Dr. Stefan Frank 2492 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2492 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

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Nach dem Tod ihrer Schwester will Marcella ihren Schwager für sich

Als Marcella hört, was ihr der Anrufer aus Grünwald zu sagen hat, stockt ihr für einen Moment der Atem: Von ihrem Schwager Christian erfährt sie, dass ihre Schwester Sabrina im Sterben liegt. Die Geschwister haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zueinander, dies ist nun die letzte Gelegenheit, sich miteinander auszusprechen und vielleicht doch noch zu versöhnen.
Ohne zu zögern reist Marcella zu ihrer Schwester. Allerdings geht es ihr gar nicht darum, sich mit Sabrina zu versöhnen. In Wahrheit will sie endlich das an sich reißen, was ihr - ihrem eigenen Empfinden nach - schon immer zusteht: Christian. In ihn war sie damals beim ersten Kennenlernen gleich verliebt, aber er wollte immer nur Sabrina. Nun, wo diese bald nicht mehr leben wird, ist also Marcellas große Chance gekommen. Störend ist bloß, dass es da noch ihre elfjährige Nichte gibt. Wird die eine neue Frau an der Seite ihres Vater dulden? Doch Marcella hat schon einen Plan, wie sie die Kleine loswerden kann. Allerdings hat sie diese Rechnung ohne den engagierten Grünwalder Arzt Dr. Stefan Frank gemacht ...

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Inhalt

Cover

Impressum

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Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Dean Dobrot / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7871-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

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Nach dem Tod ihrer Schwester will Marcella ihren Schwager für sich

Als Marcella hört, was ihr der Anrufer aus Grünwald zu sagen hat, stockt ihr für einen Moment der Atem: Von ihrem Schwager Christian erfährt sie, dass ihre Schwester Sabrina im Sterben liegt. Die Geschwister haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zueinander, dies ist nun die letzte Gelegenheit, sich miteinander auszusprechen und vielleicht doch noch zu versöhnen.

Ohne zu zögern reist Marcella zu ihrer Schwester. Allerdings geht es ihr gar nicht darum, sich mit Sabrina zu versöhnen. In Wahrheit will sie endlich das an sich reißen, was ihr – ihrem eigenen Empfinden nach – schon immer zusteht: Christian. In ihn war sie damals beim ersten Kennenlernen gleich verliebt, aber er wollte immer nur Sabrina. Nun, wo diese bald nicht mehr leben wird, ist also Marcellas große Chance gekommen. Störend ist bloß, dass es da noch ihre elfjährige Nichte gibt. Wird die eine neue Frau an der Seite ihres Vater dulden? Doch Marcella hat schon einen Plan, wie sie die Kleine loswerden kann. Allerdings hat sie diese Rechnung ohne den engagierten Grünwalder Arzt Dr. Stefan Frank gemacht …

„Grüß Gott, Schwester Martha. Hat Stefan noch einen Patienten?“, fragte Dr. Alexandra Schubert, die ihren Lebensgefährten aus seiner Grünwalder Praxis abholen wollte.

„Ja. Die letzte Patientin für heute ist gerade erst rein. Det wird noch dauern“, antwortete die altgediente Sprechstundenhilfe bedauernd und machte mit der Hand eine schnatternde Geste, um anzudeuten, dass die Patientin gern und viel redete.

Alexandra warf ein Blick in das leere Wartezimmer.

„Wie ich sehe, haben Sie drüben schon die Fenster zum Lüften geöffnet. Das ist mir etwas zu kalt. Ich setze mich nach hinten in Ihren Aufenthaltsraum, wenn es für Sie in Ordnung ist“, sagte Alexandra und sah Martha Giesecke fragend an.

„Natürlich. Ick glaube, es gibt sogar noch frischen Kaffee“, sagte die Sprechstundenhilfe und verfiel wieder in den Berliner Zungenschlag, den sie trotz vieler Jahre in Bayern nicht ganz abgelegt hatte.

Alexandra begrüßte noch Marie-Luise Flanitzer, die zweite Arzthelferin, ehe sie in dem kleinen Hinterraum Platz nahm, der den Angestellten zum Umziehen und zum Aufenthalt in den Pausen diente.

Eine halbe Stunde später kam Dr. Stefan Frank und gab seiner Lebensgefährtin einen zärtlichen Kuss auf das lockige Haar.

„Entschuldige, aber die gute Frau Messner wird man so schnell nicht los“, sagte er und hob entschuldigend die Hände. „Wie war dein Tag, mein Herz?“

„Nichts Besonderes. Helene ist zum Glück wieder gesund, deshalb war der Strom der Patienten heute gut zu bewältigen“, antwortete Alexandra, die mit ihrer Kollegin Helene Braun eine Augenarztpraxis führte. Diese lag ebenfalls in Grünwald, unweit der Praxis von Dr. Frank. „Und bei dir?“

„Bei uns war es auch einigermaßen ruhig. Ich ziehe mir nur noch schnell ein frisches Hemd an, dann können wir los.“

„Ich hatte vorhin einen Anruf von Christian“, sagte Alexandra mit belegter Stimme und hielt Stefan am Arm zurück. „Sabrina ist seit gestern wieder in der Klinik. Es geht wohl dem Ende zu.“

„Oh. Es war ja leider absehbar, aber ich hatte gehofft, dass es nicht so schnell kommt. Wollen wir sie besuchen, bevor wir zu den Waldners gehen?“

„Ja, das würde ich gern. Ich würde Christian auch gerne anbieten, dass wir uns um Mirja kümmern, wenn er die letzten Tage bei seiner Frau in der Klinik bleiben will.“

„Natürlich. Im Rahmen unserer Möglichkeiten sollten wir alles tun, um es der Kleinen nicht noch schwerer zu machen“, stimmte Dr. Frank mitfühlend zu.

Die Fröhlichs waren mit den beiden Ärzten befreundet. Bei Sabrina Fröhlich war vor einem halben Jahr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden. Leider war die tückische Krankheit erst entdeckt worden, als es schon zu spät war. Christian und die elfjährige Tochter Mirja hatten sich damit auseinandersetzen müssen, bald Ehefrau und Mutter zu verlieren.

Dr. Frank und Alexandra hatten versucht, zur Stelle zu sein. Aber die Schatten zu vertreiben, die der näher rückende Tod warf, war kaum möglich.

„Mir tut das alles so leid“, wisperte Alexandra. Tränen traten in ihre Augen. „Sabrina ist so tapfer. Ihre Gedanken gelten nur Christian und Mirja. Wie schrecklich muss es für eine Mutter sein, ihre kleine Tochter zurückzulassen.“

„Das ist wirklich tragisch, aber immerhin gibt es einen Vater, der sich liebevoll kümmert“, versuchte Dr. Frank zu trösten.

„Ja. Chris ist wirklich ein ganz lieber Kerl, und ich mag ihn sehr. Ich hoffe, er schafft es, mit der Situation fertigzuwerden. Sabrina war doch diejenige, die immer alles organisiert hat. Christian ist der typische zerstreute Professor und schnell mit dem schnöden Alltag überfordert.“

„Ich bin sicher, dass er es schafft. Bisher musste er sich nicht organisieren, weil Sabrina ihm alles abgenommen hat. Er wird in seine Aufgaben hineinwachsen. Außerdem ist Mirja mit ihren elf Jahren sehr reif und kommt ganz nach ihrer Mutter. Ich bin zuversichtlich, dass die beiden nach einer gewissen Zeit zurechtkommen. Und wir helfen, so viel wir können.“

Eine Stunde später betraten die beiden Ärzte die Waldner-Klinik in Schwabing. Dr. Ulrich Waldner, der vor einigen Jahren die Leitung der Klinik übernommen hatte, war ein alter Studienfreund von Dr. Frank. Inzwischen waren auch Ruth Waldner und Alexandra gute Freundinnen geworden. Die beiden Paare trafen sich regelmäßig.

Auch heute waren Dr. Frank und Alexandra von den Waldners in ihr Penthouse eingeladen worden, das direkt über der Klinik lag und einen phantastischen Blick über den Englischen Garten bot.

„Ruth wollte ja etwas zu essen machen“, überlegte Alexandra und sah auf ihre Armbanduhr. „Soll ich sie anrufen und sagen, dass wir eventuell später kommen? Ich weiß ja nicht, was uns bei Sabrina erwartet. Vielleicht bleiben wir länger.“

„Sag Ruth lieber Bescheid. Sie wird Verständnis haben, wenn wir uns verspäten, aber wissen sollte sie es schon.“

Alexandra telefonierte, während sie den Flur zu Sabrinas Zimmer hinuntergingen. Sie sahen schon von Weitem die schlanke, hochgewachsene Gestalt Christians, der nervös im Flur hin und her lief.

„Servus, Christian“, grüßte ihn Dr. Frank voller Anteilnahme und legte ihm die Hand auf den Oberarm. „Warum bist du hier draußen?“

„Ich … Mirja ist bei Sabrina“, erwiderte Christian. Seine Lippen zitterten, weil er versuchte, seine Tränen zu unterdrücken. „Sabrina will gern noch ein bisschen von ihrer verbleibenden Zeit mit Mirja allein verbringen. Jeden Tag eine Stunde, haben wir abgemacht.“

„Was sagen denn die Ärzte?“, fragte Alexandra, die nach dem Telefonat zu den beiden Männern getreten war.

„Was sollen sie schon sagen? Es gibt keine Hoffnung mehr. Man kann jetzt nur noch dafür sorgen, dass sie keine Schmerzen hat“, erwiderte Christian und konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Dieser verfluchte Krebs.“

Alexandra legte den Arm um ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Es tut mir so leid“, flüsterte sie.

„Ihr wolltet Sabrina besuchen, nicht?“, fragte Christian und wischte sich die Tränen von der Wange. „Ihr könnt ruhig reingehen, auch wenn jetzt Mirja bei ihr ist. Sie wird sich freuen.“

„Nein.“ Dr. Frank schüttelte den Kopf. „Wir wollen die Mutter-Tochter-Zeit nicht stören. Wenn du willst, gehen wir mit dir einen Kaffee trinken.“

„Ich möchte hier in der Nähe bleiben. Wenn Mirja nach mir sucht, will ich da sein.“

„Dann setzen wir uns aber bitte dort drüben hin. Es macht mich ganz nervös, wenn du so unruhig hin und her wanderst“, sagte Dr. Frank und schob Christian sanft in Richtung einiger Stühle, die im Flur standen.

Sie setzten sich. Christian platzierte sich so, dass er die Tür des Krankenzimmers im Blick hatte.

„Ich brauche euren Rat“, gestand er. „Es geht um Sabrinas Schwester Marcella.“

„Ich dachte, die beiden hätten keinen Kontakt?“ Alexandra hob die Augenbrauen.

„Hatten sie auch nicht. Aber jetzt, wo es zu Ende geht … Ich habe Marcella gestern angerufen und ihr gesagt, was los ist. Sabrina wusste nichts davon. Ich dachte einfach, dass doch die eigene Schwester wissen muss, dass Sabrina … dass sie so krank ist.“

„Und? Wie hat Marcella reagiert?“, wollte Dr. Frank wissen.

„Das ist genau das Problem. Sie will unbedingt kommen, um sich mit Sabrina zu versöhnen. Ich bin mir so unsicher, ob ich das zulassen soll, ob das für Sabrina gut ist.“

„Du kannst der Schwester schlecht verbieten, zu kommen“, überlegte Dr. Frank. „Hast du es Sabrina denn nun schon gesagt?“

Christian schüttelte den Kopf.

„Noch nicht. Ich habe Angst, dass es sie zu sehr aufregt. Immer wenn in den letzten Jahren mal die Rede auf Marcella kam, hat das Sabrina furchtbar aufgebracht.“

„Aber jetzt ist sie vielleicht froh, dass es die Chance gibt, mit Marcella ins Reine zu kommen. Du solltest Sabrina die Entscheidung überlassen.“

„Ich soll sie also fragen, ob sie Marcella sehen will?“

„Das halte ich für das Beste.“

„Da Sabrina nie über ihre Schwester reden wollte, weiß ich gar nicht, was der Grund für das Zerwürfnis war. Ist denn so etwas Unverzeihliches passiert?“, fragte Alexandra.

„Ach, das war schon eine schlimme Sache damals. Marcella war immer eifersüchtig auf Sabrina. Alles, was Sabrina hatte, wollte sie auch haben. Wenn sie es nicht bekommen konnte, dann hat sie es ihr missgönnt. Dabei hat Sabrina immer alles getan, damit ihre Schwester sich nicht abgehängt fühlt. Sie hat Marcella sogar in Teilzeit als Buchhalterin in ihrem Blumenladen beschäftigt.“

„Hat Marcella in ihrer Funktion als Buchhalterin Geld unterschlagen?“, hakte Dr. Frank nach.

„Nein. Ein kleiner Blumenladen wirft nicht so viel ab, dass sich eine Unterschlagung lohnt. Aber Marcella hat so viele Fehler bei der Buchhaltung gemacht, dass Sabrina immer nacharbeiten musste, um keinen Ärger mit dem Finanzamt zu bekommen. Trotzdem hat sie ihr nicht gekündigt und ihr ein mehr als faires Gehalt gezahlt.“

„Was hat denn dann zu dem Zerwürfnis der Schwestern geführt?“

„Marcellas Eifersucht wurde immer schlimmer. Sie hat Sabrina ständig vorgehalten, wie gut sie es schon immer hatte und wie schlecht sie, Marcella, immer von allen behandelt worden wäre. Noch schlimmer wurde es, als Sabrina und ich ein Paar wurden. Zu Beginn unserer Beziehung hat Marcella mit vielen Intrigen versucht, Sabrina und mich auseinanderzubringen.“

„Wollte sie euch nur entzweien, oder wollte sie dich?“, fragte Alexandra.

„Sie hat mir schon eindeutige Avancen gemacht, aber darauf bin ich nie eingegangen. Da sie immer alles haben wollte, was Sabrina hatte, kann es durchaus sein, dass sie sich in ihrem eifersüchtigen Wahn vorgestellt hat, wir beide würden zusammenkommen, wenn sie einen Keil zwischen mich und Sabrina treibt.“

„Das hört sich krank an“, stellte Dr. Frank fest. „Ist Marcella mal bei einem Psychologen gewesen?“

„Damals jedenfalls nicht, obwohl Sabrina ihr immer wieder dazu geraten hat. Aber da sie uns in Ruhe gelassen hat, seit wir fortgezogen sind, kann es gut sein, dass sie endlich an ihrem Problem gearbeitet hat“, mutmaßte Christian.

„Wie ging es dann damals weiter? Was hat Marcella getan, als sie merkte, dass sie dich und Sabrina nicht auseinanderbringt?“, fragte Alexandra.

„Sie hat angefangen, ständig etwas von Sabrina einzufordern, was die ihr angeblich schuldete. Mal war es Geld, mal war es ein Schmuckstück, was Sabrina von der Mutter geerbt hatte, dann wieder ein Schrank aus dem gemeinsamen Elternhaus, den Marcella seit Jahren nicht beachtet hatte … Ach, ich weiß gar nicht mehr. Irgendetwas wollte Marcella immer – und zwar mit Nachdruck. Wir hatten kaum Ruhe vor ihr.“

„Sehr nervenzehrend“, murmelte Stefan Frank. „Seid ihr deshalb damals aus Hessen weggezogen?“

„Nicht nur wegen ihrer üblichen Eifersucht. Was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war eine Anzeige Marcellas beim Jugendamt, dass wir unser Kind schlagen würden und hungern ließen.“

„Wie bitte? Marcella hat euch angezeigt? Woher wusstet ihr denn, dass sie es war?“

„Eine gute Bekannte von Sabrina, eine Mutter aus Mirjas Krabbelgruppe, arbeitete beim Jugendamt, und zu unserem Glück wurde genau die mit dem Fall betraut. Sie hat uns im Vertrauen gesteckt, dass die Anzeige von Marcella kam.“

„Dann war die Sache hoffentlich schnell erledigt, oder?“

„Obwohl die Sachbearbeiterin die Vorwürfe Marcellas für haltlos hielt, lief trotzdem erst einmal die ganze Maschinerie an: Gespräche beim Jugendamt, mehrere Hausbesuche einer Sozialarbeiterin, Befragung der Kindergärtner, des Kinderarztes und sogar von Mirja selbst.“

Er seufzte.

„Es hat Wochen gedauert, bis der Verdacht offiziell ausgeräumt war. Es war eine schlimme Zeit für unsere kleine Familie. Als dann für mich das Angebot kam, an der Münchner Uni eine Professur zu übernehmen, haben wir nicht lange gezögert. Wir wollten nur weg aus Marcellas Einflussbereich.“

„Wie lange ist das jetzt her?“

„Sieben Jahre. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr. Die ersten Jahre hatten wir immer Angst, dass Marcella eines Tages vor der Tür steht, aber sie hat uns tatsächlich nicht mehr belästigt.“

„Jetzt verstehe ich auch, warum du so zögerlich bist, Sabrina zu sagen, dass ihre Schwester kommen will“, sagte Alexandra.

„Wirklich ein starkes Stück, was Marcella sich da geleistet hat!“, bestätigte Dr. Frank und schüttelte über so viel Hinterhältigkeit den Kopf. „Ich kann gut verstehen, dass ihr mit deiner Schwägerin gebrochen habt. Aber sieben Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht hat Marcella sich geändert und möchte sich ehrlich mit Sabrina versöhnen? Lass deine Frau entscheiden, ob sie ihrer Schwester eine Chance geben will.“

Christian fasste sich ans Kinn und wiegte bedächtig den Kopf, dann nickte er.

„Ist das nicht Frau Kleiber?“, fragte Alexandra und deutete auf eine junge Frau, die gerade durch die Tür am Ende des Ganges gekommen war und die Nummern an den Zimmertüren studierte. In dem Augenblick sah auch Pia Kleiber die kleine Gruppe und kam auf sie zu.

Pia und Sabrina führten zusammen einen kleinen Blumenladen in Grünwald. Bis vor zwei Jahren war Pia nur angestellt gewesen, aber dann zur Mitinhaberin und guten Freundin geworden. Da Alexandra, aber auch Dr. Frank, Kunden im Blumenladen waren, kannten sich alle.

„Ach, Chris, es tut mir so leid“, sagte Pia mit tränenerstickter Stimme. „Warum sitzt du hier draußen? Ist …? Ich meine, ist Sabrina … ist …?“

„Mirja ist bei ihr. Sabrina wollte allein mit unserer Tochter sprechen“, erklärte Christian.

„Oh, ich dachte schon, ich komme zu spät“, murmelte Pia und strich sich eine vorwitzige dunkle Strähne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, aus dem hübschen Gesicht. Erst jetzt schien sie zu realisieren, dass außer Christian noch zwei weitere Menschen da waren.

Sie gab den beiden Ärzten die Hand und blinzelte die Tränen weg, die in ihren ausdruckvollen dunklen Augen standen.

„Waren Sie schon bei Sabrina?“, fragte sie.

„Nein, wir wollten Mutter und Tochter nicht stören“, antwortete Stefan Frank.

In dem Augenblick öffnete sich die Tür, und Mirja trat mit rot geweinten Augen in den Flur. Sofort sprang Christian auf und lief zu seiner Tochter, um sie in den Arm zu nehmen. Auch Pia ging auf sie zu und wurde von Mirja in die Umarmung miteinbezogen. Die drei standen stumm da und wiegten sich ganz leicht in ihrer traurigen Umarmung.

„Was meinst du, Stefan?“, fragte Alexandra leise. „Ich denke, wir gehen nur kurz zu Sabrina und kommen besser morgen wieder. Jetzt, wo Frau Kleiber auch noch gekommen ist, wird es ihr sonst sicher zu viel.“

***

Antje Blesser sah ärgerlich auf die Uhr. Sie seufzte. Nun wartete sie schon seit einer halben Stunde auf Marcella. Seit über zwei Jahren hatten die beiden sich nicht mehr verabredet, aber es war noch genau wie früher: Nie war Marcella pünktlich, und immer wartete die treue Antje auf sie.

Antje nahm sich fest vor, nur noch fünf Minuten zu bleiben, dann würde sie gehen. Obwohl sie doch ein bisschen neugierig war, warum Marcella sich nach zwei Jahren Funkstille plötzlich unbedingt mit ihr treffen wollte.

Gerade als Antje aufstehen wollte, sah sie Marcella durch die Tür des Bistros kommen.

Unwillkürlich musste Antje lächeln. Auch das war wie früher. Marcella hatte sich zurechtgemacht, als ob sie auf einen Opernball gehen würde. Der feuerrote Mantel mit dem Pelzkragen war noch ein wenig kürzer als der sehr kurze, sehr enge nachtblaue Rock. In der passenden Farbe zum Rock trug sie atemberaubend hohe Stöckelschuhe. Die Farbe des Lippenstifts und der langen Fingernägel harmonierte wiederum mit dem Rot des Mantels.