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Nick Louth

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Beschreibung

Eine tödliche Seuche breitet sich aus - und die einzige Wissenschaftlerin, die eine Katastrophe verhindern kann, ist spurlos verschwunden In Amsterdam sterben Menschen. Jeden Tag werden es mehr. Eine Seuche breitet sich in der Stadt aus, übertragen von gezielt ausgesetzten Mücken. Eine könnte helfen: Die Wissenschaftlerin Erica Stroud-Jones steht kurz vor dem Durchbruch in der Malaria-Forschung. Doch sie ist spurlos verschwunden - alles deutet auf eine Entführung hin. Ihr Freund Max Carver sucht in der Amsterdamer Unterwelt nach ihr. Max muss wissen, woran Erica zuletzt gearbeitet hat, nur so lässt sich die Katastrophe aufhalten. Seine Suche führt ihn immer tiefer in Ericas Vergangenheit. Was hat sie in den 90er Jahren in Afrika gemacht? Und was hat das mit der Epidemie zu tun? Max muss feststellen, dass er Erica kaum gekannt hat, denn was er über sie herausfindet, ist lebensgefährlich ... Spannend, raffiniert und hochexplosiv – die Thriller-Sensation aus England!

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Über das Buch und den Autor
Titelseite
Impressum
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
Epilog
Danksagung
Leseprobe: Blood on Snow. Das Versteck
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Inhalt

Über das Buch und den Autor

Titelseite

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

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30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

Epilog

Danksagung

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Das Buch

In Amsterdam sterben Menschen. Jeden Tag werden es mehr. Malaria breitet sich in der Stadt aus, übertragen von gezielt ausgesetzten Mücken. Eine könnte helfen: Die Wissenschaftlerin Erica Stroud-Jones steht kurz vor dem Durchbruch in der Malaria-Forschung. Doch sie ist spurlos verschwunden – alles deutet auf eine Entführung hin. Ihr Freund Max Carver sucht in der Amsterdamer Unterwelt nach ihr. Max muss wissen, woran Erica zuletzt gearbeitet hat, nur so lässt sich die Katastrophe aufhalten. Seine Suche führt ihn immer tiefer in Ericas Vergangenheit. Was hat sie in den neunziger Jahren in Afrika gemacht? Und was hat das mit der Malaria-Epidemie zu tun? Max muss feststellen, dass er Erica kaum gekannt hat, denn was er über sie herausfindet, ist gefährlich. Lebensgefährlich.

Der Autor

Nick Louth ist Wirtschaftsjournalist und ehemaliger Auslandskorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters. Während seiner Zeit als Korrespondent lebte er unter anderem in Amsterdam. Dort wurde er bei einem Mediziner-Kongress auf das Thema Malaria und das mangelnde Interesse der Pharmakonzerne aufmerksam. Nick Louth ist verheiratet und lebt in Lincolnshire, England.

Nick Louth

Die Suche

Thriller

Aus dem Englischen von Peter Friedrich

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.

ISBN 978-3-8437-1139-5

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015 © Nick Louth, 2007 Titel der englischen Originalausgabe: Bite (erschienen bei Sphere, an imprint of Little, Brown Book Group, London) Umschlaggestaltung: © Cornelia Niere, München Titelabbildungen: © Tom Hoops Photography

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

1

New York im August. Es war ein schweißtreibender Abend in der Zoo-Klasse eines überfüllten Jumbo-Jets, der am Flughafen JFK auf den Start wartete. Regennässe dampfte vom warmen Asphalt wie Öl in einer heißen Pfanne. Dann endlich, mit einer Stunde Verspätung, ging es los. Die 747 beschleunigte mit heulenden Triebwerken. Regentropfen liefen diagonal über die Fenster, die Linien der Startbahn jagten vorbei wie Leuchtspurmunition, und in den Gepäckfächern oben klapperte es. KLM Flug 648 mit Ziel Amsterdam hob ab. Dreihundertfünfzig Passagiere entspannten sich langsam und dachten, ihre Probleme wären vorbei.

Falsch.

John Edward Davies hatte Sitz 38C am Gang. Er sah genauso aus, wie man sich einen John Edward Davies vorstellte: durchschnittlich, anonym, schnell wieder vergessen. Ein Name, der wie geschaffen schien für einen falschen Pass. Unter dem Sitz vor sich hatte er eine kleine Tasche mit Reißverschluss deponiert. Darin befand sich eine Tupperware-Dose, deren Deckel mit drei dicken Gummibändern fest verschlossen war. Und da hatte die Durchschnittlichkeit ein Ende.

Die Frischhaltebox war das, was man im Pentagon als ›kosteneffizienten Waffenträger‹ bezeichnete. So leicht, so unauffällig. Scheinbar leer. Fast, aber nicht ganz. Die Box enthielt keine Elektronik, keine Zeitschaltuhr, keinen Sprengstoff, keine Chemikalien, kein Giftgas, keine ungewöhnlichen Bakterien oder Viren, keine radioaktiven Materialien. Nichts von all dem, was Terroristen gerne benutzen. Nichts, was bei den Scannern am Flughafen hätte Alarm auslösen können. Nichts, was in einem Röntgengerät sichtbar geworden wäre, was ein Spürhund riechen, was ein Metalldetektor hätte aufspüren können.

Und doch war diese Box tödlicher als jede Bombe. John Davies hatte seine Hausaufgaben gemacht. Der Inhalt dieser Dose konnte mehr Menschen töten als die Atombombe von Hiroshima. Nur viel subtiler. Viel langsamer.

Aber erst einmal musste er ein paar Stunden lang die Zeit totschlagen. Ruhig und gelassen bleiben. Durchschnittlich denken, durchschnittlich sein und die Füße fest gegen beide Seiten der Box gepresst halten. Neben ihm in Sitz 38B riss ein Mann mit lockigen Haaren Seiten aus dem Bordmagazin und faltete sie zu Origami-Schwänen und -Tauben, die er auf dem Klapptisch balancieren ließ. Bevor Davies sich abwenden konnte, hatte sein Nachbar den Blick bemerkt und begann eine Unterhaltung. Er sei Max, Bildhauer aus Amerika. John Davies nickte und lächelte an den richtigen Stellen und sagte wenig, bis er sich endlich wieder seinem Magazin zuwenden konnte.

Draußen konzentrierte sich der Sonnenuntergang zu einem leuchtend orangefarbenen Pinselstrich am preußisch-blauen Horizont, während das Flugzeug in die Nacht über dem Atlantik eintauchte.

Um exakt 10.30 Uhr New Yorker Zeit zog Davies ein Pillenröhrchen aus der Tasche. Er öffnete es, entfernte den Wattepfropfen und ließ eine orangefarbene Tablette mit einem winzigen blauen Punkt in der Mitte herausgleiten. Mit einem Glas Wasser spülte er sie hinunter. In einem kleinen Tagebuch blätterte er zur Kalenderseite für August. Machte einen Kringel um den Tag und vermerkte die Zeit, wie er es seit drei Wochen tat und noch mehrere Wochen lang würde tun müssen.

Doch das Schicksal hat so eine Art, sich auch in die präzisesten Pläne einzumischen. Eine nicht mehr ganz junge Frau drängte sich am Getränkewagen im Gang vorbei und stieß dabei gegen Davies’ Ellbogen. Plötzlich sprangen und kullerten überall orangefarbene Tabletten herum. Die Frau entschuldigte sich, ließ sich auf die drallen Knie nieder und begann, den Boden abzusuchen. Die Flugbegleiterin eilte ihr zu Hilfe. Das war zu viel unerwünschte Aufmerksamkeit. Davies sagte: »Kein Problem, kein Problem, ich mache das schon. Überlassen Sie das mir. Nur Vitaminpillen, kein Problem.« Doch sie ließen sich nicht abhalten und versuchten, Small Talk zu machen. Seine Nerven lagen blank.

Dann schob die Frau auch noch seine Tasche mit dem Reißverschluss zur Seite, um eine der Tabletten unter dem Sitz zu erreichen. Unwillkürlich zuckten seine Beine abwehrend, und er knurrte: »Ich sagte, lassen Sie das.« Mit großen Augen, in denen sich Überraschung mit Angst mischte, sah sie zu ihm hoch.

Als die beiden endlich verschwunden waren, zählte Davies lautlos die Pillen von seinem Klapptisch in das Röhrchen zurück. Elf fehlten. Er war durcheinander und verärgert und wäre am liebsten jetzt gleich zur Tat geschritten, basta. Doch das durfte er nicht. Noch nicht. Er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten.

Der würde nach dem Film kommen, nach noch mehr Getränken und dem nervigen Herumgefummel mit Kopfhörern und Schlafmasken, Decken und warmen Socken. Keinesfalls vorher. Erst wenn das Licht gedämpft wurde und die künstlichen Regeln der Nacht in einem Jumbo-Jet in Kraft traten. Dann konnte Davies endlich aufstehen und das tun, was notwendig war. Wovon er so lang geträumt hatte. Ein schmales Lächeln lag auf seinen Lippen. Vor den Fenstern wurde das letzte Licht vom Ozean der Nacht verschluckt. Das Tempo, mit dem die Welt da draußen auf dem Weg in die Dunkelheit war, lag entschieden höher, als die Natur es vorgesehen hatte.

***

Nach New Yorker Zeit war es Mitternacht, als der Chef der Pharmstar Corporation, John Sanford Erskine III., seinen Platz in der World-Business-Class verließ, um zur Toilette zu gehen. Dabei kam er an den schlafenden Gestalten von Don Quiggan, dem Finanzchef, und seiner persönlichen Assistentin Penny Ryan vorbei. Auf der anderen Seite des Gangs sah sich Bob Mazzio, der Leiter der Abteilung Fusionen und Übernahmen, auf seinem Bildschirm einen Film an.

In der Toilette richtete Erskine seine Seidenkrawatte, säuberte die Schultern seines Jacketts und tupfte sich Kölnischwasser auf die gebräunten Wangen. Mit seinen fast ein Meter fünfundneunzig musste er sich ein wenig bücken, um in den Spiegel sehen zu können. Er überprüfte sein löwenhaftes Profil, stopfte sich ein Papierhandtuch in den Kragen und bürstete sich sorgfältig die Zähne, bevor er mit Zahnseide nacharbeitete.

Mit einem kleinen Silberkamm beförderte er zwei oder drei entfleuchte Strähnen wieder an die richtige Stelle. Endlich lächelte er zufrieden. Mit achtundfünfzig Jahren besaß er immer noch eine dichte Mähne. Früher war sie pechschwarz gewesen, jetzt jedoch grau und über den Ohren mit Weiß durchsetzt.

Aus einem Lederbeutel mit Monogramm zog er eine kleine Cremedose. Er wickelte sich ein frisches Papiertuch um den Finger, tauchte ihn in das Döschen und fuhr sich damit über die buschigen schwarzen Augenbrauen. Als die störrischen Härchen gebändigt waren, tupfte er den Überschuss weg und trocknete sie mit dem Fön. Die Brauen betonten seine durchdringenden blauen Augen, doch das war nicht alles. Erskine setzte sie sehr subtil ein. Mit winzigen Hebungen und Flexionen, seiner Kalligraphie der Verführung, wie er es nannte, konnte er eine Konferenz leiten, ohne die Stimme erheben, oder eine Frau betören, ohne sie senken zu müssen.

Man nannte ihn Iron Jack Erskine. Er konnte Investoren begeistern und Banker überzeugen, Rivalen in Ehrfurcht erstarren lassen und Gegner zermürben. Wenn einer sich mit Iron Jack anlegte, so hieß es in der pharmazeutischen Industrie, dann standen die Chancen tausend zu eins, dass er verlor.

Das Problem war nur, manche Feinde ignorierten diese Statistik.

2

Wenn die Opfer schlafen, gehen die Jäger auf die Pirsch.

Es war 2.15 Uhr nach New Yorker Zeit, 8.15 Uhr in Amsterdam. Davies holte seine Reißverschlusstasche unter dem Sitz hervor und drückte die Finger durch den Stoff, um sich zu vergewissern, dass der Deckel der Dose noch dicht saß. Alles in Ordnung. Sein Nachbar mit den krausen Haaren schlief zusammengesunken unter einer Decke, in der Hand einen Papierschwan. Auf der anderen Seite des Gangs schnarchte ein kahlköpfiger Geschäftsmann vor sich hin, während sein Laptop aufgeklappt auf seinem Schoß lag und der Cursor auffordernd blinkte.

In der Touristenklasse sah es aus wie auf einem Schlachtfeld nach Einbruch der Nacht: hingestreckte Körper, schlaffe Glieder, offenstehende Münder, eine rotbefleckte Decke, nur dass es sich in diesem Fall nicht um Blut, sondern um Rotwein handelte. An ein paar Stellen durchschnitt das Licht der Leselampen das Halbdunkel und beleuchtete ein paar ältere Damen mit Dauerwelle und Lesebrille am Kettchen, die sich durch die neuesten Thriller arbeiteten. Tja, wenn sie gewusst hätten, dass die Action sich in Wirklichkeit direkt neben ihnen abspielte …

Er griff in die Tasche und streifte die Gummibänder von der Dose. Der Deckel saß immer noch fest. Dann hängte er sich die Tasche über die Schulter und ging auf den Vorhang zu, der die Business-Class von den Billigpassagieren trennte. In der Bordküche dahinter bereitete eine Stewardess Drinks zu, doch sie blickte nicht auf, als er vorbeitappte. Anderthalb Meter weiter erreichte er die Treppe nach oben zur zweiten Etage der Business-Class. Das Zielgebiet.

Davies trat behutsam auf, damit die Metallstufen kein Geräusch von sich gaben, während er hinaufstieg. Kurz vor dem Ende der Treppe hielt er inne. Die Passagiere ruhten in breiten, zurückgelehnten Sitzen. Weiche Ziele, verwundbar, schlafend. Er nahm die Box aus der Tasche. Warf einen letzten Blick nach oben. Niemand regte sich. Niemand beobachtete ihn. Vorsichtig hob er den Deckel ab.

***

»Hey, Max! Hier bin ich.«

Max hatte Erica noch nicht einmal bemerkt, als sie sich schon aus der wartenden Menge in der Ankunftshalle in Amsterdam gelöst hatte und sich ihm in die Arme warf. »Ich habe dich so vermisst.« Ihr Akzent jagte ihm Schauer der Erregung über den Rücken, während er sich in ihrer Umarmung und ihrem Duft verlor.

»Mein Gott, ist das schön, dich zu sehen«, sagte Max. Er küsste sie auf den Hals und fuhr mit den Händen durch ihre zu einem Bob geschnittenen schwarzen Haare. Dann hielt er ihr Gesicht umfangen, sah ihr in die unglaublich grünen Augen und erwiderte ihr breites Lächeln. Er freute sich jedes Mal auf das Wiedersehen mit ihr. Als ob zehn Tage Trennung reichen würden, um zu vergessen, wie schön sie war.

»Hier, ich habe dir etwas mitgebracht.« Er stellte ihr einen Papierschwan auf die Schulter. Sie sah ihn an und grinste.

»Danke. Ich werde ihn in meine wachsende Origami-Voliere setzen.« Sie führte ihn ins Flughafenrestaurant. »Ich habe ein hübsches kleines Hotel gefunden, und die Columbia-Universität bezahlt unsere Rechnung.«

»Hast du deinen großen Vortrag für Sonntag fertig? Ich sehe schon die Schlagzeile in der New York Times vor mir: ›Erica Stroud-Jones für Nobelpreis nominiert‹.«

Erica lächelte. Max betrachtete die Wissenschaft mit den Augen eines Künstlers: als eine Art geheimnisvolle Mixtur aus Formeln und blubbernden Erlenmeyerkolben, zwischen denen Professoren mit strubbeligen Haarmähnen herumwuselten und mitten in der Nacht Heureka riefen.

»Ich muss noch ein paar Änderungen einarbeiten«, sagte sie. »Die Organisation der Konferenz sitzt mir bereits im Nacken, dass ich den Vortrag endlich einreichen soll, aber ich kann es mir nicht leisten, über eine unklare Stelle zu stolpern.«

»Meine unvergleichliche Perfektionistin.« Max drückte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und ließ sein Gepäck neben den Tisch fallen. »Aber lass uns trotzdem eine schöne Zeit verbringen. Du kannst mich nicht einfach in die Ecke stellen. Das lasse ich nicht zu.«

»Max, nicht.« Erica legte ihm den Finger auf die Lippen, und ihre Augen blitzten. »Komm schon. Das hatten wir doch alles schon. Man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, darum hat es ja so lang gedauert …«

»Lang! Es kommt mir vor wie Jahrzehnte. Ohne Anerkennung, auf kaputten Bürostühlen, ständig um Forschungsmittel und Geld für einen Computer betteln, im Labor schlafen …«

Erica zog in gespielter Empörung die Augenbrauen hoch. »Habe ich dir etwa gestattet, die Geschichte meines schweren Schicksals so auszuschmücken?«

Als die Bedienung kam, um ihre Bestellung aufzunehmen, lachten sie schon wieder und hielten sich auf dem Tisch an den Händen. Max hatte im Leben einer Frau noch nie die zweite Geige gespielt, doch es war ihm klar, dass es keine andere Möglichkeit gab, wenn er mit Erica zusammen sein wollte. Er hatte immer darum gekämpft, die Nummer eins zu sein, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. In der Schule, auf dem College und sieben Jahre lang bei der US-Küstenwache. Am Sonntag wurde er achtunddreißig. Es schien ein gutes Alter zu sein, um sich ein wenig in Rücksicht zu üben.

»Ich habe etwas Besonderes für deinen Geburtstag geplant«, sagte Erica und strich Max durchs Haar.

»Ich kann’s kaum erwarten.« Max hatte selbst eine kleine Überraschung für Erica vorbereitet. In der Hosentasche tippte er mit den Fingern auf die kleine Perlmuttdose. Nur um sich zu vergewissern, dass sie immer noch da war, wie er es alle paar Minuten seit der Abreise aus New York getan hatte. Darin befand sich auf lilafarbenem Futter ein Ring. Es war das erste Mal, dass er Gold bearbeitet oder einen Diamanten gefasst hatte. Er lag bereit für den Sonntag, wenn er zum allerersten Mal eine Frau um ihre Hand bitten würde.

***

An diesem Donnerstagmorgen, unserem ersten Tag in Amsterdam, trafen Max und ich gemeinsam in unserem kleinen Hotel ein, dem ›Erwin‹, mit seiner schönen, geschwungenen Treppe und der holzgetäfelten Lobby. Das Zimmer war wundervoll, und uns war es egal, dass der Lift gerade einmal für unser Gepäck reichte. Auf dem Weg nach unten sahen wir eine Frau, die ihren behinderten Mann aus dem Rollstuhl hob und versuchte, ihn die steile Treppe hinaufzuhieven. Max beeilte sich, ihr zu helfen, und trug diesen winzigen, in sich zusammengesunkenen Mann auf den Armen die Treppe hinauf. Es war eine seltsam anrührende Szene.

Erica legte den Stift weg und blätterte in ihrem Tagebuch zurück. In der Ferne hörte sie die Glocken der Westerkerk. Sie fand den drei Monate alten Eintrag von ihrer ersten Begegnung mit Max in New York. Das war nicht allzu lang nach 9/11 gewesen. Die Stadt war vom Schock noch wie gelähmt, und sie hatte mit Zoe eine Spendenveranstaltung für verletzte Feuerwehrleute in Midtown besucht. Zoes Schwager arbeitete bei der Feuerwehr, und später waren sie mit ihm in eine Bar in Alphabet City an der Lower East Side gefahren, wo einige der Angehörigen sich trafen, um der Toten und Verletzten in einer weniger förmlichen Atmosphäre zu gedenken. Zoe machte Erica auf diesen wild aussehenden Typen aufmerksam, der zu niemandem zu gehören schien, doch er war ihr bereits aufgefallen. Aber erst viele Stunden und Drinks später war sie bei einer Party in einem winzigen Apartment in Brooklyn mit ihm ins Gespräch gekommen.

Ich hatte ihn aus den Augen verloren und gedacht, er wäre nach Hause gegangen. Ein Typ namens Lawrence mit zerrissenen Jeans, der behauptete, Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der CUNY zu sein, aber vor allem daran interessiert zu sein schien, mir in die Bluse zu starren, hatte mich in der Küche mit Beschlag belegt. Ich war froh, als Zoe mich auf die kühle Feuertreppe hinaus entführte und mir zuflüsterte: »Ich hab etwas für dich. Schau.« Und da war er wieder, saß ein paar Stufen tiefer. Er hielt ein Bier in der Hand und schien den Anblick der Brooklyn Bridge und der glitzernden Hochhäuser der Wallstreet in sich aufzusaugen. Ich zögerte.

»Geh schon und sprich ihn an!«, zischte Zoe.

Als ich die Metallstufen hinunterpolterte, blickte er sich zu mir um. Der Schatten der Feuertreppe malte Streifen auf sein Gesicht wie einen Strichcode, und er hatte ein prachtvolles Lächeln. »Bester Platz im Haus«, sagte er mit einer Geste auf die Aussicht. »Und gebratene Zucchini gibt’s gratis dazu«, fügte er hinzu und wedelte mit der Hand in der nach Öl riechenden Luft, die von dem italienischen Restaurant im Erdgeschoss heraufwehte. Danach saßen wir einfach nur da und redeten. Max stammte aus einer Familie von Feuerwehrleuten in Brooklyn. Ein älterer Bruder von ihm lag mit Rauchvergiftung im Krankenhaus, und heute hatte er ihn seit sechs Monaten zum ersten Mal wieder gesehen. Seine Schwester hatte ebenfalls einen Feuerwehrmann geheiratet. Einen von denen, die nicht zurückgekommen waren. »Er liegt immer noch irgendwo da drunter«, sagte Max mit einem Blick auf die Stadt.

(Ericas Tagebuch 2002)

3

Don Quiggan und Bob Mazzio saßen mittags im Restaurant des Krasnapolsky-Hotels am Dam-Platz in Amsterdam, sahen den hübschen Mädchen auf ihren Fahrrädern nach und beobachteten, wie Drogendealer sich an die Touristen heranmachten.

Mazzio gähnte demonstrativ. »Ich bekomme immer Jetlag, wenn ich von West nach Ost fliege, egal, was ich mache. Hier drin ist es noch mitten in der Nacht.« Er tippte sich mit einem behaarten Finger an den Kopf. Dann sah er auf die Uhr und stöhnte. »Ach du Scheiße. Ist das das Datum von heute?«

»Der Jetlag muss ja ziemlich schlimm sein, wenn Sie nicht einmal wissen, welcher Tag gerade ist«, grinste Quiggan und nippte an seinem Kaffee. »Sie sollten sich ein bisschen bewegen und echtes Sonnenlicht tanken.«

»Nein, ich meine, ich habe den Geburtstag meines Sohns vergessen.« Mazzio brachte einen Notebook-Computer zum Vorschein und stöpselte sein Mobiltelefon an. »Besser, ich schicke ihm eine E-Mail.«

»Ich dachte, er wäre erst sechs oder sieben.«

»Sechs. Aber er kann ziemlich gut mit einem PC umgehen.«

»Dann sollten wir ihn anheuern, Bob. Wir können immer clevere junge Leute brauchen.«

Mazzio verzog das Gesicht, während er auf die Tastatur eintippte. Das Letzte, was er gewollt hätte, war, dass sein Sohn Pharmstar seine Seele verkaufte. Einer in der Familie reichte völlig. Vor drei Monaten, an Mazzios erstem Tag bei Pharmstar, hatte er Iron Jack vor den frisch von der Wirtschaftsschule angeheuerten Angestellten über Strategie dozieren hören.

»Ich will von Ihnen das nächste Prozac oder Valium, das nächste Lipitor oder Zantac«, hatte Jack gesagt, während er auf und ab schritt und seine tiefe Stimme durch den Saal dröhnen ließ. »Ich will, dass Sie die Welt nach Blockbustern abklappern, die eine Milliarde pro Jahr einbringen. Und unter uns gesagt, ein Heilmittel gegen Krebs können Sie sich abschminken. Was wir brauchen, sind keine Heilmittel, sondern Behandlungsmethoden. Arzneien, die die Patienten tagein, tagaus über Jahre hinweg einnehmen müssen. Die klinischen Anwendungsgebiete liegen auf der Hand: Depressionen, Migräne, Rückenschmerzen, Arthritis, Cholesterinprobleme, Übergewicht. Und es gibt nur einen einzigen Zielmarkt: die Industrienationen mit ihrer wohlhabenden Bevölkerung.«

Mazzio war verblüfft gewesen von den Fakten und Zahlen, die Jack aus dem Gedächtnis zitierte. Es kostete achthundert Millionen und dauerte bis zu zwölf Jahre, um ein Medikament aus dem Reagenzglas auf den Markt zu bringen. Ein typischer Antrag auf Zulassung eines Arzneimittels bei der amerikanischen Zulassungsbehörde bestand aus zwei Lastwagenladungen voll Papierkram. Wenn das Medikament endlich alle administrativen Hürden genommen hatte, musste es daher in den verbleibenden acht Jahren, in denen das Patent gültig blieb, riesige Erträge erbringen. Nicht nur, um die eigenen Entwicklungskosten wieder einzufahren, sondern auch um die neunundneunzig Prozent von Arzneimitteln zu finanzieren, die es nicht so weit schafften. Ein Stoff, der wie ein aussichtsreicher Kandidat aussah, konnte aus allen möglichen Gründen scheitern. Vielleicht wirkte er nur im Reagenzglas, nicht jedoch an Versuchstieren, oder er überstand den Tierversuch, schlug jedoch beim Menschen nicht an, oder es kam zu starken Nebenwirkungen. Im frustrierendsten Fall hatte man ein perfekt wirkendes Medikament, und dann wies irgendein Klugscheißer von Student in seiner Doktorarbeit nach, dass Aspirin genauso gut funktionierte.

»Wissen Sie was?«, hatte Jack den versammelten Angestellten zugerufen. »Ich würde diese beiden Mistkerle von der Uni am liebsten abknallen, die den Markt für Mittel gegen Magengeschwüre komplett zusammenbrechen ließen, indem sie nachwiesen, dass billige Antibiotika genauso gut wirken.«

Das folgende Gelächter hatte Mazzio ein wenig angewidert. Doch er brauchte das Geld, und niemand in der Branche zahlte so gut wie Pharmstar.

Quiggan hustete.

Mazzio schob sein Notebook zur Seite, als er Jack Erskine auf sie zukommen sah. Der Manager setzte sich nicht, sondern beugte sich vor und stützte nur die großen, gebräunten Hände auf ihren Tisch.

»Bob«, sagte Erskine ruhig. Seine dunklen Augenbrauen schienen dicht über den halbgesenkten Augenlidern zu schweben. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Henry Waterson bei den Utrecht Laboratories herumschnüffelt?«

»Ich wusste nichts davon. Was hat er dort zu suchen?«

»Es ist Ihr Job, solche Dinge zu wissen. Sie haben hier den Boden vorbereitet, richtig? Wussten Sie nicht, dass seine Beraterfirma dort einen Vertrag hat?«

Mazzio schüttelte den Kopf. Seine weit aufgerissenen braunen Augen hatten den Blick eines geprügelten Hundes. »Das müssen Peanuts sein, Jack, sonst hätten sie mir etwas davon gesagt.«

»Bei dieser Übernahme geht es um 3,4 Milliarden von unseren Aktien. Nichts, was die gefährden könnte, ist mit Peanuts zu vergleichen. Ich will, dass er seine Nase nicht länger dort hineinsteckt. Besorgen Sie mir eine Kopie seiner Verträge mit den Utrecht Laboratories. Ich brauche sie heute noch, damit die Anwälte sie auseinandernehmen können.«

Und schon war Erskine wieder verschwunden.

Mazzio stieß einen Seufzer aus, während Quiggan kicherte. Er zog versuchsweise den linken Mundwinkel seines blassen, asketischen Gesichts hoch und entblößte lange, schmale, gelbliche Zähne, die von Speichel glänzten.

»Was ist das eigentlich für eine Geschichte zwischen ihm und Henry Waterson?«, fragte Mazzio.

»Sie wissen doch, dass es Henry war, der Pharmstar aufgebaut hat, richtig?«

»Sicher. Er hat 1965 als Vitaledge Vitamins angefangen, wenn ich mich recht entsinne.«

»Ja.« Quiggan trank seinen Kaffee aus. »Waterson stammt aus einer Familie der Neuengland-Aristokratie. Geldadel, und sie waren auch nicht zimperlich beim Ausgeben. Waterson wurde in den siebziger Jahren auf Jack aufmerksam, als der noch ein zweiundzwanzigjähriger Vertreter war, und baute ihn für Führungsaufgaben auf. Das Problem war, dass Jack und Henry ganz unterschiedliche Herangehensweisen hatten. Für Henry war das Geschäftsleben eine sanfte Sportart, während Jack wie ein Hai im Goldfischbecken wütete. Doch davon bemerkte Henry nichts, bis er sich auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden zurückzog und Jack die Geschäftsleitung übertrug.«

Mazzio wirkte verwirrt. »Kommen Sie schon, Don, Jack hat sich in jeder Hinsicht durchgesetzt. Ich verstehe ja, dass Waterson ihn hasst, weil er den Geschäftszweig mit den Vitaminen aufgegeben hat, aber warum hasst Jack Henry?«

Quiggan starrte in seine Tasse und ließ den erkalteten Kaffeesatz darin kreisen. »Es ist eigentlich ein offenes Geheimnis, Bob, also was soll’s.« Er beugte sich vor. »Vor sieben Jahren verschwand Watersons älteste Tochter Trish. Sie wurde nie wieder lebend gesehen. Sie war erst zwanzig und eine strahlende Schönheit.«

»Mein Gott.«

»Eine Tragödie, aber es kommt noch schlimmer.« Quiggan erprobte wieder sein kränkliches Lächeln. »Jacks Frau entdeckte Trish zwei Tage später. Sie hatte sich an einem Deckenbalken in Jacks Bootshaus erhängt.«

»Ich fange langsam an zu begreifen.« Mazzio schüttelte den Kopf. »Jack hatte eine Affäre mit ihr?«

Quiggan nickte. »Henry fand einen Abschiedsbrief in Trishs Schlafzimmer. Er war reines Dynamit. Im Grunde gab er Jack die ganze Schuld, mit der typischen Gehässigkeit eines sitzengelassenen Schulmädchens.«

»Das ist ein hartes Urteil, Don. Über eine Zwanzigjährige.«

»In dem Brief stand, sie und Jack seien schon seit vier Jahren ein Liebespaar. Er hätte versprochen, Frau und Kinder für sie zu verlassen, aber als Trish ihn drängte, sein Versprechen einzulösen, ließ er stattdessen sie sitzen. Und in der Woche darauf, so behauptete es Trish in ihrem Brief, habe sie entdeckt, dass er auch noch etwas mit einer neunzehnjährigen Sekretärin in seinem Büro laufen hatte.«

»Sie glauben also, es war nicht die Wahrheit?«

»Die Wahrheit? Doch, vielleicht schon. Wir leben nicht in einer rosaroten Seifenblase, Bob.« Quiggan zuckte mit den schmalen Schultern. »Verheiratete Männer haben Seitensprünge, junge Frauen lassen sich darauf ein, und dann passiert eben so ein Mist. Aber sich deswegen in dem gottverdammten Bootshaus aufzuhängen …«

»Waterson muss am Boden zerstört gewesen sein«, murmelte Mazzio.

»Die Sache hat ihn fertiggemacht. Jack entschuldigte sich und ließ seinen Charme spielen, um die Affäre kleinzureden. Er überzeugte Waterson, dass nichts damit gewonnen sei, wenn jemand von dem Brief erfuhr, auch nicht die Polizei. Für eine Weile herrschte eine angespannte Pattsituation. Die Vorstandssitzungen waren eine Quälerei, das kann ich Ihnen versichern. Wir wussten von dem Selbstmord, aber nicht, dass Jack etwas damit zu tun hatte. Das stellte sich erst sechs Monate später heraus. Henry hatte Urlaub genommen und war mit seiner Familie verreist, um sich zu erholen. Und in seiner Abwesenheit verkaufte Jack Vitaledge Vitamins für einen Apfel und ein Ei an eine Bande zwielichtiger Tiernahrungsmittelhersteller aus Milwaukee.«

»Eine Provokation.«

»Kann man so sagen. Waterson spuckte Gift und Galle. Für ihn war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Kurz darauf konnte Jack Auszüge aus Trishs Abschiedsbrief in der Lokalzeitung lesen, und zwar im Rahmen eines Artikels, der Jacks Vergangenheit aufs Korn nahm. Einiges davon konnte nur von Waterson stammen, also befanden sie sich von da an im Kriegszustand. Aber als Waterson die Schlacht in der Vorstandsetage ausfechten wollte, konnte er nur verlieren. Pharmstar erwirtschaftete das beste Wachstum nach Brutto- und Nettoprofit, das die Branche je erlebt hatte. Die Aktionäre waren begeistert. Sie liebten Jack. Der Wallstreet ist das Privatleben eines Managers herzlich gleichgültig. Jack Erskine führte eine Firma, nicht die Nation. Also wurde Waterson abgewählt.«

»Auch mit Ihrer Stimme?«, fragte Mazzio. »Nachdem Henry Sie zum Direktor ernannt hatte?«

Quiggans Augen verengten sich. »Jack selbst hat es wohl am besten ausgedrückt: ›Selbstverständlich beiße ich die Hand, die mich füttert, wenn sie gut genug schmeckt.‹«

***

Dies ist meine erste Woche als freiwillige Helferin für Medics for Africa, Ärzte für Afrika, und unser Zeitplan ist bereits zum Teufel, wie anscheinend alles in Zaire. Wir brechen in aller Eile nach Zizunga auf, nachdem wir gestern Nacht von dort einen Funkspruch erhielten. Eine österreichische Ärztin in der Affenforschungsstation ist schwer an einer Blutinfektion erkrankt. Ihr Ehemann versucht verzweifelt, sie von dem Landestreifen in Ubulu, der zwei Tagesreisen entfernt liegt, nach Kinshasa ausfliegen zu lassen.

Wir haben uns zu fünft in den einzigen funktionsfähigen Landrover von MFA gezwängt und erst einmal alle unsere individuellen Pläne ad acta gelegt. Georg ist ein Bär von einem Mann mit einem buschigen grauen Bart. Er und seine Frau Amy arbeiten als Ärzte für MFA und sind normalerweise im Kinderkrankenhaus von Lole stationiert. Tomas Hendriksen ist ein toll aussehender, schlanker Schwede, sechsundzwanzig Jahre alt. Er arbeitet als freier Fotograf für Associated Press. Er ist unterwegs ins Rebellengebiet und bezahlt unser Benzin. Sein Führer ist ein fünfzehnjähriger Junge namens Salvation Sisiwe. Salvation hat letztes Jahr das rechte Bein durch eine Tretmine verloren, aber er singt wundervoll und kommt mit seinen Krücken schneller durch den Busch als ich, die ich die Hände frei habe, um eine Machete zu schwingen.

Wir waren erst eine Stunde unterwegs, als die Fahrspur durch einen umgestürzten Baum blockiert war. Georg sah ihn sich an und meinte, er sei zu groß, um ihn mit der Winde des Landrovers wegzuziehen, also brachten wir zwei Stunden im strömenden Regen damit zu, mit der Machete einen Weg darum herum freizuhacken.

Wenn es so weitergeht, werde ich Professor Friederikson nie treffen. Er bleibt nur eine Woche in Kinshasa, und ich bin sicher, er wird seine Weiterreise nicht aufschieben, bloß weil eine Forschungsstudentin wie ich zu spät zu einer Verabredung kommt.

(Ericas Tagebuch 1992)

4

Max und Erica hatten den Pouilly Fuissé zur Hälfte geleert und waren beinahe fertig mit dem Hauptgang, Lachs auf Spargel, als ihr romantisches Dinner im De Vijf Vliegen unterbrochen wurde.

»Dreh dich nicht um«, sagte Erica. »Aber Jürgen Friederikson ist gerade hereingekommen.«

»Wer?«

»Eine lebende Legende der Parasitologie. Mit zwei Freunden.«

Max sah über die Schulter. »Welcher ist er? Die Bohnenstange mit Fliege, der Zwerg oder der Krüppel?«

»Pssst, Max! Um Himmels willen, sprich leise. Sie kommen auf uns zu.« Erica erhob sich. »Professor Friederikson, wie geht es Ihnen?«

»Ich spüre ein gewisses Stechen in meiner Beinprothese, aber ich lebe noch.« Friederikson war von den Jahrzehnten, die er an der Malariafront verbracht hatte, hager und wettergegerbt wie ein alter Rancharbeiter. Die Hakennase und die tiefliegenden, graugrünen Augen verliehen seinem Blick eine raubvogelartige Intensität, die von den kurzgeschnittenen grauen Haaren und dem fast weißen Bart nicht gerade abgemildert wurde. Er ging mit Hilfe eines metallenen Stocks, und sein Körper pendelte bei jedem Schritt hin und her.

Max stand auf, während die anderen vorgestellt wurden. Henry Waterson war ein hochgewachsener, gebräunter und fit wirkender Sechziger mit seidigem Silberhaar. Er trug einen hellen Leinenanzug mit gelber Fliege. Bei dem kleinen, ungeduldig wirkenden Mann handelte es sich um Professor Cornelis van Diemen, den Friederikson als holländische Kapazität auf dem Gebiet der Tropenkrankheiten beschrieb.

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