Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 537 - Ursula Fischer - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 537 E-Book

Ursula Fischer

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Beschreibung

All seine Zeit und seine Kraft hat Professor Jürgen Ordemann in den Erfolg seiner Privatklinik gesteckt. Kein Wunder, dass sie einen exzellenten Ruf hat und die besten Ärzte gerne für ihn arbeiten. Auch Oberarzt Dr. Hendrik Romanowski ist eine Kapazität - bis er eines einen schlimmen Unfall erleidet. Bald wird klar: Der junge Chirurg wird nie wieder operieren können! Und genau diesen Mann hat der Professor zu seinem Nachfolger und zum Ehemann seiner Tochter Wiebke auserkoren. Die beiden haben sich tatsächlich ineinander verliebt. Der Professor hat sie nicht etwa miteinander verkuppelt, aber doch ein wenig die Fäden im Hintergrund gezogen. Und so verlief alles nach seinen Wünschen - bis zu dem fatalen Unfall.
Nun braucht Professor Ordemann einen neuen Nachfolger - und einen neuen Schwiegersohn ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Die Tochter des großen Chirurgen

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: romeovip_md / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0860-9

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Die Tochter des großen Chirurgen

Warum sie ihr Erbe nicht antreten konnte

All seine Zeit und seine Kraft hat Professor Jürgen Ordemann in den Erfolg seiner Privatklinik gesteckt. Kein Wunder, dass sie einen exzellenten Ruf hat und die besten Ärzte gerne für ihn arbeiten. Auch Oberarzt Dr. Hendrik Romanowski ist eine Kapazität – bis er eines Tages einen schlimmen Unfall erleidet. Bald wird klar: Der junge Chirurg wird nie wieder operieren können! Und genau diesen Mann hat der Professor zu seinem Nachfolger und zum Ehemann seiner Tochter Wiebke auserkoren. Die beiden haben sich tatsächlich ineinander verliebt. Der Professor hat sie nicht etwa miteinander verkuppelt, aber doch ein wenig die Fäden im Hintergrund gezogen. Und so verlief alles nach seinen Wünschen – bis zu dem fatalen Unfall.

Nun braucht Professor Ordemann einen neuen Nachfolger – und einen neuen Schwiegersohn ...

»Wo bleibt Wiebke nur so lange?«, fragte Renate Ordemann. »Dass ihr nie pünktlich zum Frühstück kommen könnt.«

»Bin ich heute nicht pünktlich?«, entgegnete ihr Mann, der bekannte Professor Dr. Jürgen Ordemann, schmunzelnd. »Als Ärzte sind wir nun einmal immer im Dienst, und die Patienten sind wichtiger als eine Tasse Kaffee und ein frisches Brötchen.«

»Dass Wiebke überhaupt Ärztin geworden ist. Als Frau hat sie es doch nicht nötig zu arbeiten.«

»Soll sie warten, bis sich ein Mann ihrer erbarmt und sie heiratet?«, fragte der Besitzer der Privatklinik kopfschüttelnd. »Ich bin jedenfalls froh, dass Wiebke Medizin studiert hat. Ein Jammer, dass sie nur eine Frau ist, sie wäre bestimmt eine ausgezeichnete Chirurgin geworden.«

»Sag nicht ›nur Frau‹«, empörte sich Jürgen Ordemanns bessere Hälfte. »Wir Frauen sind auch Menschen.«

»Und neuerdings behauptet ihr sogar, gleichberechtigt zu sein«, zog Jürgen sie auf. »Für die Chirurgie gilt das nicht. Chirurgie ist Knochenarbeit, nichts für zarte Hände. Außerdem heiratet sie ja mal einen Chirurgen.« Er lächelte selbstgefällig. »War doch damals eine gute Idee, Romanowski an unser Haus zu holen.«

»Genau genommen hast du die beiden verkuppelt.«

»Du hast es trefflich formuliert, liebe Renate. Es ist doch klar, dass ich einen Nachfolger suche, und weil Wiebke als Internistin den Laden hier nicht kompetent leiten kann, muss sie eben einen tüchtigen Chirurgen heiraten.«

»Wie einfach das für dich immer ist«, murmelte Renate Ordemann.

»Ich halte nichts davon, Dinge zu komplizieren, die sich einfach lösen lassen. Wiebke und Romanowski verstehen sich, haben die gleichen Interessen und werden einmal eine vortreffliche Ehe führen.«

»Und die Liebe?«, fragte seine Frau.

Ihr Mann stutzte, bevor er dröhnend lachte.

»Was heißt schon Liebe? Aus dem Alter sind die beiden heraus. Liebe ist etwas für junge Menschen, aber wer sich ein bisschen in der Welt umgeschaut hat, weiß, worauf es wirklich ankommt.«

»Ich finde es schlimm, wenn du so sprichst«, sagte Renate Ordemann gepresst. »Als wir damals heirateten ...«

»Das waren andere Verhältnisse. Ich war ein kleiner, unbedeutender Arzt, der von einer Karriere nur träumen konnte.«

»Und ich deine kleine Sekretärin. Aber wir haben aus Liebe geheiratet, Jürgen. Ich meine, wärest du berechnend gewesen, dann hättest du dir eine Frau mit Geld gesucht.«

»Ich war damals eben zu dumm dazu«, erklärte Jürgen lächelnd und tätschelte Renates Hand. »Ja, mit uns war das anders als mit Wiebke und Hendrik. Aber du kannst nicht sagen, dass ich irgendeinen Druck auf Wiebke ausgeübt hätte. Oder auf Hendrik. Es ist die freie Entscheidung der beiden, einander zu heiraten.«

»Du hast aber alles getan, damit sie es auch wollen«, wandte Renate Ordemann ein.

»Ein bisschen nachgeholfen habe ich schon«, gab ihr Mann zu.

»Hätte Wiebke nun keinen Gefallen an Hendrik gefunden?«

»Dann hätte ich weitergesucht. Für Wiebke kommt jedenfalls nur ein tüchtiger Chirurg infrage. Aber warum zerbrichst du dir darüber den Kopf, meine Liebe? Die Sache ist gelaufen. Sicher, es ist nicht die große, leidenschaftliche Liebe wie in Romanen, aber die beiden mögen sich sehr gern. Und, wie gesagt, von einem gewissen Alter an spielt die Liebe keine entscheidende Rolle mehr.«

»Dann muss ich ja froh sein, dass du noch jung warst, als du mich kennenlerntest.«

»Ich bin froh, dass du mich geheiratet hast. Und ich weiß auch, dass ich nicht immer der beste Ehemann war, den eine Frau sich wünschen kann.«

»Du hast immer zu viel gearbeitet, aber ich wusste stets, dass du mich immer noch ganz gernhast. Auch wenn du es nie gesagt hast.«

Der Chirurg stutzte, bevor er den Kopf schüttelte.

»Sollte ich dir etwa jeden Tag eine Liebeserklärung machen?«, fragte er konsterniert.

»Es wäre schon schön, hättest du mir manchmal gesagt, dass du mich noch magst.«

»Ihr Frauen.« Wieder schüttelte Jürgen Ordemann den Kopf. »Du weißt doch, dass ich ... na ja, eben ...«

»Ich beklage mich ja auch nicht, Jürgen.« Renate hatte sich damit abgefunden, in seinem Leben die zweite Geige zu spielen. Zuerst kam sein Beruf, aber gleich danach sie und Wiebke.

In diesem Augenblick betrat ihre Tochter das Esszimmer. Sie trug den weißen Kittel der Ärztin, eine bildhübsche junge Frau, der man ihre Tüchtigkeit kaum zutraute.

»Entschuldigt die Verspätung. Ich hatte noch in der Klinik zu tun.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte ihr Vater. »Ich habe dir freundlicherweise noch etwas Kaffee übrig gelassen. Und wenn er nicht reicht, wird unsere Erna dir gern frischen kochen. Sie schwärmt ja geradezu für dich.«

»Ich habe Veller noch einmal untersucht«, teilte Wiebke ihrem Vater mit.

»Der Magen. Ich will ihn Anfang nächster Woche operieren.« Jürgen Ordemann schmunzelte. »Der gute Mann hat schreckliche Angst vor dem Messer. Ein tüchtiger, erfolgreicher Unternehmer, aber wenn der an die Operation denkt, wird er zum kleinen, ängstlichen Jungen.«

»Ich meine, er brauchte nicht operiert zu werden. Eine konservative Behandlung würde seinen Magen auch wieder in Ordnung bringen.«

»Ach, das meint die Frau Kollegin?«, fragte der Vater ironisch. »Ich bin fürs Schneiden, das weißt du. Aber ihr Internisten glaubt ja an eure Tabletten wie an Wunder.«

»Ich halte nichts von unnötigen Operationen, Vater.«

»Die Operation ist nicht unnötig. Außerdem habe ich den Termin eingeplant, Veller ist einverstanden, wir brauchen darüber nicht mehr zu reden, liebe Wiebke.«

»Warum versuchen wir es nicht mit einer konservativen Behandlung?«

»Weil wir eine chirurgische Privatklinik betreiben, liebe Wiebke.«

»Aber das bedeutet doch nicht, dass man um jeden Preis operieren muss, wenn es auch anders geht. Du kennst das Operationsrisiko besser als jeder andere. Und Veller hat nun mal Angst.«

»Du hast ihm hoffentlich nicht gesagt, dass du die Operation für überflüssig hältst?«

»Doch. Es ist meine Pflicht, Vater.«

»Bitte, reg dich nicht auf«, schaltete sich Wiebkes Mutter hastig ein. »Sie meint es doch nur gut, Jürgen.«

»Der Teufel soll dich holen, Wiebke«, schnaubte der Professor aufgebracht. »Als Internistin hast du bei uns nur eine beratende Funktion, und wärest du nicht meine Tochter, dann gäbe es hier keinen Internisten.«

»Das hielte ich für ziemlich schlimm. Ihr Chirurgen braucht jemanden, der euch gelegentlich bremst, Vater. Ihr wollt immer nur schneiden, ohne die Folgen richtig zu bedenken. Wenn du Veller ein Stück vom Magen wegschneidest, wird er für den Rest seines Lebens Beschwerden haben.«

»Er kann sich nicht so vollfressen wie bisher, das ist alles«, erklärte Professor Ordemann grob. »Es gibt Schlimmeres. Auf jeden Fall ist der Mann dann vollkommen gesund. Aber ob du das mit deinen Tabletten schaffen würdest?«

»Die Wahrscheinlichkeit ist genauso groß wie mit einer Operation, Vater. Du hast keine Ahnung, wie gut die Tabletten sind.«

»Ach, keine Ahnung habe ich?«

»Bitte, hört doch auf«, flehte Renate Ordemann.

»Ich dulde nicht, dass ein Arzt meiner Klinik mir in den Rücken fällt«, ereiferte sich der Professor. »Ich verlange Disziplin. Auch von dir, Wiebke! Dir wird bei mir keine Extrawurst gebraten, nur weil du zufällig meine Tochter bist.«

»Ich kann mir ja woanders eine Stellung besorgen, wenn du meinen Rat nicht hören willst. Ich bin nicht nur eine Dekoration in der Klinik, lieber Vater.«

»Anmaßend bist du. Ich habe eine sehr viel größere Erfahrung als du Grünschnabel. Kommst daher und willst mir etwas vormachen.«

»Nein, ich will nur eine überflüssige Operation verhindern. Überlass die Behandlung des Patienten mir, Vater.«

»Montag um neun Uhr liegt er bei mir auf dem Tisch, basta! Und jetzt kein Wort mehr davon.«

»Hendrik meint auch, es wäre vernünftig, es erst einmal mit Tabletten zu versuchen«, erklärte Wiebke.

»Eine Verschwörung? Ich werde mit Romanowski wohl mal Hochdeutsch reden müssen. Noch ist er nicht mein Nachfolger, nur mein Oberarzt, und der hat gefälligst zu tun, was ich anordne.«

»Auch, wenn du dich irrst?«

»Jetzt reicht es mir!« Ordemann warf die Serviette auf den Tisch und sprang auf. »Meinetwegen bewirb dich woanders. Dir werde ich keine Träne nachweinen.« Er stürmte hinaus und warf die Tür ins Schloss.

»War das nötig?«, fragte Renate Ordemann. »Du kennst deinen Vater doch, Wiebke. Wenn nicht alles so geht, wie er es will ...«

»Tut mir leid, ich kann nicht nachgeben.«

»Ist die Operation denn gefährlich?«

»Nein. Für Vater reine Routine. Aber sie ist vermeidbar. Jede Operation ist ein Risiko. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, die niemand voraussehen konnte. Man sollte nur schneiden, wenn es nötig ist.«

»Darüber kannst du mit deinem Vater nicht reden. Er ist doch ein hervorragender Arzt.«

»Ein hervorragender Chirurg«, verbesserte Wiebke ihre Mutter aufgebracht. »Und Chirurgen laufen mit Scheuklappen herum.«

»Und ihr Internisten?«

»Wir überweisen unsere Patienten an die Chirurgen, wenn wir es für nötig halten. Aber hast du schon einmal einen Chirurgen getroffen, der einen Patienten zu uns schickt? Die sind doch alle besessen vom Schneiden.«

»Sie wollen helfen. Und meistens ist ein radikaler Eingriff doch am besten.«

»Häufig, aber nicht immer. Ich werde noch mal mit Vater sprechen, wenn er sich wieder beruhigt hat.«

»Wie ähnlich ihr euch doch seid«, seufzte die geplagte Mutter. »Beide schreckliche Dickköpfe.«

♥♥♥

»Nimm Platz.« Jürgen Ordemann wies auf den Besuchersessel in seinem Arbeitszimmer. Er selbst blieb stehen und begann dann auf und ab zu gehen. »Es handelt sich um den Magen, den ich Montag operieren will. Meine liebe Tochter ist dagegen.«

»Mit guten Gründen«, sagte Hendrik Romanowski.

Sein künftiger Schwiegervater blieb abrupt stehen und drehte sich herum.

»Auch du, mein Sohn Brutus?«, fragte er aufgebracht. »Du weißt, was ich von dieser Tablettentherapie halte.«

»Ja. Aber Wiebke ist Internistin, sogar eine sehr gute. Ich denke, auf ihr Urteil können wir uns verlassen, Schwiegervater.«

»Ich verlasse mich auf meine Erfahrung. Lass dich nicht unter den Pantoffel kriegen, Hendrik. Frauen versuchen es irgendwann immer, und wehe, man gibt nach. Dann ist man für den Rest seines Lebens verraten und verkauft.«

»Ich glaube, Wiebke denkt nicht an einen Machtkampf zwischen den Geschlechtern, dafür ist sie viel zu vernünftig. Es geht um einen ärztlichen Fall, über den man – vielleicht – geteilter Meinung sein kann.«

»Nein, kann man nicht. Der Magen wird operiert, und das ist mein letztes Wort. Und wem das nicht passt, der muss gehen.«

»Wiebke trägt hier auch eine Verantwortung, Schwiegervater. Schließlich ist sie Ärztin wie wir, wenn auch ...«

»... eine Internistin!«, stieß der Professor verächtlich hervor. »Zugegeben, manchmal haben sie Glück und heilen Patienten, aber ebenso oft behandeln sie Krankheiten, die Patienten überhaupt nicht haben. Weil sie nicht in die Patienten hineinschauen können wie wir. Wir schneiden auf und sehen, was los ist.«

»Internisten haben schließlich heutzutage auch hervorragende diagnostische Möglichkeiten«, wandte Hendrik ein.

»Kein Wort mehr. Hier habe ich noch das Sagen, solange ich Chef bin. Später kannst du dir ja vorschreiben lassen, wann und wen du operieren darfst.«

Er kann Wiebke einfach nicht verzeihen, dass sie keine Chirurgin ist, schoss es Hendrik durch den Kopf. Dabei gab es durchaus Chirurginnen, die ihren Mann standen, aber davon war der alte Ordemann nicht zu überzeugen.

»Habt ihr es euch jetzt mit eurer Wohnung überlegt?«, wechselte Professor Ordemann das Thema.

»Nein. Wiebke möchte ein eigenes Heim haben.«

»Und dabei ist unser Haus so groß. Ihr hättet Platz, so viel ihr brauchtet. Wiebke brauchte sich um nichts zu kümmern.«

»Und würde ewig die Tochter bleiben, die nichts zu sagen hat. Wiebke ist selbstständig, Schwiegervater.«

»Dumm ist sie. Was verlangt sie eigentlich mehr? Ihr könntet mit uns zusammen essen, und Erna würde dafür sorgen, dass eine Putzfrau eure Räume sauber hält.«

»Und dafür würdet ihr von uns verlangen, dass wir uns euch anpassen.«

»Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt, oder? Erwarte ich Unbilliges?«

»Nein. Es ist nur so, dass Wiebke und ich vielleicht anders leben möchten.«

»Wiebke, immer nur Wiebke. Du stehst schon ganz schön unter ihrem Pantoffel, Hendrik. Überleg doch, was allein euer künftiger Haushalt kosten würde. Das Geld könntet ihr leicht sparen und für anderes ausgeben.«

»Es tut mir leid, unser Entschluss steht fest. Wiebke hat schon einen Bauplatz am Stadtrand gefunden, der mir auch gut gefällt.«

»So, und das alles hinter meinem Rücken. Wunderbar!«

»Die ganze Sache ist ja noch nicht spruchreif. Vielleicht zerschlägt sich das Projekt noch. So eilig haben wir es mit dem Heiraten auch nicht.« Hendrik stand auf. »Wir sehen uns dann beim Mittagessen, Schwiegervater.«

»Und rede noch mal mit Wiebke. Mir scheint, ich habe sie immer ein bisschen zu sehr verwöhnt. Sie hat nie rechnen gelernt.«

Das stimmte nicht, aber Hendrik verzichtete darauf, dem Chefarzt zu widersprechen. Mit einem Kopfnicken verabschiedete er sich und ging hinaus.

Wiebke war eine bewundernswerte Frau – ganz die Tochter ihres Vaters. Eine Frau, mit der man gut zusammenleben konnte.

Sie wartete in seinem Zimmer auf ihn. Hendrik blieb stehen, als er die Tür ins Schloss gedrückt hatte, und schaute sie an. Wie schön sie war. Eine richtige Augenweide. Er ging auf sie zu, nahm sie in den Arm und küsste sie.

Wiebke erwiderte seinen Kuss, dann machte sie sich frei und strich mit der Linken automatisch glättend über ihr kurz geschnittenes Haar.

»Hat Vater sich über mich beklagt?«, fragte sie augenzwinkernd.

»Ja. Er hat Angst, dass ich mich zum Pantoffelhelden entwickele.«

»Ausgerechnet du.« Wiebke lachte, und beim Lachen wirkte sie unglaublich weiblich. Aber als sie wieder ernst wurde, sah sie so tüchtig aus, wie sie war, eine Ärztin, vor der nicht nur die Patienten Respekt hatten, auch die Schwestern und die jungen Kollegen.

»Was siehst du mich so an?«, fragte Wiebke irritiert und schaute an sich hinab. »Ist irgendetwas mit mir nicht in Ordnung?«

»Ich habe eben gedacht, was für ein Glückspilz ich doch bin, weil du mich heiraten willst.«

»Gut, dass du es endlich einsiehst«, neckte Wiebke ihn. »Ich war gerade noch mal bei Veller. Er will sich nicht operieren lassen.«

»Dann steht dir noch ein harter Kampf bevor, Wiebke. Dein Vater ist es nicht gewohnt, dass man ihm Widerstand leistet.«

»Dann wird es Zeit, dass er sich daran gewöhnt. Und du stehst auf meiner Seite, nicht wahr?«

»Was bleibt einem Pantoffelhelden anderes übrig?«, fragte Hendrik. »Aber es wäre besser gewesen, hättest du Veller nicht die Hoffnung gemacht, um eine Operation herumzukommen.«

»Feigling.«

»Ich bin kein Feigling, aber ich möchte nicht, dass es Vellers wegen zwischen euch zum Zerwürfnis kommt.«

»Das lass mal meine Sache sein. Bis nachher dann. Und mach dir keine Sorgen, Hendrik, ich weiß, was ich will.«

Ja, dachte der Mann, das weißt du. Er schaute auf ihre langen, wohlgeformten Beine. Hendrik Romanowski wusste, dass er eine gute Wahl getroffen hatte. Nein, die beste, die ein Mann nur treffen konnte. Er war ganz sicher, dass Wiebke ihn nie enttäuschen würde. Und war das nicht das beste Fundament für eine Ehe?

♥♥♥

»Ob einer von Ihnen mal schnell kommen könnte?« Erna war ganz außer Atem vor Aufregung. »Da hat sich eine die Pulsadern aufgeschnitten, und sie kriegen so schnell keinen Doktor, hat die Frau am Telefon gesagt. Sie soll ganz stark bluten.«

»Immer diese Störungen beim Essen«, knurrte Renate Ordemann.

Hendrik war schon aufgestanden.

»Ich fahre.«

»Ich komme mit.« Wiebke lief Hendrik nach, der draußen bereits sein Auto aufschloss und ihr zunickte, als sie neben ihm Platz genommen hatte.

»Hier muss es sein«, sagte er zehn Minuten später. Er mache sich nicht die Mühe, sein Auto abzuschließen, ehe er, die Arzttasche in der Hand, auf das hübsche Einfamilienhaus zulief. Bevor er die Tür erreicht hatte, wurde sie geöffnet.

»Gott sei Dank, dass Sie kommen.« Die Frau war in Tränen aufgelöst und machte einen total verstörten Eindruck. »Ich habe die Pulsadern abgebunden, aber es kommt immer noch Blut. Sie ist ganz blass. Warum hat sie das nur getan?«

Hendrik genügte ein Blick auf das bewusstlose Mädchen, um zu wissen, dass wirklich höchste Lebensgefahr bestand.