Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 567 - Yvonne Uhl - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 567 E-Book

Yvonne Uhl

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Beschreibung

Als Martin Baron von Schilling wegen seiner unheilvollen Spielleidenschaft vor dem finanziellen Ruin steht, tritt der Börsenspekulant Hans-Georg Steyer mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an ihn heran. Er bietet an, dem Baron mit einer kräftigen Finanzspritze auf die Beine zu helfen, wenn seine Tochter, die bildschöne Simone, sich bereit erklärt, sich fünf Monate lang allabendlich von ihm ausführen und verwöhnen zu lassen. Simone ist dreißig Jahre jünger als Steyer und zudem verlobt. Doch der Baron greift in dieser aussichtslosen Lage nach dem Strohhalm. "Wenn du es nicht tust, erschieße ich mich!" Mit dieser Drohung erpresst er seine Tochter, und so bleibt Simone keine andere Wahl, als in den sauren Apfel zu beißen ...


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Inhalt

Cover

Die Tochter des Spielers

Vorschau

Impressum

Die Tochter des Spielers

Das ungewöhnliche Schicksal eines schönen Mädchens

Als Martin Baron von Schilling wegen seiner unheilvollen Spielleidenschaft vor dem finanziellen Ruin steht, tritt der Börsenspekulant Hans-Georg Steyer mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an ihn heran. Er bietet an, dem Baron mit einer kräftigen Finanzspritze auf die Beine zu helfen, wenn seine Tochter, die bildschöne Simone, sich bereit erklärt, sich fünf Monate lang allabendlich von ihm ausführen und verwöhnen zu lassen. Simone ist dreißig Jahre jünger als Steyer und zudem verlobt. Doch der Baron greift in dieser aussichtslosen Lage nach dem Strohhalm. »Wenn du es nicht tust, erschieße ich mich!« Mit dieser Drohung erpresst er seine Tochter, und so bleibt Simone keine andere Wahl, als sich zu opfern ...

Simone Baroness von Schilling war mittelgroß, hatte weiches braunes Haar und schöne Schultern. Ihr Gesicht war von klassischer Ebenmäßigkeit. Es wurde beherrscht von großen dunkelgrauen Augen, umkränzt von langen Wimpern.

In ihrem Wesen lag eine natürliche, zurückhaltende Würde, der sich kein Mensch entziehen konnte. Ihr diskreter Stolz reizte einen gewissen Männerschlag bis zur Weißglut, sie zu besitzen.

Vor allem Hans-Georg Steyer, dem zweiundfünfzigjährigen Lebemann und steinreichen Börsenmakler, ging die schöne, verarmte Baroness von Schilling nicht aus dem Kopf.

Er hatte eine imposante Figur, war immer sehr gepflegt, trug stets einen Anzug mit konventioneller Weste und war sehr selbstbewusst.

Man erzählte sich pikante Geschichten über ihn hinter vorgehaltener Hand. Bei Frauen war er nicht wählerisch. Und es ging das Gerücht, dass er der Grund für manche zerstörte Ehe war.

Hans-Georg Steyer hatte einen Plan, wie er sich Simone von Schilling nähern konnte. Er spann seine Intrige wie ein Spinnennetz. Ein wichtiger Faktor in seinem Plan war Simones Vater, Martin Baron von Schilling, von einer unheilvollen Spielleidenschaft befallen.

Das Schicksal ist mir günstig, dachte Hans-Georg von Steyer. Niemand ahnte seine Gedanken, als er an diesem Mittwochabend die geschlossenen Räume des »Imperial-Hotels« betrat, wo einige Herren aus bester Gesellschaft zusammengekommen waren, um Roulette zu spielen.

Auch Martin Baron von Schilling war zugegen. Er war ein breitschultriger Mann mit schlohweißem Haar. Alle Herren, die zusammengekommen waren, kannten seine katastrophalen Finanzverhältnisse. Einige bedauerten sogar, dass er ihr Spielpartner sein würde. Diese Herren reizte nur ein Spiel mit hohem Einsatz, bei dem Baron von Schilling gewiss nicht mithalten konnte.

Hans-Georg Steyer jedoch war besonders freundlich zu dem Baron und legte großen Wert darauf, ihn zum Partner zu haben.

So nahm das Unglück an jenem verhängnisvollen Abend seinen Lauf, und alles, was dann geschah, wurde genau nach dem geheimen Plan des Herrn von Steyer abgewickelt. Er lachte sich ins Fäustchen, denn er war kurz nach Mitternacht bereits dicht vor dem Ziel seiner Wünsche.

♥♥♥

Dankrad Lentz hätte gern den Vorschlag gemacht, seine Braut Simone Baroness von Schilling in die elterliche Villa zu begleiten, doch ihm schien es, als wäre es ihr nicht recht. Sie saß auf dem Beifahrersitz seines Wagens und nestelte verlegen an dem Griff ihrer Handtasche.

»Was hast du, Simone?«, fragte er.

»Mein Vater hat sich gestern negativ über dich geäußert«, gestand sie.

Der junge Abteilungsleiter in einem Industriekonzern erschrak.

»Inwiefern?«

»Er sagte, du wärst keine gute Partie für mich. Kannst du nicht endlich den Hochzeitstermin festsetzen, Dankrad?«

»Es war doch zwischen uns abgemacht, Simone, dass wir bis zum nächsten Jahr warten! Dann habe ich eine Gehaltserhöhung in Aussicht, und außerdem wird das erste Stockwerk im Haus meiner Eltern frei. Die Mieter sind zum Juli nächsten Jahres gekündigt. Wir können dann die Miete sparen.«

Sparen! Simone konnte dieses Wort nicht mehr hören!

»Dieser Punkt ist ständig ein Zankapfel zwischen uns«, erwiderte sie ruhig. »Ich möchte nicht in einem Haus mit deinen Eltern wohnen, auch wenn ich sie ganz gut leiden mag.«

»Aber das lässt sich nicht verwirklichen. Ich bin einen gewissen Lebensstil gewöhnt, Simone. Warum siehst du das nicht ein?«

Simone wies durchs Fenster.

»Schau dir die alte, verwohnte Villa meiner Eltern an. Mein Vaterhaus! Früher gehörte es zu den elegantesten Häusern der Stadt. Ich möchte aus diesem Kasten heraus, dafür würde ich mich sogar einschränken.«

»Aber ich nicht! Das Haus meiner Eltern ist zwanzig Jahre jünger als die Villa deiner Eltern, Simone, und das Wohnzimmer hat einen wundervollen Ausblick zum Fluss hinunter.«

Die Baroness schloss die Augen. Warum sah er nicht ein, dass der wundervolle Ausblick zum Fluss für sie nicht wichtig war? In dem Haus der Familie Lentz gab es nicht einmal zwei abgetrennte Wohnungen. Ihre Schwiegermutter in spe würde jederzeit zu ihnen in die Zimmer kommen können. Ein grässlicher Gedanke!

»Ich muss zurück. Ich erwarte noch ein Ferngespräch«, murmelte der Mann. »Simone, es kränkt mich, dass wir uns in diesem Punkt nicht einigen können. Und wie kann dein Vater behaupten, ich wäre keine gute Partie? Meine Stellung bei ›Schwertfeger & Höck‹ ist sehr ausbaufähig. Das müsste gerade dein Vater einsehen, der beruflich nie sehr viel Erfolg hatte.«

»Jetzt wirst du beleidigend.« Simone klinkte die Beifahrertür auf.

»Simone!« Rasch legte er seine Hand auf ihren Arm. »Sehen wir uns morgen zur Opernpremiere?«

Simone stutzte. Warum zweifelte er daran? Sie hatten doch schon die Karten!

»Ja, hole mich gegen sieben Uhr ab.«

»Gute Nacht, Simone.« Er küsste ihr die Hand, dann stieg er aus und ging um seinen Wagen herum. Höflich geleitete er sie zu dem Tor aus weißen Gitterstäben, das ganz mit Moosröschen bewachsen war.

»Es tut mir leid, dass wir uns schon wieder gestritten haben«, gestand er. »Lass uns doch wenigstens das Zusammenleben mit Papa und Mama versuchen. Sie sind sehr rücksichtsvoll.«

»Ich werde darüber nachdenken«, versprach sie. »Gute Nacht, Dankrad.«

»Gute Nacht, Simone!«

Mit Küssen war Dankrad Lentz sehr sparsam, und ihr gefiel das. Sie machte sich auch wenig daraus.

»Vergiss nie, wie sehr ich dich liebe, Simone, und dass ich überglücklich bin, weil du meine Liebe erwiderst«, beteuerte er, als er ihr noch einmal die Hand drückte.

Simone neigte den edlen Kopf, nickte ihm zu und passierte das Tor, das er ihr galant aufhielt.

Bewundernd sah er ihr nach, als sie mit königlichem Gang auf die Tür zuschritt.

Dankrads Brust wölbte sich vor Stolz. Alle würden ihn um sie beneiden. Wenn der Generaldirektor alle Abteilungsleiter zum jährlichen Festessen einlud, würde er das nächste Mal verheiratet sein und Simone in seiner Begleitung wissen. Natürlich würde sie der Mittelpunkt des Abends sein. Daran zweifelte er nicht.

Wenn er Simone von Schillings Gedanken geahnt hätte, wäre er nicht so siegessicher gewesen.

Liebe?, fragte sie sich, was ist Liebe? Ist das Gefühl, das ich für Dankrad empfinde, Liebe?

Simone sperrte die Haustür auf. Sicher wartete Mama schon auf sie mit dem Schachspiel.

Bettina Baronin von Schilling litt an einer Muskelschwäche nach einer Infektionskrankheit und bewegte sich seit vier Jahren nur mit dem Rollstuhl fort. Sie war eine stille, blasse Dame mit ergrautem Haar, vierundfünfzig Jahre alt und von zarter Konstitution.

Die kräftige Martha Behrend sorgte für sie. Sie war Haushälterin in der Schilling-Villa und wohnte in zwei gemütlichen Zimmern unterm Dach.

Simones Vater war heute im »Imperial«, wo er sich beim Roulette die trüben Gedanken vertrieb.

Noch nie hatte sich Simone Gedanken über die Finanzlage ihres Vaters gemacht. Der Baron überspielte das meist. Er war der Ansicht, dass man Damen mit solchen Themen nicht belästigen sollte.

Und doch würde er Simone bald damit konfrontieren müssen. Sie ahnte davon aber noch nichts.

»Hallo, Mama«, rief sie. Lächelnd zog sie ihr Abendcape aus und hing es übers Treppengeländer.

Bettina Baronin von Schillings Rollstuhl stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer.

Sie war froh, dass Simone nach dem Konzert gleich nach Hause gekommen war.

»Ich habe die Figuren schon aufgebaut«, erklärte die Baronin eifrig. »Du spielst doch mit mir?«

»Gern, Mama.« Simone folgte ihrer Mutter ins Wohnzimmer.

»War das Liszt-Konzert schön?«, fragte die Baronin, ehe sie zu spielen begannen.

»Ja, Mama.«

»Setz dich und lass uns anfangen. Ich wünschte, dein Vater hätte heute Glück im Spiel! Er war so niedergeschlagen, als er zum ›Imperial‹ aufbrach.«

»Hat er Sorgen?«, fragte Simone.

Die Baronin blickte auf. Ihre hellen Augen weiteten sich.

»Seit wann kümmert es dich, ob Papa Sorgen hat?«

»Mama ...« Simone wusste nicht, wie sie es ihrer Mutter sagen sollte.

»Ist schon gut.« Die Baronin winkte resignierend ab. »Papa spricht ja nicht mit uns über seine Probleme. Er kommt aus einem strengen Elternhaus, wie du weißt, und damals wurden die Frauen in der Familie Schilling noch sehr unterdrückt. Sie mussten die Kinder bekommen, für die Ordnung im Haus sorgen und die Küche beherrschen.«

»Und du glaubst, dass er uns deshalb nichts über seine Sorgen erzählt?«, fragte Simone verwundert.

»Natürlich, Simone. Er ist so erzogen worden, und das wird er nie im Leben los«, erwiderte die Baronin.

Und dann begannen die beiden Damen mit ihrem Schachspiel.

♥♥♥

Die Kugel blieb auf der Scheibe mit den schwarzen und roten Zahlen in der Vertiefung der Achtzehn liegen.

Martin Baron von Schillings Kopf sank nieder. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust.

Der Bankhalter – ein junger Zahnarzt von etwa dreißig mit randloser Brille – zog mit dem Jetonrechen alle Einsätze ein.

»Pech für Sie, Baron«, sagte er. »Ein neues Spiel«, rief er dann. »Machen Sie Ihre Einsätze, meine Herren!«

Martin Baron von Schilling erhob sich schwankend und überließ seinen Stuhl dem blonden Oliver von Holm. Holm war neu in der Stadt, doch er war sofort Mitglied des Golf- und Tennisvereins geworden. Man wusste von Oliver von Holm, dass er Besitztümer im Ausland hatte und dass vor längerer Zeit einmal Verwandte von ihm in Rosenwaldberg gewohnt hatten.

Weshalb er in die alte Burg gezogen war, das wusste man nicht. Für einen weit gereisten Mann wie Oliver von Holm war es in der kleinen Kreisstadt bestimmt nicht sehr unterhaltsam. Er war um die dreißig, hatte ein fabelhaftes Äußeres und trug sportlich elegante Garderobe. Beeindruckend für die Einwohner von Rosenwaldberg war besonders der große Wagen, den er fuhr.

Die Burg, in der er wohnte, war keine richtige Burg. Sie stand am Stadtrand, war ein Gebäude mit zwei Türmen und einem Verbindungsbau und hatte vor langen Zeiten einmal einem Landgrafen als Gefängnis für säumige Steuerzahler gedient.

Martin Baron von Schilling verließ das Spielzimmer. Jetzt entschuldige sich auch Hans-Georg Steyer bei seinen Mitspielern, folgte dem Baron nach nebenan und zog die Tür hinter sich zu.

»Baron, mein Beileid. Was haben Sie heute Abend bloß für ein Pech gehabt!«, sagte er mitfühlend.

»Ach, Sie sind es!« Baron von Schilling saß auf einem Stuhl und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. »Ich bin am Ende, Steyer«, stöhnte er. »Dieser Abend war meine letzte Chance, meine Finanzen zu regeln. Ich erhoffte mir Spielerglück, und da mit hohen Einsätzen gespielt wurde ...«

Hans-Georg Steyer hielt den Atem an.

»Um Himmels willen, Baron! Soll das heißen, dass die zwei Schecks, die Sie ausgeschrieben haben, nicht gedeckt sind?«

»Sie sind ungedeckt«, vertraute der Baron Steyer an. »Ich habe sie Ihnen ausgehändigt, nicht wahr?«

»Sie lauten über jeweils achttausend Mark, Baron. Wie konnten Sie mir ungedeckte Schecks in dieser Höhe zumuten?«

»Ich bin erledigt!«, murmelte der Baron. »Ich kann mir nur noch eine Kugel in den Kopf schießen«, fuhr er theatralisch fort. »Ich weiß keinen anderen Ausweg mehr aus meiner Misere.«

»Das könnte Ihnen so passen«, fuhr Steyer ihn an. »Von einem Toten bekomme ich kein Geld mehr. Wie hoch belaufen sich Ihre Schulden insgesamt?«

»Sechzigtausend und die beiden Schecks über insgesamt sechzehntausend. Ich werde seit Monaten vom Pech verfolgt. Spekulationen an der Börse schlugen fehl. Geschäfte mit Immobilien erwiesen sich als Reinfall.«

»Ich weiß mir in Ihrem Fall eigentlich nur einen Rat, Baron: Ihre einzige Tochter muss einen reichen Mann heiraten«, sagte Hans-Georg Steyer.

»Ja, das ist auch meine Meinung«, pflichtete der Baron ihm bei. »Aber mit wem verlobt sie sich? Mit einem Dankrad Lentz. Er ist Abteilungsleiter bei ›Schwertfeger & Höck‹. Seine Eltern haben ein Haus in der Eichenallee. Guter Mittelstand, wenn Sie mich fragen, aber mehr nicht.«

»Fatal«, murmelte Steyer. »Ich kenne die Familie Lentz. Sehr ehrenwerte Leute, aber Geld besitzen sie nicht viel. Auf keinen Fall sechzigtausend für den Brautvater.«

Langsam ging Hans-Georg Steyer auf und ab.

»Ich hätte da vielleicht eine Idee«, sagte er schließlich.

»Sprechen Sie, mein Freund!«, stieß der Baron erregt hervor.

»Langsam, langsam. Sechzigtausend Mark habe ich auch nicht zu verschenken, und außerdem sind da noch zwei Schecks über sechzehntausend, vergessen Sie das nicht.«

»Was ist das für eine Idee?«, drängte der Baron ungeduldig.

»Es handelt sich um eine Wette mit einigen Freunden«, antwortete Steyer langsam. »Vielleicht bestürzt es Sie, wenn ich Ihnen anvertraue, dass es sich bei dieser Wette um Ihr Fräulein Tochter handelt.«

»Um Simone?« Der Baron blickte auf. »Wieso?«

»Ich habe behauptet, dass jede Frau gern Mittelpunkt einer strahlenden Gesellschaft ist«, erklärte Steyer. »Wenn man sie mit eleganter Kleidung verwöhnt, sie jeden Abend ausführt und ihr Geschenke macht, dann wird sie nicht Nein sagen. Meine Freunde haben gewettet, dass die Baroness von Schilling zum Beispiel sich nie von einem Mann, mit dem sie weder verlobt noch verschwägert ist, allabendlich ausführen und verwöhnen lassen würde. Sie wäre zu stolz und unnahbar. Ich habe dagegen gewettet.«

»Um wie viel?«, fragte der Baron fassungslos.

»Um eine sehr hohe Summe. Wenn Sie mir behilflich wären, Baron, meine Wette zu gewinnen, würde ich mich Ihnen erkenntlich zeigen«, versicherte Steyer. »Ihre Tochter muss nur zustimmen.«

Baron von Schilling schwieg.

»Ich würde Ihre beiden ungedeckten Schecks zerreißen«, fuhr Steyer fort, »und Ihnen noch zehntausend Mark obendrein geben. Außerdem würde ich Ihnen während der fünf Monate, in denen ich Ihre Tochter ausführen und ihr ständiger Begleiter sein kann, ständig die geheimsten, besten Tipps von der Börse zukommen lassen. Sie könnten sich innerhalb eines halben Jahres gesundstoßen, Baron von Schilling.«

Hoffnung glomm in den Augen des Barons auf. Er stand schwankend auf und ging auf die Anrichte zu, wo eine Batterie Flaschen stand. Er goss sich einen doppelten Wodka ein und trank das Glas auf einen Zug leer.

»Und was wäre die Aufgabe von Simone?«, fragte er.

»Schön zu sein und sich bewundern zu lassen! Fünf Monate lang!«, erklärte Hans-Georg Steyer. »Ich würde dann meine Wette mit Bravour gewinnen. Und der Schaden Ihres Fräulein Tochter wäre es auch nicht, Baron. Ich würde ihr Pelze kaufen, echten Schmuck und die schönsten Kleider aus einem Pariser Modellhaus. Wir würden auf Reisen gehen. Ich würde sie verwöhnen.«

»Und Sie zerreißen die Schecks, geben mir zehntausend Mark in bar und lassen mir die Tipps von der Börse zukommen?«

»Ja, das ist meine Gegenleistung. Nun?«

»Ich brauche Bedenkzeit«, sagte der Baron. »Ich muss Simone erst für diesen Plan gewinnen. Das wird sehr schwierig sein. Immerhin ist sie verlobt. Auch meiner Frau wird das nicht gefallen.«

»Aber lieber Baron, Sie sind doch der Herr im Hause«, begehrte Steyer auf. »Sie müssen den beiden erklären, dass es sich nur um eine Wette handelt und Sie auf diese Weise Ihre Finanzmisere überwinden können. Das werden Ihre beiden Damen doch sicher verstehen.«

»Ja, ich werde es meiner Frau und Simone schon beibringen. Ich rufe Sie an.«

Der Baron ging in die Diele und griff nach seinem Mantel.

»Ich lasse mir ein Taxi rufen«, murmelte er. »Gute Nacht, Steyer. Sie sind ein großartiger Bursche. Wenn Sie mir helfen würden, wieder Freude am Dasein zu haben, wäre ich Ihnen ein Leben lang dankbar.«

Der Baron verließ das »Imperial« und wartete draußen auf das Taxi.

Im Spielzimmer gewann Hans-Georg Steyer von nun an jedes Spiel. Seine Siegessicherheit nahm zu. Oliver von Holm, sein ärgster Kontrahent, musste resignieren. Gegen zwei Uhr sprengte Steyer die Bank. Er lud alle Mitspieler in sein Haus ein, um ein Bad in der Schwimmhalle zu nehmen.

Alle folgten der Einladung, nur Oliver von Holm entschuldigte sich. Er konnte diesen selbstgefälligen Börsenmann, der sich so unwiderstehlich vorkam, nicht leiden.

Vielleicht hätte Holm doch mitgehen sollen, denn gegen vier Uhr morgens schloss Hans-Georg Steyer mit seinen Spielfreunden die Wette ab, dass er fünf Monate lang der unnahbaren Baroness von Schilling den Hof machen würde.

Alle unverheirateten Herren in der Runde hatten schon versucht, sie einmal einzuladen und ihr näherzukommen, Simone hatte alle abblitzen lassen.

Wie erwartet, wetteten die anderen dagegen. Steyer schmunzelte. Wenn sich Baron von Schilling bei seinen beiden Damen durchsetzte, würde er die Wette gewinnen und rund fünfzigtausend Mark von seinen Freunden kassieren.

♥♥♥

Nach dem Frühstück bat der Baron seine Frau und Simone in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und erzählte ihnen alles, was er mit Steyer besprochen hatte.

»Martin, du brauchst gar nicht weiterzusprechen«, fuhr die Baronin ihrem Mann nach ein paar Minuten in die Rede. »Diese Idee ist ganz und gar undurchführbar!«

»Ich bin noch nicht zu Ende, Bettina. Lass mich weitersprechen«, brummte der Baron.