Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 566 - Yvonne Uhl - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 566 E-Book

Yvonne Uhl

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Beschreibung

Linda Komtess von Gettner fällt aus allen Wolken, als sie nach dem Tod ihres Vaters erfährt, dass er sie durch gewagte Börsenspekulationen um ihr gesamtes Erbe gebracht hat. Das Schloss und alle Liegenschaften gehören schon seit Jahren dem Verwalter Baron von Hold. Er gesteht Linda seine Liebe und bietet ihr ein Leben an seiner Seite auf dem Schloss an. Die hochmütige Komtess kann dieses Ansinnen nicht fassen. Ein Mann, dessen Vorfahr durch Briefadel den Titel erhalten hat und der durch einen Lotteriegewinn an sein Vermögen gekommen ist, erlaubt sich, um ihre Hand anzuhalten?
Natürlich lehnt sie ab. Es gibt genügend reiche, adelige, attraktive Männer, die schon lange um ihre Gunst buhlen. Doch die nun heimatlose und verarmte Komtess erlebt mit ihren Verehrern ein blaues Wunder ...


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Inhalt

Cover

Komtess Lindas Stolz

Vorschau

Impressum

Komtess Lindas Stolz

Als alle Freunde sie verließen

Linda Komtess von Gettner fällt aus allen Wolken, als sie nach dem Tod ihres Vaters erfährt, dass er sie durch gewagte Börsenspekulationen um ihr gesamtes Erbe gebracht hat. Das Schloss und alle Liegenschaften gehören schon seit Jahren dem Verwalter Baron von Hold. Er gesteht Linda seine Liebe und bietet ihr ein Leben an seiner Seite auf dem Schloss an. Die hochmütige Komtess kann dieses Ansinnen nicht fassen. Ein Mann, dessen Vorfahr durch Briefadel den Titel erhalten hat und der durch einen Lotteriegewinn an sein Vermögen gekommen ist, erlaubt sich, um ihre Hand anzuhalten?

Natürlich lehnt sie ab. Es gibt genügend reiche, adelige, attraktive Männer, die schon lange um ihre Gunst buhlen. Doch die nun heimatlose und verarmte Komtess erlebt mit ihren Verehrern ein blaues Wunder ...

Linda hörte die klappernden Schritte und riss die Tür ihres Zimmers auf.

»Komtess«, keuchte die Pflegerin. »Schnell, ich glaube, es geht zu Ende.«

Linda lief an der Frau vorbei. Seit Wochen litt der Vater an den Folgen eines Schlaganfalles. Leise betrat sie das Schlafzimmer. Der Kranke bedeutete ihr, sich auf den Bettrand zu setzen.

»Ich werde sterben«, flüsterte Friedebald Graf Gettner.

»Nein, Papa!«, schrie Linda unterdrückt auf.

»Ich weiß es. Und ich habe eine letzte Bitte.« Seine Stimme versagte fast. »Baron Hold«, stöhnte der Schlossherr. »Ich verfluche ihn. Gelobe mir, Rache an ihm zu nehmen. Ich beschwöre dich. Dieser Mann hat uns Unglück gebracht. Linda ...«

Linda Komtess Gettner begriff nicht, was ihr Vater meinte. Was redete er da über Hold? Hold war der Schlossverwalter. Warum verfluchte Papa ihn?

»Papa, wovon redest du? Baron von Hold hat sich doch nie etwas zuschulden kommen lassen!«

»Doch, doch ...« Die Lippen des Todkranken formten Worte, die Linda nicht verstand. Flehend sah er seiner Tochter in die Augen.

Linda erschrak. Ihr Vater konnte nicht mehr recht bei Sinnen sein. Sein Geist musste sich verwirrt haben. Hold war ein wortkarger, nicht sehr verbindlicher Mann, der sich stur in seine Arbeit vergrub und manchmal ein fast abweisendes Wesen an den Tag legte.

»Schwöre mir, dass du ... dass du uns rächen wirst«, flüsterte der Graf so leise, dass es Linda Mühe machte, ihn zu verstehen. »Du musst immer daran denken, was er uns angetan hat, und ...«

»Warum, Papa? Sage mir doch, was er uns angetan hat«, flehte Linda.

»Er hat ... schwöre, schwöre«, keuchte Friedebald Graf Gettner.

»Ich schwöre, Papa«, stammelte seine Tochter.

Die Hände, die sich an Lindas Arm geklammert hatten, sanken nieder. Der schwere Mann lag plötzlich bewegungslos im Bett.

Die Komtess richtete sich auf, die Augen fassungslos aufgerissen. Ihr Vater rührte sich nicht mehr.

Dann blickte sie in sein Gesicht, sah die gebrochenen Augen – und schrie gellend auf. Sie wirbelte herum, schwankte auf die Tür zu und riss sie auf.

Erleichtert sah sie sich der Pflegerin gegenüber.

»Schwester Meta«, flüsterte sie, »ich glaube, er ist tot.«

Die Pflegerin eilte an ihr vorüber. Linda sank im Salon in einen Sessel und weinte hilflos vor sich hin.

Plötzlich spürte sie die Hand der Pflegerin auf der Schulter.

»Herzliches Beileid, gnädiges Fräulein. Ihr Vater ist von seinen Schmerzen erlöst.«

Linda hob ihr das tränenüberströmte Antlitz entgegen.

»Ich muss mit dem Professor telefonieren«, fügte Schwester Meta hinzu. Sie drückte auf eine Klingel und trug dem kurz danach eintretenden Diener Hermbach auf, Komtess Linda in ihre Gemächer zu begleiten und der Zofe Gesa aufzutragen, sich um ihre Herrin zu kümmern.

Widerspruchslos ließ sich Linda die langen Korridore entlangführen.

Als die Zofe Gesa später eintrat, um nach ihren Wünschen zu fragen, fand sie Komtess Linda bitterlich weinend auf dem Himmelbett liegen.

»Gnädiges Fräulein!«, rief die Zofe erschrocken.

»Mein Vater, Gesa, er ist tot!«, schluchzte die schöne Komtess. »Ich muss mich um alles kümmern, die Liste der geladenen Trauergäste zusammenstellen und ...« Sie konnte nicht mehr weitersprechen.

Voller Mitleid trat die Zofe zu ihr.

»Aber gnädigste Komtess, das wird alles Baron von Hold mit Frau Rieger, der Schlosssekretärin, erledigen. Machen Sie sich keine Sorgen.«

Hold! Entsetzt starrte Linda ihre Zofe an, dann bat sie, allein gelassen zu werden.

Linda musste an das Gelübde denken, das ihr Vater ihr kurz vor dem Tode abgenommen hatte.

»Schwöre mir, dass du uns rächen wirst«, hatte er verlangt. »Du musst immer daran denken, was er uns angetan hat.«

Was hatte Baron von Hold der Familie Gettner angetan? Er war doch nur der Schlossverwalter, dem viele Verantwortungen aufgebürdet waren und der sich um alles kümmerte.

Er leitete das Personal im alten gotischen Schloss, das seit über dreihundert Jahren als Wohnsitz der Familie Gettner diente. Ihm unterstanden auch die Kontrolle der Bücher und eingehenden Überweisungen. Er kümmerte sich um die Ländereien und die Pferdezucht. Kurzum: Baron von Hold war unentbehrlich.

Niemals hatte Linda eine Missstimmung zwischen ihm und ihrem Vater bemerkt, allerdings hatte sie sich auch nie viel um diesen zurückhaltenden, meist kurz angebundenen Baron von Hold gekümmert.

Es gab nur eine Erklärung für den letzten Wunsch ihres sterbenden Vaters: Sein Geist war bereits umnachtet gewesen. Ihr Gelübde war dadurch wirkungslos geworden.

Als ihr Vater noch gesund gewesen war, hatte es eine schöne Harmonie zwischen Vater und Tochter gegeben. Ihre Mutter war gestorben, als sie acht Jahre alt gewesen war.

Linda war von Gouvernanten und Privatlehrern erzogen worden, und der Luxus, der sie stets umgeben hatte, war für sie selbstverständlich gewesen.

Wenn Friedebald Graf Gettner ganz besonders gute Laune gehabt hatte, hatte er seine Tochter »sein verzogenes, verwöhntes kleines Püppchen« genannt.

»Für dich wird sicher einmal ein Prinz kommen, Linda!«, hatte er hin und wieder mit väterlichem Stolz und viel Zärtlichkeit prophezeit.

Nun lebte er nicht mehr. Nun würde sie ganz allein sein, die neue Herrin von Schloss Gettner.

Aber einsam würde sie nicht sein. Linda hatte viele Verehrer, junge Herren der Gesellschaft, die sie drängten, ihnen ihr Jawort zu geben. Bisher hatte sie sich noch für keinen entscheiden.

Sie hatte den Kreis auf fünf Freier eingeengt, die alle auf ihre Weise sehr angesehen und vermögend waren, erstklassige Manieren hatten und attraktiv aussahen.

War der Richtige vielleicht noch gar nicht in ihr Leben getreten? Würde vielleicht doch noch eines Tages dieser bewusste Prinz kommen, von dem ihr Papa immer geträumt hatte?

♥♥♥

Linda sah in dem eleganten schwarzen Trauerkleid hinreißend aus.

Das Begräbnis war vorüber. Friedebald Graf Gettners sterbliche Überreste waren in der Familiengruft auf dem Schlossgelände beigesetzt worden. Der Sarkophag stand neben dem seiner Gemahlin Ulrike und war über und über mit Kränzen und Blumen geschmückt.

Es waren vierundzwanzig nahe und entfernte Familienmitglieder gekommen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.

Allein hatte Linda mit verschleiertem Gesicht den Weg zur Gruft angetreten und bei den Worten des Priesters leicht geschwankt.

Niemand hatte es bemerkt außer Baron von Hold. Er, der bisher bescheiden in den hinteren Reihen gestanden hatte, hatte sich nun vorgedrängt und sie gestützt.

Er war auch neben ihr geblieben, als sie die Beileidsbekundungen der zahlreichen Trauergäste entgegengenommen hatte.

Schließlich fand Linda sich neben dem Baron wieder, als sie als eine der Ersten zum Schloss hinüberschritt.

Erst jetzt fragte sie sich, ob Hold ihr schon Beileid gewünscht hatte.

Sie sah ihn von der Seite an. Sein kantiges Profil war zwar sehr ebenmäßig und männlich, doch viel zu grimmig und verschlossen.

»Wenn nur dieser Tag schon vorbei wäre«, flüsterte sie.

»Gewiss, Gnädigste«, erwiderte er. »Es ist in letzter Zeit sehr viel auf Sie eingestürmt.«

Sekundenlang dachte Linda an das merkwürdige Gelübde, das sie ihrem Vater kurz vor seinem Tode geleistet hatte, doch sie verdrängte die Erinnerung daran sofort wieder.

Armer Papa, dachte sie, was hat er sich da nur alles eingebildet, als er den Tod nahen spürte.

Linda verabschiedete sich von Baron von Hold und wartete auf ihre Tante Agnes und ihre beiden Cousinen Finni und Bettina.

»Und was wirst du jetzt anfangen, Kind?«, fragte Agnes Baronin von Wachner.

Baroness Bettina, erst sechzehn Jahre alt, kicherte.

»Sie wird sicher bald heiraten, Mama.«

»Ich weiß noch nicht, wie sich die Zukunft für mich gestalten wird«, sagte Linda beinahe gelangweilt.

Da drängte sich die alte Komtess Reusch heran.

»Wir werden gleich morgen wieder abreisen«, teilte sie Linda mit. »Bis zur Testamentseröffnung brauchen wir nicht zu bleiben, hat Notar Rosinger mir vorhin gesagt. Natürlich erbst du den gesamten großen Besitz und das Vermögen. Du bist ja die einzige Nachfahrin des guten Friedebald.«

Überrascht blickte Linda ihre alte Großtante an. Wie merkwürdig, dass sie das erwähnte. Das war doch selbstverständlich. Außer ihr war niemand erbberechtigt.

»Natürlich, Tante Beate«, stimmte sie zu. »Ich bin die einzige Erbin. Aber dass ihr mich schon so schnell wieder verlassen wollt ... Manche von euch sind doch von sehr weit angereist.«

»Also wir, die in der Nähe wohnen, reisen morgen ab«, bestimmte die alte Dame.

»Die anderen werden vermutlich noch ein paar Tage bleiben«, erklärte die Baronin von Wachner. »Wir zum Beispiel. Es ist doch wunderschön hier. Und ganz allein wirst du noch früh genug im Schloss leben, Kind.«

»Ja, Tante Agnes.« Linda machte sich nicht viel aus ihren Verwandten.

Später am festlich gedeckten Tisch gab sie immer wieder freundlich Auskunft über die schwere Krankheit ihres Vaters.

Auch ihre beiden Verehrer Knud Graf Hoyser und Daniel Graf Ritter zu Wolzach waren anwesend. Sie gehörten zum bevorzugten Kreis der fünf Verehrer. Die anderen drei waren zu Lindas Bedauern verreist und hatten nicht kommen können.

Einmal begegnete Linda den dunklen Augen von Roland Baron von Hold. Sie wurde aus seinem Blick nicht klug. Er war weder finster noch mitleidig, sondern eher ein wenig unsicher und unstet. Warum, das sollte sie bald erfahren.

♥♥♥

Drei Tage später – einen Tag vor dem Termin der Testamentsverlesung – kam die Zofe Gesa zu Linda Komtess Gettner und meldete, dass der Herr Baron sie zu sprechen wünsche.

Komtess Gettner hielt sich in dem großen, mit alten kostbaren Mahagonimöbeln ausgestatteten Wohnzimmer des Schlosses auf. Sie saß in einem hochlehnigen Sessel und sah Baron Hold entgegen. Er trat ein und machte eine kurze Verbeugung.

Langsam kam der Baron näher.

Er war groß, breitschultrig und trug einen korrekt sitzenden dunkelgrauen Anzug mit feinen Nadelstreifen. Unwillkürlich musste Linda bei sich feststellen, dass er blendend aussah. Warum fiel ihr das eigentlich erst heute auf?

Gleichzeitig aber erfasste sie ein Gefühl der Angst und der Bedrohung, das sie sich nicht zu erklären vermochte.

»Nehmen Sie bitte Platz, Herr von Hold, und sagen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben«, forderte sie ihn auf und deutete auf den Sessel schräg gegenüber.

Roland Baron von Hold dankte mit knappem Kopfnicken und setzte sich.

»Ich hätte Sie heute gewiss nicht gestört, gnädiges Fräulein«, begann er, »wenn es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Morgen ist die Testamentseröffnung. Ich habe Ihnen einige Erklärungen abzugeben.«

Linda fixierte den Schlossverwalter scharf.

»Wie soll ich das verstehen? Die Testamentseröffnung ist meines Wissens eine interne Familienangelegenheit.«

»Leider nicht. Ich kam, um Ihnen morgen einen Schock zu ersparen, Komtess Linda«, erklärte der Verwalter. »Bis auf einige Bilder werden Sie morgen nichts erben. Überhaupt nichts.«

Lindas höfliches Lächeln gefror.

»Ich habe keine Zeit, mir Ihre bizarren Ankündigungen anzuhören, Herr von Hold«, fuhr sie ihn an.

»Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, Ihnen die Sachlage darzulegen, gnädiges Fräulein. Und es fällt mir gewiss nicht leicht, das können Sie mir glauben. Ich bin der Besitzer von Schloss Gettner und allen Liegenschaften.«

Er muss geistesgestört sein, durchfuhr es Linda.

»Was reden Sie denn da, Herr von Hold?«

»Es ist die Wahrheit. Außer ein paar Gemälden erben Sie nichts, weil nichts mehr da ist, was Sie erben können, weil alles mir gehört, Komtess Linda.«

»Ich verstehe nicht«, brachte sie tonlos hervor.

»Hat Ihr Vater Ihnen nie etwas von seinen finanziellen Schwierigkeiten erzählt? Nun, es war so schlimm, dass der Schlossbesitz beinahe unter den Hammer gekommen wäre. Er wusste nicht mehr ein und aus, hatte zwei hohe Bankkredite, die er nicht zurückzahlen konnte, und war verzweifelt. Gerade zu diesem Zeitpunkt gewann ich in der Lotterie.«

Linda schaute ihn an, als zweifelte sie an seinem Verstand.

»Ich kaufte ihm den Besitz ab«, fuhr der Verwalter fort. »Zuerst die Hälfte, damit er wieder flüssig wurde, dann die beiden anderen Viertel. Sogar die Ausstattung von Schloss Gettner habe ich ihm abgekauft, Komtess Linda.«

Um Linda begann sich alles zu drehen. Noch immer glaubte sie, es mit einem Geistesgestörten zu tun zu haben. Doch dann fielen ihr die letzten Worte ihres sterbenden Vaters ein.

»Ich verfluche Baron Hold. Gelobe mir, Rache an ihm zu nehmen ...«

Lindas Blick wurde starr. Jetzt auf einmal bekamen die letzten Worte ihres Vaters einen Sinn.

»Haben Sie jetzt verstanden?«, drängte er. »Ich wollte Ihnen heute alles sagen, damit Sie morgen, wenn der Notar Ihnen das Testament vorliest, Bescheid wissen.«

»Ich glaube Ihnen nicht«, gab Linda zurück. »Wir Gettners waren immer sehr vermögend.«

»Wussten Sie wirklich nicht, dass Ihr Vater diese unselige Leidenschaft für Börsengeschäfte hatte?«, erkundigte er sich leise.

Linda stutzte, dann machte sie eine wegwerfende Bewegung.

»Ja, er kaufte Aktien und verkaufte sie wieder. Ein Hobby von ihm. Solange ich denken kann, hat er das getan. Deshalb aber hat er doch das Gettner-Vermögen nicht eingebüßt.«

»Doch, das hat er getan«, bestätigte Baron von Hold ernst. »Es war vor etwa drei Jahren, Komtess Linda. Er spekulierte an der Börse und bekam einen großen Anteil Miller's Aktien aus Argentinien. Er bezahlte sehr viel dafür, denn ein Geheimtipp sagte, sie würden für das Dreifache gehandelt – in kürzester Zeit. Schließlich kaufte er das gesamte Aktienpaket. Er setzte dafür sämtliches Barvermögen ein und gab noch einen Wechsel auf den Schlossbesitz.«

Linda Komtess Gettner starrte den Baron an wie einen Geist. Viel verstand sie nicht von Börsengeschäften, aber so viel begriff sie: Ihr Vater hatte sehr hoch gespielt bei diesem Geschäft. Viel zu hoch.

»Ihr Vater, Komtess, bekam nichts für seinen hohen Einsatz. Er erlitt mit seinen Aktien einen radikalen Aktiensturz. Die Aktien waren nur noch ein Butterbrot wert.«

Wie war das möglich?, fragte Linda sich. Papa war doch immer so umsichtig.

»Ihr Herr Vater war völlig verzweifelt«, fuhr der Baron leise fort. »Ich beschwor ihn, aufzuhören und nicht mehr an der Börse zu spekulieren. Doch er hörte nicht auf mich. Es war wie beim Roulette. Er wollte unbedingt gewinnen, um jeden Preis. Also nahm er noch einmal Geld auf den Grundbesitz und das Schloss bei einer Bank auf. Und das war der Ruin.«

»Er verlor sein Geld erneut?«, flüsterte Linda ungläubig.

»Ja, genauso war es. Der angesehene Graf Gettner stand vor dem Offenbarungseid. Die Banken drängten. Die Wechseltermine rückten näher.«

»Und da haben Sie ihm ausgeholfen?«

»Ausgeholfen? Nein. Ich habe ihm seine Schulden abgenommen, die Wechsel ausgelöst, die Kredite ausgeglichen, dafür gesorgt, dass er schuldenfrei war. Dafür übertrug er mir den gesamten Besitz inklusive Schloss, Lustschlösschen und Liegenschaften im Grundbuch. Ich räumte ihm und Ihnen, Komtess, freies Wohnrecht ein.«

»Wann war das?«, stammelte Linda.

»Vor etwa zwei Jahren, Komtess.«

»Ich verstehe nicht, warum ich erst heute davon erfahre!«

»Es geschah auf Wunsch Ihres Vaters«, erklärte Roland Baron von Hold zögernd. »Ihr Vater war herzkrank, wie Sie wissen. Und er hatte Angst, Ihnen die Wahrheit zu gestehen. Sie haben immer in Luxus gelebt, gnädiges Fräulein. Sie sollten nicht merken, dass Sie sich eigentlich einschränken müssten.«

»Ich begreife immer noch nicht, Baron, warum man mich nicht einweihte. Ich habe mir doch noch vor acht Monaten das Auto gewünscht, und Papa hat es mir widerspruchslos geschenkt.«

Roland von Hold stand auf und trat ans Terrassenfenster.

»Das ist ein Irrtum«, korrigierte er sie mit leiser Stimme. »Das Auto hat nicht er bezahlt, sondern ich.«

Linda war wie erstarrt. Warum hatte dieser Mann das Auto für sie bezahlt?

»Ihr Vater kam damals vor acht Monaten zu mir. Im Rollstuhl ließ er sich von Schwester Meta in mein Büro fahren, dann schickte er die Pflegerin hinaus. Und er erzählte mir, dass Sie sich einen neuen Wagen wünschten und wie viel er kostete.«

»Und da haben Sie, Baron, ohne Weiteres zugestimmt, ihn zu bezahlen? Weshalb?«

Die Antwort war für Linda wie ein Schock.

»Aus Liebe«, lautete die Antwort des Barons.

Linda glaubte, sich verhört zu haben.

Stumm musterten sich die beiden Menschen, beide ihr bebendes Herzklopfen überhörend.

»Sagten Sie aus Liebe?«, stieß Linda Komtess Gettner schließlich mit belegter Stimme hervor.