Die Wilden Hühner 2. Die Wilden Hühner auf Klassenfahrt - Cornelia Funke - E-Book

Die Wilden Hühner 2. Die Wilden Hühner auf Klassenfahrt E-Book

Cornelia Funke

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Beschreibung

Eine Woche Klassenfahrt ans Meer. Spitzenmäßig finden das Sprotte und ihre drei Freundinnen - alle zusammen übrigens auch die Wilden Hühner genannt. Nervig sind natürlich die Pygmäen: vier Jungs, die dauernd versuchen der Mädchenbande eins auszuwischen. Und das mit so albernem "Stinkbombenjuckpulversonstwaskram". Aber das unheimliche Gelächter nachts auf dem Flur und die rätselhaften Fußspuren im Zimmer - damit haben die Pygmäen ausnahmsweise mal nichts zu tun. Stimmt es am Ende tatsächlich, was sich die Leute auf der Insel vom Geist des alten Strandräubers Jap Lornsen erzählen? Und schon sind die Wilden Hühner wieder mitten in einem Abenteuer ...

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Über dieses Buch

Klassenfahrt an der Nordsee! Super, finden die Wilden Hühner und hecken schon erste Streiche gegen ihre Erzrivalen, die Pygmäen, aus. Aber was hat es mit dem unheimlichen Gelächter nachts im Flur der Jugendherberge auf sich und mit den rätselhaften Fußspuren im Zimmer? Stecken etwa die Pygmäen dahinter oder stimmt das, was sich die Leute erzählen: Treibt der Geist des alten Strandräubers Jap Lornsen wirklich sein Unwesen auf der Insel?

Und schon sind Sprotte und ihre Freundinnen mitten drin im nächsten Abenteuer.

 

Die beliebteste Mädchenbande aller Zeiten – jetzt mit vielen farbigen Bildern von Florentine Prechtel

 

 

 

 

Für Frederik, Anne, Simone, Sebastian, Lina, Katharina, Hannes, Tina und alle anderen Wilden Hühner und Pygmäen

 

1

»Hier rein!«, rief Sprotte und riss die Abteiltür auf.

»Schnell, beeilt euch.«

Sie warf ihre Reisetasche auf einen Sitz, die Jacke auf den nächsten und ließ sich selbst auf den Platz am Fenster plumpsen.

»Mann, hast du es wieder eilig!«, stöhnte Frieda. Mit ihrem vollgepackten Rucksack blieb sie fast in der Abteiltür stecken.

»Wo sind die andern?«, fragte Sprotte.

»Kommen gleich«, antwortete Frieda und bugsierte den Rucksack ins Gepäcknetz.

»Leg deine Jacke auf den leeren Sitz da«, sagte Sprotte. »Und zieh den Vorhang zu. Dass hier nicht noch andere reinkommen.«

Draußen auf dem Gang schoben sich ein paar Jungs aus ihrer Klasse vorbei. Fred streckte Frieda die Zunge raus, Torte und Steve schielten um die Wette.

»Guck dir die Idioten an.« Frieda kicherte, schnitt ihre scheußlichste Grimasse und schielte zurück. Dann zog sie den Vorhang zu. Die Jungs klopften gegen die Scheibe und drängelten ins Nachbarabteil.

Frieda ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen. »Die Pygmäen sind nebenan. Bis auf Willi. Aber der kommt wohl noch.«

»Na, das kann ja lustig werden«, sagte Sprotte und legte die langen Beine auf den Sitz gegenüber.

Jemand schob die Abteiltür auf. Melanie, auch die Schöne Melanie genannt, steckte den Kopf durch den Vorhang. »Wie sieht’s aus, ist hier noch Platz für zwei Wilde Hühner?«

»Hereinspaziert«, sagte Sprotte. »Ist Trude bei dir?«

»Klar.« Melanie schob eine riesige Reisetasche ins Abteil.

»Morgen«, murmelte Trude verschlafen.

»Meine Güte.« Sprotte half Melanie, ihre Riesentasche ins Gepäcknetz zu hieven. »Was hast du denn alles mitgenommen? Deinen ganzen Schminktisch, oder was?«

»Haha!« Melanie setzte sich neben Frieda und strich sich die Locken aus dem Gesicht. »Klamotten natürlich. Am Meer weiß man nie, wie das Wetter wird.«

Sprotte zuckte die Achseln. »Hauptsache, du hast deine Kette dabei.«

»Na, was denkst du denn?« Melanie polierte mit einem Taschentuch ihre Lackschuhe. Um ihren Hals baumelte ein Kettchen mit einer Hühnerfeder. Genau wie bei den drei andern, nur dass deren Federn an Lederbändern hingen.

Die Feder um den Hals war das Bandenzeichen, und nur ein echtes Wildes Huhn durfte sie tragen.

»Ich glaub, es geht los«, sagte Trude.

Mit einem Ruck setzte sich der Zug in Bewegung. Langsam fuhr er aus dem dunklen Bahnhof hinaus ins Sonnenlicht.

»Genau das richtige Wetter für unsere Inselreise, was?« Melanie zog eine Tüte Gummibärchen aus der Jacke und hielt sie den andern dreien hin. »Hier, auf eine tolle Klassenfahrt.«

Sprotte und Frieda bedienten sich, aber Trude schüttelte den Kopf. »Nee, danke, ich bin auf Diät.«

»Seit wann das denn?«, fragte Sprotte.

»Seit vorgestern.« Verlegen zupfte Trude an ihrem Pony herum. »Ein Pfund hab ich schon abgenommen. Jedenfalls fast.«

»Auf Diät bei einer Klassenfahrt?« Melanie kicherte. »Keine schlechte Idee. Bei dem Essen, das uns wahrscheinlich erwartet.«

»Stimmt.« Sprotte guckte aus dem Fenster und schrieb mit dem Finger ihren Namen auf die staubige Scheibe. Der Zug fuhr über eine Eisenbahnbrücke. Unter ihnen glitzerte der schmutzige Fluss im Sonnenlicht. »Wisst ihr was, ich bin richtig aufgeregt.«

»Ach ja? Gestern wolltest du uns noch alle überreden, krankzuspielen, damit wir zu Hause bleiben können«, sagte Frieda.

»Ja, gestern«, sagte Sprotte. »Gestern ist vorbei.«

Nebenan sangen die Pygmäen Fußballlieder.

»Vollkommen unbegabt«, stellte Melanie fest. »Was meint ihr, sollen wir auch mal was singen?«

Sprotte stöhnte. »O nein! Verschon uns bitte.«

»Melanie hat eine gute Stimme«, sagte Trude. »Sie singt sogar im Chor. Erster Sopran.« Trude war Melanies größter Fan. Sie himmelte sie an. Vierundzwanzig Stunden am Tag.

»Na wunderbar!« Spöttisch verzog Sprotte das Gesicht. »Aber wenn sie hier singt, spring ich aus dem Fenster.«

Melanie machte gerade den Mund auf, um darauf etwas nicht sehr Freundliches zu erwidern, als es an der Abteiltür klopfte.

»Der Schaffner«, wisperte Trude. »Mein Gott, wo hab ich denn bloß meine Fahrkarte?«

Aber es war nur Torte, das kleinste und lauteste Bandenmitglied der Pygmäen.

»Hallo, ihr Federviecher!«, rief er. »Hier ist eine Nachricht für euch.«

Dann warf er Frieda einen zusammengerollten Zettel in den Schoß, machte einen Knicks und knallte die Tür wieder zu.

»Oh!« Melanie verdrehte die Augen. »Ich wette, das ist eine Liebesnachricht. Torte hat schon lange ein Auge auf Frieda geworfen.«

»Quatsch!«, murmelte Frieda, aber krebsrot wurde sie trotzdem.

»Er hat Melanie auch schon mal Liebesbriefe geschrieben«, flüsterte Trude mit Verschwörerstimme.

»Na, das ist aber schon ’ne Ewigkeit her«, sagte Sprotte.

»Los, Frieda, lies endlich vor.«

Widerstrebend rollte Frieda den Zettel auseinander. Die übrigen Hühner beugten sich neugierig vor.

»Kein Liebesbrief«, stellte Sprotte fest. »Das ist Freds Klaue.«

Fred war der Chef der Pygmäen.

»›Warnung an die Wilden Hüner‹«, las Frieda vor. »O Mann, nicht mal ›Hühner‹ schreibt der richtig. Warum nennen die sich nicht einfach ›die Analphabeten‹?«

»Was denn für ’ne Warnung?«, fragte Trude. Beunruhigt rückte sie ihre Brille zurecht.

»Moment«, Frieda strich den Zettel glatt, »das ist gar nicht so leicht zu entziffern. ›Hiermit verkünden wir, die berüchtichten Pygmäen, das der Friedensvertrak mit den jämmerlichen Wilden Hünern an fremden Orten nicht gültig ist. Also nehmt euch in Acht, Hüner. Unterschrift: die Pygmäen.‹«

Frieda hob den Kopf. »O nein, jetzt geht das wieder los.«

»Hab ich’s mir doch gedacht!«, rief Sprotte. Sie klatschte in die Hände. »Wunderbar, das werden sie bereuen.«

»Aber auf dem Schiff gilt der Friedensvertrag doch noch, oder?«, fragte Trude. Bei dem Gedanken an die Fähre, die sie zur Insel bringen sollte, wurde sie leicht grün im Gesicht.

»Nicht dass die mir die Kotztüten klauen. Ich werd nämlich bestimmt seekrank.«

Sprotte zuckte die Achseln. »Das ist Verhandlungssache, würde ich sagen. Ich werd das mit Fred klären.«

»So sehr schaukeln diese Fähren auch gar nicht«, sagte Frieda.

»Und außerdem …«, Melanie kicherte, »außerdem ist das doch gar nicht schlecht für deine Diät.«

Darüber konnte Trude nur gequält lächeln.

2

Trude wurde seekrank. Obwohl das Meer an diesem Tag ganz friedlich war und die alte Fähre, die sie nahmen, überhaupt nicht ins Schlingern kam.

Aber Trude war nicht die Einzige. Auch Frau Rose, ihre Lehrerin, verschwand ständig auf dem Klo, und Steve, der Hauszauberer der Pygmäen, bekam nicht einen Kartentrick zustande. Schon bald war sein rundes Gesicht so grün wie der Fußboden der Cafeteria.

Während Trude die Überfahrt auf dem stinkigen Fährenklo verbrachte, hing Melanie die ganze Zeit mit Fred und Torte vor einem Spielautomaten. Sprotte fand das angesichts des gekündigten Friedensvertrages ziemlich geschmacklos, aber sie hatte keine Lust, sich zu ärgern. Stattdessen ging sie mit Frieda an Deck. Sie guckten aufs Meer, ließen sich den salzigen Wind um die Nase wehen und fühlten sich wunderbar. Frieda war froh, ein paar Tage von zu Hause wegzukommen, denn seit ihre Mutter wieder arbeitete, musste sie noch öfter als früher auf ihren kleinen Bruder aufpassen. Und Sprotte – Sprotte fand, dass es eigentlich nichts Besseres gab, als mit der besten Freundin an einer Schiffsreling zu lehnen und aufs Meer hinauszusehen. Und Frieda war ihre beste Freundin.

»Wäre nicht schlecht, so eine Möwe zu sein, was?«, sagte Frieda. »Würde mir, glaub ich, gefallen.«

»Da müsstest du aber den ganzen Tag nur rohen Fisch essen.« Sprotte beugte sich über die rostige Reling und spuckte runter in die grauen Wellen. »Ich glaub, ich wär lieber Piratin. Auf einem großen Segelschiff, wo über einem die Segel im Wind knattern und die Taue knarren. Da würde ich jede Nacht im Mastkorb schlafen, bis ich alle Sterne auswendig wüsste.«

»Hört sich auch nicht schlecht an«, seufzte Frieda. Sie blinzelte in die Sonne. »Guck mal da vorne. Ich glaub, das ist unsere Insel.«

Vom Schiff ging es gleich in einen Bus. Als der endlich vor dem Landschulheim vorfuhr, war es früher Nachmittag.

Frau Rose war immer noch ein bisschen wackelig auf den Beinen von der Schifffahrt, aber trotzdem schaffte sie es, die ganze Klasse einigermaßen still um sich zu versammeln. Herr Staubmann, Deutschlehrer und »männliche Begleitperson« bei dieser Reise, stand wie immer etwas abwesend in der Gegend herum und guckte gelangweilt. »Also«, Frau Roses Stimme klang etwas zittriger als sonst. »Unsere Zimmer sind im ersten Stock, den rechten Flur hinunter. Kein Geschubse, kein Gedrängel, für jeden von euch ist ein Bett da. Ihr bringt jetzt in aller Ruhe euer Gepäck auf die Zimmer und um vier Uhr treffen wir uns wieder hier unten in der Eingangshalle und machen einen kleinen Strandspaziergang. Einverstanden?«

»Strandspaziergang!« Torte verdrehte die Augen. »Hört sich nicht sehr aufregend an.«

Frau Rose guckte ihn einmal an und er war still. So was konnte sie perfekt.

»Was ist mit Essen?«, fragte Steve besorgt. Sein Gesicht hatte wieder die übliche rosige Farbe.

»Mittagessen gibt’s hier immer um Punkt eins«, sagte Frau Rose. »Also bekommen wir heute nichts. Deshalb solltet ihr ja auch alle etwas Proviant mitbringen.«

»Den hab ich schon aufgegessen«, sagte Steve mit kläglicher Stimme.

»Und ausgekotzt!«, fügte Fred mit breitem Grinsen hinzu.

»Du wirst schon nicht vom Fleisch fallen, Steve«, brummte Willi. »Bis zum Abendbrot reicht deine Speckschicht ganz bestimmt.«

Steve wurde rot, und Frau Rose klatschte in die Hände.

»Also«, sagte sie, »auf die Zimmer mit euch. Herr Staubmann und ich machen nachher einen Rundgang.«

»Los!«, zischte Sprotte den andern Hühnern zu. »Das erste Zimmer ist unsers.«

So schnell sie konnten, rannten sie los. Mit Melanies Riesentasche war das allerdings gar nicht so einfach. Zwar half Trude ihr beim Tragen, aber trotzdem wurden sie auf der Treppe von etlichen andern überholt. Das erste Zimmer war schon voll, als die Wilden Hühner oben waren. Im nächsten saßen zwei Jungen.

Außer Atem stürzte Sprotte in das dritte.

»Verflixt, Sechserzimmer!«, schimpfte sie. »Sind das hier alles Sechserzimmer?«

Frieda und Melanie kamen herein und guckten sich um. »Also, ich schlaf oben«, sagte Melanie. »Unten krieg ich keine Luft.«

»Ich nehm das da.« Sprotte schleppte ihre Tasche zum obersten Bett am Fenster. »Okay?«

»Mir ganz egal«, sagte Frieda und stellte ihren Rucksack auf das Bett darunter.

»Wo bleibt denn Trude?«, fragte Sprotte nervös. Schon ein paarmal hatte jemand den Kopf durch die Tür gesteckt, aber noch war niemand anders ins Zimmer gekommen.

»Trude ist die Tasche aufgegangen«, sagte Melanie und steckte sich ein Kaugummi zwischen die schneeweißen Zähne. »Mitten auf der Treppe. Die muss jetzt erst mal ihre ganzen Sachen aufsammeln.«

»Wie, da hast du sie allein gelassen?«, fragte Frieda. »Sie hat dir doch auch geholfen mit deiner Riesentasche.«

»Na, ich musste doch erst mal meine Tasche aufs Zimmer bringen!«, sagte Melanie empört.

»Ich geh ihr helfen!« Frieda lief zur Tür.

»Aber wie soll ich denn allein die ganzen Betten frei halten?«, rief Sprotte ihr nach.

»Ach, das schafft ihr schon«, antwortete Frieda. Dann war sie verschwunden.

Melanie und Sprotte guckten sich an.

»Du brauchst gar nicht so zu gucken!«, fauchte Melanie. »Jetzt bin ich wieder schuld, was?«

Wieder ging die Zimmertür auf. Drei Mädchen aus ihrer Klasse guckten herein.