Dr. Stefan Frank 2495 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2495 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach dem großen Irrtum
Dr. Franks Patient verliebt sich, als er nicht mehr damit rechnet

Mitfühlend blickt Dr. Stefan Frank auf seinen Patienten. Jonathan sitzt mit traurigem Gesichtsausdruck vor seinem Hausarzt und deutet auf seinen linken Arm. Dort ist eine frisch gestochene, entzündete Tätowierung zu sehen. Tanja, steht in verschnörkelter Schrift auf der geröteten Haut. Der Name von Jonathans Exfreundin, die ihn inzwischen eiskalt abserviert hat.
Für Jonathan ist klar: Diese Tätowierung muss weg, der Name soll entfernt werden, ebenso wie seine Gedanken an die Verflossene. Und noch eines will er zukünftig beherzigen: Von Frauen lässt er fortan die Finger. Noch einmal will er sich sein Herz bestimmt nicht brechen lassen!
Dr. Frank vermittelt seinen Patienten an die junge Dermatologin Dr. Nellie Novak. In mehreren Sitzungen wird sie die Tätowierung nach und nach weglasern können.
Nellie Novak hat ebenfalls eine große Enttäuschung hinter sich und den Männern abgeschworen. Doch als Jonathan und die bildhübsche Ärztin einander zum ersten Mal in die Augen blicken, verspüren beide heftiges Herzklopfen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Nach dem großen Irrtum

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: BraunS / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7933-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nach dem großen Irrtum

Dr. Franks Patient verliebt sich, als er nicht mehr damit rechnet

Mitfühlend blickt Dr. Stefan Frank auf seinen Patienten. Jonathan sitzt mit traurigem Gesichtsausdruck vor seinem Hausarzt und deutet auf seinen linken Arm. Dort ist eine frisch gestochene, entzündete Tätowierung zu sehen. Tanja, steht in verschnörkelter Schrift auf der geröteten Haut. Der Name von Jonathans Exfreundin, die ihn inzwischen eiskalt abserviert hat.

Für Jonathan ist klar: Diese Tätowierung muss weg, der Name soll entfernt werden, ebenso wie seine Gedanken an die Verflossene. Und noch eines will er zukünftig beherzigen: Von Frauen lässt er fortan die Finger. Noch einmal will er sich sein Herz nicht brechen lassen!

Dr. Frank vermittelt seinen Patienten an die junge Dermatologin Dr. Nellie Novak. In mehreren Sitzungen wird sie die Tätowierung nach und nach weglasern können.

Nellie Novak hat ebenfalls eine große Enttäuschung hinter sich und den Männern abgeschworen. Doch als Jonathan und die bildhübsche Ärztin einander zum ersten Mal in die Augen blicken, verspüren beide heftiges Herzklopfen …

„Servus, Jonathan“, begrüßte Gerti Vogl ihren einzigen Mitarbeiter. „Du siehst so zufrieden aus. War Schorsch schon hier?“

„Servus, Chefin. Ja, Schorsch hat eben geliefert.“ Vorsichtig gab Jonathan Korte Milchsäurebakterien zu der gereinigten Milch. „Ich habe ihn gefragt, was er seinen Kühen in das Futter mischt, weil die Milch seit ein paar Wochen Spitzenklasse ist.“

„Und? Hat er dir sein Betriebsgeheimnis verraten?“, erkundigte sich die grauhaarige Inhaberin der Grünwalder „Käserei Vogl“.

„Auf seinen Wiesen wächst der beste Klee weit und breit, sagt er.“

Gerti Vogl schüttete Lab in den Käsefertiger, um die Milch gerinnen zu lassen.

„Hm. Der Klee ist da schon immer gewachsen, aber die Milch war noch nie so gut. Es muss einen anderen Grund geben.“

Jonathan lächelte. „Musik.“

„Wie bitte?“ Seine Chefin zog die Augenbrauen hoch.

„Schorsch will schon seit Jahren im Stall Musik spielen, aber sein Vater wollte keinen neumodischen Schnickschnack. Vor zwei Monaten hat er den Hof an Schorsch übergeben. Seitdem kriegen die Kühe Alpenrock zu hören.“

„Alpenrock“, wiederholte die Sechzigjährige skeptisch. „Na, mir soll‘s recht sein. Die Milch von seinen Viechern ist jedenfalls ein Glücksfall für jede Käserei.“

„Stimmt. Chefin …“ Jonathan zögerte. Gerti Vogl führte die Käserei seit fast drei Jahrzehnten, und sie war bekannt als eine Geschäftsfrau, die mit allen Zulieferern hart verhandelte.

„Ja?“

„Im Moment sind wir die einzige Käserei, die Schorsch beliefert. Und es wäre doch schön, wenn es dabei bleibt. Was hältst du davon, ihm einen höheren Preis pro Liter zu zahlen?“

Sie nickte knapp.

„Freut mich, dass du mitdenkst, Jonathan. Aber an Begeisterung und Wissbegierde hat es dir ja nie gemangelt. Ich weiß noch, wie du als Bub samstags mit deiner Mama zu uns in den Laden gekommen bist. Du wusstest genau, was schmeckt.“

„Mhm“, versuchte er den Ausflug in die Vergangenheit abzukürzen. Für ihn waren die Abstecher in die Käserei immer die Krönung des Wochenendeinkaufs gewesen. Die würzigen Gerüche, die mal cremigen, mal festen Probehäppchen, die Gerti Vogl anbot …

Damals war seine Leidenschaft für Käse erwacht. Während es seine Mitschüler für das Schulpraktikum nach München gezogen hatte, in Banken, Hotels und Designerateliers, war Jonathan in Grünwald geblieben und hatte Frau Vogl in der Käserei über die Schulter geguckt.

Ihr verdankte er viel. Trotzdem zog er es vor, wenn sie nicht zu ausführlich über seine Kinderjahre redete. Schließlich war er kein Schulbub mehr, sondern ein gestandener Molkerei- und Käsereimeister von dreißig Jahren.

„Ich rufe Schorsch noch heute an und überbringe ihm die gute Nachricht, bevor die Konkurrenz ihn uns wegschnappt“, erklärte Gerti Vogl.

„Gute Idee. Über so eine Nachricht zum Wochenende freut er sich bestimmt.“

„Hoffentlich. Ich muss ihm nur einschärfen, es für sich zu behalten. Wenn die anderen Lieferanten spitzkriegen, dass ich ihm mehr zahle, gehen sie auf die Barrikaden. Apropos Wochenende – mein Onkel und meine Tante aus Deggendorf feiern Goldene Hochzeit. Hast du auch etwas Nettes geplant, Jonathan?“

„Ja. Tanja kommt heute Abend her. Wir sind zur Geburtstagsfeier eines alten Schulfreundes eingeladen.“

„Kenne ich den?“

„Ich glaube schon. Tobias Huber.“

„Ach, der Tobi! Klar erinnere ich mich an den. Hat mir mal mit seinem Fußball ein Fenster eingeschossen und war so zerknirscht, dass ich ihm einfach nicht böse sein konnte. Was macht er eigentlich beruflich?“

„Er ist Kundenberater bei einer Bank in München. Läuft wohl ganz gut.“

„Schön. Grüß ihn doch bitte von mir.“

„Mach ich“, versprach Jonathan und warf einen Blick auf die Zentrifuge, in der Milch auf einen bestimmten Fettgehalt gebracht werden sollte.

„Gut, dass Grünwald so nah an München ist. Man hat seine Ruhe, und junge Leute können in der Großstadt Erfahrungen sammeln, ohne dass sie umziehen müssen. Ich habe ja nie so recht verstanden, warum Tanja ausgerechnet nach Frankfurt musste. Schön soll es dort ja nicht gerade sein, und die Kriminalität …“

„Tanja wollte ihre Ausbildung in einer Top-Hotelkette machen, und die hat ihr nur in Frankfurt eine Lehrstelle angeboten.“

„Aber mit ihrer Lehre ist sie ja längst fertig. Da könnte sie doch auch zurückkommen? In München gibt es lauter Top-Hotels, da findet sie bestimmt eine Stelle.“

Jonathan zuckte mit den Schultern.

„Tanjas Chef hält große Stücke auf sie und überträgt ihr viel Verantwortung. Andere Hotelfachfrauen in ihrem Alter dürfen längst nicht so interessante Jobs machen.“

„Hm. Sicher, es ist wichtig, dass man im Beruf Freude hat. Aber immer diese Fahrerei an den Wochenenden – das wollt ihr doch sicher nicht ewig machen.“

„Nein, das nervt schon, und ich wünsche es mir auf Dauer natürlich anders. Vielleicht geht mein Wunsch sogar bald in Erfüllung.“

Jonathan dachte an den Verlobungsring, den er vorgestern gekauft hatte. Ein dezenter, matter Reif aus Platin mit einem kleinen Brillanten.

Wenn Tanja erst seinen Ring trug, suchte sie sich garantiert einen Job in München. Sie wusste ja, dass Meisterstellen in Jonathans Branche sehr spärlich gesät waren. Gute Hotelfachfrauen hingegen wurden immer gesucht.

Gerti Vogl stutzte. Ein erschreckender Gedanke schoss ihr durch den Kopf.

„Du wirst doch nicht etwa bei mir kündigen?“, stieß sie hervor.

Verblüfft sah der junge Mann sie an.

„Aber nein, wie kommst du darauf? Mich kriegen hier keine zehn Pferde weg.“

Sie atmete auf. „Gut. Ich meine, ich will deinem privaten Glück natürlich nicht im Wege stehen, aber ohne dich wäre ich aufgeschmissen. Du weißt ja: Wenn ich in Rente gehe, möchte ich, dass du mein Nachfolger wirst.“

„Und genau das möchte ich auch.“

„Wunderbar, dann sind wir uns einig.“ Gerti Vogl nickte. Hoffentlich machte Tanja ihr keinen Strich durch die Rechnung. „Ich pikiere jetzt den Roquefort.“

„Alles klar, Chefin.“

Sie ging in den Reifungskeller und musste unwillkürlich lächeln, wie immer, wenn sie diesen Ort betrat. Die Regale, die Käselaibe, die Stille, der einzigartige Geruch …

Ich habe den schönsten Beruf der Welt, überlegte sie dankbar, während sie sich eine lange Edelstahlnadel schnappte und einen Käse aus dem Regal zog. Vorsichtig stach sie die Nadel mehrmals in den Laib.

Tief atmete sie den würzigen Duft ein, bevor sie den Käselaib zurück ins Regal legte und sich den nächsten vornahm. Zum Glück gab es in ihrem Kundenkreis ein paar Feinschmecker, die den Roquefort, ihren besonderen Liebling, auch zu schätzen wussten.

Im Gegensatz zu jenen Kunden, die hektisch die teuersten Sorten kauften, um beim Brunch oder Abendessen die Gäste zu beeindrucken. In diesen Fällen tat Gerti Vogl jedes Käsestück leid, das sie über den Tresen schob, denn ihm würde die gebührende Anerkennung versagt bleiben.

Sie schloss den Reifungskeller ab und gesellte sich wieder zu Jonathan.

„Wir sollten noch …“, begann sie und brach ab, weil ihre Kehle plötzlich wie zugeschnürt war. Sie musste husten und wollte Luft holen, doch ihre Lungenflügel schienen geschrumpft zu sein. Sie wollten sich nicht mehr richtig füllen.

„Chefin?“ Jonathan kam auf sie zu.

Mit offenem Mund rang Gerti nach Luft. Durch die Nase konnte sie nicht atmen, die war völlig verstopft.

Jonathan drückte ihr ein Taschentuch in die Hand. Dann klopfte er ihr leicht auf den Rücken.

„Soll ich einen Arzt rufen?“

Wieder musste Gerti Vogl husten. Sie mahnte sich, ruhig zu bleiben, und atmete langsam ein. Diesmal landete tatsächlich etwas Sauerstoff in ihren Lungen. Ja, jetzt ging es besser. Sie schüttelte den Kopf.

„Keinen Arzt“, krächzte sie.

„Du weißt, dass ich dir ungern widerspreche, Chefin, aber du musst dich untersuchen lassen. Ich dachte eben, du erstickst!“

Ich auch, pflichtete sie Jonathan im Stillen bei.

„Ich setze mich kurz, dann geht es schon“, murmelte sie matt.

Er hakte sie fest unter.

„Ja, du setzt dich, und zwar in mein Auto. Dein Hausarzt ist doch auch Dr. Frank?“

Gerti Vogl nickte.

„Gut. Ich fahre dich zu seiner Praxis. Wenn du dich schon nicht für dich selbst untersuchen lassen willst, dann tu es wenigstens für mich. Falls so etwas noch einmal passiert, kriege ich vor Schreck nämlich einen Herzinfarkt.“

„Aber der Laden“, protestierte sie.

Er zog sich die Haube von den kurzen dunklen Haaren, die an den Seiten kürzer geschnitten waren als auf dem Oberkopf.

„Den schließen wir vorübergehend zu. Um diese Zeit ist ohnehin wenig los. Ich verspreche dir, ich bringe dich nur schnell in die Praxis und fahre dann wieder zum Laden. Wenn du abgeholt werden möchtest, rufst du mich einfach an.“

***

Jonathan Korte parkte vor dem Doktorhaus und half Gerti Vogl hinein. Sie hätte es nicht zugegeben, war aber doch erleichtert, als er sie unterhakte. Die Atemnot hatte sie ziemlich durchgeschüttelt.

„Grüß Gott, Frau Flanitzer“, begrüßte er Dr. Franks jüngere Sprechstundenhilfe. „Wir kommen ohne Termin. Meine Chefin hat vorhin plötzlich keine Luft mehr bekommen. Erst war sie knallrot im Gesicht, und jetzt ist sie ganz blass. Dabei ist sie sonst nie blass.“

Auch Marie-Luise Flanitzer kannte Gerti Vogl nur mit rosigen Apfelbäckchen. Die Frau wirkte immer wie das blühende Leben. Jetzt war ihre Haut fahl und der sonst so lebhafte Blick trübe. Sie sah erschöpft aus.

„Ich schiebe Sie dazwischen“, entschied Marie-Luise. „Herr Dr. Frank behandelt gerade einen Patienten, aber danach kommen Sie an die Reihe, Frau Vogl. Setzen Sie sich bitte ins Wartezimmer.“

Jonathan brachte seine Chefin hinein und wartete, bis sie Platz genommen hatte.

„Nun geh schon“, drängelte sie. „Der Laden soll nicht länger geschlossen sein als nötig.“

„Ist gut.“ Einigermaßen beruhigt fuhr der junge Mann zurück.

Kurz darauf saß Gerti Vogl ihrem Hausarzt gegenüber.

„Frau Flanitzer sagte etwas von Atemnot“, begann Dr. Frank das Gespräch.

„Ja. Wie aus heiterem Himmel habe ich auf einmal keine Luft mehr bekommen. Mein Hals hat sich ganz eng angefühlt, die Nase war zu, ich musste husten – irgendwie ging gar nichts mehr.“

„Wie lange hat dieser Zustand ungefähr gedauert?“, erkundigte sich Stefan Frank.

„Wahrscheinlich nur ganz kurz, obwohl es mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Zum Glück war Jonathan bei mir. Er hat mir auf den Rücken geklopft, und nach einer Weile ging es wieder. Jonathan dachte, ich ersticke. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich dachte das auch.“

„Wenn Herr Korte bei Ihnen war, befanden Sie sich also gerade in der Käserei?“

„Ja. Freitags ist ja ein ganz normaler Werktag.“

„Hatten Sie so etwas wie heute irgendwann schon einmal?“, wollte Dr. Frank wissen.

„Nein, nie.“

„Und was genau haben Sie gemacht, kurz bevor Sie Atemnot bekamen?“

Die Patientin überlegte kurz.

„Ich war gerade im Reifungskeller gewesen und hatte den Roquefort pikiert.“

Der Arzt sah sie fragend an.

„Jetzt müssen Sie mir auf die Sprünge helfen, Frau Vogl. Pikieren ist mir nur aus der Gartenarbeit ein Begriff. Wie pikiert man Käse?“

„Man sticht mit einer langen Edelstahlnadel in den Käselaib. Durch die Nadelkanäle dringt Sauerstoff ein. Den braucht der Schimmelpilz zum Wachsen.“

„Penicillium roqueforti“, sagte Stefan Frank nachdenklich.

„Ja, genau. In manchen Käsereien wird das Pikieren maschinell erledigt, aber wir machen es selbst. Käsemachen ist ein Handwerk, hat mein Vater immer gesagt. Handarbeit kommt bei uns an erster Stelle.“

„Ich verstehe. Haben Sie im Moment irgendwelche Beschwerden, Frau Vogl? Die, von denen Sie mir eben erzählt haben, oder auch andere?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Ich bekomme wieder ganz normal Luft, der Hustenreiz ist weg und die Nase frei. Auch sonst ist alles in Ordnung.“

„Gut, dann setzen Sie sich doch bitte auf die Untersuchungsliege. Ich möchte Ihr Herz und Ihre Lunge abhorchen, den Blutdruck messen und Ihnen in den Hals schauen.“

Behutsam untersuchte er die Patientin.

„Alles unauffällig“, stellte Dr. Frank wenig später fest. „Allergien haben wir bisher bei Ihnen ja keine festgestellt, Frau Vogl. Trotzdem – als Sie den Schimmelpilz erwähnt haben, bin ich hellhörig geworden. Ich würde Ihnen gern Blut abnehmen, um es auf Antikörper untersuchen zu lassen.“

Gerti Vogl zog die Stirn kraus.

„Sie meinen, ich bin vielleicht gegen Schimmelpilze allergisch? Aber ich arbeite von Kindesbeinen an in der Käserei meiner Eltern – rund ein halbes Jahrhundert! Wäre ich allergisch, hätte ich doch irgendwann Probleme bekommen.“

„Nicht unbedingt. Allergien kann man nicht nur im Kindes- oder Jugendalter entwickeln, sondern auch später. Ich kenne einen Herrn, bei dem kurz nach seinem achtzigsten Geburtstag Heuschnupfen diagnostiziert wurde.“

„Oh.“ Die Patientin blickte den Grünwalder Arzt mit großen Augen an. „Tja, dann ist mir klar, warum Sie mir Blut abnehmen wollen. Jetzt gleich?“

„Sind Sie denn noch nüchtern?“, fragte Stefan Frank.

Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

„Stimmt, zur Blutabnahme muss man ja nüchtern sein. Nein, das bin ich nicht, ich habe ganz normal gefrühstückt.“

„Dann vereinbaren Sie bitte mit Frau Flanitzer einen Termin für morgen.“

„Morgen? Aber samstags haben Sie doch gar keine Sprechstunde.“

„Dieses Wochenende habe ich Notdienst, die Praxis ist also besetzt. Es wäre gut, wenn sich Herr Korte vorläufig um die Käsesorten mit Schimmelpilzen kümmern könnte. Lässt sich das einrichten?“

Das Pikieren des Roquefort gehörte zu Gerti Vogls liebsten Routineaufgaben. Sie zögerte. Schließlich siegte ihre Vernunft.

„Ja, das geht“, erwiderte sie tapfer.

„Ich gebe Ihnen für alle Fälle Tabletten mit, die Sie bitte ständig bei sich tragen. Sollten Sie wieder Atemnot bekommen, schlucken Sie eine Tablette.“

„Ist gut.“

Gerti Vogl steckte die Tabletten ein, verabschiedete sich von Dr. Frank und ging zum Empfang.

„Frau Flanitzer, ich soll mir für morgen einen Termin zur Blutabnahme geben lassen.“

„Gern. Wann passt es Ihnen denn? Möglichst früh, weil Sie ja nüchtern erscheinen müssen?“

„Geht es auch später? Ich fahre nachher zu einer Familienfeier nach Deggendorf und übernachte auch dort. Das Frühstück spare ich mir, aber ich habe meiner Tante versprochen, mit ihr morgens zum Friedhof zu fahren. Deshalb kann ich erst gegen zwölf Uhr hier sein.“

„Kein Problem“, erklärte Marie-Luise Flanitzer. „Ich notiere mir zwölf Uhr. Sollten Sie etwas früher oder später kommen, macht das nichts. Es könnte nur sein, dass Sie ein bisschen warten müssen, falls wir einen Notfall haben.“

***

„Allein das Parfüm ist ein kleines Vermögen wert“, schwärmte Tanja wenige Stunden später in der kleinen Küche von Jonathans Appartement. „Und dann lag in der Tüte noch ein traumhafter violetter Seidenschal. Ich will ja nicht protzen, aber er steht mir super. Und Pralinen waren auch drin, guck mal.“

Sie stöberte in ihrer Umhängetasche, die über der Stuhllehne hing, und stellte ehrfürchtig eine kleine durchsichtige Schachtel auf den Tisch.

„Wunderschön, oder?“