Dr. Stefan Frank 2476 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2476 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Plötzlich ist es Liebe - Während Leos Krankheit kommen sich die besten Freunde näher

Eva und Julian kennen sich bereits seit vielen Jahren. Der fünfunddreißigjährige Richter und die achtundzwanzigjährige Krankenschwester wohnen als beste Freunde zusammen in einem Haus. Zudem kümmern sie sich um Leo, Julians Neffen, der schon früh seine Eltern verloren hat.
Julian hat immer mal wieder wechselnde Affären, und Eva ist irgendwie jedes Mal froh, wenn eine seiner Kurzzeitbeziehungen endet. Warum, weiß sie selbst nicht so genau.
Für beide ist es ein schwerer Schlag, als bei Leo eine sehr schwere Erkrankung diagnostiziert wird. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es war, und auch das Beziehungsgeflecht zwischen den Freunden verändert sich. Dass Julian gerade wieder eine frische Liebschaft begonnen hat, macht die Situation nicht einfacher. Es kommt immer häufiger zum Streit zwischen den beiden. Und doch scheinen sich - zunächst unbemerkt und heimlich - ganz neue Gefühle zwischen Eva und Julian zu entwickeln. Und allmählich müssen sie sich eingestehen, dass zwischen ihnen vielleicht doch nicht alles rein platonisch ist ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Plötzlich ist es Liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: lightwavemedia / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7378-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Plötzlich ist es Liebe

Während Leos Krankheit kommen sich die besten Freunde näher

Eva und Julian kennen sich seit vielen Jahren. Der Richter und die Krankenschwester wohnen als beste Freunde zusammen in einem Haus. Zudem kümmern sie sich um Leo, Julians Neffen, der schon früh seine Eltern verloren hat.

Julian hat immer mal wieder wechselnde Affären, und Eva ist irgendwie jedes Mal froh, wenn eine seiner Kurzzeitbeziehungen endet. Warum, weiß sie selbst nicht so genau.

Für beide ist es ein schwerer Schlag, als bei Leo eine sehr schwere Erkrankung diagnostiziert wird. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es war, und auch das Beziehungsgeflecht zwischen den Freunden verändert sich. Dass Julian gerade wieder eine frische Liebschaft begonnen hat, macht die Situation nicht einfacher. Es kommt immer häufiger zum Streit zwischen den beiden. Und doch scheinen sich – zunächst unbemerkt und heimlich – ganz neue Gefühle zwischen Eva und Julian zu entwickeln. Und allmählich müssen sie sich eingestehen, dass zwischen ihnen vielleicht doch nicht alles rein platonisch ist …

Der junge Mann machte nicht den Eindruck, als habe ihn die Verhandlung in irgendeiner Weise beeindruckt. Während des Verhörs ließ er deutlich erkennen, wie langweilig und überflüssig er die ganze Veranstaltung fand. Seiner Meinung nach war das nichts anderes als reine Zeitverschwendung.

„Sie sollten das, was wir hier besprochen haben, sehr ernst nehmen“, sagte der Richter, der sich trotz der überheblichen Miene des Übeltäters um einen sachlichen Ton bemühte. „Heute werden Sie noch nach dem Jugendstrafrecht verurteilt und kommen mit Ihrer Bewährungsstrafe äußerst milde davon. Wenn Sie aber noch einmal beim Dealen erwischt werden, wird es weniger glimpflich ablaufen.“

Der Richter neigte sich vor.

„Glauben Sie mir, das Leben hinter Gefängnismauern ist nicht sehr erstrebenswert. Haben Sie das verstanden?“

„Klar doch“, erwiderte der Neunzehnjährige flapsig und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er schien es eilig zu haben, aus dem Raum herauszukommen.

„Alles Gute für Sie.“ Dr. Julian Baumgart unterdrückte einen Seufzer. Es sah nicht so aus, als ob sich dieser junge Bursche seine Ermahnungen zu Herzen nahm. Den würde er wohl irgendwann vor Gericht wiedersehen.

Bevor Julian die Verhandlung schloss, tauschte er noch einen einvernehmlichen Blick mit den beiden Schöffen, die rechts und links von ihm saßen. Zum Glück war das heute der letzte Fall gewesen, der vor der Jugendkammer zu verhandeln war.

Am frühen Nachmittag schickte er sich an, das Gericht zu verlassen. Zwar musste er zu Hause noch ein paar Akten durchsehen, aber diese Arbeit würde nur einen Teil des restlichen Tages einnehmen.

Bevor er sich auf dem Heimweg machte, rief er Eva in der Waldner-Klinik an. Sie waren locker verabredet, zusammen essen zu gehen. Nur Ort und Zeit mussten sie noch festlegen.

„Grüß dich, Eva, ich bin‘s. Wie sieht es denn aus mit uns beiden?“

„Hallo, Julian. Tut mir leid, aber ich fürchte, heute geht es nicht. Ich vertrete einen Kollegen in der Notaufnahme. Seine Frau ist krank …“

„Du lässt dir immer so viel aufbürden“, fiel Julian ihr ins Wort. Seine Stimme klang vorwurfsvoll.

Eigentlich hatte er sich auf das Treffen schon gefreut. Obwohl Eva in dem kleinen Einlieger-Apartment seines Hauses in Grünwald wohnte, sahen sie sich manchmal länger nicht. Als Krankenpflegerin hatte sie ständig wechselnden Dienst. Und er war in seinem Beruf als Jugendrichter ebenfalls sehr eingespannt.

Umso mehr schätzte er die Gelegenheiten, wenn sie sich Zeit füreinander nahmen, um mal wieder essen zu gehen oder auch zu Hause gemeinsam zu kochen.

Eva war eine gute Zuhörerin. Sie hatte ihn auch schon mal seelisch unterstützt, als er ziemlich frustriert vor dem Scherbenhaufen einer Beziehung gestanden hatte, von der er sich anfangs so viel versprochen hatte.

Schon seit acht Jahren wohnte er mit Eva Herzog unter einem Dach. Sie verfügte über Herzenswärme, Mitgefühl und Sinn für Humor. An diesen Eigenschaften ließ sie ihn teilhaben, und sie war immer bereit, sich auch seinen Problemen zu widmen. Wie es sich für beste Freunde gehörte, sparten sie auch nicht mit wechselseitiger Kritik, aber niemals wurden sie dabei verletzend.

Früher hatte er immer gedacht, Freundschaften zwischen Frauen und Männern seien ein Hirngespinst, doch jetzt wusste er, dass eine solche Beziehung möglich war. Und dass man sie pflegen musste.

„Dafür habe ich bald einen zusätzlichen Abend frei“, drang ihre Stimme aus dem Telefon. „Dann werden wir das Essen nachholen.“

„Okay, ich sehe ein, dass ich dich nicht umstimmen kann. Wenn du nach Hause kommst, dann klingel doch noch kurz bei mir.“

„Es kann spät werden“, wandte sie ein. „Ich will dich auf keinen Fall wecken. Du brauchst auch deinen Schlaf.“

„Wenn noch Licht brennt, schlafe ich nicht. Also dann, hoffentlich hast du nicht allzu viel Stress. Es ist Frost angekündigt, das könnte mehr Unfälle als sonst mit sich bringen …“

Jetzt war sie es, die ihn unterbrach.

„Ich nehme es, wie es kommt“, erwiderte sie. „Was anderes bleibt uns hier ja auch nicht übrig.“

„Ciao, Schätzchen. Überarbeite dich nicht.“

„Ich tue mein Bestes“ sagte sie und ließ ihr wohlklingendes Lachen hören. Es vertiefte die Vertrautheit zwischen ihnen, ein Gefühl, das ihm an diesem kalten Tag die Seele wärmte.

Eine halbe Stunde später verließ er endlich das Gerichtsgebäude. Im Hauseingang stand Mara Bernau, die schöne Referendarin, die bei einigen Kollegen allein durch ihre Anwesenheit für ordentlichen Wirbel sorgte.

Auch Julian mochte die junge Frau, aber er hatte noch keine Zeit gefunden, mal ein privates Wort mit ihr zu wechseln. Jetzt schien ihn das Schicksal augenzwinkernd aufzufordern: Hier hast du deine Chance, mein Lieber. Nutze sie.

„Einen schönen Abend, Dr. Baumgart!“, sagte sie, als er neben sie trat. Offensichtlich war sie erfreut, ihn zu sehen.

„Das wünsche ich Ihnen auch, Frau Bernau.“ Er warf einen Blick hinauf zu den bleigrauen Wolken. „Sieht ganz so aus, als ob da einiges herunterkommen wird.“

„Ich mag Schnee“, bekannte sie.

„Nun ja, in der Stadt macht er aber meistens nur Probleme.“

Lächelnd neigte sie den Kopf zur Seite.

„Was halten Sie von einem wärmenden Drink, anstatt hier in der Kälte übers Wetter zu reden?“

„Das ist eine Superidee“, ging er schnell auf ihren Vorschlag ein, bevor sie ihn womöglich wieder zurückzog. „Gehen wir doch gleich um die Ecke ins Café Leopold. Da können wir auch was essen.“

„Ich hege keine Einwände, Herr Vorsitzender“, erwiderte sie mit einem verschmitzten Lächeln und hängte sich einfach bei ihm ein. Zunächst war er von dieser Geste überrascht, aber dann nahm er sie als guten Anfang für etwas, was durchaus noch aufregend zu werden versprach. Doch er wollte den Dingen nicht vorgreifen.

Wie sie da flotten Schrittes zum Lokal marschierten, hätte man sie eher für ein Liebespaar als für Kollegen halten können. Hin und wieder warf er ihr einen Seitenblick zu, um ihr ansehnliches Profil in sich aufzunehmen.

***

An diesem Abend saß Stefan Frank mit seiner Liebsten vor dem freundlich knisternden Kamin im geräumigen Wohnzimmer des Doktorhauses. Sie schauten in die Flammen und tranken Tee.

Eigentlich war geplant gewesen, ein verlängertes Wochenende in den Bergen um Kufstein zu verbringen. Doch die Kollegin, mit der Alexandra die augenärztliche Gemeinschaftspraxis führte, war plötzlich erkrankt. Die Grippewelle war im Anschwellen begriffen.

Nun musste Stefans Lebensgefährtin die Patiententermine allein wahrnehmen, auch die von Helene. Alexandra standen lange Tage bevor. Aus diesem Grund hatte das Paar beschlossen, die Auszeit zu verschieben, bis Helene wieder einsatzfähig war. Außerdem war geplant, bei guten Schneebedingungen eine Woche Ski-Urlaub zu machen.

Stefan stand auf, nahm Alexandra die leere Tasse aus den Händen und stellte diese mit dem anderen Geschirr auf das Tablett.

„Bleib nur sitzen“, sagte er liebevoll und warf einen Blick auf Alexandras lange Beine, die sehr dekorativ auf einem gepolsterten Hocker ruhten.

Sie seufzte behaglich.

„Was essen wir heute?“, wollte Stefan wissen, als er aus der Küche zurückkam. „Wir haben drei Möglichkeiten: Erstens, wir gehen in ein Restaurant, zweitens, wir lassen uns was bringen, drittens, wir wärmen uns Hühnchen und Gemüse auf, das Frau Quandt schon vorbereitet hat. Wir müssten die Form nur noch in den Ofen schieben.“

Alexandra überlegte kurz, bevor sie ihrem Schatz eine passende Antwort gab.

„Zu eins: Wenn wir ins Restaurant gehen, müssen wir hinaus ins Kalte. Bei dem Wetter ziemlich unangenehm. Zu zwei: Wenn wir uns was bringen lassen, jagen wir den Boten in die Kälte. Das wäre unmenschlich. Und zu Punkt drei: Ich liebe Frau Quandts Küche. Das heißt, wir speisen im Hause Frank.“

„Und ich liebe dich für deine klaren Ansagen“, erwiderte Stefan, hockte sich auf die Sessellehne und umrahmte Alexandras Gesicht mit seinen Händen, bevor er sich über sie beugte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte.

„Nur für meine klaren Ansagen?“ Alexandra zupfte ihn am Ohrläppchen. „Oder gibt es da noch andere Eigenschaften, die du an mir schätzt?“

„Du bist schön“, erwiderte Stefan. „Du bist klug. Du bist eine gute Ärztin. Du hast ein Herz für Menschen und Tiere. Und da du mich zu deinem Gefährten erwählt hast, kann ich dir auch noch einen guten Geschmack in Sachen Partnerwahl bescheinigen.“

Alexandra wollte ihm gerade scherzhaft einen Vortrag über Eigenlob halten, als es klingelte.

„Nanu.“ Nur widerwillig löste sich Stefan von seiner Liebsten und ging zur Tür.

Draußen stand Frau Quandt. Sie sah besorgt aus. Als wenn sie vergessen hätte, etwas zu erledigen.

Stefan Frank hielt die Tür weit auf.

„Kommen Sie rein …“

„Entschuldigen Sie die Störung, Herr Doktor, ich wäre nicht gekommen, wenn … Also, mein Mann gefällt mir überhaupt nicht. Seit einer Stunde hat er Schüttelfrost und ziemlich hohes Fieber, dazu Glieder- und Muskelschmerzen. Da wollte ich mir Ihren Rat holen, bevor ich irgendein Mittel in der Apotheke besorge. Sie könnten ihm sicher etwas Wirkungsvolles aufschreiben.“

„Zurzeit geht wieder die Grippe um“, sagte Stefan.

„Aber wir sind beide geimpft.“

„Hm.“ Der Grünwalder Arzt strich sich nachdenklich über das Kinn. Der Impfstoff für diesen Winter sollte nach allem, was die Fachpresse schrieb, wirkungsvoller sein als der des Vorjahres. „Aus der Ferne kann ich natürlich keine Diagnose stellen. Wissen Sie was, ich komme bei Ihnen vorbei.“

„Ich wollte Ihnen wirklich nicht den Abend verderben“, betonte die Haushälterin, schien jedoch insgeheim doch sehr froh zu sein, dass der Arzt sich sofort um ihren Mann kümmern wollte.

Stefan spürte ihre Erleichterung.

„Gehen Sie schon vor. Ich hole noch meine Tasche und ziehe mir was über. Bis gleich.“

In der Küche hatte Alexandra gerade das Essen aus dem Kühlschrank geholt, um es im Backofen aufzuheizen.

„Wir müssen noch ein bisschen warten“, sagte Stefan. „Herr Quandt fühlt sich nicht wohl. Ich will ihn mir nur schnell ansehen. Seine Frau macht sich Sorgen.“

Natürlich hatte Alexandra keine Einwände. Dass ihre gemeinsamen Vorhaben gelegentlich von etwas Unvorhergesehenem durchkreuzt wurden, nahm sie als Selbstverständlichkeit hin. Sie wusste ja, dass Stefan ein überaus beliebter Arzt war. Viele Grünwalder schätzten ihn und wären nie auf die Idee gekommen, zu einem der anderen niedergelassenen Kollegen zu gehen.

„Mach es dir inzwischen mit einem Glas Wein bequem.“

Sie schüttelte den Kopf und brachte ihn noch bis zur Tür.

„Ich warte, bis du wieder da bist. Hoffentlich ist es nichts Besorgniserregendes.“

Mit einem dicken Schal um den Hals trat Stefan hinaus in die Kälte.

Die Quandts wohnten ganz in der Nähe. Er brauchte nur ein paar Häuser weiter zu gehen, doch schon auf diesem kurzen Stück kroch ihm nasskalte Witterung unter den Mantel und ließ ihn frösteln.

Frau Quandt hatte das Gartentor offen gelassen. Noch bevor er klingeln konnte, öffnete sie die Tür.

„Danke, Dr. Frank, dass Sie so rasch helfen …“

„Das ist doch selbstverständlich.“

„Kommen Sie, mein Mann liegt auf dem Sofa.“

Stefan begrüßte den Patienten. Der Schüttelfrost hatte sich noch nicht gelegt.

„Lieber Herr Quandt, was machen Sie denn für Geschichten?“ Er setzte die Tasche ab. „Machen Sie mal das Hemd auf.“

Der Arzt horchte die Lunge ab, maß den Blutdruck und die Temperatur und stellte zwischendurch immer wieder Fragen. Das Thermometer zeigte vierzig Grad Fieber an. immer wieder wurde der Kranke von trockenen Hustenanfällen geschüttelt. Dr. Frank musste berücksichtigen, dass sich bei geschwächten Menschen eine Lungenentzündung entwickeln konnte.

„Durchfall hat er auch“, sagte Frau Quant, die hinter dem Arzt stand und voller Sorge ihren Mann betrachtete. „Die müssen sich irgendwo angesteckt haben.“

Stefan Frank wandte sich um.

„Die? Wen meinen sie damit?“

„Ein paar andere vom Kegelclub klagen ebenfalls, dass sie sich nicht wohlfühlen.“

Stefan runzelte die Stirn.

„Was haben die Leute vom Kegelclub gegessen?“

Frau Quandts Mann wollte etwas sagen, aber der Husten hinderte ihn daran, also gab sie weiter, was sie schon wusste.

„Es gab kein Menü für alle. Sie haben in den Restaurants in der Nähe des Hotels gegessen und nach der Karte gewählt.“

„Wann war das?“

„Letztes Wochenende. Der Kegelclub hat seinen jährlichen Ausflug gemacht, diesmal nach Herrsching am Ammersee. Eigentlich war das Hotel schon seit ein paar Monaten geschlossen, aber der Hotelier hat sich bereit erklärt, eigens für den Kegelclub zwei Tage zu öffnen.“

In Stefans Kopf blinkte ein Alarmlämpchen auf. Es hatte also vor Kurzem einen Hotelaufenthalt gegeben. Natürlich wurde dort auch geduscht. Und gerade in den Duschköpfen tummelten sich Bakterien. Auch solche, die krank machen konnten. Natürlich gab es noch keinen Beweis für seine Vermutung, aber er musste dem nachgehen. Vorerst brauchte er noch ein paar Informationen.

„Gibt es einen Vorsitzenden? Oder einen Kassenwart?“

„Der Rudolf“, krächzte Herr Quant. „Der hat das Ganze organisiert.“

„Geben Sie mir bitte die Telefonnummer. Ich würde gern mit ihm sprechen.“

Frau Quandt nannte ihm die Nummer, Stefan tippte sie in sein Handy ein. Wenig später meldete sich Rudolf Kreidl.

Stefan Frank stellte sich vor und präzisierte sein Anliegen. Er wollte genauer wissen, was in diesem Hotel geschehen war.

Der Mann berichtete bereitwillig von den Aktivitäten und dass ihm nichts Besonderes aufgefallen sei. Allerdings wusste er von fünf Männern, die ebenfalls über Grippesymptome klagten.

Dr. Frank bedankte sich und beendete das Gespräch.

„Weitere Personen vom Kegelclub haben ebenfalls einen Infekt“, ließ er halblaut vernehmen.

Frau Quandt betrachtete ihn beunruhigt.

„Worauf wollen Sie hinaus? Denken Sie an Salmonellen oder so was?“

Vorerst äußerte Stefan seinen Verdacht nicht.

„Salmonellen eher nicht. Auf jeden Fall müssen wir die Ursache herausfinden.“

In solchen Fällen musste er das Standardverfahren anwenden. Wenn Anamnese und körperliche Untersuchung keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Erreger zuließen, war es zwingend erforderlich, im Blut, Urin oder Sekret des Atemtraktes nach dem Übeltäter zu fahnden.

Stefan entnahm seinem Koffer ein Plastikgefäß und reichte es dem Patienten.

„Ich brauche zur Abklärung eine Urinprobe“, erklärte er.

Nachdem das erledigt war, verschraubte er den kleinen Behälter mit einem Deckel. Gleich anschließend würde er noch beim Labor vorbeifahren, mit dem er seit Jahren zusammenarbeitete. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde ein Ergebnis vorliegen.

Er gab seiner Wirtschafterin noch eine Packung Schmerzmittel aus seinem Koffer.

„Davon soll er drei am Tag nehmen, morgens, mittags und abends. Wenn ein Ergebnis vom Urintest vorliegt, melde ich mich bei Ihnen. Und bleiben Sie morgen zu Hause.“

Dann ging er zum Doktorhaus zurück, holte den Wagen aus der Garage und fuhr ins Labor, das sich im Münchner Stadtteil Giesing befand.

Eineinhalb Stunden später traf er wieder in Grünwald ein.

„Bin wieder da!“, rief er im Hausflur.

Alexandra kam ihm sofort entgegen.

„Du warst aber lange weg. Ich wollte schon eine Suchmeldung rausschicken“, sagte sie. „Ich schiebe gleich mal den Auflauf in den Backofen. Hast du Hunger? Eine halbe Stunde wird es noch dauern.“

In der Wartezeit berichtete Stefan ihr von seinem Verdacht.