Disney Villains – Dark Ascension 1: DIRTY MINDS – Die Geschichte von Cinderellas Stiefschwestern - Walt Disney - E-Book
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Disney Villains – Dark Ascension 1: DIRTY MINDS – Die Geschichte von Cinderellas Stiefschwestern E-Book

Walt Disney

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Beschreibung

Band 1 der neuen Dark-Ascension-Serie! Hier dreht sich alles um die Figuren, die mit den Charakteren aus der Bestseller-Reihe "Villains" von Serena Valentino in Zusammenhang stehen! Dieses erste Buch der neuen Disney Villains Dark Ascension-Reihe der mit dem Nation Book Award ausgezeichneten Autorin Robin Benway erforscht die komplexe Geschwisterrivalität zwischen den beiden bösen Stiefschwestern aus Cinderella, die sie zu den Figuren gemacht hat, die wir heute kennen. »Blut ist Blut ... und auf die eine oder andere Weise bluten wir alle.« Drizella und Anastasia wissen nur eines mit Sicherheit: Sie werden niemals so enden wie ihre Mutter, Lady Tremaine. Als ihr Vater sie als junges Mädchen verließ, nahm er die Reste des Familienvermögens und die Würde ihrer Mutter mit. Ein paar Jahre und einen verstorbenen Stiefvater später ist die einzige Version von Lady Tremaine, die Drizella und Anastasia kennen, eine verbitterte und grausame Hausherrin. Anastasia und Drizella haben sich - und einander - versprochen, dass sie anders sein werden. Sie werden die Liebe finden, die Welt sehen und ihre Herzen niemals erkalten lassen. Aber beide Schwestern wissen nur zu gut, was es bedeuten kann, wenn sie bei ihrer Mutter in Ungnade fallen, und angeheizt durch Lady Tremaines Tendenz, die Töchter gegeneinander auszuspielen, geraten Drizella und Anastasia in einen komplizierten Walzer der schwachen Schwesternschaft. An der Schwelle zur königlichen Debütfeier - ihrer einzigen Chance, den Prinzen zu beeindrucken und den Erwartungen ihrer Mutter gerecht zu werden - bekommen die Schwestern endlich einen Eindruck davon, wie das Leben außerhalb von Lady Tremaines Absichten aussehen könnte: Drizella entdeckt ihre Liebe zur Wissenschaft und Anastasia beginnt eine heimliche Romanze. - Aber unterschätzen Sie niemals die Macht einer Mutter, deren größtes Talent in der Manipulation liegt. Die Schwestern könnten lernen, dass auch das liebenswerteste Herz Blut vergießen kann ...

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Prolog

LORD TREMAINE

Der Mann streift seiner Frau den Ehering sehr, sehr vorsichtig vom Finger. Schließlich möchte er sie nicht aufwecken. Er hat gewartet, bis alle im Haus schlafen. Bis seine kleinen Kinder endlich in ihren Betten lagen und ihr winziges Kichern in Seufzer überging, bevor sich diese dann in gleichmäßige, flache Atemzüge verwandelten. Seine Frau schläft auf ihrer Bettseite, das Gesicht von ihm abgewandt, aber mit ausgestreckten Händen in Richtung des Betts, in dem er eigentlich liegen sollte – um nach einem Mann zu greifen, der nie wieder dort liegen wird.

Der kleine goldene Reif lässt sich so leicht abnehmen. Er hat es nie übers Herz gebracht, ihr zu sagen, dass es kein echtes Gold ist. Er fragt sich, ob sie es nie übers Herz gebracht hat, ihm zu sagen, dass sie es weiß und ihn trotzdem liebt.

Geliebt zu werden ist eine interessante Sache, denkt er, während er auf Zehenspitzen auf die andere Seite des Betts schleicht und nach seiner unter der mit Entenfedern gepolsterten Matratze versteckten Tasche greift, in der die wenigen wertvollen Besitztümer seiner Familie verborgen sind, die fortan nur noch er besitzen wird. Er glaubte zu wissen, was Liebe ist, als er seine Frau kennenlernte und als seine beiden Mädchen geboren wurden – rosafarbene, zappelnde Dinger, die ihn in dem Moment an neugeborene Welpen erinnerten, mit zugekniffenen Augen und zum Schrei weit geöffneten Mündern.

Geliebt zu werden bedeutet, eine Verantwortung zu tragen, denkt er, während er die Tasche überprüft, um sicherzugehen, dass alles da ist: der Schmuck, den die Mutter seiner Frau ihr hinterlassen hat, ein paar Francs, die er in den letzten Monaten beiseitegelegt hat, eine Haarbürste mit Opalrücken, die einer seiner Töchter gehört – er ist sich nicht sicher, welcher. Die Menschen, die ihn lieben, verlassen sich auf ihn. Nur leider ist er kein zuverlässiger Mann. Und er ist nicht verantwortungsvoll.

Ich bin nur ein Mann, sagt er sich, während er zu seiner Frau zurückschaut. Wer könnte je erwarten, dass ich mehr als das sein kann?

Seine Frau ist noch jung, ihr Gesicht trägt nur allererste Anzeichen des Alterns. Um ihre Augen haben sich kleine Fältchen gebildet. Es ist leicht zu sehen, dass sie vom zu vielen Lächeln herrühren, auch wenn ihr Lächeln immer seltener wird, je mehr Schulden sie machen. Im Schlaf wirkt sie schön und weniger streng. Ihr braunes Haar liegt wie ein Fächer auf dem Kopfkissen. Er hat ihr Haar schon immer geliebt. Es war das Erste, das ihn damals anzog, als sie sich vor all den Jahren auf der Straße begegneten und er sich noch einbildete, zuverlässig und verantwortungsvoll zu sein.

Er würde lügen, wenn er behauptete, in manchen Nächten nicht daran gedacht zu haben, ihr Haar abzuschneiden und zu verkaufen. Einfach die Schere zu nehmen und die dicken Strähnen in der Hand zu halten. Vier oder fünf Schnitte und es wäre erledigt gewesen. Natürlich wäre sie wütend gewesen. Wahrscheinlich hätte sie sogar geweint. Doch er hätte sagen können, dass es für ihre Familie wäre, für sie alle. Brauchten ihre Töchter nicht etwas zu essen? Hatten sie es nicht satt, sich vor den Geldeintreibern zu verstecken, die Mahnungen an ihrer Haustür hinterließen? Es waren doch nur Haare. Sie würden nachwachsen.

Aber er hat es nie getan. Der Mann ist vieles: ein Lügner und Betrüger. Ein Dieb, ein Glücksspieler und ein Trinker. Aber – so denkt er – ich war noch nie grausam.

Das redet er sich ein, als er seine Frau jetzt beobachtet, wie ihre Hände im Schlaf zucken, wie ihre Beine leichte Tritte vollführen. Sie hat noch nie gut geschlafen. Sie wacht mitten in der Nacht auf und schaut aus dem Fenster, auf der Suche nach etwas, von dem sie beide wissen, dass es nicht da ist. Er weiß, dass sie unglücklich ist, doch sie spricht nie darüber. Als der Mann sie einmal nach ihrer Kindheit fragte, wurde ihr Körper so steif, dass er vermutete, ihre Erinnerungen seien nicht in ihrem Gehirn, sondern in ihren Knochen – tief im Mark – vergraben. Um an sie heranzukommen, müsste er sie aufbrechen. Aber noch einmal: Er ist vieles, aber nicht grausam.

Er beobachtet seine Frau, wartet darauf, dass sie sich wieder bewegt. Doch das tut sie nicht, nicht einmal, als er über ihr prächtiges Haar streicht.

Welch ein Vermögen er damit hätte machen können.

Er nimmt seine Tasche, verlässt das Schlafzimmer und schleicht leise den Flur entlang, damit die Dielen nicht zu laut knarren. Tagsüber sind sie kaum zu hören, doch in der Stille der ländlichen Nacht sind sie so laut wie Kanonenfeuer. Selbst unter den kleinen Füßen ihrer Töchter knarzen die Dielen und splittern. Der Mann und seine Frau hören die Mädchen, wenn sie nachts in ihr Zimmer kommen, lange bevor sie leise über ein Wehwehchen, einen Schmerz oder einen Albtraum klagen und er sie in ihr Bett hebt. Er wird ihre kleinen warmen Körper vermissen, die zwischen ihnen liegen. Aber es ist besser so. Die Erinnerungen seiner Töchter an ihn werden gute sein. Er hat ihnen niemals Schmerz bereitet. Wenn sie an ihren Vater denken, werden sie sich an einen Mann erinnern, der sie hielt und liebte, der sie hoch in den Himmel warf, sie aber auf dem Weg nach unten immer wieder auffing.

Das sind bessere Erinnerungen als die, die sein Vater ihm hinterlassen hat.

Die Schlafzimmertür der Mädchen gleitet ohne ein einziges Quietschen auf, auch wenn die Dielen leise protestieren. Die beiden teilen sich immer noch ein Schlafzimmer, obwohl sie inzwischen sechs und sieben Jahre alt sind, sich mehrmals in der Woche streiten und weinerliche Diskussionen darüber führen, wer dies getan und wer jenes gesagt hat. Er überlässt es seiner Frau, diese Konflikte zu lösen, lässt sie die Kinder in die Ecke stellen, ihre zerrissenen Kleider flicken und ihnen die Augen abwischen. Vom Moment ihrer Geburt an hat er seine Töchter dafür bewundert, wie stark und zäh sie sind. Sie erinnern ihn an all das, was er nicht ist, an all das, was er nie für sie sein könnte. Das beschämt und verärgert ihn gleichermaßen, auch wenn er zu jeder Zeit beteuern würde, dass er ihnen das nicht übelnehmen würde. Doch das wäre eine Lüge.

Aber jetzt, wo sie in ihren Betten liegen, empfindet er nur Zuneigung – ein warmes, sirupartiges Gefühl, das alle Eltern verspüren, wenn sie ihre schlafenden Kinder sehen. Seine ältere Tochter Drizella liegt in ihrem Bett am Fenster und schläft mit Blick auf den Mond und die Sterne, die durch die staubigen Vorhänge hereinschauen. Sie ist die Tochter, die zum Nachthimmel hinaufschaut, auf etwas zeigt, ohne zu fragen, oder eine Antwort verlangt. Und er lacht und nennt ihr die Namen der Sternbilder wieder und wieder und denkt sich die aus, die er nicht auswendig kennt. Er ist derjenige, der ihr Spiel immer zuerst satthat.

Sie haben sie Drizella genannt, nach der Mutter seiner Frau, die eine Woche nach der Geburt kam, das Kind ansah, zweimal an ihm schnupperte und verkündete, dass jedes Mädchen, das mit so viel schwarzem Haar geboren würde, zu Problemen verdammt sei. „Sie sieht aus, als käme sie aus einem Hexenzirkel“, waren ihre genauen Worte, was das Überbringen der Nachricht von Drizellas Namen noch schwerer machte. In dieser Nacht sah der Mann, wie das Licht in den Augen seiner Frau erlosch. Es dauerte Wochen, bis es wieder zu flackern begann.

Drizellas Haar ist immer noch schwarz und nachts in Zöpfe geflochten, damit sie am Morgen perfekte Locken hat. Seine Frau zieht die Haarsträhnen fest und schnell, sodass den Mädchen die Tränen in die Augen steigen. Doch sie wissen, dass ihre Mutter sie nur noch fester ziehen würde, falls sie anfingen zu weinen. Der Mann wünscht sich manchmal, er könnte eingreifen, doch sie ist nun mal ihre Mutter, und er ist nur ein Mann.

Mädchen, denkt er, brauchen immer ihre Mutter.

Er beugt sich hinunter, legt eine Hand auf die Strohmatratze, um das Gleichgewicht zu halten, und küsst sanft den Scheitel von Drizellas kleinem Kopf. Er versucht, ihr so viel Liebe zu geben, wie er kann, genug Hingabe und Verehrung, um sie durch den Rest ihres Lebens zu tragen. Doch er kann nur so viel geben, wie ein kleiner Körper aufnehmen kann. Eines Tages wird Drizella erwachsen sein und die Liebe, die ihr Vater ihr heute Abend mit seinem Kuss vermitteln möchte, wird kleiner und kleiner werden, immer weniger Platz einnehmen, bis sie zu einem harten Knoten in ihr wird, einer leisen stechenden Erinnerung an das, was einmal war und nicht mehr da ist.

Der Mann wird das nie erfahren. Er glaubt, das Richtige zu tun. Immerhin wacht sie nicht auf. Er würde es hassen, ihren Schlaf zu stören. Sie ist noch ein Kind, sie braucht ihre Ruhe.

Er geht durch das Zimmer zu Anastasia. Sie schläft immer noch mit ihrem Daumen im Mund. Der Schlaf ist die einzige Zeit, in der sie das gefahrlos tun kann, ohne dass seine Frau ihn ihr herausreißt oder ihn in Essig taucht, sodass er sauer und runzlig wird. „Wenn du so weitermachst“, sagt seine Frau wieder und wieder zu ihr, „werden deine Zähne hässlich.“ Doch das stört Anastasia nicht. Sie ist seine rothaarige Sturköpfige, sein Glücksbringer. Am Tag ihrer Geburt gewann er bei einem Hahnenkampf und stürmte mit einer Handvoll Francs ins Schlafzimmer, während die Hebammen seiner erschöpften Frau Luft zufächerten. Zuerst hörte er nicht einmal die Schreie des Babys, bis Anastasia merkte, dass sie in ihrer Wiege ignoriert wurde, und beschloss, die Lautstärke um einige Dezibel zu erhöhen. Er jubelte mit ihr und ging dann aus, um zu feiern. Um Mitternacht waren sowohl das Geld als auch der Alkohol weg.

Er lässt ihren Daumen in ihrem Mund, weil er es hasst, ihr diesen kleinen Trost zu verweigern, und streicht sanft ihre Decke glatt. Sie ist aus Baumwolle, obwohl sie aus Wolle sein sollte, dünn, obwohl sie dick sein sollte – und kratzig, obwohl sie weich sein sollte. Aber Kinder brauchen nicht viel. Sie haben das Wunder und die Fantasie auf ihrer Seite. Hat er nicht als Kind Müllreste gegessen und sich eingeredet, das wäre so gut wie ein Festtagsschmaus? Eine dünne Baumwolldecke scheint nichts im Vergleich dazu. Er denkt nicht an den bevorstehenden Herbst und daran, dass die Ritzen in den Wänden und Fenstern die ganze Nacht über kalte Luft hereinlassen werden. Er denkt nicht daran, dass seine beiden Töchter in einem Bett schlafen werden, um sich zu wärmen, dass sie verzweifelt versuchen werden, nicht allein zu sein, und sich nach seinem Trost sehnen werden, den er ihnen dann nicht mehr bieten kann.

Er wird seine Mädchen so sehr vermissen.

Und glaubt, das sei dasselbe wie sie zu lieben.

Ein letztes Mal zieht er ihre Decken zurecht und verlässt das Zimmer. Die alten Teppiche, die die Treppe säumen, zeigen erste Abnutzungserscheinungen – Sonnenflecken, die die satten Farben mit ausgebleichten Stellen trüben. Doch das bemerkt er nicht. Er ist ein Mann, der weiß, wie man Entscheidungen trifft, der weiß, wie man sie durchzieht, der gehen kann, ohne sich umzusehen.

Als er die Haustür zum letzten Mal hinter sich schließt, bemerkt niemand – nicht einmal die Mäuse, die sich in den Wänden des Hauses eingenistet haben –, dass er weg ist.

1

– Zehn Jahre später –

DRIZELLA

Jeden Morgen beim Aufwachen hofft Drizella auf dichte Wolkendecken am Himmel.

Sie wünscht sich einen grauen Himmel, dichten Nebel, Sprühregen und Schauer, vielleicht sogar Schnee, wenn es Winter ist. Sie möchte, dass der Himmel aussieht, als wäre er mit dunklen Decken und schweren Gänsedaunen gepolstert, so wie sie es in Märchen gelesen, aber nie selbst erfahren hat. Sie möchte das Gefühl haben, dass der Himmel sie alle nach unten drückt, sie alle fest an die Erde drückt und daran hindert, wegzuschweben.

Als sie an diesem Morgen die abgenutzten Samtvorhänge zurückzieht, wünscht sie sich etwas und hält den Atem an.

Herrliche Spätsommersonne strahlt sie an.

Sie zieht den Vorhang wieder zu, wirft sich rücklings aufs Bett und sieht sich im Zimmer um. Ihr Bett steht unter dem Fenster, sodass sie die Vorhänge und manchmal auch den Himmel sehen kann. Und sie spürt auch den Luftzug der kühlen Morgendämmerung oder die Hitze flirrender Sommermorgen. Der alte, klapprige Schrank in der Ecke gegenüber beherbergt nicht nur ihre Kleider und mehrere Paare Pantoffeln, sondern auch etwas, das eine ganze Mottenkolonie zu sein scheint, den Knabbereien an den Säumen ihrer Kleider nach zu schließen. Außerdem gibt es noch einen alten Sessel, in dem nie jemand sitzt, und eine Kommode, auf der eine Waschschüssel und ein zerbrochener Krug ihren Platz haben. Den ebenfalls im Zimmer vorhandenen Spiegel benutzt Drizella nicht oft.

Früher waren sonnige Morgen ihre Lieblingszeit des Tages, aber jetzt erinnern sie sie an den Morgen, nachdem ihr Vater weggegangen war. Zumindest hat ihre Mutter gesagt, dass er weggegangen sei. Sie war diejenige, die Anastasia und Drizella an jenem Morgen geweckt hat. Sie heulte und kreischte so laut, dass Drizella zuerst glaubte, im Baum vor ihrem Schlafzimmerfenster sitze eine verletzte Eule. Als sie ihre Mutter schließlich sah, zog diese unentwegt an ihren Fingern – als ob sie etwas suchte. Da bemerkte Drizella, dass der Ehering ihrer Mutter nicht mehr an ihrem Finger steckte.

Das war auch der Zeitpunkt, an dem sie klugerweise beschloss, nicht zu fragen, wo ihr Papa war.

Der Himmel war herrlich an jenem Morgen, so blau und klar, dass er aussah, als könnte er zerbrechen und seine Scherben auf sie alle hinabregnen. Aber er blieb an seinem Platz, während stattdessen der Rest ihrer Welt zerfiel.

Drizella setzt einen Fuß aus dem Bett auf den Boden, um zu testen, wie kalt der Raum ist. Der Sommer war furchtbar heiß und das zugige Haus hatte jeden noch so kleinen Wärmestrahl festgehalten, sodass die Mädchen auf ihren Decken lagen und verschwitzt und gereizt aufwachten. Jetzt wünscht Drizella sich ein wenig von dieser Wärme, denn der Boden ist kalt. Und es wird nur noch einen Monat dauern, bis er eisig sein wird. Das weiß sie jetzt schon.

Sie setzt noch einen Fuß auf, dann hievt sie sich aus dem Bett, um sich im Spiegel anzusehen.

Das Gesicht ihres Papas blickt sie daraus an.

Es ist kein Geheimnis, dass Drizella so aussieht wie er. Die Art und Weise, wie ihre Mutter manchmal das Gesicht verzieht, wenn sie ihre älteste Tochter ansieht, sagt Drizella alles, was sie über die Neigung ihrer Nase, die Kurve ihres Kiefers und die Spitze ihrer Wangenknochen wissen muss. Nichts davon passt so recht zusammen, genau wie bei Papa. Sie erinnert sich, dass das Gesicht ihres Vaters wie ein fertiges Puzzle vollendet schien, sobald er lächelte. Dieses Lächeln wurde in ihrem letzten gemeinsamen Jahr immer seltener, sosehr Drizella sich auch bemüht hatte, ihn zum Lachen zu bringen.

Jetzt lächelt sie den Spiegel an. Es sieht eher wie eine Grimasse aus. Sie zieht ihre Mundwinkel wieder nach unten. Irgendwie gefällt sie sich so besser.

Sie trägt Anastasias altes Nachthemd, aus dem diese letzten Winter herausgewachsen ist. Es fühlt sich ungerecht an, dass ihre jüngere Schwester größer ist als sie. Aber in ihrem Haus fühlt sich vieles ungerecht an, daher überrascht es Drizella nicht wirklich. Außerdem hat sie Anastasias alte Hausschuhe, einen jadegrünen Rock und mehrere ihrer Unterröcke in ihrem Kleiderschrank verstaut. Bald wird sie entdecken, dass auch ein paar Motten im Schrank leben und den Rock völlig ruiniert haben. Auch ungerecht. Sie zieht das Nachthemd aus, lässt es für ihre Stiefschwester Ella auf einen Wäschestapel fallen und gießt eiskaltes Wasser in eine zerbrochene Porzellanschüssel, um sich schnell damit zu waschen. Sie lauscht auf die Geräusche von Anastasia, die im Zimmer neben ihrem liegt. Wie üblich ist es im Rest des zweiten Stocks still. Anastasia war schon immer eine Langschläferin. Sollte sie jemals als Erste aufwachen, würde Drizella wahrscheinlich denken, dass das Haus brennt. Und selbst dann würde Anastasia sich noch Zeit lassen, aus dem Bett zu steigen.

Es ist alles Routine, vertraut, langweilig. Wäre da nicht der winzige Kalender, den Drizella unter ihrer durchgelegenen Matratze aufbewahrt und der ihr jeden einzelnen Tag in einem winzigen, sauberen Quadrat anzeigt, hätte sie Schwierigkeiten, den Überblick über die Wochen zu behalten, die an ihr vorüberziehen. Sie hat diesen speziellen Kalender in einem Katalog im Stoffladen gesehen, die Seite diskret herausgerissen, genug Geld zusammengespart, um eine Bestellung aufzugeben, und anschließend jeden Tag in der Nähe des Briefkastens gewartet, Dabei versuchte sie, nicht so auszusehen, als würde sie auf etwas warten.

Manchmal, wenn die Nächte besonders dunkel sind und sie kein Öl mehr für die Beleuchtung haben, nimmt sie den Kalender und schiebt ihn unter ihr Kopfkissen, wobei sich ihre Hand um die Seiten mit der Zukunft schließt, während sie in den Schlaf gleitet. Sie achtet stets darauf, ihn am nächsten Morgen wieder in sein Versteck zu legen, damit ihre Mutter oder Ella ihn nicht entdecken. Ella ist ihr im Grunde egal, aber ihre Mutter – die nicht.

Drizella hat immer noch nicht vergessen, was letztes Jahr mit Anastasia passiert ist. Keine von ihnen hat es vergessen.

Drizella bürstet ihr Haar mit einer abgenutzten hölzernen Haarbürste. Sie erinnert sich nur noch flüchtig an die Bürste, die ihr Vater mitgenommen hat, die Bürste mit den wirbelnden blauen und grünen Flecken auf der Rückseite, die sich glatt und kalt anfühlten. Es sah aus wie das Meer oder zumindest so, wie Drizella sich das Meer vorstellte, kristallklar und rein.

Sie hofft, dass sie eines Tages ans Meer fahren kann. Sie hofft, dass sie ihr heruntergekommenes Haus mit seinen bröckelnden Wänden, den feuchten Schlafzimmern und der erdrückenden Schwere verlassen kann. Doch an schlechten Tagen ahnt sie, dass es eine ganze Welt – eine ganze Galaxie – gibt, die sie nie sehen wird, und die Sehnsucht brennt in ihr.

Sie bürstet ihr Haar weiter. Eigentlich sollte sie hundert Bürstenstriche machen, aber sie hört bei achtundzwanzig auf, weil es sinnlos ist. Drizella würde eher auf eine rostige Harke fallen, als Anastasia gestehen, dass sie die Haare ihrer Schwester wunderschön findet. Ihr eigenes Haar ist tiefschwarz. Weder glänzt es noch hat es Locken oder schwingt im Wind. Es ist einfach … da. Manchmal berührt ihre Mutter, wenn sie aus irgendeinem Grund wütend auf Drizella ist, eine Locke vom schwarzen Haar ihrer Tochter und sagt: „Deine Großmutter hatte recht.“ Drizella weiß nie genau, was sie damit meint. Sie kann sich nicht einmal daran erinnern, ihre Großmutter je getroffen zu haben. Sie hofft, dass das, was sie damals gesagt hatte, etwas Gutes war. Doch dem Blick ihrer Mutter nach zu urteilen, war es nicht gut. Ganz und gar nicht.

Trotzdem weiß sie, dass sie der Liebling ihrer Mutter ist. Selbst Anastasia mit ihrem roten Haarschopf kann ihr das nicht nehmen. Drizella weiß das, weil ihre Mutter ihr jedes Mal, wenn sie ihr einen Gutenachtkuss gibt – einen schnellen trockenen Kuss auf die kalte gepuderte Wange –, ins Ohr flüstert: „Du bist meine letzte Hoffnung.“ Der Satz fühlt sich wie ein Versprechen und eine Drohung zugleich an. Was sich ihre Mutter erhofft, muss Drizella nicht erst fragen. Alles, was um sie herum zusammengebrochen ist und sie in einer Armut zurückgelassen hat, die keine von ihnen je zugeben würde, lässt es bereits erahnen.

Drizella ist jetzt siebzehn Jahre alt und die Älteste. Sie muss heiraten, gut heiraten und schnellstens heiraten. Aber wann immer sie darüber nachdenkt, fühlt es sich an, als ob sich Hände um ihren Hals schlingen, ihn fest zusammendrücken und ihre Sicht in schwarze Nadelstiche verwandeln, während sie nach Luft schnappt. In ihrem kurzen Leben hat sie die Ehe nie als etwas Gutes erlebt, das mit Liebe oder Glück zu tun hat, sondern sie stets mit Elend, Krankheit und Verlust in Verbindung gebracht – und in den besten Zeiten mit einem Geschäft. Sie hat miterlebt, wie ihre Mutter um zwei Ehemänner trauerte. Drizella weiß, dass ihre Mutter von ihr erwartet, dass sie etwas Besseres findet, etwas Besseres tut, etwas Besseres ist. Und da der Debütantenball des Prinzen bereits in zwei Monate stattfindet, spürt Drizella, wie sich die imaginären Hände erneut um ihren Hals legen. Das winzige, eingekreiste Datum der Feierlichkeit auf ihrem versteckten Kalender wirkt noch so weit weg, doch Drizella weiß, dass es sich nähert wie eine Herde heranstürmender Hengste.

Sie zieht den Vorhang ein Stück zurück, stellt sich auf die Zehenspitzen und blinzelt gegen das Licht an, bis sie in der Ferne die glänzenden Kupfertürme des Schlosses und die violetten Fahnen mit den königlichen Insignien sehen kann. Aus dieser Entfernung sehen sie wie winzige Zeichnungen aus, doch in ihrer Vorstellung ist das Schloss nur allzu real. Der Debütantenball des Prinzen gilt als das größte Ereignis in ihrem kleinen Ort seit – nun ja – seit dem Debütantenball seines Vaters, viele Jahre vor Drizellas Geburt. Theoretisch soll damit sein Geburtstag gefeiert werden, um ihn in die Gesellschaft einzuführen, und fast alle Männer, Frauen und Jugendlichen des Orts werden an der Feier teilnehmen.

Drizella weiß jedoch, worum es wirklich geht. Es ist eine große Zusammenkunft, um den Prinzen mit einem schönen, jungen, sanftmütigen Mädchen zu verbandeln, das zweifellos überglücklich sein wird, seine Hand zu nehmen, während es ihn mit erröteten Wangen und vor Freude funkelnden Augen anstrahlt.

Drizella steigt wieder aus dem Bett und wirft einen weiteren Blick in den Spiegel. Ihre Wangen sind blass, ihre Augen flach, und über ihre halbe Stirn zieht sich eine Kissenfalte.

Königliches Material ist sie nicht.

Sie schiebt den Gedanken beiseite, bevor er zu weit geht. Dafür wird später noch Zeit sein. Es gibt immer Zeit. Das hat ihr Kalender ihr versprochen.

Bevor ihr zu kalt wird, zieht Drizella sich ein Kleid an, das im letzten Frühjahr enger gesessen hat. Es ist hellrosa und soll die natürliche Röte auf ihren Wangen verstärken. Stattdessen sieht sie damit nur verwaschen und blass aus. Sie zieht die Vorhänge zur Seite und lässt widerwillig das Morgenlicht in den Raum, um zu sehen, ob es ihr etwas Farbe verleiht – doch es hilft nicht.

Es hat keinen Sinn, sich noch einmal einen grauen Himmel zu wünschen, aber Drizella tut es trotzdem.

Sie hört, wie ihre sechzehnjährige Stiefschwester Ella unten in der Küche mit einigen Töpfen und Pfannen herumhantiert und dabei einen Lärm veranstaltet, der ihre Mutter zweifellos verärgern wird. Drizella kann sich nicht erklären, warum Ella nicht über solche Dinge nachdenkt, nicht aus ihren Fehlern lernt, nicht wie der Teufel versucht, genug Abstand zwischen sich und der Dame des Hauses zu halten. Aber sie hatte schon immer mit dem Kopf über den Wolken geschwebt und sich – als ihr Vater noch lebte – in Märchenbüchern und ihren verwunschenen Welten verloren.

Drizella hat nicht viele Erinnerungen an ihren Stiefvater. Er war noch kein Jahr mit ihrer Mutter verheiratet, als er sich einen Husten einfing, der in ihrem kleinen Ort grassierte. Elf Monate nach ihrer Hochzeit erlag er seinem Lungenleiden in einem heftigen Anfall, bei dem sich Anastasia und Drizella in Anastasias Zimmer zusammenkauerten und Ella laut weinend an seinem Bett saß.

Es gibt Nächte, an die Drizella nie wieder denken möchte. Diese Nacht gehört dazu.

Ab und zu tut Ella ihr ein bisschen leid. Ihre Mutter hat ihr zwar schmerzhaft klargemacht, dass sie nur eine Stiefschwester ist und keine echte Schwester aus Fleisch und Blut. Drizella spürt immer noch einen Schmerz in der Brust, wenn sie an Ellas Tränen in den ersten Wochen nach dem Tod ihres Vaters denkt – und daran, wie ihre Mutter Ella vorwarf, ihr Weinen würde das ganze Haus wachhalten, wo sich doch alle endlich einmal ausruhen sollten. Ist sie tatsächlich so egoistisch? Es liegt ein Ton in ihrer Stimme, dem jeder im Haushalt – sogar die Tiere – gehorchen.

Einen Vater durch den Tod zu verlieren, muss schlimmer sein, als ihn nur zu verlieren, findet Drizella. Wenigstens kann sie hinausgehen und nach ihrem eigenen Papa suchen. Sie kann versuchen, sein ungleiches Gesicht auf einer überfüllten Straße oder in einem Geschäft zu entdecken. Ellas Vater ist für immer weg. Das mag auch für Drizellas Vater gelten, doch wenigstens ist er noch irgendwo. Manchmal fragt sich Drizella, ob er vielleicht von Piraten entführt und aufs Meer verbannt wurde. Ob er sich nach seiner geliebten Familie sehnt und es nie seine Entscheidung gewesen war, wegzugehen. Sie fragt sich, ob er nachts auch den Mond ansieht und dabei an sie denkt.

Es ist dumm, sich Fragen zu stellen, das weiß sie. Doch für ein einsames Mädchen, das in der Hitze der Nacht nicht schlafen kann, ist eine Frage manchmal das Einzige, was bleibt.

Ein weiterer Knall und ein Klirren klingen aus der Küche herauf. Drizella seufzt. Sie muss Anastasia sowieso wecken. Es ist bald Zeit, zum Unterricht aufzubrechen.

Anastasias Tür ist noch geschlossen, Drizella stürmt herein. Ihre Schwester ist nur als unbeweglicher Klumpen unter ihrer dünnen Baumwolldecke zu erahnen. Aber Drizella weiß, dass sie wach ist.

„Hey“, sagt sie und stößt mit ihrem Fuß den Oberschenkel ihrer Schwester an. „Annie. Steh auf. Zeit, einen neuen Tag zu beginnen.“

Der Tonfall in ihrer Stimme ist wie immer alles andere als begeistert.

„Annie“, sagt Drizella noch einmal. Sie ist die einzige Person, die sie Annie nennen darf, da ihr Vater Anastasia manchmal so genannt hat und ihre Schwester den Namen aus dem Mund eines anderen als Verrat empfindet. Anastasia wird immer etwas weicher, wenn Drizella diesen Spitznamen benutzt, was wiederum dazu führt, dass Drizella sich fühlt, als müsse sie sie als große Schwester beschützen. Was schon eigenartig ist, wenn man bedenkt, dass Drizella Anastasia immer noch gegen ihr Bein tritt. „Annie“, sagt sie zum dritten Mal. „Komm schon.“

„Hör auf, mich zu treten“, murmelt Anastasia in ihr Kissen und bewegt sich immer noch nicht. „Ich bin wach.“

2

ANASTASIA

Als Anastasia den Fußtritt ihrer Schwester auf ihrem Oberschenkel spürt, bewegt sie sich nicht.

Sie kennt diesen Weckruf gut. Drizella scheint zu glauben, dass die einzige Möglichkeit, ihre Schwester aus dem Bett zu bekommen, darin bestände, ihr körperlichen Schaden zuzufügen. Auch wenn es nie wirklich wehtut, könnte Anastasia sich eine bessere Art des Weckens vorstellen. Ein sanfter Sonnenstrahl wäre schön oder vielleicht Vogelgezwitscher vor ihrem Fenster.

Aus stillem Protest gegen diese tägliche Ungerechtigkeit bleibt sie im Bett liegen.

„Es ist mir egal, ob du wach bist. Du sollst aufstehen.“ Drizella gräbt ihre Finger in die Decke. „Du kommst zu spät, also komme auch ich zu spät.“

Anastasia drückt ihr Gesicht in ihr Kissen, während sie in Gedanken ihren Tagesplan durchgeht. Seit sie nicht mehr zur Schule gehen, sind die Tage etwas unruhig geworden. Sie wurden aus der Schule genommen, um an den Abschlussklassen teilzunehmen: Musik, Gesang und – eine schreckliche, demütigende Stunde lang – Tanz. In ein paar Monaten wird der Prinz achtzehn Jahre alt. Sobald ihre Mutter eine offizielle Einladung für die Feier in den Händen hält, endet die formale Ausbildung der Mädchen. Anastasia hatte immer gedacht, dass ihnen das Geld für solche Stunden fehlt, doch da plötzlich sehr viel auf dem Spiel steht, hat ihre Mutter einen Weg gefunden. Und wenn ihre Mutter einen Weg gefunden hat, ist das der Weg, den ihre Mädchen einschlagen – ohne Fragen zu stellen.

Es ist nicht so, dass Anastasia nicht zu solch einem Fest gehen will. Eine Feier? Im Schloss, dem prächtigsten Gebäude, das sie je gesehen hat? Die Chance erhalten, einen echten Prinzen zu treffen? All das ist der Stoff, aus dem Anastasias romantische Tagträume gesponnen sind. Die Gedanken, die sie in Ohnmacht fallen lassen und sie durch ihre langweiligen und staubigen Tage tragen. Nur trägt sie in diesen Träumen ein wunderschönes Kleid, ihr Haar ist perfekt frisiert und der Prinz hat nur Augen für sie.

Die Realität aber wird ganz anders aussehen.

Anfangs wird der Abend wahrscheinlich noch gut verlaufen. In diesen Gedanken schwelgt sie. Sie stellt sich vor, wie sie an einem Glas Champagner nippt, höflich kichert, wenn ein anderer Verehrer etwas zu ihr sagt, ihre Wimpern gerade so weit senkt, dass sie sittsam, aber nicht schüchtern wirkt. Und wie ihre Mutter mit warmer Zustimmung von der Seite her lächelt, wenn sie sieht, wie Anastasia es schafft, den halben Saal zu verzaubern. Aber wo ist Drizella in diesem Szenario? Anastasia weiß es nicht. Soll Drizella doch ihren eigenen Tagtraum träumen.

Aber sobald sie genauer darüber nachdenkt, bekommt Anastasia ein ängstliches Kribbeln im Bauch. Alle Bewerberinnen sind aufgefordert, auf dem Ball aufzutreten, ein kleines Lied oder einen kurzen Tanz vorzutragen, um den Prinzen zu beeindrucken. Anastasia weiß nicht nur, dass weder sie noch ihre Schwester wirklich bereit für einen Auftritt sind, sondern auch, dass es eine Frage des Talents und nicht der Zeit ist. Die Lehrer, die ihre Mutter für sie engagiert hat, sind schließlich keine Zauberer. Anastasia versucht, nicht daran zu denken, dass alle dabei zusehen werden, wie sie und ihre Schwester sich durch eine Darbietung von Sing, Sweet Nightingale quälen oder – noch schlimmer – einen Fehler nach dem anderen machen. Und das alles unter der ungeteilten Aufmerksamkeit des Prinzen.

Anastasia schüttelt den Kopf und der Tagtraum verflüchtigt sich. Seit sie die Schule verlassen haben, kommt es ihr manchmal so vor, als wäre ihre Fantasie das Einzige, was sie noch durch die Wochen trägt. Dienstage, Donnerstage und Samstage fühlen sich an, als hätte jemand sie alle mit den gleichen wässrigen Farben gemalt, als würden ihre Ränder miteinander verschmelzen, sodass schwer auszumachen ist, wo der eine Tag beginnt und der andere endet.

Aber heute? Heute ist Mittwoch.

Der Tag des Flötenunterrichts.

Anastasia stöhnt.

„Ja, ich weiß.“ Drizella seufzt und gibt ihrer Schwester einen kurzen Klaps aufs Haar, der viel sanfter ist als alle ihrer vorherigen Berührungen. „Mir geht`s genauso.“

Anastasia dreht ihr Gesicht so, dass sie ihre Schwester mit einem Auge ansieht. „Ich hasse die Flöte.“

„Na ja, wenn ich bedenke, wie sie klingt, wenn du sie spielst, hasst die Flöte dich auch.“ Drizella gibt ihr einen letzten Klaps. „Es könnte schlimmer sein. Wenigstens musst du nicht singen wie ich.“

Vollkommen richtig. Anastasia hat Drizellas Gesang gehört und würde ihn ihrem ärgsten Feind nicht wünschen.

„Beeil dich“, sagt Drizella, als sie das Zimmer verlässt. „Und glätte die Knautschfalten in deinem Gesicht, bevor Mama sie sieht. Sie wird einen Anfall bekommen und wahrscheinlich ein weiteres Büschel Haare verlieren.“

Anastasia setzt sich gerade auf, als die Vögel vor ihrem Fenster mit ihrem fröhlichen Zwitschern beginnen.

Anastasia weiß, dass sie eigentlich nicht in der Küche sein darf, wenn Ella dort ist. „Bist du ein Dienstmädchen?“, hatte ihre Mutter sarkastisch gefragt, als sie Anastasia eines Tages dabei erwischte, wie sie Ella beim Gemüseschneiden half. Anastasia hatte nicht gewusst, was sie antworten sollte. Natürlich ist sie keine Dienerin – aber Ella doch auch nicht, oder?

Ihre Mutter hatte sie mit einem scharfen Seufzer am Handgelenk gepackt, hinaus ins Esszimmer gezerrt und gezischt: „Lass dich nicht noch einmal da drin erwischen.“

Aber in letzter Zeit schläft ihre Mutter immer lange und außerdem ist die Küche an einem kalten Morgen der einzige warme Ort im Haus. Das Feuer wird ständig geschürt, es brodelt in den Töpfen und auch alle Tiere scheinen sich dort zu versammeln, sodass sich das zugige, kalte Haus wie ein Zuhause anfühlt. Fast als wäre Anastasia Teil einer Familie – als würde sie geliebt werden.

Wie üblich krabbeln die Tiere auch an diesem Morgen alle um Ella herum, manchmal so nah, dass sie versehentlich mit einer nassen Nase an Ellas Unterschenkel stupsen. Anastasia sieht von der Tür aus zu, wie ihre Stiefschwester die Schärpe ihres Kleids zubindet. Ein Anflug von Eifersucht sticht in Anastasias Brust. Sie hat Tiere schon immer geliebt, aber sie verhalten sich ihr gegenüber zurückhaltend. Vermutlich, weil Drizella lieber einen nassen Mopp küssen würde, als eins der Tiere zu akzeptieren. Anastasia glaubt, dass Drizellas schlechte Laune auf sie übergesprungen ist. Selbst jetzt hält sich Drizella im Esszimmer auf, weit weg von allem, was Federn oder Fell haben könnte.

Ein Kätzchen wäre schön, denkt Anastasia. Etwas Weiches und Schnurrendes, das sie nachts wärmt, wenn die Kälte zu sehr beißt. Etwas, das sie bedingungslos liebt.

Ihr Stiefvater hat Ella sehr geliebt. Anastasia kann sich kaum noch an sein Gesicht erinnern, nur daran, dass er eine glänzende kahle Stelle auf dem Kopf hatte, die sie an eine Goldmünze erinnerte. Doch was sie noch genau weiß, ist, wie er klang, wenn Ella den Raum betrat: als sei dies sein glücklichster Moment überhaupt. Er hob sie sogar hoch und ließ sie durch die Luft fliegen, fing sie im letzten Moment auf und brachte sie zum Lachen, während Drizella und Anastasia danebenstanden und sich fragten, wann sie an der Reihe wären.

Sie waren nie an der Reihe.

Als sie acht und neun Jahre alt waren, hatten sie eines Abends eine Feier besucht, auf der die anderen Kinder kicherten und den Erwachsenen um die Beine herumliefen, als wären sie auf einem Hindernisparcours. Anastasia und Drizella hingegen waren angewiesen worden, sich tadellos zu benehmen, nichts anzufassen und um Himmels willen nicht wie ein Tier herumzurennen. Das führte nicht nur dazu, dass die Feier für sie langweilig war, sondern hatte auch zur Folge, dass alle anderen Kinder die Schwestern für langweilig hielten. Und so saßen sie mit ihren Händen in ihrem Schoß auf einem Diwan mit einem rosa gestreiften Seidenbezug. Sie hörten das laute Dröhnen der Stimme ihres Stiefvaters, der Ella in seinen Armen hielt und sie sanft wiegte, während er mit ein paar Freunden sprach.

„Und wie geht es den anderen beiden Mädchen?“, hatte ein Gast Ellas Vater gefragt.

„Die anderen beiden Mädchen?“, wiederholte er und kicherte. „Nun, sie sind … interessant. Belassen wir es dabei.“

Anastasia verspürte brennende Scham, weil jemand über sie gelacht hatte, sie jedoch nicht den Grund dafür wusste und es daher nicht in Ordnung bringen konnte. Es war eine Schande, schlimmer als ein zerrissener Rock oder ein Stück Essen, das zwischen den Zähnen steckt. Diese Scham saß tiefer, sie saß direkt bei der Kälte in ihren Knochen. Neben ihr hielt sich Drizella kerzengerade und ihre Augen starrten ins Leere. Als Anastasia ihre Hand nehmen wollte, schüttelte sie sie ab und streichelte stattdessen den seidenen Diwan, bis ihre Mutter kam und verkündete, es sei Zeit, nach Hause zu gehen.

Seitdem war Anastasia auf keiner Feier mehr gewesen.

Natürlich war es traurig, als ihr Stiefvater so plötzlich starb, und beängstigend, als die Augen ihrer Mutter aussahen, als hätte jemand sie für immer verdunkelt – wie ein Fenster, dessen Vorhänge zum letzten Mal zugezogen worden waren. Erst ein paar Tage später, als ihre Mutter in traditionelles Schwarz gekleidet die drei kleinen Mädchen hinter sich herzog und Ella anfauchte, bemerkte Anastasia, dass alle in der Stadt sie mit großen, neugierigen Augen beobachteten. Es war ihr unangenehm, obwohl sie nicht wusste, warum. Ihre Mutter gab ihr einen Ruck und sagte: „Augen geradeaus, Anastasia. Kopf hoch. Lass dir nichts anmerken.“

Anastasia fragt sich manchmal, ob ihre Mutter ihren eigenen Kopf nur hochhält, damit sie auf alle anderen herabschauen kann.

In der Küche füllt Ella heißes Wasser in die Teekanne, damit der Tee ziehen kann. Der Duft von Orange Pekoe erfüllt den Raum, zusammen mit dem Geruch von Heu und Gras von draußen aus dem Garten.

„Wenn der nicht fertig ist, wenn sie runterkommt …“ Anastasia deutet auf den Tee und beendet ihren Satz nicht.

„Ich weiß, ich weiß“, erwidert Ella. „Aber ich kann das Wasser nicht schneller zum Kochen bringen. Ich habe keine magischen Kräfte.“

Anastasia reißt ein Stück Brot von einem Laib ab, der aus einem Tongefäß herausragt, und stopft sich einen Bissen in den Mund, bevor ihre Mutter herunterkommt und sieht, wie sie a) Brot isst, b) in der Küche und c) wie eine Maus. „Du kannst froh sein, dass sie nicht hier ist und hört, wie du mit mir redest.“

Ella sieht nur zu ihr hinüber. Ihr Blick wandert von Anastasia zu dem Brot in ihrer Hand und dann wieder zu ihrem Gesicht. Anastasia schluckt es schnell herunter und verlässt den Raum in der stillen Übereinkunft, dass keine von ihnen die andere verraten wird.

Drizella ist nicht so nett. Sie sagt immer, dass Anastasia ein Schwächling sei und bei allem schwach werde. „Du würdest verhungern, wenn du nichts außer einem streunenden Hund zum Essen hättest“, sagte sie einmal. Anastasia konnte ihr nicht widersprechen, denn es stimmte. Allein bei der Vorstellung eines verhungernden Hunds bekam sie einen Kloß im Hals, der ihr das Sprechen erschwerte. Anastasia würde das nie laut sagen – zu niemandem –, doch manchmal erinnert Drizella sie an ihre Mutter. Für beide ist das Leben ein Wettbewerb, und wer nicht gewinnt, der hat schon verloren.

Anastasia ist sich nicht sicher, wo auf dieser Skala sie steht.

Plötzlich beruhigt sich die Luft und mit einem tiefen Atemzug verlässt Anastasia die Küche und geht in den Hinterhof, wo sie den Rest ihres Brots in kleine Stücke reißt und auf dem Boden verstreut – wie sie es bei Ella gesehen hat. Nur ignorieren die Tiere sie. Ein paar Hühner beäugen zwar die Brotkrumen, gehen dann aber weg, als hätte Anastasia sie beleidigt. Sie seufzt. Selbst mit Futter bringt sie die Tiere nicht dazu, sie zu mögen.

Aus Angst, Sommersprossen zu bekommen, tritt sie aus der Sonne – und stellt fest, dass sie im Schatten des hohen Turms steht, der sich hinter ihrem Haus erhebt. Augenblicklich wird ihr kalt. Seine Anwesenheit ist eine Erinnerung, so schwer wie die Vorhänge in ihrem Haus. Manchmal schreckt Anastasia nachts immer noch aus Albträumen auf, erinnert sich an die Feuchtigkeit, die Dunkelheit und greift blind nach ihrem Vater, der natürlich nicht mehr da ist, um sie zu umarmen.

Ich werde nie wieder einen Fuß in diesen Turm setzen. Nachts flüstert sie die Worte laut unter ihren gestapelten Decken. Sie klingen wie eine Drohung und ein Versprechen zugleich.

Anastasia kommt zehn Sekunden, bevor ihre Mutter im sogenannten Frühstücksraum erscheint, aus der Küche. In Wirklichkeit ist es nur das Esszimmer, aber weder Drizella noch Anastasia sind so dumm, mit ihr darüber zu streiten. Und genau genommen frühstücken sie dort ja auch.

Anastasia hat gesehen, wie andere Eltern ihre Kinder auf der Straße begrüßen, sie auf dem Schulhof treffen oder ihnen auf dem Markt nachschauen. Sie hat gesehen, wie die Gesichter anderer Eltern aufleuchten, wenn sie ihre Kinder erblicken – ein Lächeln, das bis in ihre Augen geht –, wie ihre Wangen vor Freude und Liebe und Zärtlichkeit rosig werden. Sie nehmen ihre Kinder in die Arme und küssen sie. Anastasia kann die Wärme fast spüren. Manchmal tun ihr die Zähne weh, denn ihr Körper sehnt sich nach dieser Art von Wärme und Geborgenheit.

Anastasias Mutter ist nicht wie diese Eltern.

Sie schreitet an diesem Morgen in das Zimmer wie eine Frau, die nicht weiß, wie heruntergekommen ihr Haus ist. Als ob die Vorhänge nicht buchstäblich am seidenen Faden hingen und keine Mäuse hinter den Wände huschten. Nachdem ihre Mutter Ellas Vater geheiratet hatte, zogen sie alle in sein Haus. Obwohl es sie damals alle beeindruckt hat, haben die Jahre der Vernachlässigung und des Verfalls ihren Tribut gefordert. Manchmal kommt es Anastasia so vor, als hätten Vernachlässigung und Verfall von ihnen allen ihren Tribut gefordert.

Lady Tremaines Kleid ist schwer und dunkel, nicht gerade ein Witwenkleid, aber auch kein Kleid, das jemand trägt, der Freude ausstrahlt. Ihr inzwischen graues Haar ist wie üblich zu einem bauschigen Dutt hochgesteckt. Keine einzige Haarsträhne wagt es, aus dem Rahmen zu fallen. Anastasia erinnert sich noch an die Zeit, als ihre Mutter es lockerer und weicher trug. Dann, eines Tages vor mehreren Jahren, ging sie zufällig am Zimmer ihrer Mutter vorbei und bemerkte, dass die Tür einen Spalt offenstand. Sie wollte nicht herumspionieren, erhaschte jedoch einen flüchtigen Blick auf die Kopfhaut ihrer Mutter, als diese ihr Haar hochband. Der Stress fraß sich buchstäblich in ihr Haar. Die kahlen Stellen ließen sie fast verletzlich aussehen, wie ein von Motten zerfressener Pullover, der im Winter unbrauchbar ist. Ihre Mutter verletzlich zu sehen, war ein Kunststück, das Anastasia für unmöglich gehalten hatte. Sie schlich sich davon und versuchte, das nagende kalte Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren.

„Anastasia“, sagt ihre Mutter und nickt in ihre Richtung.

Anastasia kann sich nicht erinnern, wann ihre Mutter sie das letzte Mal berührt hat. Nun, eigentlich erinnert sie sich sehr wohl daran, doch die Gedanken an den Turm möchte sie am liebsten löschen. Sie versucht, sich an ihre letzte Umarmung zu erinnern, an ihre letzte sanfte Berührung, an das Gefühl, wenn ihre Fingerspitzen ihr die Haare aus der Stirn gestrichen haben, während sie fieberte, oder an einen sanften Kuss auf den Scheitel, wenn ihre Mutter glaubte, sie schlafe schon.

Sie versucht so sehr, sich daran zu erinnern. Doch es ist nichts da.

„Guten Morgen, Mutter“, erwidert sie und Drizella tut es ihr gleich. Ihre Mutter nickt den beiden zu und das Zucken ihrer Lippen erinnert Anastasia an ihre Schwester. Ihre Bewegungen sind dieselben, immer mit schweren Schritten und zusammengekniffenen Augen, als bedeute schon das Betreten des Frühstücksraums einen Kampf. Ihre Mutter lächelt ein wenig, während Drizella einen Schmollmund zieht. Anastasia überprüft regelmäßig ihr eigenes Spiegelbild, um sich zu vergewissern, dass sie weder das eine noch das andere tut, sondern stattdessen hoffentlich eine angenehme Stimmung ausstrahlt. Früher hat sie mehr gelächelt, bis ihre Mutter meinte, dass sie dadurch einfältig aussehe. Also versucht sie jetzt nur noch, die Mundwinkel ein wenig hochzuziehen, so als würde sie sich über eine flüchtige Erinnerung amüsieren.

„Ich nehme an, du hast für die heutige Stunde geübt“, sagt ihre Mutter.

„Ja“, antwortet Anastasia.

Natürlich hat sie das. Einmal. Etwa zehn Minuten lang. Sie hasst die Flöte, seit sie das Metallobjekt in die Hände bekommen hat – ein Instrument, das ihre Mutter bei einer der nächtlichen Aufräumaktionen auf dem Dachboden gefunden hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Anastasia und Drizella mitten in der Nacht aufwachen und hören, wie ihre Mutter den Dachboden durchwühlt und Stapel von alten Papieren, Lappen, Gartenscheren und all den Dingen, die sich im Laufe der Jahre in einem alten Haus ansammeln, herauswirft. Manchmal fragt sich Anastasia insgeheim, ob ihre Mutter nach ihrem Vater sucht. Einmal erwähnte sie es gegenüber Drizella, die darauf nur antwortete: „Das ist doch dumm. Warum sollte sich Vater auf dem Dachboden aufhalten?“ Danach sprachen sie nie wieder darüber.

Ihr Vater wurde natürlich nie auf dem Dachboden gefunden. Doch die Flöte schon, und seit Anastasia „Was ist das?“ fragte, als sie sie in der Hand ihrer Mutter sah, gehört sie ihr.

„Und ich hoffe, du hast auch geübt, Drizella“, bemerkt ihre Mutter, als sie sich an den Tisch setzt.

In einem guten Haus würde ihr jemand den Stuhl zurechtrücken, sich um die Serviette kümmern und dafür sorgen, dass ihr Wasserkelch gefüllt ist. Doch dies ist kein gutes Haus. Drizella und Anastasia sitzen auf ihren Plätzen am anderen Ende des Tischs.

Keine von ihnen sitzt jemals in Armeslänge ihrer Mutter. Das gehört sich einfach nicht.

„Natürlich, Mutter“, antwortet Drizella. Lady Tremaine zieht eine Augenbraue hoch. Sie ist immer bereit, ein Wort, das als Anmaßung empfunden werden könnte, zurückzuweisen. „Ich meine, ja, Mutter.“

„Gut. Ich hoffe, ihr seid euch darüber im Klaren, wie teuer dieser Unterricht ist. Wie viel es kostet, dafür zu sorgen, dass ihr beide kultiviert aufwachst und nicht wie sie.“ Sie deutet in Richtung der Spülküche, da sie offenbar nicht einmal genug Energie besitzt, Ellas Namen auszusprechen.

„Ja, Mutter“, erwidert Anastasia und legt sich die Serviette auf den Schoß. Auf der Ecke ist ein kleiner Brandfleck zu sehen, wahrscheinlich von einem zu heißen Bügeleisen. Sie erwähnt ihn nicht. Das würde Ella nur in Schwierigkeiten bringen und Anastasia dreht sich der Magen um, wenn sie daran denkt, dass ihre Mutter ihren Zorn an einer von ihnen auslassen könnte.

„Apropos, wo ist unser Tee? Und wo ist unser Essen? Ella!“, ruft sie scharf und böse. Sowohl Drizella als auch Anastasia zucken bei dem Geräusch zusammen.

Hinter der Tür raschelt es, dann taucht Ella auf, die Arme mit Serviertabletts beladen. Ihre Wangen sind von der Hitze in der Küche gerötet. Anastasia presst ihre kalten Hände unter dem Tisch zusammen und versucht, nicht neidisch auf die Wärme zu sein.