Die Treppe zum Garten - Michel Wendt - E-Book

Die Treppe zum Garten E-Book

Michel Wendt

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Beschreibung

Es handelt sich um einen historischen Roman, welcher in den ersten Wochen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges angesiedelt ist. Das Buch beinhaltet eine Liebesgeschichtemit Krimielementen und psychologischen Anklängen.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Michel Wendt

Die Treppe zum Garten

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Impressum neobooks

Kapitel 1

Die Jagdflugzeuge erreichten den nächtlichen Luftraum über der Stadt. Unaufhaltsam fielen die Bomben auf die Villen des Vorortes herab.

Die Sirenen hatten die wenigen Menschen dieses Ortes in die Schutzräume getrieben. Die Ohms waren diese Wege nicht mitgelaufen, sie befanden sich in ihrem Kellerraum.

Da waren Fritz, seine Frau Helga, seine Schwester Anna und der kleine Robert, der friedlich auf einer Couch in der Ecke schlief. Eine Glühlampe spendete spärliches Licht. Sie lauschten dem Lärm der Flugzeugmotoren   mit bangen Gedanken; dann hörten sie es: das Detonieren der ersten Bombe! Unwillkürlich waren sie alle drei zusammengezuckt, hielten sich fest aneinander. Sie konnten nichts anderes tun als zu warten und zu hoffen, doch die Detonationen kamen näher. Längst hatte Fritz seinen Arm um Helga gelegt. Er konnte ihr Zittern spüren und strich ihr über das dunkle Haar. „Wir sind hier sicher, Helga. Sieh doch nur auf Robert, wie friedlich er schläft.“ Bald wird diese schreckliche Zeit vorüber sein, dachte er bei sich, und sah eine Träne über Helgas Wange laufen. Sie schaute zu ihm hinauf. „Werden wir es auch diesmal überstehen, Fritz?“ Er reichte ihr den Becher mit dem warmen Tee. „Ganz sicher, Helga, uns wird nichts geschehen.“ Sie fühlte ihr Herz pochen und nahm Anna bei der Hand. Sie würden alle zusammen bleiben und Robert war ja noch so klein, er würde sich an den Krieg gar nicht erinnern können. Am liebsten hätte sie ihn zu sich genommen, doch dann würde er vielleicht aufwachen aus seinem Schlaf da unter der warmen Decke. Die dunkelblonden Haare hatte er vom Fritz. Sie verließ ihren Mann für einen Moment und ging die wenigen Schritte zur Couch hinüber. Ihr schien, als ob sich der Lärm der Flugzeuge etwas entfernt hätte, doch dann hörte sie plötzlich einen furchtbaren Knall, das ganze Haus erzitterte und ein Teil der Kellerdecke brach herab…

Anna erwachte. Es war Tag geworden. Ein Teil der Kellerdecke war heruntergekommen – soweit konnte sie sich erinnern – und dann war alles um sie herum dunkel geworden. In der Luft lag ein schwerer Brandgeruch. Ihr Kopf schmerzte. Sie fühlte getrocknetes Blut oberhalb ihrer rechten Schläfe. Sie war am Leben geblieben, aber was war mit den anderen? Mit einem Mal konnte sie den Gesang von Vögeln hören. Ihr schien es, als sei sie, abgesehen von der Wunde, unverletzt. Dann jedoch, als sie sich vorsichtig auf die Seite drehte, sah sie neben sich Fritz liegen, halb von einem schweren Deckenbalken bedeckt. Voller Angst fühlte sie seinen Puls, aber, Gott sei Dank, er war am Leben! Als nächstes fiel ihr Blick auf die Couch, doch der Kleine war nicht mehr da…aber die Stelle, an der Helga gestanden hatte, war bedeckt mit großen Bruchstücken der Decke. Anna versuchte, eines hochzuheben, doch es war zu schwer für sie.

Schließlich gelang es ihr, sich einen Weg hinaus zu bahnen. Sie atmete tief die kühle Luft ein, schaute auf den verwüsteten Garten, auf die Ruinen der nächstgelegenen Häuser mit ihren Brandspuren. Sie musste jetzt unbedingt Hilfe holen. Noch ein paar Schritte zur teilweise zerstörten Straße, dann der Blick zurück: Der Dachstuhl des Hauses war stark beschädigt, die Fenster waren nicht mehr vorhanden, aber die Grundmauern standen noch. Anna traten die Tränen in die Augen. Ob das alles jemals wieder instandzusetzen war? Ein Trost waren ihr die großen Eichen im Garten, die stehengeblieben waren. Ihre Limousine dagegen war zerstört. Sie wandte sich ab und ging zur Straße.

Feuchtkalte Luft lag zwischen den beschädigten oder zerstörten Villen. So ging sie denn durch dieses Trümmerfeld, welches noch vor Stunden, so kam es ihr in den Sinn, wie eine kleine Oase in diesem Krieg gewesen war. Anna versuchte, ihre Trauer und den Schrecken von sich zu schieben, denn es wurde ihr schlagartig wieder bewusst, wie dringend es war, Hilfe für Fritz und Helga zu finden. Und was war eigentlich mit dem Kleinen geschehen? Auch wenn er mit seinen knapp zwei Jahren schon so leidlich laufen konnte, musste er doch noch in der Nähe sein…

Nach einigen hundert Metern erblickte sie endlich mit der alten Frau Ringler                                                                 einen weiteren Menschen auf der Straße. „ Nein“, sagte diese, sie habe sonst auch noch niemanden gesehen weit und breit. Ihr Mann, der Herrmann, sei in der Nacht verstorben. Sein Herz sei einfach stehengeblieben. Es sei sicherlich der Schrecken wegen der Bomben gewesen. „Und Ihr Haus?“, fragte Anna, „steht es noch?“ „Nein, es ist bis auf die Grundmauern abgebrannt – gut, dass der Herrmann das nicht mehr zu sehen brauchte. Und was ist mit Ihnen und Ihren Angehörigen?“ Anna schilderte alles und fragte die alte Frau, wo sie jetzt wohl am schnellsten Hilfe finden könne. „Lassen Sie uns die Straße in entgegengesetzter Richtung hinuntergehen und unser Glück versuchen. Nach Ablauf einer halben Stunde kehren wir wieder um.“ So trennten sie sich.                                                                                  

Die alte Frau Ringler ging schnellen Schrittes gegen die Kälte und die Erinnerungen an. Jetzt galt es, möglicherweise Leben zu retten. Die Ohms hatten denselben Fehler wie sie und Herrmann gemacht, nämlich darauf zu vertrauen, dass sie auch dieses Mal nicht von den Bomben getroffen werden würden, doch das half jetzt alles nichts - sie musste helfen, möglicherweise das Leben von Fritz und Helga zu retten; für ihren Herrmann würde sie sich später an ein Bestattungsinstitut wenden. Sie kam nun in die Randbezirke der Stadt. Auch hier war so gut wie alles verwüstet – das jedoch schon seit Wochen. Bald war es an der Zeit zurückzugehen. Sie setzte sich auf eine Mauer, um etwas zu verschnaufen. Aus der Ferne sah sie einen Menschen näherkommen. Ein Mann in dunklem Anzug und Mantel. Was mochte der wohl machen in dieser verlassenen Gegend? Mit einem Mal überkam sie ein eigenartiges Gefühl der Furcht. Irgendetwas war seltsam. Der Aufzug des Mannes, sein zielstrebiges Voranschreiten. Sie würde ihn nicht fragen können, dann aber sah sie seine Gesichtszüge. Eine Hoffnung keimte in ihr auf. Die alte Frau schaute in warme Augen und überwand ihre Scheu. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie einfach anspreche, aber eine Bekannte befindet sich in einer schlimmen Notlage. Ihr Bruder und dessen Frau liegen unter Deckentrümmern begraben. Der Bruder lebt auf jeden Fall noch, doch die Bekannte und ich haben nicht die Kraft, um ihm zu helfen. Können Sie vielleicht mit mir kommen?“ Der Mann lächelte freundlich. „Natürlich, ich werde gern versuchen, das in meiner Macht stehende zu tun.“ Bei den Ohms angekommen, wartete Anna bereits vor dem Haus.

Der so elegant gekleidete große Mann wirkte seltsam in dieser zerstörten Gegend, dachte Anna für sich. Was hatte ihn in diese Gegend geführt? Als sie zusammen in den Keller hinuntergingen, vergaß sie ihre Gedanken. Sie alle drei schauten nun auf Fritz hinab und sie hoffte, es würde Ihnen zu dritt gelingen, diesen von dem Deckenbalken zu befreien. Dann war sie jedoch überrascht zu sehen, wie der Unbekannte sich hinab bückte und den schweren Deckenbalken ohne sichtbare Kraftanstrengung von ihrem Bruder hinweg nahm und zur Seite legte. Wie zuvor schon Anna, fühlte er nach dem Puls und nickte erleichtert. Dann betastete er behutsam den Brustkorb und in diesem Moment gab Fritz einen leisen Schrei von sich. „Ihr Bruder muss von etwas am Kopf getroffen worden sein, daher die Bewusstlosigkeit“, sagte er an Anna gerichtet. „Mehrere Rippen sind gebrochen, ansonsten scheint ihm nichts weiter zu fehlen. Jetzt werde ich noch den Schutt über der Ehefrau wegräumen.“

Die beiden Frauen sahen dem Mann zu, wie er Deckenteil um Deckenteil zur Seite weglegte, sein Ziel erreichte, um dann traurig den Kopf zu schütteln. „Da kommt leider jede Hilfe zu spät. Es tut mir sehr leid. Ich werde den Leichnam wieder zudecken.“ Schnell hatte er diese Arbeit getan. „Ich werde zwei Sanitäter mit einem Krankenwagen kommen lassen. Diese werden Ihren Mann in das Krankenhaus am Lehrter Platz bringen. Heute Nachmittag können Sie ihn dann dort besuchen.“ Ohne ein weiteres Wort wandte er sich der Treppe zu. Anna fasste ihn kurz am Arm und fragte, wie sie ihm für seine Mühe danken könne. „ Kümmern Sie sich gut um Ihren Bruder“, sagte der Mann, „ ihm wird es eine Zeitlang schlechtgehen. Stehen Sie ihm bei und versuchen sie gemeinsam, den kleinen Sohn wiederzufinden und dieses Haus wieder aufzubauen. Glücklicherweise ist der Krieg verlorengegangen, denn wenn Hitler gewonnen hätte, wäre diese Welt zu einer Diktatur des Schreckens geworden. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ Herzlich drückte er den beiden die Hand und war schon oben an der Treppe, als die Frauen schließlich auch die Stufen zum Garten hinaufstiegen. Aber als sie die Straße hinuntersahen, war von dem Fremden bereits nichts mehr zu sehen.                                                                                                                      

Anna saß am Krankenbett ihres Bruders. Sie hatte auch mit dem zuständigen Arzt gesprochen. Demnach würde die Bewusstlosigkeit voraussichtlich in den nächsten Stunden abklingen. Die äußeren Umstände hatten sie betroffen gemacht: der Putz blätterte von den Wänden, die Fußböden ließen erkennen, dass nicht regelmäßig gereinigt wurde, die schmutzigen Fenster hielten einiges von dem Tageslicht draußen ab und es waren zu viele Kranke und Verletzte auf zu wenig Raum untergebracht. Ärzte und Krankenschwestern wirkten gehetzt und deprimiert. Auch die Krankenhausluft machte Anna zu schaffen.

Fritz lag ruhig und friedlich da, doch von vielen Betten in der Nähe kamen Laute des Schmerzes und des Klagens. Sie hatte Fritz das feuchte Haar aus der Stirn gestrichen. Sein Anblick machte sie froh; er hatte das markante Gesicht des Vaters geerbt. Sie hatte ihn schon immer gern betrachtet. Sein Gesichtsausdruck war fast immer fröhlich gewesen, er hatte oft gelacht und war nie hochmütig.                                                                                                                      

Der Vater war gelernter Klavierbauer gewesen, hatte sich selbständig gemacht und aus dem Kleinbetrieb ein mittelständisches Unternehmen aufgebaut, welches noch über die Grenzen der Stadt hinaus seine Kundschaft fand. Der Vater war im ersten Weltkrieg gestorben. Die Mutter war nur wenige Monate danach von ihnen gegangen. Anna war 1917, zwei Jahre nach Fritz, geboren worden. Gerade dachte sie noch an die früheren Zeiten, als ihr plötzlich klar wurde, sich noch nicht überlegt zu haben, wie sie Fritz von Helgas Tod berichten konnte. Sie senkte den Kopf, doch dann spürte sie eine Bewegung: Fritz war zu sich gekommen. „Anna, wo bin ich hier?“„Fritz, weißt du noch, dass eine Bombe unser Haus getroffen hat? Du bist hier in dem Krankenhaus am Lehrter Platz. Sieh doch nur die vielen Krankenbetten ringsherum!“ Sie blickte in seine klaren, vollkommen wachen Augen. „Anna, wie schön, dass du unversehrt bist! Was ist mit Helga und dem Kleinen?“ Annas Herz fing wie wild an zu pochen. „ Ich habe soeben noch von Helga geträumt, Anna, irgendetwas mit einem schönen Strand und einem Hotel unter Palmen, aber dann bin ich aufgewacht. Nun, was ist mit den beiden?“ Seine Augen hatten mit einem Mal einen ängstlichen Ausdruck angenommen. „Fritz, Helga - sie ist tot!“ Er schaute sie erschrocken an und fragte, wie es geschehen sei. Helga berichtete ihm alles. Auch von dem Mann, der Helgas Tod festgestellt hatte. Die Augen ihres Bruders waren feucht geworden.

„Es tut mir so leid, Fritz.“ Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter.“ Was ist mit dem Kleinen, Anna, ist er am Leben?“

„Fritz, wie soll ich es dir erklären? Das erste, was ich nach dem Aufwachen sah, war die Couch. Sie war leer!“

Ihr Bruder war jetzt wieder völlig beherrscht. „Dann ist er nach draußen gelaufen, Anna – wir werden ihn ganz sicher in der Nähe des Hauses finden. Er ist also am Leben!“

„Wir haben aber nach ihm Ausschau gehalten und konnten ihn bisher nicht finden.“

„Irgendjemand von den Nachbarn wird ihn zu sich genommen haben.“

„Und Helga? Ist das Bestattungsinstitut schon da gewesen?“ Anna sah ihren Bruder an und erklärte die Situation zu Hause. „Aber dann kann Helga doch noch am Leben sein. Dieser Fremde war doch sicherlich kein Arzt!“

„Nun, Fritz, vielleicht hast du recht“, sprach Anna, „ich werde versuchen, mit einem Arzt hier aus der Klinik nach Hause zu fahren. Ich gehe gleich mal fragen.“ Sie kehrte jedoch mit der Nachricht zurück, dass keiner der Ärzte abkömmlich sei. „Ich werde selber hinfahren“, sagte Fritz. „ich sehe keine andere Möglichkeit.“

„Traust du dir das wirklich zu? Ich meine, was ist mit deinen Schmerzen und deinem Kreislauf?“, fragte Anna besorgt. „ Immerhin warst du noch vor nicht einmal einer halben Stunde ohne Besinnung.“

„Ich muss es versuchen.“ Vorsichtig richtete Fritz sich im Bett auf und verspürte sofort einen heftigen Schmerz in der Rippengegend. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Ihm wurde schwindelig. „Wie geht es?“, fragte Anna. „Es geht ganz gut, gehe bitte mal zu den Schwestern und hole mir einen Kaffee. In der Zeit ziehe ich mich an.“

Mit einem Becher dampfenden Kaffee kehrte Anna zurück. „Du darfst das Bett nicht verlassen sagen die Schwestern. Sie können es nicht verantworten.“ Fritz nahm die Tasse entgegen und trank vorsichtig. Der Kaffee tat ihm gut; das Schwindelgefühl ließ nach. „So, Anna, und Jetzt reiche mir bitte die Hand und hilf mir beim Aufstehen. Wir dürfen nichts unversucht lassen.“ Mühsam gegen die Schmerzen stellte sich Fritz hin und ging ein paar Schritte an den nächsten Betten vorbei. „Na, die Operation gut überstanden?“, fragte da einer. „Noch nicht operiert“, entgegnete er, „ich komme später wieder. Ich versuche, meiner Frau das Leben retten!“ Der Bettnachbar drückte ihm spontan die Hand: „Alles Gute dafür.“ Fritz dankte ihm.

Unter Schmerzen und Mühen gelang es ihm, sich Jacke und Hose anzuziehen. Erschöpft setzte er sich auf das Bett. „Hilf mir bitte mit den Schuhen, Anna.“ Anschließend stand er auf, hakte sich bei seiner Schwester unter, und gemeinsam gingen sie an den anderen Patienten und dann am Schwesternzimmer vorbei hinaus.

Ein Taxi fuhr sie durch die Häuserwüsten der Stadt. Immer wieder wischte Anna dem Bruder den Schweiß von der Stirn. Fritz hatte die Augen geschlossen, aber er schlief nicht. „Wie ist es mit dir?“, fragte Anna. „Ich hätte mir ein Schmerzmittel geben lassen sollen, aber es geht“, antwortete Fritz. Jetzt sah er aus dem Fenster des Wagens hinaus. Sie hatten ihren Ort erreicht. „Sieht unser Haus auch so aus?“, fragte der Bruder, auf die zerstörten Häuser zeigend. „Ja, Fritz, so ähnlich.“

Das Taxi hielt vor dem Haus. Sie stiegen aus. Fritz schaute sich um. „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Es wird viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen, aber es ist instandzusetzen.“ Die zerstörte Limousine streifte er nur mit einem kurzen Blick. Für das Hinabsteigen in den Keller benötigte Fritz mehrere Pausen. Die Schmerzen in dem Brustraum waren nur schwer auszuhalten. Schließlich erreichte er die am Boden liegende zerstörte Kellertür und schaute in den Raum hinein: die leere Couch, Teile des Tisches, an dem sie gesessen hatten und dahinter die Deckenteile, die der Unbekannte über Helga gelegt hatte; alles in dem fahlen, nur durch die Türöffnung hereinfallendem Licht. Ihn befiel eine ängstliche Unruhe. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren, auch weil ihm schon die geringste Bewegung Schmerzen verursachte, aber dann hatte er seine Angst überwunden. Er bückte sich hinunter, um das erste Deckenteil hochzuheben. Er konnte die Schmerzen aushalten. So entfernte er Teil um Teil dieses Grabes, das er als ein solches erkannte, als er die Deckenteile hinweg geräumt hatte. Der Fremde hatte es richtig festgestellt. Fritz schaute auf seine Frau, strich ihr die dunklen Haare zurecht und nahm für sich Abschied.

Fritz wischte sich die Tränen aus den Augen. Er hatte die Jacke über Helga gelegt, und ermattet setzte er sich auf die Couch; so konnte er die Schmerzen leidlich aushalten.