Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 452 - Michaela Hansen - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 452 E-Book

Michaela Hansen

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Glück für ein einfaches Mädchen - Ein Schicksal, das zu Tränen rührt

Nina Weinert, die Gesellschafterin der Gräfin von Garden, sitzt auf einer Bank im Park und hängt ihren traurigen Gedanken nach. Ihre Liebe zu dem Sohn der Gräfin, Thorsten Graf von Garden, brennt in ihrem Herzen und kann niemals Erfüllung finden, obwohl auch Thorsten sie über alles liebt. Doch ein uraltes Erbgesetz verlangt, dass er eine Adelige heiraten muss, sonst fallen das Schloss und der gesamte Besitz der Gardens an den Staat.
Das bildhübsche Mädchen fährt aus seinen Gedanken auf, als sich ein älterer Herr zu ihm setzt. "Verzeihen Sie, dass ich Sie anspreche, mein Fräulein, aber Sie sehen meiner verstorbenen Tochter zum Verwechseln ähnlich", erzählt Baron von Barnberg ihr und lädt sie ein, ihn einmal auf seinem Schloss zu besuchen.
Eines Tages folgt Nina der Einladung, und dieser Besuch stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 130

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Glück für ein einfaches Mädchen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: evgenyatamanenko / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8153-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Glück für ein einfaches Mädchen

Ein Schicksal, das zu Tränen rührt

Nina Weinert, die Gesellschafterin der Gräfin von Garden, sitzt auf einer Bank im Park und hängt ihren traurigen Gedanken nach. Ihre Liebe zu dem Sohn der Gräfin, Thorsten Graf von Garden, brennt in ihrem Herzen und kann niemals Erfüllung finden, obwohl auch Thorsten sie über alles liebt. Doch ein uraltes Erbgesetz verlangt, dass er eine Adelige heiraten muss, sonst fallen das Schloss und der gesamte Besitz der Gardens an den Staat.

Das bildhübsche Mädchen fährt aus seinen Gedanken auf, als sich ein älterer Herr zu ihm setzt. „Verzeihen Sie, dass ich Sie anspreche, mein Fräulein, aber Sie sehen meiner verstorbenen Tochter zum Verwechseln ähnlich“, erzählt Baron von Barnberg ihr und lädt sie ein, ihn einmal auf seinem Schloss zu besuchen.

Eines Tages folgt Nina der Einladung, und dieser Besuch stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf …

Totenstille herrschte im Saal, als Thorsten geendet hatte. Dann brach der Beifall los. Die Leute standen auf und klatschten, als wollten sie nicht wieder aufhören.

Immer wieder musste sich der große dunkelhaarige Mann mit dem schmalen, intelligenten Gesicht und den warmen hellen Augen verneigen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.

Als die Menge immer weiter applaudierte, setzte sich Thorsten wieder an den Flügel und spielte ein zärtliches Rondo von Mozart.

Und wieder setzte der Beifall wie eine Woge ein.

Niemand achtete auf das zarte silberblonde Mädchen, das sich durch die Menge einen Weg zum Ausgang bahnte.

Ninas Gesicht war ernst und still. Sie verließ das Konzerthaus und trat in die laue Frühlingsnacht hinaus. Unschlüssig ging sie ein paar Schritte und blieb schließlich an einer kleinen Tür stehen.

Sie wollte noch einen Blick auf den Mann werfen, den sie so sehr verehrte und dem ihre heimliche Liebe gehörte. Nina musste sich noch eine ganze Weile gedulden, bis sie sah, dass die Leute durch den Haupteingang hinausströmten.

Stimmen erklangen und verhallten. Wagentüren wurden zugeschlagen, und Motorengeräusche entfernten sich.

Mit einem Mal hob Nina den Kopf.

Die kleine Tür des Seitenausgangs öffnete sich. Fast im gleichen Augenblick hielt ein großer schwarzer Wagen neben Nina Weinert.

Reglos stand das Mädchen da. Der ungewisse Schein der Laterne fiel auf ihr Gesicht.

Thorsten und sein Begleiter gingen schnell auf den Wagen zu. Gerade als Thorsten den Wagenschlag erreicht hatte, sah er das Mädchen. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Dann fiel der Wagenschlag hinter dem Mann zu.

Nina wartete, bis der Wagen ihren Blicken entschwunden war. Dann drehte sie sich um und ging wie im Traum weiter.

Thorsten hatte sich eine Zigarette angezündet und rauchte langsam.

„Haben Sie dieses Mädchen gesehen, Frank?“, fragte er den Mann, der neben ihm saß. „Es sah aus wie eine Fee aus einem Märchen. Auf wen sie wohl wartete?“

Frank, der seit Jahren der persönliche Diener Thorstens war, lächelte überlegen.

„Auf wen kann sie schon gewartet haben, Herr Graf? Gewiss hat sie Ihr Konzert besucht und wollte Sie sehen.“

„Mich?“ Thorsten schien zu überlegen. „Vielleicht haben Sie recht, Frank. Ich bin eben nicht eingebildet genug, um das zu glauben. Sie war sehr schön, diese Fremde.“

„Sie war noch sehr jung“, entgegnete Frank sachlich. „Wahrscheinlich wollte sie nur ein Autogramm von Ihnen haben und hatte nicht den Mut, Sie darum zu bitten.“

Thorsten Graf von Garden seufzte.

„Warum kann ich nicht wie jeder andere Mann sein?“, sagte er wie zu sich selbst. „Ich bringe mich immer selbst um die schönsten Begegnungen. Der Ruhm hat entschieden seine Schattenseiten.“

„Aber ohne ihn könnten Sie nicht mehr leben, Herr Graf“, antwortete sein Diener. „Sie sind kein Mann, der nur einen Menschen glücklich macht. Durch Ihre Kunst erfreuen Sie alle Welt.“

„Schon möglich, Frank“, sagte Thorsten, „und dennoch …“

Er vollendete den Satz nicht und blickte durch das Wagenfenster auf die Straße hinaus.

Wieder sah er das blonde Mädchen vor sich, glaubte den leuchtenden Blick ihrer Augen zu erkennen. Er musste sich gewaltsam von diesem Traum lösen.

Ein paar Augenblicke später hielt der Wagen des Grafen vor einer hell erleuchteten Villa. Frank sprang heraus und öffnete Thorsten die Tür.

Der Empfang in der Villa des Botschafters war perfekt vorbereitet. Thorsten wurde begeistert gefeiert.

♥♥♥

„Sind Sie Fräulein Weinert?“, fragte der alte Herr und deutete eine Verbeugung an. „Ich komme von Schloss Garden, um Sie abzuholen.“

Nina lächelte. „Wie nett von Ihnen“, antwortete sie. „Ja, ich bin Nina Weinert. Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Ich habe schon gedacht, man hätte mich vergessen.“

„Mein Name ist Wolfram“, erklärte der Mann und lüftete den Hut. „Alle nennen mich so. Ich bin schon seit dreißig Jahren im Schloss.“ Er nahm Ninas Koffer und deutete auf den Zweispänner.

Nina blickte ihn überrascht an.

„Fahren alle im Schloss mit solchen Wagen?“, fragte sie.

Wolfram lächelte gutmütig.

„Ich kann mich nicht an die Autos gewöhnen“, meinte er. „Hier auf dem Land ist dieser Wagen viel praktischer. Außerdem haben Sie viel frische Luft. Sie werden auch noch rote Wangen bekommen, wenn Sie erst einmal länger bei uns sind.“

Nina unterdrückte ein neuerliches Lächeln. Sie fand den alten Mann sympathisch. In ihm würde sie einen Freund haben, dessen war sie ganz sicher.

Während der langen Bahnfahrt hatte sie sich immer wieder ausgemalt, wie ihr Empfang auf Schloss Garden sein würde. Jetzt, da sie Wolfram kennengelernt hatte, fühlte sie sich ein wenig erleichtert. Vielleicht war im Schloss doch nicht alles so streng, wie sie es sich gedacht hatte.

Nina nahm neben Wolfram Platz, der geschickt die Pferde kutschierte. Bald fielen sie in einen leichten Galopp.

„Die Frau Gräfin erwartet Sie schon“, sagte Wolfram. „Sie ist eine gute Frau, und als Gesellschaftsdame werden Sie es im Schloss nicht schwer haben.“

„Es ist alles noch sehr neu für mich“, erwiderte Nina. „Bisher hatte ich nur mit Kindern zu tun.“

„Die Frau Gräfin stellt gewiss keine hohen Ansprüche. Sie brauchen keine Angst zu haben, Fräulein Weinert. Mit dem Herrn Grafen haben Sie ja wenig zu tun.“

Eine Frage schwebte auf Ninas Lippen, aber sie unterdrückte sie. Sie wollte nicht neugierig erscheinen. Doch es schien ihr, als wenn Wolfram von dem Grafen nicht so viel hielt.

„Und was den jungen Herrn Grafen betrifft“, fuhr der Mann fort, „den sehen Sie selten. Er ist viel auf Reisen. Er ist ein berühmter Mann.“

Wolfram kaute seinen Tabak, und Nina schwieg. Der junge Graf interessierte sie nicht, und es war ihr ganz lieb, dass er viel reiste. Eine Weile fuhren sie schweigend dahin.

Nina beobachtete mit Entzücken die ersten grünen Blätter an den Bäumen. Ein strahlend blauer Himmel spannte sich über das Land. Das junge Mädchen fühlte, wie ihr das Herz weit wurde.

In dieser schönen Landschaft würde sie glücklich sein können. Vielleicht würde sie hier sogar so etwas wie eine Heimat finden. Und wie sehr sehnte sie sich danach, eine Heimat zu haben.

Ihre Eltern waren vor sechs Jahren tödlich verunglückt. Seit der Zeit hatte sie auf eigenen Füßen gestanden. Damals war sie gerade fünfzehn Jahre alt gewesen …

Vier Jahre hatte sie als Kindermädchen auf einem großen Gut gearbeitet und war dann als Erzieherin in den Fabrikantenhaushalt gekommen. Jetzt zogen diese Leute nach Amerika, und Nina hatte sich eine neue Stelle besorgen müssen.

Sie hatte immer Geld verdienen müssen. Das Erbe, das ihre Eltern ihr hinterlassen hatten, hatte gerade für das Pensionat gereicht, das sie besucht hatte.

Seit dem Tod der Eltern war sie sehr einsam gewesen. Sie hatte sich mit den Gleichaltrigen nicht verstehen können, die so unbeschwert durchs Leben gingen. So hatte sie sich immer mehr den Büchern und der Musik gewidmet.

Und dann hatte sie zum ersten Mal Thorsten May gesehen und gehört. Sie hatte ihn nie wieder vergessen können.

„Wenn Sie reiten können“, sagte Wolfram, „werden Sie viel Abwechslung auf Garden haben. Wir haben ein großes Gestüt und prächtige Pferde.“

Ninas Augen strahlten.

„Ich kann reiten“, vertraute sie Wolfram an. „Ich habe es damals im Pensionat gelernt. Meinen Sie, die Gräfin wird mir erlauben, ein Pferd zu reiten?“

„Ich wüsste nicht, was sie dagegen haben sollte“, antwortete der alte Mann. „Schließlich sind Sie ein junges Menschenkind und können sich hier nicht vergraben.“

„Ich bin hier, um meine Aufgabe zu erfüllen“, sagte Nina.

Sie bogen in einen breiten Weg ein.

„Hinter dem kleinen Wald dort liegt Schloss Garden“, sagte Wolfram. „Ich kann mir keinen schöneren Platz auf der Welt vorstellen.“

Als Nina das weiße Schloss vor sich liegen sah, musste sie Wolfram recht geben. Sie fühlte, wie ihr Herz klopfte, als sie später die breite Freitreppe hinaufging.

Wolfram läutete, und gleich darauf öffnete der Butler.

Nina verabschiedete sich sehr herzlich von ihrem Begleiter und wurde in einen großen Salon geführt.

Charlotte Gräfin von Garden saß in einem hohen Sessel und lächelte Nina zu, als diese eintrat.

„Da sind Sie ja, Fräulein Weinert“, sagte die Gräfin freundlich. „Seien Sie mir herzlich willkommen.“

Die Gräfin streckte die schmale gepflegte Hand aus, die Nina zögernd ergriff.

„Ich danke Ihnen, Gräfin“, entgegnete sie beklommen.

Die überaus kostbaren Möbel, die schweren Orientteppiche, die Samtvorhänge und die Seidentapeten – das alles nahm ihr ein wenig den Atem.

„Setzen Sie sich doch bitte“, meinte die Gräfin mit einer einladenden Handbewegung. „Wir müssen uns erst einmal in Ruhe miteinander unterhalten. Hatten Sie eine gute Reise?“

Nina setzte sich auf den Rand eines Sessels und blickte die Gräfin an.

„Vielen Dank“, sagte sie wieder.

Die Gräfin strich sich mit dem Zeigefinger über die Lippen und ließ Nina nicht aus den Augen.

„Ich habe Sie mir nicht so jung vorgestellt“, sagte sie, „und so hübsch.“

Nina errötete.

„Nun, ich denke, das wird kein Hinderungsgrund sein, um sich gut zu verstehen. Wie ich Ihnen schrieb, geht es mir gesundheitlich nicht sehr gut, und da ich nicht mehr an allen gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen kann, fühle ich mich hier etwas einsam. Ich denke, Sie werden mir helfen, mich zu zerstreuen.“

„Ich werde alles tun, was in meiner Kraft steht“, antwortete Nina bescheiden.

„Ich werde gewiss nichts Unmögliches von Ihnen verlangen“, sagte die Gräfin lächelnd. „Darf ich Ihnen eine Erfrischung kommen lassen? Sie müssen doch erschöpft sein von der Reise.“

„Wenn ich um eine Tasse Tee bitten dürfte“, erwiderte Nina, „wäre ich Ihnen sehr dankbar.“

„Aber natürlich, mein Kind.“

Die Gräfin läutete, und gleich darauf erschien ein Diener, der ihre Befehle entgegennahm.

„Sie müssen nicht denken, dass Sie Tag und Nacht in meiner Nähe sein müssen“, erklärte die Gräfin, als Nina sich gestärkt hatte. „Aber ich möchte gern einen Menschen haben, auf den ich mich immer verlassen kann.“

„Sie können mir Vertrauen schenken“, versicherte Nina ihr. „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

„Sie waren noch nie in unseren Kreisen beschäftigt?“, fragte die Gräfin.

„Ich habe Ihnen ja geschrieben, Gräfin, was ich bisher gemacht habe.“

„Ach ja.“ Die Gräfin wirkte jetzt ein wenig zerstreut. Sie schien sich über etwas Gedanken zu machen, das sie nicht in Worte kleiden wollte. „Nun, ich hoffe, wir werden gute Freunde. Ich werde Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen, und ich möchte Sie dann beim Abendessen dem Grafen vorstellen. Später können Sie in Ihrem Zimmer essen, wenn Sie möchten. Man wird Ihnen das Essen dort servieren. Ich glaube, das ist am besten so und bringt Sie nicht in unliebsame Situationen.“

„Natürlich, Gräfin.“

Mit einem Mal spürte Nina deutlich die Kluft, die sie von der Gräfin trennte. Es war ihr bisher nie so sehr bewusst geworden, dass sie zum Dienstpersonal gehörte.

Sie fühlte, wie ihr das Herz schwer wurde. Vielleicht war es doch nicht richtig gewesen, dass sie diese Stelle angenommen hatte.

Schweigend ging Nina neben der Gräfin die teppichbelegten Treppen hinauf. Das Schloss schien aus unzähligen Räumen zu bestehen.

Endlich öffnete die Gräfin eine Tür und trat ein.

„Ich hoffe, Sie fühlen sich hier wohl, Fräulein Weinert“, sagte sie.

Der Raum war sehr groß und ganz in Blau gehalten. Noch nie hatte Nina ein so schönes Zimmer gehabt. Neben dem Raum befand sich ein kleines Bad, das ausschließlich ihr zur Verfügung stand.

„Wie schön!“, sagte Nina atemlos.

Wieder lächelte die Gräfin.

„Ich freue mich, dass es Ihnen gefällt. Gewöhnen Sie sich ein wenig ein. Ich lasse Sie dann zum Abendessen rufen.“

„Ich danke Ihnen sehr, Gräfin.“

Die Gräfin nickte ihr noch einmal zu und ging leise hinaus.

♥♥♥

„Was hast du denn nur?“, fragte Charlotte Gräfin von Garden und blickte ihren Mann an, der hoch aufgerichtet vor ihrem Sessel stand.

Es war nach dem Abendessen, und Nina hatte sich schon zurückziehen dürfen.

„Es gefällt mir nicht, dass du dieses junge Ding ins Schloss geholt hast“, erklärte der Graf. „Du weißt genau, was ich von Weiberwirtschaft halte.“

Das hagere Gesicht des Grafen sah unnachgiebig und streng aus. Kein gütiger und verständnisvoller Zug war in diesem Gesicht zu finden.

„Du weißt genau, wie einsam ich mich immer gefühlt habe“, sagte die Gräfin. „Jugend bringt Leben ins Haus. Man fühlt sich selbst nicht mehr so alt.“

„Das sind Sentimentalitäten, meine Liebe. Man ist nun einmal so alt, wie man ist. Daran kannst du gar nichts ändern.“

Jetzt hatte auch die Gräfin einen entschlossenen Zug um den Mund.

„Wenn du mehr Zeit für mich aufbringen würdest, wäre alles anders“, sagte sie. „Aber deine Pferde und deine Jagdfreunde sind dir lieber. Ich sehe nicht ein, warum ich mich hier lebendig begraben soll, jetzt, wo Thorsten nur noch selten hier ist.“

Der Graf wandte sich mit einem Ruck ab.

„Gut, dass du ihn erwähnst, meine Liebe. Meinst du, für ihn wird es angenehm sein, dieses Mädchen hier zu sehen? Du weißt, wie er seine Abgeschiedenheit und Ruhe schätzt.“

„Fräulein Weinert wird ihn gewiss nicht daran hindern.“

„Wenn du schon eine Gesellschafterin nötig hast“, fuhr der Graf unbeirrt fort, „warum hast du dir dann nicht wenigstens eine Dame aus unseren Kreisen geholt? Du setzt diesem einfachen Mädchen doch nur Flausen in den Kopf. Wer weiß, ob sie nicht eines Tages zu den Sternen greifen will.“

„Was willst du damit sagen, Eugen? Fräulein Weinert ist ein liebenswertes Geschöpf, das genau weiß, wo ihr Platz ist. Außerdem habe ich mir immer eine Tochter gewünscht. Ich bin wirklich recht froh, dass dieses Mädchen hier ist.“

Der Graf lächelte verächtlich.

„Junge Menschen werden leicht von ihrer Umgebung beeinflusst. Eines Tages wird dieses Mädchen sich kaum noch daran erinnern, woher es gekommen ist. Es wird sich wünschen, selbst ein solches Leben zu führen wie wir. Und sie wird einen Weg finden, zu diesem Leben zu kommen.“ Der Graf beugte sich zu seiner Frau hinunter und sah ihr fest in die Augen. „Kannst du dir nicht vorstellen, wie dieser Weg heißt?“

„Du meinst … Thorsten?“, fragte die Gräfin überrascht.

„Genau, meine Liebe. Es ist nie gut, wenn sich so unterschiedliche Gesellschaftsschichten miteinander vermischen. Deshalb habe ich etwas gegen dieses Mädchen. Selbst ein notorischer Frauenhasser muss doch einsehen, dass dieses junge Ding bildschön ist. Wenn Thorsten erst mit ihr bekannt wird …“

„Du lieber Gott, Eugen!“ Die Stimme der Gräfin klang ärgerlich. „Woran denkst du denn? Glaubst du, Thorsten ist ein kleiner Junge, der sich mit jedem Mädchen abgibt? Ich glaube, er hat uns doch bewiesen, wie zurückhaltend er ist. Vor allen Dingen weiß er ja, was auf dem Spiel steht. Nein, den Gedanken kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“

Wieder lächelte der Graf ironisch.

„Hoffentlich verbrennst du sie dir nicht, meine Liebe.“

Nina hatte sich längst zu Bett begeben, als diese Aussprache zwischen dem gräflichen Ehepaar stattfand. Sie wusste nicht, dass sie in dem Grafen einen großen Widersacher gefunden hatte.

♥♥♥