Dorchen - Walther Dormansky - E-Book

Dorchen E-Book

Walther Dormansky

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Beschreibung

Der Band enthält drei besinnliche Kurzerzählungen: "Dorchen" berichtet von der vom Unglück heimgesuchten Familie eines Waldwärters, die Haus und Hof verliert. Dabei wäre das einfältige kleine Töchterchen Dorchen doch so gerne einmal nach Jerusalem gereist. Schließlich tritt sie ihre Reise auf ganz andere Weise an als gedacht. "Am Throne Gottes" greift das alte Motiv des Gebirges als Sitz der Götter auf, hier ganz aus der kindlichen Perspektive des kleinen Anselm beschrieben, der einmal doch ein ganz Großer werden soll ... "Rutenzug" handelt von der alten Tradition einer Internatsschule, der zufolge die Schüler einmal im Jahr in den Wald ziehen, um selbst die Ruten zu brechen, mit denen sie im folgenden Jahr bei Ungehorsam geschlagen werden sollen. Allein der kränkliche Achatius widersetzt sich dem alten Brauch. Muss er schon jetzt die Rute schmecken? – Bei der Lektüre der Erzählungen taucht der Leser ganz ein in eine längst versunkene und zu Unrecht fast vergessene Welt.-

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Seitenzahl: 28

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Dorchen und andere Erzählungen

Saga

Ebook-Kolophon

Walter Dormansky: Dorchen und andere Erzählungen. © Walter Dormansky. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2015 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2015. All rights reserved.

ISBN: 9788711487570

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.

Durch den stillen Forst glänzen die letzten Sonnenstrahlen und lassen die braunen Stämme goldig erglänzen. Am Ufer des klaren Waldsees sitzt ein sinnend Mägdlein, die kleine Gänsehirtin Dorchen. Eben hat sie ihren Ruf erschallen lassen, da kommen ihre Tiere, leise schnatternd, langsam herbeigewatschelt, um mit der Herrin heimwärts zu ziehen. Diese achtet nicht sonderlich auf das, was die Gänse sich zu erzählen haben; ihre Gedanken weilen bei dem köstlichen Abendliede, das sie soeben aus der Mutter altem Gesangbuch gelernt hat. Und als sie nun aufsteht, um die Herde, die im Weiher sich gütlich gethan hat, heimzugeleiten, da erhebt sie plötzlich laut ihre Stimme, und gar feierlich klingt es in den Abendfrieden hinein: „Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt’ und Felder, es schläft die ganze Welt.“ Dorchen weiss ganz genau, warum sie jetzt singt, denn ihr Gesang verkündet der lieben Mutter, welche drüben in dem einsamen Waldwärterhause sich zu schaffen macht, ihre und der Tiere bevorstehende Heimkunft. Nun schreitet sie aus dem Walde hervor auf die Lichtung, wo das Waldwärterhaus steht. Gar friedlich liegt dasselbe mitten im Walde da, und der bläuliche Rauch steigt aus dem Schornstein gerade zum Himmel empor. Sieh, da tritt die Mutter unter die Hausthür und winkt freundlich der Heimkehrenden entgegen. Und um die Ecke des Hauses kommt auch Mariechen, die ältere Schwester, welche ein Reisigbündel herbeischleppt und trotz der ziemlich schweren Last recht vergnügt dreinschaut. Sobald Dorchen ihren Gesang beendet hat, erheben die Gänse einstimmig ein lautes Geschrei, um den gewohnten Stall zu begrüssen. Dann werden sie eingesperrt, und Dorchen folgt der Mutter und der Schwester in das Haus, wo auf dem offenen Herde die Abendsuppe bereitet wird. Da der Vater nicht daheim ist und erst spät zurückkommt, kann die Waldwärterfrau sich schon etwas mehr Zeit gönnen. Glutrot leuchtet das Feuer vom Herde in die Küche hinein, und Dorchen schaut mit weitgeöffneten Augen in die Flammen.

„Ich weiss selber nicht, wie es kommt, liebe Mutter,“ beginnt sie, „aber sobald ich ein Feuer sehe, muss ich immer an Krieg denken.“

Die Mutter hebt den Kessel mit der dampfenden Suppe ab und spricht leise das Verslein vor sich hin: „Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand. Sieh, Kind, auch das, was uns als ein grosses Unglück erscheint, kommt aus Gottes Hand und muss uns zum besten dienen.“

Bei diesen Worten trägt sie die Abendsuppe in die Wohnstube und stellt die Schüssel auf den reinlich gehaltenen Tisch. Derweile muss Mariechen auf der Mutter Geheiss die bunten Teller