Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 574 - Yvonne Uhl - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 574 E-Book

Yvonne Uhl

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Beschreibung

Die bildhübsche Doris Finck hilft ihrem Onkel, der sich das Bein gebrochen hat, in seinem Juweliergeschäft aus. Sie poliert gerade die gläserne Verkaufstheke, als eine riesige Colliehündin ins Geschäft stürmt. Ihr folgen ein gut aussehender, junger Mann und eine schöne, elegante Frau. Sie wollen das Diamantarmband abholen, das Graf Marquardt für seine Verlobte bestellt hat.
Mit der Colliehündin, für die die Baroness nur angewiderte Blicke hat, versteht Doris sich auf Anhieb prächtig. Und der charmante Graf lässt ihr Herz sofort höherschlagen. Sie beginnt zu träumen und stellt sich vor, er würde ihr dieses kostbare Geschmeide umlegen und nicht diese kühle Baroness, sondern sie zum Traualtar führen. Dieser Traum macht Doris glücklich, auch wenn er niemals Wirklichkeit werden kann ...


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Inhalt

Cover

Durch dich fand ich den Liebsten

Vorschau

Impressum

Durch dich fand ich den Liebsten

Erfolgsroman um ein großes Herzensgeheimnis

Die bildhübsche Doris Finck hilft ihrem Onkel, der sich das Bein gebrochen hat, in seinem Juweliergeschäft aus. Sie poliert gerade die gläserne Verkaufstheke, als eine riesige Colliehündin ins Geschäft stürmt. Dem Vierbeiner folgen ein gut aussehender, junger Mann und eine schöne, elegante Frau. Sie wollen das Diamantarmband abholen, das Graf Marquardt für seine Verlobte bestellt hat.

Mit der Colliehündin, für die die Baroness nur angewiderte Blicke hat, versteht Doris sich auf Anhieb prächtig. Und der charmante Graf lässt ihr Herz sofort höherschlagen. Sie beginnt zu träumen und stellt sich vor, er würde ihr dieses kostbare Geschmeide umlegen und nicht die kühle Baroness, sondern sie zum Traualtar führen. Dieser Traum macht Doris glücklich, auch wenn er niemals Wirklichkeit werden kann ...

»Aber Onkelchen!« Die blonde Doris Finck lachte zu dem verärgerten Juwelier hinüber, der mit Krücken und Gipsbein durchs Zimmer humpelte. »So viel verstehe ich doch von deinem Geschäft, dass ich dir helfen kann. Wie viel hast du schon für uns getan, Onkel Alfred!«

Der Juwelier schob seine Unterlippe vor und blieb vor Doris stehen. Sie war außer Agate, seiner Schwester, die einzige Verwandte, und er liebte sie wie eine eigene Tochter.

»Nur weil meine Haushälterin Emmy immer wieder das Dienstmädchen anhält, das Parkett spiegelblank zu bohnern, bin ich ausgerutscht«, schimpfte Alfred Rheydt. »Monatelang muss ich nun mit diesem Gipsbein herumlaufen.«

Doris umarmte den Onkel zärtlich.

»Sieh es doch einmal so«, erwiderte sie lächelnd. »Jetzt bist du gezwungen, endlich einmal eine Pause einzulegen. Sonst hast du ja immerzu nur gearbeitet. Und ich werde dir helfen. Wozu hast du mich?«

»Und Agate, deine Mutter? Was soll sie tun ohne dich?«

Doris' hübsches Gesicht verlor das Lächeln.

»Ich hab es dir noch gar nicht gesagt, Onkel«, erklärte sie leise. »Ich habe Mama heute ins Krankenhaus gebracht.«

Alfred Rheydt erschrak.

»Warum denn das?«, fragte er.

Seine verwitwete Schwester litt an Blutarmut. Außerdem hatte sie einen schweren Herzfehler. Alfred fürchtete das Schlimmste.

»Sie war unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sprechen, Onkel. Ihre Lippen waren blau angelaufen, ihr Gesicht durchscheinend blass. Im Krankenhaus gab man ihr sofort eine Injektion.«

Ächzend ließ sich Alfred Rheydt in einem tiefen Sessel nieder, das vergipste Bein weit von sich gestreckt.

»Und wie lautet die Diagnose des Arztes?«

»Das weiß ich noch nicht. Erst eine genaue Untersuchung wird ergeben, was mit ihr los ist. Ich habe schreckliche Angst vor dem Befund. Darf ich hierbleiben?«

»Natürlich, mein Kind. Ich glaube, wir brauchen uns gegenseitig, nicht wahr? Wenn du mir also im Laden helfen willst, wäre ich dir sehr dankbar. Ich kann dir ja von meinem Büro aus Fragen beantworten, wenn du etwas nicht weißt. Außerdem steht an jedem Schmuckstück der Preis. Du kannst dich also gar nicht irren.«

»Danke, Onkelchen. Das ist eine gute Idee. Und im Krankenhaus habe ich deine Telefonnummer angegeben, damit man mich anruft, wenn etwas mit Mama ist. Meine Halbtagsstellung ist übrigens auch vorüber. Ich kam dreimal zu spät und wurde gekündigt.«

»Armes Kind«, murmelte Alfred Rheydt. »Du hast eine schwere Jugend. Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass deine Mutter in ein Sanatorium gehört, wo sie von ausgebildeten Schwestern gepflegt wird. Hast du überhaupt jemals Freizeit? Hast du Freundinnen, mit denen du fröhlich sein kannst? Oder einen jungen Mann, der dir den Hof macht?«

»Aber Onkelchen«, gab Doris verwundert zurück.

»Das ist gar nicht so weit hergeholt«, ereiferte sich Alfred Rheydt. »Andere Mädchen in deinem Alter gehen abends aus, tanzen mit jungen Männern und tragen sich mit Heiratsabsichten.«

Doris schüttelte heftig den Kopf.

»Ich kann doch Mama nicht im Stich lassen. Sie hat doch nur noch mich. Und in ein Sanatorium geht sie auf keinen Fall, hat sie gesagt. Sie will dir nicht dauernd auf der Tasche liegen, dir, ihrem Bruder, und sie will von zu Hause nicht fort, weil sie auf mich aufpassen möchte!« Doris seufzte. »Wenn Mama also aus dem Krankenhaus entlassen wird, wird alles wieder wie früher sein.«

»Nein!« Alfred Rheydts Stimme war energisch. »Damit ist jetzt Schluss. Ich fürchte, ich muss mal ein ernstes Wort mit meiner Schwester sprechen. Sie tyrannisiert dich.«

»Zuerst einmal muss sie sich besser fühlen«, wehrte Doris bedrückt ab. »Alles Weitere wird sich finden.«

♥♥♥

Edelgard Baroness Odels warf das aschblonde Haar in den Nacken und schürzte hochmütig die Lippen.

Ihr Blick umfasste Stefan Graf Marquardt, ihren Verlobten. Er vernachlässigte sie in letzter Zeit. Und dann dieser entsetzliche Hund! Der ging ihr gehörig auf die Nerven.

»Ich weiß wirklich nicht, was du an diesem Tier für einen Narren gefressen hast«, sagte sie ungehalten. »Leg endlich die Zeitung weg, wenn ich mit dir rede«, rief sie dann empört.

Stefan faltete sie zusammen und schmunzelte.

»Ganz ähnlich hat immer meine Mutter mit mir gesprochen«, neckte er Edelgard.

»Stefan, ich sprach mit dir über dieses Kalb!« Angewidert blickte die Baroness zu der großen Colliehündin hinüber, die lang ausgestreckt zu Stefans Füßen lag und den Kopf auf die Vorderläufe gelegt hatte.

»Dieses Kalb ist meine Bessy! Du weißt genau, dass ich mich nie von ihr trennen werde.«

»Nie?«, fragte Edelgard ungläubig.

»Ich habe es dir zu Beginn unserer Brautzeit gesagt«, erklärte Stefan ihr in ernstem Ton. »Bessy hat mir bereits zweimal das Leben gerettet. Wenn deine Liebe zu mir auch nur annähernd so groß ist, wie du immer sagst, dann würdest auch du für Bessy dankbare Gefühle zeigen.«

»Du zweifelst an meiner Liebe?«

Edelgard neigte sich zu Stefan vor. Ihre grünlichen Augen funkelten.

Unvermittelt schloss Stefan sie in die Arme. Immer wieder erlag er ihrem Zauber, der ihn verhexte und all seine Entschlusskraft lähmte.

»Warum zanken wir uns schon wieder, Liebste?«, murmelte er, sein Gesicht in ihr duftendes Haar gesenkt.

Sei klug, Edelgard!, sagte sich das schöne Mädchen. Wenn ich erst mit Stefan verheiratet bin, wird das Tier abgeschafft. Sie mochte nun mal keine Hunde, und schon gar nicht wollte sie Stefans Liebe mit diesem Ungetüm teilen.

»Ich liebe dich, Stefan«, hauchte Edelgard.

Die zwanzigjährige Baroness wusste genau, wie man mit Männern umzugehen hatte. Sie kannte ihre Wirkung auf das starke Geschlecht.

»Du weißt, Liebste, dass ich beim Juwelier Rheydt das Diamantarmband für dich bestellt habe«, flüsterte Stefan. »Wollen wir hinfahren? Du musst es doch anprobieren!«

Edelgard Baroness Odels hielt den Atem an. Am liebsten hätte sie aufgejubelt vor Freude. Er schenkte ihr das Armband, das sie sich so sehnlichst wünschte! Oh, er war ein Schatz! Sie umarmte ihren Verlobten stürmisch.

»Hab Dank! Du bist der Beste von allen, Stefan, du verwöhnst mich so!«

Stefan war blind vor Liebe. Er sah nicht Edelgards wahren Charakter. Ihre kalte Schönheit und ihr falsches Komödienspiel blendeten ihn.

Sie liebt mich, mich allein!, dachte er voller Stolz. Mit keinem Gedanken kam ihm in den Sinn, dass sie verächtlich an ihm vorübergehen würde, wenn er arm wäre. Er glaubte Edelgards Worten, obwohl sie eine Lüge waren.

♥♥♥

Seit fünf Tagen half Doris Finck nun im Juwelierladen ihres Onkels aus. Sie liebte Onkel Alfred sehr, und besonders heute hätte sie die ganze Welt umarmen können. Gerade hatte sie mit dem Krankenhaus telefoniert und erfahren, dass ihre Mutter sich bedeutend wohlerfühlte und bereits in wenigen Tagen entlassen werden konnte.

Doris hing sehr an ihrer Mutter, obwohl es oft nicht leicht mit ihr war. Wenn sie sich elend fühlte, nörgelte sie ständig an Doris herum.

Agate Fincks kleine Rente allein genügte nicht für die teure Medizin, die sie immer kaufen musste. Der gute Onkel unterstützte sie immer.

Auch deshalb war Doris glücklich, ihrem Onkel einmal ihren Dank abstatten zu können. Alfred Rheydt war wirklich hilflos ohne sie. Er saß knurrend in seinem Büro hinter dem Juwelierladen, bewachte den Panzerschrank und war mit sich und der Welt unzufrieden, aber wenn Doris ins Zimmer trat, ging die Sonne für ihn auf. Er beschloss, Doris nicht mehr fortzulassen.

Gegen drei Uhr stand seine Nichte vor der langen gläsernen Verkaufstheke und polierte die durchsichtige Platte auf Hochglanz. Es war wenig los im Geschäft. Nur heute früh waren zwei Kunden im Laden gewesen, die Reparaturarbeiten abholen wollten.

Als Doris aus dem Schaufenster blickte, sah sie einen luxuriösen Wagen direkt vor dem Geschäft halten.

Unwillkürlich hielt sie den Atem an. So einen Wagen konnte man nur fahren, wenn man sehr reich war! Sie erkannte einen breitschultrigen, hochgewachsenen Mann, der aus dem Auto stieg. Er lief um den Kühler herum und half einer Dame beim Aussteigen.

Was für eine elegante Frau! Doris bewunderte das knapp sitzende Jackenkleid mit dem verschwenderisch um die Schultern sich schmiegenden Pelzkragen aus Nerz.

Normalerweise neigte Doris nicht zu Neid, doch jetzt überfiel sie, als sie die elegante Dame beobachtete, der Wunsch, einmal so vornehm auszusehen wie die Fremde.

Plötzlich verdunkelte ein großer weiß-braun-schwarzer Schatten die gläserne Ladentür. Und gleich darauf schoss ein riesiger Hund herein.

»Bessy, hierher!«, hörte Doris wie von ferne eine sonore Männerstimme rufen.

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie dem unbekannten Tier entgegen. Sie war unfähig, sich zu rühren.

Der Hund richtete sich, blieb sekundenlang auf den Hinterläufen stehen und brachte dann seine Vordertatzen auf der polierten Platte der Verkaufstheke in Stellung. Er legte den Kopf schief und sah Doris treuherzig an.

Sie begriff, dass der Hund absolut nicht gefährlich war. Seine Größe war es, die sie erschreckt hatte.

Doris hatte schon immer Tiere gemocht. Und immer, seit ihrer Kindheit, hatte sie sich einen Hund oder eine Katze gewünscht, doch ihre Mutter wollte keine Tiere im Haus haben.

Innerhalb von Sekunden war Doris mit der Colliehündin Bessy auf Du und Du.

Ohne auf die Vorgänge im Laden zu achten, streckte sie die Hand nach dem rassigen Hund aus und strich ihm über den Kopf. Bessy knurrte genießerisch, und das Knurren hörte sich fast so an wie das zufriedene Schnurren einer Katze.

»Edelgard, nun sieh dir meine alte Bessy an!«, sagte der Mann lachend. »Hast du jemals geglaubt, dass sie so zärtlichkeitsbedürftig ist?«

Edelgard Baroness Odels zeigte nicht, was in ihr vorging. Ihr Protest, das Tier in Obhut ihrer Mutter, der Baronin Odels, zurückzulassen, war von Stefan abgelehnt worden. Sogar zum Juwelier hatte das so verhasste Tier mitkommen müssen.

Zu allem Überfluss war nun auch noch die kleine blonde Verkäuferin so freundlich zu Bessy. Und nach Stefans Worten zu schließen, imponierte ihm ihr Verhalten.

»Ich finde«, sagte die Baroness kalt, »dass dein geliebter Hund sich unmöglich benimmt. Du hast ihn falsch erzogen. Er hat zu wenig Prügel bekommen.«

Ruckartig fuhr Stefans Kopf hoch.

»Prügel?«, fragte er gedehnt. »Manchmal«, sagte er dann, sich zu einem Lächeln zwingend, »klingen deine Späße wie purer Ernst.«

Sein Blick wanderte zurück zu der zierlichen blonden Person hinter dem Ladentisch und seiner Bessy.

»Sie können sich etwas einbilden«, sagte er scherzend zu Doris. »Wenn Bessy sich von jemanden streicheln lässt, dann ist das eine absolute Ausnahme. Sie muss sofort gespürt haben, dass Sie sie mögen.«

»Als er hereinkam, bekam ich einen ordentlichen Schreck«, bekannte Doris lachend. »Aber dann sah ich in seine Augen und spürte, dass er ein lieber Hund ist.«

Warum unterhält sich Stefan mit diesem unscheinbaren Ding, statt mich das Armband anprobieren zu lassen?, dachte Edelgard bebend vor Zorn.

»Meine Bessy ist weiblichen Geschlechts«, erklärte Stefan Doris freundlich.

»Stefan, bitte«, unterbrach Edelgard ihn gereizt. »Wollen wir nicht endlich zur Sache kommen?«

»Natürlich. Du hast recht, Edelgard. Bessy, Platz!«, befahl er.

Doris zog ihre Hand vom Kopf des Hundes zurück. Gehorsam ließ sich Bessy wieder auf allen vieren nieder, schnüffelte an dem azurblauen Teppich und legte sich der Länge nach vor Stefans Füße.

»Ich war vor einigen Tagen hier und habe bei Herrn Rheydt ein Diamantarmband bestellt«, sagte Stefan Graf Marquardt. »Ist er zu sprechen?«

Doris schüttelte bedauernd den Kopf.

»Herr Rheydt hatte einen Unfall. Ich helfe im Laden aus. Aber ich werde mich sofort erkundigen, mein Herr. Wie ist Ihr Name?«

»Graf Marquardt.«

Doris verschwand hinter dem dicken Samtvorhang.

Wenige Sekunden nur hatte Stefan Doris nachgeblickt, mit lächelnden Augen, weil er sie sympathisch fand. Edelgard hatte ihn genau beobachtet.

»So treibst du's also«, zischte sie. »Ich möchte wissen, wie vielen Verkäuferinnen du die Herzen brichst, wenn ich nicht danebenstehe.«

»Köstlich, deine Fantasie!«, rief Stefan amüsiert. »Aber Spaß beiseite, mein Herz. Denk dir nur, wenn wir Gauner wären! Während das hübsche Ding uns vertrauensvoll hier im Laden lässt, könnten wir sämtliche Schubladen ausräumen.«

»Du findest sie also hübsch?«, fragte die Baroness misstrauisch.

Stefan sparte sich eine Antwort darauf, und da kam Doris auch schon zurück. In ihrer Hand hielt sie einen länglichen Lederkasten.

»Herr Rheydt hat mir das Armband aus dem Panzerschrank gegeben.« Sie öffnete den Deckel der Schatulle und hielt ihn Edelgard hin.

»Oh!«, stammelte Edelgard und schloss den Bruchteil einer Sekunde ihre Augen, so sehr blendete sie das Strahlen der Diamanten.

»Komm, probier es einmal an«, schlug Stefan vor. Er nahm das Armband und legte es Edelgard um.

Er ist ein sehr netter Herr, dachte Doris und sah aufmerksam zu dem Grafen Marquardt hinüber. Wie sehr muss er sie lieben! Ob sie seine Frau ist? Gewiss ist sie das.

»Der Verschluss hakt, Fräulein«, sagte Stefan Graf Marquardt und seufzte. »Das hat er damals schon getan, als ich mich für den Schmuck entschied. Ich sagte Herrn Rheydt, dass er ihn reparieren lassen sollte.«

»Oh, Verzeihung«, rief Doris. »Mein Onkel muss es vergessen haben.«

»Ihr Onkel?« Stefan blinzelte sie an. »Dann sind Sie also seine Nichte?«

»Ja. Mein Onkel hatte vor drei Tagen einen Unfall. Er hat sein linkes Bein bis zum Oberschenkel in Gips und kann sich nur schwer fortbewegen.«

»Das tut mir leid.« Stefan überlegte. »Ich muss den Schmuck bis zum zwanzigsten März haben«, fuhr er dann fort. »Wird er bis dahin repariert sein können?«

»Natürlich, Herr Graf«, sagte Doris hastig. »Wohin soll er geliefert werden?«

Edelgard betrachtete Stefan von der Seite. Wieder einmal fiel ihr auf, wie männlich und gut er aussah.

»In die Palmenallee sechs zu Baroness Odels«, erwiderte Stefan.

Edelgard zog die Augenbrauen hoch.

»Du willst den Schmuck gleich zu mir schicken lassen?«, fragte sie.

Dann sind sie also nicht verheiratet, durchfuhr es Doris.

»Du weißt, mein Liebling, dass ich heute Abend nach Stockholm verreisen muss«, erklärte Stefan. »Natürlich will ich bis zum zwanzigsten März zurück sein, um an deiner Geburtstagsfeier teilzunehmen, aber ich werde wahrscheinlich gleich vom Flugplatz zu dir kommen, um keine Zeit zu versäumen. Natürlich darfst du das Päckchen nicht öffnen. Ich will dir das Armband selbst umlegen!«

»Danke, Stefan, danke!«, hauchte Edelgard und ließ sekundenlang ihr Gesicht an seiner Schulter ruhen.

Stefan wandte sich wieder an Doris.

Eine ganz entzückende kleine Person, dachte er. Sie muss noch sehr jung sein. Was für blitzblanke blaue Augen sie hat! Wirklich, die Nichte des alten Juweliers Rheydt ist bezaubernd!

»Ich kann mich also darauf verlassen, Fräulein Rheydt?«

»Ich heiße nicht Rheydt, sondern Finck«, erklärte Doris. »Der zwanzigste März ist übrigens in drei Tagen. Natürlich kann die Reparatur bis dahin erledigt sein. Ich werde das Armband selbst zustellen.« Sie beugte sich über einen Block und notierte sich die Adresse der Baroness.

Stefan hatte sich indessen an dem runden Tisch niedergelassen und sein Scheckbuch gezogen. Er schrieb die vierstellige Summe in Zahlen und Worten darauf, unterschrieb mit vollem Namen und reichte den Scheck Doris hinüber.

»Das ist der vereinbarte Preis«, sagte er. »Dann wäre also alles erledigt. Gehen wir?«, wandte er sich an Edelgard.

»Einen Augenblick noch«, flüsterte die Baroness.

Sie hatte sich vor einer Glasvitrine aufgestellt und starrte wie behext auf einen Ring, der dort einsam auf einem Ständer aus rotem Samt lag.

Doris wusste, dass dieser Ring ein Vermögen wert war. Es war ein Reif aus schwerem Rotgold mit einem vierkarätigen Smaragd, dessen tiefgrüner Stein wie Feuer leuchtete. Dieser Smaragdring war neben einer Rubinbrosche das wertvollste Stück im ganzen Laden.

»Sieh nur«, rief die Baroness verklärt. »Dieser Ring, Stefan, wirst du ihn mir schenken?«

Doris schaute auf den Scheck in ihrer Hand. Das Diamantarmband hatte den Grafen dreitausend Mark gekostet. War die Baroness damit immer noch nicht zufrieden? Unwillkürlich blickte Doris auf das Gesicht des Grafen. Sie bemerkte, wie es sich verfinstert hatte.

»Aber Edelgard«, sagte er, mühsam um Fassung ringend. »Gefällt dir das Armband etwa nicht?«

»Doch, doch«, versicherte Edelgard. »Ich meine bloß, wenn wir verheiratet sind, oder zur Hochzeit ... Du weißt doch nie, was du mir schenken sollst, Stefan!«