Die Vergessenen Sieben - Maya Shepherd - E-Book

Die Vergessenen Sieben E-Book

Maya Shepherd

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Beschreibung

Wenn der Teufel die letzte Hoffnung darstellt, kann das Gute dann überhaupt existieren? Der vermeintliche Weg zur Rettung Engellands beruht auf einem Zauber, der ein Herz unter sieben Personen aufzuteilen vermag. Die Vergessenen Sieben, an die sich Jahrhunderte später niemand mehr erinnern wird, nehmen ihren Platz in der Geschichte ein. Sie sind es, die über den Lauf des Schicksals entscheiden werden. Sie werden die Welt retten oder deren Untergang sein. Es ist alles eine Frage der Perspektive, denn das Böse ist Ansichtssache.

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Inhaltsverzeichnis

Was zuvor geschah

Die Vergessenen Sieben

Goldene Augen

Eine mondlose Nacht

Tödliche Erkenntnis

Zerbrochenes Eisen

Ein rotes Glühen

Ein gläsernes Geschenk

Der Duft von Rosen

Der Krieg der Farben

Die Eine, die überlebt

Das Traumgarn

Das Mohnblumenfeld

Im Schutz der Dornenhecke

Vergessene Vergangenheit

Durch ein Herz verbunden

Nicht das Ende, sondern ein Anfang

Schlussworte der Autorin

Danksagung

Maya Shepherd

Die Grimm Chroniken 13

„Die Vergessenen Sieben“

Copyright © 2019 Maya Shepherd

Coverdesign: Jaqueline Kropmanns

Lektorat: Sternensand Verlag /Martina König

Korrektorat: Jennifer Papendick

Illustration „Maggy“: Laura Battisti – The Artsy Fox

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Facebook: www.facebook.de/MayaShepherdAutor

E-Mail: [email protected]

Für meine unvergesslichen Sieben:

Natascha, Lullu, Veronika, Nicky,

Kathi, Doreen und Eva-Sarah.

Was zuvor geschah

1804

Nachdem Mary von Dorian erfahren hat, dass er Margerys Zwillingsschwester im Auftrag der Erdenmutter an Vlad Dracul ausliefern musste, um das Leben beider Kinder zu retten, ist sie völlig schockiert und von ihrer Trauer überwältigt. Sie hält es nicht länger in seiner Nähe aus und flieht aus dem Schloss.

Es ist die Nacht eines Blutmondes und ein Unwetter zieht herauf, während Mary immer tiefer in den Finsterwald läuft. Durch Zufall stößt sie auf ein leeres Grab und vermutet, dass sich darin der Glassarg mit dem schwarzen Spiegel befunden haben muss, der nun nicht mehr dort ist. Sie sorgt sich um Margery, die sie im Schloss zurückgelassen hat, da die unbekannte Frau im Spiegel immer versucht hat, sie gegen ihre Tochter aufzubringen.

Sie kehrt zurück und sieht bereits aus der Ferne im Nordturm ein Licht brennen. Dort sind die Spiegel verschlossen und niemand sollte diesen Raum betreten. Sie ahnt Schlimmes und eilt die Treppen empor. Oben angekommen, findet sie Margery in einem Spiegelkreis bewusstlos vor.

Sie sind dort allerdings nicht allein, sondern ein siebenjähriges Mädchen ist ebenfalls anwesend. Mary identifiziert sie auf den ersten Blick als ihre tot geglaubte Tochter Rosalie. Diese behauptet, dass Vlad Dracul sie nach Engelland geschickt hat, damit sie ihre Eltern kennenlernen kann. Als Mary ihr offenbart, dass sie ihre Mutter ist, versetzt Rosalie ihr einen Stoß und sie stürzt gegen den schwarzen Spiegel. Das Glas zerbricht und ehe sie sich versieht, findet sie sich in seinem Inneren wieder.

Ihr Körper ist jedoch in dem Turmzimmer zurückgeblieben und jemand anderes hat die Kontrolle über ihn erlangt. Jemand, der zuvor im Spiegel gefangen war und nun mit ihr die Rollen getauscht hat. Die Fremde gibt sich als ihre leibliche Mutter zu erkennen, welche gleichzeitig die namenlose Hexe ist, die sie verflucht hat.

Der Spiegelfluch diente jedoch von jeher dazu, Marys Interesse für Spiegel zu wecken und sie irgendwann dazu zu verleiten, gegen jede Vernunft in einen zu blicken, denn nur eine Blutsverwandte kann den Platz ihrer Mutter in dem Spiegel einnehmen. Ihr Name ist Elisabeth Báthory.

Sie erzählt Mary, dass sie Angst und Schrecken über Engelland und ihre Familie bringen wird. Sie plant, Margery an deren sechzehntem Geburtstag zu töten, um selbst in Marys Körper weiterleben zu können. Mary kann nichts dagegen tun, da sie in dem Spiegel gefangen ist und jeder glauben wird, dass sie sich zum Bösen verändert hat.

1812

Simonja und Arian

Der einunddreißigste Oktober ist nicht nur der Geburtstag von Margery und Rosalie, sondern auch von Simonja. Sie hat ihrer Freundin Gretel ihre Hilfe zugesagt, um die Prinzessin vor der Königin zu retten. Doch als sie am Morgen das Haus verlassen will, stellt ihre Mutter sich ihr in den Weg und verlangt von ihr, zuerst die Nuss des Baums des Lebens zu öffnen.

Simonjas schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich und sie findet darin Margerys Namen vor. Sie will die Prinzessin nicht töten, da sie glaubt, dadurch ihre Freunde zu verraten. Ihre Mutter erinnert sie daran, dass es furchtbare Folgen haben wird, wenn sie sich gegen das Schicksal stellt. Simonja gibt widerwillig nach und macht sich auf den Weg zum Schloss, um dort ihre Bestimmung zu erfüllen.

Unterwegs trifft sie auf Arian, der sich ebenfalls nicht an seine Vereinbarung mit Gretel gehalten hat. Das Wolfsrudel, welches durch einen Zauber verpflichtet ist, die Königin zu schützen, verlangt seine Anwesenheit im Schloss. Er kann sich auch in seiner menschlichen Gestalt nicht gegen sie stellen, da seine mentale Bindung an das Rudel stärker ist als sein eigener Wille.

Margery

Margery erwacht aus einem mehrere Tage überdauernden Schlaf im Schloss. Es ist ihr Geburtstag. Wenn es nach ihrer Mutter geht, ist dieser gleichbedeutend mit ihrem Todestag. Ein großes Fest wird vorbereitet, auf dem sie ermordet werden soll.

Überraschend erhält sie Besuch von ihrem Großvater Vlad Dracul, der in Begleitung eines betäubten Wachmannes zu ihr kommt. Vlad offenbart ihr, dass ihre Zwillingsschwester nicht bei der Geburt gestorben ist, wie ihre Mutter sie immer hat glauben lassen. Ihre Schwester Rosalie wuchs bei Dracula auf und ist von klein auf darauf vorbereitet worden, Margery eines Tages zu töten.

Die Königin hingegen plant, beide Töchter an diesem Tag umzubringen, da sie nur so überleben kann.

Margery will von Vlad Dracul wissen, ob er Rosalie vor der Königin beschützen wird, da behauptet dieser, dass er nur eine von ihnen retten wird und dies auch Margery sein könnte, wenn sie sich ihm als würdig erweist. Er weiß, dass sie durch den tiefen Schlaf über eine Woche lang keinen Tropfen Blut zu sich genommen hat und dementsprechend ausgehungert ist. Sie soll von dem Wachmann trinken, um ihren Durst zu stillen.

Auch wenn die Prinzessin sich erst dagegen wehrt, gibt sie schließlich ihrem Trieb nach und stürzt sich auf den hilflosen Mann. Sie verliert die Kontrolle und trinkt so lange von ihm, bis er stirbt.

Sie hofft nun, dass Vlad Dracul ihr helfen wird, doch dieser lässt sie allein zurück.

Ember, Philipp, Maggy, Eva und Jacob

Am Morgen von Schneewittchens Geburtstag schleicht Ember sich aus dem Schloss, um sich mit Maggy, Jacob, dem Tod und einem Wolf zu treffen. Ihr ist es gelungen, Uniformen der Jäger zu stehlen, mit denen sie sich tarnen wollen. Gemeinsam haben sie vor, Margery aus dem Turm zu befreien, in dem sie gefangen gehalten wird.

Um schneller voranzukommen, beschließt Ember, auf einem Pferd zu reiten, und betritt den königlichen Stall. Dort trifft sie auf Prinz Philipp, der sich auch aufmachen wollte, um Margery zu retten. Als er von Embers Plan erfährt, schlägt er ihr vor, ein Ablenkungsmanöver zu starten, um ihr und den anderen Zeit zu verschaffen. Das Aschemädchen willigt ein und entfacht ein Feuer in der Scheune. Sie flieht, während der Prinz zurückbleibt und die Pferde freilässt, die in den angrenzenden Wald laufen. Ohne Tiere, auf denen sie reiten können, wird es der Armee der Königin schwerer fallen, die Verfolgung aufzunehmen.

Ember erreicht den vereinbarten Treffpunkt, trifft dort allerdings nur Jacob und Maggy sowie deren Frosch an. Vom Wolf und dem Tod fehlt jede Spur. Da sie nicht länger auf die beiden warten können, beschließen sie, sich allein zum Turm aufzumachen. Diesen finden sie entgegen ihrer Erwartung unbewacht vor.

Sie knacken das Türschloss und steigen die Treppen empor. An der Spitze angekommen, treffen sie auf Eva, die ihnen verrät, dass Margery bereits am Vortag von den Wachen abgeholt und ins Schloss gebracht wurde.

Den Freunden bleibt nichts anderes übrig, als in den Uniformen der Jäger ebenfalls zu dem abendlichen Fest zu gehen. Eva schließt sich ihnen an, während Jacob sich von der Gruppe trennt, da er sich nicht in die Nähe der Königin begeben kann, ohne dass diese seine Anwesenheit spüren würde. Er verspricht, zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu ihnen zu stoßen.

Ember, Eva, Maggy und Hänsel, in der Gestalt des Frosches, treffen im Schloss ein. In den Uniformen der seelenlosen Jäger schleichen sie sich auf das Fest. Dabei wird ihnen bewusst, dass sämtliche anwesende Menschen nur aus Angst vor der Königin erschienen sind. Unter den Gästen befinden sich Vampire, während sich Wölfe und Jäger in der näheren Umgebung aufhalten, bereit, jederzeit anzugreifen. Sie sind von Feinden umzingelt und haben keine Chance, zu entkommen.

Eva sieht im Festsaal zum ersten Mal Rumpelstein und erkennt ihn als ihren Vater wieder. Sie ist schockiert darüber, was aus ihm geworden ist. Ihr bleibt jedoch keine Zeit, ihn anzusprechen, da das Fest voranschreitet.

Die Königin betritt den Saal und verkündet ihren Untertanen, dass sie eine Blutsteuer einführen wird, um ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Vampiren zu ermöglichen.

Kurz danach wird Margery von Prinz Philipp in den Saal geführt. Ihre Mutter lässt ihr eine Geburtstagstorte servieren, die aus goldenen Äpfeln gefertigt ist. Die Prinzessin soll davon essen, um sich einen schmerzhaften Tod zu ersparen. Durch das Kuchenstück wird sie in einen tiefen Schlaf fallen, sodass sie nicht merken wird, wie ihr Leber, Niere und Herz aus dem Körper geschnitten werden.

Anstatt der Bitte ihrer Mutter zu folgen, schleudert Margery ihr den dargebotenen Teller ins Gesicht. Philipp eilt ihr zur Seite, bereit, sie mit seinem Schwert zu verteidigen. Vlad Dracul nimmt den Kampf mit ihm auf, woraufhin Ember ihre Tarnung als Jäger fallen lässt, um den Prinzen mit ihrer Feuermagie zu unterstützen.

Es bricht Chaos aus, als auch noch die anwesenden Menschen beginnen, gegen die Vampire zu rebellieren. Die Königin befiehlt Wilhelm, den sie durch sein Medaillon weiterhin kontrolliert, ihr das Herz der Prinzessin zu bringen.

Maggy versteht, dass Will sich nicht gegen ihren Befehl wehren kann, und stellt sich ihm entgegen, um zu verhindern, dass er etwas tut, das er sich niemals verzeihen könnte. Es gelingt ihr mithilfe des Frosches, ihm seinen Dolch zu entwenden. Will kann sich nicht mehr an ihr gemeinsames Leben in der Zukunft erinnern und richtet seine Armbrust auf sie, bereit, sie zu töten.

Gerade noch rechtzeitig schlägt Simonja ihn mit dem Stab ihrer Sense bewusstlos, bevor sie den Kampf mit den Wölfen aufnimmt, die Margery und Eva eingekreist haben.

Die Königin setzt ihre Blutmagie ein und lässt Dornen aus dem Boden wachsen, die sich um die Träumerin schlingen. Sie droht ihrer Tochter, Eva zu töten, wenn Margery sich nicht selbst das Leben nimmt.

Maggy will den beiden helfen und sich auf die Königin stürzen, um ihr Wills Medaillon zu entwenden. Daran wird sie jedoch von Jacob gehindert, der sich ihr in den Weg stellt. Er erinnert sie daran, dass für ihr aller Überleben entscheidend ist, dass Margery in Sicherheit ist. Daraufhin beschwört er mit seiner magischen Pfeife einen grünen Nebel herauf, der allen die Sicht raubt. Nur Maggy ist durch ihre Magiebegabung in der Lage, sich darin mit geschlossenen Augen zurechtzufinden. Sie führt Margery, Eva, Ember und Philipp aus dem Saal, um mit ihnen durch einen Geheimgang in den Finsterwald zu fliehen.

Dabei stellt sich ihnen Arian in seiner Wolfsgestalt in den Weg. Simonja schafft es, ihn davon abzuhalten, sich auf die Gruppe zu stürzen, und verlangt von ihm, sich in einen Menschen zu verwandeln, da sie ihn sonst töten wird. Sie schafft es, zu ihm durchzudringen, und zu siebt treten sie die Flucht an.

Kurze Zeit später eröffnen die Anhänger der Königin die Jagd auf sie. Um ihnen die Verfolgung zu erschweren, bittet Arian den Mond, vom Himmel herabzusteigen. Der Mond entpuppt sich als Mädchen, dessen Name Lavena lautet. Sie verbirgt ihr Licht unter einem Umhang, sodass es nur noch den Weg der Freunde erhellt, während ihre Feinde im Dunkeln tappen.

2012

Am Abend gehen Ember, Joe und Julia zusammen auf das Konzert von Phil Harmonic. Als Julia ihnen Getränke spendiert, wagen Joe und Ember nicht, davon zu trinken, aus Angst, dass sie ihnen etwas in die Gläser gemischt hat. Julia reagiert darauf wütend und verletzt. Sie versucht, ihnen deutlich zu machen, wie abwegig diese Unterstellung ist. Dadurch bringt sie Joe dazu, doch aus dem Glas zu trinken.

Kurze Zeit später wirkt er tatsächlich wie berauscht, sodass Ember auf sich allein gestellt ist. In dem vollen Club bemerkt der DJ, der einst Prinz Philipp war, sie nicht. Kurz vor dem Ende seines Auftritts gerät Ember in Verzweiflung und verliert die Kontrolle über ihre Phönixmagie. Eine Stichflamme schießt aus ihrer Hand empor und löst den Feueralarm aus. Es bricht Panik aus, als die Sprinkleranlage anspringt und alle Besucher aufgefordert werden, die Diskothek zu verlassen.

Im Chaos erhascht Ember einen Blick auf Phil, der durch das Feuer auf sie aufmerksam geworden ist. Sobald sie einander ansehen, drängen sich ihnen die Erinnerungen an Engelland ins Gedächtnis, begleitet von einem stechenden Schmerz in ihren Herzen. Beide gehören zu den Vergessenen Sieben und tragen somit ein Stück von Margerys Herz in sich, das wieder vereint werden will.

Philipp, der bis zu Embers Auftauchen nichts mehr von seiner Vergangenheit wusste, erkennt das Aschemädchen wieder und gemeinsam gehen sie in den Backstage-Bereich des Clubs. Bei der Evakuierung haben sie allerdings Joe und Julia aus den Augen verloren und können diese auch nicht mit der Hilfe des Sicherheitspersonals wiederfinden. Deshalb beschließen sie, mit der Limousine zu Julias Hotel zu fahren, um dort nach den beiden zu suchen.

Während der Fahrt sind Ember und Philipp derart in ihr Gespräch vertieft, dass sie erst spät bemerken, dass der Fahrer sie nicht nach Königswinter fährt. Als sie diesen darauf ansprechen, gibt er sich als Rumpelstein zu erkennen, der plant, sie zur bösen Königin zu bringen. Gefangen in dem Wagen, steuern sie auf die Kommende Ramersdorf zu. Dort nahm die Geschichte 1575 mit dem Einzug der Apfelprinzessin ihren Anfang.

Je näher Ember und Philipp dem Gebäude kommen, umso deutlicher können sie in ihren Herzen spüren, dass Margery sich dort ebenfalls aufhält.

Währenddessen haben Joe und Julia bereits Königswinter erreicht und befinden sich auf dem Weg zum Hotel. Dabei machen sie einen Abstecher in eine Tankstelle, um sich etwas zu trinken zu kaufen. Dort treffen sie auf drei angetrunkene Männer, die Interesse an Julia zeigen.

Joe weist sie mithilfe des Kassierers zurück. Als er und Julia jedoch später das Hotel beinahe erreicht haben, fangen die Männer sie auf der Straße ab und werden handgreiflich. Joe versucht, Julia zu beschützen, und wird dabei von einem Messer verletzt und mit einer Bierflasche niedergeschlagen. Benommen beobachtet er, wie Julia sich mühelos allein gegen die drei zur Wehr setzt. Es gelingt ihr, die Angreifer bewusstlos zu schlagen, danach will sie aber nicht die Polizei verständigen. Ihre Entscheidung erregt Joes Misstrauen, kommt ihm aber gleichzeitig gelegen, da er sicher von den Betreuern seiner Wohngruppe als vermisst gemeldet wurde.

Zusammen fliehen sie ins Hotelzimmer, wo Julia seine Wunden verarztet und ihm eine Schlaftablette für die Nacht gibt. Kurz bevor er wegdämmert, kommt es zu einem Kuss zwischen ihnen.

Die Vergessenen Sieben

Engelland, Finsterwald, Oktober 1812

Das Licht der Sterne reichte nicht aus, um den Finsterwald zu erhellen. Es war der dunkelste und gefährlichste Ort ganz Engellands, abgesehen von dem Blutkeller der Königin. Menschen verschwanden gleichermaßen dort wie zwischen den Bäumen. Manch einer war schon im Dickicht verloren gegangen und nie zu seinen Lieben zurückgekehrt.

Der silbrige Glanz des Mondmädchens drang unter dem dunklen Umhang hervor, der seinen Körper verhüllte. Er strahlte heller, als jede Fackel es vermochte, und diente nur dazu, den Weg von acht Menschen und einem Frosch auf der Flucht zu erhellen, während der Rest des Waldes in Dunkelheit versank.

Arian führte sie quer durch das Unterholz. Während die anderen ihm orientierungslos hinterherstolperten, kannte er jeden Strauch und wusste genau, wo sie sich befanden. Er trieb sie zur Eile an, denn ihre Verfolger, besonders die Wölfe unter ihnen, würden bald ihre Witterung aufgenommen haben. Wenn das geschah, mussten sie bereits ihr Ziel erreicht haben.

Nach und nach wurde der laubbedeckte Boden von einem steinigen Untergrund abgelöst, der immer steiler anstieg. Auf Händen und Füßen kletterten sie einen Hügel hinauf. Vom aufziehenden Frost waren die Felsen rutschig, sodass sie nur mühsam vorankamen. Ihr Atem dampfte in der kühlen Nachtluft.

Sie erreichten eine flache Anhöhe, die aus den dichten Baumkronen aufragte. In der Ferne konnte Maggy das flackernde Licht von Fackeln erkennen, die sich in ihre Richtung bewegten. Es schien aussichtslos, dass sie sich eine ganze Nacht verstecken könnten, aber das mussten sie vielleicht auch gar nicht.

»Wartet hier«, wies Arian sie und die anderen an. »Ich muss erst nachsehen, ob die Luft rein ist.«

Ohne auf eine Antwort von ihnen zu warten, lief er auf die Büsche zu, die an die Anhöhe grenzten, und verschwand dahinter. Simonja folgte ihm mit erhobener Sense.

»Es gibt hier eine Höhle, in der ein Wolfsrudel lebt«, erklärte Lavena, als sie die ratlosen Gesichter der anderen bemerkte.

Maggy erschauderte und schlang die Arme um den Oberkörper. Sie lauschte auf verräterische Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten. Doch nach wenigen Sekunden erklang lediglich ein Rascheln und Simonja tauchte hinter dem Strauch wieder auf.

»Kommt«, forderte sie die anderen auf.

Die Wölfe waren nicht in ihrem Unterschlupf, vermutlich waren sie auf der Jagd – auf der Jagd nach ihnen.

Schnell verließen sie das Plateau und traten in die dunkle Höhle ein. Sie tasteten sich durch gewundene Gänge tiefer in das Gestein vor. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider und vermischten sich mit dem furchtsamen Pochen ihrer Herzen. Erst als sie den Eingang nicht mehr einsehen konnten, streifte das Mondmädchen sich seine Kapuze vom Kopf und erhellte das Innere mit seinem silbernen Schein. Jeder Winkel wurde wie bei Tag erleuchtet. Sie blickte in ängstlich geweitete Augen und blasse Gesichter. Die Körper warfen lange Schatten hinter sich, sodass es aussah, als würden sie von gewaltigen Monstern umringt.

»Hat diese Höhle einen zweiten Ausgang?«, wollte Ember von dem Gestaltwandler wissen. Ihr war anzusehen, dass sie sich umgeben von Stein unwohl fühlte.

»Nicht dass ich wüsste«, gab Arian zu. »Wir könnten versuchen, uns hier zu verbarrikadieren, indem wir Felsen vor dem Durchgang anhäufen. Wenn ich mich nicht täusche, brauchen wir nur bis Mitternacht auszuharren und dann ist der Spuk vorbei, oder?«

»Nur?«, quakte der Frosch spöttisch. Er hielt sich an einem von Maggys geflochtenen Zöpfen fest. »Wie sollen wir gegen Wölfe, Jäger und Vampire standhalten?«

Maggy legte ihre Hand um ihn und nahm ihn sich von der Schulter. »Dafür haben wir doch dich«, meinte sie schmunzelnd und drückte ihm einen Kuss auf den grünen Kopf. Sie hatte genauso große Angst wie alle anderen und versuchte, sich mit einem kleinen Scherz abzulenken.

Das Tier zappelte widerspenstig zwischen ihren Fingern und versuchte, sich zu befreien. »Du kannst mich so oft knutschen, wie du willst, deshalb verwandle ich mich trotzdem nicht in einen Prinzen, der dich rettet«, schimpfte der verfluchte Hänsel zur Belustigung der anderen.

»Der Grünling hat schon recht«, ergriff der wahre Prinz Partei für ihn. »Wenn wir in dieser Höhle bleiben, sitzen wir in der Falle und haben keine Möglichkeit zur Flucht.«

»Früher oder später werden uns die Wölfe ohnehin finden«, entgegnete Simonja. »Wir können in der kurzen Zeit nicht weit genug davonlaufen. Im Schutz der Höhle ist es sicherer, als wenn wir irgendwo durch den Wald irren.«

»Zudem wird es eine Weile dauern, bis sie uns finden«, stimmte Arian ihr zu. »Wenn wir den Durchgang blockieren, wird sie das zusätzlich aufhalten.«

»Was bringt uns das, wenn sie uns letztendlich doch bekommen?«, widersprach Ember ihnen verständnislos. »Damit können wir sie vielleicht aufhalten, aber ihnen nicht entkommen.«

»Hast du denn einen besseren Vorschlag?«, konterte Simonja herausfordernd. Die Stimmung war angespannt, da aufgrund ihrer aussichtslosen Lage bei allen die Nerven blank lagen.

Als Ember nur betreten den Kopf schüttelte, breitete sich ein erdrückendes Schweigen aus. Ihre kleine Gruppe bestand nicht aus Personen, die einander jahrelang kannten und vertrauten, sondern aus Fremden, die das Schicksal zusammengeführt hatte. Trotzdem hing von ihnen nicht nur das Überleben eines einzelnen Menschen ab, sondern das einer ganzen Welt – Engelland.

»Ich kann nicht von euch erwarten, dass ihr bei mir bleibt und eure Leben für eine ungewisse Zukunft riskiert«, sprach die Prinzessin alle an. Sie fühlte sich schuldig, weil sie so viele mit sich ins Unglück riss. »Ihr habt mir bereits geholfen, indem ihr mich aus dem Schloss gebracht habt. Das ist mehr, als ich je zu hoffen gewagt hätte. Geht und lasst mich hier zurück. Der Rest liegt nun bei mir.«

»Auf keinen Fall«, widersprach Ember ihr energisch und schlang ihre Arme um ihre Freundin. »Ich bleibe bei dir, ganz gleich, was geschieht.«

Philipp stellte sich zu den beiden Mädchen. »Dasselbe gilt für mich.« Er sah ihr nachdrücklich in die Augen. »Margery, es geht hierbei nicht nur um dich. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Königin gewinnt. Engelland ist für uns alle zu unserem Zuhause geworden und ihre Herrschaft würde unsere Heimat zerstören.«

»Das sehe ich auch so«, pflichtete Eva ihm bei. »Wenn ich helfen kann, werde ich nichts unversucht lassen.«

»Ich habe beinahe mein Leben lang dabei zusehen müssen, wie Menschen unter der Königin leiden mussten, und habe nie etwas unternommen«, erzählte Lavena schuldbewusst. »Ich könnte nicht ertragen, wenn es noch schlimmer werden würde. In solch einer Welt wäre mein Licht völlig nutzlos.«

»Seit Jahren sind die Wölfe an die Königin gebunden und dazu verdammt, sich ihrem Willen zu beugen«, meinte Arian. »Mit ihrem Tod würde das ein Ende haben und wir wären endlich wieder frei.« Er zwinkerte der Prinzessin zu. »Du siehst, ich bin nicht deinetwegen hier, sondern um meine eigene Haut zu retten.«

Tränen der Rührung standen in Margerys Augen, als sie ihm dankbar zunickte.

Simonja zuckte mit den Schultern. »Ich habe nur zwei Möglichkeiten. Entweder helfe ich dir oder ich töte dich, wie es der Baum des Lebens von mir verlangt. Wenn ich seinen Auftrag erfüllen wollte, hätte ich euch niemals bei der Flucht helfen dürfen. Ich habe meine Entscheidung getroffen und nun gibt es kein Zurück mehr.«

Während alle ihre Überzeugung für den Kampf gegen die böse Königin begründeten, spürte Maggy ein Kitzeln auf ihrer Wange.

»Da ist eine Spinne«, raunte Hänsel ihr zu. »Soll ich dich von ihr befreien?« Er schmatzte und ließ seine lange Zunge vorschnellen.

»Untersteh dich«, zischte Maggy und streckte ihren Zeigefinger nach dem winzigen Tier aus, das auf ihre Handfläche krabbelte.

Anders als viele Mädchen hatte sie sich noch nie vor Spinnen gefürchtet. So ordnungsliebend sie auch war, lag es ihr fern, die Krabbeltiere mit einem Staubsauger zu entfernen, totzuschlagen oder gar mit Haarspray zu besprühen. Sie störte sich nicht an ihnen, wenn sie an der Decke saßen. Gerade wenn es draußen kälter wurde, suchten die Winzlinge vermehrt Zuflucht in der Wohnung. Jeder brauchte doch ein warmes Plätzchen zum Überwintern, selbst Spinnen. Sie taten ihr nichts, warum sollte sie die armen Tierchen dann quälen?

Als sich der schwarze Körper über ihre Hand bewegte, erinnerte sie sich an einen Zauber, den sie vor wenigen Tagen in dem Hexenbuch von Baba Zima gelesen hatte. Schnell zog sie das dicke Werk aus ihrer Umhängetasche hervor und legte es auf einem der Felsen ab. Sie begann, hastig darin zu blättern, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Erst da bemerkte sie, dass alle anderen sie erwartungsvoll anstarrten.

Maggy hob den Kopf und grinste sie zufrieden an. »Schön, dass wir uns einig sind. Während ihr euch ausgesprochen habt, habe ich eine Lösung für unser Problem mit dem Höhleneingang gefunden.« Sie hielt die Spinne hoch. »Dabei werden dieses hübsche Fräulein und seine Familie uns behilflich sein.«

»Spinnen?«, stieß der Prinz ungläubig aus.

»Sie mögen winzig sein, aber in einer großen Gemeinschaft können sie Unglaubliches bewirken«, versicherte Maggy ihm geheimnisvoll. »Und das in kürzester Zeit. Ihr werdet schon sehen!« Sie setzte das Krabbeltier auf dem Buch ab. »Nun lauf, meine Kleine, und hol Verstärkung«, wisperte sie ihm liebevoll zu, bevor sie sich dem Zauber zuwandte.

Viele der Sprüche waren in Latein verfasst und nie in eine andere Sprache übersetzt worden. Zum ersten Mal erschien es Maggy sinnvoll, dass sie das Fach in der Schule belegt und sich nicht für Spanisch entschieden hatte, wie die Mehrheit der Stufe. Das half ihr zumindest etwas beim Verständnis und der Aussprache.

Sie streckte ihre Arme aus und richtete ihre Handflächen auf den schmalen Gang, den sie gerade passiert hatten. Dann begann sie, die Worte aus dem Buch laut vorzulesen.

»Spheara

Ich rufe Euch, seid mir zu Willen.«

Zuerst schien gar nichts zu passieren, doch dann wackelten plötzlich sämtliche Steine um sie herum. Von überallher krochen Spinnen in den verschiedensten Größen aus ihren Löchern hervor und bewegten sich auf den Durchgang zu. Sie strömten über den Boden, glitten von der Decke und sprangen quer durch die Luft. Ein lebendiger schwarzer Teppich formte sich zu ihren Füßen.

Die anderen wichen erschrocken zurück. Zwar hatte keiner von ihnen eine grundsätzliche Abneigung gegen die Tiere, aber in dieser Überzahl lösten sie dennoch ein mulmiges Gefühl bei ihnen aus.

»Igitt«, entfuhr es Ember, während sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete.

Die Krabbeltiere nahmen keinerlei Notiz von ihnen und begaben sich an die Arbeit. In Sekundenschnelle zogen sich vor ihren Augen silbrige Fäden durch den Gang und ein Spinnennetz von gewaltiger Größe entstand. Es wurde immer dichter und bald waren keine Lücken mehr zu erkennen. Eine undurchdringliche, klebrige weiße Wand war entstanden, die jeden gefangen nehmen würde, der sich in ihr verfing.

Die Spinnen zogen sich in die Ecken zurück, aus denen sie zuvor gekommen waren, und der Zauber hatte ein Ende.

»Ich danke euch«, sagte Maggy lächelnd zu ihren kleinen Helfern.

»Wow«, stieß Simonja anerkennend aus. »Ich wusste zwar, dass du eine Magiebegabung hast, aber das war beeindruckend. Hat dir das etwa Baba beigebracht?«

Maggy schüttelte den Kopf. »Wenn ich das schon früher gekonnt hätte, wäre die Hexe jedes Mal in einem Netz gelandet, wenn sie auch nur daran gedacht hätte, sich einem Jungen zu nähern. An Spinnen hätte es im Lebkuchenhaus nicht gemangelt.«

Simonja kicherte. »Ich hätte sie zu gern in einem Netz hängen und mit ihren krummen Beinen zappeln sehen.«

Der Frosch applaudierte ihr glucksend bei dieser Vorstellung.

»Das erspart uns einiges an Arbeit«, meinte Arian. »Und ist vermutlich nützlicher, als jede Steinwand es sein könnte. Wenn sich die ersten Wölfe, oder wer auch immer, darin verfangen, werden sie den Durchgang für alle anderen, die nach ihnen kommen, blockieren. Das ist genial!«

»Ewig wird sie das allerdings nicht aufhalten«, gab Ember zu bedenken. »Die Königin ist skrupellos und wird einen Weg zu uns finden. Zur Not lässt sie die Höhle über unseren Köpfen einstürzen.«

»Mir ist bewusst, dass dies nicht unsere Rettung ist«, entgegnete Maggy.

Sie atmete tief durch, denn sie war die Einzige, die wusste, was nun kommen musste. Sie hätte nur nicht gedacht, dass sie die treibende Kraft dabei sein würde. Aber vielleicht war es schon immer so gewesen. Vielleicht hatte es nie eine andere Vergangenheit gegeben als jene, die sie gerade durchlebten.

»Die Königin braucht Margerys Herz, um sie endgültig töten zu können«, setzte sie entschieden an und richtete sich an die Prinzessin. »Würdest du jedoch nur noch ein halbes Herz in der Brust tragen und hättest die andere Hälfte unter sieben Personen aufgeteilt, die überall auf Engelland sein könnten, müsste die Königin erst jeden Einzelnen von ihnen finden und umbringen. Eine Nacht erscheint mir dafür reichlich kurz. Selbst wenn es ihr gelingen würde, einige der Splitterträger zu töten, würdest du überleben, solange es nicht alle wären.« Sie ließ ihren Blick über die anderen gleiten. »Das würde den Tod für die Königin bedeuten und somit wäre Engelland vor ihr sicher.«

Margery starrte sie mit großen Augen an. »Kann ich denn mit nur einem halben Herz leben?«

»Das ist möglich«, bestätigte Maggy ihr. »Allerdings wärst du dadurch sehr geschwächt. Deshalb würde ich dich in eine Art Tiefschlaf versetzen. Dieser würde anhalten, bis dein Herz wieder vereint ist.«

Die Prinzessin wirkte noch nicht vollkommen überzeugt. »Gibt es denn eine Möglichkeit, mich früher zu wecken?«

»Dafür genügt bereits ein Tropfen Blut«, antwortete Maggy ihr. »Allerdings muss dein Körper mindestens eine Nacht ruhen, um sich an dein halbes Herz zu gewöhnen.

---ENDE DER LESEPROBE---