Chefarzt Dr. Holl 1859 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1859 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

In Angst um seine Julia
Kann Dr. Holl seine geliebte Frau retten?
Von Katrin Kastell

Geduldig liegt Julia Holl auf dem Untersuchungsstuhl in der Berling-Klinik. Schließlich ist sie zur ganz normalen Vorsorge hier, spätestens in einer Stunde wird sie wieder zu Hause sein und mit Cäcilie den wöchentlichen Großeinkauf besprechen. Julias Mann, Dr. Stefan Holl, wird nur noch rasch einen Ultraschall machen, dann war’s das auch schon.
Aber während Stefan mit dem Ultraschallgerät die Gebärmutter und die Eierstöcke untersucht, verdunkelt sich seine Miene zusehends. Julia erschrickt, und als ihr Mann ihr schließlich den Monitor zudreht, auf dem ihr Uterus zu sehen ist, erstarrt sie. Da ist eine Zyste - zu groß, um gutartig zu sein ...

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Inhalt

Cover

Impressum

In Angst um seine Julia

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7938-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

In Angst um seine Julia

Kann Dr. Holl seine geliebte Frau retten?

Von Katrin Kastell

Geduldig liegt Julia Holl auf dem Untersuchungsstuhl in der Berling-Klinik. Schließlich ist sie zur ganz normalen Vorsorge hier, spätestens in einer Stunde wird sie wieder zu Hause sein und mit Cäcilie den wöchentlichen Großeinkauf besprechen. Julias Mann, Dr. Stefan Holl, wird nur noch rasch einen Ultraschall machen, dann war’s das auch schon.

Aber während Stefan mit dem Ultraschallgerät die Gebärmutter und die Eierstöcke untersucht, verdunkelt sich seine Miene zusehends. Julia erschrickt, und als ihr Mann ihr schließlich den Monitor zudreht, auf dem ihr Uterus zu sehen ist, erstarrt sie. Da ist eine Zyste – zu groß, um gutartig zu sein …

Juju Holl verzog trotzig das Gesicht. Sehr gekonnt machte sie das.

„Manno, ich will nicht nach Rottach!“, schluchzte sie herzerweichend. „Da ist es total doof und sooo langweilig!“

Dr. Stefan Holl, der viel beschäftigte Chef der berühmten Berling-Klinik, schaute schier fassungslos in die blauen Augen des Mädchens. Nun hatte er es endlich geschafft, gleich mehr als ein ganzes Wochenende für seine Familie freizuschaufeln, und da spielte ausgerechnet seine Kleine verrückt.

„Du bist doch immer gern mitgefahren und hast mich oft genug um ein paar gemeinsame Tage angebettelt. Warum machst du denn nun so ein Theater?“

„Du hast ja keine Ahnung, Papa!“ Juju zog die Nase hoch und griff sichtlich wütend nach dem Taschentuch, das ihr Vater ihr reichte. „Du verstehst mich sowieso nicht! Macht doch, was ihr wollt! Dann gehe ich eben ins Waisenhaus!“

Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer.

„Lass sie mal, Papa“, meinte Chris großmütig. „Ich rede mit ihr. Juju kommt schon wieder zu sich!“

Gemächlich schlurfte der Fünfzehnjährige hinter der kleinen Schwester her.

„Heb die Füße hoch, du Bengel!“, hörte Stefan Holl die erbost klingende Stimme der Haushälterin Cäcilie. Dann ließ er sich mit einem Seufzer in den nächsten Sessel fallen.

„Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht, Liebling?“, wollte Stefan von seiner Frau wissen. „Ich weiß ja, dass Juju gern im St. Antoniushaus aushilft. Aber dass sie dafür freiwillig auf ein Wochenende mit uns verzichten will, ist mir unbegreiflich.“

„Du hast nichts falsch gemacht, Schatz“, erwiderte Julia. „Unsere Kleine kommt wohl allmählich in die Pubertät …“

„So früh?“

„Na, so viel später war Dani auch nicht dran. Du hast es nur vergessen. Wir müssen uns auf eine harte Zeit einstellen.“

„Wir können Juju aber nicht hierlassen, und du brauchst auch dringend eine Auszeit. Du bist ziemlich blass und wirkst überfordert.“

Julia schenkte ihrem Mann ein liebevolles Lächeln.

„Mach dir mal um mich keine Sorgen, Stefan. Ein schönes langes und ruhiges Wochenende in Rottach tut uns allen gut …“

„… wenn unser Fräulein Tochter uns die Ruhe gönnt!“

„Das wird sie. Sie wird sich ganz schnell wieder in deine Arme werfen und schnurren wie ein Kätzchen. Auch das gehört zur Pubertät dazu.“

Stefan zog eine Grimasse. „Stimmungsschwankungen! Himmel, die konnte ich noch nie gut ertragen!“

„Du wirst dich gewöhnen, mein Herz!“

„Du hast gut reden! Aber jetzt verstehe ich auch, weshalb du so überanstrengt bist. Wenn Juju laufend solche Zicken macht, musst du ja verrückt werden.“

„Lass gut sein“, wehrte Julia ab. „So schlimm ist sie nicht!“

Nachdenklich betrachtete Stefan seine Frau.

„Nächste Woche möchte ich dich in der Klinik sehen, Julia.“

„Du verwirrst mich. Hast du vergessen, dass ich bei deiner Sekretärin längst einen Termin gemacht habe? Das Jahr ist um, und es ist wieder Zeit für eine Generaluntersuchung. Im Übrigen habe ich auch einen Termin für dich mit Professor Rentzel abgesprochen.“

„Ja, aber …“ Stefans Miene zeigte pure Abwehr.

Julia lachte hellauf. „Da gibt es kein Aber! Du weißt, wie wichtig diese Vorsorgeuntersuchungen sind.“

„Mir geht es gut“, behauptete er.

„Mir auch – abgesehen von der Tatsache, dass ich ein bisschen müde bin. Und jetzt sammeln wir unsere Kinder ein und packen. Ich möchte nicht zu spät nach Rottach kommen!“

Julia küsste ihren Mann und ging mit ihm Arm in Arm ins Schlafzimmer, wo Cäcilie bereits die passenden Koffer bereitgestellt hatte.

Julia war sich ganz sicher, dass Juju wieder jammern würde, wenn es aus Rottach zurück nach München ging.

***

Juju bockte nicht sehr lange. Kaum hatten die Holls die Stadtgrenze hinter sich gelassen, machte das Mädchen schon wieder Pläne.

„Auf jeden Fall will ich zu Bauer Rossland gehen und ausreiten“, erklärte Juju herausfordernd. „Wehe, wenn er das Pony Leslie weggegeben hat!“

„Kinder, die wollen, kriegen was auf die Bollen“, murmelte Chris deutlich hörbar und rutschte möglichst weit weg von seiner Schwester.

„Blödmann!“

„Monster!“, revanchierte sich Chris.

Stefan Holl verdrehte die Augen. Es war besser, wenn er sich nicht einmischte. Julia warf ihm einen verständnisvollen Blick zu und lächelte leicht, als hätte sie seine Gedanken erraten.

„Ehe ihr anfangt, euch zu streiten“, meinte Julia freundlich, wollen wir mal die Hausarbeit aufteilen. Frau Schmidbauer hat eingekauft. Also werden wir gemeinsam das Gemüse fürs Abendessen putzen. Ich koche, und ihr beiden werdet nach dem Essen spülen!“

Die Schmidbauers hatten einen kleinen Hof in der Nähe des Anwesens der Holls und sorgten dafür, dass Haus und Garten gepflegt und aufgeräumt waren, wenn die Familie ausspannen wollte.

„Ich dachte, wir machen ein Erholungswochenende“, fuhr Juju auf. „Da mache ich gar nix! Dann hätten wir auch in München bleiben können!“

„Schluss jetzt mit der Nörgelei!“, bestimmte Julia ärgerlich. „Ich will nichts mehr hören. Und deine Tränen kannst du dir sparen …“

„… sonst darfst du heute Abend nicht mit zum Kronenwirt gehen“, beendete Stefan die Diskussion. „Dahin wollte ich euch einladen. Kochen kannst du morgen auch noch, Julia!“

Es wurde ganz still im Auto. Nur ab und zu drang noch ein strategischer Schluchzer zu den Eltern nach vorn, auf den jedoch niemand reagierte.

Sie waren alle erleichtert, als sie nach einer guten Stunde in Rottach ankamen.

„Du warst auch schon mal schneller“, bemängelte Chris.

„Soll ich über die anderen Autos hinwegfliegen?“, fragte Stefan mit leiser Empörung. „Wir haben Freitag, und da sind halt viele Leute unterwegs ins Wochenende.“

„Hab ich nicht so gemeint, Papa“, entschuldigte sich Chris rasch und half, das Gepäck ins Haus zu bringen.

Dann war alle Nervosität und Bockigkeit verflogen. Eltern und Kinder fanden es wunderbar, dass der Schmidbauer den Kamin angezündet und seine Frau den Kühlschrank mit den Lieblingsleckereien aller gefüllt hatte.

Juju sprang fröhlich auf ihr Bett, wo sie kichernd in dem dicken Federkissen versank. Chris schaute neugierig nach seiner Schwester, und im nächsten Moment waren die beiden mit einer Kissenschlacht beschäftigt, die den Eltern genügend Zeit ließ, sich von der Fahrt zu erholen.

„Ich hatte völlig vergessen, wie gemütlich es ist, hier vor dem Kamin zu sitzen und einfach mal nichts zu tun“, befand Stefan.

Julia kuschelte sich in den großen Ohrensessel. „Es wurde höchste Zeit, dass wir uns eine Auszeit gönnen.“

„Und deshalb möchte ich dich heute Abend ausführen. Du solltest überhaupt nicht kochen an diesem Wochenende. Das Frühstück übernehme ich …“

Julia lachte. „Ich sehe dich schon mit Servierhäubchen …“

„… an deinem Bett, mein Engel, und Chris filmt und Juju gibt Anweisungen!“

„Das lassen wir also besser“, erkannte Julia, stand auf und reckte sich genüsslich. „Aber deine Einladung zum Abendessen nehme ich an!“

Wenig später saßen die Holls beim Kronenwirt und ließen sich von der Kellnerin Gundel beraten.

„Wir hätten heut ein Geschnetzeltes mit Reis und Salat, wenn Sie etwas Leichtes mögen“, zählte die junge Frau auf. „Juju, du willst bestimmt den Bayrischen Kartoffelsalat mit den frischen Fleischpflanzerln. Dann wär da noch der Zwiebelrostbraten mit Semmelknödel und Rotkohl, ein feiner Krustenbraten in Honig-Bier-Sauce und dazu Bratkartoffel und Salat, oder Schweinshaxe mit Püree und Kraut, na, und dann noch das Hirschgulasch in Rahmsauce mit Semmelknödel und Birne gefüllt mit Preiselbeeren …“

„Gundel, es reicht!“ Stefan hob abwehrend die Hände. „So viel können wir doch gar nicht essen!“

„Ach, Herr Doktor, jeder was Eigenes, dass ihr alles probieren könnt.“

„Ich bekomme den Kartoffelsalat“, entschied Juju rasch. „Ich hab nämlich Hunger!“

Chris, der seit einigen Jahren als Vielfraß der Familie bezeichnet wurde, vergaß, dass er nie wieder so genannt werden wollte.

„Ist die Haxe groß?“, wollte er wissen. „Dann nehme ich die mit viel Kraut und Püree!“

Stefan Holl grinste jungenhaft. „Für mich bitte auch! Wir wollen doch mal sehen, wer mehr schafft, mein Sohn oder ich!“

„Ich sag’s dem Koch, dass er die Portion vergrößert“, versprach Gundel fröhlich. „Was darf ich der gnädigen Frau bringen?“

„Dann versuch ich euren Hirschgulasch mit nur einer Semmelknödel“, bat Julia. „Sagen Sie, Gundel, gibt’s auch wieder eure herrliche Bayrische Creme zum Nachtisch?“

„Selbstverständlich, gnädige Frau. Heut gibt’s die Creme mit Waldbeeren!“

Bis das Essen kam, unterhielten sich die Holls mit den Rottachern, die sie kannten, und erfuhren alle Neuigkeiten, alle Geschehnisse der letzten Zeit. Die Herren von der Skatrunde, der Bäcker, der Metzger und der Installateur freuten sich und hofften, mit Dr. Holl eine Partie Schach zu spielen – zur Abwechslung, wie sie sagten.

Juju hatte die Katze der Wirtsleute entdeckt und lief ihr nach. „Ruft mich, wenn mein Kartoffelsalat kommt!“

***

Nach dem Essen gingen sie zu Fuß nach Hause und ließen sich dabei Zeit. Solche Spaziergänge waren rar. Es war schon fast Mitternacht, als die Holls vor dem Haus ankamen.

Sie wurden schon erwartet, und Julia erschrak zutiefst. Stefan legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich.

„Herr Doktor, ich bitte Sie, können Sie net grad bei uns hereinschauen?“ Frau Gruber, die Nachbarin, stand im Morgenrock da und zitterte am ganzen Körper. „Bittschön, der Aloys meint, wo Sie doch für uns Frauen da sind … es ist meine Schwägerin, aber …“

„Ich komme, Frau Gruber“, sagte Dr. Holl rasch. „Ich hole grad noch meine Tasche, dann bin ich bei Ihnen!“

„Soll ich mitgehen?“, fragte Julia leise.

„Nichts da, du hast Urlaub, Auszeit, oder was auch immer! Geh mit den Kindern rein!“

Dr. Holl folgte der aufgeregten Hermine Gruber ins Nachbarhaus. Aloys Gruber kam ihnen schon entgegen. „Es eilt, Doktor!“, rief er. „Ich hab schon den Gerhard angerufen, dass er bloß rasch kommt!“

„Wen soll ich mir denn anschauen?“ Dr. Holl gab seiner Stimme bewusst einen beruhigenden Klang.

„Meine Schwester Maria“, begann Aloys Gruber. „Sie liegt im Gästezimmer. Ich glaub, sie hat dasselbe wie meine Mutter, und die ist dran gestorben!“

Hermine schluchzte auf. „Sag doch net so was!“

„Wo ist das Gästezimmer?“

„Droben!“ Der Gruber Aloys deutete auf die Treppe und kümmerte sich dann um seine Frau, die nun gänzlich die Beherrschung verlor und haltlos weinte.

Dr. Holl eilte die Treppe hinauf. Er fand das Gästezimmer schnell. Als ein Stöhnen zu ihm drang, riss er gerade die Tür auf.

„Frau Gruber?“, fragte er.

„Wenning, Maria Wenning“, erwiderte die Frau, die im Halbdunkel auf dem Bett lag.

„Darf ich das Licht einschalten? Ich bin Dr. Stefan Holl.“

Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein und trat an das Bett. Maria Wenning hatte das Betttuch bis an den Hals hochgezogen und blickte ihm erschrocken entgegen.

„Ich – ich habe Angst“, gestand die Frau schluchzend.

„Na, vor der Angst sollte doch erst einmal die Untersuchung stehen, nicht wahr?“, meinte Dr. Holl und sah sich nach einem Stuhl um. „Wollen Sie mir nicht erzählen, was Sie so sehr verängstigt und Ihre Familie so besorgt sein lässt?“

„Ich blute“, stellte Maria Wenning dumpf fest. „Aus der Brust.“ Und ehe Dr. Holl etwas sagen konnte, fügte sie hinzu: „Ich weiß, was das heißt.“

Dr. Holl griff nach der Hand der Frau und drückte sie beruhigend.

„Darf ich mir Ihre Brust anschauen?“, bat er mit der ihm eigenen Sanftheit.

Maria Wenning tat sich schwer damit, den Arzt an sich heranzulassen. Mit unendlicher Langsamkeit schob sie das Leintuch zurück und öffnete ihre Nachthemd, unter dem sie nackt war.

Dr. Holl versuchte, sich sein Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Beide Brüste der Frau wirkten geschwollen, irgendwie unförmig, und aus der rechten Brustwarze löste sich ein kleiner fast schwarzer Blutstropfen.

„Ich möchte Sie untersuchen, Frau Wenning“, sagte Dr. Holl mit belegter Stimme. „Dazu muss ich Ihre Brust abtasten.“

Maria nickte und biss sich auf die Lippen. Sie wirkte auf einmal sehr viel ruhiger. „Sagen Sie mir, was Sie feststellen, Herr Doktor“, verlangte sie mit einer Festigkeit, die Dr. Holl ihr gar nicht zugetraut hätte.

„Ich beginne mit Ihrer linken Brust. Sie fühlt sich verhärtet an.“

„Mein BH passt mir nicht, es schmerzt, wenn ich ihn anziehe.“

„Das liegt an der Schwellung. Nun taste ich Ihre rechte Brust ab.“

Sie war weicher, aber schmerzempfindlicher, wie der Arzt dem Gesicht seiner Patientin entnehmen konnte. An der Seite konnte er Verdickungen ertasten, die auf Knoten hindeuteten. Er fand auch tastbare Lymphknoten der Achsel.

Dr. Holl deckte die Brustwarze, aus der der Blutstropfen herausgequollen war, mit einem sterilen Tuch ab.

„Wer ist Ihr Gynäkologe, Frau Wenning?“, wollte er wissen.

Maria schloss ihr Nachthemd und errötete.

„Seit der Geburt von Hasi – ich meine, von meiner Tochter Roseli habe ich mich nicht mehr untersuchen lassen.“

„Das war sehr leichtsinnig!“

„Ja, vielleicht“, erwiderte sie leise. „Ob mich eine Untersuchung vor diesen – diesen Knoten bewahrt hätte? Ich war immer nur bei unserem Hausarzt.“

Dr. Holl hob die Augenbrauen. „Und er hat Sie nicht zu einem Gynäkologen überwiesen?“

„Ich fand es nicht wichtig“, gab sie leichthin zurück. „Er übertrieb, dachte ich.“

Dr. Holl ging nicht weiter darauf ein. Es war erschreckend, wie viele Frauen es immer noch gab, die die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen schlicht vergaßen oder sie einfach beiseiteschoben. Dabei könnten er und seine Kollegen sehr vielen das Schicksal von Frau Wenning ersparen.

„Ich habe hier nur das feststellen können, was Sie bereits wussten“, erklärte er stattdessen. „Morgen werde ich Sie in meine Klinik bringen lassen. Dann sehen wir, was wir für Sie tun können.“

Maria Wenning schwieg einen Moment nachdenklich, ehe sie antwortete. „Einverstanden. Aber nur unter der Bedingung, dass Sie mir immer die Wahrheit sagen, Doktor. Mein Mann wird mich nach München bringen – in die Berling-Klinik, nicht wahr?“

Er nickte. „Am liebsten würde ich Sie sofort mit einem Krankenwagen in die Klinik bringen lassen.“

Maria Wenning schüttelte heftig den Kopf. „Ich sagte doch, mein Mann bringt mich hin!“