Chefarzt Dr. Holl 1915 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1915 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Liebe, Harmonie und Glückseligkeit - aus diesen drei Grundfesten besteht die Traumehe von Wanda Liebenthal und ihrem Mann Felix. Als dann auch noch aus Dr. Holls Mund die heiß ersehnten Worte ertönen: "Frau Liebenthal, ich darf Ihnen gratulieren. Sie bekommen ein Baby!", denkt die werdende Mutter überglücklich: Das Leben könnte nicht schöner sein! Mein kleiner süßer, pausbäckiger Sprössling ist auf dem Weg!
Doch schon bald reißt eine furchtbare Diagnose die himmelhoch jauchzende Schwangere wieder in die kalte Realität zurück: In Wandas Kopf wuchert ein aggressiver Gehirntumor. Jetzt zählt jede Sekunde. Schnell muss sie sich entscheiden - zwischen ihrem Leben und dem Leben ihres ungeborenen Kindes ...


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Inhalt

Cover

Der letzte Wunsch einer Sterbenskranken

Vorschau

Impressum

Der letzte Wunsch einer Sterbenskranken

Ihr Baby soll noch das Licht der Welt erblicken

Von Katrin Kastell

Liebe, Harmonie und Glückseligkeit – aus diesen drei Grundfesten besteht die Traumehe von Wanda Liebenthal und ihrem Mann Felix. Als dann auch noch aus Dr. Holls Mund die heiß ersehnten Worte ertönen: »Frau Liebenthal, ich darf Ihnen gratulieren. Sie bekommen ein Baby!«, denkt die werdende Mutter überglücklich: Das Leben könnte nicht schöner sein! Mein kleiner süßer Sprössling ist auf dem Weg!

Doch schon bald reißt eine furchtbare Diagnose die himmelhoch jauchzende Schwangere wieder in die kalte Realität zurück: In Wandas Kopf wuchert ein aggressiver Gehirntumor. Jetzt zählt jede Sekunde. Schnell muss sie sich entscheiden – zwischen ihrem Leben und dem Leben ihres ungeborenen Kindes ...

Die Klingel am Gartentor schellte. Aufgeregt wie ein kleines Kind lief Wanda Liebenthal zur Haustür, erkannte durch den Spion, dass ihre Schwester draußen stand, und drückte auf den Summknopf.

»Vally!«, rief sie glücklich. »Wie schön, dass du so schnell kommen konntest!«

Valerie, die die Stufen zum Haus hinauflief, verzog den Mund zu jenem spitzbübischen Grinsen, das Wanda so sehr an ihr mochte.

»Wenn es dir so wichtig ist, lasse ich selbstverständlich alles stehen und liegen, Schwesterchen. Ich brenne ja selbst vor Neugier auf die grandiose Neuigkeit, die du mir mitteilen willst.«

»Nur noch einen Augenblick Geduld.« Wanda lachte glücklich und zog die Schwester in ihr schönes, behagliches Haus. »Setz dich hin, mach es dir bequem.«

Sie wies ins Wohnzimmer, wo eine gemütliche Couch zum Verweilen einlud. Die große Fensterfront führte hinaus auf den Garten, der zu dieser Jahreszeit eine blühende, üppige, summende Pracht war.

Felix, Wandas Mann, war Architekt und hatte dieses Haus eigens für sie entworfen. Für die Familie, die er sich schon sein Leben lang gewünscht hatte und die in ihrem ureigenen Paradies zu Hause sein sollte.

Lang hatte es ausgesehen, als würde das wunderschöne Familienhaus leer bleiben, als würde nie das Getrappel kleiner Füße über das Parkett hallen und die Schaukel im Garten nie zwischen den Apfelbäumen schwingen. Mit dem heutigen Tag jedoch änderte sich das endlich. Der heutige Tag änderte ihrer aller Leben.

»Jetzt rück schon raus mit der Sprache«, drängte Valerie und ließ sich auf das Sofa fallen. »Spann mich doch nicht so auf die Folter, ich bin ja schon ganz zappelig.«

Wanda musste lachen. So war ihre Schwester schon immer gewesen: ungestüm und voller Leben. Sie selbst dagegen war eher ruhig und abwartend, ja, sogar schüchtern und verzagt.

Zudem war Valerie eine auffällige, erregende Schönheit mit einer umwerfenden Figur und einer Masse kastanienroter Locken – der Mittelpunkt jeder Party. Wanda ihrerseits war eher unscheinbar und hielt sich vorzugsweise am Rand.

Während ihre Schwester sich in der Oberstufe vor Verehrern nicht hatte retten können, hatte Wanda noch nicht einmal einen ersten Freund gehabt.

Niemand, der die beiden jungen Frauen zum ersten Mal zu Gesicht bekam, hätte sie für Schwestern gehalten – von Zwillingen ganz zu schweigen.

Und dennoch, so verschieden sie auch waren, standen Wanda und Valerie sich ungewöhnlich nahe. Mit Ausnahme von ihrem Mann Felix gab es keinen anderen Menschen, der Wanda so viel bedeutete wie ihre Schwester.

Obwohl Valerie nur um knapp zwei Stunden älter war als sie, hatte Wanda immer zu ihr aufgeblickt. »Meine große Schwester«, so nannte sie die nur wenig Ältere liebevoll, wenn sie von ihr sprach.

Was der einen wichtig war, betraf auch die andere, und eben deshalb hatte Wanda Valerie angerufen und gebeten herzukommen, damit sie ihre große Neuigkeit als Erste erfuhr.

Wandas Schwester war Übersetzerin, arbeitete von zu Hause aus und konnte sich ihre Zeit recht frei einteilen. Sie hatte keinen Augenblick gezögert, sondern war auf der Stelle zu ihrem Zwilling gebraust.

Jetzt saß sie mit Caruso, dem schwarzen Riesenschnauzer, zu ihren Füßen auf dem Sofa und sah Wanda erwartungsvoll entgegen.

»Und?« Ihre Brauen schnellten in die Höhe. »Sagst du mir jetzt endlich, was los ist?«

»Das hier ist los!«, rief Wanda überglücklich, zog den kleinen weißen Stab hinter ihrem Rücken hervor und hielt ihn in die Höhe.

»Du meine Güte!«, rief Valerie. »Ist das etwa ein Schwangerschaftstest?«

Wanda nickte. »Wie viele ich in meinem Leben schon gemacht habe, kann ich nicht mehr zählen«, gab sie zu. »Aber dieser ist der erste, der positiv ist.«

***

Seit sechs Jahren versuchten Wanda und Felix nun schon vergeblich, sich ihren Herzenswunsch zu erfüllen. Zum letzten Weihnachtsfest hatte Felix ihr den Hund geschenkt, einen fröhlich herumspringenden Schnauzer, der das Haus mit Leben füllte.

Wanda hatte sich sehr gefreut und das Tier sofort in ihr Herz geschlossen, und dennoch gab es einen bitteren Wermutstropfen in dem Kelch: Sie wusste nur zu gut, dass Felix den Hund als Ersatz gekauft hatte. Er hatte die Hoffnung, dass Wanda doch noch schwanger werden würde, aufgegeben.

Jahrelang waren sie von einem Arzt zum anderen gelaufen, bis sie schließlich in Dr. Holl, dem Leiter der bekannten Berling-Klinik, den einen gefunden hatten, dem sie vertrauten. Der Klinikchef und Gynäkologe hatte das Paar noch einmal gründlich untersucht und nichts feststellen können, als dass beide kerngesund waren.

»Es scheint bei Ihnen eine psychische Blockade zu geben«, hatte Dr. Holl gesagt. »Versuchen Sie, sich nicht auf eine Schwangerschaft zu versteifen. Genießen Sie Ihr Leben zu zweit, entdecken Sie neue Hobbys, unternehmen Sie eine schöne Reise. Wenn Sie in einem Jahr immer noch nicht schwanger sind, können wir uns überlegen, ob wir weitere Schritte unternehmen wollen.«

Wanda war das zu langsam gegangen. Sie hätte es vorgezogen, sofort mit Methoden künstlicher Befruchtung zu beginnen, um Felix und sich selbst endlich ihren Lebenstraum erfüllen zu können. Felix aber war dagegen gewesen.

»Lass uns Doktor Holls Vorschlag ausprobieren«, hatte er gemeint. »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dich mit Medikamenten und Hormonen vollzustopfen, die schließlich alle auch Nebenwirkungen haben. Ich will das Kind nicht um jeden Preis, Wanda. Nicht um den Preis deiner Gesundheit.«

Also hatten sie sich den Hund angeschafft und hatten eine herrliche Frühlingsreise an die Strände des Baltikums unternommen, wo sie mit Caruso endlose Spaziergänge am Meer und viel gutes Essen mit reichlich Fisch und Meeresfrüchten genossen hatten.

Und nun, keine vier Wochen nach ihrer Rückkehr, stand sie hier und hielt tatsächlich den heiß ersehnten positiven Test in der Hand.

***

»Wanda, das ist ja einfach wunderbar! Du weißt nicht, wie sehr ich mich für dich freue!«

Valerie sprang vom Sofa auf, eilte, gefolgt von Caruso, zu Wanda und warf ihr die Arme um den Hals. Der große schwarze Hund sprang an ihnen hoch und hätte die beiden Schwestern um ein Haar umgeworfen.

»Es ist so schön, dass du dich mit mir freust«, sagte Wanda gerührt und musste sich ein paar Tränen vom Gesicht wischen. »Nicht jede Schwester wäre so, weißt du? Bestimmt würden viele Leute erwarten, dass du mir dieses Glück nicht gönnst, weil es ja eigentlich dir zugestanden hätte ...«

»So ein Unsinn!«, schnitt Valerie ihr das Wort ab. »Natürlich gönne ich dir alles Glück der Welt. Du und Felix, ihr habt so lang von diesem Augenblick geträumt, und wer ihn euch nicht gönnt, der ist ein missgünstiger Tropf, mit dem ich nichts zu tun haben will. Wann wirst du denn der Mama und dem Papa erzählen, dass sie Oma und Opa werden? Die zwei werden vor Freude Luftsprünge machen! Und was mich betrifft – wenn ich mir eine Familie wünschen würde, würde mich doch kein Mensch daran hindern, eine zu gründen, oder? Aber du kennst mich doch. Ich bin so eine wanderlustige Pflanze, ich bin einfach nicht dazu geeignet, sesshaft zu werden und Windeln zu wechseln.«

»Du redest Quatsch, meine Lieblings-Vally«, entgegnete Wanda liebevoll und drückte die Schwester an sich. »Du würdest eine wundervolle Mutter abgeben, und das weißt du auch. Du hast so viel Fantasie und Ideen und sprühst nur so vor Leben.«

»Und du sprühst vor Wärme und Liebe«, gab Valerie zurück. »Niemand könnte einem kleinen Menschenwesen so viel Geborgenheit schenken wie du. Ihr werdet eine großartige Familie sein, Wanda – die allerbeste. Und wir, der Rest vom Clan, verwöhnen das kleine Würmchen einfach mit.«

Wanda lachte glücklich. Sie sah eine endlose Kette von Weihnachtsabenden, Geburtstagsfeiern und Ostereiersuchen vor sich, bei denen ihr Kind der von allen geliebte Mittelpunkt ihrer Familie sein würde.

Ihr Leben war schön. Es war so schön, wie ein einziger Mensch es unmöglich verdienen konnte. Schon gar nicht sie, Wanda Liebenthal, an der gar nichts Besonderes war.

»Sag es der Mama aber noch nicht, ja?«, bat sie Valerie. »Es ist ja noch so früh. Erst einmal will ich zu Doktor Holl und mir bestätigen lassen, dass alles in Ordnung ist, und dann soll es natürlich Felix erfahren. Ich denke, Mama sagen wir es an ihrem Geburtstag im Mai. Es wird ihr schönstes Geschenk sein.«

»Ja, das ist eine super Idee«, stimmte Valerie ihr zu. »Und der Besuch bei deinem Doktor Holl, der euch genau den richtigen Rat gegeben hat, natürlich sowieso.« Sie nahm Wanda bei den Schultern, schob sie ein Stück weit von sich weg und betrachtete sie eingehend. »Gesund bist du aber, oder?«, fragte die Schwester besorgt. »Du bist mächtig blass und hast Augenringe. Kommt das schon von der Schwangerschaft?«

»Bestimmt!«, rief Wanda, nahm Valerie bei den Händen und tanzte mit ihr durchs Wohnzimmer. »Ich bin so gesund wie ein Fisch im Wasser, und weißt du was? Mir ist auch schon richtig übel. Heute Morgen habe ich mich übergeben. Das war dann auch der Moment, in dem ich zu mir selbst gesagt habe: Wanda, du machst wohl besser mal einen Schwangerschaftstest.«

Valerie lachte mit. »Aber lass dich von deinem Wunderdoktor ganz gründlich durchchecken, versprochen? Schließlich musst du jetzt ja nicht nur auf dich aufpassen, sondern auf euch alle beide.«

»Und ob ich das mache«, versprach ihr Wanda. »Ich werde mich selbst behandeln wie ein rohes Ei.«

»Ach du! Du wirst bald auch aussehen wie ein Ei!«, rief Valerie lachend und drückte Wanda noch einmal an sich. »Ein Osterei! Danke, dass du es mir als Erste erzählt hast. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie geehrt ich mich fühle.«

»Aber das ist doch wohl selbstverständlich«, antwortete Wanda. »Du sollst schließlich Patentante werden.«

»Ich?!« In Valeries Augen trat ein verräterischer Glanz. »Ist das dein Ernst?«

»Ja, was hast du denn gedacht?«, erwiderte Wanda. »Für mich kommt keine andere als du infrage. Eine Patin ist schließlich nicht nur eine liebe Tante, die unser Kind mit Geschenken überhäuft und mit ihm tolle Sachen unternimmt. Das würdest du sowieso tun, daran habe ich keinen Zweifel. Aber eine Patin ist für mich auch die Person, der ich mein Kind anvertrauen würde, wenn mir etwas passiert. Und da käme für mich keine andere als du infrage.«

»Aber Wanda!«, rief Valerie erschrocken. »Was soll dir denn passieren? Was hast du nur für düstere Gedanken? Du bist jung, gesund, glücklich verheiratet, und ihr habt keinerlei Sorgen. Die Patenrolle nehme ich mit größter Freude an, aber ich bin sicher, dass es bei den Geschenken und den tollen Unternehmungen bleiben wird.«

»Man kann ja nie wissen«, gab Wanda zu bedenken, obwohl auch sie sich nie besser, sicherer und unverwundbarer gefühlt hatte als heute. »Mein Kind soll es gut haben, was immer auch geschieht. Deshalb will ich selbst für den schlimmsten Fall vorbereitet sein.«

Es würde nicht einfach werden. Wanda wusste, dass Valerie und Felix bis heute nicht ungezwungen miteinander umgehen konnten, ja, dass sie sich aus Rücksicht auf sie so weit wie möglich aus dem Weg gingen. Sie war jedoch sicher, dass all diese Probleme sich lösen ließen, wenn erst die Liebe zu einem winzigen Menschenwesen sie auf ganz neue Weise miteinander verbinden würde. Die Liebe zu ihrem Kind.

***

An Dienstagen und Donnerstagen behandelte Dr. Stefan Holl seine eigenen Patienten in seinem Untersuchungsraum auf der gynäkologischen Station. Wanda Liebenthal war eine von ihnen. Die sympathische junge Frau und ihr ebenso sympathischer Mann waren vor etwa einem Jahr erstmalig zu ihm gekommen, weil sie sich genauso verzweifelt wie vergeblich ein Kind gewünscht hatten.

Dr. Holl hatte organisch bei keinem von ihnen etwas feststellen können, das eine Schwangerschaft verhinderte. Er hatte jedoch in der jungen Frau eine ungewöhnlich große Anspannung bemerkt. Sie war einer von jenen Menschen, die im Leben unbedingt alles richtig machen und niemandem wehtun wollten. Die Tatsache, dass sie ihrem Mann den Traum vom Kind nicht erfüllen konnte, hatte schwer auf ihr gelastet, und sie hatte sich deswegen unter ungeheuren Druck gesetzt.

Umso froher war der Chefarzt heute, wo er ihr die Nachricht überbringen konnte, auf die sie so sehr gehofft und gewartet hatte: »Ja, Sie haben es richtig vermutet, liebe Frau Liebenthal. Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich – Sie erwarten ein Baby.«

»Oh, Doktor Holl, das ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Jetzt, wo Sie es bestätigt haben, kann ich es nicht erwarten, meinem Mann die frohe Botschaft zu überbringen. Es ist doch alles in Ordnung, oder? Dem Baby geht es gut in meinem Bauch?«

»Soweit ich es nach der heutigen Untersuchung beurteilen kann, geht es dem Baby blendend«, erwiderte Dr. Holl. »Ich lasse Ihnen nachher gleich noch einen Termin für die Ultraschalluntersuchung machen, dann können Sie mit Ihrem Mann gemeinsam herkommen und einen ersten Blick auf Ihr Kind werfen.«

»Ich glaube, das wird der schönste Tag in meinem Leben sein«, vermutete Wanda Liebenthal. »Zusammen mit dem Tag, an dem mein Mann mich geheiratet hat. Ich hätte nie damit gerechnet, dass er sich für mich entscheidet, und genauso habe ich jetzt nicht mehr damit gerechnet, dass uns das Glück, ein Kind zu bekommen, doch noch vergönnt sein wird.«

»Umso schöner ist es jetzt«, meinte Stefan Holl.

Ihre Freude war ansteckend. Natürlich gönnte der Chefarzt jeder seiner Patientinnen mit Kinderwunsch ihr Glück, aber die völlige Seligkeit dieser liebenswerten, bescheidenen Frau ging ihm besonders nahe.

Ihr Kind würde ein paradiesisches Leben haben. Nicht weil Felix Liebenthal als gefragter Architekt hervorragend verdiente und seiner Familie ein wunderschönes Haus mit Garten gebaut hatte, sondern weil es sich immer über alles geliebt fühlen würde.

Dr. Holl stand auf und wollte schon etwas auf seinen Terminblock schreiben, da fiel sein Blick noch einmal auf ihr Gesicht.

»Ein großes Blutbild würde ich dann gern noch machen«, beschloss er spontan. »Sie sind sehr blass. Ich möchte lieber den Eisenwert bestimmen lassen, denn in der Schwangerschaft kommt es häufig zu Eisenmangel, der sehr anstrengend ist und dem man gut vorbeugen kann. Und die ganze Reihe der anderen Werte fragen wir dann gleich mit ab.«

»Kann das meinem Baby schaden, wenn mein Eisenwert zu niedrig ist?«, fragte Wanda ängstlich.

Stefan Holl lachte. »Liebe Frau Liebenthal, als Vater von vier Kindern dürfen Sie mir glauben: Im Zweifelsfall nehmen die kleinen Geschöpfe sich schon, was sie brauchen, und diejenigen, die verzichten, sind ihre Mütter.«

»Von mir kann mein Kind sich alles nehmen, was es nur will«, erklärte die junge Frau im Brustton der Überzeugung.