Die Zeiten ändern sich - Palanimuthu Sivakami - E-Book

Die Zeiten ändern sich E-Book

Palanimuthu Sivakami

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kathamuthu weiß, was es heißt, ein »Unberührbarer« zu sein. In jungen Jahren bekommt er die Unmenschlichkeit und Brutalität des Kastensystems selbst zu spüren. Doch der intelligente junge Mann schafft es trotz allem, in seinem Dorf zu einer angesehenen und respektierten Persönlichkeit zu werden. Doch seinen beiden Frauen und seiner Tochter gegenüber ist er jähzornig und autoritär. Palanimuthu Sivakami, die selbst aus einer »Unberührbaren«-Familie stammt, hat einen Roman geschrieben, der das indische Kastensystem in seiner ganzen Komplexität und Widersprüchlichkeit thematisiert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 206

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Cover for EPUB

Über dieses Buch

Kathamuthu weiß, was es heißt, ein »Unberührbarer« zu sein. In jungen Jahren bekommt er die Unmenschlichkeit und Brutalität des Kastensystems selbst zu spüren. Doch der intelligente junge Mann schafft es trotz allem, zu einer angesehenen und respektierten Persönlichkeit zu werden. Doch seiner Familie gegenüber ist er jähzornig und autoritär.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Palanimuthu Sivakami, geboren 1957 im südindischen Unionsstaat Tamil Nurdu, ist promovierte Historikerin. Sie setzt sich als Aktivistin für die Belange der Dalits und der Frauen ein. 2009 gründete sie eine eigene Partei. Sivakamis Werk umfasst Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Essays.

Zur Webseite von Palanimuthu Sivakami.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Palanimuthu Sivakami

Die Zeiten ändern sich

Roman

Aus dem Englischen von Thomas Vogel

E-Book-Ausgabe

Draupadi @ Unionsverlag

HINWEIS: Ihr Lesegerät arbeitet einer veralteten Software (MOBI). Die Darstellung dieses E-Books ist vermutlich an gewissen Stellen unvollkommen. Der Text des Buches ist davon nicht betroffen.

Impressum

Dieses E-Book des Draupadi-Verlags erscheint in Zusammenarbeit mit dem Unionsverlag.

Die Originalausgabe erschien 1989 auf Tamil und wurde von der Autorin selbst in Englische übersetzt. Die deutsche Ausgabe basiert auf der englischen Übersetzung, The Grip of Change, erschienen 2006 im Verlag Orient Blackswan, New Delhi.

Dieses Buch wurde gefördert vom Literaturorum Indien e.V.

Lektorat: Edeltraud Bienek

Originaltitel: Pazhayani Kazhidalum

© by Draupadi Verlag, Heidelberg 2024

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Sven Schrape unter Verwendung der von Reinhard Sick gestalteten deutschen Erstausgabe

ISBN 978-3-293-31099-5

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

Produziert mit der Software transpect (le-tex, Leipzig)

Version vom 28.05.2024, 00:15h

Transpect-Version: ()

DRM Information: Der Unionsverlag liefert alle E-Books mit Wasserzeichen aus, also ohne harten Kopierschutz. Damit möchten wir Ihnen das Lesen erleichtern. Es kann sein, dass der Händler, von dem Sie dieses E-Book erworben haben, es nachträglich mit hartem Kopierschutz versehen hat.

Bitte beachten Sie die Urheberrechte. Dadurch ermöglichen Sie den Autoren, Bücher zu schreiben, und den Verlagen, Bücher zu verlegen.

http://www.draupadi-verlag.de

[email protected]

E-Book Service: [email protected]

www.unionsverlag.com

Unsere Angebote für Sie

Allzeit-Lese-Garantie

Falls Sie ein E-Book aus dem Unionsverlag gekauft haben und nicht mehr in der Lage sind, es zu lesen, ersetzen wir es Ihnen. Dies kann zum Beispiel geschehen, wenn Ihr E-Book-Shop schließt, wenn Sie von einem Anbieter zu einem anderen wechseln oder wenn Sie Ihr Lesegerät wechseln.

Bonus-Dokumente

Viele unserer E-Books enthalten zusätzliche informative Dokumente: Interviews mit den Autorinnen und Autoren, Artikel und Materialien. Dieses Bonus-Material wird laufend ergänzt und erweitert.

Regelmässig erneuert, verbessert, aktualisiert

Durch die datenbankgestütze Produktionweise werden unsere E-Books regelmäßig aktualisiert. Satzfehler (kommen leider vor) werden behoben, die Information zu Autor und Werk wird nachgeführt, Bonus-Dokumente werden erweitert, neue Lesegeräte werden unterstützt. Falls Ihr E-Book-Shop keine Möglichkeit anbietet, Ihr gekauftes E-Book zu aktualisieren, liefern wir es Ihnen direkt.

Wir machen das Beste aus Ihrem Lesegerät

Wir versuchen, das Bestmögliche aus Ihrem Lesegerät oder Ihrer Lese-App herauszuholen. Darum stellen wir jedes E-Book in drei optimierten Ausgaben her:

Standard EPUB: Für Reader von Sony, Tolino, Kobo etc.Kindle: Für Reader von Amazon (E-Ink-Geräte und Tablets)Apple: Für iPad, iPhone und Mac

Modernste Produktionstechnik kombiniert mit klassischer Sorgfalt

E-Books aus dem Unionsverlag werden mit Sorgfalt gestaltet und lebenslang weiter gepflegt. Wir geben uns Mühe, klassisches herstellerisches Handwerk mit modernsten Mitteln der digitalen Produktion zu verbinden.

Wir bitten um Ihre Mithilfe

Machen Sie Vorschläge, was wir verbessern können. Bitte melden Sie uns Satzfehler, Unschönheiten, Ärgernisse. Gerne bedanken wir uns mit einer kostenlosen e-Story Ihrer Wahl.

Informationen dazu auf der E-Book-Startseite des Unionsverlags

Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

Unsere Angebote für Sie

Inhaltsverzeichnis

DIE ZEITEN ÄNDERN SICH

1 – Kathamuthu erwachte um vier Uhr morgens, gerade als …2 – Gegen sieben Uhr stand die Sonne hoch am …3 – Kathamuthu war sich bewusst, dass er gut aussah …4 – Der Name des Dorfes musste sich von den …5 – Während in Puliyur die Ermittlungen liefen, waren auf …6 – Die Polizei erreichte Paranjothis Haus ungefähr um sieben …7 – Als Subramani Puliyur erreichte, war es fast Mitternacht8 – Arumuga Padayachi und Saminatha Padayachi hasteten in Paranjothis …9 – Die Sonne ging auf, und die Leute strebten …10 – An diesem Morgen verbreiteten sich im Dorf schnell …11 – Die Bewachung von Thangams Hütte wurde auch am …12 – Das Feuer schoss aus Kannammas Hütte, gierig …13 – Der Tahsildar und der Inspektor saßen am Kopfende …14 – Sargunam war Rasendrans Cousine. Sie war kurz vor …15 – Während einer Unterbrechung der Diskussion hatten sich die …16 – Das Panchayat-Treffen wurde wie geplant am Sonntag in …17 – Eine festliche Stimmung belebte das Puliyur-Cheri. Ungekochter und …18 – Ein paar Tage später wurde der Streit um …19 – Gauri wartete auf die Resultate ihrer Abschlussprüfung …20 – Der Panchayat entschied, dass ein Lehmhaus im Cheri …21 – Nach seiner Auseinandersetzung mit Lalitha vermied es Elangovan …22 – Seit Kalimuthus Tod waren zwei Jahre vergangen …23 – Am Tag von Chandrans Hochzeit ging Kathamuthu um …24 – In dieser Nacht kam es in der Padayachi-Straße …25 – Im Laufe der Zeit werden die Blätter zum …WorterklärungenNachwort

Anmerkungen

Mehr über dieses Buch

Über Palanimuthu Sivakami

Andere Bücher, die Sie interessieren könnten

Zum Thema Indien

Zum Thema Asien

1

Kathamuthu erwachte um vier Uhr morgens, gerade als die ersten lichten Streifen der Dämmerung den Himmel erhellten. Er schob die Hand seiner Frau von seiner Brust, gähnte und streckte sich. Nagamani, die er im Haus als zweite Frau eingesetzt hatte, stöhnte im Schlaf, als hätte sie Schmerzen. Ihr Hemd löste sich, lockiges Haar breitete sich aus, die Augen halb geöffnet, schien sie entschlossen, weiter zu schlafen. Ihr Sari war in eine Ecke des Zimmers geglitten und flatterte jedes Mal, wenn der Windzug des Ventilators ihn ergriff.

Kathamuthu erhob sich, suchte die richtige Seite seines Veshti und band es um seine Hüften. Er nahm den Sari aus der Ecke und warf ihn über Nagami.

»Bedecke dich. Ich gehe.« Ohne auf eine Antwort zu warten, entriegelte er die Tür, ging in den Flur und schaute durch das Fenster in den Nachbarraum. Seine erste Frau Kanagavalli schlief tief und fest. Sie hielt Sekaran fest, das jüngere der Kinder. Das andere Kind, Gauri, klammerte sich an ihren Rücken.

»Sie ist groß, aber drückt sich an ihre Mutter wie ein Kind«, dachte er, öffnete die Außentür und blieb vor Verblüffung abrupt stehen. Etwas Dunkles zeichnete sich in der Ecke der Veranda ab. Als sich seine Augen mit der Zeit auf die Schatten eingestellt hatten, konnte er eine Gestalt wahrnehmen, die dort kauerte und vor Schmerz stöhnte.

»Wer ist da? Was …?«, fragte Kathamuthu ängstlich.

»Oh weh … Oh weh … Sie haben mich fertiggemacht … Oh weh …!« Die Person schrie wie ein verwundetes Tier und ließ sich fallen.

Die unerwartete Aufregung in der Stille des Morgens störte drinnen die Familie auf. Kathamuthu hörte hinter sich seine Frauen rufen und herbeirennen. Die erschrockene Gauri begann zu jammern. Nagamani stürzte mit gerafftem Sari hinaus. Auch Kanagavalli eilte herbei.

Voller Panik riefen sie: »Was ist passiert? Was ist passiert?«

Als sie Kathamuthu starr am Eingang stehen sahen, beruhigten sie sich ein wenig.

»Du, Frau! He! Was jammerst du hier rum, so früh am Morgen? Was ist los? Steh auf und erkläre dein Problem, ohne so ein Theater zu machen!« Von seinen beiden Frauen flankiert und vom Schock erholt, befragte er die verhüllte Gestalt.

»Was soll ich sagen? Sie sollen gehängt werden! Sie sollen zur Hölle gehen! Die Erde wird sich öffnen und euch verschlingen. Ihr werdet Dreck fressen. Bastarde! Ihr habt eine hilflose Frau misshandelt! Ihr Köter! Kommt doch! Kommt und leckt …«

Was eine Erklärung hatte werden sollen, verwandelte sich in eine Flut von Beschimpfungen gegen jene, die über sie hergefallen waren. Es schien, als sähe sie sie leibhaftig vor sich.

»Hör auf, Miststück! Wage nicht, hier so schmutzige Reden zu führen! Ich werde dir eine aufs Maul hauen. Hast du keinen Respekt vor dem Mann, mit dem du redest? Wenn du nichts anderes zu sagen hast, dann verpiss dich!« Kathamuthu sprach verärgert und irritiert zu ihr.

»Mein Retter! Herr! Wem sonst, außer Ihnen, könnte ich es erzählen? Deshalb bin ich doch den ganzen Weg her gerannt, die ganze Nacht, um Sie zu treffen. Schauen Sie, was diese Gauner mir angetan haben!«

Weinend entfernte sie den Sari, der um ihren Kopf gewickelt war. Ihr ganzer Oberkörper, der jetzt sichtbar wurde, da sie keine Bluse anhatte, trug schreckliche Blutergüsse. Ihr Rücken war blutverschmiert.

»Um Gottes willen!«, rief Nagami beim Anblick der Verletzungen.

»Wer hat dir das angetan?«, wollte Kanagavalli wissen. Gauri sah die Frau voller Furcht und Mitleid an. Der Anblick der offenen Wunden ließ Sekaran die Augen schließen.

»Herr! Das ist nicht alles, Herr. Schauen Sie auf meine Arme!« Sie zeigte ihre geschwollenen Arme.

»Schauen Sie das an, Herr!« Die Frau hob ihren Sari bis über die Knie.

»Oh! Du meine Güte!«

Die Haut ihrer Oberschenkel und Knie war verschrammt und in Fetzen gerissen, als wäre sie über einen rauen Untergrund geschleift worden.

Kathamuthu, der bis dahin in benommenem Schweigen verharrt hatte, fragte im geschäftsmäßigen Ton eines ehemaligen Vorsitzenden des Panchayat-Rates: »Woher kommst du? Welcher Kaste gehörst du an? Und dein Name?«

»Herr, diese Schläger, die mich verprügelt haben, sollten mindestens einen Tag eingesperrt und gequält werden. Der Schmerz bringt mich um!«

»Sag mir nicht, was ich tun soll! Beantworte zuerst meine Fragen!« Sie schien nicht fähig, zusammenhängend zu antworten. Ungeduldig drehte er sich um und begann, jedem Familienmitglied eine Arbeit zuzuteilen. »Nagu, hol heißes Wasser und reinige die Wunden! Sekar, renn zu Muchamy Vaidyar! Wenn nötig, schlepp ihn her! Wenn du schon dabei bist, kauf Milch auf dem Rückweg! Gauri, warum stehst du tatenlos rum? Reinige den Hof und verteile Kuhdung!«

Sekaran zog seine kurzen Hosen mit der einen Hand hoch, während er mit der anderen den Bronzekrug für die Milch hielt, und flitzte los.

Es schien, dass sich die Frau der Aktivitäten um sie herum bewusst würde, sie hörte auf zu weinen. Sie schnäuzte sich in die Finger und rieb sie an der Wand ab.

Kathamuthu hielt sie für in den Dreißigern, groß und gut gebaut. Obwohl vom Weinen angeschwollen, war ihr Gesicht noch immer attraktiv. Er lehnte sich zurück an die Wand, rollte sein Veshti zwischen seinen Beinen zu einem Wulst zusammen und setzte sich.

»Herr, ich komme aus demselben Dorf wie Ihre Frau Kanagavalli. Kanagu, erkennst du mich nicht? Kanntest du Kaipillai aus der Südstraße, der gestorben ist? Ich bin seine Frau.«

»Ah! Ah ja! Mein Gott, du bist es! Warum haben sie dich so übel zugerichtet? Mit verhülltem Kopf habe ich dich nicht erkannt. Mein Gott!«

»Oh, wo soll ich anfangen? Kennst du Paranjothi aus der Straße der höheren Kasten?«, wandte sie sich an Kanagu.

»Ich kenne niemand aus dem Viertel der höheren Kasten. Als ich verheiratet wurde, war ich sehr jung und seit damals kaum mehr im Dorf. Selbst wenn ich dort hin muss, besuche ich nur meine Familie. Und ich mache keinen Schritt außerhalb unserer Straße. Der Bus hält am Wassertank, und da ist es nicht nötig, weiter zu gehen.«

»Stimmt. Leute wie du, die in Städten leben, wissen wenig von Dörfern.« Sie schluckte hart. »Paranjothi aus der Straße der höheren Kasten ist sehr reich. Sein Land reicht bis zum nächsten Dorf, Arumandal. Nach dem Tod meines Mannes begann ich auf dem Hof Paranjothis zu arbeiten. Da ich keine Kinder habe, weigerten sich die Brüder meines Mannes, mir seinen Anteil am Landbesitz der Familie zu übergeben. Wie sollte ich gegen sie ankommen? Ich konnte nicht vor Gericht gehen. Wer hat schon so viel Geld? Selbst wenn ich gewonnen hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen, mich in Frieden um meinen Anteil des Landes zu kümmern, wo mich doch alle hassen. Ich bin jetzt eine alleinstehende Frau. Aber Munusamy, der Gott auf dem Berge, passt auf. Eines Tages wird er gegen sie durchgreifen. Ich bin eine arme Witwe. Aber wenigstens habe ich ein Strohdach über meinem Kopf.

Die Verwandten meines Mannes verbreiten die Geschichte, ich wäre Paranjothis Geliebte geworden. Deshalb brachen letzte Nacht vier Männer, die Brüder von Paranjothis Frau und ihr Schwager, in mein Haus ein. Sie zerrten mich an den Haaren auf die Straße. Sie schlugen und verprügelten mich mit einem Stock, der so dick war wie eine Hand. Sie haben mich fast umgebracht. Keiner aus dem Dorf, keiner meiner Verwandten kam mir zu Hilfe. Ich bettelte um Gnade, aber sie wollten nicht aufhören. Sie beschimpften mich und drohten, mich zu töten, wenn ich noch weiter im Dorf bliebe. Sie nannten mich eine Hure.«

Sie begann wieder zu weinen.

»Okay, okay.« Kathamuthu betrachtete sie prüfend: »Sag mir jetzt die Wahrheit. Was hast du getan? Niemand hätte dich so attackiert, wenn du nicht vorher etwas getan hättest.«

»Ich hab nichts Falsches getan. Ich hab keinem ins Essen gespuckt«, sie schluchzte hoffnungslos.

»Das reicht. Geh mit deiner Geschichte zu jemand anderem, der Trottel genug ist, sie zu glauben!« Kathamuthu klang entschlossen, die Wahrheit aus ihr heraus zu bringen.

Kanagu ging dazwischen: »Sag ihm, was geschah und wie es geschah. Dann weiß er, was zu tun ist, ohne dir ein Leid zuzufügen.«

»Nun gut, ihr seid alle Götter für mich. Wie kann ich die Wahrheit vor euch verbergen? Paranjothi Udayar hat mich gehabt, das stimmt«, sagte sie, ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Furcht und Scham.

»Warum musst du jemandem die Ehe zerstören? Ist das in Ordnung? Du hast seine Familie entehrt!« Kanagavalli betonte das letzte mit Richtung auf Nagamani, die mit heißem Wasser auf die Veranda gekommen war. Nagamani warf Kathamuthu einen zornigen Blick zu.

Er verstand den Wink sofort und fuhr Kanagavalli an: »Bist du hier, um früh am Morgen Urteile zu fällen? Geh rein und mach Kaffee. Sofort!«

»Jedermann lacht über die Zustände in deinem Haushalt, und hier versuchst du, andere zu belehren! Du hältst dich für weiß Gott wen!«, murrte Kanagavalli beim Hineingehen so, dass er es hören konnte.

Wenn die Frau auch etwas verwirrt war, hatte sie die Situation doch erfasst: »Herr, gibt es einen Ort auf der Welt, wo so was nicht passiert? Ich wollte es nicht, aber Udayar nahm darauf keine Rücksicht. Er vergewaltigte mich, als ich in seinem Zuckerrohrfeld arbeitete. Ich blieb still, letztlich bin ich von ihm abhängig. Er misst meinen Reis ab. Wenn Sie denken, ich wäre einfach zu haben, fragen Sie im Dorf nach! Niemand kann behaupten, er hätte mich nach dem Tod meines Mannes in männlicher Gesellschaft gesehen, oder gar, ich hätte jemanden angelächelt. Die Brüder meines Mannes wollten mich nötigen, aber ich gab nicht nach. Das Land meines Mannes wollten sie mir nicht geben, aber ich sollte ihre Hure sein! Ich gab nicht nach. Jedes Mal, wenn mir einer zu nahe kam, schwenkte ich den Besen. Danach kam keiner mehr in meine Nähe. Ich bin eine kinderlose Witwe. Für mich gibt es keinen Schutz.«

Kathamuthu unterbrach sie: »Nun denn, es ist passiert. Jetzt sag mir, warum bist du nicht zu jemandem aus unserer Kaste gegangen? Weil du zu diesem höherkastigen Kerl gegangen bist, kamen die vier Männer und haben dich zu Recht verprügelt. Magst du unsere Burschen nicht?«

Wegen der Rohheit seiner Bemerkungen antwortete sie stockend: »Herr, wie können Sie mir so eine Frage stellen? Ich bin niemandem nachgestiegen. Ich bin keine, die unbedingt einen Mann im Bett haben muss. Ich fühle mich so beschämt. Es war falsch, schrecklich … Ich gab dem Udayar nach … Sie sollten mich im Dschungel aussetzen, ich will niemals in dieses Dorf zurück. Aber vorher will ich, dass die Männer, die mich verprügelt haben, zu meinen Füßen um Gnade winseln.« Wütend griff sie eine Hand voll Erde vom Hof auf und spuckte darauf.

Sie erhob ihre Hände wie zum Gebet, rang sie aber stattdessen. Nach einer Minute sagte sie: »Herr, schlagen Sie mich mit Ihren Schuhen, wenn Sie denken, es war meine Schuld.« Sie begann sich mit beiden Händen auf die Brust zu schlagen, bis sie nahezu ohnmächtig zu Boden fiel.

Nagami, die mit dem vergessenen heißen Wasser dastand, fühlte, wie ihr Tränen die Wangen hinab liefen. »Du brauchst ihr nicht länger weh zu tun mit solchen Reden. Das ist der Unterschied zwischen Gebildeten und Ungebildeten.« Sie kniete nieder, um der Frau beizustehen.

Die Frau ließ Nagami ihre Wunden reinigen, ohne wieder ganz zu Bewusstsein zu kommen.

Nagami bemerkte ängstlich: »Wir sollten sie nicht länger hierbehalten. Sie müsste ins Krankenhaus gebracht werden.«

»Sie muss ins Krankenhaus. Davor sollte Muchamy sie anschauen. Wir müssen die Leute anzeigen, die sie so zugerichtet haben. Sie muss eine Beschwerde schreiben.« In Gedanken erstellte Kathamuthu eine Liste von Aufgaben.

Während Kathamuthu sprach, kamen der Arzt Muchamy und Sekaran an. Es war fünf Uhr dreißig morgens, und die Sonne stieg immer höher. Sekaran gab seiner Mutter den Milchtopf und rannte zurück auf die Veranda, um Muchamy bei der Untersuchung der Frau zuzuschauen.

»Der Kaffee ist fertig«, sagte Kanagavalli. Sie knallte eine große Kanne Kaffee auf den Boden. Gauri brachte Metallbecher, die sie gerade gewaschen hatte. Kanagavalli goss für alle Kaffee ein und stellte einen Becher für den Arzt und einen für die Frau beiseite.

Möglicherweise hatte Kathamuthu leichte Gewissensbisse wegen seiner Derbheit. Er milderte den Ton, mit dem er zu der Frau sprach, die sich beruhigte, als der Doktor sie berührte.

»Schau her. Wie heißt du?«

»Mein Name ist Thangam, Herr.«

»Oh, ›Gold‹, ein seidenes Band um einen Besen.« Stolz über seinen kleinen Scherz, blinzelte Kathamuthu Nagamani zu.

»Was anderes kann man von dir nicht erwarten«, sagte diese mit spöttischem Lächeln. »Der Frosch bittet mit eigener Stimme um Ärger, nicht wahr? Dieses Sprichwort trifft bei dir zu hundert Prozent zu. Hättest du nicht immer billige Witze auf Kosten anderer gemacht, wärst du schon lange Mitglied des Parlaments. Niemals benimmst du dich mit der Würde eines Mannes von Rang.«

Kathamuthu fauchte sie verärgert an: »He, was murmelst du da vor dich hin? Erst sagst du, ich wäre ungebildet, und jetzt, mir fehle die Würde. Halt dein Maul! Niemand hat sich um dich gekümmert, bis ich dich in mein Haus genommen habe. Und jetzt behauptet sie, die ganze Stadt lache über mich. Was denkt ihr beide euch? Ich reiße euch in Stücke!«

»Komm, lass uns rein gehen. Wir haben hier nichts verloren«, sagte Kanagavalli zu Nagamani. Sie nahmen ihre Kaffeebecher und gingen hinein.

Muchamy streckte seinen gebrechlichen Körper, als er die Untersuchung beendet hatte: »Sie wird ins Krankenhaus müssen. Aber hier ist eine Salbe, und geben Sie ihr diese Tabletten.«

»In Ordnung«, blaffte Kathamuthu. »Sie brauchen nicht zu warten. Ich werde Sekaran vorbeischicken, um Ihnen Ihr Geld zu bringen.« Enttäuscht ging Muchamy, vermied es aber sorgfältig, seine Gefühle zu zeigen.

Gauri lehnte an der Wand und beobachtete ihren leicht aufbrausenden Vater. Sie hatte Angst vor ihm. Sie brachte nie Freunde mit nach Hause, obwohl sie ihnen gerne ihre Tauben und den schönen Garten hinterm Haus mit den Samandhis in voller Blüte gezeigt hätte. Sie musste stets fürchten, dass er urplötzlich ohne erkennbaren Grund vor ihren Freunden in Rage geriet.

»Du faules Mädchen! Was glotzt du mich so an? Lauf und hol Stift und Papier! Ich würde gern wissen, was du in der Schule lernst. Du schminkst dich wie ein Filmstar und trägst eine Wagenladung schwarzes Zeug um die Augen, bist aber zu fein, einen Sack Reis auf dem Kopf zu tragen, und wenn auch nur bis zur Mühle. Hm! … Lernst du das in der Schule? Du fürchtest, deine Freunde könnten dich mit einem Sack Reis auf dem Kopf sehen? Dann geh doch lieber und leb bei ihnen. Die werden dir deinen Bauch füllen. Alles wegen diesem elenden Kino …«, schimpfte Kathamuthu zusammenhanglos.

»Papier, Stift …« Gauri beeilte sich, mit dem Gewünschten zurückzukommen, um ihn daran zu hindern, so weiter zu machen. Er musterte sie von oben bis unten und nahm das Schreibzeug absichtlich langsam entgegen.

Thangam saß winselnd da. Sie litt unter der angespannten Stimmung, die Kathamuthu erzeugte, ebenso wie unter den Wunden an ihrem Körper.

Er räusperte sich großspurig, spuckte und wandte seine Aufmerksamkeit der Frau zu.

»Schau, ich bin ehrlich zu dir gewesen, auch wenn ich grob klinge. Ich lebe mit dieser Frau, die nicht zu unserer Kaste gehört. Sie ist höherkastig. Sie war eine Witwe und musste sich abrackern. Ich habe ihr eine sichere Zuflucht gewährt.«

Gauri empfand das, was ihr Vater erzählte, als peinlich und verschwand leise. Kathamuthu fuhr fort: »Was schert mich die Geschichte? Gut, ich mochte sie und sie wollte es. Und nun lebt sie wie eine Königin. Ich bin ein Mann, der was zu sagen hat in der Kaste, wie du weißt, ich war schließlich mal gewählter Vorsitzender des Panchayat. Niemand kann meine Autorität in Frage stellen. Aber bei dir ist das anders. Du bist eine Frau. Du kannst nicht in deren Haushalt leben. Höherkastige Männer mögen scharf sein auf dich, aber sie werden dich nicht heiraten. Du darfst ihre Häuser noch nicht mal betreten. Gut, es mag ein paar seltene Ausnahmen geben, und du könntest dein Leben als Konkubine verbringen. Aber sag mir, warum haben sie dich so verprügelt? Weil du niedrigkastig bist, deshalb. Udayar hat sich raus gehalten bei allem, was da passiert ist. So war es doch, oder? Deswegen sage ich, du hättest einen unserer Männer wählen sollen.«

Thangam schwieg, Tränen rannen ihre Wangen hinab. Als ihr langsam richtig bewusst wurde, wie übel ihr mitgespielt worden war, fühlte sie sich erbärmlich. Bei der Erinnerung schluchzte sie elendig.

»Hör jetzt auf zu flennen. Nenn mir die Namen all dieser Männer, und wir werden bei der Polizei Anzeige erstatten. Heulen nützt nichts. – Gauri, komm her!«, rief Kathamuthu seine Tochter.

Ihre finstere Miene erboste Kathamuthu. Er erhob die Stimme: »Schreib, was ich sage! Schreib es deutlich, verstanden?«

Ohne ihn anzusehen, setzte Gauri sich auf den Boden. Sie legte einen Ellbogen auf das Papier und stützte den Kopf auf ihre linke Hand. Kathamuthu begann zu diktieren.

»In besagter Zila … besagter Taluka … besagtem Dorf … wie heißt dein Vater?«

Thangam, die Gauri beobachtet hatte und nicht vorbereitet war auf die plötzlich an sie gestellte Frage, kam ins Stottern. »Mein Vater heißt Paramasivam.«

»Du weißt nicht mal, wie dein Vater heißt? Komisch …« Kathamuthu warf ihr einen anzüglichen Blick zu. »Was hast du geschrieben, Mädchen?«

»In besagtem Distrikt … besagtem Landkreis … besagtem Dorf …« Gauri prüfte den Gesichtsausdruck ihres Vaters, als sie laut vorlas. Sie genoss die kleine Rache, auf seinen veralteten Sprachgebrauch aufmerksam gemacht zu haben.

Heimlich lächelte Kathamuthu über ihre veränderte Wortwahl. »Sie ist clever. Sie wird sich durchkämpfen«, dachte er zustimmend.

»Thangam, Tochter des heimgegangenen Paramasivam und Gattin des heimgegangenen Kaipillai, erstattet als eine arme Waise Anzeige.«

Gauri schrieb »verstorben« statt »heimgegangen« und wurde rot bei ihrer Änderung.

»Gauri, beginn oben mit ›An den hochverehrten Polizeiinspektor‹.«

»Erledigt«, antwortete sie und fühlte sich wie eine professionelle Beschwerdeschreiberin am Unteramtsgericht.

»Gut. Mach weiter! Ich gehöre zur Gruppe der Hindu Scheduled Castes. Ich bin eine arme Parayar, eine Waise und Witwe. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Tagelöhnerin. In der Nacht des Vorfalls benutzte ich, um dem Ruf der Natur zu folgen, die Straße der höheren Kasten. Dabei schaute Paranjothi Udayars Frau … wie ist ihr Name?«

»Kamalam.«

»Udayars Frau Kamalam schaute mich wütend an und rief: ›Du Parayar-Hure, was wagst du es, auf dieser Straße zu gehen? Ist das nicht die Straße der höheren Kasten? Hau ab!‹« Gauri hörte auf zu schreiben und blickte ihren Vater fragend an.

»Warum hörst du auf? Schreib, was ich sage! Hier darfst du nichts ändern, nicht so, wie du aus ›Zila‹ ›Distrikt‹ gemacht hast. Es hat seinen Grund, es so darzustellen«, reagierte er in arrogantem Ton.

Er wiederholte: »Was läuft die Parayar-Hure auf dieser Straße? Weißt du nicht, dass das eine Straße für Höherkastige ist? Hau ab!, sagte Kamalam.«

»Das hatten wir schon. Es gibt keinen Grund, es zu wiederholen.« Gauris Abneigung gegen jegliche Erwähnung der Kaste gab ihrer Stimme einen scharfen Ton.

»Und es gibt auch keinen Grund, zu kläffen wie ein Hund!«, raunzte er und fuhr fort.

Als Gauri weiterschrieb, hatte sie Tränen in den Augen.