Chefarzt Dr. Holl 1863 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1863 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Sie hatte etwas gutzumachen
Dr. Holl und die Reue einer Frau
Von Katrin Kastell

Eine schnelle Umarmung, ein flüchtiger Kuss, dann steigt Adrian Althoff in seine Limousine und fährt davon. Zurück in ihrer Wohnung, muss sich Lisa eingestehen, dass ihre anfangs so glückliche, romantische Beziehung zu dem erfolgreichen Möbelfabrikanten in eine Krise geraten ist! Doch das ist nichts, was sich nicht wieder einrenken ließe, beruhigt sich Lisa, schließlich lieben wir uns ja ...
Aber schon wenig später erwartet die junge Ärztin die bitterste Enttäuschung ihres Lebens, als ausgerechnet ihre Cousine Cordula ihr eröffnet, von Adrian schwanger zu sein! Fassungslos, dass gerade die beiden Menschen, die ihr am nächsten standen, sie so schmählich verraten haben, begeht Lisa eine Kurzschlusshandlung ...

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Inhalt

Cover

Impressum

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Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: silverkblack / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8128-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Sie hatte etwas gutzumachen

Dr. Holl und die Reue einer Frau

Von Katrin Kastell

Eine schnelle Umarmung, ein flüchtiger Kuss, dann steigt Adrian Althoff in seine Limousine und fährt davon. Allein in ihrer Wohnung, muss sich Lisa eingestehen, dass ihre anfangs so glückliche, romantische Beziehung zu dem erfolgreichen Möbelfabrikanten in eine Krise geraten ist! Doch das ist nichts, was sich nicht wieder einrenken ließe, beruhigt sich Lisa, schließlich lieben wir uns ja …

Aber schon wenig später erwartet die junge Ärztin die bitterste Enttäuschung ihres Lebens, als ausgerechnet ihre Cousine Cordula ihr eröffnet, von Adrian schwanger zu sein! Fassungslos darüber, dass gerade die beiden Menschen, die ihr am nächsten standen, sie so schmählich verraten haben, begeht Lisa eine Kurzschlusshandlung …

Schon im Hausflur hatte es verlockend nach Tomaten, Knoblauch und gebratenem Fleisch gerochen. Beim Öffnen der Wohnungstür wurde ihre Hoffnung zur Gewissheit. Die aromatischen Düfte kamen aus ihrer Küche. Cordula zauberte wieder eines ihrer vielen tollen Gerichte.

Dr. Lisa Keller zog die wattierte Jacke aus und nahm die Mütze vom Kopf. Als hätte es nur darauf gewartet, fiel das dunkle Haar in großen Wellen bis auf die Schultern. Dann streifte die junge Assistenzärztin die nassen Stiefel ab und stellte sie auf eine Plastikunterlage, die Cordula neben die Tür gelegt hatte.

Lisa fand das Ding zwar ziemlich hässlich, aber da Cordula sich hauptsächlich um den Haushalt kümmerte, hielt sie sich lieber an die „Regeln“. Wenn man zu zweit in einer nicht übermäßig großen Wohnung lebte, ging es nun mal nicht ohne Kompromisse.

„Da bist du ja!“ Ein hübsches herzförmiges Gesicht erschien für einen kurzen Moment im Türrahmen der Küche. „In einer Viertelstunde ist das Essen fertig.“

„Es riecht so verdammt gut“, rief Lisa. Sie verschwand kurz im Bad, um sich das Haar zurückzubinden, die Hände und das Gesicht zu waschen und dann die Haut einzucremen.

Jetzt fühlte sie sich schon wieder viel besser. Der eiskalte Wind, der seit heute Morgen durch Münchens Straßen pfiff, hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben und ihre Haut wie mit feinen Nadelstichen malträtiert.

Immer noch die eingecremten Hände reibend, ging sie in Richtung Küche.

„Was gibt‘s denn Gutes?“ Der Wohlgeruch ließ jetzt ihren Magen dezent rumoren. „Ich hab einen Wahnsinnshunger.“

„Gulasch mit Knödeln“, erwiderte Cordula Schrenk.

Wenn die Cousinen zu zweit waren, aßen sie immer in der Küche, Feier- und Geburtstage ausgenommen. Aber zu solchen Gelegenheiten gingen sie ohnehin meistens ins Restaurant, damit auch Freunde und Kollegen dabei sein konnten. Leider gab es in dem Zwei-Zimmer-Apartment nicht genug Platz für Partys oder sonstige Festlichkeiten. Dennoch waren sie froh, einen bezahlbaren Wohnraum zu haben.

Der runde Küchentisch war schon gedeckt. In der Mitte prangte eine Flasche.

„Du kannst den Wein schon mal öffnen“, schlug Cordula vor, aber Lisa fasste es als einen Befehl auf, dem sie gern nachkam. Gegen einen guten Tropfen gab es heute nach dem schweren Tag in der Klinik keinerlei Einwände.

„Feiern wir irgendetwas?“, erkundigte sich Lisa, während sie den Korkenzieher ansetzte.

„Nicht so direkt. Aber ein Grund lässt sich immer finden.“

„Was schlägst du vor?“ Mit einem satten Plopp verließ der Korken den Flaschenhals. Lisa goss einen kleinen Schluck zum Verkosten in ihr Glas.

„Hm, lecker“, stellte sie fest. „Passt, meiner Meinung nach, ganz hervorragend zum Gulasch.“

„Wie wär‘s, wenn wir schon mal deine bevorstehende Verlobung feiern?“, erkundigte sich Cordula.

„Um Himmels willen, wir sollten den Dingen nicht vorgreifen! Bis jetzt hat er mir ja noch nicht einmal einen Heiratsantrag gemacht.“

„Kommt schon noch, keine Sorge. Adrian wird alles tun, um dich an sich zu binden.“

„Glaubst du?“ Mit leisen Zweifelnd schaute Lisa die Cousine an.

„Ganz sicher. Man sieht doch sofort, dass er völlig verknallt ist in dich.“

Mit spitzen Lippen schmeckte die Köchin ein letztes Mal die Sauce ab. Ihrer zufriedenen Miene nach zu urteilen, war sie vollkommen.

„Also gut, hoffen wir, dass du recht hast. Aber jetzt lassen wir es uns mal so richtig gut gehen. Das ist genau das richtige Essen für einen kalten Winterabend.“

Cordula ergriff das gusseiserne Gefäß mit zwei Topflappen und stellte es auf einen Untersetzer. Dann hob sie mit einem Schaumlöffel den schön aufgegangenen böhmischen Semmelknödel aus dem Kochwasser, schnitt ihn in dicke Scheiben und legte eine davon auf Lisas Teller.

„Gulasch nimm dir bitte selbst!“

Lisa schenkte den Wein in die Gläser. Dann begannen sie zu essen.

„Einfach super“, lobte sie nach dem ersten Bissen. „Wie machst du das bloß?“

„Ich hab eben viele Talente“, erwiderte Cordula und lächelte geschmeichelt über das Lob.

Stimmt, dachte Lisa. Sie selbst konnte gerade mal Eier und Kartoffeln kochen – und selbst das gelang ihr nicht immer zufriedenstellend. Die Eier gerieten meistens zu hart und die Kartoffeln zu weich.

„Schade, dass Adrian nicht im Lande ist, sonst würde ich ihn jetzt einfach anrufen und herbitten.“

„Wo steckt er denn?“

„Auf der Möbelmesse in Köln. Er hätte mich gern dabeigehabt, aber ich kann nicht jedes Mal für solche Anlässe Urlaub nehmen.“

„Warum nicht?“

„Warum nicht?“, wiederholte Lisa. „Was soll diese Frage? Ich bin Ärztin und habe Verantwortung. Die kann ich nicht einfach so mal zwischendurch für ein paar Tage auf Eis legen. Urlaub muss ich lange vorher anmelden. Also, das Fleisch schmeckt himmlisch.“ Lisa verdrehte die Augen. „Du könntest in einem gehobenen Restaurant kochen. Warum tust du es nicht?“

„Dann bin ich abends immer weg und käme erst in der Nacht heim.“

„Dafür hast du aber tagsüber frei.“ Lisa verstand nicht, warum ihre Cousine keine beruflichen Ziele hatte. Sie nahm lieber Gelegenheitsjobs an und kam damit gerade so über die Runden. Aber auch nur, weil Lisa finanziell den Löwenanteil zum Haushalt beitrug.

„Außerdem ist es ein Unterschied, ob man in einer stressigen Großküche kocht oder gemütlich in den eigenen vier Wänden“, bemerkte Cordula.

Obwohl sie eigentlich schon genug hatte, nahm sich Lisa noch einen Löffel. Es schmeckte einfach zu gut.

„Na ja, für mich wäre das nichts, so von der Hand in den Mund zu leben. Aber es ist dein Leben. Außerdem musst du gelegentlich mal darüber nachdenken, wie es zukünftig weitergehen soll. Wir zwei werden ja nicht ewig zusammen wohnen.“

„Ist mir schon klar“, gab Cordula zurück. „Mach dir keine Sorgen, ich werde dir nicht auf der Tasche liegen.“

„So war das auch nicht gemeint“, sagte Lisa und nahm einen kräftigen Schluck Rotwein.

„Es klang aber so.“ Cordula goss noch mal Wein in die Gläser. „Auf uns, Cousinchen! Lass uns heute das Leben genießen! Morgen kann schon alles ganz anders sein.“

„Stimmt.“ Lisa hob ihr Glas. „Auf die beste Köchin der Welt! Und jetzt machen wir gemeinsam die Küche wieder startklar.“

„Lass nur! Sieh fern, wenn du möchtest, ich mach das hier allein.“

Lisa gehorchte nicht ungern und verzog sich. Als sie gerade den Fernseher einschalten wollte, rief Adrian an.

Sie plauderten eine gute Viertelstunde, dann musste er zu einem Geschäftsessen in einem Restaurant am Rhein.

„Wann kommst du zurück?“, fragte Lisa. „Du fehlst mir.“

„Du mir auch. Übermorgen bin ich wieder in München. Ich liebe dich, mein Schatz.“

„Ich liebe dich auch. Bist du mir auch treu?“ Sie stellte diese Frage nicht, weil sie wirklich einen Zweifel an seiner Treue hatte. Es war eher ein kleines Spiel zwischen ihnen, das immer dann zum Einsatz kam, wenn eine räumliche Trennung zwischen ihnen lag.

„Das bin ich. Mein Schwur gilt bis in alle Ewigkeit. Nur dir gehört mein Herz. Andere Frauen interessieren mich nicht.“

Er sprach schnell, ohne Luft zu holen. Lisa lächelte in sich hinein. Nach ein paar weiteren zärtlichen Bemerkungen wurde das Gespräch beendet. Sie mochte es, wenn er solche Sätze sagte. Erst als sie später schon im Bett lag, fiel ihr auf, dass er sich gar nicht nach ihrem Befinden erkundigt hatte.

Aber das verzieh sie ihm. Ein Möbelfabrikant vom Schlage Adrian Althoffs hatte so viele wichtige Dinge im Kopf und war viel unterwegs. Sein Betrieb expandierte, und das war gut so. Je größer der Konzern, desto mehr Menschen fanden Arbeit. Inzwischen gab es dreißig Filialen in den großen deutschen Städten mit insgesamt tausend Mitarbeitern.

Lisa wickelte sich in ihre Decke. Sie freute sich, ihn übermorgen wiederzusehen. Dann schlief sie ein. Das späte Essen und der gute Wein störten ihren Schlaf ein wenig, trotzdem erwachte sie an nächsten Morgen frisch und ausgeruht.

***

Roman Scott blinzelte. Ein ungewohntes Geräusch hatte ihn geweckt. Verwirrt schaute er sich in den unbekannten Raum um. Er stöhnte auf. Was war mit ihm?

Er konnte sich nicht bewegen. War er verletzt? Wie schwer? Offensichtlich befand er sich in einem Krankenhaus. Auf welcher Station? Und was bedeutete das Piepsen und Rauschen über seinem Kopf?

Dann wusste er es wieder: Er hatte einen Unfall gehabt. Plötzlich war ein Fahrzeug von rechts auf seins zugeschossen und hatte ihn auf einen entgegenkommenden Kleinlaster geschoben. Er konnte das kreischende Geräusch von Blech- und Metallteilen hören, die sich ineinander verkeilten.

Nach und nach kehrten die Erinnerungen an das schreckliche Geschehen zurück. Dass es nicht zu dem vereinbarten Treffen mit seinem Verlagslektor Volker Bardes gekommen war, regte ihn weit weniger auf als die Frage, wie es seinen Lieblingen ging.

Waren sie inzwischen verhungert? Wie lange lag er schon hier? Wieso kümmerte sich niemand um ihn?

Gab es hier denn keine Klingel, mit der er sich bemerkbar machen konnte?

Sein linker Arm fühlte sich taub an. Er hob die rechte Hand, um über sein Gesicht zu streichen. Es schien alles noch da zu sein. Er spürte weder Pflaster noch Verbandszeug. Aber dann fasste er nach der Manschette, die sich rund um seinen Hals befand und es ihm kaum erlaubte, den Kopf zu drehen.

„Hallo, Herr Scott. Sie sind wach. Das ist gut.“

Noch sah er die Person nicht, zu der diese angenehme Stimme gehörte. Es musste eine Frau sein. In der nächsten Sekunde sah er ein lächelndes Gesicht über sich.

„Wie fühlen Sie sich?“

„Hundsmiserabel“, antwortete er und wunderte sich über das Gekrächze, das er hörte. Kam das aus seinem Hals?

„Wissen Sie, was passiert ist?“, fuhr die Stimme fort. „Sie hatten einen Autounfall und wurden mit einigen Verletzungen bei uns eingeliefert. Sie sind hier in der Berling-Klinik. Und ich bin Dr. Lisa Keller, Assistenzärztin.“

Was sollte er dazu sagen? Sein Hals tat weh, also ersparte er sich jeglichen Kommentar.

„Bei Ihrer Einlieferung gestern Nachmittag waren Sie bewusstlos. Sie hatten innere Blutungen, die von einem Leberriss herrührten. Diese Verletzung wurde heute früh operiert.“

Wieder stöhnte er. Bei diesem Laut brauchte er sich wenigstens nicht anzustrengen.

„Sie sind jetzt einigermaßen stabil.“

Der Art, wie sie diese Worte aussprach, entnahm er, dass da noch mehr auf ihn zukam. Er ließ die junge Frau nicht aus den Augen. Roman versuchte, sich ein wenig aufzurichten, doch sofort legten sich ihre Hände auf seine Schultern und hielten ihn sanft davon ab.

„Sie haben einen ziemlichen komplizierten Beinbruch“, fuhr sie fort. „Aber das kriegen wir auch noch in den Griff. Der kommt als Nächstes dran.“

Er streckte den rechten Arm aus. „Trinken, bitte!“, sagte er. Seine trockene Kehle brauchte dringend Flüssigkeit. Die Ärztin setzte ihm eine Schnabeltasse an den Mund. Er schluckte hastig.

Wieder öffnete er den Mund, um ein paar weitere Worte zu probieren.

„Wie lange muss ich bleiben?“

„Das lässt sich jetzt noch nicht sagen, Herr Scott. Wen können wir benachrichtigen?“

„Volker Bardes, Sonnen-Verlag, hier in München.“

Dr. Keller zog einen Notizblock aus ihrer Kitteltasche und schrieb sich den Namen auf.

„Jemand muss sich um Joso und Rambo kümmern. Sie verhungern sonst …“ Er musste husten.

„Ihre Kinder?“, fragte sie alarmiert.

„Meine Katzen“, schnaufte Roman und stotterte mühsam seine Anschrift.

„Wer könnte sich um die Tiere kümmern?“

„Weiß nicht …“

„Leute aus der Nachbarschaft?“

Roman überlegte. Es fiel ihm schwer, eine Antwort zu finden. Die Augenlider wollten ihm zufallen, aber er musste diese Sache unbedingt klären. Joso und Rambo, zwei Kater, die ihn tatkräftig beim Schreiben der Krimis unterstützten.

„Nein“, sagte er müde.

„Dann käme eine Tierpension infrage.“

Diese Worte rüttelten ihn wieder auf. Trotz ihres netten Lächelns schien diese Frau ziemlich gefühllos zu sein.

„Ausgeschlossen. Keine Tierpension.“

Ihre graublauen Augen drückten Hilflosigkeit aus.

„Was soll denn dann mit den Katzen geschehen?“

„Wo sind meine Hausschlüssel?“

„Bitte, regen Sie sich nicht auf! Ihre Sachen sind alle im Schrank.“ Sie stand auf und holte den Beutel.

„Fahren Sie bitte zu meiner Wohnung …“ Wieder musste er husten, diesmal so anhaltend, dass sich sein Gesicht rötlich verfärbte.

„Beruhigen Sie sich, ich werde tun, was Sie möchten … und nachschauen.“

„Keine Tierpension!“, bat er verzweifelt. „Die Katzen brauchen etwas Futter und frisches Wasser.“

„Welches Futter?“

„Dosen … sind genug da … stehen alle im Vorratsschrank …“

„Ich werde mich darum kümmern“, versprach die junge Frau. „Aber Sie müssen mir versprechen, sich keine Sorgen zu machen.“

„Versprochen“, murmelte er. Diesmal konnte er die Augen nicht länger offen halten. Er schlief ein.

***

Lisa ließ ihn schlafen. Eigentlich wollte sie ihm noch die bevorstehende Operation des Trümmerbruchs erklären, aber das hatte Zeit bis morgen. Noch war er nicht so stabil, dass die Kollegen ihn erneut den Strapazen einer Vollnarkose aussetzen wollten.

Auch die Weichteilschwellungen am Unterschenkel mussten sich zurückbilden, bevor die Chirurgen mit dieser Puzzle-Arbeit beginnen konnten, bei der jedes noch so kleine Knochenstück wieder an seinen Platz gesetzt werden musste.

Dr. Falk, Chefchirurg der Berling-Klinik, hatte schon angedeutet, dass es sich um eine Operation von mindestens fünf Stunden handeln würde – falls die veranschlagte Zeit überhaupt reichte. Lisa hoffte, dass sie dabei sein durfte, aber als Assistenzärztin stand es ihr nicht zu, diesbezügliche Wünsche zu äußern.

Entweder erlaubten die Chefärzte Holl und Falk die Teilnahme an der OP – oder eben nicht. Diskussionen deswegen würden jedenfalls nicht stattfinden.

Erst einmal musste sie lernen, den klinischen Alltag zu meistern und alle Basisarbeiten zu beherrschen. Dazu gehörten auch der Nachtdienst und die damit verbundene Betreuung der Notaufnahme. Lisa war bereit, ihr Organisationstalent und ihre Teamfähigkeit ständig zu verbessern. Schon als junges Mädchen hatte ihr Berufswunsch festgestanden. Ärztin wollte sie werden, nichts anderes.

Schwester Marion betrat das Zimmer und überprüfte den Medikamententropf. Zwei Minuten später verließen Pflegerin und Ärztin das Krankenzimmer.

„Den armen Kerl hat‘s ja ordentlich erwischt“, sagte Marion mitleidig draußen auf dem Gang. „Hoffentlich hat das keine Auswirkungen auf seine Arbeit.“

„Seine Arbeit? Was macht er denn?“

„Er ist Autor der Chiemgau-Krimis. Noch nie gehört?“

„Nein, ich lese keine Krimis.“

„Die von Roman Scott sind aber was ganz Besonderes. Ich kann Ihnen einen leihen, wenn Sie möchten.“