das Leben ist. Durch diese liebe Stimme sich mit dem Leben versöhnen, und alles wieder liebgewinnen an ihm: seine kleinen Ereignisse und seine großen Wunder.«