Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 520 - Lore von Holten - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 520 E-Book

Lore von Holten

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Beschreibung

Als der Chirurg Peter Klingenberg die reizende Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey kennen und lieben lernt, ahnt er nicht, dass dieses entzückende Wesen einem altehrwürdigen, jahrhundertealten Fürstengeschlecht entstammt. Für Peter und Doris spielt das jedoch keine Rolle. Sie lieben sich so sehr, dass sie sich ein Leben ohne einander bald nicht mehr vorstellen können und eifrig Heiratspläne schmieden. Das allerdings ruft Doris’ adelsstolze Familie auf den Plan, der ihr großer Name und ihre Traditionen über alles gehen.
Niemals werden sie die Ehe der Prinzessin mit einem "kleinen Arzt" dulden! Und so versuchen sie fortan um jeden Preis, diese Ehe zu verhindern, und dieser Zweck heiligt für sie selbst die fragwürdigsten Mittel ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Die Prinzessin und der Arzt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Tatiana Chekryzhova / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0108-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Prinzessin und der Arzt

Ein erschütternder und beglückender Liebesroman

Als der Chirurg Peter Klingenberg die reizende Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey kennen und lieben lernt, ahnt er nicht, dass dieses entzückende Wesen einem altehrwürdigen, jahrhundertealten Fürstengeschlecht entstammt. Für Peter und Doris spielt das jedoch keine Rolle. Sie lieben sich so sehr, dass sie sich ein Leben ohne einander bald nicht mehr vorstellen können und eifrig Heiratspläne schmieden. Das allerdings ruft Doris’ adelsstolze Familie auf den Plan, der ihr großer Name und ihre Traditionen über alles gehen.

Niemals werden sie die Ehe der Prinzessin mit einem „kleinen Arzt“ dulden! Und so versuchen sie fortan um jeden Preis, diese Ehe zu verhindern, und dieser Zweck heiligt für sie selbst die fragwürdigsten Mittel …

Sie schnellte aus dem Sessel empor, und ihre dunklen Augen sprühten vor Zorn.

„Onkel Heinrich, jetzt ist es genug!“, sagte sie mit schneidender Stimme. „Was du hier tust, ist so erniedrigend, dass ich …“

Der korrekt gekleidete Herr, der sich nach altmodischer Art auf einen schlanken Ebenholzstock stützte, hob gebieterisch die Hand.

„Liebe Doris, ich hoffe, dass du dich nicht vergisst. Für Temperamentsausbrüche ist dies nicht der rechte Ort, und überdies sind wir nicht unter uns.“

„Was soll das heißen! Willst du damit Peter ausschließen?“

„Über diese Nuancen können wir uns gelegentlich einmal unterhalten“, entgegnete Graf Böbling kühl. „Für den Moment …“

„Für den Moment habe ich genug – mehr als genug!“, fiel Doris ihm ins Wort. „Von dir und von der ganzen Familie! Es ist einfach beleidigend, was ich mir bieten lassen muss!“

Graf Böbling erhob sich.

„Mir scheint, dass dir die Maßstäbe in Unordnung geraten sind, liebe Doris. Entgegen dem Beschluss der Familie habe ich diesen Besuch unternommen. Heimlich gewissermaßen.“

„Dein Besuch war von vornherein sinnlos“, stieß Doris erregt hervor. „Wenn ihr erwartet habt, dass ich meinen Sinn ändern würde, dann habt ihr euch getäuscht.“

„Wir haben es erwartet“, bestätigte der Graf gemessen, und er fügte hinzu: „Wir erwarten es immer noch. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Mitglied unserer Familie …“

„Dann werdet ihr eben eure verstaubten Ansichten revidieren müssen, Onkel Heinrich! Mir ist es gleich, welcher Familie ich angehöre – vollkommen gleich!“

Der Blick des Grafen traf nun den jungen Mann, der bisher schweigend der Auseinandersetzung beigewohnt hatte, und dabei ging es einzig und allein um ihn.

„Ich nehme an, dass derartige Gedankengänge Ihrem Einfluss zu verdanken sind, Doktor?“, sagte Graf Böbling zu ihm.

„Das stimmt nicht, Herr Graf“, erwiderte Dr. Peter Klingenberg ruhig. „Sie mögen mit vielen Vorurteilen hergekommen sein, und Sie mögen vielleicht noch mehr mitnehmen, aber ich muss Ihnen leider widersprechen. Ich habe Doris in keiner Weise beeinflusst.“

Graf Böbling schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Ich glaube Ihnen nicht. Es ist noch nie vorgekommen, dass eine Prinzessin Jagenberg-Frey vergessen hat, wohin sie gehört.“

„Die Prinzessin ist mir gleichgültig, Herr Graf“, erklärte ihm Dr. Klingenberg. „Wichtig ist für mich allein die junge Dame, die ich liebe. Ich würde sie genauso lieben, wenn sie Meier, Müller oder Schulze hieße.“

Nun geriet der Graf doch ein wenig aus der Fassung.

„Sie werden sich doch nicht etwa unterstehen, den Namen meiner Anverwandten im gleichen Atemzug mit … mit … irgendwelchen Leuten zu nennen?“

„Sie zwingen mich dazu, Herr Graf. Und im Übrigen ist die Frage des Namens ohnehin von untergeordneter Bedeutung, denn sobald Doris und ich heiraten, heißt sie Klingenberg. Doris Klingenberg. Ganz einfach.“

Graf Böblings starres Gesicht rötete sich.

„Unmöglich!“, rief er erregt. „Eine Prinzessin zu Jagenberg-Frey soll … empörend!“

„Das ist Ihre Ansicht, und ich kann es Ihnen nicht einmal verargen, denn das sind die Kategorien, in denen zu denken Sie gewohnt sind“, erwiderte Dr. Klingenberg gelassen. „Herr Graf, unmögliche Dinge sind heute selten geworden, sehr selten“, fügte er lächelnd hinzu.

„Mit Gemeinplätzen ist hier nichts erreicht, Doktor. Nennen wir die Sache doch beim Namen: Sie haben sich an Doris herangemacht, weil Sie sich davon Nutzen versprechen. Wir werden mit aller Entschiedenheit zu verhindern suchen, dass …“

„Jetzt ist es aber genug!“, donnerte plötzlich der Arzt so unvermittelt, dass der Graf ebenso wie das Mädchen zusammenzuckte. „Was Sie gerade gesagt haben, ist eine glatte böswillige Beleidigung. Wenn ich hier Hausherr wäre, würde ich Sie sofort hinauswerfen. Auf der Stelle!“

„In diesem Zimmer bin ich daheim, und deswegen besorge ich das“, mischte sich Doris nun ein. „Onkel Heinrich, ich bitte dich zu gehen. Sofort!“

„Das ist doch …“, stammelte der Graf erblassend.

„Du hast Peter beleidigt, und Peter ist der Mann, den ich liebe. Und somit hast du mich beleidigt. Darum werfe ich dich hinaus. Geh bitte!“

Der Graf wusste nicht, wie ihm geschah.

„Ich weiche der Drohung!“, stieß er stockend hervor. „Aber ich versichere, dass dies seine Folgen haben wird!“

„Onkel Heinrich, meine Zeit ist knapp bemessen!“, sagte Doris ungerührt.

Mit steifen Schritten stelzte der Graf zur Tür hinaus.

♥♥♥

Kaum war er fort, da sank Doris dem Mann weinend in die Arme. Er drückte sie an sich und küsste ihr seidiges dunkles Haar.

„Nicht weinen, Doris, nicht weinen, es hat nicht anders kommen können.“

„Es ist so schrecklich, Peter!“

„Er versteht es nicht anders, mein Engel. Er ist sicherlich ein grundehrlicher Mann, der dein Bestes will, aber er kann nicht umdenken.“

„Sie alle können es nicht!“, klagte das Mädchen.

Nur auf die dringende Bitte von Doris hatte Peter sich bereit erklärt, dieses Treffen mit einem Vertreter ihrer Familie auf sich zu nehmen. Doris hatte auf eine Verständigung gehofft. Aber nun war alles schlimmer als zuvor.

Onkel Heinrich hatte Peter beleidigt, und da hatte Doris ihn hinausgeworfen, den reichen angesehenen Grafen Böbling.

„Ich musste ihn hinauswerfen“, sagte Doris schluchzend und klammerte sich an seine Brust. „Ich liebe dich doch, nur dich allein, und er hat dich so übel beleidigt.“

„Schon gut, mein Herz, schon gut!“

Peter dankte ihr mit vielen Küssen für ihr tapferes Eintreten, für ihr uneingeschränktes Bekenntnis zu ihm. Sie liebte ihn wirklich von ganzem Herzen, und das war ungewöhnlich genug.

Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey, das war ihr voller ehrwürdiger Name. Ein großer Name war es. Seit Jahrhunderten hatte er Bestand, regierende Fürstlichkeiten hervorgebracht, Traditionen auf sich gehäuft, Verdienste errungen, Auszeichnungen von allerhöchster Seite empfangen, wechselvolle Schicksale erlebt.

Das Fürstengeschlecht war immer noch sehr reich, obwohl dessen politischer Einfluss längst dahingesunken war. Aktienbesitz, Beteiligungen und vieles andere mehr sicherten der Familie bedeutende Einkünfte, und zu den einzelnen Schlössern, auf denen die Mitglieder des Fürstenhauses heute noch lebten, gehörten nach wie vor gewaltige Ländereien.

In der bildschönen Prinzessin aus diesem Hause, einem temperamentvollen, aparten Geschöpf, verband sich die Kraft angestammter Vorfahren mit der Leidenschaft südländischer Ahnen zu einer beglückend vollendeten Mischung.

Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey hatte immer den entsprechenden Stil gelebt: unabhängig, sorglos, luxuriös. Hier ein Flirt und dort einer, hier ein paar Wochen Ruhe, dann wieder weite kostspielige Reisen, Vergnügungen über Vergnügungen – ein Leben auf der Sonnenseite dieser Erde.

Die Prinzessin erfreute sich tatsächlich einer ungewöhnlichen Schönheit und war verehrungswürdig und begehrenswert zugleich. Dennoch hatte kein Mann sich ihr über einen Flirt hinaus nähern können. Trotz ihrer Gefühlsbetontheit hatte sie sich zu keinem Abenteuer, zu keiner Liebelei hinreißen lassen, sie, die doch so deutlich für die Liebe geschaffen zu sein schien.

Doch dann eines Tages war ihr das große Wunder der Liebe begegnet. Doris und Peter dachten oft an diese schicksalhafte Begegnung zurück …

♥♥♥

Plötzlich lief ein Junge auf die Straße – genau vor Doris’ Wagen. Und ehe sie bremsen konnte, war es schon geschehen. Leichenblass stieg sie aus dem Wagen. Der Junge lag reglos da.

Kaum war sie bei dem Kind angekommen, da eilte ein Mann herbei, beugte sich über den Jungen und untersuchte ihn. Ein Arzt.

„Es ist nicht so schlimm“, sagte er mehr zu sich selbst als zu der unbekannten Autofahrerin.

Er kümmerte sich um das Kind, es ging alles sehr schnell. Viele Neugierige, Verkehrsstockung, Polizei, Krankenwagen, wie es in solchen Fällen üblich ist.

Und schließlich standen sie sich im Flur eines Krankenhauses gegenüber – er, der Arzt, sie, die Prinzessin.

„Eine Gehirnerschütterung, mein Fräulein“, sagte er und schaute sie lächelnd an. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die Eltern wird man bald ausfindig machen können. Vielleicht hat die Polizei das schon erledigt.“

„Ich bin untröstlich. Ich fahre immer sehr umsichtig.“

„Sie trifft keine Schuld, mein Fräulein. Ich habe es genau gesehen. Der Kleine ist Ihnen plötzlich vor den Wagen gelaufen. Sie haben bemerkenswert rasch reagiert, sonst wäre es wohl schlimmer ausgegangen.“

Das Mädchen atmete auf und streckte ihm ihre schmale Hand hin.

„Ich danke Ihnen vielmals, Herr Doktor“, sagte sie. „Sie haben mir sehr geholfen, mir und dem Kleinen.“

„Nicht der Rede wert“, erwiderte der Arzt. Er spürte ihre Hand in der seinen, und da schien es ihm, als zucke ein Funke durch sein Herz.

Sie schauten sich an. Ihre Hände waren immer noch vereint, und sie taten nichts dagegen. Auch das Mädchen war wie verzaubert und spürte diesen Funken, der auf sie übersprang.

„Wenn es Ihnen recht ist, mein Fräulein, darf ich Sie zu Ihrem Wagen bringen?“

„Das wäre sehr liebenswürdig.“

Der Duft ihres Parfüms betäubte ihn, und er war sich ihrer geschmeidigen Bewegungen neben sich deutlich bewusst. Sie spürte seinen festen männlichen und doch eleganten Gang, seinen tiefen ruhigen Atem.

„Ich hoffe, Sie sind durch diesen Zwischenfall nicht zu sehr aufgehalten worden“, sagte er.

„Durchaus nicht. Ich bin nur zum Vergnügen ein paar Tage in dieser Stadt und wollte gerade ein bisschen hinausfahren. Es soll hier einen sehenswerten Park geben.“

„Ja, den Ludwigspark. Früher war er im Besitz eines Fürsten. Er hat ihn aber schon vor längerer Zeit an die Stadt verkauft. Die Anlagen wurden verschönert, und nun ist er für alle zugänglich.“

„Ist es weit bis dorthin?“, fragte die schöne Unbekannte.

„Nicht sehr. Vielleicht kann ich den Zeitverlust, den Sie durch den Zwischenfall gehabt haben, ein bisschen wettmachen, indem ich Sie dorthin geleite?“

„Sehr nett von Ihnen, Herr Doktor, aber das kann ich doch nicht annehmen!“

„Sie können, denn ich wollte nach Kreuzdorf hinaus. Es gibt dort ein entzückendes Esslokal. Der Braten kann warten. Sie sehen, ich verpasse nichts.“

Es ergab sich dann fast von selbst, dass sie den Park gemeinsam besuchten. Sie lachte sehr viel, als er in der Nähe eines kleinen Pavillons eine Parodie auf den alten Fürsten zum Besten gab.

Etwa eine Stunde später saßen sie zusammen in dem Schlemmerlokal von Kreuzdorf.

Es war ein wunderschöner Abend. Sie saßen draußen auf der Terrasse, tranken Wein und schauten hinunter in das Flusstal.

Sie sprachen ohne Ende. Kluges und Albernes, Harmloses und Tastendes. Sie waren genauso wie viele andere junge Leute, die die ersten gemeinsamen Stunden miteinander verbringen. Sie fühlten sich zueinander hingezogen, aber sie waren sich noch fremd.

Soviel hatte er schon herausgefunden: Sie war reich und unabhängig. Sie hatte keinen Beruf, sie lebte, wie es ihr gefiel. Sie war in diese Stadt gekommen, weil sie gerade Lust hatte, sie kennenzulernen.

Und sie wusste von ihm: Er war Arzt, Chirurg. Es war seine Berufung, Menschen zu helfen. Er war noch jung, höchstens fünfunddreißig Jahre alt, aber er schien sehr tüchtig zu sein.

Beim dritten Glas Wein fiel ihnen ein, dass sie füreinander immer noch namenlose Wesen waren: ein „Herr Doktor“ und ein „gnädiges Fräulein“.

Er nannte seinen Namen: Peter Klingenberg; sie den ihren: Doris Jagenberg-Frey mit Ypsilon.

„Entschuldigen Sie bitte“, sagte er lachend, „aber Ihr Name klingt irgendwie ein wenig antiquiert.“

„Ist er auch. Den Namen gibt es seit Jahrhunderten. Ich schleppe viel Staub aus der Vergangenheit mit mir herum, Herr Doktor.“

„Danach sehen Sie aber nicht aus, Fräulein Jagenberg-Frey. Himmel, welch ein Name! Sie wirken durchaus gegenwärtig.“

„Wirklich?“

„Sehr. Ich meine das im ganz und gar positiven Sinne des Wortes. Und ich meine es auch noch so: Diese Gegenwart möge nicht vorübergehen.“

Lächelnd senkte sie den Kopf. Seine Worte berührten sie, auch wenn er sie vielleicht nur so dahingesagt hatte.

Sie verließen das Lokal, als es schon völlig dunkel geworden war, stiegen in seinen Wagen und fuhren in die Stadt zurück.

„Morgen muss ich von neun Uhr vormittags bis vier Uhr nachmittags arbeiten“, sagte er ganz unvermittelt. „Aber dann hätte ich frei. Wenn es Ihnen recht ist …“

„Ich weiß ja, wo das Krankenhaus ist“, gab sie ohne Umschweife zurück. „Ich werde um vier Uhr auf Sie warten.“

Er suchte im dunklen Wagen nach ihrer Hand und drückte sie. Sie zog die Hand nicht fort.

„Danke, ich danke Ihnen vielmals“, sagte er leise, und dann gab er ihre Hand frei.

Er geleitete sie noch bis vor das Hotel, in dem sie wohnte. Dann verabschiedeten sie sich, und er fuhr heim.

Kaum dort angekommen, wählte er die Nummer des Hotels. Der Empfangschef meldete sich. Peter Klingenberg sagte dem Mann, wer er sei.

„Ist es möglich, dass Sie Fräulein Jagenberg-Frey einen Blumenstrauß ins Zimmer schicken?“, bat er dann. „Auf meine Rechnung?“

„Gewiss, mein Herr. Aber wenn Hoheit schon schlafen?“

„Wer?“

„Hoheit.“

„Welche Hoheit?“

„Die Prinzessin zu Jagenberg-Frey. Diese Dame meinen Sie doch, Herr Doktor?“

„Du meine Güte!“, entfuhr es Peter, aber er nahm sich zusammen. „Ja, diese Dame meine ich. Versuchen Sie es, ja?“

„Gern, Herr Doktor. Und welche Blumen dürfen es sein?“

„Rosen, rote Rosen. Viele rote Rosen.“

♥♥♥

Ja, so hatte es begonnen, und nun versuchte man sie auseinanderzureißen und ihnen ihre Liebe zu verbieten. Doch der Besuch des Grafen Böbling hatte keineswegs den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil: Doris und Peter fühlten sich einander so nahe wie nie zuvor und waren sich jetzt noch sicherer, dass sie nichts trennen konnte.

Sie verließen die Hotelzimmerflucht der Prinzessin und fuhren ins Grüne hinaus. Und dort, an einem ganz prosaischen, etwas staubigen Felsrand, fassten sie den großen Entschluss.

„Wir sollten heiraten, so bald wie möglich. Wir kennen uns nun schon seit einem Jahr, lange genug, um zu wissen, ob wir zusammengehören oder nicht. – Weißt du es?“

„Wie kannst du fragen?“

„Dann heiraten wir also?“

„Nichts lieber als das, Peter. Du weißt, dass ich schon seit Langem darauf gedrungen habe, aber du …“

„Ich wollte, dass du Rücksicht nimmst auf deine Verwandten. Man darf nichts erzwingen, man muss etwas reifen lassen, damit es gut wird.“

„Das wird es nicht, Peterchen.“

„Das habe ich eingesehen. Sie wollen nicht verstehen. Und nun, meine ich, brauchen wir keine Rücksicht mehr zu nehmen. Im Gegenteil, wenn wir tun, was wir möchten, werden sie erkennen, dass es uns wirklich ernst damit ist.“

„Wunderbar, Peter!“

„Und noch eines, mein Herz, sie scheinen mich für eine Art Erbschleicher zu halten, und ich …“

„Hör auf damit, Peter! Wie kannst du solch einen Unsinn nur wiederholen!“

„Der Graf hat es angedeutet, und wir müssen damit rechnen. Deshalb schlage ich vor, wir machen Gütertrennung, und wir rühren – wenigstens für gemeinsame Zwecke – dein Geld nicht an. Was du selber damit tust, ist deine Sache.“

„Hör bitte auf. Ich mag davon nichts hören“, beschwor sie ihn.

„Du nicht, mein Schatz, und ich auch nicht, aber deine Verwandten werden sehr großen Wert darauf legen. Deswegen müssen wir uns über diese Dinge einig werden. Was sagst du dazu?“

„Ich tue alles, was du sagst. Es wird schon richtig sein, Peterchen.“

„Dann werden wir also von meinem Verdienst leben. Ein solches Leben, wie du es gewohnt bist, kann ich dir nicht bieten, aber wir brauchen nicht zu hungern.“

„Ja, Peterlein. Wir nehmen eine kleine Wohnung, und wir leben glücklich zusammen. Was wollen wir noch mehr?“

„Bisher hattest du mehr.“

„Ich tausche es gern ein – gegen dich.“

Es war also beschlossene Sache, und sie sprachen nicht mehr davon. Gleich morgen sollte Doris zum Standesamt gehen und die notwendigen Formalitäten einleiten. Peter konnte es nicht tun, denn er hatte morgen Vormittag Dienst, und noch dazu stand er vor einer schweren Aufgabe:

„Ich könnte mich immer noch für eine halbe Stunde aus dem Krankenhaus fortstehlen, aber ich habe morgen eine schwierige Operation vor mir.“

„Du Armer“, bedauerte sie ihn.

„Arm ist der Mensch, um den es geht. Hoffentlich kann ich ihm helfen.“

„Schlimm?“

„Sehr. Ich weiß nicht, ob du von diesem Leiden schon etwas gehört hast: Er leidet an der Parkinsonschen Krankheit.“

„Was bedeutet das, Peter?“

„Schüttellähmung.“

„Nie gehört.“