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Mara Nyx

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Beschreibung

Eine Tür, die niemals geöffnet werden sollte. Ein Geheimnis, das sie für immer verändert. In einem alten, verlassenen Haus am Rande der Stadt existiert eine Tür, die nur in einer Vollmondnacht um 3 Uhr erscheint. Hinter ihr liegt kein Raum, sondern die Unterwelt – ein Labyrinth aus Dunkelheit, Albträumen und den tiefsten Ängsten derer, die es wagen, hindurchzutreten. Lena und ihre Freunde wollen das Geheimnis lüften. Was als Mutprobe beginnt, wird zum schlimmsten Albtraum ihres Lebens. Die Unterwelt kennt keine Gnade: Sie spiegelt ihre dunkelsten Geheimnisse, lockt mit Macht und zwingt sie, sich den eigenen Dämonen zu stellen. Doch der Preis ist hoch. Nicht alle werden zurückkehren. Und vielleicht ist das wahre Böse nicht in der Unterwelt … sondern in ihnen selbst. Düster, fesselnd, gnadenlos – ein Dark-Fantasy-Horror, der dich bis zur letzten Seite nicht loslässt.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Titel:Die Tür zur Unterwelt

Inhaltsverzeichnis

1-5: Einführung und Entdeckung

Das Gerücht

Die Gruppe

Die Nacht des Vollmondes

Das Haus

Eröffnung der Tür

6-15: Die Unterwelt und erste Begegnungen

Erste Eindrücke

Lenas Vision

Max‘ Zweifel

Sophie’s Warnung

Angriff der Kreaturen

Flucht aus der ersten Falle

Der Spiegelraum

Timos Kampf

Rückkehr zur Tür

Die erste Offenbarung

16-24: Die dunklen Geheimnisse und inneren Kämpfe

Verborgene Erinnerungen

Max‘ Verlust

Sophie’s Vision

Die Jagd

Tiefere Erkenntnisse

Vertrauensbruch

Die Rückkehr des Verräters

Gefährliche Entscheidungen

Der Verlust eines Freundes

25-34: Die Suche nach einem Ausweg

Die zerbrochene Gruppe

Lena allein

Max‘ Entschluss

Timos Wut

Die Erneuerte Tür

Alte Riten

Der Kampf der Erinnerungen

Die Rückkehr zu den Anfängen

Die Entscheidung

Das Opfer

35-44: Der Aufstieg und der Fall

Wiedervereinigung

Die Macht der Unterwelt

Max’ Transformation

Die Rückkehr des Verräters

Die Prophezeiung

Der endgültige Kampf

Lena’s Entscheidung

Die Flucht

Max‘ Fall

Das Tor der Wahrheit

45-49: Das Ende und der Neubeginn

Der Aufstieg aus der Dunkelheit

Der Abstieg

Die Rückkehr

Der letzte Blick

Das Erbe

Kapitel 1: Das Gerücht

Die Sonne ging langsam hinter den dunklen Wäldern des kleinen, verschlafenen Dorfes unter. Ein silbriges Dämmerlicht legte sich über die Häuser und Felder, als sich die Schatten der Bäume aus den weiten Wiesen zogen. Lena stand am Fenster ihres Zimmers, den Blick auf die ruhige Landschaft gerichtet. Der Wind wehte durch die Baumkronen und trug die Erinnerung an einen Sommer mit sich, der längst vergangen war.

„Die Nacht ist schön“, murmelte Lena leise vor sich hin. Doch ihre Worte hallten in der Stille des Raumes wider. Sie war allein, wie fast immer. Ihre Eltern waren an diesem Wochenende nach Hamburg gefahren, um Freunde zu besuchen. Lena hatte beschlossen, zu Hause zu bleiben. Die Stille war ihr angenehmer als die lärmenden Menschenmengen in der Stadt.

In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es war Timo, einer ihrer besten Freunde. Lena seufzte, holte das Handy aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen.

„Was gibt's?“ fragte sie, ohne viel Enthusiasmus.

„Du hast doch sicher schon von dem alten Haus am Waldrand gehört, oder?“ Timos Stimme klang aufgeregt, fast ein bisschen unheimlich.

Lena runzelte die Stirn. „Das Haus von der alten Richterin? Was soll an dem so besonders sein?“

„Das Haus ist nicht das Besondere“, antwortete Timo, „es ist die Tür.“

Lena zog eine Augenbraue hoch. „Die Tür?“

„Ja, die Tür, die irgendwo im Haus angeblich in die Unterwelt führt“, sagte Timo, und man konnte das Grinsen in seiner Stimme hören. „Jedenfalls behauptet der alte Herr Müller das. Der war früher mal im Haus, als er noch jung war. Angeblich soll es dort eine Tür geben, die sich nur bei Vollmond öffnet und direkt in die Hölle führt.“

Lena lachte auf. „Das klingt ja fast wie ein Märchen. Du hast zu viele Horrorfilme geschaut, mein Freund.“

„Glaub mir, Lena, er ist überzeugt. Und er behauptet, es gibt Menschen, die in dem Haus verschwunden sind. Niemand weiß, was mit denen passiert ist. Er sagt, die Tür verschlingt alles, was sie berührt.“

Lena legte das Handy kurz beiseite und starrte nachdenklich aus dem Fenster. Sie wusste, dass Timo gern Geschichten erzählte, die von Spuk und übernatürlichen Phänomenen handelten. Aber es war nicht wie Timo, etwas so Beängstigendes zu erzählen, ohne einen Scherz am Ende. Ihr Interesse war geweckt, auch wenn sie sich gleichzeitig dabei ertappte, wie sie den Gedanken an die Geschichte beiseite schob.

„Und was willst du, dass wir tun? Soll ich mit dir ins Haus gehen und nach der Tür suchen?“

„Na ja, es wäre nicht schlecht, wenn du mitkommst“, sagte Timo, „Ich dachte mir, wir könnten mal einen Blick darauf werfen, wenn es bald wieder Vollmond ist.“

„Klar, und dann? Wir gehen rein und entdecken, dass das alles nur ein Märchen ist?“

„Genau!“, sagte Timo, „Aber stell dir vor, es wäre doch wahr?“

Lena schüttelte den Kopf und stieß einen seufzenden Laut aus. „Du bist echt verrückt, Timo. Aber was soll's, vielleicht hast du ja recht. Ich meine, was gibt es schon Besseres zu tun, als das zu überprüfen?“

Timo schien erfreut, dass sie sich endlich darauf einließ. „Gut! Wir treffen uns morgen Abend, okay?“

„Alles klar“, antwortete Lena. „Aber ich warne dich, wenn wir uns wirklich dort umsehen und es passiert nichts, dann bekommst du eine gehörige Ansage von mir.“

„Deal“, sagte Timo, und der Anruf endete.

Lena legte das Handy auf ihren Schreibtisch und starrte nachdenklich auf den Bildschirm ihres Computers. Die Idee eines alten, verlassenen Hauses, in dem sich möglicherweise ein geheimnisvoller Zugang zur Unterwelt befand, klang unglaublich. Doch warum war es dann immer noch unentdeckt? Warum schien niemand wirklich darüber Bescheid zu wissen?

Im Dorf kannte fast jeder die Geschichte des alten Hauses. Es war das einzige Gebäude weit und breit, das nicht mehr bewohnt war. Niemand wagte sich mehr in die Nähe. Es war ein Ort, der von vielen gemieden wurde, und das nicht ohne Grund. Vor Jahrzehnten hatte hier die alte Richterin Teresa von Lichtenstein gelebt. Sie war eine strenge, fast furchteinflößende Frau gewesen, deren Name in der Dorfgemeinschaft immer mit einer gewissen Ehrfurcht ausgesprochen wurde. Es gab viele Gerüchte über sie, über dunkle Riten und geheime Treffen, die sie in ihrem Haus abgehalten hatte.

Nachdem sie vor Jahren gestorben war, hinterließ sie das Haus dem Dorf, aber niemand wollte dort wohnen. Die Menschen erzählten sich Geschichten über geheimnisvolle Geräusche in den Nächten und seltsame Lichter, die im Fenster aufleuchteten. Doch der größte Mythos war die Tür – eine massive, alte Eichentür, die in einem der hinteren Zimmer des Hauses stehen sollte.

Es gab keine Bestätigung für diese Geschichten. Aber was, wenn es wahr war? Lena hatte nie wirklich an solche Dinge geglaubt, aber sie konnte sich nicht davon abhalten, darüber nachzudenken.

Am nächsten Tag war der Himmel bewölkt und grau, als Lena mit Timo und den anderen, Sophie und Max, zum Waldrand gingen. Der Vollmond stand hoch am Himmel, und das Haus tauchte im Dunkeln auf. Es war ein riesiges, verlassenes Gebäude, das seine einstige Pracht längst verloren hatte. Die Fenster waren schmutzig, und der verwilderte Garten war von dichten Ranken überwuchert.

„Wirklich ein gruseliger Ort“, murmelte Max, als sie vor dem Tor standen. „Ich hoffe wirklich, dass hier keine Zombies auftauchen.“

„Zombies sind das kleinste Problem“, sagte Sophie und sah sich besorgt um. „Es fühlt sich irgendwie… falsch an hier. Etwas ist definitiv nicht in Ordnung.“

Lena blickte auf die alte Tür, die schwer und bedrohlich wirkte, als könnte sie jeden Moment aufbrechen. Doch sie entschloss sich, ihren Mut zu sammeln. „Kommt schon, lasst uns gehen.“

Langsam schritten sie auf das Gebäude zu, als das Knirschen des alten Holzes unter ihren Füßen die Stille durchbrach. Timo führte sie an, als er die Tür zu einem der vorderen Räume öffnete.

Im Inneren war es still und düster. Der Geruch von Moder und Staub lag in der Luft. Sie tasteten sich vorsichtig durch die Zimmer, die von dicken, schwarzen Vorhängen verdunkelt waren.

„Also, was jetzt?“ fragte Max ungeduldig.

„Jetzt suchen wir die Tür“, antwortete Timo, seine Stimme fest und doch von einer leisen Nervosität begleitet.

Als sie das hintere Zimmer erreichten, fanden sie die Tür. Sie war unauffällig, aber die Luft um sie herum schien sich plötzlich schwerer anzufühlen. Lena konnte spüren, wie ihre Nackenhaare sich aufstellten.

„Das ist sie“, flüsterte Timo und deutete auf die massive Eichentür.

Lena trat näher, den Blick auf das antike Holz gerichtet. Sie spürte eine merkwürdige Kälte, die von ihr ausging. Die Tür sah aus, als könnte sie jeden Moment aufspringen und eine neue Welt offenbaren – eine Welt, die sie nicht betreten wollte.

„Was jetzt?“ fragte Sophie, ihre Stimme zitterte ein wenig.

„Ich weiß es nicht“, sagte Lena, ihre Stimme beinahe genauso unsicher. „Vielleicht… vielleicht war das alles nur ein Scherz.“

Doch tief im Inneren wusste sie, dass etwas an diesem Ort war. Etwas, das sie noch nicht verstand.

Und so begann ihre Reise, die alles verändern sollte – eine Reise in die Dunkelheit, die sie nie wieder loslassen würde.

Kapitel 2: Die Gruppe

Das Geräusch von knirschendem Kies unter den Schuhen war das einzige, was man in der Stille hörte. Es war, als ob das alte Haus den Atem anhielt, während die Gruppe sich langsam durch die verfallenen Räume bewegte. Doch die Dunkelheit, die dieses Haus in sich trug, war nicht nur die der verlassenen Wände und der langen Jahre, die vergangen waren. Sie war auch die Dunkelheit in den Herzen der Jugendlichen, die hier standen, jeder mit einer eigenen Geschichte, die ihn an diesen Ort geführt hatte.

Lena Hartmann, die stille, doch außergewöhnlich starke Anführerin der Gruppe, trat als Erste vor. Sie war es, die immer den Mut hatte, Dinge zu hinterfragen und sich auf das Unbekannte einzulassen – auch wenn ihre eigenen inneren Dämonen sie oft bremsten. Ihre dunkelbraunen Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern, und ihr Blick war fast immer nach innen gerichtet. Die anderen in der Gruppe hatten oft das Gefühl, dass sie nicht wirklich wusste, wer sie war, oder besser gesagt, was sie in dieser Welt wollte.

Lena war in dem kleinen Dorf aufgewachsen und hatte schon früh gelernt, mit den Erwartungen der anderen umzugehen. Ihre Eltern, erfolgreiche und sehr ehrgeizige Geschäftsleute, hatten immer klare Vorstellungen davon, was sie für ihre Tochter wollten. Ein gutes Studium, ein sicherer Job und ein Leben ohne Überraschungen. Doch Lena hatte nie wirklich in dieses Bild gepasst. Sie war anders. Ihr Interesse galt nicht dem, was die anderen für „erfolgreich“ hielten. Stattdessen fühlte sie sich immer von der Dunkelheit angezogen, von den Rätseln, die das Leben bereithielt. Ihr Versuch, sich in das vorgegebene Leben zu fügen, war nie von Erfolg gekrönt gewesen. Sie hatte das Gefühl, dass etwas fehlte – ein Teil von ihr, den sie nicht kannte, aber der immer weiter in ihr wuchs. Die Unruhe. Und nun, vor der Tür zur Unterwelt, schien sie der Dunkelheit endlich näher zu sein, als je zuvor.

„Komm schon, Lena“, hörte sie die Stimme von Timo hinter sich. „Lass uns nicht länger rumstehen.“

Sie nickte kurz, aber ihre Gedanken waren noch immer weit entfernt. Sie wusste, dass sie die anderen in die Dunkelheit führen würde. Aber ob sie es auch würde, wenn sie die Tür am Ende wirklich öffnete, war noch unklar. Lena hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass sie zu einer größeren Geschichte gehörte, und dieser Moment fühlte sich wie der Anfang davon an.

Max, der Skeptiker der Gruppe, der sich niemals leicht in etwas hineinziehen ließ, stand neben ihr. Er war immer derjenige gewesen, der in ihren Gesprächen als der Realist aufgetreten war – derjenige, der immer eine rationale Erklärung für alles hatte. Mit seinen kurzen, unordentlichen blonden Haaren und den sportlichen Kleidern wirkte er auf den ersten Blick wie der klassische Außenseiter der Gruppe. Doch sein aufbrausender Humor und seine ständigen Witze machten ihn in den Augen der anderen zu einem vertrauten Freund.

Max war nie der, der an „Übernatürliches“ glaubte, und doch hatte er sich der Gruppe angeschlossen, um einen Moment des Nervenkitzels zu erleben. Doch unter seiner lockeren Fassade verbarg sich eine tiefe Verunsicherung. Max hatte nie wirklich das Gefühl gehabt, dass er irgendwo zugehörte. In der Schule hatte er sich immer wie ein Beobachter gefühlt, nie wie jemand, der wirklich ins Zentrum der Dinge gehörte. Seine Eltern, erfolgreiche Akademiker, hatten hohe Erwartungen an ihn. Doch Max’ rebellische Ader und seine Neigung, Autorität infrage zu stellen, hatten ihn oft in Konflikt mit ihnen gebracht.

„Es gibt keine Tür in die Unterwelt, Lena. Das ist alles nur ein dummer Spaß“, sagte Max mit einem schiefen Grinsen, als er neben Lena stand. „Aber vielleicht ist der Nervenkitzel ja doch die Reise wert.“

Lena sah ihn kurz an. Max war derjenige, der es nie zugab, dass er sich manchmal unsicher fühlte. Der Versuch, mit Humor über alles hinwegzukommen, war seine Masche, um nicht zu zeigen, wie verletzlich er war. Vielleicht war er deshalb auch hier, in diesem verlassenen Haus. Um sich selbst zu beweisen, dass er den Mut hatte, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen. Doch so sehr er es versuchte zu verbergen – Max hatte genauso viele Zweifel und Ängste wie jeder andere in der Gruppe.

Sophie, die Einfühlsame, war die nächste in der Gruppe. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr sanft über die Schultern, und ihre dunklen Augen blickten immer mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis in die Welt. Sophie war diejenige, die am meisten an das Übernatürliche glaubte. Schon seit ihrer Kindheit war sie von der Idee fasziniert gewesen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als der menschliche Verstand begreifen konnte. In ihrer Familie hatte sie nie wirklich Unterstützung für ihre spirituellen Neigungen gefunden. Ihre Mutter, eine pragmatische Frau, glaubte nicht an „Hokus-Pokus“, und ihr Vater war viel zu sehr in seiner Karriere gefangen, um sich für irgendetwas anderes als den Erfolg zu interessieren.

Sophie fühlte sich oft wie ein Schatten in ihrer eigenen Familie. Ihre Bedürfnisse und Ängste wurden nie wirklich gehört. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Eltern sie nicht wirklich verstanden, und auch ihre Freunde taten sich oft schwer, mit ihren spirituellen Interessen etwas anzufangen. Doch mit Lena, Max und Timo fühlte sie sich sicherer. Diese Freunde waren der einzige Ort, an dem sie wirklich sie selbst sein konnte.

„Ich habe ein ungutes Gefühl“, flüsterte Sophie, als sie die Tür betrachtete. Ihre Stimme war kaum hörbar, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet ihre Besorgnis. „Etwas an diesem Ort… es fühlt sich falsch an.“

„Du bist nur zu sehr in deinem Kopf“, erwiderte Max und versuchte, ihre Ängste zu zerstreuen, auch wenn seine eigenen Zweifel ihm im Nacken saßen.

„Nein“, sagte Sophie leise, „ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Etwas ist hier… anderes.“

Für Sophie war dieser Ort nicht nur ein alter, verlassener Raum. Er war ein Tor zu einer anderen Welt – zu einer Welt voller ungreifbarer Kräfte, die sie nicht verstand, aber die sie tief in sich spürte. Diese innere Stimme hatte sie schon oft in die richtige Richtung geführt, auch wenn sie nie gewusst hatte, wohin sie genau führte.

Und schließlich war da noch Timo, der Charismatische, der Abenteurer, der für jeden Nervenkitzel zu haben war. Timo war derjenige, der die Gruppe immer wieder herausforderte, neue Wege zu gehen und das Unbekannte zu erforschen. Er hatte etwas von einem Draufgänger, der nie lange an einem Ort verweilte und immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung war. Doch unter dieser Oberfläche des unerschrockenen Mutigen verbarg sich ein Junge, der nie richtig wusste, wo er wirklich hingehörte.

Timo war in der Schule der „coole Typ“. Derjenige, der immer im Mittelpunkt stand und von den anderen bewundert wurde. Doch tief in seinem Inneren fühlte er sich oft einsam. Seine Eltern waren oft abwesend, viel zu beschäftigt mit ihrer eigenen Karriere. Sie hatten nie wirklich Zeit für ihn, und die ständige Jagd nach dem nächsten großen Erfolg war für Timo ein ständiger Druck, den er nicht immer ertragen konnte. Doch er hatte nie wirklich darüber gesprochen. Stattdessen suchte er den Adrenalinkick in den Dingen, die andere für unmöglich hielten.

„Wisst ihr, was mich am meisten interessiert?“ sagte Timo, als er einen Schritt auf die Tür zuschritt. „Was, wenn es wirklich wahr ist? Was, wenn es da draußen mehr gibt als das, was wir kennen?“

„Oder was, wenn es uns in den Wahnsinn treibt?“ antwortete Sophie, und es war das erste Mal, dass sie Timos unbegrenzte Begeisterung in Frage stellte.

„Das Risiko ist es wert“, sagte Timo mit einem entschlossenen Blick.

Und in diesem Moment, als die Gruppe zusammenstand, wurde deutlich: Jeder von ihnen hatte seine eigenen Ängste, seine eigenen Ungewissheiten und tiefen, unausgesprochenen Konflikte. Sie waren Freunde, ja, aber sie waren auch Individuen, die jeder für sich eine andere Geschichte zu erzählen hatten. Sie waren hier, aus unterschiedlichen Gründen, doch alle hatten sie das Gefühl, dass diese Nacht etwas war, das ihr Leben verändern würde – für immer.

Kapitel 3: Die Nacht des Vollmondes

Es war eine Nacht, wie sie nur in den kühlen Herbstmonaten vorkam: Der Himmel war tiefschwarz, bis auf den glühenden Vollmond, der mit einer unheimlichen Klarheit am Himmel hing. Ein silbriges Licht fiel durch die Bäume und malte Schatten auf den Boden, die wie gespenstische Gestalten über das abgelegene Dorf huschten. Es war eine dieser Nächte, die einen fühlen ließ, dass die Welt aus den Fugen geraten war, als ob etwas verborgen in der Dunkelheit lauern würde.

Lena stand am Fenster ihres Zimmers und starrte nach draußen. Der Vollmond schien so nah zu sein, als könnte er sie direkt beobachten. Irgendetwas an dieser Nacht fühlte sich anders an. Sie hatte das Gefühl, dass der Mond nicht nur den Himmel erleuchtete, sondern auch Geheimnisse offenbaren würde, die bisher im Dunkeln verborgen gewesen waren. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie wandte sich ab.

Es war nicht das erste Mal, dass sie die unheimliche Atmosphäre der Vollmondnächte spürte. In den letzten Tagen hatte sie von einer unbestimmten Unruhe in sich getragen – eine Art Drang, etwas zu tun, etwas zu entdecken, das in ihr schwelte. Timo hatte sie dazu überredet, zusammen mit Max und Sophie das verlassene Haus aufzusuchen. Der Gedanke an das alte Gebäude und die sagenumwobene Tür zur Unterwelt hatte sie wie magisch angezogen. Doch jetzt, in der Stille der Nacht, fühlte sie sich von der Dunkelheit und dem geheimen Wissen, das die Tür vielleicht barg, mehr erdrückt als fasziniert.

Plötzlich riss das Geräusch eines Handys sie aus ihren Gedanken. Sie griff nach dem Smartphone und öffnete die Nachricht von Timo.

„Treffen in einer Stunde. Bist du bereit?“

Lena starrte auf den Bildschirm und dachte an die letzten Tage. Die Gerüchte, die von dem alten Haus im Wald sprachen, die Geschichten von den verschwundenen Menschen und der unheimlichen Tür, die sich nur zu bestimmten Zeiten öffnete – es fühlte sich an, als wäre es eine der alten Legenden, die nur darauf warteten, aufgedeckt zu werden. Doch was, wenn es mehr war? Was, wenn die Geschichten nicht nur Fantasie waren?

Sie hatte nicht lange nachgedacht, als sie ihre Antwort tippte: „Bin gleich da.“

Lena schlüpfte in ihre Jacke und verließ das Haus. Die kalte Nachtluft schlug ihr entgegen, als sie die Straße entlangging. Es war still, viel zu still. Kein Wind wehte, kein Geräusch war zu hören, außer dem leisen Rascheln der Blätter unter ihren Füßen. Irgendetwas an der Atmosphäre ließ sie innehalten. Der Wald hinter dem Dorf schien in dieser Nacht noch dunkler und geheimnisvoller zu sein als gewöhnlich. Die Bäume standen wie stumme Wachen und blickten mit ihren knorrigen Ästen auf den schmalen Weg hinab.

Als sie das vereinbarte Treffen erreichte, sah sie schon Timo und Max, die auf sie warteten. Sophie war wie immer die letzte, die auftauchte. Lena hatte nie wirklich verstanden, warum sie sich immer so viel Zeit ließ, aber in dieser Nacht schien es ihr weniger bedeutend als sonst. Was war schon die Zeit, wenn sie hier waren, an diesem geheimen Ort, der sich jetzt beinahe magisch anfühlte?

„Bereit für die Nacht der Wahrheit?“ Timo grinste, als er sie erblickte, und machte einen Schritt auf sie zu. Er trug eine Jacke und eine Mütze, die tief in sein Gesicht zog. Der Vollmond warf einen silbernen Schimmer auf sein Gesicht, was ihm einen fast gespenstischen Ausdruck verlieh.

„Ich denke, es wird eher die Nacht der Angst“, murmelte Lena. Sie konnte nicht verhindern, dass ein Hauch von Nervosität in ihre Stimme schlich.

Max lachte kurz und zuckte mit den Schultern. „Angst ist relativ. In ein paar Stunden wissen wir mehr. Entweder wir haben uns einen tollen Spaß gemacht oder einen riesigen Fehler begangen.“

„Das ist doch das Gleiche“, erwiderte Timo. „Spannung ist das Ziel.“

Sophie, die als Letzte erschien, hielt kurz inne, als sie die Gruppe erblickte. Ihre Stirn war in Sorgenfalten gelegt. „Können wir das wirklich tun? Es fühlt sich nicht richtig an.“ Ihre Augen suchten Lena auf, als sie die Gruppe betrachtete. „Ich habe das Gefühl, dass wir uns in etwas vertiefen, das wir nicht verstehen.“

„Du übertreibst“, sagte Max und legte einen Arm um ihre Schultern. „Es ist ein altes Haus. Wahrscheinlich gibt es da nichts, außer Staub und Spinnen.“

Aber Sophie schüttelte den Kopf. „Es ist nicht das Haus. Es ist etwas anderes. Etwas… unsichtbares, das uns beobachtet.“

Lena wusste, dass Sophie oft ein feines Gespür für solche Dinge hatte, aber in dieser Nacht wollte sie sich nicht von Zweifeln und Ängsten leiten lassen. Sie nickte nur. „Wir sind hier, also gehen wir jetzt auch rein.“

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Die Straße zum alten Haus war schmal und führte in den Wald, der wie ein dunkles, lebendes Wesen neben ihnen stand. Der Vollmond schien durch die Äste der Bäume, und der Wald fühlte sich nun fast bedrohlich an. Die Dunkelheit schien lebendig zu sein, als ob sie selbst ein Wesen aus den Tiefen der Erde war, das sich streckte und zu ihnen sprach.

Plötzlich gab es ein Geräusch. Es war wie ein leises Flüstern, das von den Bäumen kam. Ein Windstoß, der das Rascheln der Blätter hervorrief. Doch der Wind war nicht mehr da, als die Gruppe innehielt. Sie starrten sich an, der Atem kam nun etwas schneller, und ein kalter Schauer lief ihnen über den Rücken.

„Hört ihr das?“ fragte Sophie leise. „Es war, als würde jemand mit uns sprechen.“

„Das ist nichts“, sagte Max, aber seine Stimme zitterte ein wenig. „Vielleicht war es nur ein Tier.“

„Es gibt keine Tiere hier“, erwiderte Timo, seine Augen in der Dunkelheit suchend. „Nicht zu dieser Stunde. Wir sind nah.“

Lena schlang ihre Arme um sich. Sie fühlte es auch. Eine Präsenz. Sie hatte es zuerst nicht wahrhaben wollen, aber je näher sie dem Haus kamen, desto stärker wurde das Gefühl. Es war, als ob der Wald und das Haus sie wartend beobachteten, als ob sie wusste, dass sie kommen würden.

Und dann, als sie das Haus schließlich erreichten, lag es da, schwarz und leblos, nur von dem schwachen Mondlicht erleuchtet. Die Fenster waren mit Staub bedeckt, die Fassade war von der Zeit und den Elementen gezeichnet, aber es war die Tür, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie stand da wie ein unheilvoller Wächter, der die Gruppe anstarrte.

„Da ist sie“, flüsterte Timo. „Die Tür.“

Doch bevor jemand etwas sagen konnte, erklang ein weiteres Geräusch. Ein tiefes, kehliges Knurren, das aus dem Haus zu kommen schien. Es war kaum hörbar, doch jeder in der Gruppe hatte es gehört. Ihre Blicke trafen sich in der Dunkelheit, und ein kalter Schauer lief ihnen den Rücken hinab. Es war, als ob das Haus, der Wald, alles lebendig war – als ob sie nun in etwas hineingegangen waren, das sie nicht mehr kontrollieren konnten.

„Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, sagte Lena, die ihre Angst nun nicht mehr unterdrücken konnte.

„Komm schon, wir gehen rein“, sagte Timo mit einem schiefen Lächeln, doch die Angst in seinen Augen war nicht zu übersehen.

Lena nickte. Ihre Hand zitterte, als sie die Türklinke ergriff und sie mit einem knarrenden Geräusch herunterdrückte. Die Tür öffnete sich langsam, als ob sie die Gruppe willkommen hieß, oder sie in eine andere Welt ziehen wollte.

„Würdet ihr mir glauben, wenn ich sage, dass ich jetzt lieber zu Hause geblieben wäre?“ sagte Max und trat als Erster in die Dunkelheit, seine Stimme war nun ernst und ohne Spott.

Lena folgte ihm, die anderen dicht hinter ihr. Das Knarren der Tür hallte noch nach, als sie den Raum betraten. Und während die Dunkelheit sich um sie legte, war klar: Etwas hatte sie beobachtet. Etwas hatte ihre Schritte erwartet.

Es war die Nacht des Vollmondes. Und es würde die Nacht werden, die ihr Leben für immer verändern sollte.

Kapitel 4: Das Haus

Das Haus stand da, als sei es eine schlafende Bestie, die nur darauf wartete, geweckt zu werden. Der Mond schien immer noch unerbittlich hoch am Himmel, sein silbernes Licht ließ den verfallenen Bau fast geisterhaft erscheinen. Lena und die anderen starrten einen Moment lang auf das alte Gebäude, dessen Fassaden von der Zeit gezeichnet waren. Der einstige Glanz des Hauses war längst verblasst, und doch hatte es etwas Unheimliches, fast Magnetisches an sich.

„Es ist wirklich noch schlimmer als ich dachte“, murmelte Max, der immer noch versuchte, eine rationale Erklärung für alles zu finden. „Wie lange ist das hier schon verlassen?“

„Ewig“, antwortete Timo, der die Gruppe anführte. „Oder zumindest seit der Richterin tot ist. Vielleicht noch länger.“

Sophie, die am meisten von der Atmosphäre ergriffen war, schaute sich nervös um. „Es fühlt sich an, als würde das Haus uns beobachten. Als ob… als ob es lebt.“

„Es lebt nicht“, sagte Max und klopfte auf das knarrende Holz der Tür. „Es ist nur alt. Und verfallen. So wie der Rest von allem hier.“

Doch auch Max’ Stimme hatte an Überzeugung verloren. Irgendetwas an diesem Ort zog alle in seinen Bann, auch wenn sie es nicht zugeben wollten. Ein schweres Gefühl der Unruhe lag in der Luft, das ihre Gedanken beschwerte und den Atem in ihren Kehlen anhalten ließ.

„Lasst uns reingehen“, sagte Lena, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie die knarrende, hölzerne Tür ergriff. Sie fühlte sich plötzlich von der Schwere der Nacht und der unheimlichen Stille überwältigt, doch sie wusste, dass sie die Gruppe nicht im Stich lassen konnte. Sie war die Anführerin, auch wenn sie nicht wusste, was sie in diese Dunkelheit führte. Sie spürte nur, dass sie nicht anders konnte.

Mit einem tiefen Atemzug drückte sie die Tür auf. Das Knarren hallte laut in der Stille der Nacht wider, als die Gruppe in das dunkle Innere des Hauses trat.

Der Raum, in den sie traten, war ein großer, leerer Saal, dessen Wände von Staub und Spinnweben bedeckt waren. Der Boden war von dünnen Rissen durchzogen, und das Licht des Mondes, das durch die schmutzigen Fenster strömte, ließ den Raum in einem unheimlichen, fahlen Licht erstrahlen. Es war, als ob die Zeit in diesem Haus stillgestanden hatte. Alles wirkte eingefroren, als ob es nur darauf wartete, dass jemand den ersten Schritt tat, um das Verborgene zu entdecken.

„Das ist der Ort“, sagte Timo und sah sich neugierig um. „Hier hat also die Richterin ihre… Treffen abgehalten?“

„Das ist kein „Treffen“, Timo“, erwiderte Sophie und ihre Stimme klang fast wie ein Flüstern. „Es fühlt sich an, als ob das hier nie wirklich verlassen wurde. Als ob jemand – oder etwas – immer noch da ist.“

Max trat einen Schritt näher an die Wand, seine Hand strich über die Oberfläche der verstaubten Möbel, die wie Relikte einer vergangenen Ära standen. „Das ist alles ziemlich… seltsam“, sagte er, als er eine Sammlung alter, vergilbter Bücher entdeckte. „Es fühlt sich an, als ob wir in ein verlassenes Museum geraten sind, und nicht in ein normales Haus.“

„Vielleicht ist es genau das, was es ist“, sagte Lena und sah auf. „Ein Museum der dunklen Geheimnisse.“

Das Wort „Geheimnisse“ klang in der Luft nach, als ob es selbst das Haus verärgerte, und ein leises Zischen schien durch den Raum zu wehen, doch niemand sprach es aus. Es war, als würde das Haus auf ihre Worte antworten, selbst wenn es nur eine Illusion war. Ein Windstoß drang durch das verlassene Gebäude und ließ die Vorhänge in den Fenstern wehen. Doch der Wind war nicht die Ursache. Es war der tiefe, fast unheimliche Atem des Hauses, das sich auf sie legte, als wollte es sie in seinen Bann ziehen.

„Wir müssen weitergehen“, sagte Lena, als sie sich von der Schwelle des Raumes löste und in den dunklen Gang ging. Sie konnte den Drang, das Unbekannte zu erforschen, nicht abschütteln, auch wenn ihre Angst immer stärker wurde. Die anderen folgten ihr, und die Dunkelheit um sie schien sie zu verschlingen, je weiter sie in das Haus vordrangen.

Der Gang war lang und führte sie tiefer in das Herz des Hauses. An den Wänden hingen verblasste Porträts von Menschen, die längst in Vergessenheit geraten waren. Sie wirkten lebendig, als ob sie noch immer in der Zeit festgehalten wurden, die längst vorbei war. Ihre Augen schienen die Gruppe zu beobachten, während sie vorbeigingen, und ein seltsames Gefühl der Beklemmung ergriff Lena. Was für ein Leben hatte diese Familie geführt? Welche Geheimnisse hatte das Haus verborgene? Und warum hatte die Richterin ihre letzten Jahre hier verbracht, wenn sie sich doch immer so distanziert hatte?

Plötzlich blieb Timo stehen und starrte auf ein großes, verziertes Holzschild, das an der Wand hing. „Hier“, sagte er. „Schaut mal, das sieht aus wie ein Hinweis.“

Lena trat näher und betrachtete das Schild. Es war aus altem, dunklem Holz geschnitzt und zeigte eine komplexe Symbolik, die sie sofort faszinierte. Es war eine Mischung aus geometrischen Formen, seltsamen Linien und Bildern von Tieren – und doch war es schwer zu sagen, was es darstellte. Die Symbole schienen in einer Sprache geschrieben zu sein, die niemand von ihnen verstand.

„Was bedeutet das?“ fragte Lena, ihre Stimme war gedämpft, als ob die Worte mit einer seltsamen, fast mystischen Bedeutung durch den Raum hallten.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Timo, „aber es fühlt sich an, als ob es uns zu etwas führen soll. Vielleicht zu der Tür.“

„Welche Tür?“ fragte Sophie, während sie sich vorsichtig den Raum ansah.

Lena atmete tief ein und sah sich um. „Ich habe ein seltsames Gefühl. Ich glaube, wir sind nah dran. Es muss irgendwo hier sein. Es gibt Hinweise, die uns zeigen, dass das Haus mehr verbirgt, als wir wissen.“

„Wir haben immer noch nichts Konkretes gefunden“, sagte Max, dessen Stimme leicht verzweifelt klang. „Vielleicht sollten wir umkehren. Dieser Ort ist zu… seltsam.“

Doch Lena zögerte nicht. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Antwort fast in der Luft spüren konnte. Etwas Verstecktes, eine Tür, die zu einer anderen Welt führte – und sie war jetzt so nahe daran, sie zu finden, wie nie zuvor. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging weiter. Der Gang wurde immer dunkler, und die Temperatur schien zu sinken, als sie sich in das Innere des Hauses vertieften.

Schließlich erreichten sie eine Tür. Sie war von dicken, schwarzen Vorhängen bedeckt, die der Mond durch das schmutzige Fenster in einen bleichen Schein tauchte. Sie wirkte fast unscheinbar, und doch war da etwas an ihr, das sie magisch wirken ließ – ein Gefühl, dass sie an diesem Punkt angekommen waren, dass die Reise nun ein Ziel hatte.

Lena trat vor, zog die Vorhänge zur Seite und griff nach der Klinke. Doch als ihre Hand die Tür berührte, spürte sie etwas anderes. Es war, als ob der Raum um sie herum sich veränderte – eine kalte Gänsehaut überzog ihren Körper, und ein Schaudern lief ihr den Rücken hinab.

„Was ist das?“ fragte Timo und trat ebenfalls näher.

„Ich weiß es nicht“, sagte Lena und atmete tief durch. „Aber wir sind hier, und es gibt keinen Weg zurück.“

Mit einem tiefen Atemzug drückte sie die Tür auf, und ein unerklärliches Rauschen drang an ihre Ohren. Dahinter lag ein Raum, der von Dunkelheit verschlungen war – aber auch etwas anderes. Etwas, das sie noch nicht verstehen konnten, aber es war genau das, was sie gesucht hatten. Der Beginn von etwas, das tief in ihnen brennen würde.

Und so traten sie ein.

Der Raum war klein, eng und von einer fast heiligen Stille umgeben. In der Mitte des Raumes stand die Tür. Es war keine gewöhnliche Tür, sondern eine massive, aus schwarzem Eichenholz geschnitzte, mit Symbolen und Riegeln versehen. Ihre Oberfläche war mit einer mysteriösen Patina überzogen, als ob sie selbst Teil der Geschichte dieses Hauses war.

Lena spürte es sofort: Sie standen vor der Wahrheit. Und es gab keinen Weg mehr zurück.

Kapitel 5: Eröffnung der Tür

Lena stand vor der Tür, ihre Hand zitterte, als sie den alten Türgriff ergriff. Das Rauschen in der Luft war lauter geworden, als ob das Haus selbst versuchte, sie zu warnen. Die kalte Holzoberfläche der Tür schien zu pulsieren, als ob sie lebendig wäre, ein Teil des dunklen, verborgenen Wesens dieses Hauses. Ihr Atem ging schnell, der Schlag ihres Herzens war das einzige Geräusch in der Stille, abgesehen von dem leisen Wispern des Windes, der durch das Rauschen der alten Wände strich.

„Lena…“, flüsterte Sophie hinter ihr, ihre Stimme zitterte. „Wir sollten vielleicht nicht…“

„Wir sind schon so weit gekommen, Sophie“, antwortete Lena leise, ohne sich umzudrehen. „Ich kann nicht einfach aufhören. Ich muss wissen, was dahinter ist.“

Die anderen standen hinter ihr, jeder von ihnen in Gedanken versunken. Max, der immer noch versuchte, eine rationale Erklärung zu finden, war in der letzten Zeit zunehmend stiller geworden. Timo jedoch hatte immer noch das unerschütterliche Vertrauen in das Abenteuer, auch wenn seine Augen vor der Ungewissheit flimmerten.

„Es ist zu spät, um jetzt zurückzukehren“, murmelte Max, als er sich hinter Lena stellte. „Aber ich schlag vor, dass wir alle ganz schnell wieder raus sind, wenn nichts passiert.“

Timo grinste und trat neben Lena. „Aber was, wenn es etwas Großes passiert? Was, wenn diese Tür uns in eine andere Welt führt?“ Seine Stimme war voll Spannung, aber auch mit einer Prise Unsicherheit, die er versuchte zu verbergen.

Lena zögerte keinen Moment länger. Sie hatte das Gefühl, dass diese Tür nicht nur ein Übergang in einen anderen Raum war, sondern in eine andere Realität. Ein Gefühl, das sie nicht wirklich erklären konnte, aber es war so tief in ihr, dass sie es nicht ignorieren konnte.

Mit einem festen Griff zog sie die Tür auf.

Ein kalter Luftzug ergriff sie sofort, und ein tiefes, dröhnendes Geräusch füllte den Raum. Es war, als ob die Tür ein verborgenes Geheimnis preisgab, das sie seit Jahrhunderten bewahrte. Der Raum, der sich vor ihr öffnete, war nicht der Raum, den sie erwartet hatten. Es war keine gewöhnliche Kammer. Es war ein Tor – ein Tor zu einer anderen Dimension, die so fremd und unheimlich war, dass es ihre Vorstellungskraft überstieg.

Vor ihr erstreckte sich eine düstere Landschaft, die in schummriges, blutrotes Licht getaucht war. Der Himmel war dunkel, von zerrissenen Wolken bedeckt, die wie schwarze Schatten über den Horizont zogen. Der Boden war aus einem seltsamen, kristallartigen Material, das in unheimlichen Mustern leuchtete, als ob es atmete. Es war eine Welt, die sie nie zuvor gesehen hatte, eine Welt, die von einer tiefen, drückenden Dunkelheit umgeben war, aber auch von etwas unbestimmtem Glanz.

„Das… das ist nicht möglich“, flüsterte Max, der in den Raum starrte, als könne er es nicht fassen.

„Das ist nicht real“, sagte Sophie, die den Schritt zurück zum Ausgang machen wollte, doch Lena packte sie sanft am Arm.

„Es ist real, Sophie. Diese Tür hat uns hierher geführt. Wir müssen herausfinden, was es hier gibt. Wir müssen wissen, warum dieser Ort existiert.“

Die Gruppe trat weiter ein, die Tür hinter ihnen schloss sich mit einem grollenden Geräusch, das die Stille der anderen Welt noch erdrückender machte. Die Luft war schwer und kühl, und der Boden unter ihren Füßen fühlte sich fremd an, als ob er in ständiger Bewegung war. Lena atmete tief ein und ließ den Blick über die Landschaft gleiten. Vor ihnen erstreckte sich ein düsterer Wald, dessen Bäume mit langen, knorrigen Ästen die Luft durchzogen. Der Wald war weit und unheimlich still, abgesehen von dem gelegentlichen Rauschen, das aus der Ferne zu kommen schien.

„Wo sind wir?“, fragte Max, der sich immer noch unsicher war, was er von diesem Ort halten sollte.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Lena und sah sich um. „Aber dieser Ort… es fühlt sich an, als ob er von einer anderen Welt stammt, einer, die wir noch nie zuvor betreten haben.“

Timo ging ein paar Schritte vorwärts, die Hände in den Taschen vergraben. „Es ist wie in einem Albtraum“, sagte er. „Aber gleichzeitig fasziniert es mich. Es fühlt sich an, als ob alles hier einen Sinn hat, den wir nur noch nicht verstehen.“

„Es fühlt sich an, als ob wir in die Vergangenheit reisen“, sagte Sophie leise, als sie sich an Lena heranpirschte. „Oder in die Zukunft. Irgendetwas, das wir nicht greifen können.“

„Wir müssen herausfinden, was hier passiert ist“, sagte Lena, entschlossen. „Es ist das einzige, was wir tun können.“

Sie ging weiter, ihre Schritte wurden von der seltsamen, kristallinen Oberfläche des Bodens gedämpft. Ihre Augen durchsuchten die weite, düstere Landschaft nach einem Anhaltspunkt. Alles in dieser Welt schien fremd und gleichzeitig vertraut zu sein. Der Wald, die seltsamen Bauten im Hintergrund, die teilweise von der Dunkelheit verschlungen waren – alles schien wie eine verzerrte Version der Welt, die sie kannten.

„Schau mal da drüben“, sagte Max und deutete auf eine dunkle Silhouette in der Ferne. Es sah aus wie eine antike Ruine, deren Türme und Wände wie Felsen aus der Erde herauszuwachsen schienen. Die Struktur war nicht wirklich aus Stein, aber sie wirkte genauso fest und unnachgiebig wie das Gestein, das sie in ihrer Welt kannte.

„Was ist das?“, fragte Sophie, die langsam die Gruppe in Richtung der Ruine begleitete. Ihre Augen suchten die Dunkelheit, als ob sie nach Antworten suchte, nach dem, was diese Welt ihnen verborgen hielt.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Lena und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Ihre Neugierde war stärker als ihre Angst, aber es war schwer, das wachsende Gefühl von Unbehagen zu ignorieren. Was, wenn sie einen Fehler gemacht hatten? Was, wenn sie in eine Welt geraten waren, aus der es kein Entkommen gab?

„Ich kann den Weg nicht sehen“, sagte Timo und trat vorsichtig einen Schritt vorwärts. „Es ist alles so… fremd.“

Der Weg vor ihnen führte sie tiefer in den Wald, und Lena spürte den Drang, diesem seltsamen Ruf zu folgen, der sie in die Dunkelheit lockte. Ihr Blick blieb auf der Ruine in der Ferne hängen, als ob sie eine Antwort wusste, die die anderen noch nicht kannten. Etwas dort drüben musste das Geheimnis dieser Welt sein. Etwas, das sie verstehen mussten, um zurückzukehren. Oder vielleicht war es etwas, das sie für immer verändern würde.

„Lasst uns da hingehen“, sagte Lena. „Wir müssen wissen, was da ist.“

Langsam, aber entschlossen, begannen sie, den Weg entlang der seltsamen Kristallfelder zu gehen, die den Boden bedeckten. Jeder Schritt war ein Versuch, die Dunkelheit und das Unbekannte hinter sich zu lassen. Doch der kalte, drückende Wind schien immer näher zu kommen, und das Gefühl, dass sie beobachtet wurden, nahm mit jedem Schritt zu.

„Hört ihr das?“, fragte Sophie plötzlich, und ihre Stimme war von einem Hauch von Angst durchzogen.

Es war ein leises Rauschen, das im Wind lag. Ein Flüstern, das aus den Bäumen kam, als ob die Landschaft selbst etwas zu sagen hatte. Das Geräusch war so leise, dass es leicht zu überhören war. Doch je länger sie zuhören, desto klarer wurde es. Es war, als ob etwas – oder jemand – in der Dunkelheit auf sie wartete.

„Wir sind nicht allein“, sagte Lena und drehte sich zu den anderen um. Ihre Augen verengten sich, als sie die Dunkelheit musterte. „Jemand beobachtet uns.“

Aber als sie sich umdrehte, war nichts zu sehen. Die Dunkelheit verschlang alles um sie herum, und sie konnte das Gefühl, dass sie verfolgt wurden, nicht abschütteln. Etwas in der Luft war anders. Etwas Unheimliches.

„Komm“, sagte sie und nahm einen weiteren Schritt. „Wir müssen weiter.“

Mit jedem Schritt, den sie in diese fremde, dunkle Welt machten, fühlte es sich mehr wie der Beginn eines großen, unaufhaltsamen Abenteuers an. Ein Abenteuer, das ihre Welt und ihre Vorstellungskraft für immer verändern würde.

Kapitel 6: Erste Eindrücke

Der Weg durch die düstere Landschaft der anderen Welt schien endlos zu sein, und doch fühlte es sich nicht wie ein langer Marsch an. Es war eher, als würden sie von der Dunkelheit selbst gezogen, als ob sie in einen tiefen Sog gerieten, der sie nicht mehr losließ. Der Boden unter ihren Füßen war nicht mehr aus kristallartigem Material, sondern aus feuchtem, dunklem Erde, die bei jedem Schritt nachgab. Die Bäume, die sie umgaben, waren krumm und verzerrt, ihre Äste wie schwarze Finger, die den Himmel durchbrachen und die Luft erstickten.

Die Dunkelheit schien nicht nur den Raum zu füllen, sondern auch die Zeit selbst zu beeinflussen. Es gab keine Sterne, keinen klaren Himmel, keine Orientierung. Es fühlte sich an, als ob sie sich in einer anderen Dimension befanden – in einer Welt, in der Zeit und Raum keine Bedeutung hatten. Die Gruppe bewegte sich weiter, geführt von dem tiefen Drang, etwas zu entdecken, was sie nicht vollständig verstand.