Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 466 - Maria Treuberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 466 E-Book

Maria Treuberg

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Beschreibung

Er kannte ihre Herkunft nicht
Bezaubernder Roman um die schöne Magd des Grafen Eckern

Bei einem Ritt durch den gräflichen Wald vernimmt Georg Graf von Eckern plötzlich eine glockenhelle Stimme und lauscht verzaubert dem Gesang. Kurz darauf steht er vor einem reizenden Wesen mit bildhübschen Gesichtszügen und einer grazilen Gestalt.
Der junge Graf verliebt sich auf den ersten Blick in das Mädchen Sybill und bietet ihr Arbeit auf seinem Gut an, als er erfährt, dass sie ihre Stellung als Küchenmagd verloren hat. Dankbar nimmt sie sein Angebot an, und Georg liebt sie von Tag zu Tag mehr.
Schon ist er fest entschlossen, trotz des großen Standesunterschiedes zwischen ihnen um Sybills Hand anzuhalten, da erfährt er etwas Ungeheuerliches über ihre Vergangenheit ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Er kannte ihre Herkunft nicht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: ShotPrime Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8438-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Er kannte ihre Herkunft nicht

Bezaubernder Roman um die schöne Magd des Grafen Eckern

Bei einem Ritt durch den gräflichen Wald vernimmt Georg Graf von Eckern plötzlich eine glockenhelle Stimme und lauscht verzaubert dem Gesang. Kurz darauf steht er vor einem reizenden Wesen mit bildhübschen Gesichtszügen und einer grazilen Gestalt.

Der junge Graf verliebt sich auf den ersten Blick in das Mädchen Sybill und bietet ihr Arbeit auf seinem Gut an, als er erfährt, dass sie ihre Stellung als Küchenmagd verloren hat. Dankbar nimmt sie sein Angebot an, und Georg liebt sie von Tag zu Tag mehr.

Schon ist er fest entschlossen, trotz des großen Standesunterschiedes zwischen ihnen um Sybills Hand anzuhalten, da erfährt er etwas Ungeheuerliches über ihre Vergangenheit …

Der Wagen hält vor dem Portal des weitläufigen Schlosses. Georg schwingt sich heraus und eilt die Treppe empor, dem oben stehenden Diener herzlich die Hand schüttelnd.

„Na, mein Guter, da sind wir wieder. Und du, Albert, siehst aus, als ob du niemals älter werden würdest.“

Das Gesicht des alten Dieners verzieht sich zu einem erfreuten Lächeln.

„Auch Sie sehen wohl aus, Graf Georg. Gehen Sie nur schon hinein. Die Frau Gräfin und der Herr Graf warten ungeduldig auf Sie.“

In der Halle legt Georg den Staubmantel ab und bürstet sich schnell über den blonden Haarschopf. Dann wendet er sich zur Bibliothek.

„Mama! Papa! Da bin ich wieder! Wie geht es euch?“

Gräfin Eckern springt auf und umarmt ihren einzigen Sohn.

„Nun, da du endlich wieder bei uns bist, geht es uns wieder gut, mein lieber Junge!“

Auch der Graf begrüßt seinen Sohn herzlich. Wer die beiden hochgewachsenen Gestalten sieht, weiß sofort, dass es sich bei ihnen nur um Vater und Sohn handeln kann.

Nach dem Kaffee fällt Georg auf, dass die Eltern bedrückt erscheinen.

„Ich habe euch eine freudige Mitteilung zu machen“, sagt er da lächelnd. „Ich habe mich verlobt!“

Er merkt nicht, dass die Eltern sich betroffen ansehen. Der alte Graf fasst sich als Erster.

„Willst du uns nicht erzählen, wer die Dame ist, Georg?“

„Sie ist das entzückendste Mädchen, das man sich denken kann. Es ist Barbara von Steinitz!“

„Barbara von Steinitz?“, fragen Vater und Mutter wie aus einem Munde.

„Ja“, erklärt Georg unbefangen. „Ihr kennt sie noch nicht. Sie wird euch bestimmt gefallen.“

Weder der Graf noch die Gräfin machen ein erfreutes Gesicht.

„Was ist denn? Seid ihr mit meiner Wahl nicht einverstanden?“

Die Gräfin greift nach dem Arm des Sohnes.

„Wir müssen dir etwas Ernstes erzählen. Und wenn du dann noch dieses Fräulein von Steinitz heiraten willst, werden wir dir nichts in den Weg legen.“

Es ist dem jungen Georg, als greife plötzlich eine eiskalte Hand nach ihm. Fragend schaut er die Eltern an.

„Weder Mama noch ich haben es für möglich gehalten“, beginnt der alte Graf, „dass wir eines Tages so vor unserem einzigen Sohn stehen würden. Aber es ist nun einmal nicht zu ändern.“

„Was hast du nur, Papa?“, fragt Georg, im höchsten Maße beunruhigt.

Graf Eckern zieht nervös an seiner Zigarre. Gräfin Constanze legt ihre zarte weiße Hand liebevoll auf den Arm des Gatten.

„Lass mich erzählen, Lieber. Ich sehe, dass es dir zu schwerfällt“, sagt sie und wendet sich dem Sohn zu.

„Wir haben unsere ganze Hoffnung auf dich gesetzt, Georg. Das Gut ist verschuldet. Wir können es nicht mehr halten. Und da haben wir gedacht, wenn du dich entschließen könntest, Sybill von Wolfsburg zu heiraten, könnte alles wieder gut werden. Sybill ist ein herziges Menschenkind. Sie ist jung, schön und reich. Wir möchten, dass du …“

Sie hält erschreckt inne, denn Georg starrt sie aus erloschenen Augen an. Sein Gesicht ist aschfahl geworden, und dann springt er auf.

„Ich soll diese Sybill von Wolfsburg heiraten? Nur damit ich ihr Geld bekomme? Mama – Papa! Sagt doch, dass es nicht euer Ernst ist!“

Als er die niedergeschlagenen Gesichter der Eltern sieht, weiß er, dass er sie recht verstanden hat.

„Und Barbara?“, fragt er leise. „Was wird aus Barbara? Ich kann die Komtess Wolfsburg nicht heiraten! Ich liebe sie nicht!“

„Aber du kennst sie doch gar nicht, mein Junge“, wendet die Gräfin schüchtern ein.

„Ich habe sie als Kind gesehen, Mama, und das genügt mir. Sie war eckig, kantig, dürr und hatte Sommersprossen. Ein richtiges kleines Ekelpaket! Außerdem könnte ich ihr niemals offen in die Augen sehen, weil ich immer daran denken müsste, dass ich sie ihres Geldes wegen heiratete!“

Graf Eckern nickt schwer.

„Sosehr ich gehofft hatte, dass du mit dieser Heirat Schloss Eckern retten würdest, so sehr kann ich dich verstehen. Wird deine Braut dich auch lieben, wenn sie erfährt, dass du nicht mehr der reiche Graf Eckern bist, sondern ein armer Mann?“

„Davon bin ich fest überzeugt!“

Es kommt Georg nicht in den Sinn, dass Barbara ihn fallen lassen könnte, weil er jetzt arm geworden ist.

„Vielleicht ist es am besten, wenn ich morgen zu ihr fahre und sie über die veränderten Verhältnisse auf Eckern unterrichte“, murmelt er vor sich hin.

♥♥♥

Barbara lehnt sich tief in die seidenen Kissen zurück und lauscht aufmerksam den Worten, die der Mann, der vor ihr sitzt, für sie findet.

„Hören Sie, Bernd, es ist alles ganz gut und schön, was Sie mir da erzählen, es wäre auch sehr verlockend für mich, wenn ich nicht schon gebunden wäre. Graf Eckern liebt mich. Er sieht mindestens ebenso gut aus wie Sie und hat ein schönes Gut. Dazu ist er ein Graf. Sie sind aber ein einfacher Herr Lang. Das fällt sehr erschwerend in die Waagschale.“

„Lieben Sie den Grafen denn, meine schöne Freundin?“, fragt Bernd Lang und sieht sie scharf an.

Barbara streicht sich mit einer genau einstudierten Geste über das schwarze Haar.

„Du lieber Himmel – was heißt schon lieben? Die Frauen heiraten, weil sie ein gutes Leben führen wollen. Die Männer heiraten, weil sie ein nettes Spielzeug für ihre Langeweile brauchen.“

„Hätten Sie sich dazu entschließen können, meine Frau zu werden, wenn Graf Eckern nicht gewesen wäre, Barbara?“

„Vielleicht“, gibt sie zur Antwort.

Das Telefon, das neben ihrem Sessel steht, läutet. Barbara ergreift den Hörer.

„Ja?“ Sofort nimmt ihr Gesicht einen gespannten Ausdruck an. „Er soll kommen“, sagt sie kurz und legt den Hörer auf. Sie schiebt den verdutzten Bernd Lang in ihr angrenzendes Schlafzimmer.

„Der Graf hat sich soeben anmelden lassen. Er darf uns nicht zusammen sehen. Er ist maßlos eifersüchtig.“

Kaum ist Bernd verschwunden, als es schon klopft.

„Barbara! Liebste!“

Georg stürmt herein, nimmt die kleine Gestalt zärtlich in seine Arme und küsst sie.

„Ist etwas geschehen, dass du so plötzlich wieder herkommst?“

Georgs Gesicht wird ernst.

„Ja, Barbara! Ich muss dir etwas erzählen.“

Die schöne Baroness fühlt, dass etwas sehr Unangenehmes an sie herantritt.

„Habt ihr etwa Pleite gemacht?“, fragt sie ahnungsvoll.

Georg zuckt unter ihren lieblosen Worten zusammen.

„Du hast es erraten, Barbara!“

Und dann erzählt er ihr, was er am Vortage von den Eltern erfahren hat. Auch, dass er die Komtess Wolfsburg heiraten soll, verschweigt er nicht.

Barbara hört aufmerksam zu.

„Wie soll ich dir da helfen?“, fragt sie, als er geendet hat.

„Du kannst mir nicht helfen“, erwidert er schmerzlich. Er hat sich alles so ganz anders vorgestellt. „Ich wollte nur mit dir überlegen, wie wir uns einrichten, wenn wir heiraten!“

„Heiraten? Aber Georg, was redest du denn da nur für Unsinn?“, fährt Barbara empor. „Wir können doch jetzt nicht heiraten! Wovon sollen wir leben? Wovon soll ich mich kleiden?“

Sie winkt ungeduldig ab, als er etwas sagen will.

„Nein, mein Lieber! Das schlage dir aus dem Kopf. Natürlich hätte ich dich herzlich gern geheiratet. Aber du kannst mir nicht zumuten, ein armseliges Leben zu führen. Ich will nicht von der Hand in den Mund leben! Ich bin jung und schön. Ich will mein Leben genießen. Wie kann ich das an der Seite eines Hungerleiders? Nein, so leid es mir auch tut, ich sehe mich gezwungen, unsere etwas voreilige Verlobung zu lösen.“

Schwerfällig erhebt der junge Graf sich von seinem Platz und starrt aus brennenden Augen der schlanken Frauengestalt nach, die nun ruhelos auf und ab geht.

„Ich sehe ein, Baroness, dass es wirklich eine übereilte Verlobung war“, sagt Georg kalt. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen Mann finden, der Ihnen das alles gibt, was ich Ihnen leider nicht geben kann. Ich preise mich glücklich, durch einen so traurigen Anlass Ihren wahren Charakter erkannt zu haben.“

„Was fällt dir ein?“, faucht sie ihn zornig an.

„Ich werde Sie von meiner Gegenwart befreien. Leben Sie wohl, Baroness Steinitz!“

Barbara starrt voller Wut auf die Tür, die mit leisem Klappen hinter ihm ins Schloss fällt. Nach einer Weile öffnet sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer.

„Kommen Sie heraus!“, fordert sie Lang auf.

„Einer Verlobung zwischen uns beiden steht wohl jetzt nichts mehr im Wege, Barbara, nicht wahr?“, sagt er und geht langsam auf sie zu.

Sie duldet es, dass der Mann sie in seine Arme reißt und leidenschaftlich küsst.

♥♥♥

Nachdem er heimgekehrt ist, legt Georg sich gleich zur Ruhe. Lange wälzt er sich schlaflos umher, aber es will ihm nichts einfallen, wie man Eckern vor dem drohenden Ruin retten könnte.

Übernächtigt und blass sitzt er den Eltern am nächsten Morgen am Frühstückstisch gegenüber.

„Was hat deine Braut gesagt?“, fragt ihn die Gräfin behutsam.

Er atmet tief auf und beginnt zu erzählen. Nachdem er geendet hat, ist es eine ganze Weile still zwischen den drei Menschen.

„Ich werde arbeiten, Papa, damit ich leichter vergessen kann“, erklärt Georg.

Und er macht seinen Entschluss wahr. Gleich nach dem Frühstück reitet er los, um zu schauen, wie die Saat auf den Feldern steht.

Kaum ist er fortgeritten, als eine zarte Mädchengestalt sich vorsichtig, ein Pferd hinter sich herziehend, in den Schlosshof schleicht.

Plötzlich steht das Mädchen vor dem Grafenpaar und lacht es spitzbübisch an.

„Ich habe mich wie ein Dieb ins Schloss geschlichen.“

„Es ist gut, dass du kommst, Sybill“, sagt der Graf. „Nun können wir dir gleich erzählen, wie Georg reagierte.“

Das schmale, energische Gesichtchen Sybill von Wolfsburgs nimmt einen gespannten Ausdruck an.

„Wir haben Georg klaren Wein eingeschenkt und ihm erzählt, dass wir hofften, er würde dich heiraten, weil du die Einzige bist, die uns retten kann. Ehrlich gesagt, Sybill, der Junge hat mir imponiert. Er will keine Frau des Geldes wegen heiraten.“

Sybill nickt. Genauso hat sie sich das alles vorgestellt.

„Ich liebe Georg, obwohl er niemals Notiz von mir genommen hat! Ich glaube fest daran, dass er mich eines Tages ebenso lieben wird“, sagt sie zuversichtlich. „Ich habe sogar eine Idee. Ich schlage euch vor, für einige Zeit zu verreisen. Alles andere erledige ich.“

Sie bittet so lange, bis der Graf und die Gräfin sich einverstanden erklären. Dann erhebt sich Sybill.

„Ich muss gehen, wenn ich Georg nicht begegnen will. Vorläufig möchte ich das vermeiden. Es bleibt dabei – übermorgen fahrt ihr los und überlasst mir alles Weitere. Es wird alles ein gutes Ende nehmen.“

♥♥♥

Georg stimmt dem Vorhaben der Eltern zu verreisen zu. Es ist ihm lieber, wenn sie nicht daheim sind, wenn das Gut versteigert wird.

So fahren Graf Eckern und seine Frau nach zwei Tagen los. Georg ist froh, allein zu sein mit seinen Sorgen um das Gut. Es wird alles seinen Gang gehen, wenn nicht ein Wunder geschieht.

Und es geschieht wirklich ein Wunder!

Am dritten Tag nach der Abreise der Eltern wird ihm vom Diener Albert ein Herr gemeldet. Erstaunt schaut Georg auf die Karte.

„Doktor Bandtke, Rechtsanwalt und Notar“, liest er, und sein Herz tut einen schnellen schmerzhaften Schlag.

„Dieser Rechtsanwalt kommt bestimmt, um mir mitzuteilen, dass die Gläubiger auf das Geld warten.“

Ganz leise und wie zu sich selbst sagt er das und fügt in Gedanken hinzu: Und ich muss ihm sagen, dass ich kein Geld habe …

Er begrüßt den Anwalt höflich und weist auf einen Sessel.

„Ich möchte gleich zur Sache kommen, Graf Eckern“, beginnt Dr. Bandtke, nachdem er Platz genommen hat. „Sie wissen, um was es geht.“

Georg kann nur nicken, denn die Stimme versagt ihm den Dienst.

„Ich möchte Ihnen ein Angebot machen!“

Georg schaut überrascht hoch.

„Ein Angebot?“, fragt er erstaunt.

„Ich komme im Auftrage eines Menschen, der Gut Eckern kaufen will. Mein Auftraggeber wünscht, dass auf Eckern alles beim Alten bleibt und dass Sie, Graf Eckern, das Gut und das Schloss verwalten. Auch Ihre Eltern sollen hier wohnen bleiben. Es soll alles so sein, als sei nichts geschehen.“

Georg sitzt ganz still und starrt den Rechtsanwalt an, als könne er nicht begreifen, was ihm da gesagt wird.

„Mein Auftraggeber will sogar noch weitergehen, Graf Eckern. Sie sollen versuchen, alles, was Ihnen jetzt zur Verfügung gestellt wird, abzuarbeiten, damit Sie später, wenn das Gut wieder schuldenfrei ist, es selber wieder übernehmen können.“

Sosehr Georg auch versucht, den Namen des geheimnisvollen Auftraggebers herauszubekommen, es ist alles nutzlos.

Vollkommen durcheinander bleibt er zurück. Das kann doch nicht wahr sein! Georg schreckt erst auf, als Albert den Raum betritt.

„Soll ich den Tisch im großen Speisesaal decken lassen, oder wollen Sie im Wohnzimmer essen, Graf Georg?“, fragt der Diener.

„Albert, ich … Zwicke mich, damit ich aufwache“, fordert Georg verstört.

Albert fährt zurück und starrt ihn an. Kein Wunder, dass er ein wenig durcheinander ist! Erst lässt ihn seine Braut im Stich, und dann kommt noch dieser Notar.

„Was starrst du mich so an, Albert? Komm, zwick mich! Schnell, schnell!“

Albert ist ein gut geschulter Diener und tut alles, was sein Herr von ihm verlangt.

„Ich träume nicht, Albert! Ich bin wirklich wach!“

„Man sollte es jedenfalls annehmen, Graf Georg“, ist die gemessene Antwort.

„Dann freu dich mit mir, mein Guter. Wir sind nicht ruiniert. Wir bleiben hier – wir brauchen nicht fort.“

Nun strahlt auch das Gesicht des treuen alten Mannes. Das ist eine wunderbare Nachricht.

♥♥♥

Der Vertrag ist gemacht. Georg ist sein eigener Verwalter. Er nimmt sich vor, jeden Tag einige Stunden auszureiten. Das ist eine angenehme Unterbrechung der Arbeit, die ihm fast über dem Kopf zusammenschlagen will. Außerdem kann er sich auf diese Weise vom Stand der Ernte auf den Feldern überzeugen.

Mit verhängten Zügeln reitet er durch den Wald, da hört er plötzlich eine Stimme.

Da singt jemand – und sehr gut sogar. Die Stimme wird lauter. Georg zügelt sein Pferd. Er ertappt sich bei dem Wunsch, die Sängerin mit der glockenhellen Stimme zu sehen. Nun kann er nichts mehr hören. Da gibt er seinem Pferd die Sporen. Nach kurzer Zeit sieht er sie.

Sie sitzt auf einem Baumstumpf. Kurz vor ihr zügelt er sein Pferd abermals. Langsam hebt das Mädchen den schimmernden Blondkopf und sieht ihn prüfend an.

„Was machen Sie da?“, fragt er, nach Worten suchend. Nun fliegt ein spöttisches Lächeln um das offene, klare Gesicht des Mädchens.

„Ich ruhe mich aus!“

Er lauscht dem Klang der Stimme nach. Ja, das ist die Sängerin von eben. Sie schaut unschuldsvoll zu ihm empor.

„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, fällt ihm ein.

Das Mädchen lächelt.

„Sie sind Graf Eckern, nicht wahr?“

„Sie kennen mich?“

„Wenn man Ihren Herrn Vater kennt, muss man auch Sie erkennen“, lautet die Antwort. Das Mädchen schlägt ein Bein über das andere und schlingt die braunen Arme darum. Noch immer schauen die dunklen Augen ihn an.

„Darf ich auch Ihren Namen wissen?“, fragt er.

„Sybill!“

„Sybill von Wolfsburg?“, ruft er erschreckt aus.

Das Mädchen lacht verhalten auf.

„Schaut so eine reiche Komtess aus?“ Sie weist auf ihr einfaches Kleid und die derben Schuhe. Georg sieht ein, dass eine reiche Grafentochter nicht so einfache Dinge tragen würde.

Nein, die Sybill, die vor ihm auf dem Baumstumpf sitzt, ist eine kleine Schönheit.

„Wie kommt es, dass ich Sie noch niemals gesehen habe?“, fragt er.

„Das ist weiter nicht verwunderlich, Herr Graf. Ich war bisher als Küchenmädchen auf Schloss Wolfsburg beschäftigt.“

„Sie sagen – bis jetzt, Sybill! Sind Sie es nicht mehr?“

„Nein! Die Komtess ist verreist. Außerdem konnte sie mich nicht leiden. Immer wenn sie mich sah, war sie zornig, weil auch ich Sybill heiße.“

„Wie kann man nur so kleinlich sein?“

Georg findet die Komtess immer weniger anziehend.

„Und was machen Sie jetzt?“, fragt er interessiert weiter. Irgendetwas zieht ihn zu dem Mädchen Sybill hin – er weiß nur nicht, was es ist.

„Ich suche mir eine neue Arbeit. Aber jetzt, da die Ernte vor der Tür steht, wird es schwer sein.“

„Würden Sie zu mir nach Eckern kommen, Sybill? Ich könnte noch jemanden für den Geflügelhof brauchen! Verstehen Sie etwas davon?“

„Ja, natürlich, aber …“

„Also gut. Morgen früh sind Sie da und bringen Ihre Sachen mit. Auf Wiedersehen, Sybill!“