Dr. Stefan Frank 2474 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2474 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Kindermädchen für Papa gesucht - Arztroman um ein pfiffiges Mädchen und einen ganz besonderen Plan

Seit Lucias Mutter vor einigen Jahren gestorben ist, wird die Achtjährige von ihrem Vater Christian allein großgezogen. Wenn der Polizist arbeiten ist, passt die Oma auf das Mädchen auf.

Als Lucias Oma jedoch wegen einer schweren Erkrankung für längere Zeit ausfällt, steht Christian vor dem großen Problem, eine zuverlässige Betreuung für seine Tochter zu finden. Spontan wendet er sich an eine junge Nachbarin, aber schnell stellt sich heraus, dass diese alles andere als gut geeignet ist, um auf ein Kind aufzupassen.

Lucia erkennt die Not ihres Vaters. Kurzerhand beschließt sie, selbst nach einem Kindermädchen zu suchen. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern ganz besonders auch für ihren Papa - denn der soll doch endlich auch wieder glücklich werden!

***

Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!

Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:

Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!

Jede Woche erscheint eine neue Folge.
Alle Folgen sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.


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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Kindermädchen für Papa gesucht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: vadimguzhva / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7376-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Kindermädchen für Papa gesucht

Arztroman um ein pfiffiges Mädchen und einen ganz besonderen Plan

Seit Lucias Mutter vor einigen Jahren gestorben ist, wird die Achtjährige von ihrem Vater Christian allein großgezogen. Wenn der Polizist arbeiten ist, passt die Oma auf das Mädchen auf.

Als Lucias Oma jedoch wegen einer schweren Erkrankung für längere Zeit ausfällt, steht Christian vor dem großen Problem, eine zuverlässige Betreuung für seine Tochter zu finden. Spontan wendet er sich an eine junge Nachbarin, aber schnell stellt sich heraus, dass diese alles andere als gut geeignet ist, um auf ein Kind aufzupassen.

Lucia erkennt die Not ihres Vaters. Kurzerhand beschließt sie, selbst nach einem Kindermädchen zu suchen. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern ganz besonders auch für ihren Papa – denn der soll doch endlich auch wieder glücklich werden!

„Hatschi!“

Keuchend barg Victoria Zeilinger das Gesicht in ihrem Taschentuch. In ihrem Kopf schienen Kirchenglocken zu dröhnen. Als sie schnaufend wiederauftauchte, schauten einige Gäste von den Nachbartischen konsterniert zu ihr herüber. Kein Wunder! Wenn sie nieste, dann laut und herzhaft.

Ihre beste Freundin brachte das Kunststück fertig, so leise zu niesen, dass es sich nach dem Zwitschern eines kleinen Vogels anhörte. Bei Victoria klang es eher wie der Einmarsch der Gladiatoren.

„Hatschi!“ Oh, verflixt noch mal! Es waren die Blumen. Sie mussten es sein. Auf jedem Tisch des „Isarcafés“ stand eine Vase mit einem Strauß, hübsch und herbstlich arrangiert: mit buntem Laub zwischen den orangefarbenen, roten und gelben Astern. Auch eine Rispe mit roten Beeren fand sich. Hübsch, aber verhängnisvoll, wenn man wie Victoria gegen viele Dinge allergisch war. Auch gegen den süßen Blütenduft.

Mit spitzen Fingern nahm sie die Vase und stellte sie auf dem Nachbartisch ab, hoffentlich weit genug entfernt von ihrer Nase, damit sie sich endlich in Ruhe ihren Kaffee und ein Stück Kuchen bestellen konnte. Der Streuselkuchen im Isarcafé war berühmt, weil er noch warm serviert wurde und selbst an regnerischen Nachmittagen wie diesem die Seele streichelte.

Victoria beugte sich vor und betrachtete die Tischlampe, die sie auf dem freien Nachbarstuhl abgestellt hatte. Auf dem Marktplatz vor dem Café fand an diesem Tag ein Flohmarkt statt. Bunte Schirme schützten die Waren vor dem Nieselregen. Zahlreiche Menschen bummelten noch immer zwischen den Ständen umher.

Vicky war extra aus ihrem Heimatdorf nach München gekommen, um den Flohmarkt zu besuchen. Sie hatte auf einen Fund gehofft und war nicht enttäuscht worden: Die Lampe im Vintagestil war reizend. Mit einem Messingfuß und einem hellen plissierten Schirm. Ein Geschenk für ihre Freundin Nina sollte es werden, die im kommenden Monat Geburtstag hatte und alles liebte, was alt und romantisch war.

Auch Bücher wurden an diesem Tag angeboten. Ein Händler hatte einige besonders schöne, in Leder eingebundene Exemplare an seinem Stand gehabt. Vicky war rasch vorbeigegangen, weil ihr Budget eigentlich keinen Kauf zuließ. Immerhin sparte sie jeden Cent für ihre Traumreise nach Norwegen. Aber das bedauerte sie nun. Sie hätte doch einmal schauen sollen, ob etwas Lektüre für sie dabei war.

„Hatschi!“ Frustriert wischte sie sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. Es hatte keinen Zweck. An eine ruhige halbe Stunde mit Kaffee und Kuchen war nicht zu denken. Die Blumen ließen ihre Nase laufen und ihre Augen tränen.

Als sich die Kellnerin ihrem Tisch näherte und den Bestellblock zur Hand nahm, winkte Victoria bedauernd ab und streifte ihre Jacke wieder über. Dann klemmte sie sich ihre Lampe unter den Arm und verließ das Café – jedoch nicht, ohne noch einen bedauernden Blick zu dem Kuchenbuffet zu werfen.

Draußen wurde sie von feucht-kühler Luft empfangen. Der Abend senkte sich allmählich über München herab wie ein dunkles Tuch, und der Flohmarkt wurde vom Licht der Straßenlaternen erhellt. Der Wind trieb buntes Laub über den Platz wie eine muntere Hühnerschar. Noch immer herrschte reger Betrieb. Das herbstliche Wetter tat der Kauflaune der Menschen keinen Abbruch.

Victorias Sicht verschwamm, weil ihre Augen weitertränten. Sie kämpfte an drei Vierteln ihrer Tage und Nächte mit Atembeschwerden, einer laufenden Nase und einem dicken Kopf.

Sehnsüchtig wünschte sie sich, gesund zu sein, aber davon war sie momentan genauso weit entfernt wie von der Erfüllung ihrer anderen beiden Herzenswünsche: Sie träumte von einer eigenen Familie und von einem Hund. All diese Dinge schienen jedoch unerfüllbar zu sein.

Ihre Krankheit hielt sich trotz ihrer Medikamente hartnäckig und wurde zudem immer schlimmer. Von ihrem Freund hatte sie sich vor acht Monaten getrennt, und Haustiere waren in ihrer kleinen Wohnung nicht erlaubt. Ein leises Seufzen bahnte sich den Weg tief aus ihrem Herzen über ihre Lippen.

Zum Stöbern brauchte sie freie Hände, deshalb brachte Vicky die Lampe zu ihrem Wagen und legte sie auf dem Rücksitz ab. Dann bummelte sie über den Flohmarkt und suchte den Stand mit den alten Büchern.

Sie entdeckte eine in Leder gebundene Ausgabe des „Grafen von Monte Christo“, die ihr ein leises „Oh!“ entlockte. Daran konnte sie einfach nicht vorbeigehen. Auch ein wunderbar erhaltenes uraltes Kochbuch wollte mit. Sie bezahlte und bedankte sich, als der Verkäufer ihre Schätze sorgsam in Papier einpackte.

Dann kehrte sie zu ihrem Auto zurück.

Hier wartete eine unliebsame Überraschung auf sie. Ihr Kleinwagen stand am Straßenrand, gut einsehbar nach allen Seiten. Wegen des öffentlichen Platzes hatte sie sich keine Sorgen um ihren Einkauf auf dem Rücksitz gemacht. Ein großer Fehler! Sie konnte kaum länger als zehn Minuten fort gewesen sein, aber die kurze Zeitspanne hatte genügt: Jemand hatte eine der hinteren Autoscheiben zertrümmerte und die Lampe aus ihrem Auto gestohlen!

„Das darf doch nicht wahr sein!“ Ungläubig schaute Victoria auf die Scherben, die auf dem Rücksitz und dem Asphalt verstreut lagen. Der Schrecken fuhr ihr in alle Glieder.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein Mann in Polizistenuniform trat neben sie. Er mochte ungefähr in ihrem Alter sein und hatte freundliche braune Augen, die ihr sofort Vertrauen einflößten. Unter seiner Mütze schauten dunkle Haare hervor. Dazu passte sein dunkler, gepflegter Bart. „Polizeimeister Hagleitner“, stellte er sich vor.

„Victoria … äh … Zeilinger“, stammelte sie, noch immer ganz durcheinander. „Jemand hat die Scheibe eingeschlagen und meine Lampe vom Rücksitz gestohlen.“

„Eine Lampe?“

„Ja, ich hatte sie vorhin auf dem Flohmarkt gekauft. Sie sollte ein Geschenk werden. Nun ist sie verschwunden, und mein Auto ist voller Scherben. Wie ist das denn möglich?“

„Man sollte keine Gegenstände im Wagen liegen lassen. Schon gar nicht sichtbar.“

„Diese Warnung kommt leider zu spät. Bei mir daheim würde das nicht passieren. Dort kann man sein Auto offen stehen lassen.“

„Woher kommen Sie denn?“

„Aus Greimharting. Das ist nicht weit entfernt vom Chiemsee.“

„Ich verstehe. Es tut mir sehr leid, dass Sie so eine schlechte Erfahrung machen mussten. Leider bin ich nicht früher hier vorbeigekommen, sonst hätte ich den Täter vielleicht gesehen. Seien Sie in Zukunft bitte vorsichtiger. Auf dem Land mag es anders zugehen, aber hier sollte man gut auf seine Sachen aufpassen, sonst kommt es zu unliebsamen Zwischenfällen.“

„Glauben Sie, ich bekomme die Lampe zurück?“

„Da kann ich Ihnen leider nicht viel Hoffnung machen.“

„Aber ich war nur ganz kurz weg!“ Victorias Augen liefen auf einmal über. „Die Lampe sollte ein Geschenk werden. Meine Freundin hätte sich bestimmt sehr darüber gefreut.“ Ein Zittern überrollte Victoria und ließ sie verstummen. Sie schlang die Arme um sich selbst, aber das Zittern wollte nicht aufhören.

„Ich verstehe.“ Der Polizist nickte kaum merklich. „Warten Sie bitte kurz hier, ja? Ich bin gleich wieder da.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und strebte davon.

Victoria zog die Schultern hoch und wollte am liebsten nichts mehr sehen oder hören. So ein Ärger aber auch! Ihr Auto war demoliert und die hübsche Lampe verschwunden. Offenbar hatte sie jemand anderem ebenfalls gefallen.

„Hier, trinken Sie das.“ Der Polizist kehrte zu ihr zurück und drückte ihr einen Pappbecher mit dem Aufdruck des Isarcafés in die Hand.

Dankbar schlang Victoria die Hände darum und nippte an dem Kaffee. Das Getränk war heiß und aromatisch und wärmte sie angenehm von innen.

„Geht es so besser?“ Mitfühlend sah der Polizist sie an.

„Ja, das tut es. Haben Sie vielen Dank.“ Sie kramte nach einer Münze in ihrer Jackentasche, aber ihr Gegenüber winkte ab.

„Das ist nicht nötig. Ich bin froh, wenn es Ihnen besser geht. Sie waren auf einmal ziemlich blass um die Nase. Ich dachte schon, Sie werden gleich ohnmächtig. Passen Sie auf: Ich werde den Zwischenfall jetzt aufnehmen und mich hier auf dem Markt umhören. Vielleicht hat jemand den Täter beobachtet und kann ihn beschreiben. Leider besteht nicht viel Hoffnung, dass Sie Ihr Eigentum zurückbekommen, aber Ihre Versicherung sollte wenigstens für den Schaden an Ihrem Auto aufkommen.“

„Das wäre immerhin etwas.“ Bedrückt musterte sie die zerbrochene Scheibe. „Das Auto haben mir meine Eltern zum Abitur geschenkt. Es ist schon alt, aber ich hänge daran. Es tut richtig weh, es so beschädigt zu sehen.“

„Das lässt sich zum Glück in Ordnung bringen. Sie werden sehen.“ Er lächelte sie aufmunternd an, und sympathische Lachfältchen gruben sich um seine Augen ein. Er zog einen Tablet-PC aus seiner Tasche und fragte sie nach ihren persönlichen Daten und der verschwundenen Lampe. Die wichtigsten Informationen tippte er ein.

Als sie fertig waren, nickte er Victoria zu.

„Sie bekommen Bescheid, wenn ich etwas herausfinde. Bis dahin: Passen Sie auf sich auf, ja?“

„Vielen Dank. Ich werde es versuchen.“

***

Der Nieselregen ließ den Abend früh hereinbrechen. In der Praxis von Dr. Frank gingen die Lichter früh an. Die hellen Räume waren angenehm beheizt, und das tat auch dringend Not, denn draußen fegte ein kühler Wind um die Mauern und ließ das bunte Laub von den Bäumen rieseln.

Zahlreiche Patienten kamen mit fiebrigen Erkältungen oder baten darum, noch rasch gegen die Grippe geimpft zu werden. Die Welle von Viruserkrankungen war noch im Anrollen, deshalb konnte es noch nützlich sein, die Impfung zu geben.

Stefan Frank arbeitete seit etlichen Jahren als Hausarzt in Grünwald, im Süden von München. Er nahm sich immer Zeit für seine Patienten und wies niemanden ab. Dafür liebten ihn die Menschen in seinem Heimatort. Das herbstliche Wetter setzte vielen Menschen zu, aber Dr. Frank schaute nicht auf die Uhr, wenn er gebraucht wurde.

Sein letzter Patient an diesem Tag war Hannes Schwarze. Der junge Briefträger war heute schon einmal da gewesen, um ihm die Post zu bringen. Dass er die Praxis nun noch einmal aufsuchte, hatte seinen Grund: Die Katze eines älteren Antiquars hatte ihm mehrere blutige Striemen am Hals und im Gesicht zugefügt, die er ärztlich behandeln lassen wollte.

Dr. Frank säuberte und spülte die Wunden sorgfältig, ehe er sie mit einer antibiotischen Salbe versorgte. Die Verletzungen waren nur oberflächlich und würden gut verheilen. Er bat seinen Patienten jedoch, noch einmal zu ihm zu kommen, sollten sich die Wunden erwärmen oder stark röten.

„Ich dachte immer, Hunde wären des Postboten Feind“, sagte er, „aber offenbar gehören auch Katzen dazu.“

„Oh, Sie wären überrascht, worauf ich bei der Arbeit schon alles gestoßen bin.“ Hannes verdrehte die Augen. „Wenn ich die Zusammenstöße mit Tieren alle aufzählen müsste, wäre das eine lange Liste, angefangen mit Ratten und Waschbären und, und, und.“ Hannes winkte ab. „Eine Familie hält Lamas. Die sind eigentlich friedlich, aber wenn sie einen schlechten Tag haben, sollte man ihnen besser nicht zu nahe kommen.“

„Dann sollten Sie wohl über eine Rüstung für die Arbeit nachdenken.“

„Das wäre gar nicht mal schlecht, aber ob ich damit das nötige Tempo einhalten könnte, das der Chef vorsieht?“, gab Hannes schmunzelnd zu bedenken. „Haben Sie vielen Dank, Herr Doktor. Wir sehen uns dann morgen, wenn es Zeit für die Post ist.“

„Ja, bis morgen. Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen.“ Stefan Frank begleitete seinen Patienten noch hinaus ins Vorzimmer. Nachdem der Postbote gegangen war, trat Schwester Martha zu Dr. Frank und reichte ihm ein Glas, aus dem Dampf aufstieg.

„Trinken Sie det, Chef“, forderte sie ihn auf. Ihr Dialekt verriet, dass sie ursprünglich aus Berlin kam, auch wenn sie schon seit vielen Jahren in München lebte.

„Was ist denn das?“ Er beäugte zweifelnd die dunkle Mixtur, der ein säuerlicher Geruch entstieg.

„Holunder-Sanddorn-Tee. Sehr gesund. Ich habe zusätzlich etwas Honig hineingetan. Trinken Sie, ehe er kalt wird. Er wärmt nicht nur gut durch, sondern vertreibt auch jede sich anbahnende Erkältung. Genau det Richtige für heute.“

„Eigentlich bahnt sich da gerade nichts an.“

„Und so soll es auch bleiben, nicht wahr?“ Mit der ihr eigenen Mischung aus Fürsorglichkeit und Strenge sah Schwester Martha ihn an. Ihr rundes Gesicht unter den kurzen Haaren wurde von grauen Augen dominiert. Sie war ebenso kompetent wie tatkräftig und kümmerte sich zuverlässig um die Organisation seiner Termine und die Betreuung von Patienten.

Stefan Frank nippte an dem Tee. Oha. Das Gebräu schmeckte genauso streng, wie es roch. Halb säuerlich, halb fruchtig und mit einer Spur von Buchenrauch. Schwester Martha probierte liebend gern neue Rezepte für gesunde Getränke aus – und das am allerliebsten an ihm. Da er sie nicht enttäuschen mochte, leerte er das Glas mit beherzten Schlucken und setzte es aufatmend ab.

„Gut, oder?“ Sie lächelte breit. „Brauchen Sie mich noch, Chef?“

„Ich brauche Sie immer, Schwester Martha.“

„Det hört man gern. Ick meine, ob Sie mich heute noch brauchen.“

„Nein, nein, machen Sie ruhig Feierabend, Martha. Wir haben ohnehin schon wieder überzogen.“

„Leider nicht lange genug.“

„Nanu? Sagen Sie bloß, Sie hätten lieber Überstunden gemacht?“

„Heute schon. Meine Nachbarin hat mich überredet, mit ihr diesen neuen Sportkurs auszuprobieren. Zumba. Kennen Sie det? Wo man mit allem wackelt, was nur wackeln kann.“ Schwester Martha verzog das Gesicht, als hätte sie Zahnweh. „Ick weiß nicht, was mich geritten hat, zuzusagen.“

„Oh, das macht bestimmt Spaß.“

„Spaß?“ Sie sah ihn an, als hätte sie das Wort noch nie gehört. „Det Gehüpfe ist eigentlich nichts für mich. Nee, auf den Muskelkater morgen bin ick schon gespannt.“

„So schlimm wird es schon nicht werden.“

„Falls doch, bin ick morgen früh Ihr erster Patient.“ Sie vertauschte ihren Kittel mit einem warmen Strickmantel, nahm ihre Umhängetasche aus dem Schreibtisch und wünschte ihrem Chef einen schönen Abend, ehe sie davonwirbelte.

Stefan Frank machte noch einen Rundgang durch seine Praxis und vergewisserte sich, dass alle Fenster geschlossen waren. Er schaltete die Lichter aus und ging kurz hinauf in seine Wohnung, um seinen Kittel mit einer warmen Wetterjacke zu vertauschen. Dann verließ er sein Haus und trat hinaus in den Garten.

Er machte ein paar tiefe Atemzüge und genoss die würzige Herbstluft, die nach wilden Kräutern und Pilzen duftete. Ein wenig von der Last auf seinen Schultern schien von ihm abzufallen.

Sein Beruf brachte eine Menge Verantwortung mit sich, die er sehr ernst nahm. Hier draußen in der freien Natur konnte er abschalten und durchatmen. Das tat nach einem langen Tag in der Praxis auch dringend not.