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Es geht um eine junge Dame die unbedingt Tänzerin werden möchte und die durch ein schicksalhaftes Ereignis beim Spaziergang mit ihrem Hund in einem Kriminalfall hereingezogen wird.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2022
Die Tänzerin und ihr Hund
Widmung
Unserer geliebten Hündin Cindy gewidmet.
Die Tänzerin und ihr Hund
Doris Schöller, Jürgen Heismann
© 2021 Doris Schöller, Jürgen Heismann
Coverdesign von: Doris Schöller (www.kunstatelierdorisschoeller.jimdofree.com)
Illustriert von: Doris Schöller (www.kunstatelierdorisschoeller.jimdofree.com)
Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer
ISBN Softcover: 978-3-347-52246-6
ISBN Hardcover: 978-3-347-52249-7
ISBN E-Book: 978-3-347-52258-9
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Ines sah aus dem Fenster Ihres Zimmers, das sich oben schräg verwinkelt im Dachgeschoß eines weiß getönten Backsteinhauses befand.
Ihre kleine Yorkshireterrierhündin Cindy lag fest schlafend auf der Fensterbank. Die Sonne schien an diesem Nachmittag durch das adventlich geschmückte Fenster und warf Ihre Lichtspiele in dem Raum.
Vom Dach herabhängende glitzernde lange Eiszapfen verstärkten diesen Effekt.
Verträumt sah Ines noch eine Weile aus dem Fenster in die schneebedeckte Winterlandschaft in Richtung des zugefrorenen Sees, der in der Nähe eines kleinen Tannenwaldes lag. Der Schnee glitzerte dort wie kleine Sterne. Die Tannen wirkten durch den Schnee wie mit Puderzucker bedeckt.
Langsam fing es auf einmal an wieder zu schneien.
Es war eine märchenhafte Landschaft endstanden. Ein leichter Wind wirbelte die glitzernden Schneeflocken schwebend vor Ines Fenster. Sie freute sich, dass es draußen schneite und es in ihrem adventlich geschmückten Zimmer gemütlich und warm war.
Aus der Küche im Erdgeschoss drang ein schöner Duft von Bratäpfeln in Ines Zimmer. Ihre Mutter hatte das Haus verlassen, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Dieser schöne Duft erreichte die Nase des Hundemädchens, das davon erwachte, sich reckte und streckte.
Es schnupperte an den wohlriechenden Tannenzweigen, die neben Ihr in einer Vase auf der Fensterbank standen.
Ines fiel noch ein, dass sie am Abend Plätzchen für den nächsten Nachmittag backen und eine Choreografie für den Tanzunterricht üben wollte. Sie ging zu ihrem CD-Spieler, der auf einem weißen Bücherregal zwischen ihren Lieblingsbüchern stand, schaltete in ein, es erklang eine sehr melodische geheimnisvolle Musik zu der sie jetzt zu tanzen begann. Als sie mit ihrem Tanz fertig war, zündete Ines die Kerzen an dem Engelglockenspiel an. Sie ging zum Fenster, schaute
hinüber zu dem Weg, der sich an den Tannen entlang zog und lauschte dem Glockenspiel.
Ines entdeckte ein kleines Häschen, das hinter einer Tanne hervor lugte und dann den Weg entlang hoppelte.
Ines freute sich schon auf den nächsten Nachmittag, zu dem sie ihre Freundin Dorin zum Kaffee eingeladen hatte.
Ihr Engelservice hatte Ines schon auf dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer für den morgigen Nachmittag aufgelegt.
Ines war auch wieder gespannt auf Dorins Erzählungen von ihrem Gesangsunterricht bei Professorin Lydia Thoms, die großen Wert darauflegte, dass Dorin geschminkt und schick gekleidet zum Unterricht erschien.
Sie wollten sich bei weihnachtlicher Musik entspannen.
In ihren Interessen gab es viele Parallelen. Aber ihre Liebe zur Kunst war wohl einer der größten. Ines verfolgte eifrig und mit Leidenschaft ihren Tanzunterricht, den sie schon als Fünfjährige begann. Bei Dorins Gesangsunterricht war es ebenfalls so. Sie hatten auch ein großes Interesse an Gemäldeausstellungen und Literatur. Oft besuchten sie gemeinsam Ausstellungen von interessanten Künstlern, dabei fanden sie ihre Lieblingsgemälde und verweilten eine geraume Zeit vor ihnen.
Manchmal kam es vor, dass ein Gemälde sie so in ihrem Bann zog, dass sie alles um sich vergaßen.
Es gab ihnen jedes Mal so viel und sie hatten wieder neue Kraft für ihren künstlerischen Weg.
Ines Blick schweifte zu dem zugefrorenen See und zu den schneebedeckten Häusern, die in der Ferne lagen.
Sie genoss diese Stille und Ruhe, die in diesem Augenblick lag. Sie schaute in den Himmel. Die Schneeflocken sahen im gleißenden Licht aus wie tanzende funkelnde Sterne. Sie fielen sanft auf die große Tanne, die vor dem Haus stand.
Es schneite nun schon eine ganze Weile. Auch der Weg vor dem Haus war bedeckt mit diesen funkelnden kleinen Sternen.
Plötzlich sah sie am Ende des Weges, der vom Wald an ihrem Haus vorbeiführte, ein helles Licht langsam näherkommen.
Auch Cindy entdeckte dieses Licht und wedelte.
Die Formen des näherkommenden Lichtes entwickelten sich rasch zu einer Gestalt. Es war fantastisch, Ines konnte es nicht glauben.
Die Gestalt sah aus wie ein Engel. Sie spielte mit dem Gedanken hinunter zu dieser Gestalt zu gehen, um sich zu überzeugen, dass dies kein Traum war.
Im selben Moment sah dieses Wesen zu Ines hinauf und lächelte sie an.
Ines ging aus ihrem Zimmer das Treppenhaus hinunter zur Haustüre. Cindy sprang von der Fensterbank und lief ihr hinterher. Sie nahm Cindy auf ihren Arm, öffnete die Haustüre und ging langsam und vorsichtig dem strahlenden Licht entgegen. Cindy wurde immer unruhiger auf ihren Arm und fing an zu bellen. Sie setzte ihren kleinen Hund langsam auf den schneebedeckten Boden ab. Cindy ging jetzt wedelnd und neugierig auf diese Gestalt zu. Sie schnupperte aufgeregt an dem langen glitzernden weißen Gewand.
Nun sah sie es wirklich, es war ein Engel. Dieser streichelte sanft die kleine Cindy.
„Wer bist Du, oder was bist Du?“ fragte Ines mit zitternder leiser Stimme.“ „Ich bin ein Engel Ines, du musst keine Angst vor mir haben“, sprach die Gestalt und schaute dabei Ines lächelnd an.
Ines war im ersten Moment erstaunt, dass der Engel Ihren Namen kannte. Ein wohliges Gefühl durchstreifte Ines Körper als der Engel näherkam, sie anschaute und augenblicklich war ihre Angst verflogen.
„Mein Name ist Lelahel“, sprach er weiter.
„Ich bin der Engel, der über die Liebe und das Glück, die Kunst, die Wissenschaft und die Zukunft wacht“.
„Ich kenne auch deine Träume und Wünsche deshalb bin ich zu dir gekommen.“ „Du hast dir einmal gewünscht einen Engel zu sehen. In deinen Träumen bin ich dir schon oft begegnet.“
„Auch sahst du in deinen Träumen Engel die fröhlich singend, musizierend und tanzend schwebten und sich freuten, wenn auch auf der Erde getanzt und gesungen wird, denn Musik und Gesang ist die Sprache der Engel.“ „So ist es wirklich, ich zeig es dir.“
Ines hob Cindy auf ihrem Arm. Der Engel führte mit seiner Hand eine schnelle Bewegung aus, und hielt in dieser plötzlich einen leuchtenden Gegenstand.
Ines erkannte eine Christrose, die über und über mit vielen Eiskristallen versehen war. Er sagte: „Gebe acht“ und schwenkte die Christrose
durch die Luft. Die Eiskristalle der Rose schwebten durch die Luft zu dem zugefrorenen See.
Durch den aufsteigenden Nebeldunst über dem See wurden langsam Einzelheiten schemenhaft sichtbar. Eine glitzernde Gestalt wurde erkennbar. Diese sah aus wie eine Eisfee, die fast schwebend wirkend mit ihren Schlittschuhen über den zugefrorenen See glitt.
Sie hielt in ihren Händen ein transparentes glitzerndes wehendes Tuch über ihren Schultern, während sie einen grazilen Eistanz begann und geschmeidig, fast lautlos mit ihren Schlittschuhen die Eisfläche berührte und dabei ihre Pirouetten drehte.
Jedes Mal, wenn die Eisfee sich mit ihrem Tuch auf dem Eis drehte, war sie umhüllt von Glitzerstaub. Mit einem Ihrer leichtfüßigen Tanzschritte glitt sie hinter einer Tanne und war auf einmal verschwunden. Dann schwebten drei Engel auf einer Wolke über dem Eis. Sie schauten hinab. Es erschien auf dem Eis eine Szene.
Sie zeigte Ines zusammen mit anderen Tanzschülerinnen in ihrem Tanzunterricht im Tanzstudio.
Langsam löste sich diese Szene im Dunst des Nebels auf, der sich wieder über den See legte. Die drei Engel schwebten glücklich lächelnd zum Himmel empor, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Ines war davon sehr fasziniert. Es kam ihr vor wie in einem schönen Traum. Sie konnte es kaum glauben was sie sah, doch der Engel sprach: „Wie hat es dir gefallen Ines?“
„Es war wundervoll“ sprach Ines, so etwas Schönes habe ich in meinem ganzen Leben bisher nicht gesehen.“
„Wenn du einmal Mut und Zuspruch und meine Hilfe benötigst, dann schwenke dreimal diese Christrose und ich stehe dir bei.“ „Aber bedenke, du darfst diese Rose nur für gute Taten in deinem Leben benutzen.“ Der Engel ging den Weg entlang zurück.
Ines und Cindy sahen ihm noch lange nach, bis nur noch ein helles Licht zu erkennen war, das schwebend in den Wolken verschwand. Die Christrose lag im Schnee.
Langsam ging Ines zu der Stelle wo die Rose lag und hob sie mit zitternden Händen auf und ging mit Cindy, die noch lange neugierig dem Engel hinter hersah, ins Haus zurück, die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
Sie setzte Cindy in Ihrem Körbchen ab und ging zum Fenster und legte die Rose auf die Fensterbank.
Verträumt schaute sie in die verschneite Winterlandschaft und dachte darüber nach, ob sie dies alles nur geträumt hatte. Aber was hatte dann Cindy gesehen? Sollte sie überhaupt Dorin am morgigen Nachmittag davon erzählen? Ihr Blick schweifte zu der Christrose, die auf der Fensterbank lag.
Die Rose war immer noch mit glitzernden Eiskristallen übersät. Dies war merkwürdig, da Ines schon eine längere Weile wieder in ihrem mollig warmen Zimmer war.
Eigentlich hätten die Eiskristalle an der Rose schon lange tauen müssen. Ines berührte diese. Sie waren genauso eiskalt wie vorher als Ines sie draußen vom Boden aufgehoben hatte. Plötzlich strahlten sie mit einem Male hell. Ines erschrak, denn die Helligkeit blendete sie fast. Der ganze Raum war von den Strahlen erfühlt.
Ines schloss für einen Moment die Augen. Ein plötzliches Glücksgefühl durchströmte ihren Körper. Als sie die Augen wieder öffnete war alles vorbei.
Sie ging einen Schritt zurück, schaute auf Cindy und dachte, erlebe ich dies wirklich oder ist das wieder nur ein Traum? Cindy lag fest schlafend in Ihrem Körbchen vor der Heizung und gab glucksende Geräusche von sich. Sie bewegte dabei Ihre Vorderpfoten und träumte anscheinend vor sich hin. Ines richtete noch einmal Ihren Blick auf die Christrose und ihr kam dies alles sehr außergewöhnlich vor. Sie beschloss dies Erlebnis erst einmal für sich zu behalten. Jetzt fiel ihr ein, dass sie ja noch für den morgigen Nachmittag Plätzchen backen wollte.
Ines ging zur Küche hinunter und nahm den Teig aus dem Kühlschrank, den sie am vorigen Abend zubereitet hatte und fing an den Teig auszurollen und stach mit den Förmchen verschiedene Figuren aus dem Teig aus, legte diese auf das Backblech und schob sie in den Ofen. Ihre Freundin Dorin freute sich immer wieder auf Ines Backwerk. Nach geraumer Zeit duftete es nach gebackenen Plätzchen im ganzen Haus.
Bald würde ihre Mutter vom Weihnachtseinkauf nach Hause kommen. Sollte sie ihr doch von dieser fantastischen Geschichte erzählen.
Sie war mit sich selbst im Zweifel.
Da hörte sie wie das Haustürschloss aufgeschlossen wurde.
„Oh, wie duftet es hier herrlich“, schwärmte ihre Mutter, die vollbepackt mit Tüten im Flur stand.
Sie setzte die Tüten neben der Bodenvase, die mit adventlich geschmückten Tannenzweigen bestückt war, ab.
Ines Mutter, Clara Greiter war eine sehr hübsche und noch jugendlich wirkende zierliche Frau mit langen dunkelblonden Haaren und ebenmäßigen Gesichtszügen, in denen Ihre hellblauen Augen oftmals lustig auf blinzelten.
Sie war wie immer sehr modisch gekleidet und trug eine helle taillierte Webpelzjacke mit passendem blauem Käppchen und Schal.
Sie zog Ihre Jacke und ihren Schal aus und nahm ihr Käppchen vom Kopf. Ihre langen schönen dunkelblonden gewellten Haare kamen nun zum Vorschein und verbreiteten sich über ihre Schultern.
„Ich bin dabei für den morgigen Nachmittag Plätzchen zu backen“.
Ines schaute Ihre Mutter an und dachte, soll ich ihr von dem heutigen Ereignis erzählen?“ „Dann schauen wir doch einmal nach den Plätzchen“, sagte Ines Mutter.
Sie war nicht nur für Ines eine Mutter, sondern auch eine Freundin, mit der sie über alles reden konnte. Gemeinsam gingen sie in die Küche
Wenn man sie so beieinander sah, wirkten sie wie Schwestern. In der Küche war der intensive Geruch der verschiedenen Backgewürze noch stärker vorhanden. Ines Mutter genoss diese Düfte und lobte Ines Backwerk beim Betrachten durch die gläserne Backofentüre.
„Ines, deine Plätzchen sehen richtig toll aus, ich glaube sie sind nun fertig.“ „Darf ich gleich einige probieren?“
Dabei lächelte sie Ines an und ihre blauen Augen blinzelten wieder lustig auf. Ines lachte hell auf. „Ja gerne, ich habe auch für dich und Papa einige Plätzchen mit gebacken“.
Ines schaltete den Backofen aus, nahm ihre selbst gehäkelten roten Topflappen, öffnete den Backofen und zog das Backblech mit den Plätzchen aus dem Ofen und stellte es auf die Küchenanrichte.
Der Duft der Plätzchen verbreitete sich noch verführerischer im ganzen Haus.
Aus Ines Zimmer hörten sie Cindy laut bellen.“ Bist du schon mit Cindy gegangen?“ fragte Ines Mutter und nahm sich dabei ein noch warmes Plätzchen vom Backblech und probierte dieses genüsslich.“ Nein, ich bin noch nicht mit ihr gegangen, weil ich die Plätzchen für morgen backen wollte und Cindy noch schlief.“
„Ach ja, morgen kommt ja Dorin zu Besuch“ sprach Ines Mutter und ging dabei zum Flur und nahm die Einkaufstüten und verschwand rasch damit im Wohnzimmer.
Ines schaute ihrer Mutter nachdenklich hinterher und dachte, soll ich Ihr nachher von dem Ereignis erzählen? Ach was, erst einmal werde ich mit Cindy spazieren gehen. Sie ging in den Flur, nahm Cindys rote Hundeleine vom Haken und schritt die Holztreppe zu ihrem Zimmer hinauf. Bei jedem ihrer Schritte knarrte diese ein wenig.
Als sie oben angelangt war, die Zimmertür öffnete und das Licht einschalten wollte, leuchtete die Rose auf der Fensterbank kurz intensiv auf. Ines schaltete das Licht an. Cindy saß wedelnd und erwartungsfroh in ihrem Körbchen. Ines schaute noch einmal zu der Rose, die jetzt aber nicht mehr aufleuchtete und legte die Hundeleine neben Cindys Körbchen. Bilde ich mir das alles nur ein, dachte sie.
Aber wieso habe ich dann, diese Weihnachtsrose?
Sie hob die Leine auf, legte diese Cindy die schon ungeduldig bellte an, nahm sie vorsichtig auf dem Arm und ging mit ihr die Holztreppe hinunter zum Flur. Im Flur hörte sie, wie ihre Mutter das Abendessen zubereitete. Sie setzte Cindy auf den Boden. Diese zog heftig an der Leine in Richtung der Haustür. Dabei bellte sie und wedelte freudig mit ihrem kleinen Schwanz.
„Mutti, ich gehe jetzt mit Cindy“ rief Ines hin zur Küche.
„Ist gut Ines, bleib aber bitte nicht zu lange fort, denn Papa kommt bald nach Hause und wir können in einer halben Stunde essen, es wird auch bald dunkel.“
Ines hörte die leichte Besorgnis die aus der Stimme ihrer Mutter klang. „Mutti, mach dir keine Sorgen.“
„Was gibt’s den heute Abend zu essen?“
„Spaghetti mit Gehacktessoße und Tomatensalat und als Nachtisch Bratäpfel mit Vanillesoße.“ „Hmm, da freue ich mich drauf.“ „Bis nachher Mutti!“
Ines nahm rasch ihren Mantel und Schal von der Garderobe, zog den Mantel schnell an, legte sich den Schal um den Hals und öffnete die Haustüre.
Ein eisiger Wind wehte ihr ins Gesicht. Der Schneefall war heftiger geworden. „Bis nachher mein Engelchen!“ hörte sie, wie Ihre Mutter ihr noch hinterherrief. Sie zuckte bei dem Wort „Engelchen“ merklich zusammen und schloss die Haustüre. Cindy zog kräftig an der Leine. „Nicht so schnell Cindy!“ rief Ines, dabei hatte sie Mühe Cindy zu halten. Der Schnee knirschte bei jedem ihrer Schritte.
Cindy lief in die Richtung des kleinen Tannenwaldes, der in der Nähe des zugefrorenen Sees lag. Dies war Cindys Lieblingsweg. Ihre Pfoten zeichneten sich im Schnee ab und hinterließen kleine Spuren.
Der Wind wurde mit einmal immer kräftiger und die Schneeflocken wirbelten wild um Ines langes blondes Haar, das im Wind hin und her wehte. Sie zog sich eilig die Kapuze ihres Wintermantels über den Kopf. Cindy lief aufgeregt im Schnee auf einer Stelle hin und her, hielt inne und erledigte ihr Geschäft. „Brav Cindy, das war wohl höchste Eisenbahn“
„Cindy lief jetzt langsamer durch den Schnee. Sie hatten den Tannenwald erreicht, als Cindy abrupt stehen blieb, ihren kleinen Kopf hob, die Ohren anlegte und aufgeregt links und rechts in der Luft schnüffelte. „Was ist los Cindy?“ Ines schaute verwundert auf ihren Hund.
Der Schneefall hatte aufgehört und es war eiskalt. Zu dieser Tageszeit wurde es im Winter schnell dunkel. Die Dunkelheit umhüllte sie immer schneller. Nur die Lichter, der in der Ferne liegenden Häuser waren noch zu erkennen.
Dichte Nebelschwaden zogen plötzlich vom See herüber und die Feuchtigkeit des Nebels und die Eiseskälte krochen in Ines Kleidung empor. Ihr war furchtbar kalt und sie dachte, ich gehe nun besser nach Hause, sonst macht sich Mutti noch Sorgen.
„Komm Cindy, wir wollen nach Hause gehen!“ rief sie zu ihrem kleinen Yorkie und zog dabei sachte an der Hundeleine. Aber Cindy sträubte sich dagegen und zog ihrerseits Ines. Anscheinend hatte Cindy eine für sie sehr interessante Spur erschnüffelt. Ines rutschte im glatten Schnee aus und da sie eine zierliche und nicht allzu kräftige junge Dame war, verlor sie die Balance und fiel hin. Dabei entglitt ihr die Hundeleine.
Cindy lief mit der Hundeleine, die noch an ihrem Hals hing, aufgeregt hin und her um dann blitzschnell der Spur folgend, in das dichte Tannendickicht zu verschwinden. „Oh, nein, Cindy bleib stehen!“ Ines war erschrocken. „Wo läuft sie bloß hin“, dachte sie. Schnell erhob sie sich, dabei bemerkte Ines, dass ihre Jeanshose von dem Sturz im Schnee ganz nass war und ihr linker Fuß schmerzte, als sie auftrat.
Auch dass noch, dachte sie, hoffentlich ist es nichts ernsthaftes, sonst kann ich das Tanztraining für die nächste Woche vergessen.
Aber wichtiger ist es jetzt schnell Cindy zu suchen. „Cindy, wo bist du?“
Ines lief zu dem Tannendickicht, hinter dem Cindy verschwunden war.
Dabei schmerzte ihr linker Fuß mit jedem Schritt. Der Nebel wurde immer dichter. Ines hatte Mühe die kleinen Pfoten Abdrücke von Cindy im Schnee zu erkennen. Die Spur von Cindy führte aus dem Wald hinaus zum See. Ines ging schneller in diese Richtung, vielmehr sie versuchte schneller zu gehen, denn ihr Fuß schmerzte immer noch.
Als sie den See fast erreicht hatte, der zugefroren vor ihr lag, fiel Ines das unglaubliche Erlebnis ein, das sie heute hatte. Sie dachte an den Engel und an die Eisfee, die auf diesen See getanzt hatte.
War dies alles wirklich geschehen? Ein lautes Kläffen holte sie aus ihren Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.
Das war doch Cindy. Ines lief in die Richtung aus dem sie das Kläffen gehört hatte.
In dem andauernden Gekläff von Cindy mischte sich nun ein anderes Geräusch mit ein. Erst leise, dann lauter ansteigend hörte es Ines. „Hilfe, Hilfe“. Dies war doch ein Mensch. Und es war eine Kinderstimme.
Ines lief noch schneller, obwohl der Fuß so schmerzte.
Außer Atem erreichte sie das Ufer des zugefrorenen Sees.
Dichte Nebelschwaden kamen ihr entgegen. Was sie sah ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Dies konnte man bald wörtlich nehmen, denn es war ja bitterkalt. Das Licht des aufkommenden Vollmondes hatte die Nebelschwaden durchbrochen und fiel auf eine erschreckende Szene, die sich Ines bot.
Auf dem zugefrorenen See sah Ines am Anfang des Sees eine zirka 2 Meter breite fast kreisrunde Öffnung, in der eine Person, wahrscheinlich ein Kind, im Wasser mit ihren Armen verzweifelt herumwirbelte und versuchte die feste Eisfläche des Sees zu erreichen. Ines kleiner Hund Cindy sprang laut kläffend am Rande dieses Eisloches.
Voll aufkommender Panik, aber mit äußerster Vorsicht erreichte Ines diese runde Öffnung. Cindy bemerkte Ines, sah diese kurz an, um dann aber intensiv weiter zu bellen.
„Ist gut Cindy, hör auf“. Ines sprach mit aufgeregter Stimme Cindy laut an.
Diese schaute Ines mit ihren Kulleraugen an und war mit einem Male still. „Hilfe, bitte helfen Sie mir.“ Flehentlich schreiend, fast schluchzend rief das Kind im eingebrochenen Eis Ines zu, die vor Panik und Angst wie erstarrt am Rand des Eisloches stand. Reis dich zusammen und helfe endlich dachte sie. „Halte durch, ich komme und helfe dir.“
Ines ging schnell zur wedelten Cindy, streichelte dieser kurz über den kleinen Kopf und löste die Hundeleine von Cindys Halsband. Schnell machte sie eine größere Schlaufe in die Hundeleine und verknotete
diese fest. Ines versuchte so weit wie nur möglich den äußersten Rand des Eisloches zu erreichen. Dies war nicht ungefährlich, denn das Eis war an manchen Stellen sehr dünn und es bestand die Gefahr, dass auch sie im Eis einbrechen würde.
Cindy versuchte ihr nachzulaufen.
„Nein, Cindy bleib stehen“ rief Ines energisch zu ihrer Hündin.
Diese spitzte ein wenig ihre Ohren, blieb dann aber abrupt stehen und schaute neugierig Ines hinterher. Ines hatte nun vorsichtig den äußersten Rand des Eisloches erreicht.
„Ich werfe dir eine Leine zu. Versuche bitte die Schlaufe mit beiden Händen fest zu packen. Ich ziehe dich dann aus dem Wasser heraus.“
Sie sprach mit ruhiger und fester Stimme zu dem Kind im Eisloch, doch in ihrem Inneren brodelte es wie in einem Vulkan und unangenehme Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Hoffentlich hat das Kind noch die Kraft die Leine zu halten. Wie lange war es wohl im eiskalten Wasser? Die schwache leise Stimme des Kindes lies Ines aus diesen Gedankenspielen wieder in die Gegenwart zurückkommen.
„Mir ist so kalt, ich kann nicht mehr.“ Flehentlich blickte ein Mädchen mit schulterlangen blonden Haaren, auf denen sich schon kleine Eiskristalle bildeten aus dem Eisloch zu Ines empor, dass rudern des Mädchens mit ihren Armen im Wasser wurde immer schwächer.
Bei dem Anblick des frierenden um ihr Leben kämpfenden Mädchens spürte Ines, wie ihr Herz immer schneller schlug und sich die Panik wieder ausbreiten wollte. Bleib ruhig Ines, bleib bloß ruhig und konzentriere dich, dachte sie.
„Doch du schaffst das schon, ich werfe dir jetzt die Leine zu.“
Sie nahm die Leine, hielt sie an einem Ende fest und warf sie mit einem großen Schwung zu dem Mädchen im See, so dass diese die Schlaufe der Leine erreichen konnte.
Die Leine schlug mehrere Zentimeter von dem Mädchen entfernt im Wasser ein.
Das Mädchen streckte ihren rechten Arm in Richtung der Leine und versuchte mit der Hand nach der Schlaufe der Leine zu greifen, dabei ruderte sie weiter mit ihren linken Arm im Wasser umher, um weiter an der Wasseroberfläche zu treiben.