Doga Datscha - Gabriele Boecker - E-Book

Doga Datscha E-Book

Gabriele Boecker

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Beschreibung

Auch im Schwabenländle kann es romantisch und humorvoll zugehen. Und Weiber? Sie können Segen oder Fluch sein. Wenn diese dann noch eng befreundet sind und ihre dazugehörigen Vierbeiner noch voll mitwirken, dann ist alles möglich. Yoga, Männer und Hunde, eine durchaus interesannte und manchmal explosive Mischung. Es darf mit Christa und Co. gelacht und gelitten werden, wenn zuviele Köche bei ihrem Start-Up Unternehmen mitmischen wollen.

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Seitenzahl: 352

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Doga Datscha

Omm....oder auch nicht.

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

VORAB...

WOHL BEGONNEN IST HALB GEWONNEN (HORAZ)

CHRISTA

CHRISTA UND JANINA

CHRISTA UND GERALDINE

CHRISTA UND CHRISTA

CHRISTA UND MARIELA

CHRISTA UND SARAH

DIE DOGA DATSCHA

GEORGE

JANINA UND CHRISTIAN

BAUSTELLE DATSCHA

WWW.DOGADATSCHA.DE

DIE CHAKREN

INNENARCHITEKTUR FREI NACH CHRISTA

SÖHNE SIND AUCH MENSCHEN

DIE BANK CHRISTA

CHRISTIAN UND DER FOTO-SHOOT

JANINA

DER FARBTOPF, DER PINSEL UND CHRISTA

MAX

MISS PIGGY

JANINA ENCORE

ONE PICTURE IS WORTH 1000 WORDS

OOPS

PROBE-KURS

SAY CHEESE – OMMMM

ANTJE

WOCHENMARKT-VERMARKTUNG

MONTAG MORGEN

DER HERR KOMMISSAR

DIE OFFENBARUNG

GOOD VIBRATIONS

LOVE IS IN THE AIR

DIE SCHWIEGERTOCHTER

MISS PIGGY IN NÖTEN

DAS KENNENLERNEN

IM DUNKELN IST GUT MUNKELN

OHNE KERZENSCHEIN

ZUM ABSCHIED LEISE SERVUS

DIE FALLE SCHNAPPT ZU

KONRAD HALLER

KLAPPE ZU, AFFE TOT

WEIBERABEND

DIE LAGEBESPRECHUNG

DER FREITAG

DAS DATE

DER MORGEN DANACH

KINDERMUND

ANSTANDSWAUWAU GERRI

ULAUBSPLANUNG FREI NACH SCHNAUZEN

GERRI UND JENS

DAS ERSTE MAL

ALPTRAUM DER ANDEREN CHRISTA

LOTTA'S FACELIFT

DIE GRILLPARTY

MONTAGMORGEN

DIE ZEITUNG

DIE WURZEL ALLEN ÜBELS

WER SCHÖN SEIN WILL....

DIE MALAISE

DAS TIERHEIM

DIE REISE

SARAH UND DER HERR DOKTOR

TIERISCH GUT

THE LAST SUPPER

DER ALLTAG

GUT AUFGEMISCHT

DER ANGRIFF

TIERISCH VIEL LOS

BLUMENPFLÜCKER UND ANDERE SPEZIES

EINE NACHT DES SCHRECKENS

PUNKT – NULLTE DIMENSION

Impressum neobooks

VORAB...

Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten ist in den Hunden enthalten.

Franz Kafka

If you don't see the book you want on the shelf, write it.

Beverly Cleary

WOHL BEGONNEN IST HALB GEWONNEN (HORAZ)

Und so will ich nun meine Story beginnen. Ich bin Christa Schellinger und dies ist meine Geschichte. George ist ein Maltipoo, also Mischung Malteser-Pudel, den ich vor drei Jahren aus dem Tierheim holte. Ich habe es auch nicht nur eine Minute bereut. Die ersten drei Jahre seines Lebens waren wohl nicht so toll und als wir zusammen kamen, konnte er rein gar nichts. Stubenrein? Fehlanzeige! An der Leine laufen? Auch nicht! Angst vor jedem lauten Geräusch? Aber hallo! Ausflippen, wenn ich den Müll herunter bringen wollte? Das auch heute noch. Eine Treppe hatte er wohl bis zu dem Zeitpunkt im Leben nie gesehen, jedenfalls wusste er nicht wie hoch oder runter und im Auto kotzte er bei jeder Fahrt. Aber, das alles war vor drei Jahren und, bis auf die Müllentsorgung, habe ich mit Geduld und Spucke den idealen Partner, der auch für sein Leben gerne mit mir umher fährt und mich überall hin begleitet. Übrigens hat er bessere Manieren als manche Gören.

Soweit meine Liebeserklärung an George. Wir zwei wohnen in einem Mehrfamilienhaus in Esslingen, das Klein Venedig des Schwabenlands, direkt an einem Kanal des Neckars und nahe an einem Park, so dass mein Kleiner seine Notdurft, die selbstverständlich ordentlich von meiner Wenigkeit entsorgt wird, bequem verrichten kann. Sechs Familien, jeweils drei Zimmer, ich im EG rechts, Miss Piggy, meine Nachbarin, im EG links. Miss Piggy ist keine Hundeliebhaberin, aber sie duldet meinen Liebling. Auch wenn George sie vom kleinen Küchenbalkon aus immer anbellt wenn sie nach Hause kommt. Obwohl ihre Wohnung die spiegelverkehrte Version meiner Wohnung ist, hat Miss Piggy keinen Küchenbalkon. Ihrer ist verglast worden und dient jetzt als Loggia. Erwähne ich nur, weil diese Loggia mir auch immer wieder gute Laune beschert. Nein, ich bin kein Voyeur. Aber Miss Piggy pflegt ihre Wäsche direkt am Fenster des besagten Anbaus zu trocknen. Insbesondere ihre Büstenhalter sind sehenswert. Sie hängen immer in Reih' und Glied auf ihrem altbackenen, hölzernen Wäscheständer mit ebenso altbackenen, hölzernen Wäscheklammern à la Oma. Immer fünf. Für jeden Tag einen? Na, wäre sicherlich nicht erheiternd, wenn diese Möpshüllen gestärkte, weiße liebes tötende Gerüste wären. Sind sie aber nicht, Miss Piggy's Büstenhalter sind Schalen BHs, Körbchengröße D und in Neonfarben. Ja, ich denke eine andere Farbe für jeden Wochentag, Neon gelb, grün, blau, pink und orange. Sie hängen immer Samstags im Fenster, nur diese Wäschestücke von den altmodischen Holzklammern gehalten. Keine Slips, keine Höschen. Immer nur diese Produktpalette. Natürlich geht meine Fantasie manchmal mit mir durch und ich frage mich, wie die dazugehörige Höschen aussehen mögen – oder trägt sie am Ende keine? Und was, wenn überhaupt, hüllen diese Lustmacher am Wochenende ein? Geht mich nichts an! Ach, und sie heißt natürlich nicht Miss Piggy. Meine Nachbarin heißt im echten Leben Antje und fährt einen dunkelblauen BMW, den sie immer direkt unter ihrer Glasloggia zu parken versucht. Komme was wolle. Sie hat lange blonde Haare und, na ja, Körbchen Größe D mit den dazugehörigen Maßen, und eine Physiognomie, die mich zumindest an diesem bestimmten Schweinestar erinnert. Den dazugehörigen Kermit habe ich bei ihr noch nicht entdeckt. Soviel dazu. Seitdem heißt Antje bei mir nur noch Miss Piggy. Nichts für Ungut, Kleine.

In der Wohnung über uns wohnt ein schwuler Friseur. Wahnsinnig netter Typ, hat einen Kater, der Mephisto heißt und der einen Buckel macht, wenn er George nur von weitem sieht. Ihm gegenüber wohnt Frau Holle (na eigentlich Frau Schwartz). Sie ist Rentnerin und auch ganz toll lieb. Sie bäckt doch tatsächlich Hundeleckerli für George und passt auch mal auf ihn auf, wenn ich abends ohne ihn weg muss (kommt nicht oft vor und eigentlich immer seltener). Unterm Dach wohnen Max und Moritz (diesmal kein Spleen von mir, die zwei Studenten heißen tatsächlich so). Von denen sehen und hören wir wenig, da sie an der TH studieren und nur wenig daheim sind. Ja, soviel zu unserem ehrenwerten Haus. Die sechste Wohnung steht zur Zeit noch leer.

Und nochmal zu meiner Person, nein, ich bin weder Esoterikerin, homosexuell, noch bin ich eine Männer verachtende Amazone, habe aber viele Freunde die sich so katalogisieren lassen und die ich alle liebe. Aber ich persönlich war sogar schon mal verheiratet, habe zwei erwachsene Söhne, die allerdings der Meinung sind, sie hätten im Mutter-Roulette eine Niete gezogen. Aber mehr dazu später. Das Weiterlesen lohnt sich, gibt hoffentlich einige Lach- und Aha-Momente mit Wiedererkennungswert. Und abgesehen von einigen amourösen Abenteuern, bin ich bisher bekennender Single. Und ist die Liebe zu meinem ehemaligen Göttergatten inzwischen glücklich den Neckar hinab geflossen, so ist meine heiße Liebe zu diesem schmucken mittelalterlichen Städtchen Esslingen geblieben und ich hänge hier unwiderruflich fest.

Meine Brötchen verdiene ich jedenfalls mit Doga-Unterricht, will heißen, ich bin zertifizierte Yoga-Lehrerin und gebe jetzt eben Unterricht in Yoga mit Hunden. Nein, die Vierbeiner müssen sich nicht verrenken, auf dem Kopf stehen oder die Hinterpfoten verbrezeln. Aber mitmachen tun sie auch so nicht ungern.

Ein netter Nachbar mit einem alten Laden hat mir seine Räumlichkeiten umsonst zur Verfügung gestellt und so muss ich nur Strom und Wasser zahlen. Alles Paletti, ansonsten könnte ich es wahrscheinlich nicht stemmen. Aber George und ich kommen glücklich über die Runden.

So, und nun erst einmal stenographisch zu meinen lustigen Mitstreiterinnen, die alle auch eine interessante Story zum Besten geben können und ohne die ich nicht die wäre die ich bin.

Als erstes denke ich an Janina Ruprecht (mit dem Knecht weder verwandt noch verschwägert). Zweiundvierzig Jahre alt, Mutter einer zwölfjährige Tochter, alleinerziehend und – 1,32m groß. Nein, das ist im Grunde nicht wichtig, nur ggf. interessant wenn man bedenkt, dass es sich bei ihrem Haustier und DOGI um eine Deutsche Dogge handelt. Homer misst alleine schon stolze 80cm. Janina ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Ingenieurin von Beruf, freiberuflich tätig, arbeitet von Zuhause aus und hat schon jede Menge Lover gehabt. Aber auch sie findet, dass ihr Frauenhaushalt optimal von Homer ergänzt wird. Will sagen, Hausschuhe und Zahnbürste darf keiner bei ihr dauerparken. O-Ton Janina „hier werden Männer nur ambulant, nicht stationär behandelt“. Aber zu ihrer Story auch noch später. Stay tuned, es könnte Ihnen gefallen. Auch zu der Geschichte von Homer. Denn die meisten Hunde, die hier mit von der Partie sind, sind aus dem Tierheim adoptiert worden.

Dann kommt unsere geliebte Gerri. Geraldine Mason, eine Afroamerikanerin, Leutnant der U.S. Army, die in Stuttgart-Vaihingen stationiert ist und in Esslingen wohnt, einfach weil sie dieses wunderschöne malerische Städtchen so “beautiful” findet. Gerri ist vierzig, solo, und hat ihren Hund Heinz aus dem Tierheim in Esslingen geholt. Sie wird noch eine Weile in Germany sein, doch wenn sie geht, dann wandert der liebe Heinz mit nach USA aus und wird dort wohl ein Hot Dog. Ohne ihren Heinz geht gar nichts. Er heißt übrigens so angelehnt an den amerikanischen Werbeslogan der Firma Heinz aus dem Jahre 1896, wonach die Firma 57 verschiedene Variationen von Produkten angeboten hat. Na ja, und da Heinz ein undefinierbarer Mischling ist, war Gerri der Meinung, dass Heinz geradezu prädestiniert war so zu heißen. Heinz ist ein braun-weißer Knuddelhund mit Dackelblick und Schnute, Terrierohren und langen Schwanz der ständig in Bewegung bleibt. Eine richtige Knutschkugel und er macht bei unserem DOGA- Unterricht immer ganz toll mit. Und Gerri ist durchtrainiert. Außer unserem DOGA joggt sie regelmäßig und boxt auch noch. Und wenn sie lauthals lacht, müssen wir alle einfach mit einstimmen. Ist ansteckend. Warum Gerri solo ist? Auch hierauf kommen wir noch.

Auch meine Namensvetterin Christa ist Anfang vierzig, verheiratet, hat zwei Kids im Teenage-Alter und eine Berner Sennenhündin namens Amy. Amy ist ebenfalls drei, hat die Ruhe weg und meint trotz ihrer Größe ein Schoßhündchen zu sein. Auch sie kommt gerne zu den DOGA Treffs. Christa ist Bankkauffrau, sportlich und mit einem Kollegen verheiratet, den sie noch von der Schule her kannte. Na ja, kann es auch geben. Ist wohl mehr oder weniger glücklich verheiratet und mehr oder weniger Mutter zweier pubertierender Kinder, dafür aber überzeugte Mami ihres Berner Sennenhundes Amy. Auch Christa hat eine Story, die zwar aufgeschoben, doch nicht aufgehoben wird. Sie ist die einzige der Mädelrunde, die noch in einer festen Beziehung steckt.

Rauhaardackel Rupert hat auch ein pfiffiges Frauchen, nämlich die Mariela. Mariela ist fünfundvierzig und Physiotherapeutin von Beruf. Rupert ist immer dabei, hat gelernt, sich ganz ruhig mit im Raum zu verhalten, wenn Patienten zur Behandlung kommen. Er ist überhaupt ein Käpsele. Rupert hat Mariela übernommen als er erst ein Jahr alt war. Seine Familie “musste” wegziehen und “konnte” ihn nicht mitnehmen. Daher kein „Heinz 57“ sondern ein reinrassiger Mitglied unserer Runde. Übrigens betone ich “musste” und “konnte”, weil das für mich sehr faule Ausreden sind. Sich einen Hund anzuschaffen, heißt eine Verpflichtung einzugehen, und zwar eine lebenslange, solange die Fellnase halt lebt. Es sind Familienmitglieder und keine Möbelstücke, die man nach Belieben ausrangiert. Ja, da kann ich fuchsig werden. Aber der 6-jährige Rupert hat es genial getroffen, wird auch heiß geliebt und, da Mariela auch mehr oder minder solo ist, ist er Herr im Horst und sehr glücklich.

Last not least, unser Küken, nämlich Sarah. Kosmetikerin und Fachverkäuferin ihres Zeichens. Sie ist erst sechsundzwanzig Jahre jung und, was Männer betrifft, ein gebranntes Kind. Natürlich wird sich das ändern, tut es auch fast täglich, dafür hat sie Mopshündin Lotta. Lotta bekam sie zum Abitur geschenkt und die kleine, sehr bestimmende, Dame wird nun stolze sieben Jahre alt. Kein Alter für einen kleinen Hund, da die Kleinen wesentlich länger leben können als ihre größere Artgenossen. Sie kommt auch gerne zum DOGA, macht aber nur die Asananas mit, dir ihr genehm sind. Als sie zu uns stieß, trug Sarah nicht nur sau teure Yoga Klamotten (wir anderen begnügen uns mit dem, was Lidl, Aldi und C & A hergeben, will sagen, muss die Kasse nicht sprengen), zwei Paar falsche Wimpern (kein Scheiß) und 3 cm lange, knallbunte Fingernägel. Okay, den Zahn haben wir der Lady bei unserem ersten gemeinsamen Stammtisch dann gezogen. Seitdem ist Sarah, na sagen wir, modemäßig von XXL zur Normalgröße geschrumpft, dafür aber mega zufrieden. Der Stammtisch bescherte Sarah auch eine Alternativlösung für die Unterbringung von Lotta, wenn sie arbeiten muss. Normalerweise ist Sarahs Mutter die Hundesitterin erster Wahl, doch wenn das mal nicht klappt, dann kann sie Lotta jetzt zur Mariela bringen, denn Rupert und Lotta finden sich gegenseitig richtig gut.

Alle unsere Vierbeiner harmonieren und so machen die DOGA Sessions richtig Spaß, sie machen alle super gut mit und es gibt nie Zoff. Ein Bild für die Götter, wenn sie wie die Orgelpfeifen aufgereiht dastehen und warten, bis wir die Matten ausgelegt haben. Mein George und Lotta sind die Kleinsten, gefolgt von Rupert und Heinz, Amy und Homer zieren dann den guten Schluss. Irgendwie bringen sie es auch jede Woche fertig, sich so aufzustellen. Wir sind natürlich auch die Schau, wenn wir uns mitsamt Fellnasen, ebenfalls einmal wöchentlich, zum Stammtisch treffen. Im Sommer gerne in einer der vielen schönen Gartenlokale unserer wunderschönen Stadt oder auch im Restaurant Palmscher Bau mit den schönen Holzdielen, worauf sie alle sechs schön unterm Tisch Platz finden. Oft treffen wir uns auch bei einer von uns Zuhause, bis auf bei Sarah, da sie noch bei ihren Eltern wohnt.

Na ja, nun seid ihr im Bilde und wir können mal so richtig zusammen loslegen.

CHRISTA

Das wäre in dem Fall, und etwas ausführlicher, meine Wenigkeit und nicht die Bank Christa. Wie gesagt, ich bin achtundfünfzig Jahre jung, geschieden und Mutter zweier erwachsener, abtrünnig gewordener, Söhne. Ich war fünfundzwanzig Jahre verheiratet. Der Silberne-Hochzeitstag wurde noch gefeiert und dann kam heraus, dass auch mein Mann abtrünnig geworden war. Es tat nicht mal weh und so stellt ich fest, dass die Abstumpfung eigentlich bereits eingetreten und es wohl Zeit zu entrümpeln war. Eigentlich hätte es mir schon viel früher auffallen müssen. Wenn das Hauptthema des Tages sich um das laufende Fernsehprogramm und was es zu essen gibt dreht, dann haben sich wohl ziemlich viele Gemeinsamkeiten schon verabschiedet. Und wenn der Umgangston, letztendlich beidseitig, zum gegenseitigen Anschnauzen degradiert wird, dann hat die berühmte letzte Stunde geschlagen. Letztlich, wenn mit dem Smartphone zärtlicher umgegangen wird als mit der eigenen Ehefrau und wenn man auch tiefer ins PC Monitor als in den Augen seiner Holden schaut, dann ist genug geschwätzt. Die Trennung vollzogen wir vor drei Jahren. Wir verkauften unsere Eigentumswohnung, nahmen friedlich jeder die Erinnerungen, die uns vom gemeinsamen Lebensweg lieb geworden waren, mit, teilten sie fair auf und gingen beide unsere Wege. Es ist nie nur einer Schuld und so werde ich, selbst im Glashaus sitzend, nicht mit Steinen werfen. Wir lebten uns schlichtweg auseinander. Ich zog in meine jetzige Wohnung, frischte meine Yoga Kenntnisse auf, machte mein DOGA Zertifikat und holte mir meinen kleinen weißen Schatz aus dem Tierheim. Im früheren Leben, bevor ich Hausfrau und Mutter wurde, war ich Immobilienmaklerin. Hat Spaß gemacht aber nicht soviel, dass ich dort wieder anknüpfen wollte. Und Yoga mache ich seitdem ich mir mit Anfang 20 einen Club Med Urlaub auf Mallorca leistete. Das war lange bevor der Ballermann entstand und die Prols die Insel übervölkerten. Ich lernte in einer lauschigen Bucht Yoga und es ließ mich seitdem nicht mehr los. Also sollte nun alles ganz neu werden. Mein Ex-Gatte und ich sind im Guten auseinander und sind, mehr oder weniger, Freunde geblieben. Der vereinbarte finanzieller Puffer hielt mich über Wasser, bis ich auf eigenen Füßen stehen konnte. Da wir beide noch in der gleichen Stadt wohnen, sieht man sich manchmal hier oder dort. Beide hören wir wenig, wenn überhaupt, etwas von unseren Söhnen, die uns beide für völlige Fehlbesetzungen als Eltern ansehen. Jetzt heißt es George und ich gegen den Rest der Welt. Wir sind uns wichtig und dann kommt lange Zeit nichts mehr. Das ist echt nicht so brutal wie es sich vielleicht anhört, doch irgendwo muss man anfangen, den Graben um sein Schloss zu verteidigen, alleine um bei Verstand zu bleiben. Natürlich date ich von Zeit zu Zeit. Aber, love me love my dog. Wer das nicht tut, bekommt nicht einmal eine erste Chance. Basta!

CHRISTA UND JANINA

Als ich wieder einmal “The Ladies Rosa Diner” im Industriegebiet besuchte, um mir einen Vegan Burger im amerikanischen Stil der 50er Jahre einzuverleiben, natürlich in Begleitung von George, fiel mir eine Frau auf, die in dem Booth (also Sitzecke) vor mir saß auf. Übrigens ist im Diner alles in verschiedenen Rosatönen gehalten. So auch die besagten, mit Vinyl bezogenen Booths. Aber schnell zurück zur Janina. Die Tatsache, dass ihr Kopf mal gerade oben mit der Bank abschloss und dass ein Hundekopf mit der Größe eines mittleren Kürbis unterm Tisch hervorlugte faszinierten mich. George, der auf seiner Hundedecke zu meiner Rechten auf der Bank saß, wurde hibbelig beim Anblick des sanften Riesen. Ja, es war gleich zu erkennen, dass Homer die Ruhe weg hat. Sein Riesenhaupt parkte auf seinen ebenso riesigen Pfoten und er würdigte uns keinen Blick. Jedenfalls bestellte die Dame genau den gleichen Burger, den ich bestellt hatte, mit genau den gleichen Beilagen (George steht dort auf die lecker knusprigen Pommes, die muss ich also immer nehmen). Das gab den Anstoß. Ich bin nun ziemlich kontaktfreudig und so erlaubte ich mir zu bemerken, dass das Essen hier immer ganz toll ist. Da drehte sich Janina zu mir um, lächelte und sagte süffisant, “Ja, das ist es”, sie würde des Öfteren hier speisen. Speisen. Okay, dann. Sie prustete aber dann gleich los und meinte “speisen, wie hört sich das aber gestochen an”. Wir kamen also ins Gespräch, vis-a-vis über dem Bankrand hinweg. Ich wollte George noch nicht gleich mit der Bekanntschaft der Deutschen Dogge überfordern, obwohl sie zwischenzeitlich dicke Freunde sind. Nicht üblich für meinen kleinen Schisser, der gerne bei jeder neuen Bekanntschaft den Schwanz einzieht und kläfft, eh er sich zu einem eigentlichen Kennenlernen breitschlagen lässt. Wir zwei Hunde-Mamis verstanden uns aber prima und haben dann gleich Telefonnummern und E-Mail-Adressen ausgetauscht. Damals hatte ich noch nicht mit DOGA begonnen und so gab es erst mal nur Hunde Playdates. Eigentlich sind es meine diverse Damen, die mich dazu ermuntert haben, es mit der DOGA Datscha zu wagen. Aber auch dazu werde ich noch kommen.

Jedenfalls habe ich dann eine Woche später über eine geteilte Flasche Prosecco erfahren, dass Janina Anfang vierzig und Mutter einer zwölfjährigen Tochter ist. Der Papa hat sich vom Acker gemacht, noch bevor Hanna geboren wurde und so beschloss Janina sich selbständig zu machen, damit sie als Alleinerziehende von Zuhause aus arbeiten konnte. Sie bewohnt mit Hanna ein Reihenhaus und hat sich ihr Büro im UG mit separatem Eingang eingerichtet, arbeitet mehr oder weniger als Consultant. Na, und als Hanna dann vor etwa drei Jahren mit den unumgänglichen Quengeleien nach einem Haustier anfing, entweder eigenes Pferd (LOL) oder Hund, da wurde wohl ein Kompromiss getroffen, da Homer irgendwo größenmäßig dazwischen liegt. Auch die beiden Mädels besuchten damals das Tierheim in Stuttgart-Botnang auf der Suche nach etwas Schnuckeligem. Nach Hause gekommen sind sie dann mit einer Doggenwelpe. Er war kleiner als jetzt aber mit riesigen Pfoten, die gut ahnen ließen, was auf die beiden Damen zukommen würde. Doch es war Liebe auf den ersten Blick. Und wenn meine wunderbare kleinwüchsige Freundin mit ihrem Kuscheltier Gassi geht, fällt sie auf jeden Fall auf. Alarmanlage Zuhause wird nicht mehr benötigt, denn wer Homer nicht kennt, ahnt nicht unbedingt, dass an ihm ein Schoßhund verlorengegangen ist.

Jedenfalls wurde Janina meine engste Vertraute, mein BFF (best friend forever) schlechthin, wie man heute so schön auf Neudeutsch sagt, und daran hat sich nichts geändert. Wenn der Schuh irgendwo drückt, sind wir für uns gegenseitig die erste Anlaufstelle. Wir trafen, und treffen uns regelmäßig und bei einem solchen Treffen sind wir dann Geraldine begegnet.

CHRISTA UND GERALDINE

Als Janina, George, Homer und ich mal wieder einen guten Schoppen griechischen Wein bei Costas in Rüdern genossen, Homer unter dem Tisch, George fast auf ihm drauf und Costas' Promenadenmischung Snoopy immer um die beiden herum, da fiel uns eine Dame am Nebentisch auf. Eine äußerst attraktive Brünette, ebenmäßig schwarz. Sie saß alleine am Tisch und versuchte, in Ruhe die Speisekarte anzuschauen, wurde aber ständig von einem Jüngling mitsamt Begleitern vom Nebentisch angebaggert. Nun war es schwer zu schätzen, wie alt die Dame war aber mit Sicherheit einiges älter als die drei hippen Youngster, die sie anmachten. Wir zwei “erfahrene Damen” belächelten die Versuche des Junggemüses und waren uns ziemlich sicher, dass sie nicht fruchten würden. Die Dame machte nicht den Eindruck, auf einem Boy-Toy aus zu sein.

Die Show war aber recht unterhaltsam und wir wunderten uns, wie lange es dauern würde, bis die Dame am Nebentisch in irgendeiner Weise die Handbremse ziehen würde. Irgendwann wurden unsere Fellnasen müde und legten sich bewachend zu unseren Füßen. Snoopy gesellte sich zu ihnen und so konnten wir uns voll auf die Romanentwicklung am Nebentisch konzentrieren. Da uns die Faszination damit auch noch von einer eigentlichen Essenbestellung abgehalten hatte, blieb uns reichlich Zeit für die Observation. Costas schaute von der Tür aus zu und fragte sich sicherlich, ob er nicht irgendwann schützend eingreifen solle. Aber, selbst ist die Frau, war überhaupt nicht notwendig.

Nachdem die drei Jungs offensichtlich nicht locker zu lassen gedachten, stand Geraldine (die wir just in dem Moment kennenlernen würden) auf, klopfte auf den Tisch der drei Testostertonfässer, lächelte breit und meinte, “Jungs, danke aber falsche Baustelle, stehe leider nicht auf männliche Hosenträger”. Aha, also eher auf weibliche, dachte ich mir (das sollte sich aber als eklatante Ausrede ihrerseits herausstellen). Im Fernsehen hatte neulich eine Darstellerin einem ähnlich zudringlichen Teenager der auf MILFs stand (ich wähle hier die vornehme Übersetzung: Jünglinge die auf Damen mittleren Alters wegen ihrer sexuellen Erfahrungen stehen) eine Abfuhr mit dem Wortlaut “grosse Klappe, kleine Gurke” erteilt. Gefiel mir richtig gut und ich speicherte es sofort unter “bei entsprechender Gelegenheit einzusetzende Zurückweisung”. Fiel mir natürlich bei dieser Gelegenheit spontan ein. Derweil schlenderte Geraldine auf uns zu. Sie fragte, ob noch ein Platz frei wäre mit dem Vermerk “Wo Hunde sind, da lass' dich ruhig nieder”. Sie spricht klasse Deutsch mit einem leichten amerikanischen Akzent, was ihren Reiz auf das männliche Geschlecht wohl noch erhöht. Na aber klar doch. Die drei waren zu verdattert, um sich überhaupt noch unflätig zu äußern. Sie zahlten rasch und suchten das Weite.

Geraldine stellte sich vor. Nein, sie sei eigentlich keine Lesbe, hätte sogar einen männlichen Hausgenossen, den Heinz, ihr 5 Jahre alter Mischlingshund. Mit unseren diversen Hunden wären wir ihr sofort angenehm aufgefallen. Und so wurde sie Mitglied in unserer „haarigen“ Damenrunde.

Wir bestellten alle drei etwas zu essen und machten uns einen wirklich lustigen Abend. Ganz klar, dass ab dann Geraldine und Heinz regelmäßig mit von der Partie waren.

CHRISTA UND CHRISTA

Bei einem unserer Stammtische hatten Janina und Geraldine schon angefangen, mich wegen eines Yogakurses anzustacheln. Sie meinten, ich müsse unbedingt zu Potte kommen und die Doga Datscha, wie wir schon die geplante Geschäftsidee getauft haben, zum Laufen bringen. Nun Girls, sagte ich, dafür brauche ich Kohle. Also war ein Gespräch bei meiner Hausbank fällig um zu sehen, inwieweit mein bereits seit langem bestehender Businessplan realisierbar wäre.

Als ich zum vereinbarten Termin kam, war mein regelmäßiger Berater erkrankt und so wurde ich Christa Hauser zugewiesen. Na toll, dachte ich, mit Frauen befreundet zu sein ist eine Sache, mit ihnen geschäftlich zu verhandeln wieder eine ganz andere. Begeisterung sah anders aus. Der erste Eindruck war nicht schlecht, doch Christa war schwer zu durchschauen. Echter Profi halt. Sie hörte sich alles mit einem Pokerface an, sah sich meinen Businessplan an und fragte, was die Kurse kosten sollen? Na ja, soll ja rentabel sein aber gleichzeitig der Bank die Zinsen bescheren, richtig? dachte ich für mich. Tja, gefragt habe ich “was meinen Sie“? Natürlich würde es von einer jeweiligen Miete der Räumlichkeiten abhängen kam zurück. Ich sah meine Chancen schon dahinschmelzen als sie plötzlich meinte, sie habe selbst einen Berner Sennenhund, eben die süße Amy, und so ein Kurs würde sie auch reizen. Jetzt lächelte sie auch zum ersten Mal. Wir vereinbarten noch einen Termin. Ich sollte davor einige mögliche Immobilien anschauen, Mietpreise, Nebenkosten usw. mitliefern. Ganz klar, dass Christa gleich zum nächsten Doga Stammtisch eingeladen wurde (und auch kam).

CHRISTA UND MARIELA

Bei allem Spaß und Freude an der Körperertüchtigung, so hat mich die Natur mit nicht unbedingt belastbaren Gelenken beschert. Einige sind schon von mal mehr, mal weniger fähigen Skalpell-Klempnern bearbeitet worden. Auch mal mehr, mal weniger erfolgreich. Doch als man mir an den Meniskus wollte, da habe ich gestreikt. Und so holt mich hin und wieder ein messerscharfer Schmerz im rechten Knie zur Realität zurück und ich muss eine Weile pausieren. Diesmal nahm ich mir vor, zumindest mal physiotherapeutisch auf mich einwirken zu lassen und meine Hausärztin stimmte mir hierbei zu. Also machte ich mich auf die Suche nach einem entsprechend spezialisierten Therapeuten und stieß somit auf Mariela Özdemir. Unsere Mariela eben. Übrigens war Mariela auch ein gebranntes Beziehungs-Kind, allerdings selbst kinderlos geblieben. Ihr ehemaliger Mann war aus Istanbul und wollte auf Dauer nicht in Deutschland bleiben. So trennten sich ihre Wege, da Mariela sich kein Leben in der Türkei vorstellen konnte. Soviel zu ihrer diesbezüglichen Vita.

Als ich wegen eines Termins anrief, war ihre erste Frage, wie ich zu Hunden stehe? Are you kidding me? Sie traf dabei natürlich sofort bei mir ins Schwarze. Gehört, gebucht. Sie meinte, sie habe einen kleinen Dackel, der immer in der Praxis sei, aber nicht störe. Ob ich etwas dagegen hätte. Welch Frage! Natürlich nicht. Für mich dachte ich schon, vielleicht kann irgendwann dann auch George mit. Beim ersten Mal würde ich ihn der Backkünste von Frau Holle überlassen. Alleine ließ ich meinen Schatz sowenig wie möglich, zumal er immer gerne mit mir schlampern geht. Besonders gerne geht er Klamotten shoppen. Da sitzt er brav und begutachtet mich beim Anprobieren. Wenn ihm etwas nicht gefällt, rümpft er die Nase oder hebt seine Pfote über die Augen. Dann weiß ich Bescheid. Also, bei Shopping Queen wäre er mein Number One Shopping Begleiter, for sure!

Aber zurück zur Mariela und meinen ersten Termin. Als ich in ihrer Praxis hinein humpelte, sah ich schon ein kleines braunes Etwas unter ihrem Schreibtisch hocken (selbstverständlich in einem wunderschönen Weidekorb versehen mit mega vielen bunten Kissen). Das kleine braune Etwas, Rupert, hob kurz den Kopf, beschloss, dass ich eher Freund als Feind wäre und fuhr mit seinen Meditationen fort. Mariela kam mir freudestrahlend entgegen, da sie merkte, dass ihr Hund mich mag. Güte-Siegle-Plus unter Hundebesitzern. Dann nahm sie sich meines Knies an.

Während der Behandlung erzählte ich beiläufig von George und sie meinte, ich solle ihn doch einfach beim nächsten Mal mitbringen. Wir schwätzten und sie fragte, was ich mache. Na ja, Doga-Lehrerin und Knieprobleme, nicht unbedingt eine Traumpaarung. Aber wir würden das Beste daraus machen, meinte sie. Einladung zum Doga Stammtisch? Gebongt! Neuer Mitglied bei der Doga Datscha mit Rupert? Na klar!

CHRISTA UND SARAH

Wenn ich eins nicht bin, dann ist das eine Kosmetik-Tussi. Will sagen, mir das Antlitz einnebeln, dann bearbeiten und anschließend farbmässig verändern zu lassen, das ist nicht mein Ding. Auf dieser Wiese habe ich unsere Sarah also nicht kennengelernt. Aber in Sachen Pflege bin ich Pedantin und benutze seit Jahren immer die gleichen, wirklich gute, Produkte. Als ich die ausnahmsweise mal nicht bekam, habe mich im Geschäft an eine Fachkraft gewandt, sprich an Sarah.

Sie wollte mir natürlich als erstes die neuesten von den neuen Präparaten anpreisen, viel besser mit Hyaluronsäure und haste nicht gesehen. Nach dem Motto: weil wir es uns Wert sind. War es mir aber nicht Wert. Also versuchte ich, mehr oder weniger gelassen und freundlich (nicht unbedingt fundamentale Eigenschaften von mir) zu erklären, was ich wollte und einfach wissen wollte, wo könnten wir es her bekommen? Die Dame war nicht dumm (was heutzutage behaupten zu können, leider immer weniger möglich wird). Ich begutachtete sie ein wenig näher und kam für mich zum Schluss, ohne der ganzen Tunke, die zwei Paar falschen Wimpern und die schwarzen überlangen Nägel, würde sie weitaus attraktiver sein. Natürlich verstand ich, das dies just ihr Butterbrot ausmacht und sie dementsprechend auftreten muss, doch ich fragte mich, ob sie im Privatleben auch so aufgemöbelt herumlief und, wenn ja, wie das ein etwaiger Bettgenosse am nächsten Morgen empfinden würde, wenn die Leinwand wieder leer ist. Nee, was einem alles in so kurzer Zeit durch den Kopf gehen kann. Da spult sich manchmal spontan in meinem Kopf so ein ganzer Film ab. So ähnlich wie bei der Unterwäsche von Miss Piggy. Aber zurück zum Wesentlichen.

Jedenfalls, gerade in dem Moment als wir Nägel mit Köpfen machen wollten, kam eine Frau mit einem Mops in den Laden. Da ich George dabei hatte, fing er an, ein wenig zu knurren (sein typisches Unsicherheitsgehabe). Ich ihn also hinter meine Beine gestellt und mit scharfem Blick zu verstehen gegeben, dass der junge Mann sich zu benehmen habe. Dies tat er auch, zumal es sich herausstellte, dass es sich um eine Mops-Dame handelte, nämlich Lotta. Die Dame mit Mops entschuldigte sich kurz bei mir für die Unterbrechung und sprach meine Verkaufsberaterin, nämlich Sarah, an. Es stellte sich heraus, dass die Dame Sarahs Mutter war und der Mops ihre kleine Lotta.

Als Mama und Lotta wieder ihres Weges gingen, sehr zum Leidwesen von George, der Lotta nun traurig hinterher blickte, gab ich meine Bestellung auf und erzählte von unserem Stammtisch. Needless zu say, Sarah wurde eingeladen.

Der Rest ist Geschichte. Ab dann waren wir eine fest eingefahrene Truppe. Eine für jeden und jeder für einen. Die Doga Datscha war auf bestem Wege das Licht der Welt zu erblicken.

DIE DOGA DATSCHA

Beim ersten gemeinsamen Stammtisch mitsamt unseren Fellnasen, bequatschten wir die weiteren Pläne meiner Datscha. Inzwischen hatte mir ein Nachbar, der ein Einsehen mit meinen finanziellen Anlaufschwierigkeiten hatte, seinen leerstehenden Laden umsonst zur Verfügung gestellt. Ich musste nur Wasser und Strom berappen. War ideal, nicht weit von meiner Wohnung weg, hatte zwar ein Schaufenster aber, viel wichtiger, auch eine Sanitäreinrichtung und eine kleine Pausenküche. Besser ging es nicht. Somit waren die Räume bewohnt und unterhalten, gut für den Eigentümer, und ich kam blendend dabei weg. Gut für mich! Win/Win eben.

Beim Termin mit Christa machte ich aus, dass ich, um Kosten zu sparen,die „geschenkten“ Räumlichkeiten selbst renovieren würde. Auch Geraldine hat mir ihre tatkräftige Hilfe angeboten. Ebenso die zwei Kids von Christa, die ja schon fünfzehn und siebzehn Jahre alt sind, würden für einen kleinen Obolus beim Streichen helfen. Besser ging es nicht. Es würde also bald losgehen können.

Natürlich sollten die Damen meiner Clique nicht meine einzigen Kursteilnehmer bleiben. Das wäre ja äußerst unrentabel. Doch der Anfang war gemacht. Wir besprachen Flyer, die sowohl die Tochter von Janina in ihrer Schule verteilen wollte, als auch welche für Geraldine und ihre Barracks. Christa würde sie in der Bank umlaufen lassen, Mariela bei sich aufhängen und Sarah auch mit Mund-zu-Mund Propaganda beisteuern. Auch in der Esslinger Zeitung würde ich eine Kleinanzeige schalten.

Die ersten Geburtswehen der Datscha waren also überstanden, die Geburt eingeleitet und darauf stießen wir an.

GEORGE

Mein alter Schlamper George ist ein richtiger Hornbach-Fan. Diese Heimwerkermärkte mit ihren hohen Regalen, breiten Gängen und massig vielen Gerüchen sind für ihn eine Wonne. Die Einkaufswagen sind auch schön groß und ich nehme immer ein Handtuch mit damit mein Süßer oben im Korb des Einkaufswagens sitzen und ich somit dann in Ruhe einkaufen kann. Da Geraldine diesmal unbedingt mit wollte und ihren Heinz in Schlepptau hatte, hat auch er seine Liebe für Hornbach entdeckt. Allerdings ist er ein wenig zu groß für den Einkaufswagen, also lief er gerne nebenher. Auch für diesen Vierbeiner war das Ambiente offensichtlich das reinste Paradies. Köpfchen und Schwänzchen in die Höhe gereckt, strengte er sich an nichts zu verpassen. Also, weder George noch Heinz hatten etwas zu meckern und wir konnten in Ruhe den Einkaufswagen mit Pinseln, Farbe, Klebefolie, und, und, und füllen. Ich fand auch gleich einen süßen Stoff für die Gardinen, denn ich musste ja das Schaufenster irgendwie bedecken. Grau-gelb gestreift. Ich kann zwar nicht so gut nähen wie mein Ältester, der Chirurg ist, aber zwei einfache Säume kriege ich auch noch hin.

Als wir bei den Farbmustern standen, gesellte sich ein extrem muskulöser Macho mit grauem Bürstenschnitt und tätowierte Lebensgeschichte zu uns. Wir waren in unserer Farbwahl vertieft, besprachen uns und nur Heinz fing leise an zu knurren. George hat den Neuling geflissentlich ignoriert. Klar, er steht nicht auf dumme Leute. Sorry, so ist es. Jedenfalls merkte dieser mit Muckies versehene hirnlose Affe, dass er bei uns nicht ankam. „Na klar“, meinte er, „da muss man nicht blind sein um zu sehen, dass wir ein Liebespaar sind“ und grinste hässlich. Ich sagte ja schon, dass unsere Gerri recht herzhaft und ansteckend lachen kann. Nun prustete sie aber los, und zwar aus vollem Halse. Heinz ließ es sich nicht nehmen dazu zu bellen, was meinen George veranlasste mit einzustimmen. Nun war ich aber an der Reihe, ich konnte mich langsam nicht mehr halten, es kitzelte bereits am Gaumensegel und machte sich auf den Weg nach oben und mir kamen fast die Tränen. Und zwischen dem Gejohle brachte Gerri noch einen wohl sitzenden Satz raus: “Wenn es nur noch solche Männer wie Sie auf der Welt gäbe, so wären wir ganz sicherlich lesbisch” und gluckerte gleich wieder los. Mangels Hirnmasse war eine Erwiderung nicht zu erwarten und so reichte es nur für einen leeren, dummen Gesichtsausdruck. Meister Proper trollte sich. Ich hätte schwören können, dass mein George sich einen grinste. Nee, Leute, bevor man sich so etwas antut, schafft man sich einen Vierbeiner an. Hat man mehr davon. Und klüger sind sie allemal.

Wir erledigten unsere Einkäufe und fanden, dass wir uns ein Prosecco-Päuschen verdient haben, Hundeleckerlis für unsere Beschützer inklusive. Also, alles ab in die Karre, Kurzstopp beim nächsten Tante Emma Laden, um die Piccolos zu besorgen, und dann ab in die Datscha. Der Plan war, alles schlicht zu halten. Ruhig und geruhsam. Ich würde einige Kerzen aufstellen, die jedoch beim Doga selbst nicht brennen können. Auf eine Klangschale wollte ich ganz verzichten. Bin nicht ganz der esoterische Typ und der Gong könnte unsere Fellnasen letztendlich meschugge machen. Also, pastellfarbene, leichte aber bequeme Sofas von IKEA, sanfte Beleuchtung und ab geht die Post. Da ich ein zartes Gelb als Wandfarbe wählte, wollte ich Yoga-Matten in gelb oder grau, entsprechende gemusterte Ruhekissen für die Dogis usw. George und mir stand sicherlich noch ein Einkaufstrip nach Stuttgart in den Sternen.

Aber für heute hieß es, Pakete abladen, Gläser raus, Flaschen auf, Füße hoch, Leckerli verabreicht. Gerri und ich machten uns noch eine schöne Stunde, lästerten noch über den Troll im Laden nach und gingen dann beide Heim. What a day!

Beim Einschlafen mit George auf meinem Kopfkissen neben mir fiel mir noch ein, dass ich noch eine Webseite brauche. Es hört nicht auf! Muss mal morgen Janina fragen, ob sie nicht jemand in ihrer Kundenkartei hat, der hier behilflich sein kann. Jetzt aber Licht aus. George guckt schon ganz böse, will eine Mütze voll Schlaf zu sich nehmen. Gute Nacht.

JANINA UND CHRISTIAN

Als ich am nächsten morgen mit Janina wegen der Webseite telefonierte, wusste sie tatsächlich spontan Rat. Sie hat jemand in ihrem quasi Bekanntenkreis der ihre Webseite auch gestaltet hat und irgendwie bezahlbar ist. Sie wollte sich mit ihm in Verbindung setzen und er würde sich dann bei mir melden. Christian wohnt und arbeitet in Wernau, also im Nachbarort, so war das alles stemmbar. Wieder etwas was ich vorerst abhaken konnte.

Nachdem ich mit meinem Müsli und Kaffee fertig war und auch George sein frühes Stück zu sich genommen hat, schnappte ich seine rote Leine und wir gingen auf unsere erste Gassirunde des Tages. Für gewöhnlich war die nie lange und auch heute wollte ich lieber in die Gange kommen und dann noch kurz zur Datscha hinüber um den Tagesablauf der dortigen Baustelle zu planen. Wir liefen also los. Unser Weg führte uns durch den kleinen Park, an einen sanften Dalmatiner vorbei. George rastete kurz aus, der Dalmatiner guckte nur gelangweilte und schlappte weiter mit seinem Frauchen mit. Beleidigt, dass er geflissentlich übersehen wurde, machte sich George wieder daran sämtliche Pee-Mails des Weges zu lesen und sich auch auf den neuesten Stand der Nachbarschaftsköter zu bringen, was auch letztendlich den Anreiz zum Abkoten besorgt. Nachdem ich seine prallgefüllte Wundertüte in dem entsprechenden, von der Stadt großzügig zur Verfügung gestellten, Behälter entsorgte, trabten wir zwei wieder Richtung Wohnung. Dort angekommen blieb mein Süßer wie immer auf der Fußmatte sitzen, so dass ich ihn ins Bad tragen konnte. Kurz hoch auf die Waschmaschine gehievt und Pfötchen gereinigt, Augen ausgewischt, Zähnchen geputzt und sein Kuschelfell schön gebürstet, so viel Zeit muss sein. Anschließend noch einige Leckerlis im Wohnzimmer versteckt so dass er ein auf Mini-Man-Trailing machen konnte und dann konnte unser Tag offiziell beginnen.

Mir war klar, dass der Doga Unterricht alleine mich vorerst nicht finanziell tragen würde und so plante ich auch Kinder-Yogakurse anzubieten. Also mentale Notiz gemacht noch entsprechendes Beiwerk zu besorgen und dies auch in die Webseite und auf den Flyers einzubringen. Nachdem George erst mal alle Leckerlis sauber abgeräumt hat, ging es ins Arbeitszimmer und an den PC. Ich hatte einen extra Bürostuhl für George besorgt, da er gerne in meiner Nähe “arbeitete”. Ich durchforstete also meine Mails, beantwortete was ich konnte, überlegte, was ich heute zu Mittag essen wollte und dann machten wir zwei uns wieder auf den Weg in die Datscha.

BAUSTELLE DATSCHA

Wir liefen durch die Pliensau, unsere jetzt schöne Fußgängerzone die angeblich frei nach einem alamannischen Anführers namens Pleono genannt wurde und bis zum 13. Jahrhundert zurückdatiert. Im Hier und Jetzt und am frühen Morgen, eben um diese Zeit, vor Eröffnung der Geschäfte, präsentierte sie sich noch ruhig und verschlafen. George liebte diese Tageszeit, da es ihm Gelegenheit gab, auch hier sämtliche Informationen am Wegesrand in Ruhe aufzunehmen. Manchmal frage ich mich, ob er auch noch frühgeschichtliche Dufte wahrnehmen kann? Oh Christa, und schon wieder rasselt dein Gehirn im Schnellgang. Ganz schnell zurück zur Gegenwart. Es waren wenig Menschen unterwegs und auch wenig andere Hunde. Irgendwie genoss das mein kleiner Prinz. Da fühlte er sich wohl als Herrscher des Ganzen.

Für mich war diese Zeit auch ein Genuss, nur mit ihm alleine hier am morgen. Da konnte ich die Spinnweben aus dem Hirn pusten lassen, um für neue Anregungen Platz zu machen. Na ja, wenn mein Gedankengut nicht wieder mit mir durch ging! Wir bogen ab, liefen die Treppe zum Park herunter und kreuzten hinüber zu dem leeren Laden der nun die hoffentlich berühmt und berüchtigte Doga Datscha werden würde. Es war auch wichtig, dass sich George irgendwie diesen Weg merkte. Man kann ja nie wissen, wofür das gut ist.

Ich schloss die Tür zum Laden auf, nahm George die Leine ab und als ich das Licht anmachte sackte erst mal, was ich mir da aufgebürdet hatte. Würde ich das auch alles finanziell und seelisch stemmen können? Würden sich die Hunde verstehen, würden wir entsprechend kompatible Gruppen bilden können? Würde sich überhaupt jemand für uns interessieren? Mir kam das Muffesausen. Aber nun hatte ich „A“ gesagt, also musste „B“ folgen.

George machte immer gerne mit mir Doga, schon von Anfang an. Er ist ja auch handlich mit seine kurz über fünf Kilo. Ich kann ihn also stemmen und auch für die Hebe Asanas tragen. Es würde sich weisen, wie andere Hunde damit umgehen würden. In den USA gibt es Doga schon lange und da funktioniert es prima, warum also nicht hier, sprach ich mir Mut zu. Ich beschloss also, zumindest noch vor dem Mittagessen den Fußboden mit Plastikfolie auszulegen damit wir mit dem Streichen anfangen konnten und hing dann auch noch todesmutig eine von zuhause mitgebrachte Mitteilung an der Tür.

DOGA DATSCHA

DOGA und YOGA Kurse

Demnächst Hier!

Ich machte mich gerade daran die Plastikfolie auszurollen, als es an der Tür klopfte. George bellte, also schnappte ich den Kleinen hoch und schaute was los war. Vor der Tür stand eine nette junge Frau mit einem kleinen Tablett, worauf sich zwei Pappbecher mit Kaffee und etwas Gebäck befanden. Na, solche Überfälle haben wir gerne also schloss ich mit einem strahlenden Lächeln auf.

Die junge Frau stellte sich als Petra vor. Sie betreibe das Studenten Café an der Ecke und wolle mich als neue Nachbarin willkommen heißen. Sie war auch neugierig, was es mit Doga auf sich hat. Sie selbst habe nur eine Katze und sie fragte auch gleich ob man mit ihr auch Yoga machen können, also COGA (Cats + Yoga, auch aus Amiland). Nun ja, grundsätzlich ja. Hauskatzen interessieren sich schon mal dafür und machen auch mit, aber nicht jede. Katzen sind selbständiger und eigenwilliger als Hunde, nicht so sehr verbunden mit dem Herrchen und, wenn auch Außenkatze, einfach mit Anreize eingedeckt. Kann man auch nur mit den Katzen zuhause machen, erklärte ich. Hunde, hingegen, ließen sich halt prima zu einem Kursus mitbringen.

Wir schwatzten noch eine Weile und George fand Petra auch ganz nett, zumal er von ihr auch einen Butterkeks zugesteckt bekam. Somit war sie auch seitens meiner Fellnase in unserem Etablissement stets willkommen. Fand ich auch super, dass ich mir bei ihr ab und wann etwas zum Mittagessen holen konnte, wenn ich hier mal - hoffentlich vor lauter Arbeit - nicht heraus kam. Petra versprach dann auch einen Flyer, sowie sie fertig werden, bei sich im Café aufzuhängen.

Nachdem wir wieder alleine waren, rollte ich endlich die Folien aus und klebte sie an den Leisten fest. Dann ging ich bei, alle Löcher einzugipsen und hätte noch sicherlich eine Weile so weitermachen können, wenn George mich nicht daran erinnert hätte, dass es ihm nach einem Gassiabstecher gelüstete gefolgt von einer anständigen Mahlzeit.