5,99 €
Nicht nur Advent und Weihnachten sind klassische Vorlesezeit: in der Familie bei Kerzenschein und knisterndem Kaminfeuer, bei der Weihnachtsfeier im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde: überall da, wo man in der allgemeinen Hektik dieser Zeit ein wenig Ruhe und Entspannung sucht, ein wenig verweilen möchte. Da hat die Vorlese-Geschichte ihren Platz, die Geschichte, die anrührt und bewegt, die spannend aber auch entspannend ist, die ganz behutsam auch einen anderen Blick öffnet für das scheinbar so Alltägliche, Banale und Selbstverständliche. Die Geschichten von Weihnachten in KleinFunixwarderSiel mit Ole sind solche Geschichten, gleichermaßen beliebt bei Kindern und Erwachsenen: KleinFunixwarderSiel, der Ort, den Sie in keinem Navigationsgerät finden, weil er überall und nirgends sein kann, der einem aber immer wieder irgendwie bekannt vorkommt. Ole, der junge Mann, der immer wieder begeistert, immer wieder staunen macht, der bei allen beliebt ist und geliebt wird , obwohl er nicht das ist, was man allgemein als normal versteht, der aber ein ganz großes Herz hat und immer wieder neu in KleinFunixwarderSiel - 3.Auflage mit 10 Geschichten
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2021
Vorwort
Die Weihnachtsgeschichte von Ole
Oles Ernte
Weihnachten mit Ole
Oles Glück
Ole lernt vergeben
Ole und die Weisen aus dem Morgenland
Oles Weihnachten in der großen Stadt
Ole und Emma
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist
Virus-Weihnachten
Jeder, der Ole kennenlernt, liebt ihn. Denn „liebenswert“ – das ist sein Naturell. Ole ist der ganz besondere Held dieser Geschichten. Eigentlich ist er kein Held, kein Held im üblichen Sinne, eher ein Antiheld. Denn Ole ist nicht das, was man so allgemein als „normal“ beschreibt. Er ist nicht stark. Er ist auch nicht klug und auch nicht besonders gut aussehend. Er ist eher körperlich unbeholfen, ungeschickt und geistig nicht gerade dumm, aber sehr einfältig. Ole käme nie auf die Idee, etwas zu tun, was anderen weh tun oder schaden könnte – und schon gar nicht käme er auf die Idee, etwas Böses zu tun. So kann er gar nicht denken. Nein – Ole ist lieb, ist lieb zu allen, die seine Welt ausmachen: Menschen, Tiere, Pflanzen. Und weil er lieb zu allen ist, wird er auch von allen geliebt. Und so ist er immer darauf bedacht, in seinem Dorf Gutes zu tun, den Schwachen zu helfen, die Traurigen zu trösten – kurz gesagt: sich zu kümmern. Das macht ihn zum Helden, insbesondere zum Helden der Weihnacht, wenn er alte Vorstellungen und Denkweisen aufbricht, so aufbricht, dass der Leser, dass seine Mitmenschen sich fragen: „Warum sind wir darauf nicht selbst gekommen?“ Ole wird dabei intensiv unterstützt von seinem Freund Kai-Uwe und seiner alten Lehrerin Tomke.
Spannend und doch einfach erzählt und bei warmem Kerzenschein oder knisterndem Kaminfeuer vorgelesen – so lassen sich Kinder wie auch Erwachsene immer wieder gerne von diesen Geschichten gefangen nehmen.
Die Weihnachtsgeschichte von Ole – oder: Wie Ole ein neues Licht anzündete
In ganz Deutschland wird seit hunderten von Jahren zu Weihnachten in den Kirchen die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium gelesen. – In ganz Deutschland? – Nein! – Nicht in einem kleinen ostfriesischen Dorf im äußersten Nordwesten der Republik, so klein, dass es auf keiner Landkarte zu finden ist, in KleinFunixwarderSiel.
Dort spielt man in der kleinen Kirche seit einigen Jahren zu Weihnachten die „Weihnachtsgeschichte von Ole“. Und das kam so:
Jeder im Dorf kennt Ole. Kein Wunder werdet ihr sagen, in einem 300 Seelendorf kennt jeder jeden. Aber Ole ist jemand besonderes. Es wäre gemein und außerdem falsch, ihn den Dorftrottel zu nennen. Sicherlich, er ist etwas einfältig, etwas langsam im Denken und Handeln. Und deshalb hat er nur fünf Schulklassen durchgemacht, aber jede 2x. Und so hat er auch nichts gelernt, keinen richtigen Beruf zumindest. Doch Ole ist lieb, lieb zu den Alten und Kranken, lieb zu den Kindern, lieb und hilfsbereit zu jedem im Dorf, lieb zu den Tieren der Bauern, lieb zu den Tieren im Wald. Ole ist wie ein leuchtendes Licht. Und deshalb mag ihn wirklich jeder.
Und dann kam der Tag an dem sich ganz viel änderte in KleinFunixwarderSiel, der Tag, an dem Ole ein neues Licht anzündete. Die Leute aus KleinFunixwarderSiel hatten den Ehrgeiz, dass sie jedes Jahr zu Weihnachten ein neues Krippenspiel aufführten. Die Leitung hatte dabei seit KleinFunixwarderSieler Gedenken die alte Tomke, die pensionierte Lehrerin.
Für das neue Krippenspiel brauchte sie einen Wirt, kräftig und robust von Gestalt, reden musste er nicht viel, aber beeindruckend sollte er schon sein. Der Hufschmied, der diese Rolle immer gespielt hatte, war krank und ein Nachfolger fand sich so leicht nicht. Da kam Tomke der Gedanke: Ole. Groß und stattlich war er ja, und reden – wie gesagt – musste er nicht viel.
Ole war vor Freude ganz aus dem Häuschen, als Tomke ihn fragte. Er durfte im Krippenspiel mitspielen, im berühmten KleinFunixwarderSieler Krippenspiel, und in einer Hauptrolle. Er nickte nur ganz begeistert mit dem Kopf, vor lauter Begeisterung brachte er keinen Ton heraus.
Es blieben noch 10 Wochen zum Üben, aber 10 Wochen können ganz schnell vorübergehen, wenn man solch ein großes Ziel vor Augen hat. Wenn die schwangere Maria und Josef bei ihm anklopften, musste er sagen: „Nix frei!“
Und wenn sie dann traurig um Barmherzigkeit bettelten, musste er den Arm mit ausgestrecktem Finger ausfahren und sagen: „Haut ab!“ – Vier Worte nur, aber je länger und je mehr sich Ole in die Rolle hinein dachte, desto schwerer erschien ihm die Rolle. Und er spielte nicht nur einmal mit dem Gedanken, Tomke abzusagen. Aber dann sagte er sich: „Zugesagt ist zugesagt.“
Der Heiligabend, der Tag der Aufführung, ist gekommen. Die Kirche ist – wie jedes Jahr Weihnachten – bis in den letzten Winkel besetzt. Die Kinder haben gerade „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen. Maria und Josef, gebeugt, offensichtlich geschwächt und frierend, klopfen an die Herbergstür. Die Tür öffnet sich und heraus tritt, groß und mit überkreuzten Armen der Wirt – Ole: „Nix frei“ tönt er lautstark. Maria und Josef bitten und betteln um Barmherzigkeit, aber vergebens. Als Ole den Arm mit dem ausgestreckten Zeigefinger ausfährt, wenden sie sich schon ab und gehen. Aber auf einmal wird der Finger ganz schwach und langsam formt sich eine Hand, eine winkende Hand. „Hallo Josef, du auch, Maria. Ihr – ihr könnt meine Stube haben!“ – Totenstille. Sogar die raschelnden Mäuse im alten Kirchengebälk halten inne. – Und dann klatscht einer, und dann bricht ein Sturm der Begeisterung los. Und die Organistin haut in die Tasten und noch nie hat man in KleinFunixwarderSiel so schön „O du fröhliche“ gesungen. Und seit dieser Weihnacht spielt man in KleinFunixwarderSiel in der Kirche zur Weihnacht die „Weihnachtsgeschichte von Ole“.
Oles Ernte – oder: Der Mensch lebt