Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 471 - Helga Winter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 471 E-Book

Helga Winter

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Beschreibung

Wenn du mir doch glauben könntest
Erfolgsroman um die Bewährungsprobe einer Liebe

Die schöne Baroness Ingrid von Eichenow bietet ihren ganzen Charme auf, um Dr. Hartmut Krüger zu umgarnen. Doch sie tut dies nicht etwa, weil sie verliebt ist in den jungen Arzt, sondern um zu beweisen, dass sie bei dem Verlobten ihrer Schwester landen kann.
Und tatsächlich erliegt Hartmut schon bald ihren Verführungskünsten. Stürmisch zieht er Ingrid an sich und küsst sie leidenschaftlich. Für die Baroness ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihr gemeines Spiel zu beenden. Sie hat ihr Ziel erreicht, mehr will sie nicht von diesem kleinen Landarzt. Aber schon bald zwingt das Leben dieses egoistische, selbstgefällige Geschöpf in die Knie!

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn du mir doch glauben könntest

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: kasipat / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8680-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn du mir doch glauben könntest

Erfolgsroman um die Bewährungsprobe einer Liebe

Die schöne Baroness Ingrid von Eichenow bietet ihren ganzen Charme auf, um Dr. Hartmut Krüger zu umgarnen. Doch sie tut dies nicht etwa, weil sie verliebt ist in den jungen Arzt, sondern um zu beweisen, dass sie bei dem Verlobten ihrer Schwester landen kann.

Und tatsächlich erliegt Hartmut schon bald ihren Verführungskünsten. Stürmisch zieht er Ingrid an sich und küsst sie leidenschaftlich. Für die Baroness ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihr gemeines Spiel zu beenden. Sie hat ihr Ziel erreicht, mehr will sie nicht von diesem kleinen Landarzt. Aber schon bald zwingt das Leben dieses egoistische, selbstgefällige Geschöpf in die Knie!

„Erwarten wir noch Besuch?“, fragte Baron Alexander beim Abendessen verwundert. „Ihr habt euch ja beide so hübsch gemacht. Besonders du, Nina. Du siehst in deinem neuen Kleid ganz verändert aus. Du bist direkt eine Schönheit. Du solltest häufiger solche Kleider tragen.“

Nina war bei diesem Kompliment ein wenig rot geworden.

„Möchtest du noch etwas Tee?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, goss sie nach, obwohl die Tasse noch halb gefüllt gewesen war.

„Doktor Krüger wird kommen und dich heute Abend noch gründlich untersuchen, Vater. Wir haben ihn darum gebeten. Vielleicht kann er dir besser helfen als der gute alte Dahnken“, sagte jetzt Ingrid, Baron Alexanders zweite Tochter.

Sie tut gerade so, als hätte sie Krüger rufen lassen, dachte Nina. Und Vater glaubte es natürlich auch. Dabei hätte er wissen müssen, dass Ingrid in erster Linie an sich dachte und kaum einmal Gedanken an andere verschwendete.

Wie froh er lächelte! Es tat Nina förmlich weh, sein Gesicht zu betrachten. Es genügte, dass Ingrid ihm die kleinste Gefälligkeit erwies, um ihn glücklich zu machen.

„Wir wollen dich doch recht lange bei uns behalten.“ Ingrid strich mit den Fingerspitzen leicht über seine Wange. „Und Krüger meint auch, dass dir weiter nichts fehlt. Mit deiner Herzschwäche kannst du hundert Jahre alt werden.“

„So, hat er das gesagt?“ Baron Alexander glaubte jedes Wort, das seine Tochter ihm sagte. „Eigentlich geht es mir auch schon wieder viel besser. Die Ruhe der letzten Monate ist mir gut bekommen. Ich denke, ich werde bald wieder aufstehen und mich ein bisschen um alles kümmern. Schließlich muss ja jemand da sein, wenn Nina uns verlassen hat.“

„Du darfst auf keinen Fall arbeiten, Vater!“ Nina war entsetzt, während Ingrid nur nickte.

„Schließlich kann ich ja den Betrieb nicht verlottern lassen“, fuhr Baron Alexander fort. „Und ein bisschen Arbeit hat noch niemandem geschadet.“

„Für dich ist sie Gift, das weißt du doch genau.“ Ninas Stimme zitterte vor Empörung. „Aber ich lasse mich nicht erpressen, Vater. Ich habe meine Stellung auf Bodenhagen angenommen und werde sie antreten.“

„Es wird auch ohne dich gehen.“ Die Stimme des Vaters verriet, wie böse er mit seiner Tochter war. „Wenn Ingrid mir noch ein bisschen zur Hand geht.“

„Selbstverständlich, du brauchst nur zu sagen, was ich tun soll. Wenn ich Zeit habe, helfe ich dir gern.“

Was für ein Theater machen die beiden nur, dachte Nina. Vater muss doch wissen, dass er nicht mehr arbeiten kann, und genauso muss er wissen, dass Ingrid ihm niemals eine Stütze sein wird. Sie stand auf, um den Raum zu verlassen, denn das Verhalten der beiden brachte sie auf.

Sie schuftete sich ab, und niemand dankte es ihr. Eigentlich ist es verrückt, dass ich mir überhaupt Gedanken mache, sagte sich Nina. Ich komme schon durch, ich brauche kein reiches Erbe, um leben zu können. Und Ingrid muss eben zusehen, wie sie fertig wird. Das Leben wird sie schon erziehen und nachholen, was Vater versäumt hat.

Nina war froh, als Dr. Krüger in diesem Augenblick erschien. Er strahlte sie an, als seien sie gute Freunde.

„Sie sehen bezaubernd aus, Baroness“, sagte er, als er sich tief über ihre Hand beugte. „Ich danke Ihnen, dass Sie mich haben rufen lassen.“

„Mein Vater ist im Wohnzimmer. Bitte, reden Sie ihm aus, dass er arbeitet. Er hat nämlich die Absicht, bald aufzustehen und die Verwaltung des Gutes zu übernehmen.“

„Das ist völlig ausgeschlossen in seinem Zustand. Weiß er denn gar nicht, wie krank er ist?“

„Doch. Aber meine Schwester redet ihm ein, dass es ihm sehr viel besser geht.“

„So.“ Dieses kurze Wörtchen verriet, wie Dr. Krüger über Ingrid dachte. Auf seiner hohen Stirn lagen Falten, als er neben Nina durch die Diele ging.

Ingrid kam ihnen entgegen, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. Sie begrüßte Dr. Krüger mit fast überschwänglicher Herzlichkeit.

Ihr entging nicht, dass dieser junge Mann ihre Schwester vorzog, dieses kleine, unscheinbare Aschenputtel, das neben ihrer strahlenden Schönheit verblasste. Und das wurmte sie.

Baron Eichenow war heute besonders gut aufgelegt. Er strahlte vor Lebensfreude, und hätte Hartmut Krüger seinen Krankheitsbefund nicht genau gekannt, würde er nicht ohne Weiteres vermutet haben, einen schwer kranken Patienten vor sich zu sehen.

„Würden Sie uns bitte allein lassen“, wandte er sich an die beiden Mädchen. Er öffnete seine Arzttasche und wartete, bis sie hinausgegangen waren.

„Ein interessanter Mann!“, stellte Ingrid fest. „Je länger man ihn kennt, desto mehr gewinnt er. Im ersten Augenblick erschien er mir ein bisschen unbedeutend.“

„Er ist eine Persönlichkeit.“

Ingrid lächelte über Ninas schnelle Antwort. Da hat unsere Kleine tatsächlich einmal Feuer gefangen, dachte sie. Verstehen konnte sie es, denn dieser junge Arzt besaß tatsächlich das gewisse Etwas, das den meisten Männern fehlte.

Ohne Ninas Interesse für ihn wäre er ihr allerdings kaum aufgefallen. Er war so ganz anders als die jungen Männer, mit denen sie sonst freundschaftlich verkehrte. Er machte einen schrecklich pflichtbewussten Eindruck, genau wie Nina.

„Für ihn hast du dich also hübsch gemacht! Ich glaube, der Aufwand hat sich gelohnt. Der gute Krüger brennt lichterloh.“

„Red nicht solchen Unsinn!“

„Warum willst du die Wahrheit nicht hören?“ Ingrid spielte übertrieben stark die Erstaunte. „Dabei muss ein Blinder sehen, wie es um ihn steht. Hast du die Absicht, Arztfrau zu werden?“

Diese ewigen Fragen wurden Nina einfach zu dumm. Sie ließ ihre Schwester stehen und zog sich in ihr Zimmer zurück.

Was findet er nur an Nina?, fragte Ingrid sich. Es kann doch eigentlich nur ihre Tüchtigkeit sein, die ihn anzieht. Schöner und weltgewandter bin doch ich.

Sie ging allein ins Wohnzimmer zurück, als Dr. Krüger seine Untersuchung beendet hatte. An seiner Miene war nicht abzulesen, wie er den Zustand des Barons beurteilte.

Alexander von Eichenow strahlte. Der junge Arzt hatte ihm versichert, sein Zustand sei absolut nicht lebensgefährlich, wenn er sich entsprechend verhielt. Er sollte nicht zu viel arbeiten, nun ja, das hatte er auch nicht vor.

„Ich möchte Ihre Schwester einen Moment sprechen.“ Hartmut Krüger blieb in der Diele abwartend stehen, nachdem er sich von seinem Patienten verabschiedet hatte. „Das Untersuchungsergebnis ist nämlich leider nicht so erfreulich, wie ich hoffte.“

„Nina ist beschäftigt. Sagen Sie mir, was mit Vater los ist. Schwebt er in Lebensgefahr?“

Dr. Krüger zögerte einen Moment mit der Antwort. Er kannte seine Pflichten und war sich seiner Verantwortung bewusst. Durfte er diesem hübschen Mädchen die ganze Wahrheit sagen? Lieber hätte er mit der anderen gesprochen, die so zuverlässig und tüchtig aussah.

„Nun reden Sie schon, wie steht es um ihn?“, drängte Ingrid nervös.

„Der Zustand Ihres Herrn Vaters hat sich seit Doktor Dahnkens letzter Untersuchung verschlechtert. Nach meinen Erfahrungen wird Ihr Herr Vater nicht alt werden. Sie müssen sich damit abfinden, Baroness. Zeigen Sie ihm nicht, wie es wirklich um ihn steht. Ihr Herr Vater ist optimistisch, und dieser Optimismus ist für ihn die beste Medizin.“

„Ich verstehe. So schlimm sieht es also mit ihm aus. Mein Gott, das haben wir alle nicht geglaubt. Können Sie ihm wirklich nicht helfen? Was soll denn aus uns werden, wenn Vater nicht mehr ist?“

Hartmut Krüger zuckte die Achseln. Sie würde sich damit abfinden müssen, eines nicht zu fernen Tages allein dazustehen.

„Ich möchte mich jetzt verabschieden, ich habe noch ein paar Hausbesuche zu machen. Richten Sie bitte Ihrer Schwester meine Empfehlung aus. Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal vorbeischauen.“

Ingrids Hand lag eiskalt in seiner. Ihr geht das Schicksal des alten Herrn doch zu Herzen, begriff der junge Arzt.

„Lassen Sie den Kopf nicht hängen“, sagte er warm. „Solange Leben da ist, gibt es auch Hoffnung. Und Ihr Herr Vater hängt am Leben. Machen Sie ihm die letzten Monate leicht.“

„Monate?“, hauchte Ingrid entsetzt.

Hartmut Krüger biss sich ärgerlich auf die Unterlippe. Das hatte er eigentlich nicht sagen wollen.

„So habe ich es nicht gemeint“, nahm er seine Worte gleich wieder zurück. „Ich wollte nur sagen, machen Sie ihm das Leben leicht. Halten Sie ihm alles fern, was ihn bedrücken könnte, dann können Sie ihn noch lange bei sich haben.“

Ingrid begleitete Dr. Krüger zur Tür, dann ging sie sofort zu ihrer Schwester.

„Wir können Vater noch lange haben“, erklärte sie. „Doktor Krüger schien ganz optimistisch zu sein. Wir sollen uns keine Sorgen machen. Vater braucht nur Ruhe und Schonung.“

Ingrid neigte von Natur aus zu Optimismus, und deshalb suchte sie sich aus den Worten des Arztes nur das aus, was ihr passte. Sie war sich nicht einmal selbst bewusst, dass sie nur einen Teil der Wahrheit sagte.

„Ich bin so froh, dass es nicht schlimmer um Vater steht“, erwiderte Nina erfreut. „Dann kann ich also ganz beruhigt nach Bodenhagen fahren.“

Ingrid zögerte einen Moment mit der Antwort.

„Ja“, sagte sie dann.

♥♥♥

Dreimal noch kam Dr. Krüger in den nächsten vierzehn Tagen, um nach seinem Patienten zu sehen. Nina bekam er bei seinen Besuchen nicht zu Gesicht. Wenn er sich telefonisch anmeldete, war stets ihre Schwester am Apparat.

„Ich werde es ihr ausrichten, dass Sie kommen“, versprach Ingrid, dachte aber gar nicht daran, ihr Wort zu halten.

„Ich soll dich von Doktor Krüger grüßen“, sagte sie nach seinem dritten Besuch nebenbei. „Ich frage mich manchmal, ob er nur Vaters wegen kommt. Er untersucht ihn ja nicht einmal.“

„Weshalb sollte er sonst kommen?“, fragte Nina stirnrunzelnd.

Ingrid warf ihr einen forschenden Blick zu.

„Vielleicht meinetwegen? Oder hältst du das für so unmöglich?“

„Selbstverständlich nicht.“

„Was hast du gedacht?“, fragte Ingrid. „Dass er deinetwegen käme? Wo denkst du hin. Wenn wir noch gemütlich zusammensitzen, erkundigt er sich zwar manchmal nach dir, aber sein Interesse scheint mir zu gelten.“

„Und du? Wie stehst du zu ihm, Ingrid? Bedeutet er dir etwas?“

„Ich mag ihn gern“, erklärte ihre Schwester lässig. „Er scheint ein feiner Kerl zu sein. Bist du enttäuscht, dass er nicht deinetwegen kommt? Soll ich dich rufen lassen, wenn er hier aufkreuzt? Also, wenn du willst, trete ich ihn gern an dich ab.“

Sie hatte absichtlich diese Ausdrucksweise gewählt, um Nina vor den Kopf zu stoßen. Dass es ihr gelungen war, las sie ihrer Schwester vom Gesicht ab. Nina war tief gekränkt.

„Danke, behalte ihn. Er interessiert mich nicht. Die Hauptsache ist, dass er Vater helfen kann. Im Übrigen bleibe ich ja sowieso nur noch ein paar Wochen hier. Es würde mir aber leidtun, wenn du nur mit ihm spieltest, dafür ist er nämlich zu schade.“

Drei Wochen nach diesem Gespräch traf Nina den jungen Arzt zufällig im Dorf. Sie hatte Einkäufe erledigt und befand sich auf dem Heimweg, als Hartmuts Wagen an ihr vorbeifuhr.

Dr. Krüger sprang aus dem Auto und eilte auf sie zu.

„Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen“, sagte er und drückte ihre Hand. „Wie geht es Ihnen? Ich habe Sie lange nicht gesehen.“

„Gut. Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe leider nicht viel Zeit.“ Nina wies mit einer Kopfbewegung auf ihre Einkaufstasche.

„Ich fahre Sie selbstverständlich nach Hause. Bitte, steigen Sie doch ein.“ Dr. Krüger öffnete ihr hastig die Wagentür und nahm ihr die Tasche ab, bevor Nina noch protestierten konnte.

Völlig überrumpelt fand sie sich auf dem Vordersitz wieder.

„Müssen Sie noch etwas erledigen, oder soll ich Sie direkt nach Hause fahren?“, fragte Hartmut eifrig wie ein kleiner Junge. „Verfügen Sie über mich.“

„Ich möchte gleich nach Hause.“

„Ich freue mich sehr, Sie getroffen zu haben. Sonst fehlt Ihnen ja die Zeit, um ein Wort mit mir zu wechseln. Manchmal habe ich direkt den Eindruck, als gingen Sie mir absichtlich aus dem Wege.“

„Wieso?“, fragte Nina verdutzt. „Ich weiß ja nicht, wann Sie Vater besuchen kommen.“

„Sagt Ihre Schwester es Ihnen denn nicht? Ich rufe jedes Mal vorher an. Und ich habe Ihre Schwester ausdrücklich gebeten, Sie zu informieren.“

Ein feines Rot stieg Nina in die Wangen.

„Ach, so ist das“, murmelte sie.

„Ja. Ich habe Sie telefonisch nie erreicht.“

„Ich habe immer viel zu tun. Ich ahnte ja auch nicht, dass Sie mich sprechen wollten.“

Nina hatte begriffen, dass Ingrid sie von Anfang bis Ende belogen hatte, was Dr. Krüger anbetraf. Aber warum nur? Er war doch bestimmt kein Mann, der ihr ernsthaft gefallen konnte.

Wie nett er aussieht, dachte Nina. So richtig frisch und draufgängerisch, und dabei merkt man doch gleichzeitig, dass er seinen schweren Beruf sehr ernst nimmt.

„Wann haben Sie denn einmal Zeit?“, fragte Hartmut, als sie ein Stück gefahren waren. „Ich wollte Sie nämlich bitten, mit mir einen Ausflug zu machen, wenn Sie Lust haben. Nächsten Sonntag kann ich allerdings nicht, da habe ich Dienst. Ich wechsle mich sonntags mit Herrn Dahnken ab. Aber in vierzehn Tagen? Oder arbeiten Sie sonntags auch?“

„Nein. Wohin wollen Sie?“

„Irgendwohin. Bestimmen Sie das Ziel, ich kenne mich hier noch nicht so aus.“ Hartmut Krüger strahlte sie selbstvergessen an. „Ich bin sehr froh, dass Sie mir keinen Korb gegeben haben“, gestand er. „Ich hatte nämlich tatsächlich den Eindruck, als wollten Sie nichts von mir wissen.“

„Ich habe nichts getan, um diesen Eindruck hervorzurufen“, verteidigte sich Nina.

„Ich weiß. Wir sind schon da. Schade. Wann sehen wir uns wieder?“, fragte er. „Ich möchte übermorgen nach Ihrem Vater sehen. So gegen achtzehn Uhr wieder. Ob ich Sie dann sprechen kann?“

„Ich werde versuchen, es einzurichten“, erwiderte Nina und stieg aus.

„Das war doch Krüger. Wie kommst du in sein Auto?“, fragte Ingrid mit verletzender Schärfe. Sie hatte die beiden von ihrem Zimmerfenster aus beobachtet. „Hast du dich an ihn herangemacht?“

„Du solltest dich schämen, Ingrid! Ich bin dir im Übrigen keine Rechenschaft schuldig.“

„Du musst wissen, was du tust. Krüger weiß, dass er bei mir nicht landen kann, jetzt versucht er sein Heil bei dir. Für den kleinen Landarzt bist du eine einzigartige Chance. Als Mann der Baroness Eichenow hat er Zutritt zur besten Gesellschaft. Ich habe ihn sofort durchschaut. Deshalb macht er mir auch keine schönen Augen mehr. Sei doch nicht so dumm, Nina.“

„Das bin ich nicht. Und vielen Dank für die Aufklärung.“ Es zuckte wie Spott um Ninas Mundwinkel.

Bedeutet Dr. Krüger mir eigentlich etwas?, fragte sich Nina. Liebe ich ihn etwa? Sie horchte in sich hinein und versuchte, in ihrem Herzen eine Antwort zu finden.

Aber von dort kam kein Echo. Sie fand Dr. Krüger sehr sympathisch, er gefiel ihr. Aber Liebe … Was heißt schon Liebe?, fragte sie sich. Ich bin viel zu vernünftig, um mich verlieben zu können.

♥♥♥

Ninas Koffer standen schon gepackt in ihrem Zimmer, als Hartmut Krüger sie knapp zwei Wochen später abholte. Ingrid hatte ihr ein sehr hübsches Kleid überlassen, allerdings nicht, ohne ein paar Bemerkungen dabei zu machen.

„In diesem Kleid bin ich besonders oft geküsst worden“, erklärte sie ihrer Schwester. „Es muss auf Männer irgendwie wirken. Nimm du es, vielleicht braucht dein Krüger eine kleine Ermunterung. Oder ist er nicht schüchtern?“

Hartmut war bestimmt nicht schüchtern, im Gegenteil, er besaß ein gesundes Selbstbewusstsein, das Nina sehr ansprach. Sie fühlte sich neben ihm sicher und geborgen.

Ingrid schaute den beiden kopfschüttelnd nach. Sie stand vor einem Rätsel. Noch nie war sie zu einem Mann so nett gewesen wie zu Hartmut Krüger, und noch nie hatte ein Mann ihr Entgegenkommen so gleichgültig aufgenommen.

Nina genoss unbeschwert den schönen sonnigen Tag an der Seite eines Mannes, der interessant zu erzählen wusste.

„Es ist mir nicht leichtgefallen, das Geld für die Praxis aufzubringen“, gab Hartmut ehrlich zu. „Ich stamme aus keinem reichen Elternhaus. Meine Mutter hat unser Haus verkauft und mir das Geld gegeben. Sie wohnt jetzt zur Miete. Ich glaube, meine Mutter würde Ihnen gefallen. Wenn Sie Lust haben, könnten wir sie vielleicht einmal besuchen. Vielleicht in vierzehn Tagen?“

„In vierzehn Tagen bin ich nicht mehr hier.“ Nina lächelte wehmütig. „Ich habe beschlossen, Eichenow zu verlassen. Ich weiß nicht, wann ich zurückkommen werde.“

„Sie wollen fort?“ Der junge Mann senkte den Kopf. „Das tut mir sehr leid. Fahren Sie weit weg?“

„Nicht sehr.“ Nina war nicht gewillt, ihm die wahren Gründe für ihre Abreise zu nennen. Ihre Auseinandersetzungen mit Ingrid gingen ihn nichts an, fand sie.

„Bleiben Sie doch!“