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Der Journalist Danny Sanchez hat einen siebten Sinn für ungewöhnliche Geschichten. Als er von dem Fund einer Toten erfährt und dem merkwürdigen Fall eines verschwundenen Touristen, ahnt er jedoch nicht, wohin ihn seine Recherchen führen werden: zu einem Friedhof in Almería, der ein Geheimnis zu bergen scheint. Hier stößt Danny auf das Grab eines tot geborenen Mädchens. Ihr Schicksal scheint mit einem schrecklichen Geheimnis verbunden, das Danny zutage fördert, als er tiefer in der Vergangenheit gräbt ...
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Seitenzahl: 362
Veröffentlichungsjahr: 2016
Buch
Danny Sanchez, Journalist halb britischer, halb spanischer Herkunft, geht in Almería ungewöhnlichen Geschichten nach. Und davon gibt es eine merkwürdige Häufung: Da ist der schreckliche Fund einer Toten auf einer Müllkippe, dazu das Rätsel um einen verschwundenen englischen Touristen. In beiden Fällen führen ihn Hinweise schließlich zu der vor Jahren abgebrannten Klinik Santa Cristina und zu einem Friedhof, wo Danny auf das Grab eines totgeborenen Mädchens stößt. Ein Mädchen, das in Santa Cristina zur Welt gekommen war. Immer tiefer wühlt Danny in der Vergangenheit und stößt dabei auf ein Jahrzehnte zurückliegendes Verbrechen, auf Folter, Mord und die Machenschaften einer eiskalten Machtelite. Die Folgen reichen bis in die Gegenwart – mit tödlichen Konsequenzen. Womöglich auch für Danny …
Autor
Matthew Pritchard, geboren in der englischen Grafschaft Hampshire, arbeitete viele Jahre als Journalist in Spanien. Dabei entstand schließlich die Idee für seine Krimiserie um den halb spanischen, halb britischen Reporter Danny Sanchez. Danny arbeitet für eine englischsprachige Zeitung in Almería und kommt dabei Verbrechen auf die Spur. Seinen ersten Fall löste er in Die Stunde des Puppenspielers.
MATTHEW PRITCHARD
Die Toten
von Almería
Danny Sánchez ermittelt
Aus dem Englischen
von Michaela Meßner
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1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2016
Copyright © der Originalausgabe
2015 by Matthew Pritchard
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagfoto: FinePic®, München
Redaktion: Susanne Bartel
AB · Herstellung: Str.
Satz: omnisatz GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-641-17838-3V001
www.goldmann-verlag.de
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1. Teil
Die Verschwundenen
1
Danny musste nicht erst nach dem Weg fragen – man konnte den Ort drei Meilen gegen den Wind riechen.
Und zwar buchstäblich.
Was für ein beschissener Ort zum Sterben, dachte er und steckte seine Kamera und den Laptop in die Umhängetasche. In den letzten Jahren hatte er über Dutzende von Leichenfunden berichtet, aber das hier war sein erster auf einer Mülldeponie. Naserümpfend öffnete er die Tür seines verbeulten Escort. Wenn es hier im Oktober schon so stank, wie war das erst mitten im spanischen Hochsommer?
Die Straße zur Mülldeponie war zu beiden Seiten fast zwanzig Meter hoch flankiert von steilen, schräg abfallenden Hängen aus rotbrauner Erde. Blechbüchsen und flatternde Plastikstreifen lagen am Rand der asphaltierten Straße verstreut, die vor einem schweren Rollgitter aus Metall endete. Hinter ihm lagen ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude sowie etliche Entladebuchten für Müllwagen. Ein rüstiger Beamter der Guardia Civil im grünen Overall bewachte das Tor. Seinem Gesichtsausdruck nach war er verärgert oder beunruhigt. Möglicherweise auch beides.
Nichts davon verhieß Gutes für Teresa del Hoyo.
Die Dreiundzwanzigjährige war vor einer Woche als vermisst gemeldet worden, seither strahlten die Medien unentwegt ihre Personenbeschreibung aus: eins fünfundsechzig groß, siebenundfünfzig Kilogramm schwer und schlank, schulterlanges braunes Haar mit lila Strähnchen und einem Zopf auf der linken Seite; Ohren, Nase und linke Augenbraue waren gepierct, sie trug eine Adidas-Trainingsjacke, Slim-fit-Jeans von Levi’s und schwarze Converse. Am vierten Oktober war sie gegen drei Uhr nachmittags zu einer Bar im Stadtzentrum gegangen, in der sie als Kellnerin jobbte, hatte die Arbeitsstelle aber gegen acht Uhr verlassen, nachdem sie einen Anruf von einem Münzfernsprecher erhielt. Seither fehlte jede Spur von ihr.
Die GPS-Ortung ihres Handys hatte die Polizei zu einem rosafarbenen VW Beetle geführt. Er wurde in einer Vorortstraße im Küstenstädtchen Roquetas de Mar gefunden, der Autoschlüssel steckte noch. Auf dem Beifahrersitz lag das Handy. Wie das Fahrzeug dorthin gekommen war, war ein Rätsel. Keiner von Teresas Freunden und Familienangehörigen hatte eine Idee, warum sie in diese Stadt gefahren sein könnte.
Die Guardia Civil hatte Spürhunde und Helikopter eingesetzt, um die öden Weiten und die ausgetrockneten Flussbetten bei Roquetas abzusuchen, doch von der jungen Frau keine Spur gefunden. Unterdessen hatte Teresas Familie im Fernsehen die Öffentlichkeit unter Tränen dazu aufgerufen, sie bei der Suche zu unterstützen, und im Stadtzentrum hatte man eine Kerzenmahnwache abgehalten.
Danny sprach mit den spanischen Journalisten, die vor dem Tor zusammenstanden, aber niemand wusste mehr als das, was alle wussten: Irgendwo auf der Mülldeponie hatte man die Überreste einer jungen Frau entdeckt. Als Danny auf den Beamten der Guardia Civil beim Eingang zuging, schüttelte der Mann den Kopf und sagte kurz und knapp: »Kein Kommentar.«
Ein Übertragungswagen rückte an, und die Crew stellte ein Kamerastativ auf, während die Moderatorin in einem Spiegel ihre Frisur und den aufgetragenen Lippenstift prüfte. Danny suchte nach einer Möglichkeit, einen Blick auf den Leichenfundort zu werfen, als Paco Pino auftauchte. Er rutschte rechts vom Tor einen steilen Abhang hinunter, eine Lawine aus Steinen und Erde hinter sich herziehend. Der hünenhafte Fotograf zählte nicht gerade zu den Wendigsten, die letzten zehn Meter legte er halb stolpernd, halb schlitternd zurück und drückte dabei zärtlich die beiden Kameras der Marke Canon, Modell 5D MKIII, an sich, die um seinen Hals hingen.
»Hast du von da oben was sehen können?«, fragte Danny zur Begrüßung.
Paco schraubte das Teleobjektiv von einer Kamera und schüttelte den Kopf. »Aber ich konnte mit einem der Arbeiter sprechen. Er sagt, die Leiche liege weit draußen auf der Müllhalde.«
»Wie wurde sie entdeckt?«
»Wenn die Laster den Müll abgeladen haben, wird er anschließend mit einem hydraulischen Greifer durchsucht. Sie waren heute am frühen Morgen gerade mit einer Fuhre beschäftigt, als sie aus den Zähnen des Greifers einen menschlichen Arm baumeln sahen. Es war eindeutig, dass es der Arm einer Frau war, also riefen sie die Guardia Civil.«
»Das klingt nicht gut für Teresa del Hoyo, was meinst du?«
Paco zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. »Sie wird seit über einer Woche vermisst. War doch klar, dass das nur so ausgehen konnte, oder?«
Danny dachte über die Worte nach, während er sich selbst eine anzündete und zusammenzuzählen versuchte, wie viele seiner Vermisstenstorys der letzten zwanzig Jahre gut ausgegangen waren. Nicht viele.
»Nehmen wir mal an, es ist die Del Hoyo, wie willst du die Geschichte verkaufen?«, fragte Paco mit einem Blick auf die Journalistengruppe vor dem Tor. »Die britische überregionale Presse interessiert das nicht, und die spanische hat ihre eigenen freien Mitarbeiter. Wir könnten es bei ein paar Zeitschriften versuchen.«
»Du denkst an Gente de Hoy?«
»Ich weiß, du hältst es für unter deiner Würde, für die zu schreiben, Danny, aber besser als die zahlt keiner.«
Danny drückte seine Zigarette aus. Beides stimmte.
»Wir sollten erst herausfinden, ob es Teresa ist, ehe wir uns Gedanken machen, wie wir die Story an den Mann bringen«, sagte er. »Ich sehe mir mal an, was die Spusi mit der Leiche anstellt.«
Die beiden Männer liefen hundert Meter die Straße zurück und kletterten auf einen mit Kakteen und Büscheln von Espartogras bewachsenen Hügel. Der Maschendrahtzaun auf dem Hang war nur hüfthoch. Von seiner anderen Seite konnten Danny und Paco das Tal überblicken, es zog sich eine halbe Meile lang und bestand zur Gänze aus der Müllhalde – zu ihrer Rechten lagen das Pumpwerk, die Brückenwaage, die Waschanlage für die LKW und das Verwaltungsgebäude; auf der anderen Seite, etwas weiter unter ihnen, befand sich die eigentliche Müllhalde. Auf einer riesigen Fläche wurden verschmierte, stinkende Plastiksäcke von Bulldozern zu Haufen zusammengeschoben, bis ein riesiger, welliger Abfallwulst entstand, der jeden Tag mit Erde überdeckt wurde.
Möwen kreisten hoch oben am Himmel und schossen herab. Sie waren das Einzige, was sich in dem Tal regte. Alles andere war jener Erstarrung anheimgefallen, die allen Tatorten innewohnt. Ein Bulldozer stand reglos mitten im Müll, die Schaufel auf halber Höhe. Arbeiter und Verwaltungspersonal standen rauchend in Grüppchen beisammen, den Blick auf die Stelle der Halde gerichtet, die mit Absperrband markiert war. Die vier Männer von der Spurensicherung trugen weiße Plastikanzüge und Gesichtsmasken, standen knietief im Abfall und untersuchten einen hydraulischen Greifer, der von einem Mobilkran herunterhing.
Paco machte Aufnahmen, während Danny das Spurensicherungsteam durch ein Fernglas in der Hoffnung beobachtete, etwas über den Fortgang der Ermittlungen zu erfahren. Zwischen den Zähnen des Greifers war der Leichentorso zu sehen. Die Haut war blass, die untere Körperhälfte offenbar in schwarzes Plastik gewickelt.
»Das ist Teresa del Hoyo«, sagte Paco, als er die Szene durch ein Zoomobjektiv fotografierte. »Sieh dir nur das Haar an.«
Paco hatte recht. Die Leiche lag mit dem Gesicht nach unten im Greifer, ihr Kopf umgeben von langem, zottigem, braunrotem Haar mit einer deutlich sichtbaren lila Strähne.
»Was meinst du, wie zum Teufel ist diese Frau auf einer Müllhalde gelandet?«, fragte Paco.
»Ich könnte mir vorstellen, dass man sie in einen dieser großen Müllcontainer geschmissen hat, wie sie auf dem Land stehen.«
»Was für ein idiotischer Ort, um eine Leiche abzuladen. Da findet man sie doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.«
»Die haben sich wohl gedacht, dass niemandem etwas auffällt. Hier werden täglich Hunderte von Tonnen Abfall angeliefert. Ihre Leiche hätte unter Umständen tagelang im Container liegen können. Die werden nur zweimal die Woche abgeholt.«
Paco schnalzte mit der Zunge, er wirkte nachdenklich. »Das erinnert mich an eine Geschichte, über die ich mal berichtet habe«, sagte er. »Da ging es um einen Kerl, der an einer Überdosis gestorben war und den seine Drogenkumpels in einen Müllcontainer geworfen hatten. Damit wollten sie vermeiden, dass die Polizei ihre Drogenhöhle entdeckt. Könnte ein ähnlicher Fall sein, was meinst du? Das Mädchen hatte schließlich auch mit Drogen zu tun.«
»Stimmt. Aber die Mutter behauptet, Teresa sei seit mindestens anderthalb Jahren clean gewesen.«
Die beiden Männer blieben auf ihrem Beobachtungsposten, bis die nackte Leiche aus den Zähnen des Greifers befreit und anschließend mit dem Gesicht nach oben auf eine Trage gelegt wurde. Teresas Haut war fahl und von zahlreichen Prellungen übersät. Am Hals über dem Schlüsselbein verlief ein breiter gezackter Schnitt.
»Damit ist meine Theorie von der Überdosis hinfällig«, sagte Paco beim Fotografieren der Toten.
Ein Krankenwagen kam, Teresa del Hoyo wurde in einen Leichensack gelegt und weggefahren. Die beiden Männer gingen zurück zu Pacos Auto.
Das Durcheinander im Kofferraum war ein deutliches Zeichen dafür, dass Paco Journalist war. Es war ein Chaos aus alten Zeitungen und Zeitschriften, leeren Cola-Flaschen, Chipstüten und Kamerataschen. In den Stauraum hinter dem Radlauf waren ein Schlafsack und ein Kissen gequetscht.
»Was weißt du über Teresas Vergangenheit?«, fragte Paco, während er sich aus einer Thermoskanne Kaffee einschenkte.
Danny klappte seinen Laptop auf. »Der ganze Kram, den man sich erzählt, von wegen schwierige Jugend und so, das stimmt alles: Als Teenie ist sie mindestens zweimal von zu Hause ausgebüxt und wurde genauso häufig wegen Drogenbesitzes festgenommen. Im Jahr 2009 kam sie für drei Monate hinter Gitter.«
»Wissen wir, warum?«
»Irgendeine Drogenmissbrauchsgeschichte. Heroin, sagt meine Quelle. Nachdem sie clean war, wurde sie nicht mehr rückfällig und hat die Drogen in ihrem Leben durch Aktivismus ersetzt. Ich weiß mit Sicherheit, dass sie der Izquierda Unida angehört, konnte aber noch keine klare Antwort darauf bekommen, was für eine Rolle sie in der Organisation gespielt hat.«
Paco ließ ein dröhnendes Gelächter vernehmen. »Das wundert mich nicht!«
Danny unterdrückte ein Lächeln. Paco war ein überzeugter Anhänger der spanischen sozialistischen Arbeiterpartei und fühlte daher eine Mischung aus Mitleid und Verachtung für die Izquierda Unida, die linke politische Koalition, die bis auf den heutigen Tag die Heimat der Kommunistischen Partei Spaniens war. »Was ist mit deinen Informanten?«, fragte Danny. »Konntest du was in Erfahrung bringen?«
»Na ja, hier mal was und da mal was. Aus verlässlicher Quelle ist mir bekannt, dass Teresa selten alleine schlief, wenn du weißt, was ich meine. Es geht das Gerücht, sie hätte abtreiben lassen.«
»Was zum Teufel hat das damit zu tun?«
»Nichts. Aber du weißt ja, wie die rechts orientierten Medien die Story aufmotzen werden, sobald ihr Tod bestätigt ist: Eine drogensüchtige kommunistische Babymörderin hat den unvermeidlichen Preis für ihren freizügigen Lebenswandel gezahlt. Und wenn Teresa es wirklich so getrieben hat, wie mein Informant behauptet, dann stehen die Chancen gut, dass sie jemandem Grund zur Eifersucht gegeben hat. Du weißt ja, wie das in diesen Fällen ist, Danny: Zu neunundneunzig Prozent stammt der Mörder aus dem Bekanntenkreis der Frau.«
»Woher hast du diese Informationen?«
»Mein Cousin hat früher mit einem Exfreund von Teresa Fußball gespielt. Ich habe seine E-Mail-Adresse.«
»Und dieser verbitterte Exfreund hat natürlich nicht den geringsten Grund, Lügengeschichten über sie zu erzählen?«
Paco zuckte die Achseln. »Ich habe nicht gesagt, dass das stimmt. Aber wenn ich mit ihm sprechen konnte, wird das auch anderen gelingen. Früher oder später geht das an die Presse.«
»Hat ihr Ex ein Alibi?«
»Du meinst, mal abgesehen davon, dass er sich in Australien aufhält?«
»Was ist mit ihrem jetzigen Freund? Hast du was über den?«
»Er heißt Samuel Herrero. Und hat ebenfalls ein wasserdichtes Alibi. Er ist Toningenieur. In der Nacht, in der Teresa verschwand, hat er bei einem Konzert in Madrid gearbeitet. Die beiden haben sich über die Kommunistische Jugend kennengelernt.«
»Okay, ich fahr jetzt mal bei dem Büro der Izquierda Unida in Almería vorbei. Mal sehen, ob ich dort Pepe Juárez treffe. Er kann mir bestimmt etwas erzählen.«
Paco schüttete den restlichen Kaffee weg. »Und ich mach mich auf den Weg zur Stierkampfarena in Roquetas und fotografiere die Stelle, an der sie Teresas Auto gefunden haben. Bin gespannt, ob ich durch meine Polizeikontakte bis zur Verwahrstelle komme, wo ihr Wagen steht. Warum stürzt du dich nicht auf die Familie Del Hoyo?«
Danny schüttelte den Kopf. »Hab ich schon versucht, da geht keiner ans Telefon.«
»Dann fahr zur Wohnung und lauere ihnen davor auf.«
»Ich bin auf dem Weg hierher dort vorbeigekommen. Vor dem Eingang des Gebäudes kampierten schon drei Reporter. Keine Chance, mit den Familienmitgliedern allein zu sprechen.«
Paco kramte in seiner Tasche und zog ein Stück Papier heraus. »Dann versuch es hiermit. Das ist die private Handynummer ihrer Schwester. Sie hat im Fernsehen am meisten gesagt, vielleicht findest du ja heraus, was sie zu erzählen hat.«
»Wie ich Carmen del Hoyo einschätze, wird sie von einem Überraschungsanruf nicht gerade begeistert sein.«
Paco runzelte die Stirn, als hätte er die Antwort von Danny schon erwartet. »Wenn wir das als Exklusivstory verkaufen wollen, dürfen wir im Umgang mit den Gefühlen der Familienmitglieder nicht allzu zimperlich sein«, sagte er und warf einen misstrauischen Blick auf das Journalistenpack, das immer noch vor den Toren der Müllhalde beisammenstand. »Wir müssen schnell sein. Wir sind nicht die Einzigen, die die Geschichte an Zeitschriften verkaufen wollen.«
Danny steckte die Nummer ein. Paco hatte recht: Teresa del Hoyo und ihr Tod waren jetzt Handelsware. Wer am schnellsten die Bilder und Informationen zu einem Paket schnüren konnte, würde exklusiv verkaufen können. Die anderen hätten nur ihre Zeit verschwendet.
»Ich versuche mein Glück bei der Schwester«, sagte Danny. »Aber wenn die Story an Gente de Hoy gehen sollte, möchte ich nicht meinen Namen unter dem Artikel stehen sehen.«
»Geht klar. Aber was ist mit Sureste News? Musst du nicht für die darüber berichten?«
»Für die werde ich später was zusammenschustern. Die Zeitung hat für mich nicht mehr höchste Priorität.«
Paco klopfte Danny auf die Schulter. »So ist es gut. Wo wir gerade von Prioritäten sprechen: Marsha hat gestern über eine Stunde lang mit Lourdes geskypt.«
Danny rieb sich den Nacken. »Worüber haben sie geredet?«
»Keine Ahnung. Sie haben die meiste Zeit Englisch gesprochen. Aber nach allem, was ich von Marshas Spanisch verstehen konnte, muss ich sagen, sie lernt schnell dazu. Das ist gut, nicht wahr?«, sagte Paco, als Danny nichts darauf erwiderte.
»Klar. Natürlich.«
»Deine Miene spricht eine andere Sprache.«
»Hör zu, wir haben viel zu tun. Ich möchte jetzt nicht über die Sache mit Marsha reden.«
»Das tust du nie. Aber wenn du nicht zu ihr gehst, wird sie zu dir kommen. So einfach ist das. Sie ist eine klasse Frau, Danny.«
»Weiß ich.«
»Dann zeig verdammt noch mal ein bisschen Begeisterung«, sagte Paco und schlug ihm auf den Arm. »Wie auch immer, das Zusammenziehen ist ja der spaßigere Teil. Danach kommt das Heiraten und Kinderkriegen.«
»Mein Gott, jetzt mach mal eine Pause, okay?«
Paco stieg lachend ins Auto und zog den Sicherheitsgurt über seinen wohlgerundeten Bauch. Dann streckte er seinen großen kahlen Kopf aus dem Fenster und ließ den Wagen sanft anfahren. »Früher habe ich ein Vermögen für den Friseur und modische Kleidung ausgegeben, Danny. Dann bekamen wir die beiden Mädchen, mein ganzes Haar fiel aus, und ich ging in die Breite. Du kannst dich auf was freuen, amigo.«
2
Die Provinz Almería hat im Jahresdurchschnitt etwa dreihundert Sonnentage, aber heute war keiner davon. Der Mittagshimmel war von der Farbe wässriger Milch, und der Wind wehte Staub in Dannys Gesicht, als er durch die engen Gässchen im Stadtzentrum von Almería ging. Erfolglos hatte er versucht, mit Carmen del Hoyo zu sprechen. Dreimal ging nach mehrmaligem Klingeln der Anrufbeantworter ran, beim vierten Mal wurde das Telefon ausgeschaltet. Danny unterdrückte ein Gähnen. Er hatte jetzt vierzehn Monate lang jede von Gott gegebene Stunde gearbeitet.
Vor einem Jahr hatte alles begonnen, als der Redakteur von Sureste News, jener britischen Tageszeitung, für die Danny arbeitete, sich krankschreiben ließ und nie wieder auftauchte. Danny wäre der offensichtliche Ersatz gewesen, aber statt ihn zu befördern, beschloss die Verlagsleitung, ganz ohne Redakteur weiterzumachen und die Belegschaft gleich noch um Danny und drei weitere Mitarbeiter zu kürzen, die dann als Freie eingestellt wurden, was für sie den Verlust des bezahlten Urlaubs und den Wegfall des Krankengeldes zur Folge hatte.
Das einzig Positive daran war, dass Danny sich nicht länger verpflichtet fühlte, seine Storys als Erstes Sureste News anzubieten. Er und Paco machten jetzt mindestens zwei Geschichten im Monat für eine Agentur, die an die spanische prensa rosa verkaufte, reißerische Klatschmagazine die an Supermarktkassen verkauft wurden.
Danny hatte zwar Erfahrung im Sensationsjournalismus, aber Blätter wie Gente de Hoy lagen fast schon jenseits seiner Schmerzgrenze. Marsha war der Ansicht, er solle seine Ziele höher stecken – vielleicht ein Sachbuch über Spanien schreiben oder einen Korrespondentenjob bei einer der britischen überregionalen Zeitungen annehmen –, aber Marsha hatte eigentlich immer Ideen, was Danny in seinem Leben besser machen könnte.
Pepe Juárez traf sich mit Danny vor dem Gebäude, in dem die Jugendfraktion der Izquierda Unida saß. Wie gewöhnlich hatte der Politiker in seinen besten Jahren durch die Auswahl seiner Kleider eine smarte Wirkung erzielen wollen, aber auf halber Strecke aufgegeben: die Krawatte war schief gebunden und wies Kaffeeflecken auf, das Hemd hatte Falten und war geflickt, und der Wind zerzauste das graue Haar zu einer wilden Frisur.
Juárez begleitete Danny die Treppe hinauf in einen großen Raum mit Sofas und Tischen. Die Wände waren mit Postern geschmückt, auf denen das rote Hammer-und-Sichel-Logo der OCE prangte, der Spanischen Kommunistischen Partei. Ein paar junge Männer und Frauen saßen in der Mitte auf Sofas, unterhielten sich leise miteinander, trockneten Tränen und trösteten sich gegenseitig. Als Juárez Danny als Reporter vorstellte, blickten sie erwartungsvoll auf.
»Stimmt es, was sie sagen?«, fragte ein junger Mann mit kurz geschorenem Haar und Flesh-Tunnel-Ohrringen. Seine Augen waren gerötet vom Weinen, aber er klang wütend. »Haben sie Teresa auf einer Müllhalde gefunden?«
»Es ist zu früh, die Aussage zu bestätigen.«
»Aber im Radio hieß es, es handle sich um die Leiche einer jungen Frau. Was ist damit?«
»Ich bin mir sicher, dass die Polizei im Laufe des Tages eine Erklärung abgeben wird.«
»Schreiben Sie bloß nichts Schlechtes über Teresa«, sagte der junge Mann plötzlich und starrte Danny an, die Hände zu Fäusten geballt.
»Warum sollte ich das tun?«
Niemand antwortete, aber als Juárez Danny zu dem Büro führte, in dem Teresa gearbeitet hatte, zischte einer der Männer: »Verfluchte Aasgeier!«
Danny blieb gelassen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass bei Vermisstenfällen oft ein Moment eintritt, in dem die profane Tätigkeit der Berichterstattung über den Vermissten – die Interviews und zitierten Aussagen, die Pressekonferenzen und Deadlines – mit dem realen Schaden kollidiert, den das Ereignis im Leben der anderen Menschen anrichtet. Es war nicht das erste Mal, dass Hinterbliebene ihren Schmerz an einem Reporter auszulassen versuchten.
Danny folgte Juárez in ein kleines Büro mit zwei Schreibtischen. Wie in dem anderen Raum waren auch hier die Wände mit Postern mit Slogans der Organisation und Widerstandsparolen tapeziert.
»An welchem Schreibtisch hat Teresa gearbeitet?«, fragte Danny.
Juárez deutete auf den am Fenster. Dann sah er Danny an. »›Hat‹? Sie meinten wohl ›Wo arbeitet sie?‹, nicht wahr? Oder wissen Sie doch schon etwas Definitives?«
»In Gegenwart der anderen wollte ich nichts dazu sagen – es ist nicht meine Aufgabe, irgendetwas zu bestätigen oder zu leugnen –, aber es sieht nicht gut aus.«
Juárez nahm seine Brille ab und begann, sie mit seinem Schlips zu putzen. »Tut mir leid«, sagte er und zog ein paarmal die Nase hoch. »Aber wenn man sich vorstellt, an was für einem widerwärtigen Ort man die arme Teresa abgeladen hat. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne in der Gegenwartsform von ihr sprechen, bis die Polizei alles bestätigt hat.«
Danny legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Pepe. Ich wollte nicht taktlos sein. Also, woran arbeitet Teresa hier?«
»An verschiedenen Projekten. Sie ist eine ganz besondere junge Dame, ein echter Gewinn für die Partei. Es ist ihr auf ziemlich beeindruckende Weise gelungen, ihrem Leben nach all den Problemen, mit denen sie zu kämpfen hatte, eine neue Richtung zu geben.«
»Womit hat sie sich zuletzt beschäftigt?«
Juárez deutete auf eines der Poster an der Wand. Eine lockere Collage körniger Schwarz-Weiß-Fotos mit männlichen und weiblichen Gesichtern. Auf dem Poster stand der Slogan: ¡Las monjas no son las únicas mártires de El Cerrón! – Die Nonnen sind nicht die einzigen Märtyrerinnen von El Cerrón! Er prangte in roten Lettern auf dem unteren Drittel. Mit Photoshop war Blut über die Gesichter gespritzt worden, oben auf dem Plakat flatterte die rot-gelb-maulbeerfarbene Flagge der Zweiten Spanischen Republik. »In den letzten sechs Monaten hat Teresa sehr aktiv an der Kampagne mitgearbeitet. Wir versuchen, die Leichen der republikanischen Politiker zu finden, die 1939 von den fachas ermordet und in einem Massengrab vor der Stadt El Cerrón beerdigt wurden.« Juárez zeigte auf eines der männlichen Gesichter auf dem Poster. »Der Mann hier war der Bruder ihres Großvaters, sie hat also ein ganz persönliches Interesse an der Sache. Ich nehme an, Sie wissen, was dort passiert ist?«
Danny nickte. Sich in lange Gespräche über den Bürgerkrieg verwickeln zu lassen, das war das Letzte, was er jetzt wollte. Über siebzig Jahre waren seit der Beendigung des Konflikts vergangen, aber die Spanier waren immer noch schnell dabei, die alten ideologischen Barrikaden zu verteidigen – und keiner war schneller als Pepe Juárez. Deswegen hatte er auch das Wort facha verwendet, eine abschätzige Bezeichnung der Unterstützer Francos, die noch aus den 1930er Jahren stammte.
Ein ramponierter alter Computer und ein CRT-Monitor nahmen den meisten Platz auf Teresas Schreibisch ein. Danny fragte, ob er sich den Inhalt der Schubladen ansehen dürfe.
Juárez nickte. »Die Polizei hat das schon getan. Aber die Beamten schienen sich keine allzu große Mühe dabei zu geben. Ihr Interesse an Teresas Privatleben war deutlich größer.«
»Ach ja? Was wollten sie wissen?«
»Trinkt sie viel? Nimmt sie Drogen? Mit wem geht sie ins Bett?«
»Was haben Sie gesagt?«
»Die Wahrheit. Dass Teresa als junges Mädchen ein recht wildes Ding war, sich später aber gefangen hat und jetzt schon mindestens ein Jahr lang clean ist, was Alkohol und Drogen angeht. Und dass es verflucht noch mal niemanden etwas angeht, mit wem sie schläft. Aber sie fragten weiter, wie das damals gewesen sei, als sie als junges Mädchen ausriss. Ich hatte den Eindruck, die Polizei glaubte, sie wäre einfach wieder davongelaufen. Erst als Teresas Auto mit ihrem Handy darin auftauchte, schienen sie die Sache ernst zu nehmen.«
Die unterste Schublade des Schreibtischs war leer, die oberste vollgestopft mit Papieren, Stiften, Unterlagen und Akten. Die zuoberst liegende Mappe war orange und trug mit Kugelschreiber die Aufschrift: El Cerrón – Neues Projekt.
Darin befand sich die Kopie eines Schwarz-Weiß-Fotos. Sie zeigte zwei Männer und eine Frau, die vor einer großen dreistöckigen Villa standen. Die Fassade des Gebäudes war von hohen Türmen mit Spitzdächern und von Palmengruppen flankiert.
Der Mann und die Frau in der Bildmitte waren im Stil der Vierzigerjahre gekleidet. Da sie so nah beieinanderstanden, hielt man sie automatisch für ein Paar, aber in ihrer Körpersprache lag wenig Wärme oder Vertrautheit: Sie standen zwar Seite an Seite, berührten einander jedoch nicht, die Arme hingen herunter. Die Frau war Mitte zwanzig, machte aber einen verlebten, gebrochenen Eindruck, der ihre Jugend Lügen strafte. Der Mann sah älter aus. Er starrte direkt in die Kamera, blickte streng, als wäre ihm nicht wohl dabei, fotografiert zu werden.
Der zweite Mann stand rechts im Bild. Er trug die weiße Militäruniform der Falange, der spanischen faschistischen Partei. Der Kragen seiner Jacke war bis zum Hals zugeknöpft, über seine Brust liefen zwei Lederriemen. Die Arme hielt er vor seinem Oberkörper verschränkt, sein Gewicht ruhte auf dem hinteren Fuß, der Kopf war stolz nach oben gereckt. Das Haar war aus der Stirn gekämmt, der Mund trug einen Ausdruck leichter Belustigung. Die Art und Weise, wie er sich präsentierte, war nicht sehr sympathisch – Danny hatte das Gefühl, dass er zu den Männern gehörte, die lieber über andere lachten als mit ihnen. Unter dem Bild stand geschrieben: Santa Cristina, Almería, España, 1949.
»Ist das Teresas Handschrift?«, fragte Danny.
Juárez nickte.
Auf der Rückseite des Fotos standen ein Name, Gordon Pavey, und eine Festnetznummer in Almería, beides ebenfalls in Teresas Handschrift.
»Was ist Santa Cristina für ein Ort?«, fragte Danny. »Und wer ist Gordon Pavey? Der Name klingt britisch.«
Juárez zuckte mit den Schultern. »Die Fotokopie muss etwas mit dem Projekt zu tun haben, an dem Teresa arbeitet. Aber ich habe keine Ahnung, wer Pavey sein soll.«
Danny deutete auf den anderen Schreibtisch im Raum. »Wer arbeitet da?«
»Lidia. Vielleicht weiß sie etwas, aber im Moment ist sie nicht hier.«
Danny bat um die Erlaubnis, eine Kopie von dem Bild zu machen. Juárez begleitete ihn zu einem Kopiergerät im anderen Zimmer und versprach, ihm Lidias Telefonnummer zu beschaffen, sobald er einen Augenblick Zeit hätte.
Danny war schon wieder auf der Straße, als Paco Pino anrief.
»Ich habe gerade mit einem Kontaktmann von der Polizei gesprochen. Sie haben die Leiche von der Müllhalde ins Instituto de Medicina Legal gebracht. Die Familie Del Hoyo wird sie dort identifizieren. Am besten machst du dich gleich auf den Weg.«
Es regnete, als Danny die Rechtsmedizin erreichte. Ein paar Minuten später fuhr die Familie Del Hoyo in einem Polizeiauto vor. Die Mutter wirkte klein und zerbrechlich, als sie, eingehängt am Arm ihres Mannes, den Bürgersteig überquerte. Teresas Schwester Carmen bildete das Schlusslicht der Gruppe. Sie schüttelte verächtlich den Kopf, als Paco Pino von der eintreffenden Familie Fotos machte, ihre Hand ging nach oben, um ihr Gesicht zu verbergen.
Die Türen schlossen sich hinter ihnen. Danny und Paco stellten sich unter die Markise einer Bar auf der anderen Straßenseite und sahen dem fallenden Regen zu. Danny wusste, dass sie einige Zeit würden totschlagen müssen, also wählte er die Nummer von Gordon Pavey.
Er landete sofort auf einem Anrufbeantworter. »Willkommen bei der Pension Allen«, sagte eine Frauenstimme. »Leider bleibt unsere Pension bis Mittwoch, den zwölften Oktober, aus privaten Gründen geschlossen. Für Reservierungen nutzen Sie bitte unseren Onlineservice.«
Eine Pension? Das könnte bedeuten, dass Pavey nicht von hier stammte. Danny machte sich eine Erinnerungsnotiz, es am nächsten Tag noch einmal unter der Nummer zu versuchen.
Es war früher Nachmittag, das Wetter war trübe. Danny sah hinauf zu den beleuchteten Fenstern des Instituts für Rechtsmedizin und versuchte zu erraten, in welchem Raum sich die Familie Del Hoyo wohl gerade aufhielt.
Paco Pino war nicht der Einzige, der Kontakte zur Polizei hatte. Während Danny und er warteten, parkte ein junger Fotograf sein Moped auf der anderen Straßenseite. Fünf Minuten später sprangen zwei weitere Reporter aus einem Auto.
Die spanische Presse war sieben Mann stark, als Danny die Sirene eines Krankenwagens vernahm, ein fernes Heulen, das durch die hohen, engen Schluchten des Stadtzentrums hallte. Der Ton wurde immer lauter. Passanten blieben stehen, drehten sich um und starrten unter ihren Regenschirmen hervor, als die Ambulanz auf den Gehsteig vor der Rechtsmedizin fuhr und ihre Schweinwerfer neonblaue Pfützen auf den nassen Asphalt spuckten.
Die spanischen Journalisten bestürmten die Sanitäter und bombardierten sie mit Fragen, während diese die Transportliege ausluden und damit ins Gebäude eilten. Alle Reporter zückten ihre Handys. Zehn Minuten später wurden die Vordertüren mit einem Knall aufgestoßen, und die Liege mit Teresas Mutter, eine Sauerstoffmaske auf dem kreidebleichen Gesicht, wurde herausgerollt. Ihr folgten Teresas Vater und ihre Schwester.
Danny wurde von Fotografen und Reportern angerempelt, als er versuchte, Carmen del Hoyo Fragen zu stellen, aber sie hielt ihren Vater unbeirrt an den Schultern fest und schob ihn durch das Gedränge. Als sie sich der Rückseite des Krankenwagens näherten, kam ein Reporter ihr zu nah, und Carmen del Hoyo schubste ihn so heftig, dass er stürzte und in eine Pfütze fiel. Die Türen des Krankenwagens wurden zugeknallt, und er raste mit heulenden Sirenen davon.
»Ist die Mutter tot?«, fragte ein Reporter.
»Ach was, die hat ganz sicher noch geatmet.«
»Ich muss schon sagen, genau der richtige Ort für einen Zusammenbruch«, sagte ein Fotograf, lachte und deutete mit dem Kopf auf das »Gerichtsmedizin«-Schild an der Wand. »Sie hat Glück gehabt, dass sie nicht gleich für eine Autopsie auf dem Seziertisch gelandet ist. Hast du ihre Gesichtsfarbe gesehen?«
Es gab Tage, an denen Danny seinen Job über alles liebte.
Heute war keiner davon.
3
Als Carmen del Hoyo die Tür der Toilettenkabine verriegelt hatte, öffnete sie die vier Knöpfe ihrer Bluse, schob den Stoff ein wenig zur Seite und betrachtete mit Hilfe eines kleinen Make-up-Spiegels die roten Quaddeln auf ihrem Rücken.
Genau wie beim letzten Mal, dachte sie: Nesselausschlag.
Aber dann fiel ihr ein, dass es nicht so war wie beim letzten Mal, denn diesmal war Teresa nicht weggelaufen oder hatte sich tagelang mit Drogen vollgepumpt.
Teresa war tot.
Carmen setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Ihre Hände hingen schlaff nach unten, die Ungeheuerlichkeit der Tatsache überwältigte sie.
Ihre kleine Schwester war tot. Nichts würde je wieder so sein wie früher.
Ihr Blick trübte sich, als ihr die Tränen in die Augen schossen, aber sie schüttelte sie ab. Es würde ihr nicht guttun zu weinen. Einer in der Familie musste stark bleiben, vor allem jetzt, da es Mama so schlecht ging. Die Rolle war Carmen zugefallen, wie immer, und es gab noch so viel zu tun: Als Erstes musste sie Teresas Totenschein zum Zivilregister bringen, dann zum Bestattungsinstitut fahren und den genauen Wortlaut für den Grabstein angeben. Danach würde Carmen noch schnell in der Leichenhalle vorbeischauen und mit den Vorbereitungen für Teresas Beerdigung beginnen. Wie es die Tradition verlangte, durfte die Tote nicht allein gelassen werden, bis sie bestattet war. Aber die Beerdigung konnte nicht vor dem folgenden Nachmittag stattfinden, was bedeutete, dass ihr und dem Rest der Familie eine weitere schlaflose Nacht bevorstand.
Sie massierte sich die Schläfen. Die letzte Woche hatte sie über die Maßen erschöpft. Sie hatte Gewicht verloren und wirkte verhärmt und alt. Einer der Ärzte im Krankenhaus hatte angeboten, ihr etwas zu verschreiben, das ihr beim Einschlafen helfen würde. Sie hatte sein Ansinnen höflich, aber entschieden abgelehnt: Chemische Substanzen waren keine Antwort – auf welches Problem auch immer.
Wie wahr das war, hatte die Familie Del Hoyo weiß Gott gelernt.
Vor einer Woche, als ihre Mutter Carmen angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass Teresa vermisst wurde, hatte sie versucht, sie zu beruhigen und an all die Male erinnert, die ihre Schwester früher schon verschwunden war. Aber als am nächsten Tag Teresas verlassenes Auto mit dem Handy darin gefunden wurde, war Carmen unverzüglich die zehn Stunden von Barcelona nach Almería mit dem Wagen gefahren.
Seither hatte sie kaum geschlafen. Es hatte so viel zu tun gegeben: Gespräche mit der Polizei, Telefonanrufe der Medien, die Organisation eines Hilfeaufrufs im Internet und einer Mahnwache mit Kerzenlicht. Die Wohnung ihrer Eltern war rund um die Uhr Treffpunkt für Angehörige und Freunde gewesen, alle wollten verzweifelt helfen, als könnten sie durch ihre ständige Aktivität irgendwie dazu beitragen, dass Teresa wieder lebend zurückkam.
Carmen hatte in der Zeit viel gebetet. Zuerst Novenen zum heiligen Judas Thaddäus, in denen sie ihn anflehte, Teresa möge wohlbehalten zu ihrer Familie zurückkehren. Aber als Teresa immer länger verschwunden blieb, hatten ihre geflüsterten Gebete andere Dinge erfleht: ihre Schwester möge nicht gelitten haben, ihr Ende möge kurz und schmerzlos gewesen sein.
Die Gebete waren offenbar nicht erhört worden. Als die Familie zur Identifizierung des Leichnams ins Rechtsmedizinische Institut gekommen war, hatte der Gerichtsmediziner großen Wert darauf gelegt, ihnen nur Teresas Gesicht zu zeigen. Der Gedanke daran ließ Carmen nicht mehr los. Welches Grauen war unter dem weißen Laken, das den Rest von Teresas Körper bedeckte, verborgen gewesen? Sie musste es unbedingt wissen und hatte darauf bestanden, eine Kopie des Autopsieberichts zu erhalten, sobald dieser erstellt war.
Aber sie würde diesen elenden Ort nie vergessen, würde nie vergessen, wie es dort ausgesehen und gerochen hatte. Jetzt wusste sie, dass in der Hölle weder Feuer noch Schwefel brannte: Die Hölle war weiß und kalt und steril, es gab dort blutverschmiertes Porzellan, poliertes Metall und geflüsterte Worte unvorstellbaren Schmerzes, die sich mit dem Gestank nach Ammoniak vermischten.
Der Gedanke, Teresas Seele müsste vielleicht eine Ewigkeit an so einem Ort ausharren …
Carmen kamen wieder die Tränen, aber diesmal waren sie Ausdruck ihrer Wut. Sie hatte ihre Schwester geliebt, aber es ließ sich nicht leugnen, wie selbstsüchtig und doppelzüngig Teresa geworden war, seit die Drogen ihr Leben bestimmten.
Der Autopsiebericht würde interessant werden. Mamá behauptete, Teresa sei bis zu dem Zeitpunkt ihres Verschwindens zu den Treffen der Narcotics Anonymous gegangen, aber Carmen wusste, was geschehen war: Teresa hatte einen Rückfall gehabt. Als Carmen das erste Mal mit der Polizei sprach, hatte sie den Beamten ganz klar gesagt, dass Drogen hinter der Sache steckten. Keiner kannte die Tiefen, in die Teresa stürzen konnte, besser als Carmen.
Und selbst wenn Teresa zu diesen Treffen gegangen war, hatten sie ihr offenbar nicht besonders viel gebracht. Carmen hatte sich im Internet über die NA informiert, hatte alles über den Quatsch mit den zwölf Schritten gelesen, das ganze Gefasel über Selbstannahme und Schuldfreiheit. Wie sollte das jemals funktionieren? Schuld war die körperliche Manifestation der Sünde, ohne sie gab es keine Möglichkeit der Erlösung. Nur Buße und Reue konnten den Schmerz lindern.
Das hatte Carmen bei ihrem letzten Treffen auch Teresa gesagt, sie hatte ihr erzählt, dass die Kirche Drogen- und Alkoholprogramme anbot, die speziell dafür ausgebildete Priester durchführten. Wenn sie es ernst meinte mit der Abstinenz, warum sollte sie die Angelegenheit dann wohlmeinenden Amateuren überlassen? Teresa hatte ihr zugehört und dann dieses verächtliche kleine Lachen ausgestoßen, das ihr in Gesprächen über Religion immer entfuhr.
Carmen hatte viel über den Streit nachgedacht, der dem Ganzen gefolgt war. Hatte sie ihre Schwester enttäuscht? Wäre sie überzeugender gewesen, wenn sie sich besser beherrscht hätte? Aber Beherrschung war noch nie Carmens Stärke gewesen, vor allem dann nicht, wenn man sich über ihre Überzeugungen lustig machte.
Sie nahm eine Dose mit Feuchtigkeitscreme aus ihrer Handtasche und trug etwas davon auf die entzündete Haut ihrer Schulter auf. Worte aus dem Buch Jesaja gingen ihr durch den Kopf: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Carmen versuchte, positiv zu denken.
Wenigstens mamás Prognose war nicht allzu schlecht. Die Ärzte sagten, sie habe einen leichten Schlaganfall erlitten – eine Folge des übermäßigen Stresses in der letzten Woche. Und doch hatten sie sich ärgerlicherweise sehr bedeckt bei der Antwort auf die Frage gehalten, welche Folgeschäden der Anfall nach sich ziehen könnte. Was, wenn mamá nicht länger laufen könnte? Oder wenn sie einen Arm nicht mehr bewegen könnte? Dann würde sie nicht mehr kochen können, und das würde bedeuten, dass Carmen ihr Leben in Barcelona aufgeben und wieder zurück nach Hause ziehen müsste, um sich um ihre Eltern zu kümmern. Papa wäre in dieser Hinsicht keine große Hilfe. Anfang der Woche hatte Carmen ihn bei dem Versuch beobachtet, ein Ei zu kochen. Die Küche stank immer noch nach angebranntem Metall und versengten Eierschalen.
Die schwere Tür zur Damentoilette wurde quietschend aufgestoßen, und Carmen hörte Schritte vor der Kabine. Jemand klopfte an die Tür.
»Alles in Ordnung da drin, hija?«
Es war eine Schwester: Carmen konnte die blaue Hose und die weißen Turnschuhe unter der Toilettentür erkennen.
»Ja, mir geht’s gut«, sagte sie.
»Warum kommen Sie nicht heraus? Ihr Priesterfreund ist hier, er möchte Sie sprechen.«
Priester? Carmen schüttelte den Kopf über die Ignoranz der Schwester. Dann lächelte sie. Sie war froh, dass Monsignor Meléndez da war.
Es war ein Akt wahrer christlicher Nächstenliebe, dass ein so bedeutender Mann am Leid ihrer Familie Anteil nahm – Carmen hatte einige der Papiere in seiner Aktentasche gesehen, sie trugen sowohl den Stempel der Erzdiözese als auch der Bischofskonferenz –, aber Monsignor Meléndez hatte erklärt, warum Teresas Tod so bedeutsam für ihn sei: Er sei ein enger Freund von Pfarrer Javier gewesen, der vor Carmens Umzug nach Barcelona ihr Diözesanpriester gewesen war. Er war im Vorjahr verstorben, daher hatte Monsignor eine Sonderreise unternommen, um die Familie zu trösten. Er sagte, das sei das Mindeste, was er in einer so schwierigen und herausfordernden Zeit tun könnte.
Carmen prüfte ihre Frisur im Badezimmerspiegel. Dann ging sie zurück in den Warteraum vor der Intensivstation.
Monsignor Meléndez, ein Mann mittleren Alters von großer und breiter Statur, trug einen Römerkragen und einen Anzug aus dunklem Stoff. Seine äußerliche Erscheinung entsprach genau der Vorstellung, die Carmen gern von einem Priester hatte: streng und doch heiter, ein Mann, dessen tiefe Weisheit Vertrauen und Sicherheit einflößte.
»Da bist du ja, Carmen«, sagte er und reichte ihr eine Tasse Kaffee und ein Sandwich. »Ich war so frei und habe dir aus der Cafeteria etwas zu essen mitgebracht. Wie fühlst du dich?«
»Etwas besser.«
»Und deine Mutter?«
»Es scheint ihr gut zu gehen. Mein Vater ist schnell nach Hause gefahren, um zu duschen, also halte ich hier die Stellung.«
»Das sind erfreuliche Neuigkeiten. Ich habe dich in den letzten Tagen in meine Gebete eingeschlossen.«
»Das war sehr freundlich von Ihnen, Monsignor.«
»Nicht der Rede wert, mein Kind. Wann wirst du deine Schwester beerdigen?«
»Morgen um zwei. Werden Sie an der Feier teilnehmen können?«
»Das würde ich gerne, aber ich fürchte, meine Pflichten hindern mich daran.«
Sie setzten sich nebeneinander auf die Plastikstühle. Carmen trank den Kaffee, aber knabberte nur an dem Sandwich herum.
Meléndez’ Ausdruck wurde ernst, als er sah, dass Carmen nichts aß. »Ich sehe, du machst dir noch immer Sorgen, Carmen.«
Sie legte das Sandwich zurück in die Verpackung. »Es tut mir leid, Monsignor, aber ich muss ständig an meine Schwester denken, vor allem an den Ort, an dem sie gefunden wurde. Glauben Sie, es war eine Strafe, dass man ihre sterblichen Überreste in den Müll geworfen hat? Was bedeutet das für ihre Seele?«
Meléndez seufzte, als hätte er die Frage schon befürchtet. »Auch ich habe mir über das Seelenheil deiner Schwester Gedanken gemacht.«
»Und?«
»Wie du weißt, begegnet ein jeder Mensch am Ende seines Lebens den vier letzten Dingen: dem Tod, dem persönlichen Gericht und dann dem Himmel oder der Hölle. Erinnerst du dich an unser Gespräch über den Begriff der Konkupiszenz?«, fragte er. »Das ist das Erbe der Wunden, die von der Ursünde stammen. Die Konkupiszenz untergräbt unseren Willen und gestattet es unseren Emotionen, den Ketten des Intellekts zu entfliehen. In diese Falle ist deine Schwester offenbar getappt. Aber Teresa war getauft. Ich denke, ihre Seele ist jetzt im Fegefeuer.«
»Und wie lange wird sie dortbleiben?«
»Das hängt davon ab, wie tief die Narbe auf ihrer Seele ist …«
Meléndez’ Worte fielen in ein tiefes Schweigen. Nicht zum ersten Mal hatte Carmen das Gefühl, dass er ihr etwas verheimlichte.
»Meinen Sie ihren Drogenmissbrauch? Bitte, Monsignor, falls es irgendetwas gibt, das ich tun kann, dann sagen Sie es mir.«
Er machte ein Gesicht, als bedaure er es, die Sache überhaupt erwähnt zu haben.
»Da gibt es tatsächlich etwas. Aber in einer so schwierigen Zeit wollte ich eigentlich nicht mit dir darüber sprechen.«
»Bitte, Monsignor. Sie haben schon so viel für mich getan. Sagen Sie mir, was es ist.«
Er rutschte auf dem Stuhl herum und nahm Carmens linke Hand in beide Hände. »Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass deine Schwester in der Wahl ihrer Freunde recht unbedacht war. Einige haben sie zu Lastern verführt: Drogen, Alkohol, Fleischeslust. In ihrem Bekanntenkreis gab es auch eine Anzahl an Leuten, die aktiv versucht haben, der heiligen katholischen Kirche zu schaden und sie zu verleumden. Mir wurde gesagt, deine Schwester sei mit Vladimir López befreundet gewesen. Ich glaube kaum, dass dieser Name dir etwas sagt, der Mann gehört zu einer großen Gruppe von Kirchenhassern. Sollte Teresa unter den Einfluss dieses Mannes geraten sein … nun ja, dann können wir nicht sagen, zu welch verruchten Taten er sie möglicherweise verleitet hat. Wie du weißt, gibt es, einmal abgesehen von dem Begehen so offensichtlicher Verbrechen wie Mord und Vergewaltigung, keine reinere Definition von Verruchtheit als den Versuch, die Arbeit einer Institution, die sich der Besserung der Menschen auf dieser Erde widmet, zu unterminieren und zunichtezumachen.«
Carmen hatte mit offenem Mund zugehört. Wie konnte Teresa nur so dumm gewesen sein? »Was muss ich tun, Monsignor?«
Er lächelte gutmütig. »Ich wollte, ich könnte dir das genau sagen, mein Kind, aber ich fürchte, die Antwort auf deine Frage musst du selbst suchen. Aber als Erstes würde ich dir vorschlagen herauszufinden, wie tief Teresa in diese kirchenfeindlichen Intrigen verstrickt war. Sprich mit ihren Freunden. Sieh dir ihre privaten Aufzeichnungen an, ihre Korrespondenz. Oder überprüfe ihren Computer auf Hinweise, in was sie verwickelt war.«
»Und wenn ich etwas finde?«
Seine heißen, trockenen Handflächen drückten Carmens Hand ein wenig fester, als er sagte: »Wenn Teresa mit solch hinterhältigen Machenschaften zu tun hatte, dann wäre es eminent wichtig, mich sofort zu unterrichten, noch bevor du mit anderen darüber sprichst. Das Seelenheil deiner Schwester könnte davon abhängen. Gottes Gnade ist unendlich, aber sein Zorn kann schrecklich sein.«
»Ich werde tun, was immer ich kann.«
»Ich weiß. Du bist ein Mensch von Treu und Glauben, Carmen«, sagte er und tätschelte ihre Hand. »Eine wahre Gläubige. Eine gute Katholikin. Vielleicht reicht das ja aus, um deine Schwester vor der ewigen Verdammnis zu bewahren. Aber wenn wir schon über diese Dinge sprechen, muss ich dir auch etwas zur Presse sagen. Ich bin mir sicher, ich brauche dir nicht zu erzählen, was für Schakale diese Medienleute sind: Sie versuchen, aus dem Elend anderer Profit zu schlagen, und werden dir die Worte im Mund umdrehen, wenn es ihren Zielen dient. Falls du herausfindest, dass Teresa versucht hat, verleumderische Gerüchte über die Kirche zu verbreiten, darfst du ihnen nicht den geringsten Hinweis darauf geben, ganz egal, wie sehr man dich bedrängt.«
»Machen Sie sich keine Gedanken, Monsignor. Wenn die mich belästigen, bekommen sie das hier zu spüren.« Mit der rechten Hand öffnete sie ihre Handtasche und holte eine kleine rote Sprühdose heraus.
»Was ist das?«, fragte Meléndez.
»Pfefferspray. Ich habe es im Internet gekauft. Eine junge Frau, die allein in einer Stadt wie Barcelona lebt, ist gezwungen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.«
Meléndez betrachtete die Sprühdose und lächelte.
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Danny Sánchez lebte auf einem etwa einen Morgen großen cortijo