Dom Casmurro - Joaquim Maria Machado de Assis - E-Book

Dom Casmurro E-Book

Joaquim Maria Machado de Assis

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Beschreibung

Der große Klassiker der brasilianischen Literatur in einer Neuübersetzung

Machado de Assis ist der unumstrittene Leitstern unter den Klassikern Brasiliens, sein literarisches Vermächtnis ein Feuerwerk an Witz und Originalität. Unterhaltsam und mit feiner Ironie erzählt er von einer großen Liebe, von Eifersucht und der Macht des Zweifels.

Wie viele große Liebesgeschichten beginnt auch diese im Verborgenen: Nur heimlich dürfen Bento und Capitu sich treffen, denn der junge Mann soll in den Dienst der Kirche treten. Als es Bento gelingt, dem Priesterseminar zu entfliehen und Capitu zu heiraten, ist das Glück zunächst perfekt. Da fällt Bento plötzlich auf, dass sein Sohn seinem besten Freund Escobar verblüffend ähnlich sieht. Bento zieht seine Schlüsse…

Hat Capitu ihn betrogen – oder hat sie nicht? Diese Frage treibt Bento immer noch um, als er im fortgeschrittenen Alter sein Leben Revue passieren lässt. Und auch wenn er, der sich selbst für ein Muster an Tugendhaftigkeit hält, keinen Zweifel hegt: Der Leser wird bald misstrauisch, scheint «Dom Casmurro» − «Herr Griesgram», wie die Leute ihn inzwischen getauft haben – doch nicht gerade ein verlässlicher Zeuge der Vergangenheit.

Machado de Assis (1839−1908) erzählt die Geschichte einer Ehe vor dem Hintergrund dramatischer Umbrüche. Die Moderne hält Einzug in Brasilien, und mit ihr die Unsicherheit und die Sehnsucht nach dem Altbewährten. «‹Dom Casmurro› handelt von Krisen und Veränderung. Es handelt von den Sorgen der Brasilianer am Ende des 19. Jahrhunderts. Und indirekt auch von denen, die sich heute, in Zeiten globaler Schuldenkrisen, einstellen» (Kersten Knipp).

  • Neuübersetzung ausgezeichnet mit dem renommierten Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2014

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Seitenzahl: 413

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JOAQUIM MARIA MACHADO DE ASSIS

Dom Casmurro

Roman

Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt

von Marianne Gareis

Nachwort von Kersten Knipp

MANESSE VERLAG

ZÜRICH

Titel der brasilianischen Ausgabe:

«Dom Casmurro» (1899)

Die Übersetzung dieses Werkes wurde gefördert

vom brasilianischen Ministerium für Kultur

und der Stiftung Nationalbibliothek.

Obra publicada com apoio do

Ministério da Cultura do Brasil/

Fundação Biblioteca Nacional.

Die Übersetzerin dankt dem

Deutschen Literaturfonds e.V.

für die Förderung ihrer Arbeit.

Copyright © 2013 by Manesse Verlag, Zürich

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Diese Buchausgabe der Manesse Bibliothek der Weltliteratur

wurde aus der Berthold Bembo gesetzt

eBook Umsetzung: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-09146-0

www.manesse.ch

1

Über den Titel

Neulich, als ich des Nachts mit dem Vorortzug der Central aus der Stadt nach Engenho Novo1 fuhr, traf ich einen jungen Mann aus meinem Viertel, den ich vom Sehen und dem Hut nach kenne. Er grüßte, setzte sich neben mich, machte eine Bemerkung zum Mond und zu den Ministern und trug mir schließlich ein paar Verse vor. Die Fahrt war kurz und die Verse womöglich nicht ganz schlecht. Doch ich war müde, und deshalb fielen mir drei- oder viermal die Augen zu. Das genügte, um ihn seinen Vortrag abbrechen und die Verse wieder einstecken zu lassen.

«Fahren Sie fort», sagte ich, als ich aufwachte.

«Ich bin schon fertig», murmelte er.

«Die Verse sind sehr schön.»

Ich sah, dass er Anstalten machte, sie erneut hervorzuholen, doch bei den Anstalten blieb es; er war verstimmt. Am folgenden Tag fing er an, hässlich über mich zu reden, und verlieh mir schließlich den Spitznamen «Dom Casmurro». Die Nachbarn, denen meine zurückgezogene, stille Lebensart nicht behagt, griffen den Spitznamen auf, und so blieb er an mir hängen. Ich ärgerte mich nicht einmal darüber. Später erzählte ich diese Geschichte meinen Freunden in der Stadt, und nun nennen sie mich zum Spaß auch so, zum Beispiel in ihren kleinen Billetts. «Dom Casmurro, am Sonntag werde ich mit Dir zu Abend essen.» – «Ich fahre nach Petrópolis2, Dom Casmurro, und werde wieder in dem Haus im Renânia-Viertel wohnen; sieh zu, dass Du aus Deiner Höhle in Engenho Novo herauskommst und zwei Wochen dort mit mir verbringst.» – «Mein lieber Dom Casmurro, glauben Sie nur nicht, dass ich Ihnen den morgigen Theaterbesuch erlasse! Kommen Sie und übernachten Sie hier in der Stadt, ich biete Ihnen eine Loge, einen Tee und ein Bett; nur ein Mädchen biete ich Ihnen nicht.»

Du brauchst gar nicht erst im Wörterbuch nachzusehen, lieber Leser. Casmurro wird in diesem Buch nicht in der dort aufgeführten Bedeutung verwendet, sondern in der, die der Volksmund ihm gegeben hat, nämlich: schweigsamer, eigenbrötlerischer Mensch. Das Dom ist ironisch gemeint, es soll mir einen adligen Anstrich verleihen. Und alles nur, weil ich eingenickt bin! Auch habe ich keinen besseren Titel für diese Geschichte gefunden, und sollte mir bis zum Ende des Romans kein besserer einfallen, wird es dabei bleiben. Auf diese Weise wird mein Dichter aus dem Zug erfahren, dass ich ihm nicht gram bin. Und da schon der Titel von ihm ist, wird er womöglich glauben, der ganze Roman sei von ihm. Es gibt Bücher, bei denen wahrlich nur so viel von ihren Autoren stammt; bei manchen sogar nicht einmal so viel.

2

Zum Buch

Nun, da ich den Titel erklärt habe, will ich mich daran machen, das Buch zu schreiben. Zuvor seien jedoch die Gründe genannt, die mich veranlassten, zur Feder zu greifen.

Ich lebe allein, nur mit einem Diener. Das Haus, in dem ich wohne, gehört mir; ich habe es eigens erbauen lassen, getrieben von einem recht eigenwilligen Bedürfnis, das ich nur ungern zu Papier bringe, aber nun sei’s drum. Vor ein paar Jahren hatte ich den Einfall, hier in Engenho Novo jenes Haus in der ehemaligen Rua de Matacavalos nachzubauen, in dem ich als Kind gewohnt habe. Es sollte dasselbe Äußere und denselben Aufbau erhalten wie das andere, das es nicht mehr gibt. Baumeister und Maler verstanden meine Anweisungen gut: Entstanden ist dasselbe zweistöckige Gebäude mit drei Fenstern nach vorn, einer Veranda nach hinten, denselben Alkoven und Salons. Die Decken- und Wandgemälde des großen Salons sind annähernd identisch: Girlanden aus winzigen Blumen und große Vögel, die sie im Schnabel halten. In den vier Winkeln der Decke die Figuren der Jahreszeiten und an den Wänden, mittig, Rundreliefs von Cäsar, Augustus, Nero und Massinissa mit den jeweiligen Namen darunter… Warum diese Figuren dort waren, vermag ich nicht zu sagen. Als wir das Haus in der Rua de Matacavalos bezogen, war es bereits so ausgestattet; dieser ganze Zierrat stammte aus dem vorherigen Jahrzehnt und entsprang natürlich der damaligen Mode, Häusern in Südamerika einen klassischen Anstrich zu verleihen und sie mit antiken Köpfen zu dekorieren. Der Rest des Hauses ist ebenfalls identisch oder zumindest sehr ähnlich. Ich habe ein Gärtchen, Blumen, Gemüse, eine Kasuarine, einen Brunnen und einen Waschtrog. Geschirr und Möbel sind alt. Kurzum, damals wie heute herrscht hier ein Kontrast zwischen dem friedlichen Leben im Inneren des Hauses und der geräuschvollen Außenwelt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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