Die Zauberer von AIOR - Simon Käßheimer - E-Book

Die Zauberer von AIOR E-Book

Simon Käßheimer

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Beschreibung

Bero will eigentlich nur ein kleines "geplantes" Abenteuer bestehen, das er seit Wochen intensiv geplant hat; was ihm blüht, ist eine Menge mehr. Die verborgene Welt AIOR wartet unerwartet auf ihn und mit ihr Abenteuer satt mit sprechenden Tieren, Zauberern und vielen anderen skurrilen Dingen, von denen er nie zu träumen gewagt hätte.

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Inhaltsverzeichnis

Expedition

Der Tunnel

Das Haus mit dem spitzen Dach

Der Aufbruch

Der Weg zur Steinbrücke

Die steinerne Brücke

Der wechselnde Wegweiser

Die Schlossburg

Die Audienz

Die Bibliothek

Das sprechende Buch

Die Zauberergilde

Die Audienz in der Gilde

Merlor wird gejagt

Ein unerwartetes Zusammentreffen

Auf dem Hügel

Der Inhalt des Buches

Auf Merlor´s Fährte

Der Sextant

Das Wolkengebirge

Abseits der Klamm

Zu Merlors Festung und darüber hinaus

Drinnen

Duellanten

Das Duell

Das Ende – oder ein Anfang?

1. Expedition

Am Freitag, dem 22. April 1985, dürfte es jetzt etwa sieben Uhr vier oder fünf sein, denn gerade eben schlug die Turmuhr des nahe gelegenen Nachbardorfs sieben Uhr, und sie ging schon immer einige Minuten vor.

Dies war der erste Eintrag, den Bero vor langer Zeit in sein Logbuch eintrug, oder besser er stellte es sich so vor als er es in den braunschwarzen Terminplaner schrieb, den er vor Jahren zum Geburtstag bekam und seither nie benutzt hatte.

Da stand er nun schon wieder vor dieser alten Ruine von der er, wie er zugeben musste, bis heute noch nicht wusste ob es sich um eine kleinere, alte Festung handelte, oder nur um ein altes, zerfallenes mittelalterliche Wirtshaus; das nach den Jahren sich nun nicht mehr groß von einer zerfallenen Festung unterschied, oder für einen Leihen wie ihn davon nicht auseinander zu halten war. Schon wieder schrieb er es, nicht wahr? Ja, schon wieder und deshalb muss es niemand noch einmal nachlesen, diese Ruine kannte Bero seit er fünf, oder beinahe sechs Jahre alt war wie seine eigene Westentasche. Allerdings bloß von außen, denn weiter als die alte Steintreppe hinunter hatte er sich nie getraut, und das war, und ist eigentlich auch das Klügste was er machen konnte, und jeder sollte seinen Hinweis beherzigen, der sich nicht darin auskennt.

Aber heute war es irgendwie anders, heute zog ihn diese alte Ruinentreppe förmlich magisch an und wenn er es recht bedachte, versagte offensichtlich an diesem Tag auch sein Verstand. Jedenfalls setzte er sich in den Kopf diese Ruine allein zu erkunden; ganz fachmännisch, wie es sein Vater oder Jules Verne ausgedrückt hätte.

Zur Vorbereitung auf sein Abenteuer besorgte er sich einen Kompass und holte ein Taschenmesser, sowie eine Lampe.

Vom Dachboden seiner Tante ließ er mehrere Kerzenstummel mitgehen, dann holte er sich aus dem Keller eine Taschenlampe und Ersatzbatterien; die Streichhölzer für die Kerzen und die Lampe nicht zu vergessen, und einen alten Rucksack mit braunen, brüchigen Lederschnallen.

Zwar sah dieser schon ziemlich vergilbt aus, jedoch packte er ihn voll mit Proviant, und unten drin befand sich noch Verbandszeug für alle Fälle. So ausgestattet war er nun nach dem ersten Logbucheintrag zu allem fest entschlossen, und hätte wahrscheinlich auch in den Krieg ziehen können, oder am Proviant bemessen eine kleine Weltreise überstanden, die ihn problemlos ernährt hätte.

Den Kompass aus der Tasche gezogen und ausgerichtet, lief er also langsam mit der Taschenlampe in seiner anderen Hand die etwas abseits gelegene steile Steintreppe hinunter, die wie die restliche Ruine aus kleineren und größeren Wackersteinen bestand, von denen an den Treppenkanten auch schon der eine oder andere heraus gebrochen, oder auch locker war. Gespannt kam er unten im Dunkeln an und leuchtete mit der Taschenlampe das unterirdische Gewölbe aus - da und dort drang ein wenig Licht durch eine Ritze ins Dunkel vor. Vorerst würde er die Lampe noch nicht brauchen wie ihm schien, und so lief er erst einmal ein wenig weiter in den Gewölbegang hinein und lauschte.

Dabei hörte er nichts außer dem gelegentlichen Klappern der Batterien und etwas Wasser, das hier und dort von der Decke heruntertropfte. Langsam lief Bero weiter - der Gang machte einen Schlenker nach rechts, verlief aber sonst gerade, soweit er sich noch erinnerte, und endete dann abrupt mit einer Verzweigung. Interessant war aber auch, dass die Wand immer wieder kleine teils Mannsgroße Spalten aufwies, in die man auch hineingehen konnte.

Aber größtenteils endeten sie nach wenigen Metern, dies konnte man schon von weitem erkennen, und deshalb entschloss er sich zuerst einmal direkt zu dieser Verzweigung vorzudringen.

Jedoch war diese Verzweigung eigentlich gar keine solche im Näheren betrachtet, sondern zum einen der Eingang in einen großen Raum, und zum anderen der Zugang in ein weiteres Gewölbe, in das er auch voller Erwartung hineinstapfte.

Die Wände bestanden hier nur aus Ziegelsteintrümmern und kleinen Steinen, die irgendwie mit Beton vermischt wurden.

Dann folgte nach vielen Minuten des Laufens eine ordentliche Überraschung: Ende das war’s, der Gang lag feinsäuberlich verschüttet vor ihm, und außer Tonnen von Geröll konnte er nichts mehr zu sehen.

Na bravo, das war’s dann wohl mit seiner Reise zum Mittelpunkt der Erde, Stein und Geröll sei Dank die dies, oder Ähnliches nun völlig unmöglich machten, wie ihm schmerzhaft klar wurde. In Gedanken stieß er ein lautes Schimpfwort aus, und trat in seiner Wut gegen den nächsten losen Stein der ihm im Weg lag. Daraufhin bedankte sich dieser durch einen seiner Kollegen oder sich selbst dafür, indem er das Glas seiner Taschenlampe in tausend kleine Scherben zerfetzte.

Wie ihm nach ein paar Sekunden auffiel hatte die Birne ebenfalls einen Schaden erlitten. Denn sie fing an unruhig zu flackern und ehe sie komplett ihren Dienst versagte zündete er die Lampe an, dies war ja ohnehin nun besser.

Das Gewicht des Rucksacks um eine Banane zu erleichtern war vermutlich das Beste was er jetzt tun konnte, und so schnappte er sie sich, während er die defekte Taschenlampe im Rucksack verstaute. Dann lief er zurück und aß nebenbei lustlos die Banane auf, und kurz vor der Weggabelung hieß es noch: Auf wieder sehen Bananenschale.

Somit traf er wieder am Eingang zum großen Raum, wovon rechts der Weg nach draußen abzweigte, ein. Nun wollte er wenigstens alles gesehen haben, wenn Bero schon einmal hier war. Also lief er hinein, wenn auch längst nicht mehr so motiviert wie zuvor, und stapfte erwartungsvoll in den gegenüberliegenden Gang.

Dieser Raum sah riesig aus, dies konnte er erst jetzt im Schein der Öllampe richtig erkennen. Rundherum waren Löcher in der Wand, in die wahrscheinlich früher die Fackeln gesteckt worden waren. Auf der rechten Seite klaffte ein großes Loch in der Wand, in den ein schwacher Lichtschein eindringen konnte und sich in eine Ecke fallen ließ.

Im hinteren Drittel des Raums lag ein auffällig langer und großer Felsen mit einer aalglatten Oberfläche, der möglicherweise einmal als Tisch gedient hatte.

Alles in allem konnte ihn, oder besser nichts hier drin, wirklich begeistern. Deshalb beschloss Bero zu gehen, und zum Eingang des Gewölbes zurückzukehren.

Ein gutes Stück war er dem Eingang bereits entgegen gegangen, als der Abenteurer plötzlich irgendwelche Geräusche hinter sich bemerkte. Jedoch noch in einiger Entfernung von ihm und er glaubte, eine, oder mehrere Stimmen zu hören.

Irgendwie schienen sie von der Weggabelung her zu kommen, aber wie konnte denn hier jemand hereingekommen sein? Dies hielt Bero schlicht für unmöglich da doch nirgends ein zweiter Zugang war, und der Gang weiter unten mit voller Geröll versperrt war, wie er ja mit eigenen Augen gesehen hatte. Augenblicklich fühlte Bero eine Scheißangst, war aber gleichzeitig neugierig, und so nahm er eine Kerze in die Hand und die Taschenlampe aus dem Rucksack.

Sofort zündete er die Kerze an, machte die Lampe aus, und anschließend auch die Taschenlampe.

Mit äußerster Vorsicht ging Bero der Weggabelung entgegen, nachdem ich er den Rucksack und die Lampe hinter einem großen Stein versteckt hatte. Sogleich schob er den Regler der Taschenlampe auf halben Betrieb, was ohnehin nicht zuviel war da die Birne unverändert flackerte, und nahe der Gabelung machte Bero die Taschenlampe und Kerze aus, um sich nicht zu verraten. Denn aus diesem großen Seitenraum drang Licht in den Gang, und er konnte die lang gezogenen Schatten von einer Person und etwas Ähnlichem erkennen.

Außerdem nun auch relativ deutlich die Stimmen von zwei Personen, die sich angeregt miteinander unterhielten.

Eine Stimme klang etwas kräftiger und sie schien schon etwas älter zu sein, während die Stimme des Anderen wie die eines Kindes klang.

Diese sagte immer wieder: „ Geht das denn nicht etwas schneller, du alter Greis!“

Worauf die Andere erwiderte: „Na, so viel älter oder jünger bist du ja nicht wenn man’s recht bedenkt, und da nennst du Frechdachs mich einen Greis, diese Kurzatmigkeit ist wieder einmal typisch!“

„Hätt’ ich dich besser Zuhause gelassen, dann hätt’ ich meine Ruhe gehabt!“

So ging es weiter und Bero fragte sich dabei wirklich von was für einer Geschichte er da gerade Zeuge wurde – gewissermaßen, denn bis jetzt hatte er ja nur nach den Schattengesten geschaut und dem Gespräch gelauscht.

Sollte Bero es tatsächlich wagen um die Ecke zu schauen?

Die Stimmen klangen doch recht nah und doch wollte er nun schon in Erfahrung bringen, wer sich da zusammen unterhielt und über das Alter diskutierte.

Langsam schob er sich zur Kante vor, und schaute vorsichtig sowie ganz zaghaft um die Ecke in den Raum.

Da flammte eine Fackel in der Hand einer männlichen Gestalt mit einem grauen Umhang bekleidet, und sein Gesicht wurde von einer Kapuze auf dem Kopf halb verdeckt.

In der Ecke des Raums löste, oder pulte er irgendetwas von der Wand herunter und steckte es in einen kleinen Beutel, den er am Gürtel trug. Doch völlig überraschend schien er fertig zu sein - er verschloss den Beutel, dies ließ sich an seinen Bewegungen erahnen. Dann lief er zur Mitte in Richtung der Wand und drückte einen der Mauersteine nach unten oder einen Schalter, so genau war das im schwachen und kurzen Schein der Fackelflamme nicht auszumachen.

Daraufhin öffnete sich ein Loch, oder irgendein geheimer Zugang in der Wand, und der Alte klopfte auf seinen Schenkel und rief: „Komm’ nun trödel’ hier nicht ewig rum, du alter Greis!“, und lief durch den Zugang.

Hinten ihm folgte eine Ratte, die gerade noch rechtzeitig durch den Zugang huschte, ehe dieser sich Sekunden später hinter ihr und dem Alten verschloss.

Da saß der Abenteurer nun vollkommen sprachlos und konnte überhaupt nicht begreifen, was er soeben mit angesehen hatte.

Schließlich war Bero nicht blind und doch war es absolut verrückt, als dieser Vorgang eigentlich der Wahrheit entsprechen konnte. Jedoch hatte er es ja gerade eben mit eigenen Augen gesehen, und was noch wesentlich absurder war – auch mit eigenen Ohren gehört.

Ganz eindeutig hatten sich da zwei Personen unterhalten - ganz sicher - darauf würde Bero jede Wette eingehen.

Aber wieso sollte sich dann jemand mit sich selbst, oder gar noch mit einer verstellten Stimme sprechen?

Undenkbar! Plötzlich wurde ihm schlagartig klar, vielleicht war ja bislang auch nur einer von ihnen gegangen.

So verweilte Bero lautlos an diesem Ort an dem er saß, doch konnte er nichts hören, außer den langsam ihm vertrauten Wassertropfen hier, und dieser sonst so vollkommenen Stille wie vorher um ihn herum.

Nach einigen Minuten erhob er sich und wagte es die Taschenlampe anzuknipsen, aber nichts - alles wie vorher und doch irgendwie auch nicht mehr, was hatte Bero da bloß vor ein paar Minuten für ein merkwürdiges Schauspiel gesehen?

Puh, dachte er, lief um die Ecke und leuchtete in den Raum, aber dieser war leer. Dann leuchtete Bero in das Eck, in der vorhin die Kapuzengestalt gestanden, oder gekniet hatte und lief auf sie zu. Aber irgendwas war da, war das etwa von der Wand herunter gekratztes Moos? Jetzt konnte er es deutlich an den Lücken zwischen den Steinen sehen, Bero hatte also hier nicht geträumt, oder sich getäuscht. Hier drin war eben jemand gewesen und wenn derjenige wirklich alt war, konnte er auch noch nicht so weit gekommen sein.

Ohne lange zu zögern oder darüber nachzudenken lief er mit flotten Schritten durch das Gewölbe zurück, um seinen Rucksack und die Lampe zu holen.

Hier an derselben Stelle, an der auch dieser alte Mann gestanden haben musste, griff Bero die Wand ab, und hoffte dabei etwas zu finden. Tatsächlich fühlte er so etwas wie eine Vertiefung zwischen zwei Mauerbrocken an seiner Hand, in der offenbar ein Dreieck aus Holz steckte.

Mit etwas zittrigem Zeige- und Mittelfinger drückte er dagegen, und langsam öffnete sich der verborgene Zugang vor ihm. Auf der Stelle zündete Bero seine Lampe an, und konnte es fast nicht erwarten ins Innere vorzudringen.

2. Der Tunnel

Nun beeil’ dich doch, dachte er sich und lief mit kleinen Schritten hinein. In einem schmalen Gang fand Bero sich wieder, der Anfangs noch aus Mauersteinen bestand.

Aber je weiter er hineinging veränderte dieser sich in ein Gemisch aus dem Boden und den Steinen. Gegen Ende bestand er nur noch aus Wurzeln von einem oder mehreren Bäumen die ineinander verschlungen waren, und so diesen Gang schufen - wie auch zusammenhielten. Am Ende erkannte Bero ein Licht, und lief schnurstracks darauf zu.

Über den Boden plätscherten kleinere Rinnsale, die vom Wasser der Wurzeln stammten, und in schmalen Bahnen an den Wänden heruntertropfte. Als er am Ende des Ganges ankam strömte ihm das Tageslicht entgegen, dann bog er eine Wurzelspitze die am Ausgang herunterhing zur Seite, und trat vorsichtig ins Freie.