Doktorspiele - Jaromir Konecny - E-Book
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Doktorspiele E-Book

Jaromir Konecny

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Beschreibung

Liebe, Chaos, Pubertät! Eine herrlich schräge Komödie über die Wirren des Erwachsenwerdens

Andi hat das im Kopf, was man als Sechzehnjähriger so im Kopf hat, wenn einen die Pubertät schüttelt wie ein Tsunami: Mädchen, Mädchen, Mädchen ... Dabei gilt Andis permanente Sorge der Größe seines besten Stücks, seit ihn seine Cousine Lilli damals bei den Doktorspielen gefragt hat: „Sind die alle so klein?“
Doch dann steht genau diese Lilli – inzwischen mit Himmelsaugen und brisanten Brüsten ausgestattet – eines Tages vor ihm. Vergessen ist die süße Katja aus der 10b, völlig egal, dass seine Fußballmannschaft ihn braucht. Andi hat nur ein Ziel, und das heißt: Lilli zu beweisen, dass er kein Schlappschwanz ist. Und dafür nimmt er einiges in Kauf ...

Leserstimmen
„der Schreibstil des Autors ist jugendlich, authentisch und unverblümt“
„Witzig, spritzig und voller Anekdoten! Klasse, ein Bauchmuskeltrainer in Buchform!“
„Noch besser als die Verfilmung!“
„American Pie war gestern – jetzt kommen die Doktorspiele
„Provokant, herrlich komisch und nicht nur für Jugendliche!“
„Wahnsinnig direktes und witziges Buch. Nun weiß man, wie Jungs wirklich ticken ...“

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Seitenzahl: 200

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Über dieses E-Book

Andi hat das im Kopf, was man als Sechzehnjähriger so im Kopf hat, wenn einen die Pubertät schüttelt wie ein Tsunami: Mädchen, Mädchen, Mädchen ... Dabei gilt Andis permanente Sorge der Größe seines besten Stücks, seit ihn seine Cousine Lilli damals bei den Doktorspielen gefragt hat: „Sind die alle so klein?“ Doch dann steht genau diese Lilli – inzwischen mit Himmelsaugen und brisanten Brüsten ausgestattet – eines Tages vor ihm. Vergessen ist die süße Katja aus der 10b, völlig egal, dass seine Fußballmannschaft ihn braucht. Andi hat nur ein Ziel, und das heißt: Lilli zu beweisen, dass er kein Schlappschwanz ist. Und dafür nimmt er einiges in Kauf ...

Impressum

Überarbeitete Neuausgabe Juli 2018

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96087-354-9 Taschenbuch-ISBN: 978-3-96087-424-9

Copyright © 2009, cbt Verlag, München Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2009 bei cbt Verlag, München erschienenen Titels Doktorspiele (ISBN: 978-3-57016-022-0).

Covergestaltung: Miss Ly Design unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Sergey Mironov, © Misunseo Korrektorat: Susanne Meier

E-Book-Version 11.05.2023, 16:17:40.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Doktorspiele

Für die Jungs, damit sie alles geben,und für die Mädels, damit sie ihren Spaß dabei haben.

„Reden wir ruhig Klartext: Halbwüchsige Jungen beschäftigen sich vielfach ausschließlich mit sexuellen Fantasien, den Körperteilen der Mädchen oder dem Bedürfnis zu masturbieren. Mit Erwachsenen reden sie so ungern, weil sie die irrige Vorstellung haben, die Älteren könnten zwischen ihren Worten oder in ihren Gesichtern lesen und wüssten dann, dass sie das Thema Sex in Geist, Körper und Seele völlig beherrscht ... Der Auslöser des sexuellen Verlangens ist bei beiden Geschlechtern das Testosteron, eine chemische Substanz von der Gruppe der Androgene … Obwohl das Testosteron sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen für einen starken Anstieg des sexuellen Interesses sorgt, bestehen im Hinblick auf Libido und Sexualverhalten deutliche Unterschiede … Der Testosteronspiegel steigt bei einem Mädchen vom achten bis zum vierzehnten Lebensjahr um das Fünffache an. Der Testosteronspiegel von Jungen erhöht sich vom neunten bis zum fünfzehnten Lebensjahr um den Faktor 25. Mit einer derartigen Menge von sexuellem Raketentreibstoff haben halbwüchsige Jungen im Durchschnitt einen dreimal stärkeren Sexualtrieb als gleichaltrige Mädchen, und dieser Unterschied bleibt während des ganzen Lebens bestehen.“

Louann Brizendine, Das weibliche Gehirn

Die Pimmelparade

Der Schnee lag auf den Schwarzwaldhügeln wie ein großer Doktorkittel. Anfang März und höchste Zeit, den weißen Rock auszuziehen.

„Zieh das Höschen aus!“, sagte Tim.

„Na, gut!“, sagte Lilli, hob ihren Bauch hoch, als baute sie eine Brücke, und zog sich das Höschen runter. Wir guckten uns ihr Ding aus der Nähe an. Sah saukomisch aus.

„Und jetzt du!“, sagte Lilli.

„Ich bin der Doktor!“, sagte Tim.

Lilli guckte mich an. „Ich auch“, sagte ich.

„Der Doktor kann auch krank sein!“

„Das stimmt“, sagte Tim und schlüpfte aus seiner Pyjamahose.

„Nicht du!“, sagte Lilli zu ihm. „Dich kenne ich schon.“ Sie zeigte mit dem Finger auf mich. „Der andere Doktor!“

„Ich bin ganz gesund!“, rief ich.

Tim schüttelte den Kopf: „Alle müssen es zeigen!“

Ich holte mein Ding raus. Lilli beglotzte ein Weilchen meine sechsjährige Nudel und seufzte dann. „Sind die alle so klein?“

„Die wachsen noch!“, sagte ich.

„Bestimmt!“, sagte Tim.

„Glaube ich nicht!“, sagte Lilli.

Die Holztreppe knarrte. Lilli schnappte sich ihre Daunendecke vom Boden und deckte sich zu. Tim und ich sprangen in unsere Betten.

Die Tür unseres Dachbodenzimmers flog auf. „Genug des Faulenzens, ihr Schlafmützen!“, rief Lillis und Tims Mutter Diana. „Ihr solltet langsam mal wieder herunterkommen.“ Sie trippelte nach unten zu Oma und dem Rest der Familie. Wir schlüpften in unsere Klamotten und jagten ihr nach.

Das Wochenende bei Oma verglomm wie eine Wunderkerze. Schon verbrannten wir uns die Finger daran. Der Sonntag. Am Abend würden wir wieder nach Hause fahren. Meine Eltern, meine drei Schwestern und ich nach München, Lilli und Tim mit ihren Eltern nach Kiel. Und am Montag wieder in die Schule.

Schade. Noch hatte ich Lilli meine großen Ausstellungsstücke nicht gezeigt – das Museum hinten auf dem Dachboden. Früher war hier ein Gasthaus gewesen, und Oma schmiss nie was weg. Mein bestes Exponat war ein uralter Nachttopf, in den Goethe geschissen haben soll, als er mal durch den Schwarzwald gewandert war.

Neben der Kackschüssel des Wanderers Goethe stellte ich eine große Tonfigur des Heiligen Jakob auf, weil Oma meinte, der Heilige Jakob sei der Patron der Wanderer. Daneben alte Glasnegativaufnahmen. Die hatte ich auf dem Dachboden unter alten Zeitschriften mit Hitlerfotos vergraben gefunden: eine nackte Frau, leider ganz schwarz – sie war ja ein Negativ. Kann aber sein, dass sie gar nicht nackt war. Sonst hätte das Negativ in Omas Giftschrank gelegen, wo Oma viele krasse Sachen vor mir versteckte.

Aber darüber möchte ich mich jetzt nicht näher auslassen. Damit ihr nicht denkt, meine Oma sei ein Luder gewesen oder ein alter Nazi oder so was.

Auch ein paar Holzbilder mit saufenden Schwaben darauf gab’s in meinem Museum. Auf einem hob ein Mann in einem Jägerhut ein Schnapsglas hoch und sagte:

„Wo’s Saufa a Ehr,

isch’s Kotza koi Schand!“

Lilli wäre von meinem Museum sicher beeindruckt gewesen. Sie schien sich ja sehr für Wissenschaften zu interessieren. Nur leider mussten wir jetzt wieder nach Hause. Dort wollte ich nach dem Mittagessen nie ins Bett gehen. Hier im Schwarzwald bei Oma hat mir das Mittagsschläfchen aber echt Spaß gemacht!

Einen Monat später hatten die Doktoren im Schwarzwald bei uns für immer ausgespielt: Ein Blutgerinnsel aus Omas Krampfadern ist bis zu ihrem Herzen gewandert. Oma konnte immer schlechter atmen.

„Halsentzündung!“, befand der Doktor und wollte das tödliche Blutgerinnsel mit Hustensaft bekämpfen.

Bei Omas Begräbnis kam die Familie zum letzten Mal zusammen. Nur ich fehlte. Mich hatte für zwei Wochen eine echte Halsentzündung hingestreckt. So habe ich seit unserer Pimmelparade meine entfernte Cousine Lilli und ihren Bruder Tim nicht mehr gesehen – ganze zehn Jahre lang.

Jetzt bin ich sechzehn

Hin und wieder fragte ich meine Mutter nach Tim – klar fragte ich damit eigentlich nach Lilli. Mit Tim, dem Pfadfinder, habe ich mich nie sonderlich gut verstanden. Doch Mutter sagte immer wieder dasselbe: „Diana ist nur eine entfernte Cousine von mir! Von dir noch entfernter. Sie wohnen zu weit weg.“

Blödsinn! Kiel liegt ja nicht auf dem Mond. Der Rest der Familie will mit uns einfach nichts mehr zu tun haben. Weil Mama spinnt! Omas Tod hat bei ihr die Hirnwindungen verknotet. Im Traum war ihr Omas Geist erschienen und hatte ihr gesagt, dass Mutter eine Heilerin sei – ’ne Hexe!

„Wenn ich über meine Kräfte Bescheid gewusst hätte“, jammerte Mutter damals, „hätte ich meine Mama retten können.“

Ein klarer Fall! Was soll Lillis Vater als berühmter Hirnchirurg mit einer Hexe anfangen? Die zu allem Überfluss studierte Mediziner als Scharlatane und Quacksalber abfertigt?

Erst vor zwei Jahren hat Mutter ihren Hexenbesen an die Wand gehängt und sich als Naturheilpraktikerin getarnt. „Ich habe mich weiterentwickelt!“, sagt sie.

Das stimmt. Gerade fährt sie auf Engel ab. Sieht die Viecher überall. Das ist bei uns in München aber nichts Ungewöhnliches. In Bayern sind Engel voll im Trend. Wir sind halt etwas föhngeschädigt. Wenn uns der warme Wind aus Italien zuföhnt und die Berge uns bis ins Wohnzimmer glotzen, spinnen wir alle.

Einmal ist ein Typ beim Föhn nackt aus einem Fenster gesprungen. Hat auch gedacht, dass er ein Engel sei, sich aber geirrt: Statt gen Himmel ist er auf die Schnauze geflogen und hat sich dabei zwei Rippen gebrochen. Das hat mein Freund Harry in der Zeitung gelesen.

„Er hätte sich nicht ausziehen müssen“, sagte Harry damals. „Engel im Himmel haben keine Pimmel! Engel haben Mösen! Und Möpse!“

„Oder gar nichts!“, sagte ich.

„Das ist dann aber nicht der Himmel!“, sagte Harry. „Das ist die Hölle!“

Mama hat bei uns, im Osten von München, eine Menge Bewunderer, vor allem Bewunderinnen. Schreibt sogar an einem Buch: „Leih dir die Flügel deines Schutzengels“.

Nur unser Vater glaubt nicht an Engel und Mamas anderes Esozeug, aber er legt sich mit ihr nie an.

Vater verdient kein Geld und ist somit ein Waschlappen! Außerdem ist er Gitarrist und Sänger, aber zu Hause gibt’s für ihn nicht viel zu singen, zu Hause muss er das Maul halten.

Meine achtzehnjährige Schwester Christine will nur eins – heiraten und aus diesem Irrenhaus hier verschwinden. Wie’s unsere älteren Schwestern Danna und Mo schon hingekriegt haben.

Trotzdem lieben wir uns alle. Obwohl … Mama spielt mit unserem Vater schon seit Langem kein Bussi-Bussi mehr, aber er stellt sich bei Frauen auch echt blöd an. Wie die letzte Lusche. Will nur ehrlich sein und zeigt der ganzen Welt damit, wie wenig Ahnung er hat.

Meine Mutter will keinen ehrlichen, unwissenden Mann haben, sie will einen Mann haben, der alles weiß! So wie dieser Scheißvampir … Eeh … Verdammt! Da hab ich was zu früh verraten! Den Vampir darf ich noch nicht bringen, der ist erst später in der Geschichte dran.

Ach, egal! Zumindest habt ihr jetzt eine ungefähre Ahnung davon, was für ein Chaos hier herrscht. Also: Weil mein Vater von nichts ‘ne Ahnung hat, muss meine Mutter immer ihren Schutzengel fragen, wenn sie was wissen will.

Und ich? Ich sehne mich nach den guten alten Zeiten – als Mama noch nicht an Engel und Geister glaubte und Papa Geld verdiente und sich hin und wieder seinen Stoff kaufen durfte, uralte Bücher, von denen sein Zimmer aus allen Nähten platzt und im Keller einige hundert Bananenkisten voll gestapelt sind. Nach etwas Handfestem sehne ich mich, nach Lillis Möse und so – sie ist jetzt ja auch sechzehn. So wie ich.

Quatsch! Klar denke ich nicht an Lilli. Ich denke an Katja aus unserer Parallelklasse, der 10b. Schon seit einem halben Jahr denke ich an sie, seit dem Winter.

Damals fror ich mir an der Busstation vor den Perlacher Einkaufspassagen, dem PEP, einen ab. Hatte kurz davor gebadet, und mein nasses Haar war zu einer Eismütze gefroren – hätte mir gar kein Gel ins Haar schmieren müssen.

Eine normale Mütze trage ich nicht, weil ich blöd bin, wie Mutter sagt. Wozu auch eine Mütze? Die macht dir nur die Frisur kaputt. Und ich wollte zu einer Party.

Saukalt war’s! Wann würde der blöde Bus kommen, verdammt? Auf der anderen Seite der Stationsinsel hielt ein 55-er an. Im Bus hockte Katja aus der 10b und machte das Busfenster schön – mit einer Eisblume!

Eine Strähne ihres blonden Haars fiel ihr vor die Augen. Sie schob das Kinn ganz nach vorne, stülpte die untere Lippe heraus und versuchte, die Haarsträhne so von unten mit dem Mund wegzublasen. Dann guckte sie weiter vor sich hin, kein einziges Mal schaute sie zu mir hinaus, nur vor sich hin guckte sie – so wie ich es auch manchmal mache.

Echt! Manchmal find ich keinen einzigen Gedanken im Hirn, und so glotz ich halt nur vor mich hin. Das wird bei Katja nicht viel anders sein. Sie ist sechzehn wie ich und spielt Volleyball – sie muss nicht viel denken.

Wie sie also vor sich hin glotzte, hob sie ihren Zeigefinger und bohrte sich damit in der Nase, als wäre sie auf Schatzsuche. Das haute mich echt um. Hab mich in sie sofort verknallt. Keiner kann sich so schön in der Nase bohren wie Katja! Bin ich etwa pervers?

Neue Medizin

Ich klimperte etwas auf Papas elektrischer Gitarre, nur so, ohne sie anzuschließen. Meine Mutter hätte mich glatt enterbt, wenn ich so früh am Morgen die fünfhundert Watt aus meiner Anlage voll aufdrehte und einen auf Rock im Park machte. Ich guckte auf die Uhr. Halb acht! Fuck! Ich flitzte runter.

„Hier! Nimm die zwei Phosphor-D30-Globuli, Andi!“, sagte Mama. „Du siehst ganz schön blass aus!“

„Aber Mama“, sagte ich. „Ich will keine homöopathischen Pillen mehr essen. Ist sowieso nur Zucker drin!“ Das hat mir mein Vater gesagt, aber ich darf ihn nicht verraten, sonst flippt Mama aus und knöpft ihn sich vor. Ich kann so ’nen Spruch locker bringen. Mich liebt die Mutti. Ich bin ja ihr Sohn.

„Zumindest schaden die Pillen nicht!“, sagte meine Mutter.

„Wenn ich sie weiterhin kiloweise futtere, werd ich davon noch zuckerkrank!“

„Na, schluck sie schon runter!“ Sie hielt mir die zwei kleinen weißen Kügelchen hin. „Ach übrigens, meine Cousine Diana und ihr Mann fahren für zwei Wochen nach Amerika.“

„Die Eltern von Lilli und Tim? Die aus Kiel?“

„Ja, genau die“, antwortete Mama. „Stell dir vor, Dianas Mann hat für seine Quacksalberei einen Preis gewonnen, den bekommt er in New York verliehen.“

„Woher weißt du das mit dem Preis?“, fragte ich. „Du hast doch keinen Kontakt mehr zu deiner Cousine!“

„Sie hat mich selbst angerufen. Lilli können sie nicht mit in die USA nehmen. Und Tim ist im Sommer bei den Pfadfindern in der Schweiz.“

„Bei den Pfadfindern? Der muss jetzt doch schon siebzehn sein!“

„So sind die Preußen nun mal! Die halten gern an ihren Gewohnheiten fest.“

„Und warum hat sie dich angerufen?“

„Diana? Sie hat mich gefragt, ob Lilli die zwei Wochen bei uns verbringen könnte.“

„Hä?“ Meine Fresse! Lilli sollte bei uns wohnen? Lilli? Die mir mal gesagt hatte, dass mein Pimmel zu kurz ist? Die erzählt hier sicher den ganzen Leuten aus meiner Schule, wie wir früher mal Doktor gespielt haben. Wenn unsere Mädels das über meinen Kurzen erfahren, bin ich hier ganz unten durch! Bei Katja auch! Scheiße! „Sie kommt echt zu uns?“, hakte ich nach.

„Ja!“, sagte meine Mutter. „In zehn Tagen. Gleich am Anfang der Ferien. Am Samstag nach dem letzten Schultag. Diana und ihr feiner Chirurg haben keinen aufgetrieben, bei dem sie Lilli unterbringen konnten. Jetzt ist ihnen auch eine ganzheitliche Heilerin gut genug!“

Boah! Schock, Schock! „Gib mir die Pillen!“, sagte ich, schluckte die zwei Zuckerkügelchen runter und trottete aufs Klo.

„Zwei weitere nimmst du noch mittags in der Schule!“, rief sie mir nach. „Und bring mir eine Harnprobe mit!“

„Nö!“, sagte ich. Die Harnprobe konnte sie sich abschminken. Mit so was hat sie mich schon mal in den Wahnsinn getrieben:

Kurz nach Omas Tod hatte Mama mich und meine drei Jahre ältere Schwester Christine zu einer russischen Geistheilerin getrieben. Wegen unseres Nasenblutens. Bei der Gelegenheit wollte Mutter sich bei der Alten was abgucken. Sie hatte vor, mit ein paar anderen Geschädigten für ein Gruppenseminar dort zu bleiben. Mich und Christine sollte mein Vater nach unserer Behandlung nach Hause fahren.

Die fette ukrainische Blonde packte meine Hand, sagte „hmm …“, und leckte mir den Zeigefinger ab. Das Gleiche bei Christine. Dann schüttelte die Olle den Kopf, zischte wie ’ne Kobra, „tzs, tzs …“, und guckte unseren Vater recht betrübt an. „Junge haben große Problem mit Schilddrüse!“, sagte sie. „So wie du!“

„Ich hab kein Problem mit der Schilddrüse!“, sagte mein Vater. „Ich hab überhaupt kein Problem. Ich bin nur da, um die Kinder nach Hause zu bringen.“

„Du musst bei mir auch behandeln!“, sagte sie. „Schau! Junge Hand warm und salzig. Das Schilddrüse. Mädchen Hand kalt und nicht salzig!“

„Das kann ich Ihnen gleich erklären!“, sagte Vater. „Die Kinder waren vorhin pieseln. Sicher hat sich Andi die Finger bepinkelt und vergessen, sich die Hände zu waschen. Deswegen sind seine Finger warm und salzig. Christine hat sich die Hände wohl mit kaltem Wasser gewaschen. So sind ihre Finger kalt und nicht salzig.“

„Was du sagen?“, brüllte die Geistheilerin. Ist echt ausgeflippt, die Alte. Wollte nicht mal unsere Mutter behandeln.

Zu Hause hat Mama dann meinen Vater zur Sau gemacht. Seitdem passt er auf, was er zu Mamas Spinnereien sagt. Wenn er rummäkelt, gibt’s keine Krapfen. Und ich gebe seitdem keine Harnproben ab. Ich weiß, was die Geistheiler damit anstellen.

Bobby, mein Exfreund

Harry stand schon vor unserem Haus und pfiff mich raus. Vor ein paar Monaten hatte er irgendwo auf einer geheimen Seite im Netz die Telefonnummer von einer amerikanischen Popsängerin rausgegraben. Leider kann ich ihren Namen aus Datenschutzgründen nicht verraten. :) Der Depp hat sie auch gleich mit seinem Handy angerufen.

Leider war die Sängerin gerade in Kalifornien und anscheinend besoffen, denn reden konnte sie nicht allzu schnell. Als Harrys Mobilrechnung gekommen ist, haben seine Alten sein Handy beschlagnahmt und ihn zu zwei handylosen Jahren verdonnert. Ich packte meinen Rucksack und flitzte hinaus.

„Hey, Mann!“, sagte Harry. „Du schaust echt ausgewichst aus!“

„Geht mir auch so!“, sagte ich. „Erinnerst du dich, dass ich dir mal von unseren Doktorspielen im Schwarzwald erzählt habe?“

„Klar. Cooles Spiel!“, sagte Harry.

„Mann! Diese entfernte Cousine kommt in den Ferien zu uns!“

„Um Doktor zu spielen? Kann ich mitmachen?“

„Quatsch! Ihre Eltern fliegen nach Amerika. Sie bleibt zwei Wochen bei uns! Mensch! Das letzte, was ich von ihr vor zehn Jahren gesehen hab, war ihre Möse! Was soll ich ihr jetzt sagen, he?“

„Frag sie halt, ob ihr da schon Haare gewachsen sind!“

„Spinnst du? Die lacht mich aus! Schon damals hat sie sich über meinen Pimmel lustig gemacht. Von wegen klein und so …“

„Weißt du was?“, sagte Harry. „Wenn sie auftaucht, holst du deinen großen Dicken raus, und sagst: ‚Schau, wie der gewachsen ist! Da glotzte, was? Nostradamus biste nicht, du Schlampe, du!‘ Oder was anderes Cooles.“

„Du Idiot! Sie ist keine Schlampe! Außerdem ist mein Ding nicht dick und groß!“

Harry starrte mich an: „Aber etwas größer schon, oder? … Als damals mit sechs!“

„Na, ja!“

„Alter! Kopf hoch! Vielleicht ist sie hässlich wie ’n Hundepimmel. Dann musst du vor ihr echt keine Hemmungen haben.“ Aber auch hier hatte ich so meine Ahnungen! Was Lilli und ihre Hässlichkeit anging, meine ich.

Garik hüpfte schon am Ende unserer Straße hinterm Zaun hoch. Ich steckte ihm ein bisschen Salami zu und kraulte ihn hinter den Ohren. „Die Salami ist von einem Biobauern aus dem Allgäu, du Hundemonster“, sagte ich, aber das war Garik echt wurscht. Salami ist Salami, dachte er sich sicher.

„Mann!“, sagte Harry. „Pass auf, dass er dir nicht die Hand abbeißt! Der wird ja von Tag zu Tag größer. Ein richtiges Vieh ist der schon.“

„Ein Schäferhund halt. Der beißt aber keinen, der will nur spielen!“

„Kann sein, dass ich den vor ein paar Wochen im Wald hab rumlaufen sehen?“, fragte Harry.

„Gut möglich“, sagte ich. „Garik reißt ständig aus! Letzte Woche habe ich ihn auch im Wald erwischt. Er jagte fünf Nordic Walker aus dem Rentnerheim da drüben vor sich her. Die Rentner haben sich mit ihren Stöcken wie bei der Skiabfahrt abgestoßen und hatten schon ein irres Tempo drauf. Aber anstatt sich bei mir zu bedanken, dass ich Garik abgefangen habe, haben die mich zur Sau gemacht. Nächstes Mal lasse ich die weiter traben! Da kann Garik sich austoben.“

Am Ende der Fütterung spreizte ich meinen Zeige- und Mittelfinger wie ’ne Gabel und streckte die Hand gegen Gariks Schnauze. Das hab ich aus Crocodile Dundee. Garik knurrte, legte sich auf den Rücken, und ich kraulte ihm den Bauch durch. Er will immer, dass ich ihn am Pimmel kratze, aber da mach ich nicht mit.

„Mann!“, sagte Harry. „Ein echter Zirkushund!“

„Hab ihm paar Kunststücke beigebracht“, sagte ich. „Garik mag das!“

Wir bogen in unseren Schulhof ein. „Der Bobby-Depp mit seinem Harem!“, sagte Harry. In der Hofecke hüpften fünf Mädchen aus unserer Parallelklasse, der 10b, um unseren ehemaligen Mitschüler Bobby rum.

Die Mädchen in unserer Klasse kannst du vergessen. Wir drücken schon so lange die Schulbank zusammen, dass wir uns wie ’ne Familie vorkommen. Deiner Schwester würdest du auch nicht die Mieze kraulen wollen, oder? Das wäre doch Blutschande! Deswegen hat sich Bobby Anfang dieses Schuljahrs in die Parallelklasse versetzen lassen.

Na, ja, ein bisschen was hatte wohl auch ich mit Bobbys Wechsel zu tun. Wir waren früher die besten Freunde, aber seit der Achten haben wir immer Stress miteinander. Genauer gesagt, seit unserer Prügelei!

Jetzt zog Bobby in der Schule den großen Casanova ab. War nur am Baggern, sozusagen. Bob der Baumeister – der Baggerboy! Sogar die älteren Mädchen flutet es, wenn Bobby auftaucht.

Dabei trägt er echt peinliche Klamotten: rosa Seidenhemden, grüne Schlangenlederschuhe mit ’ner Spitze, die jeden Arschtritt zum Todesstoß machen. Seine Frisur schaut manchmal echt wie die Cheopspyramide aus – ein Kilo Gel in den Haaren!

Dazu ein Lächeln wie Tom Cruise und nur am Angeben. Ein echtes Alphatier halt! Jetzt gerade, in seinen Cowboystiefeln und der kurzen Jeans mit den abgerissenen Hosenbeinen (wer würde schon Cowboystiefel zu ’ner kurzen Hose anziehen, he?), wurde er wieder mal von fünf Mädels aus seiner neuen Klasse umschwärmt: Anne, Mary, Ilona, Mandy mit den Mördermöpsen und Katja – meine Traumfrau.

Klar hab ich bei Katja keine Chance. Neben Bobby gebe ich den ewigen Verlierer ab. Gordon, Bobbys Vater, arbeitet in der Glotze und ist schwul. Das haben wir allerdings erst letztes Jahr erfahren. Früher hatte Bobby davon nichts gesagt, im Gegenteil. Er hat immer erzählt, wie viele Schauspielerinnen sein Vater klar machen würde und so.

Seit dem letzten Jahr protzt er aber bei jeder Gelegenheit mit seinem schwulen Vater. Nahezu jeden Satz fängt er mit „mein schwuler Vater ...“ an, und das macht die Mädels echt heiß. Ich frag mich immer, was Bobby besser macht als wir, verdammt, dass er all die Mädchen rumkriegt?

Vielleicht hat er ja schon früher von diesem Scheißvampir gehört und bei ihm was gelernt …? Oh, shit! Jetzt bin ich doch wieder bei Lillis Vampir gelandet. Und dabei wollte ich doch alles der Reihe nach erzählen. Vergesst also den Vampir, Leute! Wir bleiben hier und jetzt!

„Ah, Andi Latte!“, sagte Bobby, als wir an ihm und seinen Mädchen vorbeilatschten. Blöder Sack halt. Zumindest zeigt euch das, wie’s zwischen uns läuft. Die Mädchen prusteten los. Meine Traumfrau Katja lachte, als habe ihr ein Bayern-München-Fußballer einen Heiratsantrag gemacht.

Mit rotem Gesicht, den Kopf zwischen den Schultern, gab ich Gas. Noch zehn Schritte bis zum Schuleingang. Wie einem Rettungsring lechzte ich ihm zu. Auch Harry hatte nur ein müdes „blödes Arschloch“ zustande gebracht. Der uncoole Spruch schüttelte Bobbys Grüppchen aber noch mehr durch. Coole Sprüche vor den Mädchen hat hier in der Schule leider nur einer drauf – Bobby eben!

Wie kommt man bei der Konkurrenz wohl an ’ne so krasse Braut wie Katja ran? Wenn ich wenigstens auch einen schwulen Vater hätte! Doch mein Vater ist sogar für meine Mutter nichts als eine Lusche. Statt ins Leben oder in meine Mutter oder andere Männer ist mein Vater nur in seine Gitarre und alte Bücher verknallt. Bobbys Vater dagegen lebt sogar mit seinem Lover Buzzi und mit Bobby in einem Haushalt.

„Wie haben Gordon und Buzzi Bobby überhaupt gezeugt?“, fragte ich Harry im Schulgebäude.

„Künstliche Befruchtung!“, sagte Harry. „Heutzutage können sogar Männer Babys austragen.“

„Und wie machen die das mit der Geburt?“, fragte ich ihn.

„Du musst halt ’nen Pimmel groß wie ’nen Fabrikschornstein haben!“, sagte er.

„Dann kann ich wohl keine Kinder gebären“, sagte ich.

„Jetzt rede dir nicht ständig ein, dass dein Pimmel zu klein ist!“, sagte Harry. „Du solltest dich frontal im Spiegel anschauen! Dann sieht er gleich länger aus. Wenn ich meinen Großen von oben angucke, kommt er mir auch kurz vor. Alles ‘ne Frage der Perspektive, Alter! Hast du in Geometrie nicht aufgepasst, verdammt? Deine Probleme möchte ich echt haben!“

Doch er hat sie ja auch, na, klar, er ist ebenfalls sechzehn. Die wenigsten Jungs werden als Bobby geboren. Noch mit dreizehn war ich ein richtiger Draufgänger, wenn‘s um Mädels ging, jetzt dagegen komm ich mir wie der letzte Schlappschwanz vor.

„Alter!“, sagte ich. „Wie macht Bobby das überhaupt? Der Simone hat er mal gesagt: ‚Du bist echt interessant. Wenn ich nicht schwul wäre, würde ich mich sofort in dich verknallen!‘ Jedem anderen in Bayern würde so ’n Outing den Hals brechen, nur dem Bobby nicht. ’ne Woche später hat er Simone klar gemacht. Sie soll dabei Dear Mr. President