Dr. Stefan Frank 2483 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2483 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erinnere dich an das, was war
Nach zehn Jahren Ehe muss Lukas plötzlich um seine Frau kämpfen

Der attraktive Apotheker Lukas Schwendner ist mit den Nerven am Ende. Vor wenigen Tagen ist seine Frau Josie mit schweren Kopfverletzungen aufgefunden worden. Seitdem liegt sie bewusstlos in der Münchner Waldner-Klinik. Was mit ihr geschehen ist, kann niemand sagen. Hoffentlich wird sie es ihm bald selbst erzählen können.
Als Lukas an diesem Morgen wie üblich ihr Krankenzimmer betritt, stockt ihm für einen Moment der Atem: Josie hat endlich die Augen geöffnet! Sein Herz schlägt sofort schneller. Seine Frau ist wieder bei Bewusstsein, nun wird sicher alles gut!
Doch Josie schaut ihn nur zweifelnd an.
"Sind Sie ein Arzt?", fragte sie leise.
Lukas‘ Augen weiten sich entsetzt.
"Ein Arzt? Himmel, Josie, ich bin dein Ehemann!", keucht er ...

Zuerst hofft Lukas, dass Josie nur vom langen Schlaf benommen ist, aber bald wird es traurige Gewissheit: Josie hat ihr Gedächtnis verloren, und er selbst ist für seine Frau ein Fremder. Der junge Apotheker ist verzweifelt. Kann er irgendetwas tun, um seine Frau erneut für sich zu gewinnen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 124

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Erinnere dich an das, was war

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ridofranz / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7589-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Erinnere dich an das, was war

Nach zehn Jahren Ehe muss Lukas plötzlich um seine Frau kämpfen

Der attraktive Apotheker Lukas Schwendner ist mit den Nerven am Ende. Vor wenigen Tagen ist seine Frau Josie mit schweren Kopfverletzungen aufgefunden worden. Seitdem liegt sie bewusstlos in der Münchner Waldner-Klinik. Was mit ihr geschehen ist, kann niemand sagen. Hoffentlich wird sie es ihm bald selbst erzählen können.

Als Lukas an diesem Morgen wie üblich ihr Krankenzimmer betritt, stockt ihm für einen Moment der Atem: Josie hat endlich die Augen geöffnet! Sein Herz schlägt sofort schneller. Seine Frau ist wieder bei Bewusstsein, nun wird sicher alles gut!

Doch Josie schaut ihn nur zweifelnd an.

„Sind Sie ein Arzt?“, fragte sie leise.

Lukas‘ Augen weiten sich entsetzt.

„Ein Arzt? Himmel, Josie, ich bin dein Ehemann!“, keucht er …

„Ich mag aber keine Ratten!“ Ein helles Quietschen ging dem Ausruf voran, und ein Aufstampfen mit dem Fuß folgte ihm. Es war unschwer zu erkennen, dass sich soeben ein Drama anbahnte. Und das ausgerechnet auf einer Geburtstagsparty!

Josie verstand plötzlich das verständnisvolle Augenzwinkern, mit dem Gretas Mutter sie bedacht hatte, als sie die Sechsjährige hergebracht hatte. Sie hatte Josie eine kleine Flasche Sekt in die Hand gedrückt.

„Für die Party hinterher“, hatte sie gesagt. Vermutlich würde sie die Aufmunterung nötig haben, wenn das Fest vorüber war. Diese – und eine halbe Packung Schmerztabletten, weil das Pochen in ihrem schmerzenden Zahn von Minute zu Minute schlimmer wurde.

Finn hatte sich zu seinem sechsten Geburtstag eine Feier unter dem Motto „Zauberschule“ gewünscht. Josie war verblüfft gewesen, wie viele Deko-Artikel man dazu im Internet fand. Sie hatte die Decke der Gartenlaube durch das Anbringen von mit Sternen bedrucktem Taft in das Dach einer Zauberschule verwandelt. Kürbiskerzen, künstliche Spinnennetze und ein Kessel mit Kinderpunsch sorgten für das richtige Flair.

Die Kinder hatten Zauberstab-Mikado und Hexerei-Memory gespielt. Das Essen war ebenfalls magisch gewesen: ein Einhornkuchen und ein leuchtend orangefarbener Zaubertrank.

Die Kinder waren hellauf begeistert gewesen, als Josie die Gastgeschenke geholt hatte: Sie hatte für jedes Kind ein Plüschtier besorgt. Es gab Ratten, Katzen und Schneeeulen. Die Kinder waren selig, bis auf Greta, für die eine Ratte übrig geblieben war, die sie nun argwöhnisch beäugte.

Josie kauerte sich vor Greta, sodass ihre Augen auf derselben Höhe waren wie die des Kindes.

„Das ist Fridolin“, sagte Josie sanft. „Magst du ihm nicht Hallo sagen, Greta?“

Greta stülpte die Lippen vor.

„Ihm fehlt ein Ohr.“

„Was sagst du da?“ Josie betrachtete das Tierchen genauer.

Es stimmte, dem armen Fridolin fehlte das rechte Ohr. Das war ihr beim Kauf gar nicht aufgefallen. Da war guter Rat teuer. Sie konnte auf die Schnelle keinen Ersatz besorgen. Also gab es nur eine Möglichkeit.

„Fridolin wünscht sich ein schönes Zuhause, weißt du? Er ist ein bisschen ramponiert, weil er so eine weite Reise hinter sich hat. Er war mit seinen acht Geschwistern unterwegs. Sie haben inzwischen alle ein Zuhause gefunden. Nur den armen Fridolin mag keiner haben, weil ihm ein Ohr fehlt.“

„Ooh. Armer Fridolin.“ Greta streckte die Arme nach der kleinen Plüschratte aus und drückte sie tröstend an ihr Herz.

„Er braucht jemanden, der gut zu ihm ist. Willst du auf ihn aufpassen, Greta?“

„Ja, das will ich.“

„Das ist schön. Fridolin ist eine tapfere kleine Ratte. Er wird dich immer beschützen. Nur eines kann er gar nicht leiden, und das ist Wasser.“ Josie kniff verschwörerisch ein Auge zu.

„Ich bade auch nicht gern.“ Greta gluckste fröhlich und entblößte dabei eine Zahnlücke. Damit war Fridolins Zukunft gesichert.

Josie richtete sich wieder auf. Im selben Augenblick kündigte die Türklingel die ersten Eltern an, die ihre Kinder zur verabredeten Zeit abholen wollten. Die quirlige Schar hatte überhaupt keine Lust, sich schon zu trennen, und so verging noch eine halbe Stunde, bis Josie die Tür der Gartenlaube hinter Paul und seinem Vater schloss.

Mit einem Mal war es so still um sie, dass es ihr beinahe unwirklich vorkam. Das bunte Durcheinander um sie herum brachte sie jedoch ins Hier und Jetzt zurück.

„Wir räumen auf“, entschied Finn, der mit seinen sechs Jahren überaus ordentlich war. Während das Zimmer seines älteren Bruders meistens aussah, als wäre ein Wirbelsturm durchgefegt, lag bei Finn alles an seinem Platz. Er half Josie, buntes Pappgeschirr in einen großen Müllbeutel zu sammeln.

Die Reste des Kuchens kamen in eine blaue Box. Die würden ihnen morgen sicherlich noch schmecken. Sie wischten und putzten. Bald blitzte das Gartenhäuschen vor Sauberkeit.

Josie kehrte mit ihrem Sohn durch den verschneiten Garten zum Wohnhaus zurück. Sie lebten in Grünwald, einem idyllischen Vorort südlich von München. Das Leben war hier ruhiger als im Zentrum der Metropole, und trotzdem war man im Handumdrehen in der Stadt.

Finn zog sich in sein Zimmer zurück, und wenig später hörte sie ihn auf seiner Kinder-Zither herumzupfen. Er liebte Musik und ging seit einem halben Jahr zum Unterricht.

Während der ersten Monate hatte er auf einem geliehenen Instrument geübt. Nun zeichnete sich ab, dass er dranbleiben würde, deshalb hatten seine Eltern ihm ein eigenes Instrument zum Geburtstag geschenkt. Zusammen mit einigen Noten für Lieder, die er am liebsten sofort alle ausprobiert hätte.

Linus steckte den Kopf zur Küche herein.

„Ist noch Kuchen übrig?“

„Freilich.“ Josie bemerkte seine vom Schnee durchnässte Garderobe. Ihr älterer Sohn hatte den Nachmittag mit Freunden am nahen Rodelhang verbracht. Das hatte seine Spuren hinterlassen. „Zieh dich um, und wasch dir die Hände. Ich schneide dir inzwischen ein Stück Kuchen ab.“

„Ist gut!“ Wie der Blitz stob der Siebenjährige davon.

Wenig später drang von oben das muntere Geplapper der beiden Brüder. Offenbar erzählte Finn ganz begeistert von der Geburtstagsparty. Josie ließ sich ein Glas Wasser ein und spülte damit eine Schmerztablette hinunter.

Das Ziehen in ihrem Zahn zehrte an ihr. Sie musste wirklich bald die Zeit finden, zum Zahnarzt zu gehen. Nach dem turbulenten Nachmittag fühlte sie sich obendrein so erschöpft, als wäre sie in der Isar von Landshut nach München geschwommen.

Ein langes Schaumbad wäre jetzt herrlich, dachte sie und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wo Lukas nur bleibt? Er hat versprochen, zur Geburtstagsparty daheim zu sein, aber das war wohl nichts. Ein leises Seufzen entfuhr ihr. Ihr Blick streifte den Kühlschrank. An der Tür klemmte ein Zettel mit ihrer Handschrift unter einem Magneten.

Finns Party beginnt um zwei. Wir freuen uns auf dich. In Liebe, Josie

Lukas war in aller Frühe zur Arbeit gefahren, noch bevor die Kinder und sie aufgestanden waren, deshalb hatte sie ihm abends nach dem Bügeln noch den Zettel an den Kühlschrank geheftet. Er musste ihn gesehen haben, als er sich die Sahne für seinen Kaffee geholt hatte.

Seit Wochen, nein, Monaten kommunizierten sie überwiegend über Zettel miteinander. Einkaufslisten, Termine und Besuche bei den Großeltern wurden schriftlich abgesprochen. Wobei „abgesprochen“ sehr optimistisch ausgedrückt war. Meistens bestand die Antwort ihres Mannes in einem einzigen Wort: Okay.

In diesem Augenblick meldete sich Wolfgang Amadeus Mozart im Korridor. Ihr Mann hatte das Telefon so eingestellt, dass es nicht klingelte, sondern „Eine kleine Nachtmusik“ spielte. Beim ersten Mal hatte sie das reizend gefunden. Inzwischen nicht mehr so sehr.

„Schwendner“, meldete sie sich.

„Guten Abend, Frau Schwendner, hier spricht Alexander Holzner vom Tageblatt. Sie hatten sich bei uns für die Stelle einer Redakteurin beworben. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir den Posten bereits anderweitig vergeben haben.“

„Oh. Wie schade.“ Die Enttäuschung flutete ihr Inneres wie kaltes Wasser. Beim Vorstellungsgespräch hatte sie ein gutes Gefühl gehabt und sehr auf die Stelle gehofft. Die bedauernden Worte des Anrufers rauschten an ihr vorbei. Sie brachte nur einen höflichen Abschied heraus, dann legte sie auf.

Wieder nichts! In ihrem Kopf drehte sich auf einmal alles. Acht Jahre war sie aus ihrem Beruf heraus. Kurz vor Linus‘ Geburt hatten Lukas und sie beschlossen, dass sie eine Weile aussteigen und sich um das Baby kümmern würde, ehe sie wieder arbeiten ging. Es sollte nur für ein Jahr sein. Höchstens für zwei.

Doch dann hatte sich Finn angemeldet, und sie hatten Josies Rückkehr in den Beruf aufgeschoben. Warum auch nicht? Ihr Mann leitete eine Apotheke und verdiente gut. Josie war gern daheim geblieben und hatte sich um ihre Kinder und den Haushalt gekümmert.

Inzwischen waren Linus und Finn aus dem Gröbsten raus, und sie sehnte sich danach, wieder arbeiten zu gehen. Ab und zu einen Auftrag zu bekommen, war kein Problem. Anders sah es mit einer Festanstellung aus. Sobald die zukünftigen Arbeitgeber hörten, dass sie so lange nicht gearbeitet hatte, war es vorbei.

Josie hangelte sich mit befristeten Aufträgen durch, aber sie wünschte sich mehr. Sie wollte wieder zu einem Team gehören. Fest angestellt sein. Doch diese Posten waren rar gesät.

Die Enttäuschung klemmte wie ein Kloß in ihrem Hals.

Sie kämpfte noch damit, als die Haustür aufgeschlossen wurde und ihr Schwiegervater mit einem Schwall Neuschnee hereinkam. Rudolf Schwendner war ein drahtiger Mann mit grauen Haaren und einem gepflegten Bart, dem man die knapp siebzig Jahre nicht ansah. Schnee klebte an seinen Hosen und seinem Wintermantel. Schnaufend warf er die Tür hinter sich zu.

„Herrschaftszeiten, was für eine Kälte!“ Er sah Josie an und stutzte. „Ist alles in Ordnung?“

„Ich habe wieder eine Absage bekommen.“

„Oh, das ist freilich bitter.“ Ihr Schwiegervater kam durch den Flur auf sie zu. „Ich verstehe, dass du enttäuscht bist, aber du wirst deinen Traumposten schon noch finden. Das weiß ich genau. Hab Geduld. Irgendwann wird ein Chef erkennen, dass eine erfahrene Mutter wie du ein großer Gewinn für sein Unternehmen ist. Ich meine, du meisterst mehrere Jobs auf einmal, bist Familienmanagerin, Köchin, Fahrerin und noch vieles mehr. Jeder Chef kann sich glücklich schätzen, dich zu bekommen.“

„Vielleicht sollte ich das in meinem Bewerbungsschreiben ergänzen.“ Josie lächelte schief.

„Das wäre gar kein Fehler. Niemand sollte sich unter Wert verkaufen.“ Ihr Schwiegervater zog seinen Mantel aus, hängte ihn auf und blies in seine Hände. „Himmel, ist das eine Kälte draußen. Ich bin fast erfroren. Mein Hausarzt ist ein Sadist!“

„Weil er dir einen täglichen Spaziergang verordnet hat? Er meint es sicherlich nur gut.“

„Aber bei dieser Kälte jagt man keinen Hund hinaus.“

„Die Bewegung soll gut gegen deine offenen Beine sein, sagt Dr. Frank. Wie wäre es, wenn ich dir einen Tee aufsetze? Damit kannst du dich nachher aufwärmen. Während er zieht, wechsle ich deine Verbände. Es ist nämlich wieder an der Zeit. Danach kannst du dein Quiz im Fernsehen ansehen.“

„Richtig, das kommt heute wieder.“ Seine Miene hellte sich auf. „Einverstanden. So machen wir es.“

„Geh ruhig schon vor. Ich komme gleich nach.“ Josie setzte den Wasserkocher in Gang. Ihr Schwiegervater wohnte im Anbau des Hauses. Er war Maler und hatte sich in den hellen Räumen ein Atelier eingerichtet.

Seine Aquarelle mit den Stadtansichten von München und Grünwald waren beliebte Souvenirs und wurden gern von Urlaubern gekauft. Außerdem malte er auf Hochzeiten und Firmenfeiern Schnellporträts von den Gästen. Die Bilder wurden ihm förmlich aus den Händen gerissen.

Als Josie ihm in den Anbau folgte, lag ihr Schwiegervater bereits auf dem Bett und blätterte in einem Krimi. Er hatte die Hose abgelegt, sodass die Verbände an seinen Beinen sichtbar waren. Rudolf litt seit einiger Zeit unter offenen Beinen. Die Wunden mussten regelmäßig mit steriler Kochsalzlösung gereinigt werden. Anschließend wurde eine Zinkpaste aufgetragen und mit einer Wundauflage abgedeckt.

Josie wechselte die Verbände. Normalerweise war das rasch erledigt. An diesem Nachmittag erwartete sie unter dem Verband jedoch nichts Gutes. Als sie die Auflage vorsichtig abzog, schnappte sie erschrocken nach Luft. Das sah ganz und gar nicht gut aus!

Ihr Zögern blieb nicht unbemerkt.

„Was ist denn los?“ Ihr Schwiegervater ließ das Buch sinken, schaute an sich herunter und keuchte. „Ach, du liebe Zeit!“

***

Josie tigerte nervös durch ihr Haus.

Der Anblick der stark geröteten und nässenden Wunden an den Beinen ihres Schwiegervaters hatte sich in ihre Netzhäute eingebrannt. Wann immer sie die Augen schloss, sah sie die Geschwüre wieder vor sich. Kurzerhand hatte sie seinen Hausarzt angerufen und um einen Hausbesuch gebeten. Hoffentlich konnte Dr. Frank etwas für ihn tun!

Josie konzentrierte sich wieder auf die feuchte Wäsche in ihrem Korb. Sie füllte den Wäschetrockner, legte ein Dufttuch dazu und schaltete die Maschine ein. Rumpelnd begann der Trockner mit seiner Arbeit.

Vor dem Badezimmerfenster wirbelten weiße Flocken vorbei. Es schneite so heftig, dass sich Josie überlegte, die Zufahrt freizuschaufeln, damit ihr Mann mit dem Wagen die Auffahrt heraufkam.

Warum war er eigentlich noch nicht daheim? Seine Geschäftszeiten in der Apotheke waren längst herum. Ob er eine Panne mit dem Wagen hatte? Nein, dann hätte er sie sicherlich angerufen und Bescheid gesagt, dass es später wurde. Wo blieb er denn nur?

Unsicher strich sie sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Hoffentlich war der Zustand ihres Schwiegervaters nicht so schlimm, wie sie befürchtete. Als sie seinen Verband hatte wechseln wollen, war seine Haut an den Wundrändern gerötet und verräterisch gläsern gewesen. Obendrein war die Haut spürbar überwärmt. Keine guten Zeichen.

Josie hatte Glück gehabt. Dr. Frank war nicht nur sogleich am Apparat gewesen, sondern auch bereit, zum Hausbesuch vorbeizukommen. Sie hatten eine Weile warten müssen, weil er gerade bei anderen Patienten unterwegs gewesen war. Nun war er bei ihrem Schwiegervater und sah nach ihm. Und Josie machte sich Sorgen.

Endlich klappte nebenan eine Tür. Dr. Frank kam zu ihr. Er war ein freundlicher Arzt in den Vierzigern, dessen Augen so herzlich blickten, dass man ihm gleich vertraute. Als Hausarzt hatte er immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Patienten und tat, was in seiner Macht stand, um zu helfen.

„Wie geht es meinem Schwiegervater, Herr Doktor?“

„Ich habe die Geschwüre gesäubert und mit einer Salbe behandelt. Außerdem bekommt er ein hochdosiertes Antibiotikum von mir. Ich schaue morgen wieder vorbei und sehe mir die Wunden an. Momentan kann ich leider nur sagen, dass sich Entzündungen gebildet haben. Wir müssen aufpassen, dass sie sich nicht zu einer Sepsis ausweiten.“

„Also ist es doch so schlimm?“ Josie schnappte nach Luft. Ihr Schwiegervater hatte schon länger Unterschenkelgeschwüre. Die schlecht heilenden Wunden wurden auch offenes Bein genannt, und dieser Ausdruck traf es ziemlich gut. Die Ursache war eine Venenschwäche.

Dr. Frank hatte ihr erklärt, dass die Beinvenen das Blut zum Herzen transportierten. Schafften sie das nicht mehr ausreichend, staute sich das Blut in den Beinvenen, die dadurch übervoll waren. Dieser Blutstau schädigte die Blutgefäße, sodass sie das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen konnten.

Die Haut litt – und wurde wund. Mit Kompressionsstrümpfen, Bewegung und Wundversorgung sollte dem abgeholfen werden, aber das schien nicht länger auszureichen.

„Wie geht es nun weiter, Herr Doktor?“