Die Welt in Trümmern - Risah E. Baca - E-Book

Die Welt in Trümmern E-Book

Risah E. Baca

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Welt ist zerstört! Auf nur noch zwei verbliebenen großen Kontinenten, haben die letzten überlebenden Menschen, Schutz in Oasen gefunden. Doch noch immer hören die Kämpfe, um Ressourcen nicht auf. Seit Lyn zwölf war, musste sie sich ihren Platz in dieser neuen Welt erkämpfen und das auf sehr viele Arten. Doch mit den Jahren, lernte sie zu überleben und für das zu kämpfen, was sie will. Lange glaubt sie, zufrieden zu sein und genießt schon fast ihr Leben als Assassinin. Bis sie ihm begegnet und sich alles in ihrem Leben ändert. Ein Kampf aus Lügen, Intrigen und Verrat beginnt. Währenddessen, lernen Lyn und Kiyan einander zu vertrauen und setzen damit etwas in Gang, was alles verändern wird. *** Dieses Buch entspricht 484 Taschenbuch Seiten

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


 

Risah E. Baca

 

 

 

 

Impressum:

 

Copyright © 2024

Risah E. Baca

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

Covergestaltung: Copyright © 2024

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Stefanie Brandt

Katharina H.

Beth .B.H.

 

Stand: Mai 2025

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.

 

 

 

Dieses Buch ist für alle Kämpfer da draußen.

Auch wenn der Weg einmal schwer erscheint,

denkt daran, irgendwo gibt es jemanden,

der an euch denkt oder auf euch wartet.

 

 

 

 

 

Die Welt in Trümmern, ist ein spannender Post-Apokalyptischer Abenteuer Roman.

Es kommen Nahkämpfe, gefährliche Situationen, Blut, Gewalt und schwere Verletzungen, Tod, Vergiftungen, derbe Sprachen und sexuelle Handlungen vor.

Leserinnen und Leser, die sich solchen Dingen gegenüber getriggert fühlen, sollten dies zur Kenntnis nehmen und sich überlegen, ob sie dieses Buch lesen möchten.

 

Am Ende des Buches, gibt es Informationen, sollte jemand Hilfe brauchen.

 

 

Begriffe und ihre Bedeutung

 

Rangfolge:

 

Drengei            Anführer der Oasenstadt

Balesar                  Berater des Anführers

Tiono                  Führender Leibwächter

Ower                  Fürst / Höhergestellter

 

Geldwährung:

 

Din                  Kupfer Münzen

Dini                  Silber Münzen

Dina                  Gold Münzen

Dins                  Edelsteine

 

Monster und Tiere:

 

Ablark                  Mutierter Mensch

Kraluch            Mutierter Wüstenfuchs

Lemak                  Mutiertes Kamel

Schlagla            Montierte Schlange

 

 

 

Es war das Ende des 21. Jahrhunderts, als es begann.

Schon lange wusste die Menschheit, dass die Welt Gefahr lief, unterzugehen. Doch sie hatten es ignoriert. Unübertroffen, war ihre Arroganz.

»Was kümmert mich morgen, wenn ich heute leben kann.«

Das war stets das Motto eines jeden. Doch die Quittung kam schneller, als sie glaubten.

Kriege, wurden geführt. Hungersnöte lösten Revolten aus. Die Menschen wurden immer unzufriedener. Es gab immer mehr Kämpfe, um Ressourcen. Sie wurden geschröpft, bis an ihre Grenzen und als es nichts mehr gab, begannen die Kämpfe um Land. Doch das Land, veränderte sich und das nicht zum Guten.

Es begann mit Erdbeben und Unwettern. Erst nur vereinzelt, danach immer häufiger. Die Zeit des Klimawandels beschäftigte viele. Lösungen wurden für etwas gesucht, das schon längst entschieden war.

Als durch die Erdbeben ausgelöste Flutwellen, das Land überschwemmten, brach Panik aus. Diese steigerte sich, mit den zunehmenden Wetterphänomenen. Angst regierte nun und Schutz wurde gesucht. Doch den, gab es nicht mehr.

Die großen Herrscher, waren von da an damit beschäftigt, Land zu sichern, das sie für geeignet hielten, um dort Schutz vor den Weltkatastrophen zu finden, sodass sie das Wesentliche, aus den Augen verloren. Hätten sie mehr darauf geachtet, was der Welt angetan wurde, hätte der Untergang, vielleicht verhindert werden können.

Mit aller Macht und allem, was es gab, wurde um Platz gekämpft. Der Meeresspiegel stieg immer weiter, Land ging unter und Millionen von Menschen starben. Doch es gab im Gegenzug auch Bereiche der Erde, die regelrecht verbrannten. Trotz allem, wurde immer weitergekämpft, wodurch die Erde bald nur noch wenig lebensfähigen Platz bot.

 

***

 

Als der Sturm und die Kämpfe sich legten, war die Erde nicht mehr das, was sie einmal war.

Nur zwei lebensfähige Gebiete waren übrig geblieben: Europa und ein Teil Amerikas. Es gab in beiden Teilen, nur je etwa drei bis vier Städte, die nun Oasen genannt wurden.

Technik wie damals, gab es außerhalb der Oasen, praktisch gar nicht mehr. Vielleicht noch in kleineren Siedlungen, doch diese waren im Grunde nur für das Nötigste. Nur innerhalb der Oasen, konnte man noch so etwas wie moderne Zeiten erleben. Doch bei Weitem nicht mehr so, wie früher. Alles außerhalb, war im Grunde, in altertümliche Zeiten zurückgefallen oder existierte nicht mehr. Städte, Dörfer, Land, einfach alles von damals, war verschwunden.

Jeder, der es sich nicht leisten konnte, in der Stadt zu leben, musste sich außerhalb durchschlagen. Was gar nicht so leicht war.

Tagsüber zu reisen, war mit extremen Strapazen verbunden, da es unglaublich heiß wurde und bei Nacht, nun, da war es auch nicht viel besser zu überleben. Es gab Wesen dort draußen, die nur aufs Töten aus waren. Die Atomkraft hatte einige Tiere und Menschen mutieren lassen. Nicht alle, aber genug, um sich Sorgen zu machen. Kein schöner Anblick, wenn man ihnen begegnete.

Zurück zu den Städten. In diesen lebten die, die sich durch irgendetwas an die Spitze der Macht gekämpft hatten. Meistens mit Raub und Mord in einer befeindeten Stadt oder die, die etwas zum Nutzen beitrugen. Aber nicht nur die Mächtigsten fanden ihren Platz, so wie es immer war.

Ja, noch immer gab es Kämpfe um Macht, nichts hatte sich in diesem Bereich verändert. Aber die Menschen hatten sich angepasst, achteten nun mehr auf die Umwelt. Wenigstens das war ein Fortschritt, in die richtige Richtung!

 

 

Ich hatte schnell und sehr früh gelernt, in dieser Neuen Welt zu überleben.

Die schlimmste Rasse auf Erden? Meiner Meinung nach, die Menschheit.

Ich lebte in einer Welt, in der das weibliche Geschlecht nicht wirklich viel zu sagen hatte. Es war wie im Mittelalter. Darüber hatte ich vor langer Zeit einmal etwas gelesen und das hatte mich ziemlich verärgert. Das Wort der Frau, zählte nichts. Es sei denn, sie ging noch aggressiver oder schlauer, als die Männer vor.

Hier und da, ein gut platziertes Wort und sie konnten viel erreichen. So, war es auch heute. Jedoch, viele wollten sich nicht unterwerfen, daher suchten sie Wege, um doch etwas erreichen zu können.

Ich war eine Kämpferin und hatte mir vieles angeeignet, nicht zuletzt das Stehlen und Töten. Wenn jemand etwas brauchte oder eine Person beseitigt werden musste, versuchte ich das zu erledigen. Es klappte nicht immer, aber wenn der Preis stimmte, tat ich so einiges, um mein Ziel zu erreichen.

 

***

 

Derzeit wartete ich auf den nächsten Auftrag, was mir Zeit verschaffte, mich in den Städten umzusehen.

Ja, jeder durfte eine bestimmte Zeit herein. Nach Einbruch der Dunkelheit allerdings, sollte man besser weg sein. Selbst in den ach so tollen Städten, war es nicht immer sicher.

Wenn der Abend anbrach, wurden die Leute auf den Straßen kontrolliert, ob sie einen Bewohner- oder Besucherausweis hatten. Wenn nicht, nun, die Wachen nahmen sich gerne mal die eine oder andere Freiheit, und viele Anführer sahen darüber hinweg. Aber selbst ungeachtet dieser Gefahr, versuchten viele auch ohne Ausweis in den Städten zu bleiben.

 

Der Markt bei Tag wurde dazu genutzt, um Dinge zu tauschen oder einzukaufen. Was man eben gerade brauchte. Meistens kam man aber hierher, um Wasser zu holen oder Lebensmittel.

Es war wirklich erstaunlich, wie viel man trotz der Katastrophe, noch bekommen konnte. Nicht zuletzt, weil es trotz allem immer noch Land gab, das man bebauen konnte. Aber das war schwere Arbeit und sehr gefährlich.

In ein paar der Städte musste ich aufpassen, da man mich dort schon zu oft gesehen hatte und man vermutete, dass ich hinter etlichen der Diebstähle steckte. Nachweisen konnte man mir bis jetzt noch nichts, aber sicher war sicher. Daher reiste ich viel und blieb nie länger als nötig an einem Ort.

Meine Habseligkeiten hatte ich in meinem Versteck gelassen, somit war ich schneller unterwegs, was durchaus von Vorteil war. Auch konnte ich mich nun zügiger durch den Markt bewegen. Außerdem beachtete man eine Frau weniger, die unbewaffnet war.

In der südlichen Oasenstadt war ich schon sehr lange nicht mehr, um genau zu sein, acht Jahre. Zu dieser Zeit, hatte mein Vater versucht, mich an den Drengei zu verkaufen, um sich einen Platz in der Stadt zu sichern.

Die Drengeis waren die Anführer und konnte man mit Sultanen der alten Zeit vergleichen. Sie hielten sich Frauen, durchaus auch mal im Harem. Nur weil es ihnen Spaß machte und niemand etwas dagegen sagte.

Als ich damals verkauft werden sollte, war ich zwölf und zu dieser Zeit hatte ein ziemlich machthungriger Drengei geherrscht. Seine Blindheit für das, was in seiner Stadt vor sich ging, hatte ihn schlussendlich seinen Posten gekostet.

Laut Hörensagen, war nun ein jüngerer und ebenfalls ziemlich ehrgeiziger Mann an der Macht. Auch schien er sich nicht so leicht hinters Licht führen zu lassen. Was ihn bereits mehrere Jahre, in seiner Position hielt.

Das war unter anderem auch der Grund, warum ich mich wieder in diese Stadt wagte. Aber auch, weil ich meine Mutter finden wollte. Sie wurde damals in den Harem, des vorherigen Drengei gezwungen. Sozusagen, wenn nicht die Tochter, dann eben die Frau. Sie hatte den Preis zahlen müssen, weil ich weggelaufen war. Doch diesen Harem gab es nicht mehr, seit der Neue die Stadt anführte.

 

»Hallo, schöne Frau. Wie wäre es mit ein paar Früchten?«

»Wie viel?«, wollte ich von dem Händler wissen.

»Nur drei Dini.«

»Drei? Nein! Am Stand dort vorne, hätte ich dieselben für zwei bekommen.«

»Meine sind aber besser. Aber gut, weil Sie so eine schöne Frau sind, gebe ich sie Ihnen für zweieinhalb.«

»Zwei und nicht eine Dini mehr.«

»Sie verhandeln hart. Also schön, zwei.«

Lächelnd ging ich zu ihm und hielt vier Finger hoch. Er verstand und packte mir vier der Früchte ein. Die Kaktusfrucht war voller Vitamine und schenkte noch dazu etwas Flüssigkeit.

Der Markt hatte viel anzubieten, wodurch ich mehr Geld ausgab, als ich eigentlich wollte. Aber das machte nichts, das würde ich schnell wieder drin haben.

Als ich die Seitengasse verließ und auf den großen Platz kam, war einiges los. Offenbar hatte einer der ganz Großen seine Behausung verlassen. Was natürlich immer gleich für Aufsehen sorgte. Ich hatte schon so viele von ihnen gesehen, dass es mich nicht mehr interessierte. Daher ging ich weiter an den Ständen entlang, die nun angenehm leer waren.

Bei einem Schmuckhändler blieb ich stehen und betrachtete eingehend die Ware. Vieles davon gefiel mir sehr gut. So gut, dass meine Aufmerksamkeit nachließ.

»Wunderschön«, kam es von einem Mann neben mir.

Ich ging nicht darauf ein, da ich mich nicht angesprochen fühlte. Der Verkäufer wollte etwas sagen, aber mit einer einfachen Handbewegung, verhinderte der Mann neben mir das, wie ich im Augenwinkel bemerkte. Also einer, der Einfluss hatte. Interessant!

»Was meinen Sie zu den Stücken?«

Nun war ich doch angesprochen worden. »Wirklich sehr schöne Schmuckstücke«, antwortete ich, griff nach zwei Armreifen und legte sie mir an. Das alles tat ich, ohne jenen neben mir auch nur einmal anzusehen oder weiter zu beachten.

»Wie viel für die beiden?«, fragte ich den Verkäufer.

»Zwei Dina, für beide.«

Wow, das war eine Menge Geld, auch wenn die Reifen es wert waren.

Bevor ich etwas sagen konnte, sah ich, wie eine Hand neben mir nach vorne ging und der Verkäufer bezahlt wurde. Dieser verneigte sich und steckte das Geld in eine Tasche hinter ihm. Nun musste ich den Mann doch ansehen und für einen Moment wusste ich ernsthaft nicht, was ich sagen sollte. Daher tat ich das Einzige, was mir gerade einfiel, ich ging.

»Kein Danke?«, fragte mich dieser.

»Warum? Ich habe Euch nicht darum gebeten, mir die Armreifen zu bezahlen.«

»Und dennoch habt Ihr sie genommen und somit mein Geschenk akzeptiert.«

»So erpicht auf Dank? Schön, wenn es Euch dann besser geht, danke.« Damit drehte ich mich um und ging.

»Habt Ihr Interesse daran etwas trinken zu gehen?«

Oh ja, Alkohol war ein noch immer sehr beliebtes Getränk. Vor allem, da es kaum noch Auflagen gab, wie stark dieser sein musste.

»Nein«, war meine schlichte Antwort.

»Interessant, offenbar habt Ihr keine Ahnung, wer ich bin. Das macht das Ganze irgendwie reizvoller. Wo schlaft Ihr diese Nacht?«

Warum musste er mir nachlaufen?

»Wenn Ihr so fragt, nicht in dieser Stadt.«

»Was gibt es hier auszusetzen?«

Nun blieb ich wieder stehen, drehte mich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Vielleicht sind es die Männer hier, die mir zu aufdringlich werden. Wenn Ihr mich nun entschuldigt, aber ich denke, es wird Zeit für mich zu gehen.« Ich musste hier ganz dringend weg und das so schnell wie möglich.

»Dann verratet mir, wie kann man Eure Aufmerksamkeit erregen?«

»Wenn ich das verraten würde, wo bliebe da der Spaß, es selbst herauszufinden?« Ich schlängelte mich durch die Leute, die den Markt besuchten und sah mich suchend um. Dabei versuchte ich, einen Ausweg zu finden.

»Also liebt Ihr es, wenn ein Mann sich anstrengt, Euer Interesse zu wecken? Das werde ich mir merken.«

Darauf antwortete ich ihm nichts, sondern schob mich durch eine besonders große Traube von Menschen, duckte mich und verschwand in eine Seitenstraße. Hier sah ich mich kurz um, fand schnell eine Möglichkeit, um nach oben aufs Dach zu klettern und brachte mich so außer Reichweite, meines vermeintlichen Verfolgers.

Keine Minute später, kam auch er in die Straße und sah sich suchend um. Ich spähte über die Kante und beobachtete ihn einen Moment. Da schaute er auf einmal nach oben und sah mich direkt an. Für einen Augenblick, wirkte er ehrlich überrascht. Doch dann lächelte er, verneigte sich kurz und ging wieder zum Anfang der Gasse. Dort standen mehrere Männer und schienen diese zu blockieren. Mein Verfolger, sprach mit einem von ihnen und zeigte danach auf mich. Spätestens jetzt musste ich zusehen, dass ich wegkam. Noch einmal traf sich unser Blick und nun war ich es, die lächelte, denn er hatte keine Ahnung, wer ich war.

Mein Weg führte mich über mehrere Dächer. Zum Glück standen sie dicht zusammen, in Richtung der Stadtmauer. Von dort aus, wäre es nicht mehr schwer, aus der Stadt herauszukommen. Hatte ich zumindest gedacht.

Ein Signal hallte durch die Straßen. Gar nicht gut! Was es bedeutete? Dieser Ton hieß, dass die Tore geschlossen wurden. So schnell ich konnte, lief ich weiter. Doch kaum kam einer der Ausgänge in Sicht, wusste ich, dass es zu spät war.

Von meiner Position, auf einem der Dächer, konnte ich beobachten, wie Wachen jeden kontrollierten, der hinauswollte. Dabei wurden Frauen besonders gründlich in Augenschein genommen. Verdammt, so schnell würde ich nicht aus der Stadt kommen, also musste ein neuer Plan her.

Rufe hinter mir, deuteten an, dass die Wachen nun auch auf den Dächern waren. Lästig, dass ich noch nicht mal hier sicher war. Kurzerhand ließ ich mich in eine der Gassen runter, schnappte mir eins der Tücher, das vor einer der Haustüren hing und verdeckte so mein Haar und weitestgehend mein Gesicht. So lief ich durch die Straßen und sah mich nach einem Versteck um. Was gar keine so leichte Aufgabe war.

An einer Säule sah ich einen Zettel hängen. An und für sich nichts Besonderes, doch für mich schon, denn mir sagte er, dass es eine Nachricht in einem Versteck gab. Vorsichtshalber überprüfte ich die Zeit, die vergangen war, seit man sie aufgehängt hatte. Erst etwa drei Stunden, also noch ganz frisch. Ich riss den Zettel ab und sah mich um. Im Bild einer Werbung war die Wegbeschreibung versteckt und wenn mich nicht alles täuschte, war es nicht weit von meiner Position aus.

Vorsichtig und sehr darauf bedacht, den Wachen aus dem Weg zu gehen, schlich ich zu meinem Ziel. Wer war der Kerl, dass er sogar die Stadt abriegeln konnte? Nur sehr wenige hatten die Macht dazu. Der Tiono, Anführer der Wachen. Der Balesar, Berater des Anführers und der Drengei selbst. Also war ich einem der drei höchsten Männer begegnet.

Ganz toll!

Kaum mein Ziel erreicht, sah ich mich kurz um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Also untersuchte ich die Mauer und suchte nach der beschriebenen Stelle. Hinter einem losen Stein, fand ich schließlich den Umschlag. Diesen steckte ich ein und suchte mir einen ruhigen Platz.

In einer kleinen Wirtschaft fand ich eine Ecke, in der ich mich für ein paar Minuten niederlassen konnte. In meinem Umschlag fand ich einen neuen Auftrag und dieser hatte es in sich. Der Drengei der westlichen Oasenstadt wollte, dass man den Drengei der Südlichen tötete. Gut, es war nicht mein erster Mordauftrag, doch einen Anführer zu töten war ein starkes Stück.

Meistens ging es in meinen Aufträgen darum, kleinere Höhergestellte zu erledigen, um entweder Platz in einer Stadt zu schaffen oder die wirklich Fiesen loszuwerden. Drengeis zu killen, war etwas, das ich mir sehr gründlich überlegen musste. Den vorherigen Herrscher, dieser Stadt, hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken getötet. Das aber auch nur, weil ich gewusst hatte, dass er grausam und machtgierig war. Über den Jetzigen, wusste ich nichts und das war etwas, das ich so gar nicht leiden konnte. Wenn ich tötete, dann nur die, die es auch verdient hatten. Alles andere, würde ich sonst nicht mit meinem Gewissen ausmachen können.

Nachdem ich alle Papiere genau durchgesehen hatte, zerriss ich alles und begann es in einem Aschenbecher zu verbrennen. Erst nachdem alles weg war, lehnte ich mich zurück und gönnte mir einen Moment Auszeit. Jetzt bereute ich es, meine Sachen außerhalb der Stadt gelassen zu haben, denn nun würde ich wieder Geld ausgeben müssen, um das zu besorgen, was ich brauchte.

An Informationen zu kommen, war stellenweise noch schwerer als jemanden zu töten.

»Möchten Sie etwas trinken?«, wollte eine Bedienung von mir wissen.

»Nein, danke. Ich habe nur einen Moment Ruhe gebraucht«, gab ich zurück und stand wieder auf.

»Ruhe ist ein Geschenk, das Ihresgleichen nur sehr selten erhält.«

Überrascht sah ich die Frau vor mir an. »Es scheint mir schon fast so, als wüssten Sie, wovon Sie da reden.«

»Sagen wir so, man lernt mit der Zeit einfach dazu.«

»Wie es aussieht, bekomme ich nun doch etwas Durst«, erklärte ich ihr und setzte mich wieder hin.

»Sehr gut. Bin gleich wieder da.«

Und ich würde warten.

 

 

»Wie schwer, kann es verflucht noch mal sein, eine einzelne Frau zu fangen?« Die Inkompetenz der Leute, die mich gerade umgab, reizte mich ungemein.

»Wir können uns das nicht erklären, Sir. Es scheint fast so, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Die Männer durchkämmen noch immer die Stadt und kontrollieren jeden, der sie verlassen will.«

»UND DENNOCH, SEHE ICH KEINE ERGEBNISSE«, brüllte ich nun durch den Raum.

Die Männer wichen zurück und sahen sich besorgt um.

»Findet sie!«, gab ich den Befehl und sofort liefen alle los.

Zwei Männer lösten sich aus den Schatten der Säulen links und rechts von mir.

»Was für Männer bildest du da aus, Ridig?«

»Es sind gute Männer. Doch sie sind nur für den Schutz oder Kampf ausgebildet.«

»Dann erledige du diese Aufgabe«, gab ich ihm die Anweisung.

»Was ist so interessant an ihr?«, fragte mich nun Vages, der gleichzeitig auch mein Berater war.

»Das ist es ja, eben weil ich es nicht weiß, muss ich sie finden. Keine Frau hat mich bisher je genug angesprochen, dass ich mehr Zeit mit ihr verbringen will. Aber diese, fasziniert mich.«

Beide wechselten kurz einen Blick, dann neigte Ridig leicht seinen Kopf und ging.

»Es ist erstaunlich, dass es doch einmal eine geschafft hat, deine Aufmerksamkeit zu erregen. Mich würde nur interessieren, warum?«

Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und versuchte, zu entspannen. »Es scheint, als wäre es ihr egal, wer ich bin und ich bin mir sicher, dass sie weiß, dass ich ein Höhergestellter bin. Auch lässt sie sich nicht leicht beeindrucken. Es ist dieses völlige Desinteresse, das sie ausstrahlt, was mich mehr über sie herausfinden lassen will.«

»Du könntest es so einfach haben. Doch nein, es muss die sein, die dich offensichtlich nicht will. Du hattest schon immer etwas Masochistisches an dir.«

Nun lehnte ich mich vor und kniff die Augen verärgert zusammen. »Hör auf, mich vollzuquatschen und such lieber nach Informationen.« Auch dieser Freund ging und ich konnte weiter versuchen, mich wieder zu entspannen.

Vages hatte mir zu einem Spaziergang in der Stadt geraten, da mein Letzter, schon etwas zurücklag. Einfach, um den Leuten zu zeigen, dass ich mir keinesfalls zu schade war, unter ihnen zu sein. Gleichzeitig, hatte es mir die Gelegenheit gegeben, nach dem Rechten zu sehen und eventuelle Verbesserungen vorzunehmen. Die Technologie mochte hier zwar gut laufen, noch zumindest, aber sie musste gepflegt werden. Solarzellen überall, sorgten für die dringend benötigte Energie, doch eine Stadt wuchs stetig, daher musste es Veränderungen geben.

»Ihr seht müde aus, Drengei. Kann ich Euch etwas Gutes tun?«

»Lass mich alleine, Starina.« Sie kam trotzdem näher und kniete sich neben mich. Sie schien immer genau zu wissen, wann ich alleine war und tauchte wie aus dem Nichts auf.

»Lasst mich Euch helfen, vielleicht geht es Euch danach besser.«

Kurz überlegte ich. »Schön, aber mach schnell und dann will ich dich den Rest der Woche nicht mehr sehen. Außer du hast nützliche Informationen für mich.«

Sofort machte sie sich ans Werk, meine Kleidung zur Seite zu schieben, meine Hose zu öffnen und mein bestes Stück freizulegen. Dass wir uns dabei im Hauptsaal befanden, war ihr völlig egal. Auch, dass jederzeit jemand kommen könnte, schien sie nicht zu stören. Sie war gut, was mit einer der Gründe war, warum ich sie bei mir behielt. Doch diese eine Sache war das Einzige, das ich mit ihr tat. Natürlich wollte sie mehr, aber ich nicht. Für Sex holte ich mir eine Bezahlte, diese waren zumindest leicht loszuwerden. Was Starina anging, könnte ich das auch, doch dies würde zu Problemen mit ihrem Vater führen. Dieser war ein fähiger Mann, unmoralisch, was seine Tochter anging, doch auch sehr berechnend.

Er war der Meinung, wenn sie nur lange genug meine Gespielin blieb, würde ich sie zu meiner Frau machen und ihm dadurch mehr Macht verleihen. Weit gefehlt, denn die Zeit mit ihr lief bereits ab. Wenige Minuten nachdem sie angefangen hatte, packte ich ihren Kopf und erhöhte das Tempo. Sie ließ sich heute zu viel Zeit für meinen Geschmack.

Als ich kam, fand ich kurz die benötigte Ruhe, was mich freute. Nachdem die letzten Zuckungen verebbt waren, schob ich Starina weg und richtete meine Kleidung. Als ich sie ansah, konnte ich Enttäuschung in ihren Augen sehen. Doch die verbarg sie schnell wieder, lächelte, stand auf und ging. Das war mir irgendwie zu leicht abgelaufen, also erhob ich mich ebenfalls und folgte ihr still und leise ein Stück. Ich musste nur zwei Gänge laufen, als ich Stimmen hörte.

»Er weist mich immer wieder ab. Was soll ich nur tun?«, hörte ich sie jammern.

»Streng dich mehr an. Nur wenn er dich in sein Bett lässt, können wir den nächsten Teil unseres Planes umsetzen.«

Ah, ich konnte mir schon denken, was vor sich ging. Ein Grund mehr, warum ich nur mit Ausgewählten schlief. Wenn Starina schwanger wurde, könnte ihr Vater verlangen, dass ich sie heiratete. Das, änderte alles! Da ich nun wusste, was sie vorhatten, war Starinas Zeit in meinem Hause vorbei. Doch ich musste strategisch vorgehen, sonst riskierte ich gute Verbindungen.

Ich ging in mein Büro und schloss die Türen. Hier war ich sicher, dass niemand mitbekam, was ich sagte, dafür kontrollierte ich den Raum zu oft. Ich griff nach meinem Satellitentelefon, eins der wenigen Dinge, die noch funktionierten. Die Satelliten waren noch da, nur die Verbindungen zu ihnen waren größtenteils unterbrochen. Diese Telefone waren durch den Großen Krieg selten geworden. Aber wer sie hatte, konnte sich einen großen Vorteil dadurch verschaffen. Einer der Leute, die in dieser Stadt lebten, hatte es geschafft, die Technik zu verfeinern und mehrere Modelle herzustellen. Diese hatte ich nur an meine engsten Vertrauten weitergegeben. Jeder andere Bewohner der Stadt, konnte nur das stadtinterne Netz benutzen. Wenigstens etwas Luxus, wollte ich meinen Mitbürgern gönnen.

»Ja?«, meldete sich Vages, gleich nach dem ersten Klingeln.

»Finde etwas über den Vater von Starina heraus. Wir müssen die beiden loswerden.«

Kurz war es still.

»Warum, langweilt sie dich schon?«

»Schon eine ganze Weile, aber darum geht es nicht. Die beiden hecken etwas aus, das mir nicht gefällt.«

»Wie zum Beispiel, dich in den Bund der Ehe zu fesseln?«

Warum wunderte es mich nicht, dass mein Freund schon davon wusste?

»Wie lange weißt du es schon?«

»Nicht allzu lange. Die beiden verbergen sich gut. Aber ich wollte erst etwas gegen sie in der Hand haben, bevor ich es dir sage. So hätte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«

»Und, hast du etwas für mich?«

»Leider noch nicht genug, was einen Rauswurf rechtfertigen würde. Gib mir noch etwas Zeit, wenn du es schaffst, dich solange zu beherrschen.«

»Das sollte kein Problem sein. Beeil dich aber trotzdem.«

»Wird gemacht, bis später.«

Ich legte auf und kurz darauf klopfte es an der Tür. »Ja?« Genau der Mann, über den ich gerade gesprochen hatte, steckte seinen Kopf herein.

»Störe ich, Sir?«

Ja und wie!

»Nein, kommen Sie herein. Was kann ich für Sie tun?«

»Es geht um die neuen Kollektoren, die Sie haben möchten. Momentan sind leider nicht die Ressourcen dafür da, um diese produzieren zu können. Es würde eine erhebliche Menge an Geld erfordern, um alles zusammenzubekommen.«

Was für einen Blödsinn, versuchte er mir da gerade aufzutischen?

»So? Nun, dann werde ich Erkundigungen einholen, was bis zu diesem Zeitpunkt möglich ist und danach sehen wir weiter.«

»Darum kann auch ich mich kümmern, wenn Sie es wünschen. In ein paar Tagen kann ich eine genaue Aufstellung der Mittel erstellen.«

»Wie nobel von Ihnen. Schön, dann wäre das ja nun geklärt. Gibt es sonst noch etwas?«

»Eine Kleinigkeit nur noch. Meine Tochter und ich, geben einen kleinen Empfang und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie vorbeikommen könnten.«

»Und wann soll dieser Empfang sein? «

»Nun, wir dachten, in einer Woche wäre gut.«

»Dann werde ich Sie leider enttäuschen müssen. Bis übernächste Woche bin ich vollständig mit Empfängen und Terminen ausgebucht.«

»Natürlich, Sie sind ein sehr beschäftigter Mann. Wir verlegen den Termin gerne für Sie. Unser Ehrengast sollte natürlich auch die Möglichkeit haben zu erscheinen. Würde es Ihnen in einem Monat passen?«

Nun musste ich zusagen, denn noch nicht einmal ich, konnte sagen, was in einem Monat war. »Ich werde es mir notieren.« Schon jetzt war es mir zuwider, dorthin zu gehen.

»Danke, Sir. Meine Tochter und ich fühlen uns sehr geehrt.«

Aber natürlich und ich war mir ganz sicher, dass seine ach so tolle Tochter, nun alles daransetzte, bis dahin in meinem Bett zu landen. Aber nicht mit mir.

»Wenn Sie mich nun entschuldigen, aber ich habe noch zu arbeiten.«

»Sicher. Ich werde mich um die Auflistung kümmern und so schnell es geht, vorlegen.«

Nickend nahm ich das zur Kenntnis und setzte mich an meinen Schreibtisch.

 

Das Abendessen war wie immer ein großes Zusammenkommen. Zwar war nicht jeder der Höchsten dazu eingeladen, aber ich bemühte mich, jeden von ihnen regelmäßig an meinen Tisch zu holen. Halte deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher. Auch wenn derzeit alles ruhig war, konnte man nie wissen, wer gerade etwas ausheckte. Und der beste Weg, das herauszufinden, war, sie einzuladen und zu beobachten.

Ein paar von ihnen hatte ich in Verdacht, nur beweisen konnte ich noch nichts. Aber wozu gab es Spione. Wann immer die Höchsten bei mir zum Essen eingeladen waren, schickte ich Männer los, die sich nach Informationen bei denen umsahen, die gerade am Tisch saßen. Niemandem konnte man heute noch trauen, zu viele wollten an die Macht.

 

 

Die letzten Stunden hatte ich so weit alles zusammengetragen, was ich brauchte. Auch neue Kleidung konnte ich mir besorgen. Die leichte, lockere, schwarze Hose, bescherte mir den nötigen Freiraum und war nicht zu warm. Mein Oberteil bestand aus zwei Teilen. Zum einen eine Art BH, nur viel ausgeschmückter, das mir aber den nötigen Halt verschaffte. Zum anderen, ein lockeres, langärmliges und fast durchsichtiges Hemd, das mir bis über die Hüfte reichte.

Dank meiner neuen Bekanntschaft, hatte ich nun auch ein paar Dolche. Diese konnte ich in meinem langen Haar verstecken, so wie etwas Gift, für den Notfall. Es hatte sich herausgestellt, dass die Bedienung, eigentlich die Besitzerin des Lokals, früher einmal so wie ich eine Kämpferin war. Bis sie ihrem Mann begegnete. Sie hatte immer noch ihre Ausrüstung und trainierte regelmäßig, nur ging sie eben nicht mehr diesen Geschäften nach, sehr zum Vorteil für mich.

Meine neue Freundin hatte mir einen Durchgangspass, für das Haus des Drengei besorgen können. Es lohnte sich eben doch, Kontakte zu pflegen. Ich sollte als eine der Bauchtänzerinnen ins Gebäude kommen. Von da aus, würde ich mich nach einem groben Plan richten müssen, den sie ebenfalls für mich besorgen konnte. Wer mein Auftrag war, hatte ich ihr verschwiegen. Ich wollte sie nicht noch weiter mit hineinziehen und war mir sicher, dass sie bestimmt etwas dagegen haben würde.

 

Auf einem Wagen, fuhr ich mit ein paar der anderen Frauen, die an diesem Abend für den Drengei und seine Gäste tanzen sollten, zum Palast. Absichtlich hatte ich mich in die Mitte gesetzt, denn nur in der Masse ging man wirklich unter.

Am Tor kam eine Wache kurz auf den Wagen, kontrollierte unsere Durchgangspässe und warf einen Blick in die mitgeführten Taschen. Scheinbar zufrieden nickte er und verschwand wieder. Wirklich? Das war zu einfach. Der Anführer sollte sich vielleicht nach ein paar neuen Männern fürs Tor umsehen. Ach nein, das würde ja vielleicht ein anderer tun müssen. Zumindest, wenn ich meinen Auftrag durchzog.

Im Gebäude ging alles ganz schnell. Ein paar der Wachen führten uns in einen Raum, wo wir uns fertigmachen konnten. Dabei sah ich mich genau um, doch fand ich keine Möglichkeit, mich von der Gruppe jetzt schon abzuseilen. Vor und hinter uns liefen Wachen. Zumindest diese passten besser auf, nur blöd für mich. Verstimmt musste ich feststellen, dass ich diesen Auftritt ernsthaft durchziehen musste. Mein Glück war, dass der Drengei darauf zu bestehen schien, dass die Tänzerinnen Schleier vor ihren Gesichtern trugen. Seltsam, aber umso besser für mich. Nicht, dass noch mein Verfolger vom Mittag mit an diesem Tisch saß.

 

Kaum umgezogen, holte man uns auch schon ab. Ich war ehrlich froh, dass ich die Sachen für den Auftritt dabei hatte. Erst war ich der Meinung, es vorher aus der Gruppe zu schaffen, und mir den zusätzlichen Ballast ersparen konnte. Doch nun, war ich froh, dass Merina mich überredet hatte, auf Nummer sicherzugehen.

Der große Saal war beeindruckend, ganz in Rot, Schwarz und Silber gehalten. Jeder andere hätte wahrscheinlich Gold genommen, um zu demonstrieren, dass er reich war und es sich leisten konnte. Doch nicht so dieser Anführer. Ihm schien es egal zu sein, was andere dachten, er tat das, wonach ihm war.

Die hohe Decke wurde von Säulen gestützt, die etwa zwei Meter von der Wand entfernt aufgereiht standen. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, an dem mehrere Personen saßen und sich unterhielten. Wir Frauen standen davor und warteten darauf, dass der Drengei uns bemerkte und das Zeichen zum Anfangen gab. Zum Glück waren die Frauen, in dem Raum, den Auftritt im Schnelldurchlauf noch einmal durchgegangen, so wusste ich, welche Nummer sie bringen wollten. Ich hatte bereits früher einige mittanzen müssen, um an meine Zielpersonen heranzukommen, somit war mir das alles nicht fremd.

Was mich aber dann etwas aus dem Konzept brachte, war der Mann am Ende des Tisches. Er trug nun einen Turban, doch ich erkannte ihn sofort. Scheiße, der Mann vom Markt war hier und er war offensichtlich mein neues Ziel. Das war etwas, das ich erst einmal verdauen musste.

Fast hätte ich den Einsatz verpasst. Nur die Tatsache, dass er einmal laut klatschte, rief mich wieder zur Ordnung. Das sorgte dafür, dass ich mich kurzfristig auf etwas anderes konzentrieren musste, als auf das, was meine eigentliche Aufgabe war. Trotzdem fragte ich mich im hintersten Teil meines Kopfes, warum ausgerechnet er sterben sollte?

Während des gesamten Auftrittes, fühlte ich mich beobachtet, was nicht sein konnte. Ich sah wie die anderen aus und trotzdem glaubte ich, dass man mich direkt ansah. Wann immer es möglich war, sah ich zum Tisch und tatsächlich, der Drengei beobachtete den Auftritt sehr genau. Was mich zum ersten Mal, ernsthaft nervös machte.

Als der Tanz einmal um den Tisch herumführte, gab ich mir Mühe, mein Gesicht wegzudrehen, denn mein Schleier kam mir auf einmal nicht sicher genug vor. Und ja, noch immer sah der Drengei dem Tanz sehr aufmerksam zu. Wann immer ihn jemand ansprach, hob er nur die Hand und unterbrach denjenigen, bis der Tanz vorbei war.

Ich musste hier raus und das ganz schnell! Aber, ich hatte auch einen Auftrag. Hin- und hergerissen folgte ich den Frauen, nach dem Tanz, in den Raum zurück, wo ich mich schnell umzog und bereit machte.

Als wir abgeholt wurden, sah ich meine Chance, denn dieses Mal waren es nur zwei Wachen, die uns begleiteten. Seltsam, aber ich würde diese Gelegenheit bestimmt nicht verstreichen lassen.

In einer der unübersichtlichen Biegungen nutzte ich den Moment, wo die Wachen nicht alle von uns sehen konnten und verschwand in einem anderen Gang. Ich holte meine Karte heraus und versuchte nachzuvollziehen, wo ich gerade war.

Immer wieder musste ich mich verstecken, da viele Wachen im Gebäude unterwegs waren. Doch je näher ich meinem Ziel kam, umso weniger wurden es, was es mir einfacher machte. Vor den Räumen des Drengei fand ich allerdings wieder welche, wodurch ich mir einen neuen Weg hinein suchen musste. Eins der Fenster, auf dem Flur hinter mir, war geöffnet worden, daher schlich ich zurück und sah kurz nach draußen. Es gab eine sehr schmale Kante, aber es war machbar. Da hatte ich schon schlimmere Probleme gehabt. Ich band mir meine Tasche auf die Hüfte, um meinen Schwerpunkt möglichst tief zu halten, und trat nach draußen. Flach an die Wand gepresst, schob ich mich langsam an dieser entlang. Bei jedem Fenster spähte ich kurz hinein, um sicherzugehen, dass keiner dort war oder bemerkte, was ich gerade tat. Nachdem ich mich vergewissert hatte, das richtige Zimmer erreicht zu haben, schwang ich mich über das Fensterbrett, spähte danach noch einmal nach draußen und suchte mir einen schnellen Ausweg.

Diesen fand ich bei einem kleinen Dachvorsprung, denn dieser ging fast nahtlos zum nächsten über. Zwar nicht ganz so unauffällig, wie ich reingekommen war, aber wenn es schnell gehen musste, durfte man nicht wählerisch sein.

Im Raum selbst, gab es nur sehr wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken, wobei mir die Dachbalken zu Hilfe kamen. Diese waren mit verschiedenen Tüchern über dem Bett behangen. Wodurch sich mir eine kleine, aber dennoch passende Möglichkeit bot, vor neugierigen Blicken verborgen zu bleiben. Allerdings würde es einige Anstrengungen kosten, dort oben das Gleichgewicht zu halten, bis mein Ziel schlief.

Stimmen auf dem Gang vor der Tür, zwangen mich, zu handeln. Also nahm ich Anlauf, sprintete ein Stück die Wand hoch und fasste nach einem der Balken. Mit Kraft zog ich mich hoch und sprang nach und nach zu meinem Versteck. Dort legte ich mich der Länge nach auf einen der Balken, löste meine Tasche von der Hüfte und positionierte sie vor mir, bis das Gewicht ausbalanciert war. Danach erst, ließ ich den Beutel los. Nun konnte ich mich ganz auf mich konzentrieren, bis ich ansatzweise bequem lag. Keine Minute zu früh, lag ich still, als die Tür sich öffnete und der Drengei hereinkam, doch er war nicht allein.

»Gibt es Neuigkeiten?«, wollte er von seinem Begleiter wissen.

»Noch nicht. Die Spur verliert sich an der Mauer, doch durchgegangen ist sie nicht. Alle haben eine genaue Beschreibung bekommen und jede, die auch nur im Ansatz so aussieht, wurde aufgehalten und genauer kontrolliert. Sie muss noch in der Stadt sein. Einen anderen Weg hinaus gibt es nicht. Zumindest weiß ich von keinem anderen.«

»Was sagen die Aufzeichnungen?«

»Sind lückenhaft. Bei der Hitze des Tages brennen immer wieder die Leitungen durch, sodass wir ein paar tote Winkel haben. Es wird sich bereits darum gekümmert, aber dadurch fehlen uns ein paar Informationen.«

»Na schön. Sorg dafür, dass die Kameras schnell wieder in Betrieb sind. Für heute können wir nichts mehr machen. Lass uns morgen sehen, was wir herausfinden können.«

Beide Männer schlugen sich gegen die Schulter und der eine ging, zumindest wollte er das, denn als er die Tür öffnete, stand eine Frau davor.

»Oh, ich hatte gehofft, kurz mit dem Drengei sprechen zu können«, meinte diese und versuchte dabei unschuldig zu wirken.

Insgeheim betete ich, dass sie abgewiesen wurde, denn das brauchte ich bestimmt nicht mitzuerleben.

Der Begleiter sah den Anführer kurz an, doch dieser schüttelte den Kopf, was der andere mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

»Heute nicht, er ist beschäftigt«, erklärte der Mann und schob sich auf den Flur, wobei er die Frau zurückdrängte. Kaum, dass die Tür geschlossen war, herrschte Ruhe und fast hätte ich geseufzt, konnte mich aber gerade noch beherrschen.

Der Drengei legte seinen Turban ab und entledigte sich seines Obergewandes. Nun oberkörperfrei, ging er zum Fenster und sah nach draußen. Es wirkte fast so, als bräuchte er frische Luft, um wieder zur Ruhe kommen zu können. Er sah gut aus. Klare definierte Muskeln, eine schmale Hüfte und ich wettete, auch ziemlich kräftige Beine. Sein Haar trug er recht kurz, aber das störte das Bild von ihm nicht. Als er sich wieder umdrehte, konnte ich sein Gesicht etwas betrachten. Nicht leicht, von meiner Position aus, doch es ging. Er hatte kantige Züge, die von einem leichten Bartschatten überzogen waren. Seine Augen musste ich nicht sehen, denn an die konnte ich mich sehr genau erinnern, besonders an dieses strahlende Blau.

Seufzend legte er sich aufs Bett unter mir. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen und das minutenlang. Erst als ich ein tiefes, gleichmäßiges Atmen hörte, war ich mir sicher, dass er schlief.

Sehr vorsichtig zog ich einen der Dolche aus meinem Haar und stach ein sehr kleines Loch in den Stoff unter mir. Gerade groß genug, um nach unten sehen zu können. Die Lampen im Raum spendeten gerade genug Licht, um die Person unter mir genauer sehen zu können. Er schlief wirklich. Der Mund war leicht geöffnet, eine Hand auf der Brust, die andere neben seinem Kopf. Gut, es wurde Zeit.

Ich setzte mich auf, steckte den Dolch wieder weg und erhob mich so weit, dass ich in der Hocke auf dem Balken saß. Danach stellte ich ein Bein auf einen anderen Balken und stand nun mit gespreizten Beinen über dem Bett. Ich griff nach meinem Beutel, band ihn mir wieder an die Hüfte und versuchte so leise wie möglich, aus dem Bereich meines Versteckes zu schleichen.

Als ich das Fußende erreicht hatte, ging ich wieder in die Hocke, griff mit den Händen nach dem Balken unter mir und ließ mich ein Stück fallen. Nun war Können gefragt, denn ich musste landen, ohne auch nur das geringste Geräusch zu machen. Wie gut, dass ich darin Übung hatte.

Zur Sicherheit, blieb ich noch einen Moment geduckt in der Position. Als er sich allerdings nicht regte, stand ich auf, löste meinen Beutel von der Hüfte und holte alles heraus, was ich brauchen würde.

Nein, noch würde er nicht sterben, erst wollte ich Informationen und die konnte ich nur auf eine Art bekommen. Äußerst vorsichtig, legte ich die Schlinge, die ich mit einem Stück Seil gebildet hatte, um eine seiner Hände, danach band ich dieses an einem der Pfosten des Bettes fest. Bei der Zweiten war das schon schwerer, aber auch hier gelang es mir. Bei den Füßen konnte ich kein Risiko eingehen, also band ich das Seil nur um die Knöchel und hoffte, dass es reichen würde.

Als Nächstes zog ich meinen Schleier heraus und legte ihn mir um, danach nahm ich ein Tuch und trat an die Seite des Bettes. Entschlossen legte ich das Tuch auf den Mund des Mannes, wobei ich aufpasste, nicht die Nase zu bedecken.

Sofort riss er die Augen auf und wehrte sich gegen die Fesseln, als er diese bemerkte. Da er mir zu viel Krach veranstaltete, setzte ich mich kurzerhand auf ihn und hob einen Finger an den Mund. »Pst«, machte ich und tatsächlich hielt er still. »Ich nehme das Tuch weg, wenn Sie nicht die Wachen rufen.« Er nickte und ich nahm die Hand so weit weg, damit er sprechen konnte.

»Was willst du?«

»Antworten.«

»Das hättest du auch leichter haben können. Wie bist du hier reingekommen?«

»Leicht ist langweilig und ich stelle hier die Fragen.«

Er kreiste kurz mit den Schultern. »Wäre es möglich, dass wir es uns dabei etwas bequemer machen?«

»Nein«, antwortete ich schlicht. »Ich bin hier wegen eines Auftrages. Doch bevor ich diesen ausführe, will ich sichergehen. Was könnte jemand gegen dich haben?« Mir war durchaus bewusst, dass wir beim du waren, aber das war in Ordnung.

»Alles! Ich führe diese Stadt, das alleine gibt vielen schon einen Grund, mich loswerden zu wollen. Auf die eine oder andere Weise.«

Das stimmte, aber ich brauchte mehr. »Welche Gründe könnte man sonst noch vorbringen?«

»Erfunden oder wahr?«

Ich zog nur eine Augenbraue hoch.

»Schön. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.«

»Grausam?«

»Wenn ich es sein muss.«

»Bestrafungen?«

»Nie ohne Grund.«

»Lügen?«

»Wenn ich muss und es dazu dient, etwas Gutes damit zu bewirken.«

Er antwortete schnell, klar und überlegte nicht erst lange, was er sagen sollte. Ich stand auf und griff nach meinem Beutel.

»Wo willst du hin?«, wollte er verwirrt wissen.

»Ich gehe.«

»Und was ist damit?« Er hob seine Hände.

»Bitte! Ich bin mir sicher, sobald ich dir den Rücken zudrehe, ist eine der Fesseln schnell gelöst.« Ein Zucken in seinem Mundwinkel sagte mir, dass das durchaus möglich war.

»Eine Frage noch?«

Ich ging langsam rückwärts in Richtung Fenster. »Und die wäre?«

»Was war genau dein Auftrag?«

Nun zuckte es in meinem Mundwinkel und ich war froh, dass er das nicht sehen konnte. »Dein Tod.« Damit schwang ich mich aus dem Fenster und sprang auf das kleine Dach. Immer weiter, von Dach zu Dach, bis ich unten auf der Straße ankam. Von dort aus, lief ich im Zickzack durch die Gassen, wobei ich versuchte, den Kameras auszuweichen, sie mir aber auch gleichzeitig zu merken.

 

 

Dieses listige Frauenzimmer! Beim Abendessen, als die Tänzerinnen kamen, war ich mir erst nicht sicher. Doch spätestens jetzt war ich es. Ich hatte die Armreifen wiedererkannt und ihre Augen, sie verrieten mir zu viel. Sie wirkten zu klug für eins dieser Dummchen, die nur das tat, was man ihr sagte. Ich hatte vorgehabt, sie nach dem Tanz abzufangen, doch da war sie schon verschwunden. Wachen waren im gesamten Gebäude auf der Suche nach ihr. Aber ausgerechnet in meinem Schlafzimmer fand ich sie. Wo hatte sie sich nur versteckt?

Ich machte mich von den Fesseln los, wozu ich meinen Mund nahm, öffnete die an meinen Knöcheln und sprang auf. Ich bekam gerade noch mit, in welche Richtung sie ungefähr lief, bevor ich sie aus den Augen verlor.

»Wachen«, rief ich und sofort öffneten sich meine Türen.

»Ja, Sir?«

»Ruft Ridig.«

Die Männer nickten und verschwanden wieder.

Ich selbst sah mich suchend um. Eigentlich war ich immer der Meinung, den Raum so eingerichtet zu haben, um niemanden eine Möglichkeit zu geben, sich zu verstecken. Überlegend rieb ich mir den Nacken und legte den Kopf zurück. Dieser Tag war einfach zu … Moment mal!

»Dieser kleine Affe!«, kam es schließlich von mir. Ich benutzte gerne die Balken, um zu trainieren. Doch jetzt hatte ich eine Vermutung, dass sie auch zu etwas anderem da waren. Ich sprang hoch und zog mich nach oben. Als ich auch die Beine oben hatte, brachte ich mich in eine aufrechte Position und ging zu der Stelle über meinem Bett. Hier war ein leichter Abdruck eines Körpers zu sehen. Sie musste lange hier gelegen haben und bequem sah es auch nicht gerade aus. Ihr Aussehen täuschte, sie musste das schon sehr lange machen, wenn sie lange Zeit so ausharren konnte, ohne sich zu verraten.

»Äh, was machst du da?«, wollte Ridig wissen, als er hereinkam.

Er hielt sich nie lange mit Anklopfen auf, wenn ich ihn rufen ließ.

»Etwas überprüfen.«

»Da oben, interessant. Und was genau glaubst du da zu finden?«

»Ich glaube es nicht nur, ich habe es schon gefunden. Komm hoch und sieh es dir selbst an.«

Auch wenn mein Freund wie ein Berg auf zwei Beinen aussah, konnte er sich erstaunlich leichtfüßig durch die Welt bewegen. Er sah sich alles genau an und ich lehnte an der Wand und wartete, was er feststellte.

»Es muss eine sehr kleine Person gewesen sein. Vielleicht um die eins siebzig?« Nachdenklich rieb er sich das Kinn.

»Eher eins fünfundsiebzig«, erklärte ich ihm und er hob überrascht den Kopf.

»Und das weißt du woher?«

»Weil ich sie gesehen habe.«

Fast wäre mein Freund von den Balken gefallen, fing sich aber gerade noch. »Sie?«

Ich schwang mich wieder nach unten und ging zum Fenster. »Ich hatte eine nette, kleine Unterhaltung mit ihr. Wobei mir immer noch nicht klar ist, wie sie es geschafft hat, mich im Schlaf ans Bett zu fesseln. Normalerweise, bekomme ich alles um mich herum mit und werde sofort wach, wenn ich etwas Fremdes höre.«

»Moment, sie hat dich ans Bett gefesselt?«, wollte Ridig nun wissen und konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.

»Ja, so ungern ich das auch zugeben will. Aber sie hat mich überrumpelt.«

»Kennst du sie?«

»Wir kennen sie beide, mehr oder weniger. Es ist die Kleine vom Markt.«

Fluchend fuhr sich Ridig immer wieder durch die Haare. »Scheiße und was wollte sie?«

»Mich töten«, antwortete ich ihm ehrlich.

Erst war er geschockt, doch dann kniff er die Augen zusammen. »Und dennoch lebst du, warum?«

»Ja, das ist die Frage. Ich würde fast glauben, dass sie erst wissen will, ob jemand wirklich den Tod verdient hat. Zumindest ließen ihre Fragen darauf schließen.« Kurz gab ich ihm das Gespräch wieder, das ich mit ihr geführt hatte, und er nickte zustimmend.

»Was hast du nun vor?«, fragte er mich.

»Den Spieß umdrehen. Ich will wissen, wer mich tot sehen will, und das kann ich nur, wenn ich diejenige beauftrage, die es weiß.«

»Dann werde ich mich darum kümmern, dass sie auch davon erfährt«, erklärte Ridig und wollte schon gehen.

»Eins noch.« Er blieb stehen und sah mich fragend an. »Niemand außer dir und mir, wird davon erfahren, wer unser beauftragter Spion ist.«

»Nicht einmal Vages?«

»Nicht einmal er. Je weniger es wissen, umso besser.«

Nickend trat er zur Tür und verschwand.

Ich selbst kletterte wieder auf die Balken und nahm die Tücher über dem Bett ab. Das Risiko, dass jemand anderes auf die gleiche Idee kam, war mir zu hoch. Eigentlich verwunderlich, dass es noch keiner getan hatte.

 

***

 

Am nächsten Tag, versicherte mir Ridig, dass die Information ausgelegt war, und ich konzentrierte mich wieder auf das tägliche Geschäft, da bis heute Abend bestimmt nicht mit ihr zu rechnen war. Allerdings fragte ich mich, wie die Frau am Tage zu fangen wäre?

»Ich habe mir da etwas überlegt«, kam es von Vages, kaum, dass er die Halle betreten hatte, in der ich mich gerade mit ein paar der Höchsten noch unterhalten hatte.

»Ich bin gespannt«, erwiderte ich nur.

»Was hältst du von einem Kopfgeld auf sie?«

Das machte mich doch etwas sprachlos. »Und wie bist du auf diese glorreiche Idee gekommen?«

»Nun ja, wenn wir jemanden suchen, ist das der schnellste Weg, um diesen zu finden. Besser als tagelang durch die Stadt zu jagen und doch nichts zu erreichen.«

Da war was dran.

»Nur ist da noch etwas zu beachten. Sie ist kein Verbrecher, den wir suchen.« Na ja, zumindest nicht offiziell.

»Wir brauchen ja auch nur die Info, wo sie steckt. Wir zahlen nur dafür, nicht für ihre Ergreifung.«

Das würde zumindest ihre Sicherheit bedeuten.

»Haben wir denn ein Bild von ihr?«

»Ha, schön, dass du fragst. Ja, wir haben eins. Gestern Abend wurde sie von einer der Kameras erwischt und wir konnten eine recht gute Aufnahme von ihr bekommen.«

Letzte Nacht also! Das hieß dann wohl, sie war auf ihrer Flucht unvorsichtig geworden.

»Gut, setz die Belohnung aus. Aber ich warne dich, wehe, ihr wird ein Haar gekrümmt, dann mache ich dich dafür verantwortlich.« Mein Freund wusste, dass ich es ernst meinte. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich ihm eine verpasste, weil er Mist gebaut hatte.

Er war gerade am Gehen, als Starina hereinkam. Vages sah mich an und blieb bei der Tür stehen. Es war beruhigend zu wissen, dass er mich kannte und wusste, dass ich mit ihr nicht mehr alleine sein wollte.

»Was kann ich für dich tun, Starina?«

»Mein Vater sagte mir, dass Ihr zu unserem Empfang kommen würdet, und ich wollte mich persönlich bei Euch dafür bedanken.« Kurz sah sie zu meinem Freund, wollte mir damit die stumme Bitte mitteilen, ihn rauszuschicken. Aber da hatte sie sich bei mir getäuscht.

»Schön, das hast du ja jetzt getan. Gibt es sonst noch etwas?«

Nun wirkte sie sehr überrascht. »Also, ich dachte, wir könnten uns vielleicht unter vier Augen unterhalten.«

»Tut mir leid, aber ich habe noch sehr viel zu tun. Wenn du mich jetzt entschuldigst, aber ich muss auf eine Sitzung und bin schon spät dran.« Eigentlich musste ich nirgendwo hin, ich wollte sie nur loswerden und das erschien mir am einfachsten.

»Ja, natürlich. Bitte verzeiht, dass ich Euch aufgehalten habe.« Sie zog sich wieder zurück, wirkte aber ganz und gar nicht glücklich darüber.

Vages an der Tür, grinste, schüttelte seinen Kopf und folgte der Frau nach draußen. Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und schloss meine Augen.

»Ich habe gehört, dass du nach mir suchst?«

Erschrocken fuhr ich hoch und drehte mich um. Langsam und geschmeidig kam die Frau hinter meinem Stuhl hervor und um ihre Augen waren kleine Lachfältchen zu sehen.

»Wir sollten uns einmal dringend über die Art unterhalten, wie du dich hierher begibst.«

Die Lachfältchen wurden tiefer. »Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum du mit mir reden willst.«

 

 

Als ich am Morgen, in meinem neuen Versteck wach wurde, dröhnte mir der Kopf und mein Handgelenk, tat etwas weh. Ich hatte mir eine leichte Zerrung zugezogen. In zwei Tagen wäre sie wieder verheilt, aber trotzdem ziemlich ungünstig, wenn man einem Beruf wie meinem nachging.

»Guten Morgen«, weckte mich die fröhliche Stimme meiner Freundin nun endgültig.

»Ich weiß noch nicht, ob der Morgen so gut ist. Aber dir wünsche ich ihn.«

Merina lächelte und hielt mir einen Umschlag hin.

»Und das ist was?«

»Ich würde sagen, ein weiterer Auftrag. Speziell für dich.«

Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. »Woher hast du den?«

»Bitte, ich mag zwar schon eine Weile aus dem Geschäft raus sein, aber die Hinweise erkenne ich trotzdem noch. Keine Sorge, ich habe genau aufgepasst und gewartet, bevor ich ihn holte. Danach bin ich meinen täglichen Geschäften, quer durch die Stadt nachgegangen, wodurch mir auch keiner folgen konnte. Es ist also alles sicher.«

Allein dass sie genau wusste, worauf zu achten war, sagte mir, dass sie einmal sehr gut war. »Danke«, erwiderte ich und begann den Umschlag zu öffnen. »Wann kommt dein Mann eigentlich zurück?«

»Tja, das ist die Frage des Tages. Laut seiner Nachricht, von gestern Abend, niemals.«

Ich hielt in der Bewegung inne und sah sie an. Das überraschte mich doch! »Gestern schien doch noch alles in Ordnung zu sein. Was ist passiert?«

»Nun, nachdem du weg warst, hatte er mal wieder einen ziemlichen Eifersuchtsanfall und ich habe ihn nach oben geschickt, damit er nicht alle Kunden vergrault. Als ich nach Feierabend nachkam, war er schon weg und ein Zettel, mit seiner Nachricht, lag auf dem Tisch. Es war nicht das erste Mal, dass es deswegen Streit gab.«

»Klingt schlimm, aber das erklärt nicht ganz, warum du so gelassen bist.«

Sie zuckte mit ihren Schultern. »Eigentlich war nach einem Jahr Ehe schon Schluss. Daher trifft es mich nicht mehr wirklich. Ich muss jetzt nur eine Menge Papierkram ausfüllen, denn er hat das Aufenthaltsrecht nur dank mir und das würge ich ihm jetzt noch rein, indem ich dafür sorge, dass er das verliert.«

Das brachte mich kurz zum Lachen. »Klingt super. Wie kann ich dir helfen?«

»Ich muss ein paar Dokumente ausfüllen und schauen, dass diese so schnell wie möglich bearbeitet werden. Wenn du dafür sorgen könntest, dass sie, nun, wie sag ich das jetzt?«

»Schon verstanden, mach du alles fertig und ich sorge dafür, dass es schnell die richtige Stelle erreicht.«

»Ich danke dir.« Sie umarmte mich kurz und ihre Freude steckte mich buchstäblich an.

Neu motiviert, wandte ich mich wieder dem Auftrag zu.

So, so! Der Drengei der Stadt gab mir einen Auftrag, hielt sich aber bedeckt mit weiteren Informationen.

»Merina, hast du zufällig ein paar Infos für mich, wie ich wieder ins Haus des Drengei kommen könnte?«

Sie überlegte kurz. »Ja, da gibt es eine Möglichkeit. Ein Freund von mir soll heute das Haus beliefern. Ich könnte ihn fragen, ob er dich mit reinschleusen kann. Er ist mir eh noch was schuldig.«

»Das wäre großartig.«

»Was hast du nur immer wieder dort zu tun?«

Ich erzählte ihr schließlich, was mein Auftrag war, denn ich vertraute ihr genug, dass sie es für sich behalten würde. Es war so etwas wie eine Berufsehre.

»Ach du …. Nicht dein Ernst?«

»Absolut! Ich habe da nur ein Problem.«

»Und das wäre?«

Da hielt ich ihr meinen anderen Auftrag hin.

Sie riss die Augen auf und sah mich entsetzt an. »Ich hoffe, dass du diesen Auftrag nicht ausführst.«

»Darüber bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren. Ich brauche Informationen. Warum könnte man wollen, dass er stirbt?«

»Ich denke, das ist relativ leicht zu beantworten. Er ist nicht wie andere, denn er sorgt sich ehrlich um seine Bewohner und versucht immer wieder etwas Neues für die Stadt zu entwickeln, um das Leben einfacher zu machen. Das stört natürlich viele andere Drengeis und deswegen, würde ich sagen, trachten ihm viele nach dem Leben.«

Das wäre eine gute Erklärung.

»Ich verstehe. Klär du das mit deinem Freund, ich werde mich etwas in der Stadt umsehen.« Merina hielt mir ein Tuch hin und ich sah sie fragend an.

»Du solltest nicht ohne Verhüllung rausgehen.«

»Und warum sollte ich das nicht?«

»Tja, weil es eine Belohnung gibt, für denjenigen, der Informationen über deinen Aufenthaltsort bringen kann.«

Das musste ich kurz verarbeiten. »Eine Belohnung? Wie hoch?«

»Hoch genug, um interessant zu sein.«

Ich zog eine Augenbraue hoch.

»Keine Sorge, nicht für mich. Ich habe genug und Freundschaften sind mir wichtiger.«

»Das ist sehr beruhigend. Ich danke dir.« Ich legte mir das Tuch um und verließ ihre Bar. Vor heute Nachmittag würde diese nicht öffnen, was uns die nötige Privatsphäre gab.

 

Während ich so durch die Straßen lief, beobachtete ich die Leute um mich herum. Alle liefen völlig entspannt durch die Gegend oder gingen ihren Geschäften nach. Niemand sah gehetzt aus oder wirkte so, als fühlte er sich nicht wohl an diesem Ort zu sein, wie ich es schon so oft gesehen hatte.

Hier und da war ich mit ein paar Händlern ins Gespräch gekommen und durch die Reihe weg, erzählten sie mir, gerne in dieser Stadt zu sein. Die Abgaben wären ihnen nicht zu hoch und wenn man Hilfe brauchte, gab es diese auch meist schnell. Natürlich konnte sich nicht immer um alles gekümmert werden, aber man bemühte sich deutlich für Sicherheit zu sorgen und das spürte man auch.

 

Etwa eine Stunde später ging ich zur Bar zurück und hoffte, dass Merina etwas bei ihrem Freund erreichen konnte.

»Ah, da bist du ja. Du hast Glück, in einer Stunde muss er los und ist bereit, dich mitzunehmen. Wie du allerdings wieder rauskommst, musst du schauen, denn er kann nicht auf dich warten.«

»Das verstehe ich, mach dir keine Sorgen, ich finde schon einen Weg. Ich danke dir für deine Hilfe.«

»Gerne. Weißt du schon was wegen der anderen Sache?«

»Ja, ich werde den Auftrag nicht annehmen. Was aber auch gleichzeitig bedeutet, dass jemand anderes kommen wird.«

»Dann würde ich vorschlagen, du lässt ihn das wissen.«

Ich hatte für diesen Kommentar, nur ein Schmunzeln über. Aber sie verstand auch so, was ich sagen wollte. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es Zeit wurde zu gehen. Merina gab mir die Adresse, wo ich ihren Freund treffen würde.

»Wir sehen uns heute Abend. Wenn ich das Haus verlasse, werde ich noch etwas durch die Stadt streifen, um die Spur zu verwischen.«

»Ist gut, ich werde hier sein. Wenn du willst, kannst du mir gerne helfen, wenn du zurück bist.«

»Mal sehen«, gab ich zwinkernd zurück. »Wir sehen uns.« Ich legte mein Tuch wieder um und verließ die Bar.

Gerade noch pünktlich, war ich beim Treffpunkt angekommen und entdeckte einen Mann, der gerade einen Wagen belud.

»Hallo, bist du Pateas?«

»Ja, dann bist du Sherri. Es kann gleich losgehen.«

Ich stutzte kurz über den Namen, nickte aber.

»In Ordnung. Kann ich helfen?«

»Nein, schon gut. Ich bin fast fertig. Setz dich doch schon mal nach vorne.«

Das Mobil war eine Mischung aus alt und neu. Reifen gab es nicht mehr, stattdessen schwebte das Gefährt, dank spezieller Magnete, über dem Boden. Dies klappte aber nur innerhalb der Stadt, da auf den Straßen die nötigen Vorrichtungen eingelassen waren. Man kam zwar nicht überall damit hin, aber auf den Hauptstraßen und zu den wichtigsten Punkten der Stadt, kam man leicht und schnell.

»So, bereit?«, wollte Pateas wissen, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte.

»Sicher«, gab ich nur zurück.

Er startete den Wagen, was ganz altertümlich mit einem Schlüssel getan wurde und schon ging es los.

 

Vor dem Gebäude waren dieses Mal mehr Wachen unterwegs, das mich grinsen ließ, was aber keiner sehen konnte. Pateas gab den Wachen ein paar Papiere und diese kontrollierten sie.

»Dieses Mal, nicht alleine unterwegs?«, wollte einer von ihnen wissen.

»Kann man so sagen. Ich mach heute eine kleine Extralieferung, wenn Sie verstehen.«

Hatte er etwa gerade angedeutet, dass ich …? Oh, ich musste mich in diesem Moment sehr beherrschen, meine Augen nicht verärgert zusammenzukneifen.

»Verstehe«, erklärte die Wache, gab die Papiere zurück und hob die Hand.

Das Tor öffnete sich und wir fuhren weiter.

»Tut mir leid, aber nur so ist zu erklären, dass du das Tuch trägst und nicht mehr bei mir sein wirst, wenn ich zurückfahre.«

»Schon gut. Es gefällt mir zwar nicht, aber ich verstehe es.«

Im Innenhof hielten wir wieder an und ich stieg mit Pateas aus.

Er deutete auf eine Tür nicht weit von uns. »Geh da rein, von dort aus kommst du auf einen Flur, der zu den Lagerräumen führt, aber auch zu allen anderen weiter oben liegenden. Wo du wohl eher hinwillst.«

»Danke für deine Hilfe.«

»Richte Merina aus, dass meine Rechnung bei ihr damit geschrumpft ist«, gab er mit einem Zwinkern zurück.

»Werde ich, bis bald.« Ich machte mich auf den Weg, den er mir gewiesen hatte.

Anfangs war es recht leicht, mich durch das Gebäude zu bewegen. Doch je näher ich mich den wichtigen Räumen näherte, umso schwieriger wurde es, mich fortzubewegen.

Gerade als ich an einer Wand entlang schlich, kam mir der Zufall zu Hilfe. Eine kleine Öffnung in dieser, erregte meine Aufmerksamkeit. Da gerade keine Wache in Sicht war, sah ich mir das näher an. Es war so eine Art Mechanismus. Versuchsweise betätigte ich ihn und erschrak kurz, als sich die Wand öffnete. Schritte am Ende des Ganges, ließen mich schnell handeln. Ich schob die Wand etwas weiter auf und schlüpfte hinein.

Nachdem der Durchgang geschlossen war, holte ich aus meinem Beutel eine Solar-Taschenlampe heraus. Es war staubig, aber nicht so sehr, wie ich dachte. Ich lief ein paar Schritte, bis ich an eine Kreuzung kam. Rein nach Gefühl lief ich weiter, blieb immer wieder stehen, als ich Löcher in den Wänden entdeckte, durch die man in verschiedene Räume sehen konnte. Ob der Drengei davon wusste?

Während ich so durch die Gänge lief, hatte ich auch den Mechanismus herausgefunden, wie man wieder aus diesen Gang herauskam. Was eigentlich ziemlich einfach war, da ich bei jedem Ausgang, eine ähnliche Öffnung fand, wie ich am Anfang gesehen hatte.