Dr. Stefan Frank 2487 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2487 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Freudentränen zum Geburtstagsfest
Als ein großer Wunsch endlich wahr wurde

Mit sorgenvoller Miene sitzt Hannah Breitenbach in der Praxis von Dr. Stefan Frank. Die alleinerziehende Mutter macht sich Sorgen um ihre elfjährige Tochter. Seit Jahren schon wird Lilith immer wieder von ein und demselben Traum heimgesucht, aus dem sie dann weinend erwacht. In letzter Zeit tritt dieser Traum wieder besonders häufig auf. Vielleicht kann Dr. Frank herausfinden, was dahintersteckt?
Nach einer gründlichen Untersuchung kann der Grünwalder Arzt ausschließen, dass Lilith krank ist. Allerdings bemerkt er, dass irgendetwas das Mädchen zu bedrücken scheint. Aber was? Vorsichtigen Fragen weicht Lilith aus, sie scheint nicht bereit, jemandem ihr Innerstes anzuvertrauen.
Doch kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse im Leben des Kindes, und nach und nach kommt Dr. Frank einer abenteuerlichen Geschichte auf die Spur, die alles erklärt: Liliths Träume, ihre Sorgen und Ängste. Vor allem wird deutlich, dass das Mädchen einen lange gehegten großen Wunsch in seinem Herzen trägt. Den zu erfüllen scheint zunächst unmöglich, doch ausgerechnet an ihrem Geburtstag wird Liliths sehnlichster Wunsch endlich wahr ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Freudentränen zum Geburtstagsfest

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Zagorodnaya / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7701-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Freudentränen zum Geburtstagsfest

Als ein großer Wunsch endlich wahr wurde

Mit sorgenvoller Miene sitzt Hannah Breitenbach in der Praxis von Dr. Stefan Frank. Die alleinerziehende Mutter macht sich Sorgen um ihre elfjährige Tochter. Seit Jahren schon wird Lilith immer wieder von ein und demselben Traum heimgesucht, aus dem sie dann weinend erwacht. In letzter Zeit tritt dieser Traum wieder besonders häufig auf. Vielleicht kann Dr. Frank herausfinden, was dahintersteckt?

Nach einer gründlichen Untersuchung kann der Grünwalder Arzt ausschließen, dass Lilith krank ist. Allerdings bemerkt er, dass irgendetwas das Mädchen zu bedrücken scheint. Aber was? Vorsichtigen Fragen weicht Lilith aus, sie scheint nicht bereit, jemandem ihr Innerstes anzuvertrauen.

Doch kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse im Leben des Kindes, und nach und nach kommt Dr. Frank einer Geschichte auf die Spur, die alles erklärt: Liliths Träume, ihre Sorgen und Ängste. Vor allem wird deutlich, dass das Mädchen einen lange gehegten großen Wunsch in seinem Herzen trägt. Den zu erfüllen scheint zunächst unmöglich, doch ausgerechnet an ihrem Geburtstag wird Liliths sehnlichster Wunsch endlich wahr …

Lilith träumt.

Sie ist in einer Höhle oder in einer Grotte, in irgendeiner Art von Kuppelbau. Entgegen aller Erwartungen ist es hier aber gar nicht dunkel oder kalt. Im Gegenteil, warm ist es und sehr freundlich, geradezu anheimelnd gemütlich – und auf eine unfassbare Weise wundersam vertraut.

Ein sanftes, gedämpftes Licht lässt Edelsteine aufblitzen. Kostbare Diamanten leuchten in allen nur erdenklichen Farben. Von der hohen, tiefdunkelblauen Decke funkeln unzählige goldene Sterne herab.

Lilith weiß, dass dies vor langer, langer Zeit einmal ihr Zuhause gewesen ist. Irgendwann hat sie es verlassen; wie und warum, das weiß sie nicht mehr. Aber seitdem kehrt sie in ihren Träumen immer wieder hierher zurück, denn nur hier kann sie das Sternenkind treffen.

Das Sternenkind sitzt neben ihr auf einem purpurroten Kissen mit goldener Bordüre und sieht genauso aus wie sie selbst. Es hat weiches, feingelocktes blondes Haar, samtig zarte Haut und einen Rosenmund. In seinem herzförmigen Gesicht leuchten himmelblaue Augen, mit denen es Lilith unverwandt ansieht.

Lilith schaut zurück und versteht alles, was das Sternenkind ihr sagen will. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in diesem Moment ist unbeschreiblich.

Auf einmal rollt ein fernes Beben durch den Berg. Lilith wird unruhig. Ein zweites Beben, schon viel näher als das erste, lässt die Felswände erzittern. Das Licht flackert plötzlich und wirft unruhige Schatten. Sterne lösen sich von der Decke und sausen zischend in die Tiefe.

Schlagartig begreift Lilith, dass sie dieses Zuhause nun verlassen muss. Der Schreck und die Trauer darüber schnüren ihr die Kehle zu, sodass sie kaum noch zu atmen vermag. Fast glaubt sie, zu ersticken.

„Komm“, vernimmt sie in diesem Augenblick eine sanfte, tröstende Stimme in ihrem Kopf. „Komm, Lilith, das war das Signal. Wir müssen los, die Zeit ist abgelaufen.“ Entschlossen steht das Sternenkind auf und reicht ihr die Hand.

Aber Lilith ist noch nicht bereit, zu gehen, denn plötzlich weiß sie ganz ohne jeden Zweifel, dass sie sich auf dem langen und beschwerlichen Weg nach draußen unweigerlich verlieren werden.

***

Erschrocken fuhr Hannah Breitenbach aus dem Schlaf und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Undurchdringliche Schwärze stand vor ihren Augen. Was war passiert? Orientierungslos tastete ihre Hand über den Nachttisch, bis sie den Schalter der kleinen Stehlampe fand. Ein Klick, und zartgelbes Licht erhellte den Raum.

Müde setzte sich Hannah auf und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Die langen blonden Haare fielen ihr ungeordnet über die Schultern. Wie spät war es eigentlich? Schlaftrunken angelte sie nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag.

Drei Uhr achtunddreißig. Mitten in der Nacht.

Was war das eben gewesen? Hatte sie nicht ein Geräusch gehört? Jemand hatte doch nach ihr gerufen, oder?

Mit einem Sprung war Hannah aus dem Bett und stürzte hinüber ins Kinderzimmer. Und richtig, dort saß ihre Tochter Lilith im Bett und weinte bitterlich.

Hannah setzte sich vorsichtig zu ihr und nahm sie in den Arm. Gott, wie zart Lilith immer noch war. Dabei ging sie nun schon in die sechste Klasse. Im Sommer würden sie bereits ihren zwölften Geburtstag feiern.

„Hast du wieder schlecht geträumt, Engelchen?“, fragte sie besorgt und strich ihrer Tochter liebevoll eine Haarsträhne aus der Stirn.

Schluchzend schüttelte Lilith den Kopf.

„Das war kein schlechter Traum“, presste sie hervor.

„Aber wieder von dieser Höhle?“

Diesmal ein Nicken. Hannahs Stirn furchte sich sorgenvoll.

Seit Jahren schon hatte Lilith diese Träume. In letzter Zeit traten sie wieder häufiger auf. Dabei waren es genau genommen tatsächlich keine Albträume. Im Gegenteil. So, wie Lilith es erzählte, waren sie sogar sehr schön. Jedes Mal befand sich Lilith in ihnen an einem Ort, einer Felsengrotte oder etwas Ähnlichem, wo sie sich wunderbar geborgen fühlte.

Anscheinend hatte sie dort auch eine Spielkameradin, ein kleines Mädchen, welches sie allerdings am Ende des Traumes immer aus den Augen verlor. Genau dieser Verlust setzte ihr jedes Mal so zu.

Hannah seufzte unwillkürlich. Von Verlusten konnte sie selbst ein Lied singen. Vor nunmehr sechs Jahren hatte sie ihren Mann durch einen Unfall verloren, und Lilith ihren geliebten Papa. Eine schlimme Zeit war das gewesen, vor allem für Lilith, die sich ja als kleines, unschuldiges Kind doppelt ungeschützt gefühlt haben musste, zumal sie noch zusätzlich vorbelastet gewesen war.

Auch wenn sie Hannah nämlich unglaublich ähnlich sah – sie hatte die gleichen blonden Locken, die gleiche zarte Haut und die gleichen himmelblauen Augen wie die mittlerweile vierunddreißigjährige Hannah –, war sie ihr doch in den ersten neun Monaten nicht auf diese einzigartig innige Weise verbunden gewesen, wie Mutter und Kind es normalerweise waren.

Lilith war adoptiert. Mitten im Winter war sie ihnen damals ins Haus geschneit, wie ein zartes Schneeflöckchen, das sich kurz vor Weihnachten an ihr Fenster gesetzt hatte. Natürlich war der Adoption ein heftiger Papierkrieg vorangegangen.

Ein paarmal hatte es sogar so ausgesehen, als würden sie Lilith doch nicht bekommen. Letztlich hatte es aber doch geklappt, und seither erwärmte die Kleine mit ihrer puren Existenz jedem Menschen das Herz, der nur in ihre Nähe kam.

Hannah erinnerte sich, wie Kilian und sie das Baby in der ersten Zeit sogar nachts keine einzige Sekunde aus den Augen gelassen hatten. Auch später hatten sie die Kleine jederzeit zwischen sich schlafen lassen, wenn sie plötzlich im Elternschlafzimmer aufgetaucht war.

Beide hatten sie nichts davon gehalten, das Kind ausgerechnet in einer solchen Situation wieder zurück in die angsterregende Dunkelheit eines leeren Kinderzimmers zu schicken. Auch wenn viele Ratgeber das immer noch empfahlen.

Und diese Einstellung war genau richtig gewesen. Mittlerweile hatte sich Lilith zu einem fröhlichen und größtenteils unbeschwerten Mädchen entwickelt. Mit einem halben Jahr als kleiner Kümmerling zu ihnen gekommen, hatte sie die Wachstumsverzögerungen inzwischen mehr als wettgemacht.

Sowohl von ihrer mentalen als auch von ihrer körperlichen Entwicklung entsprach sie mittlerweile voll und ganz ihrer Altersstufe – und was ihre engelsgleiche Erscheinung und ihr herzerfrischendes Wesen betraf, so konnte es sowieso kein anderes Kind mit ihr aufnehmen. Das war schon mal klar.

Lilith hatte sogar so viel emotionale Stärke entwickelt, dass es überhaupt kein Problem gewesen war, sie über die Adoption aufzuklären. Seit sie vier Jahre alt war, wusste sie, dass sie zwar nicht in Mamas Bauch gewachsen war, dass diese sie deswegen aber nicht weniger lieb hatte. Ganz im Gegenteil, Mama und Papa hatten sie sich sogar ganz bewusst ausgesucht und waren dafür extra in ein spezielles Büro gegangen.

Hannah lächelte, als sie daran dachte, welche Angst sie und Kilian damals verspürt hatten, Lilith die Wahrheit über ihre Herkunft zu sagen. Aber das war erstaunlicherweise gar kein Problem gewesen. Lilith hatte sich bei ihnen offenbar dermaßen behütet gefühlt, dass auch eine Nachricht von dieser Tragweite sie nicht aus dem Gleichgewicht hatte bringen können.

Wenn nur diese Träume nicht gewesen wären, die sie in letzter Zeit wieder öfter heimsuchten. Vielleicht war es doch besser, einmal einen Kinderpsychologen zu konsultieren?

Nach Kilians Tod vor sechs Jahren hatte es zwar ebenfalls nicht so ausgesehen, als würde Lilith diese Hilfe benötigen, aber vielleicht hatte Hannah die entsprechenden Zeichen damals aufgrund ihrer eigenen Trauer einfach übersehen? Schließlich war sie zu dieser Zeit sehr stark mit sich selbst beschäftigt gewesen.

Hannah nahm sich vor, diesbezüglich demnächst einmal ihren Hausarzt Dr. Frank um Rat zu fragen. So konnte das ja nicht weitergehen. Mindestens einmal pro Woche schreckte Lilith zurzeit wieder aus diesen Träumen hoch.

„Möchtest du vielleicht bei mir schlafen?“, fragte sie jetzt und strich Lilith über das tränennasse Gesicht.

Lilith nickte leise.

„Na los, dann komm. Und bring Olaf mit.“

Olaf war ein riesiges, flauschiges Einhorn aus rosa Plüsch, ohne welches Lilith früher nie ins Bett gegangen war. Selbst im Urlaub hatte das pinkfarbene Ungetüm unbedingt mit dabei sein müssen.

Hannah raffte Liliths Bettzeug zusammen und trug es hinüber in ihr Schlafzimmer, während Lilith mit dem sperrigen Olaf hinter ihr hertappte. Im Bett kuschelten sie sich gemeinsam ganz fest unter die Decke. Lilith zog Olaf zu sich heran, und schon nach wenigen Minuten verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war.

Erleichtert schob Hannah das Einhorn, dessen flauschiges Fell ihr die ganze Zeit unangenehm an der Nase gekitzelt hatte, zur Seite und schloss ebenfalls die Augen. Zum Glück war heute Sonntag, und sie konnten ausschlafen.

***

Am gleichen Morgen, nur einige Stunden später, schaute Lennart Feldkamp zum wiederholten Male auf sein Handy, wobei er angespannt auf seinem Stuhl hin und her rutschte.

Der attraktive Siebenunddreißigjährige saß in einem kleinen Schwabinger Café nahe der Isar, vor sich eine Tasse Kaffee, und wartete ungeduldig auf seine Lebensgefährtin Veronica. Sie hatten sich hier für neun Uhr zum Frühstück verabredet.

Obwohl, Lebensgefährtin stimmte nicht ganz. Angehende Lebensgefährtin hätte es wohl besser beschrieben. Vor weniger als drei Monaten hatten sie einander erstmals ihre Kinder vorgestellt.

Leider waren dabei einige Schwierigkeiten aufgetreten, die sich inzwischen zu handfesten Problemen entwickelt hatten. Diese hielt Lennart mittlerweile für so gravierend, dass er sich vorgenommen hatte, die Beziehung heute wieder zu beenden – bevor Veronica und er sich noch stärker aufeinander einließen und eine spätere Trennung womöglich noch schmerzhafter wurde.

Nervös schaute er sich um, während er mit dem Löffel im Kaffee rührte. Das Café war hübsch eingerichtet. Sogar jetzt, wo draußen ungemütlich feuchtkaltes Februarwetter herrschte, vermittelte es einen Hauch von Sommerurlaub und guter Laune.

Das lag vermutlich an den hellgelb gestrichenen Wänden und den freundlichen Vorhängen, hinter denen einige Leuchtstrahler so angebracht waren, als schiene den ganzen Tag die Sonne durchs Fenster. Überall rankten Grünpflanzen von der Decke, und aus den Lautsprechern drangen lateinamerikanische Klänge. Lennart fühlte sich fast ein bisschen wie im Urlaub.

Nicht umsonst hieß das Café Alegría, was so viel wie Freude oder Fröhlichkeit bedeutete. Nur dass die Gäste hier allesamt in Wintersachen herumsaßen, passte nicht so recht ins Urlaubsbild.

Genau hier hatten Veronica und er sich vor sechs Monaten kennengelernt. Anfang August war das gewesen, zu Beginn der Sommerferien. Nach einer extrem anstrengenden Nachtschicht auf dem Revier hatte er nur noch schnell einen Kaffee trinken und dazu einen kurzen Blick in die Zeitung werfen wollen, bevor er wieder nach Hause fuhr.

Dort übernahm er nämlich normalerweise sofort die nächste Schicht: die Betreuung seiner Tochter Stella. Um diese kümmerte sich in solchen Dienstnächten glücklicherweise immer die freundliche Frau Rademacher – eine alleinstehende Rentnerin, welche nebenan wohnte. Mittlerweile war sie für Stella fast so etwas wie eine Ersatzoma geworden.

Auch jetzt war Stella bei ihr, denn verständlicherweise hatte Lennart sie zu dem heutigen Treffen nicht mitnehmen wollen.

Als er damals das Alegría betreten hatte, war ihm Veronica sofort aufgefallen. Groß und schlank, mit feuerrotem, wallendem Haar und einer atemberaubenden Figur, hatte sie in einem knappen türkisfarbenen Kleid konzentriert vor ihrem Laptop gesessen und ihm aus ebensolch türkisblauen Augen einen so eindringlichen Blick zugeworfen, dass ihm unvermittelt mehrere wonnige Schauer über den Rücken gelaufen waren.

Selten hatte er eine dermaßen attraktive Frau gesehen. Dabei war er durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Ganz im Gegenteil, früher war er sogar einmal ein ausgemachter Frauenheld gewesen. Bereits am Gymnasium hatte er seinen Mitschülerinnen reihenweise den Kopf verdreht.

Während seiner Ausbildung an der Polizeiakademie war es dann nahtlos weitergegangen. Mit seiner athletischen, durchtrainierten Figur und den meist freundlich dreinblickenden blauen Augen im markanten Gesicht hatte er es beim weiblichen Geschlecht sowieso nicht gerade schwer.

Auf der Polizeiakademie hatte er dann auch Samantha kennengelernt, seine spätere Frau, die ihn jedoch nach mehr als zehnjähriger Ehe sang- und klanglos wieder verlassen hatte. Vier Jahre war das jetzt her.

Bei genauerem Hinsehen hatte Samantha die Ehe allerdings nicht annähernd so leichtfertig aufgegeben, wie Lennart es sich danach noch eine Zeit lang einzureden versucht hatte. Wenn er heute ehrlich darüber nachdachte, hatte es vorher doch etliche Warnzeichen gegeben, die er in seiner damaligen Überheblichkeit fast alle ignoriert hatte.

Ein unverzeihlicher Fehler war das gewesen, unter dem vor allem die kleine Tochter heftig gelitten hatte. Eine Zeit lang hatte sogar die Hilfe eines Kinderpsychologen in Anspruch genommen werden müssen, denn Stella hatte sich nach dem Weggang der Mutter extrem an Lennart geklammert.

Dabei war sie nicht mal seine leibliche Tochter. Samantha und er hatten Stella als Baby adoptiert, da Samantha keine eigenen Kinder bekommen konnte.

Wie auch immer – Stellas schlimme Verfassung nach Samanthas Weggang war jedenfalls der Grund dafür gewesen, dass Lennart damals selbst eine Kehrtwendung um hundertachtzig Grad vollzogen hatte.

Seit dieser Zeit war er, von Veronica einmal abgesehen, mit keiner anderen Frau mehr zusammen gewesen. Und selbst das Verhältnis mit Veronica hatte er sich erst nach einiger Überlegung gestattet, denn Stella ging auf jeden Fall vor. Noch einen mütterlichen Verlust würde sie nicht verkraften.

Seit er die alleinige Verantwortung für die Tochter trug – Samantha hatte ihm nach der Scheidung das vollständige Sorgerecht überlassen und war mit ihrem neuen Mann nach Lateinamerika ausgewandert –, war es sein höchstes Ziel, dieser Aufgabe auf allen Ebenen gerecht zu werden.

Es schien ihm auch ganz gut zu gelingen. Jedenfalls war das die Rückmeldung, die er von überallher bekam. Freunde, Verwandte und Kollegen sahen in ihm inzwischen fast einhellig einen besonders aufmerksamen und liebevollen Vater. Was sie allerdings nicht sahen, war die ungeheure Anstrengung, die ihn das alles kostete.

Hierbei war Geld nicht mal das Hauptproblem. Obwohl viele Alleinerziehende, besonders Frauen, auch mit diesem Umstand hart zu kämpfen hatten.