Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 540 - Lore von Holten - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 540 E-Book

Lore von Holten

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Beschreibung

Auf der Flucht vor seiner weitläufigen, geldgierigen Verwandtschaft hat Benno Fürst von Hattenheim sich auf sein Zweitschloss in Frankreich zurückgezogen. Hier genießt der steinreiche, gutmütige alte Kauz sein Leben in vollen Zügen. Nur der Gedanke an die Sippschaft, die schon jetzt ungeduldig auf sein Ende wartet, um dann endlich über das Erbe herfallen zu können, setzt ihm zu. Diese habgierige Bande darf auf keinen Fall sein Geld in die Finger bekommen. Das allerdings wird zwangsläufig geschehen, denn der Fürst hat keine Kinder. Unablässig sinnt er über eine Möglichkeit nach, der Meute dennoch gründlich die Suppe zu versalzen. Und eines Tages kommt dem reichen Mann endlich eine glorreiche Idee, wie er diesen Erbschleichern ein Schnippchen schlagen kann ...


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Inhalt

Cover

Die Enterbten

Vorschau

Impressum

Die Enterbten

Als ihnen die Schicksalsstunde schlug

Auf der Flucht vor seiner weitläufigen, geldgierigen Verwandtschaft hat Benno Fürst von Hattenheim sich auf sein Zweitschloss in Frankreich zurückgezogen. Hier genießt der steinreiche, gutmütige alte Kauz sein Leben in vollen Zügen. Nur der Gedanke an die Sippschaft, die schon jetzt ungeduldig auf sein Ende wartet, um dann endlich über das Erbe herfallen zu können, setzt ihm zu. Diese habgierige Bande darf auf keinen Fall sein Geld in die Finger bekommen. Das allerdings wird zwangsläufig geschehen, denn der Fürst hat keine Kinder. Unablässig sinnt er über eine Möglichkeit nach, der Meute dennoch gründlich die Suppe zu versalzen. Und eines Tages kommt dem reichen Mann endlich eine glorreiche Idee, wie er diesen Erbschleichern ein Schnippchen schlagen kann ...

Roland Graf von Ramberg und sein älterer Bruder Hanno standen sich gegenüber, und in Graf Hannos Blick lag unüberbrückbare Feindseligkeit.

»Du weigerst dich also, auf meine Bedingungen einzugehen?«, fragte er und hatte den Kopf gesenkt wie ein Stier, der im nächsten Moment angreifen wollte.

»Ich verbitte es mir«, setzte Graf Roland scharf dagegen, »dass du versuchst, mir Bedingungen zu stellen. Dazu hast du nämlich nicht das geringste Recht.«

»Ich als der Ältere von uns beiden bin der Chef der Familie«, konterte Graf Hanno. »Ich habe dafür zu sorgen, dass unser Besitz nach bestem Wissen und Gewissen verwaltet wird. Deshalb habe ich sehr wohl das Recht, dich daran zu erinnern, dass du als Mitglied unserer Familie gewissen Notwendigkeiten unterworfen bist, denen du dich nicht entziehen darfst!«

»Wo liegen denn diese Notwendigkeiten?«, fragte Graf Roland erregt. »Wir haben zwei Güter, um die wir uns kümmern müssen. Das hast bisher du getan, und zwar sehr gut. Wozu willst du also mich zwingen, dir beim Kartoffelzählen zu helfen?«

»Deine Einstellung ist empörend«, grollte Graf Hanno.

»Ich kann mich für die Landwirtschaft nun mal nicht erwärmen kann«, erklärte Graf Roland und versuchte, seiner Erregung Herr zu werden. »Deswegen habe ich studiert. Es ist einfach ungeheuerlich, wenn du jetzt, nachdem ich mit dem Studium fertig bin, von mir verlangst, auf meinen Beruf zu verzichten, damit ich mich um unsere Güter kümmere.«

»So, ungeheuerlich nennst du das? Hast du dir eigentlich klargemacht, dass du bisher auf meine Kosten gelebt hast? Dass ich es war, der das Geld erwirtschaftete, das du bei deinem Studium verpulvert hast?«

»Ich habe nichts verpulvert.«

»Trotzdem hast du das Geld verbraucht, das ich mit meiner Arbeit verdient habe. Du hast jetzt dein Diplom, du hattest deinen Spaß, während ich schuftete. Ich verlange von dir, dass du mir einen Teil der Arbeit abnimmst. Nicht mehr und nicht weniger.«

Graf Hannos Gesicht war heftig gerötet. Er war etwas kleiner als sein Bruder Roland und sehr kräftig, aber dennoch eine stattliche Erscheinung mit seinem dunklen Haar und den scharfen dunklen Augen.

Graf Roland war groß und machte einen sportlich-eleganten Eindruck. Graf Hannos Gesicht wirkte bäuerlich, Rolands hingegen kühn und energisch. Es gab viele Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, sie für Brüder zu halten.

»Wenn es dich wirklich so sehr stört, dass ich auf deine Kosten lebe«, antwortete Graf Roland nach einem kleinen Augenblick des Schweigens, »dann erkläre ich hiermit feierlich, dass ich von Stund an darauf verzichte, auch nur einen Pfennig von den Erträgen unserer Güter anzunehmen!«

Die Augen seines Bruders verengten sich.

»Es geht mir nicht um das Geld«, sagte er kalt, »sondern darum, dass du künftig nicht mehr herumlungerst, sondern mir hilfst.«

»Ich lungere nicht herum, merke dir das gefälligst!«, rief Graf Roland erbost. »Oder glaubst du vielleicht im Ernst, dass nur in der Landwirtschaft gearbeitet wird und sonst in keinem Beruf?«

»Du bist als ein Graf Ramberg geboren, und wir leben von der Landwirtschaft. Also hast du dich danach zu richten«, setzte Graf Hanno dagegen. »Ich habe nie verstanden, wieso Vater dir überhaupt die Erlaubnis zum Studium gegeben hat.«

»Weil er einsichtiger gewesen ist als du«, warf Roland seinem Bruder an den Kopf. »Aber es hat überhaupt keinen Sinn, dass wir uns streiten. Ich wiederhole: Ich will fortan keinen Pfennig mehr von dir! Und jetzt lass mich gefälligst in Ruhe!«

»Du bist unverschämt«, brauste Graf Hanno auf.

»Nur weil ich mein eigenes Leben leben will und nicht das, das du mir aufzwingen möchtest?« Graf Roland lachte bitter. »Ich bin erwachsen und kann tun und lassen, was ich will!«

»Du lässt mich also im Stich«, knurrte Hanno.

»Du kommst mit den Gütern auch ohne mich sehr gut klar. Dir geht es nur darum, mich unter deinen Willen zu zwingen. Das hast du schon getan, als wir noch Kinder waren, und jetzt setzt du das fort. Du bist herrschsüchtig, Hanno, und das lässt du nicht nur die Leute, die von dir abhängig sind, spüren, sondern auch mich. Aber ich spiele da nicht mit.«

»Eine sehr schöne Rede«, höhnte Graf Hanno. »Bisher habe ich sehr viel Nachsicht und Geduld für dich aufgebracht, aber damit ist jetzt Schluss. Wir sind geschiedene Leute.«

»Einen anderen Weg gibt es auch nicht«, stimmte ihm Roland zu und straffte sich. »Ein weiteres Zusammenleben mit dir stelle ich mir äußerst unerquicklich vor.«

»Ganz meinerseits«, konterte der Bruder.

Graf Roland blickte zum Fenster hinaus. Er sah die weite, gepflegte Rasenfläche, die Schloss Ramberg umgab, dahinter ragten die hohen alten Bäume des Parkwaldes in den Himmel.

Es war Sommer. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten. Schmetterlinge gaukelten über den üppigen Blumenrabatten. Es war ein Bild des Friedens.

Von Kindheit an war Roland an dieses Bild gewöhnt. Er war im Schloss zusammen mit dem Bruder glücklich aufgewachsen. Es war sein Elternhaus, er hing mit seinem ganzen Herzen daran. Doch jetzt gab es hier keinen Platz mehr für ihn.

»Ich werde das Schloss in wenigen Tagen verlassen«, erklärte Graf Roland mit veränderter Stimme. »Du erlaubst mir ja wohl, dass ich vor meinem Auszug meine Sachen ordne, und das kann ich nicht in ein paar Stunden tun.«

»Ich werde dir hunderttausend Mark auf dein Konto überweisen«, sagte Graf Hanno mit eisiger Stimme. »Niemand soll sagen können, dass ich meinen eigenen Bruder vollkommen mittellos habe gehen lassen.«

»Ich habe noch genug Geld.«

»Du bekommst die Summe trotzdem. Hast du schon Pläne?« Das klang ganz sachlich und vollkommen leidenschaftslos.

»Nein, noch nicht. Am liebsten würde ich mich selbstständig machen. Vielleicht eröffne ich ein Ingenieurbüro. Ich weiß es noch nicht genau.«

Graf Roland hatte sein Studium als Diplomingenieur abgeschlossen. Außerdem hatte er Jura studiert und in diesem Fach den Doktortitel erworben. Damit verfügte er über so umfassende Kenntnisse, dass es ihm nicht schwerfallen konnte, sich in einem Beruf durchzusetzen.

Sein Bruder interessierte sich für diese Dinge nur mäßig. Er konnte nicht begreifen, dass Roland studiert hatte, um sich ein völlig neues Leben aufzubauen. Die beiden Güter, die den Rambergs gehörten, ernährten sie mehr als reichlich. Wozu da ein langwieriges Studium, das nur Geld verschlang?

Graf Hanno ging zum großen Kamin hinüber. Eine kostbare alte Uhr stand auf dem marmornen Sims. Der Graf tippte mit dem Finger an einen der goldenen Zeiger.

»Vielleicht lässt du gelegentlich von dir hören«, äußerte er dann.

»Vielleicht«, lautete die Antwort des Bruders.

»Es wäre mir lieb, wenn ich immer wüsste, wo du dich aufhältst«, fuhr Hanno fort. »Es könnte ja sein, dass sich Unvorhergesehenes ereignet ...«

Roland gab darauf keine Antwort. Er hatte das Gefühl, dass Hanno ihn auch nach der Trennung an der Leine behalten wollte.

»Wir sehen uns beim Abendessen«, sagte Roland nur, machte kehrt und ging auf die hohe weiß lackierte Tür zu.

♥♥♥

Nein, es hatte wirklich keinen Sinn, länger im Schloss zu bleiben. Erstens, weil das Zusammenleben mit dem Bruder von Tag zu Tag unerträglicher werden würde, und zweitens, weil Roland hier auf dem flachen Lande nichts anfangen konnte. Er musste sich in einer Stadt niederlassen, daran gab es gar keinen Zweifel.

Nach der entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Bruder ging Roland in die Räume hinauf, die er von Kindheit an bewohnte. Da das alte Schloss sehr weitläufig war, verfügte jedes Familienmitglied über eine ganze Zimmerflucht. Roland hatte einen eigenen Wohnraum, ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer und ein modernes Bad.

Graf Roland stand am Fenster und dachte nach. Er wollte fort, und zwar für immer. Dieser spontane Entschluss war richtig.

Da er noch nicht wusste, wohin er sich wenden sollte, hatte es ganz gewiss keinen Sinn, mit großem Gepäck aufzubrechen. Ein paar Koffer würden im Moment genügen. Alles andere konnte er später abholen oder holen lassen, wenn er sesshaft geworden war.

Roland blickte zum sommerblauen Himmel hinauf. Ob Vater und Mutter wohl mit seinem Entschluss einverstanden gewesen wären? Wohl kaum. Insbesondere die Mutter hätte es nie verstanden, weshalb er sich endgültig von seinem Elternhaus trennte. Aber so war eben das Leben ...

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich das Telefon klingelte.

»Die Baroness von Röhl wünschen den Herrn Grafen zu sprechen«, meldete sich die Stimme des Butlers.

»Stellen Sie durch.«

Gleich darauf vernahm Roland ihre Stimme.

»Bist du es, Roland?«, fragte sie.

»Erraten, Marga. Wie geht es dir?«

»Nicht ganz so gut, Roland.«

»Nanu?«

»Wir haben schon seit einer Ewigkeit nicht mehr Tennis miteinander gespielt. Hättest du nicht Lust, schnell herüberzukommen?«

Roland überlegte. Warum eigentlich nicht? Vielleicht wurde er dadurch ein bisschen abgelenkt.

»In einer halben Stunde bin ich bei dir«, erwiderte er.

»Oh fein, Roland!«, zwitscherte die Baroness. »Bring ein bisschen Zeit mit, ja? Ich langweile mich mal wieder entsetzlich in dieser Gegend, in der es außer Feldern und Wäldern nichts gibt.«

»Lass das nur nicht meinen Bruder hören!«, meinte Roland lachend und legte auf.

Rasch kleidete er sich um. Im weißen Tennisdress machte er eine genauso gute Figur wie im Straßenanzug. Roland nahm den Schläger und verließ seine Räume. Mit federnden Schritten eilte er den Korridor entlang, an dessen Wänden kostbare alte Gobelins hingen.

Als Roland die breite Marmortreppe hinter sich gebracht hatte, die hinunter in die riesige Halle führte, stieß er mit seinem Bruder zusammen.

Hanno blieb sofort stehen. Sein Blick verfinsterte sich.

»Tennis – wenn ich richtig sehe?«, fragte er.

»Du siehst richtig.«

»Unsere Unterredung scheint dich ja in beste Laune versetzt zu haben«, knurrte Hanno.

Sein Bruder ließ ihn ohne Erwiderung stehen. Er überquerte den riesigen alten Teppich, der den Boden der Halle bedeckte, und gleich darauf trat er durch das offene Portal ins Freie. In einiger Entfernung vom Schloss, durch Bäume und Buschgruppen halb verborgen, befanden sich die Garagen.

Roland stieg in seinen Wagen, ließ den Park hinter sich zurück und fuhr die schmale Landstraße entlang.

Nachdem er das Dorf Ramberg, das von dem Grafengeschlecht seinen Namen hatte, durchquert hatte, wandte er sich in Richtung Bitterdorf. Dort in der Nähe besaßen die Barone von Röhl ihr großes Gut.

Marga von Röhl war ein recht hübsches blondes Mädchen. Roland kannte sie schon seit Jahren. Sie war jünger als er, aber sie hatten zusammen das Gymnasium in der Kreisstadt besucht, und außerdem waren die Eltern befreundet gewesen.

Das Röhl'sche Schloss war kleiner als das der Grafen Ramberg, doch es steckte voller Kostbarkeiten und lag in einem sehr schönen Park. Dort befand sich auch der Tennisplatz, den der Baron für seine Tochter hatte anlegen lassen.

Als Roland vor dem Schlossportal seinen Wagen anhielt, kam ihm Baroness Marga entgegen. Sie trug bereits Tenniskleidung und lachte über das ganze Gesicht.

»Wenigstens einer, der hält, was er verspricht«, sagte sie und reichte Roland ihre schmale Hand.

Er war schon aus dem Wagen gestiegen und nahm nun den Schläger vom Rücksitz.

»Warum hätte ich dich versetzen sollen?«, fragte er lächelnd.

»Man kann nie wissen. Fangen wir gleich an?«

»Gern.«

Der Tennisplatz war hinter einer Waldkulisse verborgen.

»Warum lässt du dich so selten blicken, Roland?«, fragte die blonde junge Dame.

»Tue ich das?«

»Natürlich. Wir haben uns ziemlich genau vor vier Wochen zum letzten Mal gesehen«, hielt sie ihm vor.

»Entsetzlich! Weißt du, ich bin in den letzten Wochen furchtbar faul gewesen.«

»Was hat dein lieber Bruder dazu gesagt?«

»Sein Gesicht wurde von Tag zu Tag finsterer.«

»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Marga lachend. »Er ist so schrecklich nüchtern und arbeitsbesessen.«

»Stimmt. Tennis hält er für eine verdammungswürdige Zeitverschwendung.«

»Ich kann bis heute nicht verstehen, dass ihr beide so verschieden geraten seid«, erklärte Marga von Röhl. »Manchmal frage ich mich, wie ihr beide miteinander überhaupt auskommt.«

»Schlecht. So schlecht, dass ich in den nächsten Tagen meine Koffer packen werde.«

Marga blieb stehen und blickte ihn aus ihren blauen Augen betroffen an.

»Du willst weg?«, fragte sie.

»Ja. Mein Bruder wollte mich zwingen, mich der Landwirtschaft zu widmen, und das habe ich abgelehnt. Es kam zu einer Auseinandersetzung, und daraufhin habe ich ihm erklärt, dass ich das Schloss verlassen werde. Für immer.«

»Für immer?«, entsetzte sich Marga. »Aber das kannst du doch gar nicht tun!«

»Warum denn nicht?«

»Du bist hier geboren! Du gehörst hierher, Roland, begreifst du das denn nicht?«

»Marga, du siehst das nicht ganz richtig«, erklärte er ihr. »In meinem Beruf kann ich hier auf dem Lande nichts anfangen. Darum muss ich in die Stadt. Außerdem kann ich hier nicht leben, solange mein Bruder versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen. Das tut er nämlich.«

»Das glaube ich dir«, sagte Marga von Röhl. »Aber dass du deswegen für immer wegwillst ...«

»Vielleicht versöhnen wir uns später einmal wieder«, versuchte Roland abzuschwächen. »Im Moment jedenfalls ...«

»Wohin willst du gehen?«

»Das weiß ich noch nicht. Ich muss mich umsehen und feststellen, wo ich die besten Startchancen habe. Zum Glück habe ich ja etwas Zeit zur Verfügung.«

Marga schüttelte den Kopf.

»Mir will es einfach nicht in den Sinn, dass du aus unserer Gegend ganz verschwinden willst, Roland. Ich bin immer so gern mit dir zusammen gewesen ...«

Roland hatte natürlich längst gemerkt, dass Marga eine Schwäche für ihn hatte. Aber er hatte dafür gesorgt, dass ihre Beziehung immer freundschaftlich geblieben war und eine gewisse Grenze nicht überschritten hatte. Er mochte die Baroness zwar gern, aber mehr empfand er nicht für sie.

»Ich kann dich ja mal besuchen kommen«, ließ Roland sich schließlich vernehmen. »Oder du kommst mich besuchen, wenn ich sesshaft geworden bin.«

»Aber nur mit vorheriger Anmeldung, damit du vor meinem Eintreffen deine zahlreichen Freundinnen an die Luft setzen kannst«, entgegnete sie schmunzelnd.

Jetzt hatten sie den Tennisplatz erreicht. Marga holte den Schläger und ein paar Bälle aus dem kleinen Häuschen, das neben dem Spielfeld stand, und dann begannen sie mit dem Spiel. Marga gewann die ersten beiden Sätze, weil Roland aus der Übung gekommen war. Den dritten konnte er aber für sich verbuchen.

»Du wirst mir fehlen«, sagte Marga leise, als sie ihr Spiel beendet hatten.

»Eines Tages wird ein schöner Märchenprinz kommen und dich mitnehmen auf sein Schloss. Dann wirst du mich sehr rasch vergessen haben.«

»Märchenprinzen gibt es nicht.«

»Für dich doch, warte es nur ab, Marga.«

♥♥♥

Drei Tage später stieg Roland in seinen Wagen und fuhr los. Nach dem Frühstück hatte er sich von seinem Bruder verabschiedet.

Roland Graf von Ramberg erreichte die Autobahn und fuhr zunächst einmal in Richtung Süden. Wohin er sich wenden sollte, wusste er immer noch nicht. Er hatte in den letzten Tagen keinen klaren Entschluss fassen können. Irgendwie hatte er das Gefühl, als sei die Zeit noch nicht reif dafür.

Als er Karlsruhe erreicht hatte, musste er sich entscheiden, ob er seine Fahrt in Richtung München oder in Richtung Basel fortsetzen wollte. Er entschloss sich für Basel, ohne dass er dafür einen bestimmten Grund hätte nennen können.

In voller Fahrt jagte der Graf dahin, die Landschaft der flachen Rheinebene flog nur so an ihm vorbei. Er passierte Baden-Baden, und einige Zeit später fuhr er an Freiburg vorbei.

Der Grenzübergang vor Basel kam in Sicht, und als der Graf den Schlagbaum und die Grenzbeamten erblickte, wusste er auf einmal, was er jetzt tun wollte.

Es hatte keinen Sinn, sich im Moment um den Aufbau einer Existenz zu bemühen. Es wäre doch nichts Rechtes dabei herausgekommen, weil er so unentschlossen war. Besser war es wohl, eine kleine Zeitspanne verstreichen zu lassen und erst einmal in aller Ruhe über seine Zukunft nachzudenken.

Graf Roland fuhr in die Schweiz hinein. Basel blieb hinter ihm zurück, die Autobahn wand sich Bern entgegen. Eine Stunde später tauchte Lausanne auf. Der Graf suchte und fand ein gutes Hotel zur Übernachtung in Genf. Am nächsten Morgen setzte er seine Fahrt fort.