Dolce vita für Fortgeschrittene - Dori Mellina - E-Book

Dolce vita für Fortgeschrittene E-Book

Dori Mellina

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Beschreibung

Exil-Italienerin Laura hat sich ganz passabel eingerichtet in ihrem deutschen Leben: mit fester Beziehung, Kind und einem manchmal nervigen Job in der Pharmaindustrie. Doch dann gründet sie mit ihren Freundinnen „Frag mich nach Sonnenschein“, eine Agentur für italienischen Lifestyle. Und kaum geht es beruflich rasant bergauf, geht es privat rasant bergab: Freund Martin zeigt sich plötzlich von seiner deutschesten, seiner penibelsten Seite. Laura flüchtet sich zu Freundin Ilaria – und lernt endlich den perfekten Mann kennen, natürlich ein Italiener. Ist das das Ende aller kulturellen Missverständnisse? Bis es soweit ist, muss Laura jedoch auf vielen Hochzeiten tanzen – natürlich auf deutsch-italienischen.

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Zum Buch

Exil-Italienerin Laura hat sich scheinbar ganz passabel eingerichtet in ihrem deutschen Leben: mit fester Beziehung, Kind und einem manchmal nervigen Job in der Pharmaindustrie. Doch dann gründet sie mit ihren Freundinnen »Frag mich nach Sonnenschein«, eine Agentur für italienischen Lifestyle. Und kaum geht es beruflich rasant bergauf, geht es privat rasant bergab: Freund Martin zeigt sich von seiner deutschesten, seiner penibelsten Seite. Laura flüchtet sich zu Freundin Ilaria – und lernt endlich den perfekten Mann kennen, natürlich einen Italiener. Ist das das Ende aller kulturellen Missverständnisse? Bis es so weit ist, muss Laura allerdings auf vielen Hochzeiten tanzen – natürlich auf deutsch-italienischen.

Zur Autorin

DORI MELLINA, gebürtige Italienerin, ist aufgewachsen in der Nähe des Gardasees und lebt seit vielen Jahren mit deutschem Mann und deutsch-italienischem Kind in Süddeutschland. »Dolce vita für Fortgeschrittene« ist ihr erster Roman.

Dori Mellina

DOLCEVITA

für Fortgeschrittene

Roman

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Originalausgabe Juni 2017

btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © 2017 by Dori Mellina

Umschlaggestaltung: semper smile, München

Umschlagmotiv: © Shutterstock/Tatiana_Kost64; smithbaker

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

cb · Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-20934-6V001www.btb-verlag.de

www.facebook.com/btbverlag

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A mia nonna, a chi se no?(Für meine Oma, wen sonst?)

Preambolo

Obwohl ich dieses Buch auf Deutsch geschrieben habe, kam ich nicht umhin, an geeigneter Stelle die original italienischen Worte und die korrekten Mehrzahlformen zu verwenden. Würde ich »Pizzen« oder »Cappuccinos« schreiben, würde man mir wahrscheinlich binnen 24 Stunden die italienische Staatsangehörigkeit entziehen, und an der hänge ich nun mal. Die Dialoge mit der Familie, mit den italienischen Freundinnen und mit der Tochter müssen Sie sich einfach auf Italienisch vorstellen. Für die weniger bekannten Worte finden Sie die Übersetzung in der Fußzeile. Scusatemi1. Ach ja, sollte sich jemand in den beschriebenen Personen wiedererkennen, kann es sich nur um ein bedauerliches Missverständnis handeln!

1 Scusatemi: »Entschuldigt bitte.« Das »bitte« fehlt absichtlich, im Italienischen ist es nicht weiter schlimm, wenn man nicht nach jeder Aufforderung ein »bitte« hinzufügt. Das müssen Sie sich im Deutschen einfach dazudenken, bitte.

Prologo

Nonna!«, schrie ich ins Telefon.

»Schrei doch nicht so, macht man das in Deutschland?«, schrie meine Oma jenseits der Alpen zurück.

Nee, dachte ich, so macht man das in Italien. Komisch, jedes Mal, wenn ich zum Telefon greife und die magischen vier Vorwahlziffern 0039 für Italien eintippe, stellt sich meine Stimme automatisch um einige Dezibel lauter. Es ist fast so, als würde mich das Telefon binnen einer Sekunde von München an den Gardasee beamen.

»Nonna, ich habe jetzt eine eigene Agentur!«, prahlte ich in den Hörer.

»Deine Mutter hat vorhin angerufen«, antwortete meine Oma, wie immer meinen Gesprächsbeitrag ignorierend. »Aus Venedig. Sie sagt, es geht ihr gut, sie ist glücklich und genießt das Leben.« Es klang geringschätzig. »Als wenn es im Leben darum ginge …«

»Nonna, es geht aber doch darum!«, empörte ich mich.

»Pah! Glaubst du etwa, ich bin mit deinem nonno glücklich?«

»Äh, nein, nonna, das glaube ich nicht«, gab ich zu.

»Na, siehst du?«, sagte sie jetzt versöhnlicher. »Er ist aber auch so was von schwierig!«

Nicht, dass du besonders einfach wärst, sprach ich lautlos in meinen Kopf hinein. Aber hatte ich jetzt wirklich Lust darauf, mal wieder die katastrophalen Eheverhältnisse meiner Großeltern unter die Lupe zu nehmen? Gerade in diesem Moment, in dem ich eher Lob oder ein paar aufmunternde Worte gebraucht hätte? Nein, lieber hätte ich das Klo geputzt und zwei Tonnen Wäsche gebügelt. Ich musste also schnell die Handbremse ziehen.

»Äh, nonna, ich muss noch das Klo putzen und zwei Tonnen Wäsche bügeln! Also, ciao,bacioni2«, sagte ich, und noch bevor sie die üblichen Enttäuschungsbekundungen über ihre Ehe im Allgemeinen und über uns Enkeltöchter im Speziellen loswerden konnte, legte ich auf.

Was natürlich nicht sehr höflich gewesen war. Aber dafür notwendig. Denn ich brauchte jetzt meine gesamte Energie und Zuversicht, um mich in meine nagelneue Oroblú-Strumpfhose zu zwängen. Das Anziehen von Strumpfhosen benötigt ja, wie man (frau) weiß, schon prinzipiell eine Menge Energie und Zuversicht. Wenn sie dann aber auch noch in Größe S sind, und man normalerweise M trägt (und phasenweise zähneknirschend auf L ausweichen muss), dann handelt es sich um ein noch viel aufwendigeres Projekt.

Die ehrliche und aufmerksame Leserin wird sich jetzt natürlich fragen, wieso ich mich so fein bestrumpfte, meiner Oma aber etwas von Putzen und Bügeln erzählte. Nun, erstens: Hausarbeit klingt immer harmlos und schön hausfrauenmäßig. Und zweitens: Die Wahrheit hätte meine Oma nie verkraftet. Denn ich, Laura Mattina, Italienerin, wohnhaft in München, die eine uneheliche und doch feste Beziehung mit einem Deutschen hat, zudem eine vierjährige Tochter und eine Oma mit altmodischen Ansichten, hatte EINDATE. Und es handelte sich nicht um ein Date mit Martin, dem deutschen Kindsvater, da wäre das Flunkern ja unnötig und das Ganze für schwache Oma-Herzen völlig problemlos gewesen. Nein, es ging in diesem Fall um einen charmanten, faszinierenden, geschmackssicheren, selbstbewussten, gutaussehenden, knackigen und braungebräunten – schlicht perfekten – Italiener. Sie wissen schon, welche Art Mann ich meine, solche, die es im wirklichen Leben normalerweise gar nicht gibt.

Natürlich schämte ich mich auch ein bisschen, schließlich wirkte meine Erziehung noch über die Jahrzehnte und hunderte Kilometer hinweg. Dabei war das Date noch nicht mal von mir selbst eingefädelt worden, sondern von meiner lieben Freundin Ilaria, von mir insgeheim auch gerne ›la vipera‹3 genannt. Was also hätte ich tun können? Es verfallen lassen? Außerdem war mein Leben zu diesem Zeitpunkt trotz Gründung meiner Agentur sowieso eine einzige Katastrophe. Und das Einhalten von Terminen gibt dem Alltag bekanntlich Struktur und Festigkeit.

Tja, und nun die leidvolle Frage mit dem Kindsvater, ich komme sowieso nicht drum herum: Mit der Beziehung mit Martin verhielt es sich exakt wie mit diesen Strumpfhosen. Bis zu den Waden war die Welt noch völlig in Ordnung, doch schon oberhalb der Knie stellten sich die Probleme ein. Die Anfänge mit Martin waren schön gewesen, sogar wunderschön, alles flutschte und war geschmeidig, die Unterschiede zwischen uns waren nur dazu da, die Spannung zu erhöhen, sonst nichts. Doch dann kamen die ersten Missverständnisse, die kulturell bedingten Differenzen, die ersten bitteren Diskussionen. Und jetzt, knapp unter dem Hintern, steckten wir tief in unserem Schlamassel fest.

Aber vielleicht sollte ich die Geschichte schön ordentlich von vorne erzählen. Man soll mir schließlich nicht vorwerfen können, ich sei chaotisch, also die typische Italienerin. Das ist sowieso nur ein Klischee, und da bin ich sehr empfindlich. Also: So richtig begonnen hat alles eigentlich schon vor einer halben Ewigkeit, in den 80er Jahren, in diesen Zeiten tragischer modischer Verwirrung, als ich, blutjung und der blinden Faszination des Fremden unterliegend, nach Deutschland kam.

2 Ciao, bacioni: »Tschüss, große Küsse!« Aufgepasst: Italiener geben sich mit kleinen Küssen nicht zufrieden!

3 La vipera: die Viper, eine besonders hinterhältige Schlangenart

Capitolo uno

Na ja, ganz so blind und unwissend war ich natürlich nicht. Gerüchte über das deutsche Volk hatte es auch in meinem Heimatort schon gegeben, der immerhin in der Nähe des Gardasees und somit in deutscher Tourismusreichweite liegt. Eines dieser Gerüchte besagte, dass Deutsche ihr Bier aus Gefäßen tränken, die so groß wären wie Blumenvasen. Wir Kinder waren damals zwar klein und beschränkt, aber so gutgläubig waren wir dann doch nicht. Und so lachten wir herzlich über die Blumenvasengeschichte, die uns mehr als unwahrscheinlich vorkam. Mittlerweile, in Bayern gelandet, lache ich natürlich nicht mehr.

Anderen Erzählungen zufolge hieß es, Deutsche würden ihre Kinder einfach ins Wasser werfen, damit sie schwimmen lernen konnten. Da wuchs unsere Faszination diesem fremden Volk gegenüber natürlich ins Unermessliche. Die bloße Vorstellung war so dramatisch, dass wir uns nicht einmal trauten, die Geschichte anzuzweifeln. Schließlich hatten wir unsererseits Mütter, die mit der Stoppuhr mindestens drei Stunden nach dem Essen warteten, bis sie uns – mit Schwimmflügeln, Schwimmreifen, Käppi, Gummisandalen und tausend Ermahnungen ausgestattet – ins seichte Wasser schickten. Selbst als Kinder kamen uns die Vorsichtsmaßnahmen unserer Mütter übertrieben vor.

Dagegen die Deutschen: Sie warfen ihre Kinder einfach ins Wasser! Wie mutig, wie stark und vor allem: Was hatten diese Teutonen doch für ein Vertrauen in ihre Kinder! Das fand ich toll, das wollte ich auch.

Andererseits hatten unsere lieben Besucher aus Deutschland aber auch unverzeihliche und für uns unverständliche Mängel. So behauptete mein Onkel steif und fest, dass er in den sechziger Jahren in einem Restaurant von einem Pärchen angesprochen worden sei, das komplett ratlos vor seinen Tellern mit Spaghetti gesessen hatte. Sie wussten nicht, wie man das essen sollte. Jetzt ist es allerdings so, dass mein Onkel zu den (wenigen!) Italienern gehört, die für Spaghetti Gabel undLöffel verwenden. Die Verbreitung dieser Sitte in Deutschland verdanken wir also wahrscheinlich der damaligen Unterweisung der ersten Spaghettitouristen durch meinen Onkel Franco (während sich seine Jünger unberechtigterweise noch heute als Banausen beschimpfen lassen müssen).

Ein anderes Problem war für uns die deutsche Sprache: Die hörte sich an, als hätte jemand etwas verschluckt und würde dann verzweifelt versuchen, es aus seinem Hals wieder rauszubekommen. Dennoch hatten ihre harten Konsonanten und abenteuerlichen Buchstabenkombinationen für mich einen ganz besonderen Reiz. So kam es, dass ich in der Schule Deutsch als Fremdsprache wählte. Bei Freundinnen und Familienmitgliedern erntete ich für diese mutige, wenn auch etwas merkwürdige Entscheidung größten Respekt. Wäre Französisch doch die leichtere und viel elegantere Lösung gewesen.

Meine Deutschlehrerin, la signora Bezzi (wobei wir sie unter uns nach italienischer Art nur »la Bezzi« nannten oder schlicht »profe« sagten), war eine kleine und stämmige Frau mittleren Alters, die mit Sicherheit keinen Schönheitswettbewerb gewonnen hätte. Was ihr an äußerlichen Reizen fehlte, kompensierte sie allerdings durch ihr sympathisches Wesen und die Liebe zur deutschen Sprache.

Frau Bezzi hatte nur einen einzigen Fehler: Sie sprach die harten, deutschen Worte dermaßen leidenschaftlich und inbrünstig aus – vor allem diejenigen, die mit »sp« anfingen –, dass sich die Schüler in der ersten Reihe die Hefte vor die Gesichter halten mussten.

Während des Studiums beschloss ich, ein Auslandsjahr in Deutschland zu verbringen, um meinen Horizont zu erweitern. Der Zufall führte mich in eine ewig verregnete Studentenstadt in Norddeutschland. Und obwohl ich natürlich meine Vorahnungen hatte, war der Unterschied zwischen der deutschen und der italienischen Kultur doch noch viel größer als gedacht. In den deutschen Supermärkten fand man keinen Mozzarella, keinen Parmesan, keine tiefgefrorene Pizza. Spaghetti gab es nur in der Fertigpackung, zusammen mit einer zweifelhaften Tomatensoße und noch viel zweifelhafterem geriebenen Käse. Ravioli gab es nur in der Dose, und sie waren definitiv nicht al dente. Auch die Holzofenpizza hatte es noch nicht über die Alpen geschafft. Was die italienischen pizzaioli in Deutschland etwas verschämt servierten, war eine gezirkelt runde, dicke Pfannenpizza aus dem elektrischen Ofen.

Der Straßenverkehr bestätigte, was man von der Regelkonformität der Deutschen wusste, nämlich: Was die Deutschen machen, machen sie richtig. Die deutschen Autos sind die zuverlässigsten, die Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel ist geradezu sprichwörtlich.

Ein anderer Bereich des öffentlichen Lebens war hingegen eine einzige Katastrophe: die Mode. Rein modisch waren die 80er der größte Fehlgriff des zwanzigsten Jahrhunderts, und das in mehr oder weniger allen Ländern dieses Planeten. Das Problem war aus meiner Sicht so ähnlich wie in der Geschichte »Des Kaisers neue Kleider«: Im Grunde hat jeder von uns in seinem tiefsten Inneren gewusst, dass der damals herrschende Stil nur einer vorübergehenden Verwirrung der Sinne entsprungen sein konnte. Nur traute sich keiner, offen seine Bedenken darzulegen; natürlich aus Angst, als Banause dazustehen.

Ich für meinen Teil konnte mich in meinem metallisch-blauen Overall mit extra Schulterpolstern und breitem Taillengürtel nie richtig wohlfühlen. Und auch den moonwashed Jeans mit dazu passender Jacke in XXL stand ich recht skeptisch gegenüber. Ich meine: Man hat die Sachen ja angezogen – es blieb einem schließlich nichts anderes übrig –, aber richtig gut sah einfach niemand darin aus. Und das wusste auch jeder, davon bin ich überzeugt. Während Italiener jedoch immerhin einen gewissen Stil bewahrten, schienen die Deutschen in den 80ern ihren Sinn für das Schöne komplett über Bord geworfen zu haben. Und das, obwohl sie in der Vergangenheit durchaus zu Schönheit fähig gewesen waren, nehmen wir zum Beispiel den Kölner Dom oder Goethe.

Kaum aber diktierte die Mode einen lässig-lockeren Stil, den berühmten casual look, schon setzten die Deutschen ihn hundertprozentig um. Übergroße und unförmige T-Shirts wurden in den Hosenbund gestopft, der sich unmittelbar unterhalb der untersten Rippe befand. Die Jeans, es gab damals ja fast keinen anderen Hosenstoff, hatten die unwahrscheinlichsten Farben und betonten durch ihre Schmal-breit-schmal-Form unvorteilhaft die Hüften und den Hintern. Die Hosenbeine endeten an den Fesseln schmal und gaben den Blick frei auf die meist weißen Tennissocken, die im schlimmsten Fall in sogenannten Jesuslatschen steckten. Bei den Männern vervollständigten Blousons in Ocker oder Magenta das Outfit.

Der stilbewusste deutsche 80er-Jahre-Mann hatte außerdem einen schmalen Schnauzbart und eine gepflegte Vokuhilafrisur. Die emanzipierten deutschen Frauen, zumindest diejenigen, die ich kannte, trugen häufig keinen BH und ließen die Beinhaare sprießen. Während wir Italienerinnen ohne BH und mit behaarten Beinen vor Scham im Boden versunken wären, schienen die Deutschen gar kein Problem damit zu haben. Baumelnde Brüste und zentimeterlange Beinhaare wurden gerne und ungeniert zur Schau gestellt, die damals trendigen großzügigen Ärmellöcher boten freie Sicht auf ebenfalls naturbelassene Achselhöhlen. Das Erstaunlichste war die Reaktion der Männer. Sie schienen gegen diese unberührte und fast animalische Weiblichkeit nichts einzuwenden zu haben. Ein Bekannter von mir ließ sich sogar zu der Behauptung hinreißen, das Herumlaufen ohne BH würde die Brustmuskulatur stärken, da sie sich dann bewusst sei (die Muskulatur), dass sie den Kampf gegen die Schwerkraft ganz alleine bestreiten müsse. Es war zwecklos, ihm zu erklären, dass Muskulatur erstens über kein Bewusstsein verfügt, und zweitens speziell Brustmuskulatur dazu neigt, solche Kämpfe über kurz oder lang zu verlieren.

Das war also das äußere Bild, das sich mir bei meinem ersten Deutschlandaufenthalt präsentierte. Doch auch die Innenwelt dieses Volkes hielt Überraschungen bereit.

Zu den deutschen Frauen und ihrem Selbstbewusstsein sei Folgendes gesagt: Für mich, einer zur Demut erzogenen, schüchternen und zurückhaltenden jungen Italienerin, waren sie schlicht und einfach überwältigend. Ich war voller Bewunderung für ihre Schlagfertigkeit, ihre lockere Art, ihr technisches Verständnis. Während sich die Frauen hier über Computer und Autos unterhielten, waren meine Freundinnen in Italien noch nicht mal in der Lage, selbst zu tanken, und fuhren kilometerlange Umwege, um eine Tankstelle mit Tankwart zu finden, oder überließen es gleich ihrem Vater.

Hier ein typisches Gespräch, dem ich so oder ähnlich zu Beginn meines Aufenthalts in Deutschland ungläubig beiwohnen durfte:

»Warst du heute im Seminar?«

»Nein, ich musste meine Reifen wechseln.« (Aus ökologischen Gründen hier wahrscheinlich gemeint: die Reifen des Fahrrads.)

»Ach ja, das müsste ich auch mal machen. Übrigens: Ich habe mir einen Computer gekauft.«

»Welchen? Den Atari oder einen 386er?«

»Den 386er. Hat einfach eine größere Speicherkapazität …«

Dasselbe Gespräch wäre in Italien etwa folgendermaßen verlaufen:

»Warst du heute im Seminar?«

»Nein, ich musste zur Kosmetikerin.«

»Zu welcher? Doch nicht zu der vom letzten Mal?«

»Nein, ich habe sie gewechselt, ich bin wieder bei der alten.«

»Übrigens: Ich habe mir eine Stone-Island-Jeans gekauft.«

Und so weiter und so fort.

Nicht, dass Italienerinnen grundsätzlich oberflächlicher wären. Der Besuch bei der Kosmetikerin ist in Italien jedoch seit Menschengedenken ein Muss im Kalender jeder Frau. Diese Tradition wird von Generation zu Generation weitergegeben und selten in Frage gestellt. Oft hat frau ein Leben lang dieselbe Kosmetikerin, bei der vorher auch ihre Mutter war und bei der eines Tages auch ihre Tochter sein wird. Wenn die Kosmetikerin nicht zwischenzeitlich an Altersschwäche gestorben oder in Würde erblindet ist.

Der Gang zur Kosmetikerin ist in Italien eine (auch von den Männern) allgemein akzeptierte Notwendigkeit und wird teilweise zu einer regelrechten Massenveranstaltung. Ende Juli ist es einfacher, einen Parkplatz in der Nähe des Mailänder Doms als einen freien Termin bei der Kosmetikerin zu bekommen. Denn die Tradition will, dass sich alle italienischen Frauen ab Mitte Juli die Beinhaare mit heißem Wachs entfernen lassen. In Vorbereitung auf den Urlaub, der ja bekanntlich für alle Italiener im August stattfindet.

Auch in Bezug auf Sexualität waren meine neuen deutschen Freundinnen unendlich freizügig. Meine Freundin Katrin war da ein Paradebeispiel. Als ich Katrin kennenlernte, saß sie im Vorhof des Vorlesungssaals und gähnte vor sich hin, in der Hand nur eine Tasse Kaffee (damals gab es noch keine Handys, sonst hätte sie mit Sicherheit mit der anderen Hand gelangweilt auf der Tastatur eines solchen herumgedrückt. Jeder ist eben nur so cool, wie die Zeiten es erlauben). Mit ihren glatten, fast weißen Haaren und den hellblauen Augen sah sie für mich wie die typische hübsche Deutsche aus.

»Musst du da rein?«, fragte sie mich nach einer kurzen Musterung.

»Ja, zur Biochemievorlesung«, antwortete ich aufgrund des zusammengesetzten Wortes nicht gerade flüssig.

»Wo kommst du her?«, fragte Katrin auf einmal interessiert und hellwach, meinen damals noch starken Akzent nicht richtig einordnen könnend.

»Äh, aus Italien«, antwortete ich unsicher, da ich ja nicht wusste, ob das in ihren Augen eher gut oder schlecht war.

In Norddeutschland fand man damals Italiener entweder in pizzerie4 oder in Eisdielen, jedoch selten in einem Biochemievorlesungssaal.

Katrin war dementsprechend überrascht.

»Bist du mit deiner Familie hier?« fragte sie, weil sie wahrscheinlich die Chance witterte, ihr spärliches Studentenbudget durch kostenlose Pizza oder zumindest Eis zu entlasten. Schließlich müssen Studenten ihr ohnehin knapp bemessenes Haushaltsgeld für Wichtigeres als Essen zusammenhalten, etwa fürs Trinken.

»Nein, ich bin alleine gekommen, fürs Studium«, sagte ich und zeigte mit einer unbestimmten Kopfbewegung Richtung Vorlesungssaal, der sich langsam, aber sicher mit Studenten füllte.

Interessant: In Mailand, wo ich sonst studierte, ergaben die Frisuren der Studenten ein Farbspektrum von Mittelbraun bis Schwarz, und alle, aber wirklich alle, kamen ohne Probleme durch die Tür in den Vorlesungssaal. Hier hingegen war die dunkelste Haarfarbe blond (so schien es mir zumindest), und einige Männer waren so groß, dass sie den Kopf einziehen mussten, wenn sie nicht gegen den oberen Türrahmen knallen wollten.

Von diesen Beobachtungen abgelenkt, bemerkte ich nicht, wie Katrin aufgestanden war und mit der Bemerkung »Ach ja, ihr habt in Italien bestimmt keine Unis« in der Masse verschwand, wodurch sich die Farbmischung der Köpfe noch ein wenig aufhellte.

Die Vorlesungen verliefen in Deutschland ganz anders als in Italien. In Mailand war ich es gewohnt, dass der professore, begleitet von ein oder zwei Assistentinnen und umgeben von der Aura eines Nobelpreisträgers, den bereits gefüllten Vorlesungssaal betrat und vor den Studenten wie ein Filmstar auf dem roten Teppich bis zu seinem Pult flanierte. Etwas irritiert (wahrscheinlich wegen der fehlenden Standing Ovations und Autogrammanfragen) schaute er erst mal in die Runde und begann mit seinen gefürchteten Fragen. Unser professore unterstrich sein Wissen und seine Überlegenheit nämlich dadurch, dass er die Ignoranz seinen Studenten gegenüber öffentlich zur Schau stellte. Mit einem Mikrofon, das er einer x-beliebigen unglücklichen Studentin unter die Nase hielt, wollte er dann zum Beispiel wissen, wie die Bildunterschrift auf Seite 65 des von ihm verfassten Biochemiebuchs lautete. Die arme Studentin lief in der Regel knallrot an, während im Hintergrund panisches Getuschel und das hektische Blättern von Buchseiten zu hören war. Im Gegensatz zum Unterricht von la Bezzi, wo man in den ersten Reihen ihrer Spucke unweigerlich ausgeliefert war, konnte man sich an der Uni seinen Sitzplatz zum Glück aussuchen. Das Gedränge und die Kämpfe um die Plätze in der letzten Reihe waren gnadenlos und endeten nicht selten in Tränen.

Zur Vorlesung pflegte der Dozent einen strahlend weißen Laborkittel zu tragen, unter dem eine dunkle Anzughose und auf Hochglanz polierte Anzugschuhe hervorschauten. Der Kittel sollte dezent die Möglichkeit andeuten, dass der große Wissenschaftler just aus einem menschheitsrettenden Experiment weggeholt worden ist, das ihm eines Tages gigantischen Ruhm oder zumindest ein Porträt in der Universitätsgalerie einbringen wird. In Wirklichkeit wussten wir natürlich, dass der professore den Kittel immer erst kurz vor einer Vorlesung anzog, daher strahlend weiß.

Seine Assistentinnen waren alle weiblich und sahen alle aus wie Topmodels. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, fand ich es schon aus rein statistischen Gründen unwahrscheinlich, dass das purer Zufall war. Dementsprechend empörend war es, wie jemand seine Position ausnutzte, um seinen sexistischen Vorstellungen zu frönen. Mittlerweile, nachdem solche Vorstellungen in Italien bis hinauf auf die Regierungsebene problemlos und ungestraft ausgelebt werden (siehe unseren Ex-Regierungschef mit seiner Vorliebe für junge Frauen, Bunga-Bunga-Tänze und Wladimir Putin), nimmt meine Empörung allerdings resignierte Züge an.

Nun war ich aber in meiner ersten deutschen Vorlesung, und das Bild war ein ganz anderes. Der Dozent saß, in Jeans und T-Shirt und von ein paar Studenten und Studentinnen umringt, ganz lässig auf dem Tisch und ließ die Beine baumeln. Von Kittel und blankpolierten Schuhen weit und breit keine Spur. Stattdessen trug mein neuer professore praktische Jesuslatschen, die in einem Biologievorlesungssaal durchaus ihre Berechtigung hatten und im Gesamtbild nicht weiter störten. Ich schaute mich auf der Suche nach seinen Assistentinnen im Raum um, fand jedoch nur einen struppigen und ziemlich schmutzigen Köter, der unter dem Lesepult alle viere von sich gestreckt hatte und sich ziemlich heimisch zu fühlen schien. Neben ihm saß eine Studentin und fütterte ihn mit Keksen.

Von der lässigen Atmosphäre angesteckt und begeistert von der Tatsache, dass ich überhaupt so nah an einen Dozenten herankam, lungerte ich in seiner Nähe herum und versuchte der Unterhaltung zu folgen.

»Das nächste Mal versuchen wir es mit Gin. Ich habe gehört, von Gin bekommt man keinen Kater«, sagte eine Studentin.

»Ja klar, das hast du das letzte Mal über Tequila auch gesagt«, spottete ein Kommilitone.

»Aber nur, weil wir ihn mit Zimt und Orange anstatt mit Salz und Zitrone getrunken haben«, wehrte sich die junge Frau. »Und wie sieht es mit dir aus, Robert?« Die Frage ging an den Dozenten.

»Also ich bleibe beim Bier, sicher ist sicher«, lachte er und klatschte in die Hände, um mit der Vorlesung zu beginnen.

Völlig fasziniert ging ich zu meinem Platz und sinnierte vor mich hin: Nicht nur hatten die Professoren hier keine Starallüren und keinen gottesähnlichen Status. Man duzte sie einfach und ging abends mit ihnen einen trinken! Es war so ganz anders, so viel besser, als ich gehofft hatte.

Katrin sah ich von nun an fast jeden Morgen vor dem Vorlesungssaal. Sie schien kein großes Interesse an einer näheren Bekanntschaft zu haben, denn sie schaute immer müde und gelangweilt in der Gegend herum und schenkte mir keine weitere Beachtung. Besser gesagt: Sie schien mich noch nicht mal wiederzuerkennen! Italiener waren da auf jeden Fall verbindlicher, dachte ich bei mir.

Ein paar Tage zuvor war ich mit einigen meiner Kommilitoninnen in die sogenannte Studentenfachschaft geraten, wo sich jeder in der großen Runde vorstellen musste. Ob Sie es glauben oder nicht, ich hatte so etwas vorher noch nie gemacht! In Italien war alles so viel lockerer und deutlich weniger formell. Man kommt ganz zufällig ins Gespräch und unterhält sich schon eine ganze Weile, bis einen das Gegenüber dann nach dem Namen fragt – oder aber auch nicht. Meine Mutter zum Beispiel: Den ganzen Vormittag kann sie sich mit wildfremden Menschen auf der Straße oder auf dem Wochenmarkt unterhalten, ohne dass sie oder die Gesprächspartnerin auf den Gedanken kommen würden, Namen auszutauschen. Persönliche Fragen wie »Sind Sie nicht die Nachbarin meiner Schwägerin?« oder »Kann es sein, dass ich Sie letzte Woche bei der Beerdigung von Beppe gesehen habe?« werden nur gestellt, um die nette Plauderei nicht abbrechen zu lassen. Natürlich sind nicht alle Italienerinnen wie meine Mutter, Ausnahmen gibt es immer, und prinzipiell sollte man nichts verallgemeinern.

Aber zurück zur Fachschaft: Während diese Studenten also sehr strukturiert und souverän der Reihe nach das Wesentliche über sich erzählten, brach mir der kalte Schweiß aus. Was würde ich sagen? Und wie? Würde man meinen Akzent hören? Und überhaupt: War das hier nicht furchtbar steif und unnatürlich? Das war ich einfach nicht gewohnt! Wenn es Ihnen nicht zu viel ausmacht, würde ich die Wiedergabe meiner damaligen Wortmeldung an dieser Stelle gerne überspringen, es sei denn, Sie legen Wert auf peinliche Details wie eine zittrige Stimme, einen staubtrockenen Mund und skurrile Übersprungshandlungen. Aber ich gehe davon aus, das ist nicht der Fall.

Bei Katrin jedoch entschloss ich mich eines Morgens jedoch zur Flucht nach vorne. Wie immer lungerte sie auf der Bank vor dem Vorlesungssaal herum. Ich näherte mich mit entschlossener Miene und sprach sie an:

»Also, wenn du es ganz genau wissen willst: In Italien gibt es nicht nur eine, sondern einundsechzig Universitäten, ich wiederhole: einundsechzig! Und das sind nur die staatlichen! Außerdem, rate doch mal, in welchem Land die allererste Universität der Welt überhaupt gegründet worden ist? RICHTIG, in ITALIEN! HA! 1317 in Bologna! Wir sind nämlich nicht alle pizzaioli!«

So oder so ähnlich hatte ich mir meinen Auftritt zumindest vorgestellt. Das Ergebnis war wahrscheinlich nicht ganz so flüssig und souverän. Immerhin aber schaute Katrin irritiert auf und murmelte:

»Sorry, hab heute keine Kontaktlinsen drin. Hab heute Nacht bei meinem Exfreund übernachtet und die Reservelinsen noch bei meinem Freund. Bist du die Italienerin?«

Das haute mich um. Ich hatte eindeutig keine bella figura gemacht, eher eine figura di merda5!

Später einmal erklärte mir Katrin, dass sie zwar einen Freund hatte, aber immer noch an ihrem Exfreund hing. Deswegen pflegte sie die Nächte bei ihrem Verflossenen zu verbringen, der zwar keine feste Beziehung mehr wollte, aber im Prinzip nichts gegen unverbindlichen Sex hatte, während ihr Freund zu Hause brav auf sie wartete. Diese Nächte ergaben sich jedoch eher zufällig, weshalb Katrin, die blind wie ein Maulwurf war und Tageslinsen verwendete, nie Linsen zum Wechseln dabeihatte. Zum Brillentragen war sie natürlich zu eitel.

Ihre sexuelle Freizügigkeit schockierte mich. Aber weil ich nicht unangenehm auffallen wollte und mir fest vorgenommen hatte, mich zu emanzipieren, nickte ich bei ihren Erzählungen ganz lässig. Meine Oma hätte einen Herzinfarkt bekommen.

Auch Jahre später war es mit meiner Emanzipation nicht besonders weit gekommen. Dafür aber waren Katrin und ich, mittlerweile Mitte dreißig, richtig gute Freundinnen geworden. Wir wohnten in derselben Stadt und dort sogar im selben Haus. Was dem Umstand zu verdanken ist, dass der alte Herr unter Katrins Wohnung beschlossen hatte, nach neunzig Jahren das Zeitliche zu segnen und ausgerechnet Katrin es durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle als Erste erfahren hatte, aber das ist eine andere Geschichte und tut hier eigentlich nichts zur Sache. Nur so viel vielleicht: Sollte die eine oder andere Leserin schon mal eine Wohnung in München gesucht haben, wird sie vielleicht verstehen, dass ich damals aus lauter Dankbarkeit sogar an der Beerdigung des alten Herrn teilgenommen habe. Auch wenn Katrin später meinte, ein Strauß Blumen hätte es auch getan, aber es ging nun mal um eine Wohnung in München und die bereits erwähnte italienische Verbindlichkeit.

Jedenfalls hingen wir aneinander, obwohl unsere Meinungen oft weit auseinanderdrifteten und wir nach dem Studium sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen hatten. Während Katrin für einen naturwissenschaftlichen Verlag arbeitete und in ihrer Freizeit – da kinderlos und somit wahrhaftig emanzipiert – mehrere Umweltschutz-Organisationen unterstützte, hatte ich mich an die Pharmaindustrie verkauft. Dort übernahm ich die edle Aufgabe, Pharmaprodukte, auch Medikamente genannt, zu vermarkten.

Und auch wenn ich mich von meiner neuen deutschen Fast-Heimat so warmherzig aufgenommen fühlte und ich von einem freundlichen Beamten in der Ausländerbehörde die deutsche Staatsbürgerschaft gleich mehrfach angeboten bekommen habe (an dieser Stelle nochmal vielen Dank, nehmen Sie meine Absage bitte nicht persönlich!), brauchte ich auch in Deutschland ein Stück Italien. Und das waren meine italienischen Freundinnen: Ila, die oben bereits im Zusammenhang mit kriechenden Unterholz-Tieren genannt wurde, aber im Grunde zu deren besonders liebenswürdigen Sorten gehörte. Simona, die sich als dreifache Mutter noch weniger emanzipiert hatte als ich, allein das machte sie mir schon sympathisch. Und Michela, die für mich mit ihrem deutsch-italienischen Hybridcharakter immer noch ein Rätsel darstellte, aber in ihrer Widersprüchlichkeit durch und durch Italienerin war.

Und so begab es sich auch, dass alle meine Freundinnen beteiligt waren, als die Geschichte, die ich hier eigentlich erzählen will, richtig begann. Passenderweise war es ein Abend im Frühling, draußen an den Bäumen erblickten die ersten schüchternen Sprosse das Licht der Welt – und drinnen in meinem Wohnzimmer wurde unsere Agentur für italienische Klischees geboren.

4 Pizzerie: Es handelt sich um die korrekte Mehrzahl von pizzeria und schreibt sich auf Italienisch nur am Satzanfang groß.

5 Figura di merda: Genau das, was Sie jetzt denken.

Capitolo due

Stellt euch vor, was mir heute widerfahren ist«, empörte sich Ilaria an jenem bedeutungsvollen Abend auf meinem Sofa. Sie hielt ein großes Glas Aperol Spritz in der Hand und machte einen Schmollmund.

»Erzähl«, sagte Simona.

»Ihr wisst von meiner neuen Liebe Jan.«

Davon wussten wir alle nur zu Genüge, denn Ilaria, wie sie eigentlich hieß, oder Ila, wie sie sich selber gerne nannte, da sie einen Abkürzungsfimmel für Namen hatte, enthielt uns selten ein Detail ihres bewegten Liebeslebens vor. Na gut, von »Liebe« konnte eigentlich nicht die Rede sein, es handelte sich eher um Flirts, von denen sie einige gleichzeitig unterhielt (selber sagte sie dazu, dass sie sich nicht in der Lage fühlte, einen Mann dem anderen vorzuziehen, schließlich hätten alle dieselben Rechte, und vor ihr wären doch alle gleich, wie die Menschen vor dem Gesetz, hahaha!). Doch ihre Erzählungen waren für uns anderen, die wir etwas älter und in festen Händen waren, wenn man das so nennen mag, wie ein frischer Wind durch unsere angestaubten Leben. Tobias, Ilarias große Liebe, für die sie damals aus Genova nach München gezogen war, hatte sie für eine südamerikanische Schönheit verlassen, denn, so behauptete Tobias, Südamerikanerinnen wären deutlich rassiger als Italienerinnen. Der Idiot hat das genau so gesagt. Als würde er über Hunde sprechen. Ilaria, die aber eine Kämpfernatur war, hatte daraufhin beschlossen, in Deutschland zu bleiben und erst einmal einen Zumbakurs zu belegen, um so den Geheimnissen der Latinas auf die Spur zu kommen. Und das war unser Glück, denn in jenem Kurs hatte ich Ilaria vor zwei Jahren kennengelernt.

»Beh, insomma, also, dieser Jens …«, setzte sie wieder an.

»Jan!«, sagten wir anderen im Chor und mussten lachen, denn Ila hatte offensichtlich den Überblick verloren.

»Cosa?«, fragte Ila verwirrt.

»Egal, erzähl weiter«, sagte Michela genervt, die es gerne auf den Punkt hatte.

»Also, jedenfalls sagt der Typ gestern zu mir, er freut sich darauf, in Zukunft Geld zu sparen«, sagte Ilaria.

»Warum Geld sparen?«, fragte Simona.

»Das habe ich ihn auch gefragt. Und ratet mal, was er da geantwortet hat? Er sagte, da ich Italienerin bin, würde ich ihm ja jeden Abend etwas Leckeres kochen. So würde er sich das Restaurant sparen!«

Simona, Michela und ich starrten sie mit großen Augen an. Weniger wegen des Klischees an sich, davon kannten wir Dutzende, und dieses hier war da noch harmlos. Vielmehr wegen des Gedankens an Ilaria, wie sie allabendlich am Herd steht und kocht.

»Na, dem Geizhals hätte ich es aber gegeben«, murmelte Simona, die zwar selbst wunderbar kochte, doch als Mutter eher unfreiwillig und daher selten mit Kennermiene und einem guten Glas Wein in der Hand.

»Und überhaupt diese ganzen Klischees, die gehen mir dermaßen auf die Nerven!«, ergänzte Michela leidenschaftlich.

Als ich Michela kennenlernte, leitete sie den deutsch-italienischen Stammtisch in München. Mit ihrem Organisationstalent war sie für diese Aufgabe, die sie neben ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin ausübte, wie geschaffen. Sie erzählte mir damals, dass sie die Deutschen für ihre Disziplin und Willensstärke bewunderte. Sie selbst war Süditalienerin, aber in Mailand aufgewachsen. Aus den Erzählungen über ihre Familie ließ sich erahnen, wie chaotisch es bei ihr zu Hause zugegangen sein musste. Gewissermaßen als Gegenreaktion hatte sie sich mit Haut und Haar den geordneten Verhältnissen in Deutschland verschrieben. Aber wie der Zufall es wollte, verliebte sie sich in München ausgerechnet in einen Süditaliener, den sie nach kurzer Zeit auch heiratete. So schließt sich manchmal der Kreis.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte ich besorgt. Gefühlsausbrüche waren sonst nicht unbedingt Michelas Sache.

»Ach, ich habe heute mal wieder bei den Maiers Unterricht gegeben«, seufzte sie.

Damit war alles klar. Die Maiers waren ein sehr reiches Paar, das ganz offensichtlich nicht durch Sprachtalent zu Geld gekommen war und das einmal die Woche Michelas Nerven zu strapazieren pflegte.

»Nach einem Jahr Privatunterricht haben sie noch immer nicht verstanden, dass »caldo« nicht »kalt« bedeutet. Außerdem behaupten sie steif und fest, dass man als Italienerin Rotwein lieben muss, weshalb ich jedes Mal ein Glas davon trinken muss. Obwohl ich ihnen JEDESMAL sage, dass ich Rotwein nicht mag! Vielleicht sollte ich den Wein einfach runterkippen, nur um die beiden besser zu ertragen!«

Michela schien heute wirklich keinen guten Tag gehabt zu haben. Aber ich konnte sie verstehen. Von Leuten umgeben zu sein, die Italien als das schönste Land der Welt und sich selbst als die größten Fans der italienischen Kultur bezeichnen, kann für eine Italienerin natürlich erbauend sein. Doch es kann einen auch furchtbar nerven, vor allem wenn dieses Italien einzig und allein aus Klischees besteht.

Die mitfühlende Ilaria versuchte sogleich die arme Michela aufzubauen, indem sie uns gestenreich und anhand von detaillierten Filzstiftzeichnungen die verschiedenen Stellungen zeigte, die einer ihrer Freunde beim Liebesspiel von ihr verlangte. Diese Stellungen waren vom Kamasutra inspiriert und trugen so abenteuerliche Namen wie Rossantilope, Schmetterling oder Wackelpeter. Um sich etwas zu lockern, schüttete Ilaria Unmengen Aperol in sich hinein. Nicht, dass uns diese akrobatischen Liebesübungen besonders interessiert hätten. Wir Mütter konnten schließlich von Glück reden, wenn wir es zwischen Hausarbeit, Job und Kindergeschrei wenigstens ein paarmal im Jahr zur Missionarsstellung brachten.

Ich dachte indessen weiter über die Klischees nach. Natürlich entsprachen einige dieser Allgemeinplätze über Italien der Realität, das gaben wir gerne zu, aber vieles war einfach übertrieben, an den Haaren herbeigezogen oder stammte aus längst vergangenen Zeiten. Doch bei all den Vorurteilen, und auch das mussten wir zugeben, begegneten die Deutschen uns Italienern selten feindselig. Nach vielen Jahren in diesem Land weiß ich, dass die meisten Deutschen bei der bloßen Erwähnung meines Heimatlandes feuchte Augen bekommen und sehnsuchtsvoll zu lächeln beginnen. Und genau in dieser Sehnsucht – so wurde mir in dem Moment klar – lag ein großes wirtschaftliches Potenzial.

»Ey6, ragazze!«, rief ich in die Runde, »warum schlagen wir nicht aus den Klischees über unser Land Kapital, anstatt uns immer nur über sie zu ärgern?«

»Wie meinst du das?«, fragte Michela skeptisch.

»Passt auf: Die Deutschen wollen Italien? Schön, von mir aus sollen sie es bekommen, wenn nötig tausendfach! Eine Gruppe laut schnatternder, dunkelhaariger und blendend aussehender Italienerinnen für eine Party? Kein Problem, das können wir organisieren! Eine echte italienische Mamma für Kochkurse auf Italienisch? Hätten wir ebenfalls im Angebot! Eine Hochzeit mit italienischem Flair aufpeppen? Nichts leichter als das!«

Ich schaute in die verdutzten Gesichter meiner Freundinnen, doch ich ließ mich davon nicht beirren. Ja, das konnte funktionieren, das musste funktionieren, DASWÜRDEFUNKTIONIEREN! Die erste Agentur Deutschlands für italienische Klischees war geboren. Und alle meine Freundinnen konnten mitmachen. UND: Es würde toll werden!

Ein paar Stunden und Diskussionen und diverse Aperol Spritz später hatten wir einen guten Plan. Wir würden unsere beruflichen Tätigkeiten vorerst natürlich nicht aufgeben – dafür waren wir zu lang in Deutschland und hatten gelernt, immer auf Nummer sicher zu gehen. Wir würden sie allerdings etwas einschränken und sehen, ob die Idee wirklich funktionierte.

Was im Fall von Ilaria kein Problem war, denn sie hatte sowieso nur Gelegenheitsjobs und lebte sonst nur in den Tag hinein.

Bei Simona war die Situation schon komplizierter, denn mit ihren drei Kindern hatte sie eine Arbeit, bei der frau nicht mal eben kürzertreten kann. Und weil Kinder bekanntlich mit dem Ausstellen von Urlaubs- oder Krankenscheinen eher geizig umgehen und Vertretungen in diesem Berufszweig rar sind, rechneten wir in absehbarer Zeit seitens Simona mit wenig Unterstützung. Trotzdem sollte sie aufgrund ihrer grandiosen kulinarischen Künste ein geschätztes Mitglied unserer Agentur werden, und sowieso war sie eine wahre Freundin, auf die wir nicht verzichten wollten.

Michela hingegen sollte mit ihrer logisch-strukturierten Herangehensweise einen Ausgleich bieten zum eher kreativen Ansatz von uns anderen. Und zu guter Letzt konnten wir auch auf eine Testperson direkt aus der Zielgruppe bauen, einer exzellenten Beraterin in Bezug auf die italienischen Klischees der Deutschen: natürlich meine Freundin Katrin. Den perfekten Namen für die Agentur hatten wir auch – »Frag mich nach Sonnenschein« sollte sie heißen. Wir waren überzeugt, für Sonnenschein in Deutschland würden wir schon noch sorgen.

*

Schon wenige Tage später waren wir auf dem Weg zu einem dubiosen Lokal namens »Da Gino«, es war der erste Auftrag unserer Agentur. Leider war meine Euphorie da schon wieder verflogen. Denn auf meiner Windschutzscheibe hatte ich, wie so häufig in letzter Zeit, ein von meinem Freund Martin liebevoll bemaltes Pappschild gefunden, dieses Mal mit der Aufschrift »REIFENWECHSELN!!!«

Immer musste mich Martin mit seiner besserwisserischen Art bevormunden. Über die drei Ausrufezeichen hatte ich mich am meisten geärgert, denn sie bedeuteten in etwa: »Du bist Frau und Italienerin: Du hast es nicht im Griff. Ich bin Mann und Deutscher: Ich sage dir, wie man es macht.« Leider half mir die momentane europäische Wirtschaftssituation bei diesen kulturellen Differenzen nicht im Geringsten, hatten die Deutschen doch reichlich bewiesen, dass sie es zweifellos besser im Griff hatten als die Italiener.

»Nimm es nicht so schwer«, sagte Michela vom Beifahrersitz. Ich hatte ihr natürlich mein Herz ausgeschüttet (und ein paar Frusttränen vergossen, aber Schwamm drüber).

»Und wie soll ich es sonst nehmen?«

»Im Moment gar nicht, konzentriere dich auf unseren ersten Auftrag«, riet sie mir gewohnt sachlich.

Die Empfehlung für den Auftrag war von unserem Freund Franco gekommen. »Geht zu Gino«, hatte er gesagt, »und schaut, was ihr da machen könnt. Der kann eine Menge Hilfe brauchen.« Diese Worte hätten uns stutzig machen müssen.

Gino wartete in seinem Lokal bereits auf uns. Er sah exakt so aus wie Luciano Pavarotti, und er schwitzte auch genauso.

»Ah, brave, brave7, dass ihr gekommen seid«, kam er uns mit ausgestreckten Armen entgegen. »Guardate, guardate8«, fuhr er fort und zeigte stolz auf das Interieur seines Ladens.

Michela und ich folgten seiner Aufforderung und schauten uns zögernd in dem menschenleeren Lokal um.

Der Raum, in dem wir standen, war schmal und lang. Alle Möbel waren aus dunklem, massivem Holz und sahen so wuchtig aus, dass sie einem fast die Luft zum Atmen nahmen. Eine vergilbte Gardine und altersschwache Pflanzen am Fenster erinnerten an längst vergangene Zeiten. An den Wänden klebten Poster von vergessenen italienischen Fußballstars neben Autogrammkarten von Schauspielern, die schon lange das Zeitliche gesegnet hatten. Eine große Banderole mit der Aufschrift »Campioni del mondo ’82« hing von der Decke (wusste Gino überhaupt, dass Italien in der Zwischenzeit wieder Weltmeister geworden war?), Pokale, Medaillen und sonstiger Plunder, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte, reihten sich auf den Regalbrettern aneinander. Ja, das alles kannte ich aus meiner Kindheit. Jede Bar in Italien, die etwas auf sich hält, stellt Trophäen aller Art zur Schau. Meistens handelt es sich um Errungenschaften des Stammgastvereins bei Boccia-Turnieren oder Kartenspielen, die nun ihr klägliches Dasein als Staubfänger fristeten.

»All das«, sagte Gino mit feuchten Augen, »habe ich mir über all die Jahre aufgebaut. Und jetzt …«, hier musste Gino kräftig ins Taschentuch schnäuzen, »und jetzt will keiner mehr in mein Lokal kommen.«

»Gino …«, fing ich vorsichtig an und rührte in dem Glas Martini, das er uns freundlicherweise kredenzt hatte. Verdammt, wie sagt man einem Landsmann, der vor vielen Jahren seine Heimat mit einem einzigen Koffer und viel Hoffnung verlassen hatte, dass er am besten jenen Koffer wieder raussuchen und sich schnell wieder auf den Rückweg machen sollte? Ginos Lokal hinkte mindestens dreißig Jahre hinterher und hatte im Vergleich zu den neuen Schicki-Micki-Läden in München überhaupt keine Chance. Das musste ihm mal jemand sagen. Wahrscheinlich war ich dieser Jemand.

»Alle gehen in das neue Lokal um die Ecke«, heulte Gino. »Viel Chrom, viel Plexiglas9, aber wo bleibt da die Wärme? Wo die Gemütlichkeit? Weißt du, was Helmut Fischer10immer sagte, wenn er herkam?«

Helmut Fischer kam hierher??

»Äh, nein, was sagte er?«, fragte ich.

»Er sagte, Gino, wenn ich zu dir ins Lokal komme, wird mir ganz warm ums Herz, das sagte er. Era così gentile Älmut …11«, schluchzte Gino in sein Taschentuch. So wie er da saß, mit seinem dicken Bauch und den viel zu kurzen Armen, konnte er einem richtig leidtun.

»Gino …«, fing ich an und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte.

»Gino!«, schrie nun Michela und haute mit ihrer Faust auf den Tisch. »Ma stai scherzando?12«

Gino und ich schreckten beide hoch. Was war in Michela gefahren? Hatte sie eine Kakerlake gesehen? Hatte sie den Verstand verloren?

»Das hier ist eine Goldgrube!«, rief sie euphorisch.

Ja, sie hatte den Verstand verloren.

»Noch nie etwas von Revival gehört? Wieso glaubt ihr, dass die Leute wieder Vespas kaufen und dazu Retrohelme anziehen?«, fragte sie und schaute in unsere verdutzten Gesichter.

Gino und ich wechselten einen unsicheren Blick über die Plastikblume hinweg, die in einer Messingamphore den Tisch dekorieren sollte. Uns beide quälte dieselbe Frage: Wer ruft den Krankenwagen?

Michela aber stand auf und schaute sich mit Kennermiene um.

»Sììììììì …. sì, sì, sììììììì«, sagte sie gedehnt. »Du willst doch, dass dein Lokal wieder brummt, oder?«

»Sì …«, antwortete Gino vorsichtig.

»Und es wird wieder brummen, überlass das ganz uns!«

*

»Michela, Ginos Laden ist eine einzige Einrichtungskatastrophe. Glaubst du wirklich, da ist noch was zu retten?«, fragte ich meine ehemals so vernünftige Freundin auf dem Heimweg.

»Wart’s mal ab, wir transformieren ihn in eine echte italienische Bar der 80er-Jahre!«, triumphierte sie.

»Äh, Michela …«, begann ich vorsichtig, »ich glaube, dir ist ein kleines, aber wesentliches Detail entfallen: Ginos Lokal IST eine echte italienische Bar der 80er! Es fehlt nur noch Toto Cutugno mit seiner blöden Gitarre und seinem noch blöderen Lied13, und dann könnten wir den ganzen Laden komplett auf ebay unter ›Seltenes und Seltsames aus Italien‹ verticken!«

»Sì, sì, das weiß ich«, räumte Michela ein, »schließlich war ich in den 80ern auch mal ein italienisches Mädchen.«

Kaum hatte sie das gesagt, packte mich schlimmes Heimweh. Das geschieht immer urplötzlich, und der Auslöser dafür ist selten nachvollziehbar. War es die Vorstellung von Michela, wie sie als 15-Jährige mit pinkfarbenem T-Shirt, glänzenden Leggings und Spitzenbändern im Haar mit zwanzig anderen Jugendlichen vor einer Bar in Milano herumgelungert haben mochte? Oder war es womöglich – oh, bitte nicht! – die Erwähnung von Toto Cutugno gewesen? Dieses Lied hatte ich schon immer gehasst, schon allein deswegen, weil es das Klischee des kleinen, schwarzhaarigen, singenden Italieners auf eine so plakative Weise verstärkt hatte, dass viele Deutsche mir damals partout nicht abkaufen wollten, dass mein Vater kein Zwerg mit Goldkette und Brusttoupet war.