Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 460 - Ruth von Neuen - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 460 E-Book

Ruth von Neuen

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Beschreibung

Tränen auf der Hochzeitsreise
Vertraute Manuela dem falschen Glück?

Die bildschöne Manuela Reinhold und Michael Graf von Hagen sind in großer Liebe zueinander entbrannt, und das Glück strahlt den beiden Turteltauben aus den Augen. Doch schon nach der Hochzeit wendet sich das Blatt. Das Paar kehrt früher als erwartet von der Hochzeitsreise zurück und geht sich fortan aus dem Wege. Sie nehmen keine gemeinsamen Einladungen mehr an, und der Ton wird immer frostiger. Bald pfeifen es die Spatzen von allen Dächern, dass in der Ehe der Frischvermählten etwas nicht stimmt.
Ein ganz gewöhnlicher Ehestreit, hoffen alle. Aber offenbar geht das Zerwürfnis des gräflichen Paares tiefer. Denn schon wenige Monate später ist der Graf fest entschlossen, sich von Manuela scheiden zu lassen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Tränen auf der Hochzeitsreise

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bogdan Sonjachnyj / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8287-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Tränen auf der Hochzeitsreise

Vertraute Manuela dem falschen Glück?

Die bildschöne Manuela Reinhold und Michael Graf von Hagen sind in großer Liebe zueinander entbrannt, und das Glück strahlt den beiden Turteltauben aus den Augen. Doch schon nach der Hochzeit wendet sich das Blatt. Das Paar kehrt früher als erwartet aus den Flitterwochen zurück und geht sich fortan aus dem Wege. Sie nehmen keine gemeinsamen Einladungen mehr an, und der Ton wird immer frostiger. Bald pfeifen es die Spatzen von allen Dächern, dass in der Ehe der Frischvermählten etwas nicht stimmt.

Ein ganz gewöhnlicher Ehestreit, hoffen alle. Aber offenbar geht das Zerwürfnis des gräflichen Paares tiefer. Denn schon wenige Monate später ist der Graf fest entschlossen, sich von Manuela scheiden zu lassen …

„Sag mal, Biggi, wie lange soll ich diese Lämmersprünge eigentlich noch mitmachen und mir meine Füße platt treten lassen?“, erkundigte sich Peter von Hagen bei seiner blonden Tanzpartnerin.

Birgit ließ sich in ihrem Vergnügen nicht stören, sondern tanzte munter weiter, während Peter sich mit schmerzverzogenem Gesicht einen Knöchel rieb.

„Sei nicht so wehleidig“, meinte sie schließlich vorwurfsvoll. „Sobald Fäustchen erscheint, bist du hier sowieso überflüssig. Das heißt, zuerst musst du noch mit mir flirten, damit er eifersüchtig wird. Und wenn es dann so weit ist, kannst du dich verdrücken.“

„Du bist wohl ganz und gar übergeschnappt“, stellte Peter unwillig fest. „Lass jetzt endlich das Gehopse und sage mir klipp und klar, welche Rolle ich hier spiele.“

Ohne ihren Widerstand zu beachten, führte der hochgewachsene Mann sie von der Tanzfläche zu einem kleinen Tisch und drückte sie nicht gerade sanft in einen Sessel.

„Ist das denn so schwer zu begreifen?“, fragte Birgit mit unschuldsvollem Blick zurück. „Du weißt doch, dass Dieter Holm im ‚Faust‘ mein Partner ist. Und ich habe mich rasend in ihn verliebt.“

„Wie?“, unterbrach Peter sie erstaunt. „Vor zwei Wochen sagtest du noch, du könntest ohne diesen Tenor nicht leben.“

„Umgekehrt, Peterchen. Er behauptete, ohne mich nicht leben zu können, und so etwas schmeichelt einem Mädchen natürlich.“

„Nicht jedem Mädchen“, warf der Mann ironisch ein. „Jedenfalls ist es eine Zumutung, mich wegen deines komplizierten Liebeslebens in diese Bar mitzuschleppen. Und dann noch sozusagen als Mittel zum Zweck.“

Da die Kapelle gerade wieder zu spielen begann, musste er seine Stimme erheben, um sich verständlich zu machen.

„Brüll mich nicht so an, ich bin empfindlich!“ Birgit hielt sich die Hände vor die Ohren und setzte eine beleidigte Miene auf, die bei dem Mann jedoch nicht die erwünschte Wirkung hatte.

„Spiel mir kein Theater vor, Biggi, du stehst hier nicht auf der Bühne. Im Übrigen benimmst du dich so auffallend, dass die Leute schon zu uns herüberstarren.“

„Daran bin ich als bekannte Künstlerin gewöhnt“, gab Birgit mit einem kleinen Grinsen zurück.

„Bekannte Künstlerin, dass ich nicht lache“, erwiderte Peter belustigt. „Über die Grenzen unseres Heimatstädtchens hinaus bist du doch gar nicht bekannt.“

„Schauspielerschicksal“, meinte Birgit gleichmütig. „Aber wenn ich meine erste Filmrolle erhalte, wird sich das schnell ändern. Du, ich stelle es mir wahnsinnig interessant vor, so berühmt zu sein, dass die Leute auf der Straße stehen bleiben, wenn sie einen sehen.“

Sie schaute so versonnen vor sich hin, als sehe sie sich schon als gefeierter Star, von Autogrammjägern umringt.

„Du solltest die ganze Schauspielerei an den Nagel hängen“, riss Peter sie schonungslos in die Wirklichkeit zurück. „Tatsächlich, Biggi, dieses Milieu ist nichts für dich.“

„Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“, entgegnete sie gereizt. „An meinem Talent besteht doch wohl kein Zweifel, oder?“

„Das behauptet ja auch niemand“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Nur das ganze Drum und Dran ist nichts für dich.“

„Und womit soll ich Geld verdienen, das ja zum Leben leider nötig ist?“, fragte sie spöttisch.

„Du solltest heiraten, Biggi“, erwiderte Peter darauf.

Lautes Lachen hinderte ihn daran weiterzusprechen. Birgit prustete so heftig, als habe er sich einen köstlichen Witz geleistet.

„Gott, bist du komisch. Ich und heiraten!“ Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen.

„Wenn ich dich so vor mir sehe – ich meine, so kindisch und unreif –, kommen mir selbst Zweifel, ob du für eine Ehe überhaupt geeignet bist“, sagte er jetzt in zurechtweisendem Ton.

„Ach, das will ich nicht sagen“, erwiderte das Mädchen mit mühsam unterdrückter Heiterkeit. „Aber wer will mich schon, arm, wie ich bin?“

Das klang so traurig, dass sie diesmal sogar Peter täuschte. Tröstend strich er über ihre schmale, gepflegte Hand.

„Geld allein macht nicht glücklich, Biggi. Wer so reizend aussieht wie du, braucht nicht noch über irdische Güter zu verfügen. Oder weißt du am Ende gar nicht, wie hübsch du bist?“, fragte er scherzend und tröstend zugleich.

„Natürlich weiß ich das. Man hat es mir schon oft genug gesagt. Außerdem habe ich ja auch einen Spiegel.“

Peter fand Birgits Antwort zwar reichlich ernüchternd, aber er hielt es für klüger, sie einfach zu überhören.

„Du musst versuchen, ein dauerhaftes Glück zu finden“, redete er ihr zu. „Und vor allen Dingen darfst du dich nicht in jeden deiner Partner verlieben.“

„Das ist schwer.“ Birgit hatte ihren Finger an ihr hübsches Näschen gelegt und schaute nachdenklich vor sich hin. „Aber ich will es versuchen. Wenn ich nur keinen Rückfall bekomme! Siehst du, da ist er schon.“

„Wer, der Rückfall?“, forschte Peter verblüfft.

„Nein, Dieter Holm. Aber das kommt ja auf dasselbe heraus“, war ihre lachende Erwiderung. „Hallo, Fäustchen, hier bin ich“, rief sie gleich darauf einem Herrn zu, der sich suchend in dem mäßig großen, aber gut besuchten Raum umsah.

„Das ist Herr Holm, Peter, der beste Faust, der je auf einer Bühne gestanden hat. Und dies ist Graf Hagen, Fäustchen. Den Grafentitel kannst du dir schenken, denn er pflegt keinen Gebrauch davon zu machen“, machte sie die Herren miteinander bekannt.

Peter von Hagen und Dieter Holm wechselten einen Händedruck, schauten sich kurz an und fanden sich auf den ersten Blick recht sympathisch. Bald darauf waren die beiden Herren in ein lebhaftes Gespräch vertieft, an dem sich auch Birgit beteiligte.

Erst nach einer Weile fiel ihr ein, dass sie ja nicht hier war, um über neuzeitliches Theater zu sprechen oder sich Probleme aus Peters Anwaltspraxis anzuhören.

„Komm, Peterchen, wir wollen tanzen“, störte sie deshalb das Gespräch, und ziemlich unmissverständlich zupfte sie den Mann am Jackenärmel, der sich daraufhin mit einem heimlichen Seufzer erhob. „Nun mach kein Gesicht, als hätte ich dich zur Schlachtbank geführt, und hüpf nicht herum wie ein Storch im Salat“, zischelte sie ihm zu. „Man sieht dir ja an der Nasenspitze an, dass du dir wie ein Opferlamm vorkommst.“

„Ich kann ja auch gehen“, erwiderte Peter achselzuckend. „Ich lasse dich ja in bester Gesellschaft zurück. Dein Fäustchen ist übrigens ein prächtiger Kerl. Wenn ihr euch liebt, solltet ihr heiraten.“

„Liebt!“, wiederholte Birgit fast verächtlich. „Schlimm genug, dass Manuela unglücklich geworden ist. Aber wie konnte sie ahnen, dass dein Bruder sich zu solch einem Ekel entpuppte.“

„Bleibe bitte sachlich“, unterbrach er sie unwillig. „Ich weiß nämlich genau, dass du Michael einmal als den interessantesten und intelligentesten Menschen bezeichnetest, der dir je begegnet ist.“

„Das muss lange her sein“, warf Birgit spitz ein. „Vielleicht fiel es mir damals nicht auf, dass ihm nur seine zoologischen Forschungen wichtig sind. Und dass es sich ausgerechnet um Kamele handelt, auf die er sich spezialisiert hat, scheint auf ihn abzufärben.“

„Jetzt wirst du beleidigend“, fuhr Peter auf. „Es liegt doch klar auf der Hand, wer die Schuld an dieser unglücklichen Ehe trägt. Deine Schwester läuft ständig mit einer Leichenbittermiene herum, die den sanftmütigsten Menschen rasend machen kann. Kein Wunder, dass Michael ihr kürzlich an den Kopf warf, sie sei hochgradig hysterisch.“

„So, tat er das? Und in deinem Beisein?“, fragte Birgit mit beängstigender Ruhe. „Aber sicher hast du Manuelas Partei ergriffen und deinem Bruder gesagt, wie unritterlich sein Benehmen war.“

„Man soll sich nicht in Ehestreitigkeiten mischen“, meinte Peter in belehrendem Ton, der das Mädchen noch mehr reizte.

„Nein, man soll still zuhören und den Schnabel halten. Das wolltest du doch sagen, du mutiger Mann. Oder hast du vielleicht vergessen, dass du Manuela noch vor nicht allzu langer Zeit mit einem Engel verglichst, dass du von ihrer Schönheit schwärmtest und ihre Tugenden in den Himmel hobst?“

„Ich kann mich nicht erinnern“, entgegnete Peter kühl, obgleich Birgit mit ihren Worten den Nagel auf den Kopf traf.

Förmlich beneidet hatte er den Bruder um das zauberhaft schöne Mädchen und diesem manchmal scherzhaft gedroht, er würde ihm Manuela noch vor der Hochzeit wegschnappen.

„Versuch es doch“, hatte Michael belustigt erwidert, während Manuela lachend vorgeschlagen hatte, Peter möge ein Gesetz erfinden, nach dem eine Frau zwei Männer heiraten könne. Dann hatten die beiden Liebenden sich zärtlich geküsst, als Beweis dafür sozusagen, wie sehr sie sich selbst genug waren.

Niemals wären ihm damals Zweifel gekommen, dass aus Manuela und Michael das glücklichste Paar unter der Sonne werden würde.

Im Rosenmonat Juni hatte die prunkvolle Hochzeit auf Schloss Hagen stattgefunden, und alle Gäste waren sich darüber einig gewesen, dass diese beiden schönen Menschen wie füreinander bestimmt waren.

Noch am gleichen Tag waren sie in die Flitterwochen gefahren. Es sollte eine Fahrt ins Glück sein. Niemand kannte das Ziel der Reise, und selbst Manuela wusste nicht mehr, als dass Michael und sie mindestens zwei Monate wegbleiben würden.

Umso verwunderter waren alle gewesen, als das junge Paar bereits vierzehn Tage später wieder auf Schloss Hagen eingetroffen war. Man hatte zunächst vermutet, dass die Sehnsucht nach der schönen Heimat der Grund für ihre baldige Rückkehr gewesen war, aber schon wenig später hatte man gemunkelt, dass in der jungen Ehe etwas nicht stimmte.

„Schläfst du, Peter, oder willst du einen Solotanz vorführen?“

Birgit begleitete ihre Frage mit einem kräftigen Rippenstoß.

Erst jetzt bemerkte er, dass die Kapelle nicht mehr spielte und er sich zur allgemeinen Belustigung mit Birgit noch allein auf der Tanzfläche befand.

Etwas verlegen begleitete er das Mädchen an den Tisch zurück, wo er sich dann kurz darauf verabschiedete.

„Bleibst du noch, oder soll ich dich zu deiner Wohnung fahren?“, fragte er Birgit, die dieses Ansinnen entrüstet ablehnte.

„Wo denkst du hin? Der Abend hat doch gerade erst angefangen. Oder warte mal, du könntest mich doch mitnehmen. Ich bin nämlich schrecklich müde.“

Um ihre Worte zu bekräftigen, gähnte sie herzhaft und reichte Dieter Holm die Hand.

„Tschüs, Fäustchen. Wir sehen uns ja morgen Vormittag bei den Proben.“

Sie nickte ihm noch einmal freundlich zu, ehe sie an Peters Seite davonschritt.

„Du bist doch ein vernünftiger Kerl“, lobte dieser das Mädchen, als es mit geschlossenen Augen neben ihm im Auto saß. „Gerade in deinem Beruf ist es wichtig, ausreichend Schlaf zu haben.“

„Blödsinn.“ Sie lachte ihn spitzbübisch von der Seite an. „Ich bin nicht die Spur müde, sondern werde uns gleich einen köstlichen Mokka aufgießen.“

Uns, hatte Birgit gesagt, und somit hatte der junge Rechtsanwalt keinen Zweifel, dass an Nachtruhe vorerst auch für ihn noch nicht zu denken war.

„Du bist entsetzlich sprunghaft“, stellte er tadelnd fest. „Zuerst schleppst du mich in eine Bar, um dein Fäustchen eifersüchtig zu machen. Dann lässt du ihn dort einfach sitzen, weil du angeblich müde bist. Und jetzt willst du mit mir Mokka trinken. Hoffentlich ist nicht wieder ein Haken dabei.“

„Wenn du um deine Tugend fürchtest, muss ich dich enttäuschen“, erwiderte Birgit gelassen. „Du bist nämlich nicht mein Typ.“

„Gott sei Dank! Das ist das erste vernünftige Wort, das du heute gesprochen hast“, meinte Peter, der keineswegs beleidigt war.

♥♥♥

Sie hatten inzwischen Birgits Wohnung erreicht, die in unmittelbarer Nähe des Stadttheaters lag.

In der zweiten Etage befand sich das kleine Apartment der jungen Schauspielerin, das nur aus einem Wohnschlafzimmer, einer Dusche und einer winzigen Küche bestand. Es war alles ein wenig eng, aber Birgit war ungeheuer stolz auf ihr kleines Reich.

„Setz dich, Peter, ich bin gleich wieder da.“ Birgit verschwand in der Küche und kam schon bald mit einem Tablett zurück, auf dem die gefüllten Tassen standen.

Sie reichte Peter Zucker und Sahne, bediente sich selbst und hockte dann ganz gegen ihre Gewohnheit schweigend im Sessel.

„Möchtest du rauchen, Biggi?“ Peter hielt ihr sein Zigarettenetui hin.

„Danke, es ist nicht gut für die Stimme“, lehnte sie ab.

„Du bist doch keine Sängerin“, wunderte er sich und fügte scherzend hinzu: „Oder hast du den Ehrgeiz, demnächst auch Platten zu besingen?“

„Schön wär’s. Man verdient viel Geld damit.“ Ihre Blicke wanderten durch den kleinen Raum, in dem noch so manches fehlte. Ihre Gage war nicht so groß, um sich einzurichten, wie es ihrem Geschmack entsprochen hätte.

Die breite Bettcouch hatte ein beträchtliches Loch in ihre Barschaft gerissen, und bis heute waren die dazu passenden Sessel ein unerfüllbarer Wunschtraum geblieben.

Geradezu schäbig nahm sich der hohe, breite Schrank aus, der den einzigen Vorteil hatte, dass er genügend Platz für Wäsche und Kleidung bot.

In ihrem Beruf musste sie über eine gute und reichhaltige Garderobe verfügen und natürlich stets modisch gekleidet sein.

„Das ist der einzige Nachteil“, sagte sie aus diesen Gedanken heraus und musste gleich darauf lachen, als Peter sie verständnislos anschaute.

„Ich denke an die vielen Kleidungsstücke, die ich in diesem Ungetüm von Schrank unterbringe“, erklärte sie ihm. „Dabei laufe ich am liebsten in bequemen Hosen und Pullis herum.“

„Wirklich?“ Peter betrachtete das elegant gekleidete junge Mädchen so aufmerksam, als sehe er es heute zum ersten Mal.

„Auf Schloss Hagen könntest du deiner Leidenschaft frönen“, meinte er schließlich. „Warum bist du damals nicht dorthin gezogen? An Platz mangelt es da nicht, und Manuela und Michael haben es dir oft genug angeboten.“

„Mir liegt es nicht, anderen auf der Tasche zu liegen“, erwiderte Birgit herb. „Außerdem habe ich nicht jahrelang gebüffelt, um nach der Prüfung die Hände in den Schoß zu legen.“

„Man kann sich überall nützlich machen“, widersprach Peter.

„Mein Talent als Stallmagd habe ich auf eurem Gut ja schon oft genug bewiesen“, erklärte Birgit darauf spöttisch.

„Ich denke mehr an die schriftlichen Arbeiten, Biggi. Herr Gruber, Michaels Verwalter, klagte neulich, dass die Büroarbeit ihn über Gebühr in Anspruch nimmt.“

Am liebsten hätte das Mädchen hellauf gelacht über dieses Ansinnen, aber es gelang ihr zum Glück, den nötigen Ernst zu bewahren.

„Der Gedanke ist gar nicht so schlecht“, meinte sie sinnend, „ich lasse ihn mir jedenfalls mal durch den Kopf gehen.“

„Das solltest du“, rief Peter erfreut aus. „Es ist eine vielseitige und interessante Arbeit, die dir bestimmt Freude machen wird.“

„Das wohl kaum“, wehrte Birgit mit mühsam unterdrückter Heiterkeit ab. „Freude würde mir höchstens die Zusammenarbeit mit Herrn Gruber machen.“

„Wieso?“, erkundigte Peter sich so misstrauisch, als wüsste er die Antwort schon im Voraus.

„Er ist so fantastisch männlich“, erwiderte Birgit träumerisch, wobei sie auf einen dunklen Punkt unter dem Bilderrahmen starrte.

Wie, um alles in der Welt, kam dieser Fleck auf die Tapete? Diese Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie erschrocken auffuhr, als Peter sich hastig erhob.

„Vielen Dank für den Mokka“, sagte er kühl. „Wenn du nicht einschlafen kannst, brauchst du das alte Mittel, Schafe zu zählen, nicht anzuwenden. Zähle stattdessen die Männer, die dir den Kopf verdrehen. Das ist nämlich auch zum Gähnen langweilig.“

Er schloss die Tür so eilig hinter sich, dass er nicht mehr das spitzbübische Grinsen sah, mit dem Birgit ihm nachschaute.

Diese lag wenig später auf ihrer breiten, bequemen Schlafcouch, und ihre tiefen Atemzüge verrieten, dass nichts ihren gesunden Schlummer störte.

♥♥♥

Pünktlich um neun Uhr betrat Manuela von Hagen das Frühstückszimmer, wobei sie mit ihrem Gatten zusammenprallte, der gerade den Raum verließ.