Die wilden Kerle - Die Legende lebt - Joachim Masannek - E-Book

Die wilden Kerle - Die Legende lebt E-Book

Joachim Masannek

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Beschreibung

Das Buch zum Film Leo, sein kleiner Bruder Elias, Finn, Joshua, Oskar und Matze spielen, sie wären die Wilden Kerle. Als ein Unbekannter mit schwarzer Augenklappe den Jungen eine mysteriöse Landkarte übergibt, die ihnen den Weg in ein geheimnisvolles Gebiet mit Baumhaus, Teufelstopf und Graffiti-Burgen zeigt, merken sie: Sie sind mitten drin im Wilde Kerle Land, hier haben sie schon immer gelebt! Und sie sind auserwählt, die Nachfolger der echten, inzwischen erwachsenen Wilden Kerle zu werden. Sie erfahren von einem Pakt, den die Wilden Kerle einst mit dem Dicken Michi schlossen: Wenn es in zehn Jahren keine neue Mannschaft gibt, die gut genug ist, um die vom Dicken Michi zu besiegen, gehört das Wilde Kerle Land ihm, dann darf er es endlich zerstören. In zehn Tagen läuft dieses Ultimatum ab! Jetzt sind Leo und Co. auserkoren, die Mannschaft der Galaktischen Sieger zu schlagen. Sie müssen anfangen zu trainieren, Willi, den besten Trainer von allen, aktivieren, den Teufelstopf fit machen, und sie brauchen noch einen Spieler, denn sie sind nur zu sechst. Mädchen unerwünscht ... Aber natürlich kommt alles ganz anders ... Die nächste Generation der Wilden Kerle ist bereit: In DIE WILDEN KERLE – DIE LEGENDE LEBT treten sieben, neue unerschrockene Helden an gegen den Dicken Michi und die Galaktischen Sieger. Die Produzenten Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton, die bereits 2015 mit FÜNF FREUNDE 4 und OSTWIND 2 zweimal die 1-Million-Besucher-Marke knacken konnten, haben sich deshalb gemeinsam mit Autor und Regisseur Joachim Masannek entschlossen, die Abenteuer der Wilden Kerle neu aufleben zu lassen und den nachgewachsenen jungen Fans ihre eigenen Wilden Kerle zu geben. In den Hauptrollen der SamFilm-Produktion (im Verleih von WALT DISNEY STUDIOS MOTION PICTURES) zu sehen sind die talentierten Jungdarsteller Michael Sommerer, Aaron Kissiov, Bennet Meyer, Vico Mücke, Ron Antony Renzenbrink, Mikke Rasch und Stella Pepper. Daneben gibt es auch ein Wiedersehen mit den mittlerweile erwachsenen Kerlen Jimi Blue und Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Sarah Kim Gries und Raban Bieling.

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Seitenzahl: 166

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Buena Vista International präsentiert eine SamFilm Produktion »Die Wilden Kerle – Die Legende lebt!« Michael Sommerer · Aaron Kissiov · Stella Pepper · Bennet Meyer · Ron Antony Renzenbrink · Vico Mücke · Mikke Rasch · Jimi Blue Ochsenknecht · Wilson Gonzalez Ochsenknecht · Mats Lehmann · Rufus Beck · Adnan Maral · Michelle Monballijn · Daniel Zillmann Casting: Stefany Pohlmann · Maske: Dorothea Goldfuß, Nannie Gebhardt-Seele · Kostüme: Andrea Spanier · Line Producer: Karlheinz Ganzer · Produktionsleitung: Ole Wilken · Originalton: Rainer Petershagen · Sounddesign: Wavefront Studios · Mischung: Tschangis Chahrokh · Songs: Bananafishbones · Musik: Andrej Melita, Peter Horn · Schnitt: Tobias Haas · Szenenbild: Susann Bieling · Kamera: Benjamin Dernbecher · Associate Producer: Bernd Schiller · Produzenten: Ewa Karlström, Andreas Ulmke-Smeaton · Buch und Regie: Joachim Masannek

Im Verleih von Buena Vista International © SamFilm GmbH, Walt Disney Studios Motion Pictures; Die Wilden Kerle™ Joachim Masannek/Jan Birck, © 2009 MBW GbR 1. Auflage 2016 © Alias Entertainment GmbH Fotos: Marc Reimann. Alle Rechte vorbehalten. Lektorat: Heike Hauf Satz: Frese München Umschlaggestaltung: tatendrang-werbeagentur.de eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-423429-31-3

aliasentertainment.dediewildenkerle-film.de/ostwindfilm

Inhalt

Titel

Impressum

Motto

1. Kein Märchen für Kinder

2. Das Wilde Geheimnis

3. Der Albtraum einer jeden Mutter

4. Auf zum Schicksalsplatz!

5. Im Wilde-Kerle-Land

6. Fälschung und Fake!

7. Der Pakt mit dem Teufel

8. Wir machen die Galaktischen Sieger platt

9. Ihr habt noch zehn Tage

10. Der beste Trainer der Welt

11. Das Kuckucksei

12. Der neue Verteidiger

13. Es wird keiner kommen

14. Mit verbundenen Augen

15. Wer die Wilden Kerle verlässt, ist ein Verräter

16. Der Test des Odysseus

17. Auschecken, einschüchtern und in der Luft zerreißen

18. Mitsommernachtstraum

19. Die Schlacht beginnt

21. Verräter und Lügner

22. Es war alles ein Traum

23. Wachmachermilch

24. Die Geheime Halle im Westen

25. Das Monster hinter dem Monstermaul

26. Die Legende lebt

27. Lebe wild und gefährlich

28. Untergang

29. Ihr könnt leben

30. Es ist geil, ein Wilder Kerl zu sein

32. Die Entscheidung

Die Wilden Kerle

Autor

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Die Wilden Kerle gab es in echt!Und es wird sie immer geben!

1. Kein Märchen für Kinder

Hallo! Mein Name ist Oskar. Oskar, der Held. Und wenn ihr nicht wisst, was dieser Name bedeutet, dann haltet euch fest. Packt euer Herz mit beiden Händen, weil es euch sonst in die Hose rutscht. Ja, denn das hier ist keine Kindergeschichte. Das ist kein Märchen. Das, was ich euch hier erzähle, ist echter als echt. Auch wenn ihr es nicht glauben wollt. Es ist schwärzer als schwarz, gefährlich und wild.

Ich warne euch, hört ihr! Oder habt ihr noch nie von den Kerlen gehört? Ich meine die Wilden Kerle. – Okay, dann helfe ich euch auf die Sprünge. Ich stupse euer Gedächtnis ins Schwarze Loch. Denn ich weiß alles. Ich bin der Experte. Ich bin der Wilde Archivar:

Vor sehr langer Zeit, vor der unvorstellbaren Ewigkeit von viereinhalb Kindergenerationen ging ein gewaltiger Ruck durch die Welt. Es war die Geburtsstunde einer Legende. Eine Handvoll Jungs und ein unerschrockenes Mädchen gründeten die wildeste Fußballmannschaft aller Zeiten und brannten der Welt ihr Zeichen auf: das funkelnde Auge über dem grinsenden Maul.

Oh, wie ich das liebe. Da stellen sich mir alle Härchen auf. Die Gänsehaut sprießt und eisige Rattenfüße huschen mir über den schweißnassen Rücken. Verflixt! Denn obwohl uns alle erzählten, dass das nur eine Geschichte sei, erfunden, erschwindelt und auf keinen Fall wahr, war es für uns die größte Sache der Welt. Sternschnuppen funkelnder Glücksfeuerdrache! Und heute begannen die Ferien. 42 Tage Fußball pur. 42 Tage Wilde Kerle. Und zur Feier des Tages ging es mit dem Klassiker los: die Kerle gegen den Dicken Michi.

Doch ich war spät dran. Es war schon fast sechs und ich raste auf meinem 16-Zoll-Kerle-Bike immer noch durch die Stadt. Der fußbreite Traktorhinterradreifen fraß den Asphalt. Der Kragen meines Matrosenanzugs schlug mir gegen die Wangen. Ich hasste dieses Kleidungsstück so, wie meine Mutter es liebte. Aber das war jetzt nicht wichtig. Ich musste rechtzeitig in den Obstgarten kommen. Dort spielten meine Freunde gegen die Unbesiegbaren Sieger und die konnten sie nicht ohne mich schlagen.

Ich legte mich schräg in die Kurve. Ich spürte, wie meine Fußspitze den Boden berührte. Ich rutschte über den Bordstein auf den Bürgersteig und schoss durch das Einfahrtstor direkt in den Garten. In den Garten des Hauses, in dem Leo wohnte. Leo, der Torjäger, der unser Anführer war, und Elias, sein Bruder, die Intuition. Ich sprang noch im Fahren aus den Pedalen und während mein Fahrrad in der Gartenhecke einschlug, lief ich direkt auf den Kreis meiner Freunde zu.

»Wartet! Ich musste noch auf den Geburtstag meiner Cousine «, rief ich und riss mir die Matrosenjacke vom Leib. Ich befreite mein Wilde-Kerle-Kringel-T-Shirt. Ich tauschte das Ankerlogo auf meiner Mütze gegen den fauchenden Grins und prallte direkt in eine der Pendel-, Drehkreuz- oder Schwungfederpuppen, die überall zwischen den Obstbäumen standen. Ich taumelte rückwärts, fiel auf den Po und starrte wütend in das chinesische Grinsen. Diese Puppe war Kong, der monumentale Chinese aus dem Dicken-Michi-Team.

»Konfuzianischer Oberfies! Das war’n Foul!« Ich sprang fluchend auf, lief zu den anderen und schloss die Lücke im Kreis. Wir legten uns gegenseitig die Arme über die Schultern und Leo sah uns alle an. Er schaute in die ernsten Gesichter von Elias, Matze, Josh und Finn. Ich platzte vor Ungeduld.

»Was ist? Liegt ihr hinten? Habt ihr’s verkackt?«, fragte ich zornig. Da grinste Elias. »Nein. Es steht neun zu neun. Und der, der das nächste Tor schießt, hat gewonnen.«

»Dem gehört der Teufelstopf, Männer!«, triumphierte der Kleinste, mein bester Freund Joshua, der wie sein großes Vorbild Joschka, das Joker-X auf dem Rücken trug.

Ich lachte vor Freude. Es lief alles perfekt. So wie in den Wilde- Kerle-Büchern, die ich fast auswendig aufsagen konnte. Deshalb schrien wir den Schlachtruf unserer Idole.

»Alles ist gut!«, begann Leo, der Slalomdribbler.

»Solange du wild bist!«, erwiderten wir.

»Sei wild!«, forderte Leo unser »Gefährlich und wild!«, so dass alle Vögel in den Gärten verstummten. Dann zählte er laut und deutlich bis drei und wir schrien ein solch gewaltiges »Raaah!«, dass man es bis in die Hölle hören musste.

Der Kreis explodierte. Ich sprintete an die Außenlinie. Ich stürmte auf links. Finn, der Unbezwingbare, rannte ins Tor. Er spielte den Ball sofort zu Elias und die Intuition schickte seinen Bruder steil in den Raum. Leo, der Torjäger, war nicht mehr zu halten. Er ließ gleich zwei Fettsäcke hintereinander stehen. Die hingen Tentakel drehend vor ihm von den Bäumen.

»Mähdrescher-Tschüss! Ja, verpiss dich, Fettauge«, lachte er furchtlos und duckte sich unter den mit Boxhandschuhen bewaffneten Puppen hindurch. Doch dann kam Sense heimlich von hinten. Der fieseste aller Unbesiegbaren Sieger schwang seinen aus einer Sense bestehenden Fuß. Da passte der Blitzpasstorvorbereiter zurück, sprang im selben Moment hoch und sah, wie Matze den Ball mit seinem übermächtigen Mega-Mörser-Monsterschuss auf das Tor von Krake drosch. Matze »Tippkick« Trippel M. S. Der, der geschworen hatte, nie mehr zu reden, damit er wie Maxi von den Wilden Kerlen diesen Superbumms bekommt.

Und den hatte er. Der Ball traf ins Tor, für Krake unhaltbar, und flog dann weiter über den Zaun bis hoch auf den Damm, der sich dahinter auftürmte.

»Das war die Zehn«, rief Leo begeistert.

»Wir haben es geschafft«, rief Elias, sein Bruder.

»Der Teufelstopf gehört jetzt uns!« Ich warf mich als Erster auf meinen Freund. Dann kamen die anderen. Wir vergruben den Torschützen unter unserem Jubel.

»Bombastisch touristischer Bärenbauchspeck!« Joshua strahlte in unserer Mitte, da rief Leo plötzlich:

»Halt! Stopp! Seid doch mal still!«

Und als wir endlich verstummten, sahen auch wir den schwarzen Mann.

2. Das Wilde Geheimnis

Der Mann war so schwarz wie sein Motorrad. Die langen blonden Haare schlugen ihm gegen die Schultern, als er auf der Straße über dem Dammrücken fuhr. Nein, er fuhr nicht, er glitt. Er schwebte in Zeitlupe. Als käme er direkt aus einem ganz bösen Traum, den man trotzdem noch träumte, obwohl man bereits aufgewacht war. Und obwohl er noch jung aussah, ließ ihn die schwarze Augenklappe wie einen erfahrenen Piraten erscheinen.

»Kommt! Los! Kommt mit!«, befahl unser Anführer und ließ den Fremden nicht aus den Augen. Wir folgten ihm mutig. Wir robbten die Böschung zum Damm empor und lugten durch das Gras auf die Straße. Wir drückten unsere Körper fest auf den Boden und ignorierten die Ameisen, die es hier überall gab und die uns jetzt in die Hosen krochen.

Der Pirat stoppte sein Motorrad und als er sein Bein über den Sattel schwang, wehte sein langer Mantel einen Lufthauch zu uns. Der war kälter als kalt. So kalt wie sein Auge, das grimmig in seiner Höhle lag. Er schaute sich um. Er blickte auf die Drehkreuzpuppen im Garten zu Füßen des Damms. Er las den Schriftzug auf ihren Kutten: »Unbesikbare Siga«. Er kam direkt auf uns zu. Ich hielt die Luft an und krallte die Finger in den Ameisenboden. Ich dachte an den Säbel, den er unter seinem Mantel versteckte. Der musste dort sein. Jeder Pirat hatte so einen Säbel und mit dem würde er mir gleich meine Nase abschneiden. Auch so etwas taten böse Piraten.

Doch dann blieb er stehen. Er legte seinen Stiefel auf unseren Ball, den ich dorthin geschossen hatte. Er schaute noch einmal über den Damm. Er scannte die Stelle, wo wir uns versteckten, als hätte er einen Röntgenblick. Dann lupfte er das Leder wie ein richtiger Profi ansatzlos hoch. Er fing den Ball lässig mit einer Hand auf. Er drehte sich um und ging langsam zurück zu seinem Motorrad.

»Krumpelkrautrüben und krapfenkrätziger Schlitzohren pirat! «, zischte Elias und fragte seinen Bruder, der neben ihm lag: »Weißt du, wer das ist?«

»Nein«, schluckte Leo. »Aber ich würde zu gerne wissen, was der von uns will.«

»Du bist lebensmüde, Brüderchen!«, erschrak die Intuition und tat dann dasselbe wie sein um ein Jahr älterer Bruder. Er sprang auf den Damm. Sie folgten dem Fremden und uns blieb nichts anders übrig, als ihnen zu folgen.

Der unheimliche Fremde zog uns alle an. Er ging einfach weiter und als er sein Motorrad endlich erreichte, lehnte er sich an die Höllenmaschine. An der klebte der Staub von nachtschwarzen Orten, die keiner von uns sehen wollte.

»Glaubst du, du magst, was der von uns will?«, stotterte Josh. Er schielte durch seine Brille zu mir herüber, die vor Angstschweiß beschlagen war.

»Nein«, schoss die Antwort aus mir heraus. Ich kämpfte gegen das Gummiband, das als Verlängerung meiner Hosenträger von hinten an meinem Rücken zog. Es zog mich direkt nach Hause zu Mama. Doch dort hatte ein Kerl wie ich nichts verloren. Da ließ ich mir lieber die Nase abschneiden.

»Nein! Vergiss es!«, fluchte ich zornig über meine eigene Angst. Dann wurde ich frech. »Der Kerl ist absolut …«

»… durchgeknallt?« Ja, das wollte ich sagen. Doch das fragte jetzt er. Der Mann mit der Augenklappe. Der Albtraum einer jeden Mutter. Er sagte das Wort und während wir alle versteinerten, in der Bewegung einfroren, blitzte er uns böse an.

»Ja, vielleicht hast du recht.« Sein linkes Auge nahm mich ins Visier. »Aber vielleicht irrst du dich auch, Oskar. Vielleicht bin ich auch nur einfach wild. So wild, wie ihr’s seid.« Er lächelte freundlich. Doch es war das Lächeln eines Wolfs, der sich in ein Schaffell zwängt. »Zumindest sah es gerade so aus. Ihr habt’s dem Dicken Michi gezeigt. Ihr habt’s ihm gegeben. Ihr …«

Er dachte kurz nach und diese Pause nutzte Finn. Der Kerl aller Kerle, der absolut schnörkellos, nie etwas sagte, was man nicht wirklich sagen musste. Doch jetzt konnte er nicht anders.

»Wir haben ihn plattgemacht«, sagte er stolz und der Teufel vor ihm nickte anerkennend. Dann nahm er den Ball und sah ihn an, als ob er eine Kristallkugel wäre. Eine Kugel, in der man die Zukunft sehen kann. Die Zukunft oder das eigene Schicksal.

»Und?«, fragte er zögernd und prüfend zugleich. Er warf mir den Ball zu: »Wärt ihr bereit, das noch einmal zu tun?«

»Wovon redet der Kerl?«, fragte Josh erschrocken, als ob er eine Vorahnung hätte. Eine böse Vorahnung, die aus der Ballkugel kommen musste.

»Uh«, stutzte der Fremde und seufzte enttäuscht. »Dann muss ich euch wohl ein Geheimnis verraten.« Er nahm einen ledernen Köcher vom Rücken und rammte ihn vor sich auf den Boden. Das Ding war fast so groß wie ich. »Leo, was ist? Bist du nicht ihr Anführer?«, fragte der Schwarze und fixierte den Slalomdribbler.

Der ballte die Fäuste. Er presste die Fingernägel in die Handballen und ging die letzten Schritte auf ihn zu. Ich wollte ihn festhalten. Halt! Leo! Halt!, wollte ich rufen, doch die Worte erstickten in meiner Kehle. Stattdessen trottete ich hinter ihm her. Genau wie die anderen. Darauf hatte der Fremde gewartet.

»Legt die Hände auf die Karte«, forderte er und meinte damit den ledernen Köcher. Was für eine Karte war in den eingerollt? Die Karte der Hölle?, schoss es mir durch den Kopf. Meine Hände waren plötzlich schwerer als Blei.

»Tut, was ich sage«, befahl uns der Mann und selbst Leo und Finn zuckten erschrocken zurück. Und sie waren die Coolsten aus unserer Gang. Sie wollten dem Fremden nicht gehorchen.

»Und jetzt verrate ich euch, was ihr bereits alle wisst. Hier, ganz tief in euch drin.« Der finstere Kerl legte die Hand auf sein Herz. »Die Wilden Kerle sind keine Geschichte, die man erfunden hat, damit kleine Jungs sie im Garten nachspielen. Sie gab es in echt. Sie waren Wirklichkeit, hört ihr, und sie suchen jemanden, der in ihre Fußstapfen tritt. Traut ihr euch das zu?«

Er sah jedem von uns tief in die Augen und das Feuer, das in seinem Auge brannte, sprang in Funken zu uns herüber. Was hatte er da gerade gesagt? Sah so eine Fee aus, die einem den größten Wunsch erfüllt? Davon hatten wir alle geträumt: Wir wollten Wilde Kerle werden.

Nur Joshua blieb vorsichtig. »Und wo ist der Haken?«, fragte er leise.

Der Fremde fuhr zu ihm herum, als wollte er ihm den Kopf abreißen. Doch dann lächelte er. »Die Frage ist gut. Wenn eine Geschichte Wirklichkeit ist, dann ist auch das Böse in der Geschichte echt. Gefährlich echt.«

Er wollte uns Angst machen, aber das konnte er nicht. Wir waren gefangen. Unsichtbare Spinnfäden webten uns ein und hielten uns fest in einem fantastischen Traum: Wir sollten die neuen Kerle werden. Die neuen und echten, die es in Wirklichkeit gab.

Da fuhr der knallrote Fiat 500 in den Garten unter dem Damm. Aus ihm stieg Elias’ und Leos Mutter und die trug ihr Rechtsanwaltskostüm wie ein Ritter seine Rüstung. Die Frisur war ein Helm. Ein Helm, der im Windkanal von Porsche designt, nur einen Zweck erfüllen sollte. Genau wie die Rüstung: Sie sollten kleine Kinder retten.

»Leo! Elias!«, rief sie zu uns hoch.

Doch ihre Stimme verpuffte. Der Fremde hielt uns in seinem Bann.

»Die Karte könnte euch gehören«, lockte er, der Wolf, mit sanfter Kreidestimme.

»Das reicht! Ihr kommt sofort zu mir!«, schnitt ihm Leos Mutter ins Wort und ich erwachte als Erster.

»Deine Mutter spuckt Gift!«

»Ich weiß«, sagte Leo. »Doch das ist mir egal. Dafür leg ich meine Beine ins Feuer.« Er packte den Köcher, drückte ihn an die Brust und schützte sich mit ihm gegen den Ritter. Den Ritter, der seine Mutter war.

»Ab ins Haus! Das gilt für euch alle! Geht alle nach Hause! «, rief sie und schlug die Tür des Autos zu. Der Rückspiegel riss aus der Verankerung und dieses Geräusch ließ unseren Traum zerplatzen. Sie fixierte den Mann mit der Augenklappe, als wäre er eine Vogelspinne. Sie ließ ihn nicht mehr aus den Augen, bis er auf sein Motorrad stieg. Wir aber waren brave Kinder und trotteten widerspruchslos nach Hause. Nur bei Leo und Elias war das etwas anderes. Bei ihnen wirkte schon das Gift. Das Gift des Fremden, des Piraten. Das Gift, das Abenteuer hieß.

3. Der Albtraum einer jeden Mutter

Bei den düsteren Riesen von Donnerschlag! Leo und Elias wollten dieses Abenteuer erleben. Doch wie konnten sie das? Sie hatten eine Mutter, die ein buntstiftrotes Spielzeugauto wie ihren kleinen Fiat 500 mühelos in ein Schlachtross verwandeln konnte. An ihr sah ein rot-weiß-kariertes Kostüm wie eine Ritterrüstung aus und eine Frisur wie ein Helm. Und jetzt führte sie ihre beiden Söhne zum Abendbrottisch. Der stand auf der Terrasse des Hauses über dem Obstgarten mit den Unbesiegbaren-Sieger-Figuren. Aber in ihren Augen war das kein Abendbrottisch. Hier wurde gerichtet, verurteilt und für alle Zeiten verbannt. Kurz gesagt: Hier wurde vollstreckt. Und damit sie das überleben konnten, mussten Leo und Elias vorsichtig sein. Vorsichtig, gerissen und diplomatisch geschickt. Das hatten sie in den Jahren von ihrer Mutter gelernt und die erste Regel hieß: beschwichtigen.

Deshalb deckten die beiden Kinder jetzt ganz wohlerzogen den Tisch.

»Okay. Ich glaub, ich kann dich verstehen, Mama«, sagte Leo so artig, wie es ein zukünftiger Wilder Kerl nur sagen konnte.

»Der Freak sah echt fies und unheimlich aus«, sprang ihm Elias zur Seite. Doch bei »unheimlich« und »fies« schossen die Augen seiner Mutter Warnblitze ab.

Deshalb schlug Leo Elias mit der Faust auf die Schulter.

»Autsch«, beschwerte der sich überzeugend. Denn auch der Schlag und das Autsch gehörten zum Spiel. Das war der zweite Schritt und der hieß: Mama, wir geben dir natürlich recht.

Ja, und der zweite Schritt gab Raum für den dritten. Jetzt konnten sie es wagen, das Thema anzusprechen, von dem ihre Mutter nichts hören wollte.

»Aber du hast keine Ahnung, was der von uns wollte«, begann Leo ganz arglos.

»Ich will’s auch nicht wissen«, würgte seine Mutter ihn ab. Doch Elias blieb stur.

»Die Wilden Kerle gab es in echt!«, erklärte er ihr und strahlte sie an.

»Und wir sollen in ihre Fußstapfen treten. Verstehst du das, Mama?« Leos Augen begannen zu leuchten.

»Das ist, als ob man schon zu Ostern alle seine Weihnachtsgeschenke bekommt.« Elias triumphierte, als hätte er ihr gerade bewiesen, dass die Erde viereckig sei. Und jeder Mensch müsse ihm das auf der Stelle glauben. Ja, jeder. Selbst seine aus professionellen Gründen misstrauische Mutter. Aber leider sah die gerade jetzt zum Fenster hinaus. Dort glitt der Fremde wie in Zeitlupe über die Straße und schaute ihr als ihr wahr gewordener Albtraum direkt ins Gesicht.

Die Schritte eins bis drei waren damit gescheitert.

Leos und Elias’ Mutter drehte sich um. Sie fixierte ihre Söhne und fesselte sie nur mit den Augen an die Stühle hinter dem Tisch. Dort saßen sie wehrlos.

»Sagt das der schwarze Mann mit der Augenklappe? Dann sag ich euch auch was. Schwarzen Männern mit Augenklappen traut man nicht über den Weg. Besonders, wenn es sich um echte schwarze Männer mit echten Augenklappen handelt. « Sie beugte sich über den Tisch und schaute auf ihre Söhne hinab. Das tat sie immer, wenn sie ihnen klarmachen wollte, dass jeder Widerspruch zwecklos sei. Aber Leo, der Torjäger, wäre nicht unser Anführer und Elias hieße nicht die Intuition, wenn sie sich dadurch hätten aufhalten lassen.

Sie hatten einen Notfallplan.

Schritt vier nannten sie ihn und der musste immer dann herhalten, wenn eins bis drei gescheitert waren. Auch das hatten sie von ihrer Mutter gelernt. Und Schritt vier hieß ganz einfach: Wenn jemand deinen Traum nicht mag, verkauf ihn ihm als seinen eigenen. Denn seinen eigenen Traum wird er nicht nur lieben. Er wird alles dafür tun, um ihn wahr zu machen.

»Aber Mama«, legte Leo den Köder aus. »Wenn das wahr ist, wenn man schwarzen Männern mit schwarzen Augenklappen nicht trauen darf, dann wäre nie jemand jemals zur Schatzinsel gefahren. Denn die Schatzkarte kam von einem, der eine Augenklappe trug.«

»Die Schatzinsel ist eine erfundene Geschichte«, widersprach seine Mutter. Doch damit lief sie in die Falle. Sie hing jetzt am Haken.

»Bingo«, rief Elias. »Das ist der Beweis. Der Einäugige hat die Wahrheit gesagt.« »Die Wilden Kerle gab es in echt«, erklärte sein Bruder, weil seine Mutter so ungläubig guckte.