Dr. Stefan Frank 2491 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2491 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Verlass uns nicht, kleine Helena!
Die Eltern mussten um das Leben des Mädchens bangen

Wie betäubt sitzen Carolin und Patrick Jennerwein am Krankenhausbett ihrer sechsjährigen Tochter. Das hier muss ein Albtraum sein, es ist einfach nicht möglich, was hier geschieht. Doch unbarmherzig klingen die Worte der Klinikärztin in ihren Ohren: Wir fürchten, Ihr Kind wird diese Nacht nicht überstehen.
Nein, nein, nein!, hallt es durch die Köpfe der verzweifelten Eltern. Helena muss das hier durchstehen, ein Leben ohne die Kleine ist einfach nicht vorstellbar!
Dass ihre Ehe vor dem Aus steht, ist in diesen Stunden nebensächlich. Sie müssen jetzt für Helena da sein und sie auf jede mögliche Weise unterstützen. Nur so kann vielleicht doch noch das ersehnte Wunder geschehen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Verlass uns nicht, kleine Helena!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Tiffany Bryant / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7870-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Verlass uns nicht, kleine Helena!

Die Eltern mussten um das Leben des Mädchens bangen

Wie betäubt sitzen Carolin und Patrick Jennerwein am Krankenbett ihrer sechsjährigen Tochter. Das hier muss ein Albtraum sein, es ist einfach nicht möglich, was hier geschieht. Doch unbarmherzig klingen die Worte der Klinikärztin in ihren Ohren: Wir fürchten, Ihr Kind wird diese Nacht nicht überstehen.

Nein, nein, nein!, hallt es durch die Köpfe der verzweifelten Eltern. Helena muss das hier durchstehen, ein Leben ohne die Kleine ist einfach nicht vorstellbar!

Dass ihre Ehe vor dem Aus steht, ist in diesen Stunden nebensächlich. Sie müssen jetzt für Helena da sein und sie auf jede mögliche Weise unterstützen. Nur so kann vielleicht doch noch das ersehnte Wunder geschehen …

„Halte durch, Spatz.“ Carolin wagte nicht, ihre Hand von der ihres Kindes zu lösen. Wie klein Helena in dem Klinikbett aussah. Und wie zerbrechlich!

All die Maschinen und Apparaturen um sie herum waren im Grunde ihre Freunde, denn sie hielten das schlafende Kind am Leben. Sie versorgten es mit Sauerstoff und überwachten seine Lebenszeichen.

Für die verzweifelte Mutter schienen es jedoch Ungeheuer zu sein, die ihr entsetzliche Angst machten, weil ihr Kind ohne sie nicht überleben würde.

Helena schlief tief und fest, und das war ein Segen, denn auf diese Weise bemerkte sie nichts von der fremden Umgebung und den Sorgen ihrer Eltern.

Sie schläft sich gesund, wollte sich Carolin einreden, aber die Schatten auf den Wangen ihres Kindes straften diese Hoffnung Lügen.

Ihr Mann trat neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. Unwillkürlich schüttelte Carolin sie ab wie eine große Spinne.

Patrick atmete scharf ein.

Hatte sie ihn verletzt? Womöglich. In letzter Zeit schienen sie einander ständig wehzutun. Das, was sie einmal verbunden hatte, lag unter einer Schicht aus Trümmern begraben. Nur die gemeinsame Sorge um ihr Kind hielt sie noch zusammen. Und vielleicht bald nicht einmal mehr die.

Carolin blickte zu ihm hoch. Eine Falte grub sich zwischen seinen Augenbrauen ein. Die hatte er früher nicht gehabt. Gewiss zeichnete der Kummer auch Linien um seinen Mund, aber die verbarg der Mundschutz, den sie beide ebenso tragen mussten wie Handschuhe und einen Kittel.

Wie lange waren sie schon hier? Zeit schien auf der Intensivstation keine Rolle zu spielen.

Es kam Carolin so vor, als ob die Uhren stehen geblieben wären. Sie war gefangen in ihrem ganz persönlichen Albtraum. Dem schlimmsten von allen.

Carolin hätte ihrem Kind gern ein Plüschtier mitgebracht, damit Helena nicht so allein im Bett liegen musste, aber die waren hier nicht erlaubt. Alles musste steril und leicht sauber zu halten sein, um die Infektionsgefahr einzudämmen.

Ihr Mann zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Er stemmte die Ellbogen auf die Knie und starrte verzweifelt auf seine schlafende Tochter. Ob er ebenso auf jeden Atemzug lauschte wie sie selbst? Auf jedes kleine Seufzen, das verriet, dass ihr Kind noch am Leben war?

Die Furcht klammerte Carolins Herz zusammen wie eine eisige Faust.

Dr. Wegener kam herein. Der Kittel der Ärztin raschelte leise. Sie hatte Helena auf der Station aufgenommen und betreute sie seitdem.

„Familie Jennerwein?“ Ihre braunen Augen über dem Mundschutz waren freundlich und voller Mitgefühl.

„Frau Doktor! Haben Sie die neuen Testergebnisse?“

„Ja. Mir liegen jetzt alle Aufnahmen vor. Helena kämpft tapfer. Leider ist ihr Fieber weiter gestiegen. Und es gibt noch eine andere Komplikation.“ Die Ärztin machte eine Pause.

Was sie dann erklärte, waren medizinische Details, die Carolin gar nicht so schnell erfassen konnte. Undeutlich, wie durch dichten Nebel, drangen die Worte zu ihr durch.

Wir fürchten, Ihr Kind wird diese Nacht nicht überstehen …

„W-was?“ Carolins Lippen zitterten. Sie konnte, nein, sie wollte den Sinn dieser Worte nicht verstehen. Ihre Tochter war krank, ja, aber sie würde nicht aufgeben. Und sie würden sie auch nicht aufgeben. Niemals.

„Es tut mir so leid.“ Die Ärztin stockte. Ihr Blick verriet, dass der kleine Körper des Kindes den Kampf zu verlieren drohte.

In der offenen Türfüllung erschien ein dunkel gekleideter Mann. Sein weißer Kragen wies ihn als Pfarrer aus. Er war noch jung und besaß ein schmales Gesicht voller Güte. Trotzdem schüttelte es Carolin bei seinem Anblick.

Warum war er hier? Um ihnen den Abschied zu erleichtern?

„Nein!“ Hatte Carolin es geflüstert? Oder geschrien? Sie wusste es nicht, spürte nur, wie sich die Hand ihres Mannes in ihre Schulter krallte. Nein, nein, nein!

Sie drückte die schmalen Finger ihres Kindes und wünschte sich, sie könnte Helena auf diese Weise etwas Kraft spenden.

„Wie konnte es nur so weit kommen?“, wisperte sie. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie drohten Helena zu verlieren! Wie war das nur möglich? Vor Kurzem war ihr kleiner Schatz doch noch kerngesund gewesen!

Ihr Mann legte einen Arm um sie, wollte etwas sagen, aber sie wich zurück. Zwischen ihnen ragte eine unsichtbare Mauer aus Vorwürfen auf. Dann beugte sich Carolin über ihr Kind, als wäre ihr Körper ein Schutzschild gegen das Unausweichliche.

„Verlass uns nicht, mein Liebling“, flüsterte sie. „Wir sind hier bei dir. Du musst weiterkämpfen, hörst du?“

***

Zwei Wochen zuvor

An ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag wachte Carolin wie immer vor Sonnenaufgang auf. Leise, um ihren schlafenden Mann nicht zu wecken, stand sie auf, vertauschte ihr Nachthemd mit den Joggingsachen, zog ihre Laufschuhe an und verließ das Haus.

Der Frühling zeigte sich an diesem Morgen von seiner besten Seite. Wolkenlos spannte sich der Himmel über dem Süden von München auf wie ein blaues Zelt. Die Kirschbäume blühten in allen Schattierungen von Rosa und verströmten einen süßen Duft. Im Garten nebenan buddelte Mopshündin Lilly bereits wieder zwischen den Büschen. Die Hündin stieß ein freundliches Wuffen aus, als Carolin vorbeilief.

Carolins Ziel war das Ufer der Isar. Sie sog tief die kühle Morgenluft ein und spürte, wie das Blut schneller durch ihre Adern rauschte und sie sich lebendiger fühlte.

Sie lief zwei Kilometer am Flussufer entlang, dann kehrte sie um. Daheim war sie hellwach. Carolin nahm die Morgenzeitung aus dem Briefkasten am Gartentor. Sie passierte das Schild mit der Aufschrift Pension Isarblick und strebte durch den Garten, vorbei an der Schaukel ihrer Tochter und dem Frühbeet, in das sich ihre Vierzehenschildkröte Hugo bei kühlen Temperaturen zurückziehen konnte.

Sie hatten Hugo ein hübsches Außengehege angelegt: mit grünen Verstecken, Holz zum Klettern und einem flachen Stein, auf dem er gern mit weit vorgerecktem Hals lag und sich sonnte.

Carolin lief an dem hübschen Anbau vorbei, in dem ihre Gäste noch in tiefem Schlaf lagen. In ihrer Pension gab es heute einen Gästewechsel, sie würde alle Hände voll damit zu tun haben, sauberzumachen und die Betten frisch zu beziehen.

In der Küche setzte sie die Kaffeemaschine in Gang. Das gehörte zu ihrer morgendlichen Routine, genauso wie das Einschalten des Radios. Sie summte die Musik mit. Als der Kaffee durchgelaufen war, goss sie zwei Becher voll ein und nahm sie mit nach oben.

Hinter der Tür zum Kinderzimmer war noch alles still. Von Patrick war ebenfalls nichts zu sehen. Vielleicht konnte sie ihn mit einem Kaffee und einem Kuss überraschen? Sie sehnte sich nach seinen Berührungen.

Wann hatten sie eigentlich das letzte Mal miteinander geschlafen? Sie wusste es nicht mehr genau. Warum nicht an ihrem Geburtstag ihre Erinnerungen ein wenig auffrischen?

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat Carolin das Schlafzimmer, wurde jedoch enttäuscht. Das Bett war leer und ungemacht. Der E-Reader ihres Mannes lag auf dem Boden. Sie stellte die Kaffeebecher ab, hob den Reader auf und legte ihn ordentlich auf dem Nachttisch ab.

Ein Blick ins angrenzende Badezimmer verriet, dass niemand darin war. Die Luft war feucht, der Spiegel über dem Waschbecken beschlagen.

Womöglich ist Patrick schon unten und bereitet eine Überraschung zu meinem Geburtstag vor? Früher hat er sich immer etwas Besonderes einfallen lassen. Wir könnten im Garten frühstücken. Kein hastig verzehrtes Müsli, sondern eine gemütliche Mahlzeit zu dritt. Oder will er uns ausführen?

Beschwingt von der Vorfreude auf ein gemeinsames Frühstück stieg Carolin unter die Dusche. Sie schäumte sich von Kopf bis Fuß ein und spülte die Seife ab. Ihre blonden Haare brauchten wenig Aufmerksamkeit. Sie trug sie kurz und fransig in die Stirn gezupft.

Ihr Mann hatte es gemocht, als ihr Haar noch lang gewesen war, aber irgendwann war ihr die Pflege zu aufwändig und die Länge zu unpraktisch geworden. Außerdem mochte sie den frechen Schnitt.

Carolin trocknete sich ab und schlüpfte in ein gelb geblümtes Frühlingskleid. Normalerweise bevorzugte sie Jeans und Blusen, aber zu ihrem Geburtstag durfte es ruhig einmal ein Kleid sein.

Mit einem Hauch Wimperntusche betonte sie ihre Augen. Der Kajal sollte kaschieren, dass sie für ihren Geschmack ein wenig zu weit auseinanderstanden. Carolin mochte ihr Lächeln und achtete darauf, ihre Zähne sorgfältig zu pflegen, damit sie weiß und gesund blieben. Ihre rechte Augenbraue wurde von einer kleinen Narbe unterbrochen. Eine Erinnerung an einen Sturz vom Fahrrad vor vielen Jahren.

Sie öffnete das Fenster einen Spalt weit und ging nach nebenan, um ihre Tochter zu wecken, aber das Bett war leer. Dafür drang nun von unten lebhaftes Klappern herauf. Sie folgte dem Geräusch die Treppe hinunter.

Helena war schon dabei, den Küchentisch für das Frühstück zu decken. Sie stellte alles hin, was ihrer Ansicht nach unerlässlich war für ein erfolgreiches Geburtstagsfrühstück: Teller, Fruchtjoghurt und Gummibärchen.

„Herzlichen Glückwunsch, Mami!“ Helena legte die Löffel quer über die Teller. Dann fiel sie Carolin um den Hals.

Ein Schwall Liebe flutete ihr Herz.

„Dankeschön, mein Spatz.“

„Hab dich lieb.“ Helena drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. Sie trug noch ihr blassrosa Nachthemd mit dem Kätzchenaufdruck. Helena liebte Katzen und hätte gern selbst eine gehabt, aber sie war allergisch gegen Tierhaare, deshalb hatten sie sich entschieden, stattdessen Hugo anzuschaffen. Die Schildkröte schnurrte zwar nicht, wenn sie am Hals gekrault wurde, aber dafür bekam Helena von ihr auch keine Niesattacken.

Carolin drückte ihr Kind noch einmal kurz an sich, dann öffnete sie die Kühlschranktür und nahm den Milchkrug heraus.

„Ist dein Vater in seinem Arbeitszimmer?“

„Nö, er ist schon weg.“

„Schon weg?“

„Zur Arbeit. Hat gesagt, es kann später werden.“

„Oh.“ Carolin zwang sich zu einem Lächeln, aber es verkrampfte und fühlte sich an, als wären ihre Wangen plötzlich eingefroren.

„Guck. Für dich, Mami.“ Helena legte ihr ein Bild neben den Teller. Darauf hatte sie ihre Familie beim Wandern gemalt. Sogar ein paar Kühe waren auf die grüne Wiese gemalt.

„Wie hübsch. Dankeschön. So einen Ausflug sollten wir bald einmal wieder machen.“

„Au ja!“

„Vielleicht am Wochenende. Das schöne Wetter soll halten. Wir könnten zum Chiemsee fahren.“ Carolin ergänzte den Tisch um Toastbrot und Schokocreme und schnitt Obst für einen bunten Salat klein. Helena sauste unterdessen nach oben und zog sich an. Sie bestand darauf, das selbst zu tun. Nur ihre braunen Haare zu einem Zopf flechten, das durfte Carolin noch.

Wenig später saßen sie zusammen beim Frühstück.

Helena plauderte von der Aufführung in ihrer Kita. Vor dem Abschied in die Schulzeit gab es ein großes Fest. Die Kinder der großen Gruppe würden ein Kindermusical aufführen. Helena durfte eine Sonnenblume tanzen und übte schon tüchtig dafür. Carolin hatte ihr ein Kostüm genäht.

Nun versuchte sie, sich auf das fröhliche Geplauder ihres Kindes zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften ständig ab. Ihr Mann war gegangen, ohne an ihren Geburtstag zu denken. Das war noch nie vorgekommen.

Schon seit einiger Zeit spürte sie eine innere Distanz zwischen ihnen, die schlimmer wurde. War das der Alltag? Schlich er sich in ihre Ehe wie ein ungebetener Gast? Lag es am verflixten siebten Jahr?

Kennengelernt hatten sie sich kurz nach dem Tod ihrer Großeltern. Damals war Carolin am Boden zerstört gewesen. Nachts hatte sie stundenlang hellwach auf dem Balkon gesessen, geweint und keinen Schlaf gefunden.

Patrick hatte neben ihr gewohnt und sie eines Nachts mit einem selbst gebackenen Kuchen besucht. Er war über die Brüstung geklettert, um für sie da zu sein. Das Gebäck war verbrannt und ungenießbar gewesen, aber er hatte ihr stundenlang zugehört, als sie von den Großeltern erzählt hatte, die sie so unendlich vermisste.

Er hatte selbst schon einen schweren Verlust erlebt und viel Verständnis aufgebracht. Damals war ein Band zwischen ihnen entstanden, das fürs ganze Leben halten sollte.

So war zumindest der Plan gewesen. Aber war er das auch immer noch?

Manchmal war sie sich da nicht mehr so sicher wie früher.

Ihr Mobiltelefon lag neben dem Radio und piepte kurz. Carolin nahm es zur Hand. Eine Nachricht von ihrem Mann. Er hatte es also doch nicht vergessen! Flink rief sie die Mitteilung auf.

Holst du heute Nachmittag bitte meinen Anzug von der Reinigung? Ich brauche ihn morgen. Danke. P.

War das ein Scherz? Verbarg sich dahinter eine Anspielung auf eine Überraschung? Nein, wohl kaum, das war nicht seine Art. Carolin schluckte, aber der Klumpen in ihrer Kehle ließ sich nicht vertreiben.

Sie schrieb zurück und versprach, sich darum zu kümmern.

Er hatte es wirklich vergessen.

Ist doch nur ein Geburtstag, ermahnte sie sich selbst. Patrick steht beruflich stark unter Druck. Wir feiern einfach heute Abend zusammen.

Nachdem sie fertig gegessen hatten, räumte Carolin das Geschirr in die Spülmaschine und brachte ihre Tochter in die Kita Pusteblume. Hier wurde Helena schon mit großem Hallo empfangen. Mit ihrem offenen, fröhlichen Wesen hatte sie etliche Freunde und fand leicht Anschluss. Rascher als Carolin früher, die immer ein wenig schüchtern gewesen war.

Zu Fuß ging sie zurück nach Hause.

Sie hatte kaum einen Fuß über die Schwelle gesetzt, als jemand an der Haustür klingelte. Ein Blumenbote war es. Ein junger Mann, kaum aus der Schule vermutlich.

„Expresslieferung“, erklärte er und drückte ihr die Sendung in die Hand. „Da hatte es wohl jemand besonders eilig.“ Er zwinkerte ihr zu, ließ sich den Empfang quittieren und winkte ab, als sie ihm ein Trinkgeld geben wollte. „Hab ich schon bekommen. Der Absender war großzügig.“

Damit verabschiedete er sich und war davon, ehe Carolin noch etwas sagen konnte.

Außen an dem Karton war eine Karte festgemacht.

Alles Liebe zum Geburtstag, mein Liebling. Dein Patrick

Sie lüftete den Deckel des Kartons und fuhr jäh zurück, als wäre ihr eine Klapperschlange entgegengeschnellt. Ein Strauß weißer Lilien!

Carolin schossen die Tränen in die Augen. Sie konnte nichts dagegen tun. So viele Erinnerungen waren mit diesen Blumen verbunden. Die stiegen nun wieder in ihr hoch.

Solche Blumen hatten auf dem Grab ihrer Großeltern gelegen. Am bittersten Tag ihres Lebens … Bilder von damals flammten vor ihr auf und schnitten ihr ins Herz. Nun wäre es ihr beinahe lieber gewesen, ihr Mann hätte ihren Geburtstag vergessen.

Weiße Lilien.

Totenblumen.

Läuteten sie womöglich das Ende ihrer Ehe ein?

***