Dr. Stefan Frank 2473 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2473 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Mutter wider Willen - Was als Unfall begann, wurde Lillys schönstes Geschenk

Als die schwangere Lilly Hagenbach das Sprechzimmer von Dr. Stefan Frank betritt, erkennt der Grünwalder Arzt auf den ersten Blick, dass die werdende Mutter alles andere als glücklich aussieht.

"Haben Sie Angst, dass Sie das mit dem Kind nicht schaffen werden?", hakt er während der Untersuchung vorsichtig nach.
"Es ist zum Glück kein Thema für mich, ob ich das mit dem Baby schaffe ...", erwidert die Patientin leise. "Ich habe mich nämlich längst dafür entschieden, meinen Sohn zur Adoption freizugeben."

Unter Tränen erzählt sie dem Mediziner ihre Geschichte. Das Kind ist ein "Unfall", Lilly hat nur eine einzige Nacht mit dem Vater verbracht und kennt nicht einmal seinen vollständigen Namen, geschweige denn seine Adresse oder Telefonnummer. Außerdem ist sie Studentin und keinesfalls in der Lage, allein ein Kind großzuziehen.

Dr. Frank schaut seine Patientin betroffen an. Diese sympathische junge Frau wirkt alles andere als kühl, wenn sie von ihrem Baby spricht. Ganz offensichtlich liebt sie das ungeborene Baby schon jetzt von ganzem Herzen. Und trotzdem will sie es aus Vernunftgründen abgeben?

Aber Stefan Frank wäre nicht Stefan Frank, wenn er diese Geschichte so einfach auf sich beruhen lassen würde ...

***

Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!

Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:

Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!

Jede Woche erscheint eine neue Folge.
Alle Folgen sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.


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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Mutter wider Willen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: alexandr_1958 / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7291-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Mutter wider Willen

Was als Unfall begann, wurde Lillys schönstes Geschenk

Als die schwangere Lilly Hagenbach das Sprechzimmer von Dr. Stefan Frank betritt, erkennt der Grünwalder Arzt auf den ersten Blick, dass die werdende Mutter alles andere als glücklich aussieht.

„Haben Sie Angst, dass Sie das mit dem Kind nicht schaffen werden?“, hakt er während der Untersuchung vorsichtig nach.

„Es ist zum Glück kein Thema für mich, ob ich das mit dem Baby schaffe …“, erwidert die Patientin leise. „Ich habe mich nämlich längst dafür entschieden, meinen Sohn zur Adoption freizugeben.“

Unter Tränen erzählt sie dem Mediziner ihre Geschichte. Das Kind ist ein „Unfall“, Lilly hat nur eine einzige Nacht mit dem Vater verbracht und kennt nicht einmal seinen vollständigen Namen, geschweige denn seine Adresse oder Telefonnummer. Außerdem ist sie Studentin und keinesfalls in der Lage, allein ein Kind großzuziehen.

Dr. Frank schaut seine Patientin betroffen an. Diese sympathische junge Frau wirkt alles andere als kühl, wenn sie von ihrem Baby spricht. Ganz offensichtlich liebt sie das ungeborene Baby schon jetzt von ganzem Herzen. Und trotzdem will sie es aus Vernunftgründen abgeben?

Aber Stefan Frank wäre nicht Stefan Frank, wenn er diese Geschichte so einfach auf sich beruhen lassen würde …

„Zum Schluss möchte ich mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken und mich von Ihnen allen verabschieden!“, beendete Lilly die Stadtführung. „Nutzen Sie diesen lauen April-Abend, um noch ein wenig über unseren hübschen Odeons-Platz zu spazieren. Wir haben diesen beliebten Treffpunkt König Ludwig dem Ersten zu verdanken. Trinken Sie ein Glas Bier auf ihn! Falls Sie noch Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne noch ein paar Minuten zur Verfügung.“

Die Gruppe sah sie aus leuchtenden Augen an. Lilly hatte alles gegeben, um aus der dreistündigen Stadtführung ein besonderes Erlebnis für die fünfzehn Touristen zu machen. Wenn sie es richtig verstanden hatte, handelte es sich um eine Ärztegruppe. Warum auch immer die Mediziner zurzeit zu Besuch in München waren – die Stadtführung unter der Regie von Lilly würde ihnen mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben.

Der grauhaarige Herr, der die Führung für die Gruppe in der Münchner Tourismus-Zentrale gebucht hatte, trat vor Lilly.

„Frau Constanze Esposito …“ Sein Blick glitt prüfend über ihr Namensschild, und Lilly wurde rot. Sie trug den Namens-Button ihrer besten Freundin Constanze Esposito. Eigentlich war es Constanzes Gruppe, die sie nun schon den ganzen Nachmittag über betreute. Aber Constanzes kleine Tochter war überraschend krank geworden.

Da Constanze bereits die letzten beiden Führungen kurzfristig hatte absagen müssen, war ihr langsam angst und bange um ihren Job geworden. Die Mitarbeiter der Tourismus-Zentrale würden nicht endlos Verständnis dafür haben, dass Constanze oft nicht zur Verfügung stand.

Über kurz oder lang würde man sie aus der Vermittlung nehmen und die Anfragen lieber von zuverlässigeren Stadtführern erledigen lassen. In ihrer Verzweiflung hatte Constanze sich heute Morgen also an Lilly gewandt.

Lilly war zwar selbst keine Stadtführerin. Die Geschichte ihrer Heimatstadt war jedoch ihr persönliches Steckenpferd. Und als Studentin der Kunstgeschichte kannte sie sich bestens mit den architektonischen Highlights der bayerischen Hauptstadt aus. Also hatten die zwei Freundinnen vereinbart, dass Lilly die Führung im Namen von Constanze abhalten würde.

Der Treffpunkt war das Münchner Hofbräuhaus. Keiner aus der Tourismus-Zentrale würde also etwas bemerken. Die Gäste kannten Constanze nicht. Sie würden nicht hinterfragen, ob die charmante und wortgewandte Reiseleiterin wirklich besagte Constanze Esposito war oder nicht.

Und tatsächlich hatten sie die kleine Notlüge geschluckt. Lilly hatte Constanzes Job zur Zufriedenheit aller erledigt. Die Ärztegruppe würde sich ganz sicher bei der Tourismus-Zentrale für die gute und informative Stadtführung bedanken.

Der Herr sah Lilly direkt in die Augen.

„Im Namen meiner Kollegen und Kolleginnen aus allen Teilen Deutschlands möchte ich mich ausdrücklich bei Ihnen für diesen sprudelnden und lehrreichen Vortrag bedanken!“, sagte er.

Er schüttelte Lilly die Hand, und die anderen Gäste klatschten zufrieden.

„Natürlich haben wir auch ein kleines Trinkgeld für Sie eingesammelt!“, endete er. „Und wir möchten Sie zu einem Abendessen ins Hotel Ludwigslust einladen. Nach dieser interessanten Führung haben Sie sich eine kräftige bayerische Mahlzeit mehr als verdient!“

Lilly lächelte überrascht. Tatsächlich war sie hungrig. Ihr Kühlschrank in der kleinen Studentenbude war gähnend leer, und sie konnte es sich normalerweise nicht leisten, schick essen zu gehen. Das Hotel Ludwigslust war ein neuer Vier-Sterne-Schuppen in der Nähe des Englischen Gartens. Lilly hatte bereits von der vorzüglichen Küche und den hübsch ausgestatteten Zimmern dort gehört.

Sie freute sich über die Einladung und folgte der Truppe. Als sie wenig später vor einem knusprigen Backhendel saß und den womöglich besten Kartoffelsalat aller Zeiten verspeiste, fühlte sie sich mit sich und der Welt auf einmal völlig im Reinen.

Es lag erst ein halbes Jahr zurück, dass Lilly sehr unschön von ihrer großen Liebe Marcel verlassen worden war. Nach vier Jahren hatte Marcel sich das mit der Beziehung anders überlegt und war völlig überstürzt auf Weltreise gegangen.

Erst über Facebook hatte Lilly erfahren, dass er nicht allein losgezogen war. Im Gepäck hatte er seine bildschöne Squash-Partnerin Johanna. Damals war in Lilly etwas zerbrochen, das wohl nie mehr zu kitten war. Sie hatte sich so auf ein Leben an der Seite von Marcel gefreut. Sie hatte sich nach einer Familie gesehnt und einem gemeinsamen Hafen. Nie hätte sie gedacht, dass Marcel sie noch während der Studienzeit sitzen lassen würde.

Nun war ihre Zukunft ungewiss. Und Lilly glaubte nicht, dass ihr verwundetes Herz jemals wieder heil werden würde.

„Frau Esposito, darf ich Sie noch auf einen kleinen Absacker an der Hotelbar einladen?“

Langsam löste sich die Gesellschaft auf, und die ersten Gäste verabschiedeten sich auf ihre Hotelzimmer. Der Herr, der nun plötzlich hinter Lillys Stuhl stand und sich unaufdringlich zu ihr hinunterbeugte, war ihr bereits während der Führung aufgefallen.

Er war ein großer, schlanker, südländischer Mann mit den schönsten Augen, die Lilly jemals gesehen hatte. Sie funkelten in einer sonderbaren Mischung aus azurblau und grün. Das waren keine Augen, sondern glitzernde Diamanten! Und er roch gut. Er roch wie ein Abend am mondbeschienenen Strand, weit weg im fernen Italien.

Mit bebendem Herzen drehte Lilly sich nun ganz zu ihm um. Es war riskant genug gewesen, noch mit der Gruppe zum Abendessen zu gehen. Was, wenn sie ihre Rolle vergaß und doch noch herauskam, dass sie überhaupt nicht die erfahrene Stadtführerin Constanze Esposito, sondern die frisch verlassene Studentin Lilly Hagenbach war? Aber schon hatte der Herr auf dem frei gewordenen Stuhl neben ihr Platz genommen.

Er reichte ihr höflich die Hand.

„Mein Name ist Francesco!“, sagte er und setzte ein einnehmendes Lächeln auf. „Ich denke, wir beide haben ähnliche Wurzeln?“

Lilly errötete. Sie hatte hellbraunes Haar und einen Porzellan-Teint. Er konnte sie nicht wirklich für eine Italienerin halten. Außerdem sprach sie kein Wort Italienisch. Sie beschloss, ganz in Constanzes Rolle zu bleiben und die Wahrheit zu sagen.

„Nein“, sagte sie also. „Ich bin ein Münchner Urgestein. Der italienische Nachname kommt von meinem Ehemann Guido. Er stammt aus Kalabrien. Mein Mädchenname lautete Meyer.“

Sah sie Enttäuschung im Gesicht ihres Gegenübers aufflackern? Im gleichen Moment bereute Lilly den Satz. Damit hatte sie einen möglichen Flirt erfolgreich im Keim erstickt. Bestimmt würde dieser charmante Mann augenblicklich das Interesse verlieren.

Francesco nickte nachdenklich.

„Sie sind jung für eine verheiratete Frau“, sagte er anerkennend. Dabei war er höchstens fünf oder sechs Jahre älter als sie. „Haben Sie Kinder?“

„Ich bin schon fast dreißig!“, erklärte Lilly. Sie sah jünger aus, als sie war. Vor ihrem Studium hatte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau angefangen und kurz vor dem Ende abgebrochen. Es hatte gedauert, bis Lilly ihren Platz in der Welt gefunden hatte. Ihr Studium füllte sie vollkommen aus. Und an der Seite von Marcel war sie glücklich gewesen. Jetzt war Marcel fort – und mit ihm sämtliche Träume begraben.

„Ich habe eine Tochter“, beantwortete sie dann endlich Francescos Frage. „Sie heißt Julia und ist fünf Jahre alt. Leider ist sie ziemlich oft krank. Aber mein Ehemann kümmert sich rührend! Heute Abend übernachtet sie bei den Großeltern. Mein Mann ist auf Geschäftsreise.“ Das stimmte nun überhaupt nicht, aber Lilly wollte nicht, dass dieser Francesco sie für eine schlechte Mutter und Ehefrau hielt.

Constanze war keine, die sich die Nacht in Restaurants um die Ohren schlug, während Mann und Tochter allein zu Hause versauerten. Francesco nickte verstehend.

Irgendwie machte es Lilly auf einmal Spaß, jemand ganz anderes zu sein. Sie hatte Constanze Esposito schon immer bewundert. Sie beide hatten sich vor einigen Jahren bei einem Yoga-Kurs kennengelernt und waren rasch enge Freundinnen geworden.

Die gleichaltrige Constanze war selbstbewusst, lebenserfahren und ziemlich cool. Mit ihrem Mann Guido hatte sie die Liebe ihres Lebens geheiratet und war ausnehmend glücklich. Und ihre Tochter Julia war ihr Augenstern.

Oft ertappte sich Lilly bei dem Gedanken, am liebsten mit Constanze tauschen zu wollen. Sie wollte auch so einen poetisch klingenden italienischen Namen! Sie wollte auch einen gut aussehenden Mann, der sie auf Händen trug! Sie wollte eine Familie, die ihr das Wichtigste auf der Welt war. Und sie wollte exakt das Selbstbewusstsein, das Constanze ausstrahlte.

Aber seit Marcel sie verlassen hatte, fühlte Lilly sich wie eine graue Küchenmaus. Er hatte es geschafft, ihr Selbstwertgefühl mit Pauken und Trompeten zu Grabe zu tragen.

„Kinder sind einfach etwas Wunderbares!“, schwärmte Francesco. „Meine Kinder sind mir das Allerwichtigste auf der Welt!“, fügte er hinzu. „Sie kommen immer an erster Stelle.“

Wie zum Beweis klingelte sein Handy. Francesco warf einen Blick darauf. Dann hob er ab.

„Aber warum bist du denn nicht schon längst im Bett, Lenara?“, fragte er sanft tadelnd. „Hast du wieder mal schlecht geträumt?“ Er lauschte. Tiefe Liebe und Fürsorge schlichen sich in seinen Blick.

Lilly blickte überrascht um sich. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass auch die letzten Teilnehmer der Reisegruppe verschwunden waren. Inzwischen saßen sie und Francesco allein an dem großen Tisch.

Lilly erhob sich und deutete zur Bar hinüber. Francesco, der immer noch in das Gespräch mit seiner Tochter vertieft war, nickte erfreut. Lilly ging zum Tresen hinüber. Dann bestellte sie sich einen Gin Tonic. Eigentlich trank sie so gut wie nie. Und sie ahnte, dass es nicht gerade klug war, was sie hier machte.

Würde Constanze nach getaner Arbeit noch mit einem Kunden etwas trinken gehen? Ganz sicher nicht. Sie überschritt damit ganz klar eine Grenze. Nachts um zehn mit einem völlig Fremden an einer Bar zu sitzen und Cocktails zu schlürfen, hatte wenig mit den Aufgaben einer Stadtführerin zu tun.

Und trotzdem war da etwas, was Lilly wie magnetisch an diesem Ort festhielt. Ihr gefiel das Schauspiel, das sie vollführte.

„Tut mir leid, Constanze, dass ich dich habe warten lassen!“, sagte Francesco, als er endlich dazukam. Er war unversehens ins persönliche Du gewechselt.

Lilly errötete sanft.

„Ach, es ist doch sympathisch, dass du dich um die Kleine kümmerst!“, winkte sie ab.

Francesco grinste. „Na ja, wenn es nur die kleine Lenara wäre!“, seufzte er. „Aber es handelt sich um einen ganzen Stall Kinder. Und jedes will meine alleinige Aufmerksamkeit.“ Er bestellte einen Campari. Gedankenverloren nippten die beiden an ihren Getränken.

Es lag eine eigentümliche Stimmung in der Luft. Sie waren die einzigen Gäste an der Bar. Romantische Musik wehte durch die stilvoll eingerichteten Räume.

„Wann reist du wieder ab?“, fragte Lilly. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick zu Francesco hinüber. Wie konnte man nur so verdammt gut aussehen? Der italienische Akzent seiner Stimme war wie eine zärtliche Streicheleinheit.

„Morgen in aller Frühe geht es zurück Richtung Berlin!“, antwortete Francesco. „Aber es waren ein paar schöne Tage hier in München. Wann musst du die nächste Gruppe durch die Stadt führen, Constanze?“

Er musterte Lilly eingehend. Sie merkte deutlich, dass sie ihm gefiel. Und er gefiel ihr auch. So viel war sicher.

Sie räusperte sich.

„Ich habe erst wieder am Mittwoch eine Führung“, murmelte sie. Sie hatte keine Ahnung, was Constanzes Terminplan vorsah.

Francescos Blick blieb für einen Moment auf Lillys nacktem Ringfinger kleben. Sie trug keinen Ehering, und womöglich fragte er sich, ob es mit ihrer Ehe zum Besten stand. Verlegen verschlang Lilly ihre Hände ineinander.

„Du wirkst irgendwie traurig …“, platzte es jetzt tatsächlich aus Francesco heraus. „Ich will dir nicht zu nahe treten, denn wir kennen uns nicht. Aber irgendetwas scheint dir auf der Seele zu brennen. Die Melancholie, die dich umgibt, ist kaum zu übersehen. Die ganze Stadtführung über habe ich gerätselt, was dir wohl zugestoßen sein könnte.“

Lilly biss sich verzagt auf die Unterlippe. Wie gerne hätte sie Francesco jetzt von ihrer Trennung erzählt. Wie gerne hätte sie ihm ihr Herz geöffnet. Aber nun war sie schon viel zu sehr in ihrem Schauspiel gefangen.

Sie war nicht Lilly Hagenbach, sondern sie war Constanze Esposito. Sie war eine erfolgreiche, schöne und selbstbewusste Frau. Sie war eine geliebte Ehefrau und glückliche Mutter. Und doch … Ob es nicht auch in Constanzes Leben hin und wieder Zweifel gab? Wie wäre es wohl, wirklich in Constanzes Haut zu stecken?

„Manchmal sehne ich mich schon nach der Zeit vor meiner Ehe zurück …“, rutschte es Lilly nun frech heraus. Sie ahnte, so etwas würde Constanze niemals sagen. Oder vielleicht doch? Lilly war sich nicht sicher.

Francesco nickte.

„Ich denke, ich weiß, was du meinst“, sagte er. „Die Menschen sehnen sich nach der großen Liebe und einer verlässlichen Beziehung. Aber der Alltag kann ermüdend sein. Es liegt in der Natur von uns Menschen, dass wir uns nach Abenteuern sehnen. Wir möchten spüren, dass wir leben! Das kommt im Alltag mit Beruf, Partnerschaft und Kindern leider oft zu kurz.“

Er seufzte.

„Manchmal wünschte ich mir, wir Menschen würden mehr Arbeit in unsere Partnerschaften investieren. Es schmerzt mich immer wieder, wenn Beziehungen meiner Freunde auseinandergehen. Eine Paartherapie hilft oft Wunder.“

Sie schwiegen und starrten in ihre Gläser. Francesco wollte noch etwas sagen, aber Lilly kam ihm zuvor. Was hatte sie zu verlieren?

Sie würde diesen schönen Mann niemals wiedersehen. Er hatte in Berlin offenbar eine Frau und etliche Kinder. Keiner kannte sie hier im Hotel Ludwigslust. Lilly hatte nie in ihrem Leben etwas riskiert, sie war immer brav, zurückhaltend und angepasst gewesen. Das war ihre Chance, einmal jemand ganz anderes zu sein.

Als würde eine fremde Macht sie steuern, legte sie ihre Hand auf die von Francesco. Sie spürte, wie er unter ihrer Berührung überrascht zusammenzuckte. Sie hätte nicht gedacht, dass er so leicht zu verunsichern war.

„Ich will nicht, dass du falsch von mir denkst …“, sagte sie jetzt. Sie fühlte sich in Constanze ein. Sie war jetzt nicht mehr die Studentin Lilly. „Ich bin wirklich sehr, sehr glücklich verheiratet. Meine Familie ist alles, was ich will. Und doch fühle ich mich stark zu dir hingezogen. Darf ich dich mit hoch auf dein Zimmer begleiten?“

Für einen winzigen Moment verrutschte Francesco das Gesicht. Er sah sie fassungslos an. Sein linkes Augenlid zitterte.