Olivia steht sich selbst im Weg - Patricia Vandenberg - E-Book

Olivia steht sich selbst im Weg E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Dr. Norden Neuauflage Nr. Was geht ihr so sehr zu Herzen? »Du hast mit Bernhard Schluß gemacht?« rief Sanna Selbner empört. Dabei starrte sie ihre Mitbewohnerin Heike mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich halte dich ja sowieso schon für verrückt. Aber daß du Bernhard den Laufpaß gibst… nein. Das geht nun wirklich zu weit!« Die ältere Dame, die mit am Tisch saß, enthielt sich jeglichen Kommentars. Sie saß nur stumm und mit einem wissenden Funkeln in den dunkelgrünen Augen am Tisch in der Küche und wartete darauf, was Heike zu ihrer Verteidigung vorzubringen hatte. Ihr Atem ging rasselnd. »Er war einfach nicht der Richtige.« Das war alles, was die aschblonde junge Frau in den Zwanzigern zur Diskussion beisteuern wollte. Sanna konnte es nicht fassen. »Du bist wirklich verrückt! Er hat dich auf Händen getragen. Dich geliebt und verehrt. Er hätte dir den Himmel auf Erden bereitet, wenn du ihn darum gebeten hättest«, rief sie theatralisch und hob Hände und Kopf gen Himmel.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 9 –

Olivia steht sich selbst im Weg

Was geht ihr so sehr zu Herzen?

Patricia Vandenberg

»Du hast mit Bernhard Schluß gemacht?« rief Sanna Selbner empört. Dabei starrte sie ihre Mitbewohnerin Heike mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich halte dich ja sowieso schon für verrückt. Aber daß du Bernhard den Laufpaß gibst… nein. Das geht nun wirklich zu weit!«

Die ältere Dame, die mit am Tisch saß, enthielt sich jeglichen Kommentars. Sie saß nur stumm und mit einem wissenden Funkeln in den dunkelgrünen Augen am Tisch in der Küche und wartete darauf, was Heike zu ihrer Verteidigung vorzubringen hatte. Ihr Atem ging rasselnd.

»Er war einfach nicht der Richtige.« Das war alles, was die aschblonde junge Frau in den Zwanzigern zur Diskussion beisteuern wollte.

Sanna konnte es nicht fassen.

»Du bist wirklich verrückt! Er hat dich auf Händen getragen. Dich geliebt und verehrt. Er hätte dir den Himmel auf Erden bereitet, wenn du ihn darum gebeten hättest«, rief sie theatralisch und hob Hände und Kopf gen Himmel. »Und mit so einem Traummann machst du Schluß? Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Miss World, die sich die Männer aussuchen kann?«

»Agnes, sag du doch mal was dazu«, wandte sich Heike hilfesuchend an die ältere Dame. »Kannst du mich verstehen?«

Nachdenklich wiegte Agnes Schultheiß den Kopf und überlegte gründlich, ehe sie antwortete.

»Offenbar war er wirklich nicht der Richtige.«

Heikes graublaue Augen blitzten auf. Sie lächelte dankbar.

»Du hast es erfaßt«, sagte sie zufrieden und schenkte sich frischen Kaffee ein. Mit der Tasse in der Hand lehnte sie sich zurück und ließ ihre Gedanken schweifen. »Ich verstehe deine Verwunderung ja, Sanna. Am Anfang dachte ich wirklich, Bernhard wäre mein Traummann. Er sah irgendwie so verwegen aus mit seiner Lederhose und der Harley Davidson. Unrasiert und wild, wie ein Cowboy.«

»Aber dann hat sich dummerweise herausgestellt, daß er einen anständigen Beruf hat und es wirklich ernst mit dir meint«, lästerte Sanna gehässig. »Von so einem Mann träume ich seit Jahren. Und du? Was machst du? Du läßt ihn einfach laufen.«

»Mir war er einfach zu langweilig. Ein halbes Jahr, und ich kannte jedes Detail aus seinem Leben«, verteidigte sich Heike lustlos.

»Er hat dich vergöttert. Mein Gott, wenn ich nur an seinen verliebten Blick denke, wird mir ganz anders.« Sanna verdrehte die Augen.

»Du kannst gerne seine Telefonnummer haben«, sagte Heike ungerührt und warf die aschblonden, leicht gewellten Haare nach hinten.

»Seltsam, bisher hatte ich dich nicht für arrogant gehalten.« Sanna beugte sich nach vorne und sah Heike mit schmalen Augen an.

Die lachte amüsiert.

»Das bin ich auch nicht. Schau mich doch an. Ganz normale Haare mit Wellen und einer seltsamen Farbe. Ein unauffälliges Gesicht, genau wie die Figur. Ich bin weder zu klein noch zu groß, nicht zu dick und nicht zu dünn. Sogar mein Name ist Durchschnitt. Auf was sollte ich also stolz sein?«

Sanna zuckte ratlos mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Vielleicht auf deinen Beruf.«

»Selbst der klingt spannender, als er ist.«

»Auf jeden Fall scheinst du auf Männer alles andere als durchschnittlich zu wirken«, ließ sich Sanna nicht von ihrer Meinung abbringen.

Heike dachte nach.

»Als Bernhard mich zum erstenmal fragte, ob ich mit ihm ausgehen wolle, drehte ich mich erst mal um, um sicherzugehen, daß da hinter mir niemand anderer stand«, gestand sie lächelnd und erhob sich mit einem Blick auf die Uhr. »Ich konnte kaum glauben, daß er mich meinte.« Sie zuckte mit den Schultern, und Sanna stand auf.

»Wie auch immer, es ist vorbei. Und ich muß jetzt zur Arbeit. Fährst du die liebe Agnes zum Arzt?«

»Wann hast du denn den Termin?« wandte sich Heike an die ältere Dame und leerte ihre Kaffeetasse.

Agnes räusperte sich.

»In einer halben Stunde. Keine Sorge, es dauert nicht lange. Nur eine Kontrolle wegen diesem lästigen Husten. Es geht um den Befund der Untersuchungen neulich in der Klinik. Aber ich weiß schon: Da ist sowieso nichts dabei rausgekommen. Danach darfst du gleich ins Bett gehen.«

Heike nickte und streckte sich genüßlich. Die Nacht war lang und kühl gewesen. Ein Schauer am frühen Morgen hatte sie schließlich von ihrem Beobachtungsposten in die warme, gemütliche Wohnung und unter die heiße Dusche getrieben. Wenn sie ihren Fahrdienst erledigt hatte, würde sie tief und fest schlafen. Müde genug war sie.

»Schön, dann werde ich mir jetzt mal was Anständiges anziehen, damit ich dir bei Dr. Norden keine Schande mache. Ist es in Ordnung, wenn ich kurz in die Detektei fahre, während du in Behandlung bist?« Sie sah Agnes Schultheiß fragend an.

»Natürlich, Kindchen. Ich bin doch schon froh, daß ihr euch überhaupt so rührend um mich kümmert.«

»Ehrensache!« lachte Heike ver-gnügt und drückte Agnes einen herzlichen Kuß auf die Wange, bevor sie die Küche verließ, um die bequeme Schlafanzughose gegen eine enge Jeans zu tauschen. Inzwischen machte sich die alte Da-me daran, den Tisch abzuräumen. Die Aufgaben in der Wohngemeinschaft waren ordentlich verteilt.

»Ein Glück, daß Papa morgens schon weg ist. Sonst gäbe es Stau im Bad!« Mißmutig stapfte die sechzehnjährige Olivia an ihrer Mutter vorbei, die bereits mehrmals an die Badezimmertür geklopft hatte.

»Wenn du wenigstens fünf Minuten früher aufstehen würdest, hätten wir dieses Problem nicht«, antwortete Marlies genervt.

»Wenn Papa mehr Geld verdienen würde, könnten wir uns ein Haus mit zwei Bädern leisten«, antwortete der Teenager unbeeindruckt. Olivia schlurfte in die Küche und ließ sich antriebslos auf einen Stuhl fallen. »Schon wieder Cornflakes. Gibt es nicht mal was anderes zum Frühstück?« maulte sie. Neben einer Glasschüssel stand eine große Pappschachtel und eine Tüte Milch.

»Warum regst du dich auf? Du hast sowieso keine Zeit für ein größeres Frühstück«, rief Marlies durch die offene Badezimmertür, während sie sich mechanisch die Wimpern tuschte.

Wie jeden Morgen bereitete sie sich auf ihre Arbeit in der PR-Abteilung eines Modekonzerns vor. Und doch war etwas anders als sonst. Das merkte sie an ihrer zitternden Hand. Dreimal setzte sie zum Lidstrich an, ehe es ihr gelang, die Linie sorgfältig oberhalb des Augenlids zu ziehen.

Unwilliges Murren ertönte aus der Küche.

»Kommt Papa heut nach Hause? Ich schreib übermorgen Mathe- Schulaufgabe. Er muß mir beim Lernen helfen.«

»Ich hab keine Ahnung. Frag ihn doch selbst.«

Obwohl Olivia ihre Mutter nicht sehen konnte, wußte sie, daß der Lidstrich verrutscht war.

»Wie soll ich ihn denn fragen, wenn ich ihn nie zu Gesicht bekomme?« fragte sie ungerührt zurück und schob sich einen großen Löffel Cornflakes in den Mund. Die Antwort verstand sie nicht, weil sie lustlos kaute.

Wenig später erschien Marlies in der Küchentür.

»Wie sehe ich aus?«

Olivia ließ die Blicke an ihrer Mutter herabgleiten.

»Wie immer.«

»Gut wie immer oder schlecht wie immer?«

»Einfach wie immer. Deine Schminke ist verwischt.« Jetzt wurde Olivia aufmerksam. »Hast du etwa geweint?« fragte sie ihre Mutter erstaunt.

Unwillig schüttelte Marlies den dunklen, exakt geschnittenen Pagenkopf.

»Ich bin mit dem Kajal abgerutscht. Ist dir das schon mal passiert? Das treibt einem die Tränen in die Augen«, erklärte sie ein bißchen zu hastig.

Olivia legte den Kopf schief und sah ihre Mutter aus schmalen, schwarzen Augen forschend an.

»Du lügst.«

Marlies funkelte ihre Tochter wütend an.

»Sei nicht so frech, und komm jetzt. Wir sind spät dran.« Sie packte Olivia am Arm und zerrte sie ungeduldig vom Stuhl. Olivia stolperte.

»Paß doch auf!« rief sie und konnte eben noch das Gleichgewicht halten. »Was ist bloß los mit dir heute? So kenne ich dich gar nicht.« Der Schreck ließ sie vergessen, daß sie eigentlich wütend sein sollte.

Selbst erschrocken über ihr ungeduldiges Verhalten schlug Marlies die Hände vor die Augen und rieb sich übers Gesicht. Als sie

wieder auftauchte, sah sie traurig aus.

»Entschuldige, Mausi. Ich bin etwas nervös heute. Im Geschäft steht ein wichtiger Termin an. Ich habe einige Redakteure eingeladen, die über unsere geplante Natur-Modelinie berichten sollen. Das wird wieder ein echter Spießrutenlauf.«

Olivia überlegte nicht lange. Sie hatte ohnehin keine Lust auf langwierige Diskussionen.

»Schon gut. Können wir jetzt endlich fahren?«

Marlies war nichts lieber als das. So brachen Mutter und Tochter schließlich gemeinsam auf. Marlies setzte Olivia an der Bushaltestelle ab und fuhr dann, wie jeden Morgen, auf direktem Weg ins Büro. Mit zusammengekniffenen Augen sah die Schülerin ihrer Mutter nach.

»Dicke Luft unterm Dach?« erkundigte sich ihre Freundin Angela, die schon an der Haltestelle wartete. Ihr war die angespannte Stimmung nicht entgangen.

»Irgendwas ist mit Mum los. So komisch wie heute war sie noch nie. Ich könnte wetten, sie hat ein Verhältnis mit einem Kollegen. Wär ja kein Wunder in dieser Branche. So viele Paradiesvögel, wie da herumspringen. Ist sicher schwer, da zu widerstehen.«

»Was ist mit deinem Dad? Bekommt der nichts mit?« erkundigte sich Angela neugierig. Die Mädchen waren in einem Alter, in dem sie einen Seitensprung als aufregende Revolution und nicht als Katastrophe für die ganze Familie betrachteten.

»Ach der, der ist doch sowieso nie zu Hause.« Olivia machte ei-

ne wegwerfende Handbewegung. Noch immer starrte sie in die Richtung, in der der Wagen ihrer Mutter verschwunden war. »Ich wüßte zu gerne, was hier vor sich geht.«

»Das wirst du auch nicht herausbekommen, wenn du den Bus verpaßt«, machte Angela ihre Freundin aufmerksam und zog sie am Ärmel durch die Tür. Olivia folgte ihr, in Überlegungen versunken. Seit Tagen schon fiel ihr das seltsame Verhalten ihrer Mutter auf. Es wurde Zeit, daß sie ihm auf den Grund ging.

Pünktlich wie die Uhr betrat Agnes Schultheiß die Praxis Dr. Norden.

»Sie können wirklich stolz sein auf Ihre Mitbewohnerinnen«, lobte Annemarie Wendel ihre Patientin.

Wendy erinnert sich noch gut an das Unverständnis, das die Entscheidung von Agnes vor allen Dingen bei ihren älteren Bekannten hervorgerufen hatte.

Als die alte Dame vor einigen Monaten durch eine Zeitungsannonce auf die Wohngemeinschaft gestoßen war, hatte sie nicht lange gezögert. Immerhin erschien ihr dieses Los besser, als einsam und alleine im Altersheim zu verkümmern. Auch die beiden jungen Frauen waren zunächst überrascht über die Bewerberin im fortgeschrittenen Alter gewesen. Doch sie waren beide aufgeschlossen und neugierig. Nachdem sich die drei Frauen auf Anhieb sympathisch gewesen waren, stand dem Projekt »generationenübergreifende Wohngemeinschaft«, von Sanna, Heike und Agnes humorvoll kurz GüW genannt, nichts mehr im Wege. Natürlich hatte Agnes’ Vorhaben zunächst für Aufruhr gesorgt. Doch so, wie sich alles entwickelte, gab es nur Anlaß zur Freude.

»Auf meine Mädchen kann ich mich eben verlassen«, antwortete Agnes Schultheiß und zwinkerte der Assistentin von Dr. Norden mit ihren grünen Augen zu. Als sie husten mußte, verzog sie das Gesicht ärgerlich. »Es könnte alles so schön sein, wenn ich nicht diesen blöden Husten hätte. Mein Hals ist ganz rauh. Ich habe schon gar keine Lust mehr, überhaupt etwas zu essen, weil das Schlucken so weh tut.«

»Das kann ich gut verstehen. Soviel ich weiß, ist heute ein Umschlag aus der Behnisch-Klinik gekommen. Herr Dr. Norden wird also einen Befund und somit einen Ausweg aus der Krise haben. Sie können gleich reingehen. Heute morgen sind Sie die erste.«

»Dann wollen wir mal.« Die rüstige, sehr modebewußte Dame rückte sich das cremefarbene Hütchen auf der frisch getönten Frisur zurecht und ging erhobenen Hauptes den Gang hinunter auf das Behandlungszimmer von Dr. Norden zu. Niemals hätte sie zugegeben, daß ihr Herz vor Angst hart gegen ihre Brust klopfte. Das Leben hatte sie gelehrt, die Gefühle stets hinter einer freundlich lächelnden Fassade zu verstecken. So streckte Agnes Schultheiß trotz aller Sorge dem Allgemeinmediziner Dr. Daniel Norden tapfer die Hand entgegen. »Guten Morgen, mein Bester. Wie geht es Ihnen heute?«

Daniel lachte herzlich.

»Sie klingen wie die Hausherrin. Dann werde ich mal gehen und meinen Platz räumen.«

»Um Gottes Willen, wollen Sie, daß ich Ihre Patienten verjage?« spielte Agnes das gewohnte Spiel mit ihrer immer heiseren Stimme. Sie räusperte sich, während sie Platz nahm. Nur ihre flinken Augen, die sich rastlos hin und her bewegten, verrieten ihre Angst.

Sensibel, wie er war, entging Dr. Norden selten eines der unbewußten Signale, die seine Patienten aussandten. So beeilte er sich, Agnes Schultheiß die Untersuchungsergebnisse der Behnisch-Klinik mitzuteilen. Dazu schlug er das umfangreiche Dossier auf, das ihm zugestellt worden war.

»Lassen Sie nur, Herr Doktor. Wahrscheinlich bin ich sowieso nicht mehr zu retten«, überspielte Agnes Schultheiß ihre Angst vor der Wahrheit mit Galgenhumor, während sie ihm zusah.

Daniel lachte amüsiert. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte.

»Keine Sorge, soweit ist es noch nicht«, blinzelte er ihr freundlich zu. »Ausgerechnet die Gastroskopie, um die Sie am liebsten einen großen Bogen gemacht hätten, hat das entscheidende Ergebnis gebracht.«

»Die Magenspiegelung? Habe ich etwa ein Magengeschwür? Oder gar Magenkrebs? Ich dachte, es wäre das Herz. Und die Lunge.« Agnes schüttelte ungläubig den Kopf. »Das paßt alles nicht zusammen. Sie müssen sich irren.«

»Wer spricht denn von Magenkrebs? Die Untersuchung hat ergeben, daß Sie an einer axialen Hiatushernie leiden.« Dr. Norden wollte eben zu einer Erklärung ansetzen, als Agnes ihm ins Wort fiel.

»Einer was?«

Daniel lächelte geduldig.

»Der Gleitbruch des Zwerchfells oder aber die axiale Hernie, wie er auch genannt wird, ist die häufigste Form des Zwerchfellbruchs. Ein Teil des Magens tritt bei dieser Erkrankung durch das Zwerchfell in den Brustraum. Dadurch kann der Verschluß der Speiseröhre nicht mehr durch das Zwerchfell unterstützt werden.«

»Aber ich habe Husten, Herr Dr. Norden. HUSTEN!« wiederholte Agnes Schultheiß mit Nachdruck. »Bestimmt habe ich Wasser in der Lunge, was wiederum auf ein schwaches Herz schließen läßt«, tat Agnes ihr Laienwissen kund.

Doch Dr. Norden wußte es besser.