Dr. Stefan Frank 2496 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2496 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Sonnenschein der Waldner-Klinik
Roman um ein kleines Mädchen, das alle Herzen gewann

Sorgenvoll betrachtet Dr. Stefan Frank die neuesten Laborberichte der kleinen Emma. Wieder einmal sind alle Untersuchungen ohne Befund. Aber wie kann das nur sein? Die Vierjährige wird von ihm und seinen Kollegen seit Tagen in der Münchner Waldner-Klinik betreut, und noch immer weiß niemand, was genau dem Kind fehlt. Dabei verschlechtert sich Emmas Zustand rapide von Stunde zu Stunde. Jetzt drohen auch noch mehrere Organe des Mädchens zu versagen, und sogar die selbstständige Atmung hat ausgesetzt!
Dr. Frank weiß, das Leben seiner kleinen Patientin steht auf Messers Schneide. Und wenn er und seine Kollegen nicht bald herausfinden, was Emma fehlt, dann wird es für eine Heilung zu spät sein ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Der Sonnenschein der Waldner-Klinik

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: PeopleImages / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7934-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Sonnenschein der Waldner-Klinik

Roman um ein kleines Mädchen, das alle Herzen gewann

Sorgenvoll betrachtet Dr. Stefan Frank die neuesten Laborberichte der kleinen Emma. Wieder einmal sind alle Untersuchungen ohne Befund. Aber wie kann das nur sein? Die Vierjährige wird von ihm und seinen Kollegen seit Tagen in der Münchner Waldner-Klinik betreut, und noch immer weiß niemand, was genau dem Kind fehlt. Dabei verschlechtert sich Emmas Zustand rapide von Stunde zu Stunde. Jetzt drohen auch noch mehrere Organe des Mädchens zu versagen, und sogar die selbstständige Atmung hat ausgesetzt!

Dr. Frank weiß, das Leben seiner kleinen Patientin steht auf Messers Schneide. Und wenn er und seine Kollegen nicht bald herausfinden, was Emma fehlt, dann wird es für eine Heilung zu spät sein …

Ist das eine Hitze!

Das Thermometer zeigte zweiunddreißig Grad Außentemperatur an. Dabei stand sein Taxi im Schatten. In der Sonne wäre der Wert vermutlich noch höher. Marc Wenge drehte die Klimaanlage noch ein wenig auf und war dankbar für den kühlen Luftzug in seinem Auto.

Der Sommer meinte es gut in diesem Jahr. Nachdem der Winter schneereich und kalt gewesen war, machte auch die warme Jahreszeit ihrem Namen alle Ehre.

Aus den Lautsprechern drang Gitarrenmusik. Marc mochte die ruhigen Klänge, die an ihm vorbeirauschten wie Wellen am Strand. Sie halfen ihm, sich nach einem langen Tag wie diesem zu entspannen.

Seine vorige Fahrt hatte ihn zum Münchner Tierpark Hellabrunn geführt. Von dort war er in Richtung Süden nach Grünwald gefahren. Er hatte seinem Vater versprochen, ihn von seinem Hausarzt abzuholen. Dr. Frank kümmerte sich seit vielen Jahren um dessen Gesundheit.

Marc war soeben vor der Praxis angekommen. In dem Moment wurde die Eingangstür geöffnet, und sein Vater kam heraus. Marc stieg aus und öffnete seinem Vater die Beifahrertür.

Josef Wenge war einmal ein kräftiger Mann gewesen, der eine Bäckerei leitete und das Schicksal von mehr als vierzig Angestellten in seinen Händen hielt. Jetzt lief er gebückt, als trüge er eine schwere Last auf seinen Schultern. Seine Hände zitterten und verrieten, dass er an Morbus Parkinson erkrankt war. Die Schüttellähmung schritt langsam, aber stetig voran.

„Danke dir.“ Sein Vater ließ sich auf den Sitz fallen. Er stieß einen tiefen Atemzug aus.

Marc nahm hinter dem Lenkrad Platz.

„Was hat Dr. Frank gesagt?“

„Oh, du weißt schon …“

„Nein, woher? Ich war ja nicht mit im Sprechzimmer. Erzähl es mir, bitte.“

„Mein Tremor ist stärker geworden, deshalb hat Dr. Frank noch ein weiteres Dopamin-Mittel hinzugefügt. Bald kann ich daheim einer Apotheke Konkurrenz machen.“

„Und wann sollst du wiederkommen?“

„In zwei Wochen. Dann möchte er ein großes Blutbild machen und schauen, wie das neue Medikament anschlägt. Ich kann auch schon eher kommen, wenn ich mich nicht gut fühle, aber das wird bestimmt nicht nötig sein.“

Sein Vater gab sich optimistisch, aber Marc machte sich trotzdem Sorgen. Noch vor fünf Jahren war sein Vater scheinbar gesund gewesen. Dann hatte das Schicksal zugeschlagen: Zuerst war seine Mutter nach einem Sturz die Treppe hinunter gestorben, dann war das Familienunternehmen bankrottgegangen, und beinahe zeitgleich war bei seinem Vater die Diagnose Parkinson gestellt worden.

Anfangs hatten sie versucht, ihr Leben weiterzuführen wie gewohnt, aber es war rasch klar geworden, dass das nicht lange gut gehen würde. So hatte Marc sein Studium aufgegeben und aus seinem Nebenjob den Hauptberuf gemacht.

Mit dem, was er als Taxifahrer verdiente, konnte er den Lebensunterhalt für seinen Vater und sich selbst bestreiten. Und das war ein Segen, weil sich Josefs Zustand zusehends verschlechterte.

Marc ließ den Motor an und fuhr seinen Vater nach Hause. Sie teilten sich ein kleines, aber sehr gemütliches Appartement am Rand von Grünwald. Hier waren die Mieten niedriger als in München, und sie hatten sogar Zugang zum Garten. Sein Vater liebte das Grün und verbrachte so viel Zeit wie möglich im Freien.

Was habe ich während der vergangenen Jahre nicht alles versäumt, in denen ich mehr am Schreibtisch als unter dem freien Himmel gesessen habe, pflegte er zu sagen.

„Gehst du heute noch aus, Marc?“

„Das glaube ich nicht. Ich möchte noch ein paar Fahrten machen, ehe ich nach Hause komme.“

„Du solltest öfter weggehen. Wie willst du sonst eine nette Frau kennenlernen? Ich hätte so gern ein Enkelkind, weißt du?“

Marc seufzte. Eine eigene Familie? Davon war er so weit entfernt wie von einem Flug zum Mond! Seit seiner Trennung schien er kein Glück mit den Frauen mehr zu haben. Er war seit fünf Jahren Single und hatte es nicht mehr weiter als bis zu einem unverbindlichen Flirt gebracht. Die Vergangenheit ließ ihn nicht los, so sehr er auch versuchte, sie abzuschütteln.

Mit einem Mal sah er ein schmales Gesicht umrahmt von honigblonden Haaren vor sich. Dazu Augen, blau und tief wie ein Bergsee. Julia. Sie war die Frau gewesen, die er hatte gehen lassen. Ein Fehler, den er bis zum heutigen Tag bereute.

Ich habe es vermasselt, warf er sich vor. Geschieht mir ganz recht, dass ich jetzt kein Bein mehr auf die Erde bekomme.

Sein Vater öffnete die Beifahrertür. Ein Schwall warmer Sommerluft wehte herein. Marc verließ sein Taxi und half seinem Vater beim Aussteigen. „Es geht schon. Es geht schon“, wehrte dieser ab, als er ihn zum Haus begleiten wollte.

„Wenn du mir dein Rezept gibst, hole ich deine Medikamente aus der Apotheke ab und bringe sie nachher mit nach Hause.“

„Das wäre großartig. Ich bereite derweil unser Abendessen vor. Hast du Appetit auf eine hausgemachte Pizza?“

„Und ob, aber du musst dir nicht so viel Mühe machen.“

„Solange ich den Teig noch kneten kann, ist das nicht viel Mühe. Ich weiß doch, wie gern du Pizza isst, aber bei dem Zeug aus dem Supermarkt weiß man nie, was drin ist. Ich werde alles fertig haben, wenn du kommst.“

„Das hört sich wunderbar an. Bis später dann.“ Marc vergewisserte sich, dass sein Vater wohlbehalten am Haus ankam, dann stieg er wieder in sein Taxi und fuhr zum nächsten Haltepunkt an der Bavaria Filmstadt. Hier standen bereits fünf andere Taxis aufgereiht und warteten auf Fahrgäste. Er war der sechste in der Reihe.

O weh. Das konnte dauern.

Marc überlegte, erst einmal zur Apotheke zu fahren und sich anschließend einen Kaffee zu holen, ehe er sich wieder anstellte. Allerdings würde er dann womöglich noch weiter hinten stehen. Erfahrungsgemäß kamen gute Fahrten herein, wenn die letzte Führung durch die Filmstadt vorüber war. Diesen Zeitpunkt wollte er auf keinen Fall verpassen.

Also lieber durchhalten und mit anstellen. Er steuerte sein Taxi hinter den letzten wartenden Wagen.

Am Horizont waren unterdessen bleigraue Wolken herangezogen. Wind kam auf, zauste die Bäume und trieb Blätter vor sich her wie ein Schäfer seine Herde. Es wurde zusehends dunkler. Ein Gewitter braute sich zusammen!

Kein Wunder nach der drückenden Hitze heute, grübelte Marc. Er wollte gerade nach dem Thriller greifen, den er momentan in seinen Wartezeiten las, als ein Mann an das vorderste Taxi herantrat. Der Unbekannte hatte etwas an sich, was Marcs Blick auf ihn zog. Eine stille Verzweiflung, die sich in hochgezogenen Schultern und einem gehetzten Blick ausdrückte.

Er war in einen dunklen Mantel gehüllt und trug eine Tasche aus schwarzem Leder in der Hand. Seine schwarzen Haare waren aus der Stirn gekämmt, was seine kantigen Gesichtszüge betonte. Er sprach mit dem Fahrer im vorderen Taxi, aber der Kollege schien ihn abzuweisen, denn er trat an den nächsten Wagen. Hier wiederholte sich das Spiel.

Verwundert bemerkte Marc, dass der Unbekannte vergeblich von Taxi zu Taxi lief.

Schließlich blieb er neben Marcs Fahrertür stehen.

Aus der Nähe war erkennbar, dass der Unbekannte noch keine fünfzig war. Sein Mantel war ihm gut zwei Nummern zu klein und spannte um seine Schultern.

Marc ließ das Seitenfenster herunter.

„Guten Abend. Bringen Sie mirrch zum Bahnchofff?“, rasselte der Unbekannte mit osteuropäischem Akzent herunter. Marc tippte auf Russisch. Ein mulmiges Gefühl erfasste ihn.

Warum hatten seine Kollegen die Fahrt verweigert?

„Sie möchten zum Hauptbahnhof? Nach München hinein?“

„Chrrichtig.“ Der Bass des Unbekannten dröhnte wie ein vorbeifahrender ICE.

Marc war der Fahrgast nicht recht geheuer.

„Das wird nicht ganz billig. Haben Sie Geld?“

Der Mann öffnete wortlos seine Tasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor. Marc hätte die mündliche Versicherung genügt, jetzt jedoch verstärkte sich das flaue Gefühl in seinem Magen, denn er erhaschte einen Blick auf den restlichen Inhalt des Gepäckstücks. Es war vollgestopft mit Geldscheinen!

Warum, um alles in der Welt, trug der Fremde so viel Geld mit sich herum? Das war mehr als seltsam.

Marcs Hand zuckte in Richtung Notrufknopf.

„Bitte, zum Bahnchofff“, wiederholte der Unbekannte. Und es waren weniger seine Worte, als vielmehr sein Blick, der Marc umstimmte. Es lag ein solches Flehen darin, dass er nicht ablehnen konnte.

„Also schön.“ Marc öffnete die Beifahrertür. „Steigen Sie ein.“ Er schnallte sich an und wartete, bis sein Fahrgast dasselbe getan hatte. Dann fuhr er los. Aufmerksam lenkte er sein Taxi an seinen Kollegen vorbei und auf die Hauptstraße. Sein Fahrgast hielt seine Tasche auf dem Schoß umklammert und starrte darauf wie auf eine tickende Zeitbombe.

„Hierrr links“, wies er Marc unvermittelt an, als sie noch keine fünf Minuten gefahren waren.

„Sie wollten zum Bahnhof. Dorthin geht es weiter geradeaus.“

„Nein, links! Schnell!“

Der Fahrgast bestimmte über die Fahrt, der Fahrer über die Sicherheit. Das war Marcs Grundsatz. Er setzte den Blinker und bog von der Hauptstraße auf eine schmale Straße ab. Eine Weile fuhren sie zwischen einzeln stehenden Wohnhäusern hindurch, dann hieß ihn sein Fahrgast wieder abbiegen.

Diesmal führte der Weg geradewegs in den Wald hinein. Es wurde offensichtlich, dass der Unbekannte überallhin wollte – nur nicht zum Bahnhof. Sie rumpelten über den unebenen Boden.

Marc warf dem anderen Mann einen Blick von der Seite zu.

„Wohin wollen Sie wirklich?“

„Ist nirrcht mehr weit. Weiter.“ Sein Fahrgast sah ihn nicht an.

Marc folgte der Bitte, dabei drehten sich seine Gedanken immer schneller. Was hatte der Unbekannte vor? Wollte er ihm das Taxi stehlen? Die Strecke wurde immer einsamer. Kein anderes Fahrzeug kam ihnen entgegen. Ringsum gab es nur Bäume und Einsamkeit. Was, wenn sein Fahrgast plötzlich eine Waffe zückte und ihn zwang, ihm das Taxi zu überlassen? Dann hatte er ein Problem!

Ein Blitz zuckte über den Himmel und tauchte den Wald für Sekundenbruchteile in unheimliches Licht.

„Halten Sie hier“, schnarrte sein Fahrgast unvermittelt.

„Was? Hier?“ Marc stutzte. Weit und breit gab es kein Haus, keine Bushaltestelle, keine Menschenseele. Nur den Wald und das aufziehende Gewitter.

Der andere Mann zupfte ein paar Geldscheine aus seinem Bündel und legte sie ihm auf das Armaturenbrett.

„Das ist viel zu viel“, erklärte Marc, aber da war sein Fahrgast bereits ausgestiegen und davongeeilt.

Mit langen Schritten folgte er einem Pfad, der tiefer in den Wald hineinführte. Wenig später hatte ihn der dunkle Forst verschluckt.

Verblüfft schaute Marc seinem Fahrgast nach.

Was hatte das denn zu bedeuten?

***

Das Gewitter tobte sich die halbe Nacht über Grünwald aus. Am nächsten Morgen waren die Wolken weitergezogen, und ein veilchenblauer Himmel wölbte sich über der Stadt. Mit lebhaftem Tschilpen begrüßten die Vögel den neuen Tag.

Sacht blähte der Wind die Vorhänge in Julias Schlafzimmer. Sie war bereits wach, döste jedoch noch ein wenig. Ihr Wecker zeigte halb sechs in der Früh an. Ein freies Wochenende lag vor ihr. Sie konnte also ausschlafen …

Oder vielleicht doch nicht?

Das Tappen von leichten Füßen näherte sich durch die offene Tür. Plötzlich sprang jemand auf ihr Bett und zupfte fröhlich an ihrem linken Ohr.

„Guten Morgen, Mami!“

„Hm-m“, brummelte Julia verschlafen.

„Baden gehen!“, zwitscherte eine helle Stimme vergnügt.

Julia blinzelte. Ihre Tochter saß mit ihren Schwimmflügelchen an den Oberarmen auf ihrer Bettdecke und strahlte sie an.

Mit ihren vier Jahren war Emma ein Wirbelwind. Sie liebte ihren Roller, ihre beiden Meerschweinchen Lilly und Lucy und hatte vor wenigen Wochen entdeckt, wie sie das Telefon bedienen musste, um mit ihren Großeltern plaudern zu können. Seitdem rief sie die beiden liebend gern an und kümmerte sich nicht sonderlich darum, ob es erst fünf Uhr in der Früh war oder fünf Uhr abends.

„Es ist noch viel zu früh zum Baden gehen, Spätzchen.“

„Ist schon hell“, verkündete Emma. Sie juchzte, als Julia die Arme nach ihr ausstreckte und sie durchkitzelte. Kichernd rollte sie über das Bett.

Julia drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange.

„Also schön, dann mal raus aus den Federn. Das sonnige Wetter muss genutzt werden.“

„Oh ja!“ Emma sauste voraus ins Bad. Beim Flechten ihres Zopfes brauchte sie noch Hilfe, aber sie bestand darauf, sich allein anzuziehen. Sie streifte ein blaues Kleid mit fröhlichen weißen Punkten über, während Julia duschte und sich das Gesicht eincremte.

Julias braune Haare waren kurz geschnitten. Sie bürstete sie durch und zupfte sie fransig zurecht. Fertig. Es versprach, wieder ein heißer Tag zu werden, deshalb entschied sie sich für ein luftiges gelbes Sommerkleid.

Wenig später sauste ihre Tochter hinaus, um die Morgenzeitung hereinzuholen. Emma war stolz, dass sie endlich groß genug war, um allein an den Briefkasten heranzukommen. Sie übernahm die kleine Aufgabe gern und dachte jeden Morgen daran.

Sie wohnten zu zweit in einer hübschen Erdgeschosswohnung am Rand von Grünwald. Julia liebte die hohen, hellen Räume und den Blick auf den Wald.

Für das Frühstück erwärmte Julia Milch auf dem Herd und rührte Haferflocken hinein. Sie verwendete Hafermilch, weil ihre Tochter allergisch auf Kuhmilch reagierte und sie alle Milchprodukte aus ihrem Haushalt verbannt hatte. Auch der Kakao wurde aus einem Milchersatz gekocht. Julia deckte den Tisch draußen und stellte Zucker und Zimt bereit.

Ein Knopfdruck – und die Kaffeemaschine begann, ratternd einen Becher mit Kaffee zu füllen.

Julia und Emma waren ein eingespieltes Team. Während der Haferbrei abkühlte, brachten sie den beiden Meerschweinchen frische Körner und Salat und tauschten das Wasser gegen neues aus. Anschließend wuschen sie sich die Hände und setzten sich zum Frühstück nieder.

Im nächsten Augenblick klingelte es an der Wohnungstür.

Julia schob seufzend ihr Frühstück von sich und ging öffnen.

Draußen stand Florian und begrüßte sie mit einem fröhlichen Augenzwinkern.

„Guten Morgen! Hab ich mir doch gedacht, dass ihr schon wach seid.“ Florian Angerer wohnte zwei Stockwerke über ihnen. Sie hatten sich bei Julias Einzug kennengelernt, als er zufällig dazugekommen war und angeboten hatte, beim Kistenschleppen zu helfen.

Zum Dank hatte Julia ihn zum Essen eingeladen. Sie waren ins Gespräch gekommen und hatten sich so gut verstanden, dass sie sich seitdem regelmäßig trafen und etwas zusammen unternahmen.

„Magst du mit uns frühstücken?“, lud sie ihn ein.

„Liebend gern. Ehrlich gesagt, hatte ich auf eine Einladung zum Frühstück spekuliert. In meinem Kühlschrank befinden sich nämlich nur ein paar alte Batterien und ein Becher Joghurt, für dessen Haltbarkeitsdatum ich nicht die Hand ins Feuer legen würde. Ich hab vergessen, einzukaufen.“

„Dann komm rein. Magst du Haferbrei? Oder soll ich dir ein paar Scheiben Toast machen?“