Dr. Stefan Frank 2497 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2497 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Was ich niemandem erzählte
Dr. Frank und eine Patientin, die ein schlimmes Geheimnis verbarg

Niedergeschlagen blickt Laura Brandner in den düsteren Abendhimmel. In ihrem Inneren schaut es ebenso finster aus wie draußen. Die Siebenundzwanzigjährige leidet unter ihrer ständigen Einsamkeit und einem Geheimnis, das schwer auf ihrer Seele lastet. Dieses Geheimnis ist letztlich auch der Grund für ihre Einsamkeit, denn aus Angst, unangenehme Fragen gestellt zu bekommen, meidet Laura allzu enge Kontakte mit anderen Menschen.
Selbst ihrem Hausarzt Dr. Stefan Frank, zu dem sie ein starkes Vertrauensverhältnis hat, kann sie sich nicht anvertrauen. Was würde der denn auch von ihr denken, wenn er die Wahrheit kennen würde?
Doch als Laura nicht nur seelische, sondern immer öfter auch körperliche Beschwerden entwickelt, muss sie sich der Realität wohl oder übel stellen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Was ich niemandem erzählte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: tommaso79 / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7935-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Was ich niemandem erzählte

Dr. Frank und eine Patientin, die ein schlimmes Geheimnis verbarg

Niedergeschlagen blickt Laura Brandner in den düsteren Abendhimmel. In ihrem Inneren schaut es ebenso finster aus wie draußen. Die Siebenundzwanzigjährige leidet unter ihrer ständigen Einsamkeit und einem Geheimnis, das schwer auf ihrer Seele lastet. Dieses Geheimnis ist letztlich auch der Grund für ihre Einsamkeit, denn aus Angst, unangenehme Fragen gestellt zu bekommen, meidet Laura allzu enge Kontakte mit anderen Menschen.

Selbst ihrem Hausarzt Dr. Stefan Frank, zu dem sie ein starkes Vertrauensverhältnis hat, kann sie sich nicht anvertrauen. Was würde der denn auch von ihr denken, wenn er die Wahrheit kennen würde?

Doch als Laura nicht nur seelische, sondern immer öfter auch körperliche Beschwerden entwickelt, muss sie sich der Realität wohl oder übel stellen …

Laura warf einen letzten prüfenden Blick auf das Grab, rückte das Gesteck etwas mehr in die Mitte, zupfte noch einen dünnen Ast aus dem Efeu und war endlich zufrieden.

„Mach‘s gut, Tante Birgit“, sagte sie leise. „Ich fahre jetzt heim. Bis bald.“

Sie schaute zum Himmel hinauf. Der April, der in diesem Jahr eine außergewöhnliche Wechselhaftigkeit an den Tag gelegt hatte, schien noch nicht geneigt, sich zu verabschieden. Nach einem sonnigen Vormittag sah es jetzt nach Regen aus, nach viel Regen. Es wurde dunkler und dunkler.

Hastigen Schrittes ging Laura zu ihrem Wagen, der ganz in der Nähe des Haupteingangs zum Friedhof parkte. Als sie die Fahrertür öffnete, fielen die ersten dicken Tropfen. Kaum saß sie hinter dem Steuer, trommelte das Wasser aus allen Himmelsschleusen so laut auf das Fahrzeugdach, dass der Nachrichtensprecher nicht mehr zu hören war. Draußen begann wohl der Weltuntergang.

Laura wartete noch zwei Minuten, doch als die Wasserflut nicht abnahm, startete sie den Wagen und setzte die Wischerblätter in Gang, die in hektischer Eile über die Scheiben sausten. Der linke Scheibenwischer war ein wenig beschädigt, behinderte darum die Sicht und erinnerte sie wieder daran, den Mangel bald zu beheben. Zum Glück hatte sie nicht weit zu fahren und konnte von der Garage aus das Haus betreten.

Wie immer freute sie sich auf die eigenen vier Wände. Doch dass sie im Frühling nachmittags um fünf schon das Licht einschalten musste, beeinträchtigte ihre Seelenlage negativ.

Immer häufiger kam es zu solchen Gemütsschwankungen. Resigniert sagte sie sich immer, dass sie damit wohl leben musste. Sie gehörte nun mal nicht zu den Frohnaturen, die voller Optimismus in die Welt schauten. Im Gegenteil. Dauerregen und dunkle Tage schlugen ihr meistens heftig aufs Gemüt.

Vielleicht war das früher ja mal anders gewesen, aber wenn sie jetzt an früher dachte, würde sie aus den seelischen Niederungen gar nicht mehr herauskommen.

Sie warf die Jacke über eine Sessellehne und ging in die Küche, holte die Teekanne aus dem Schrank und schaltete den Wasserkocher ein. Wenig später saß sie im Wohnzimmer und schaute durch die große Scheibe hinaus in den Garten, der düster zurückschaute. Ob es heute noch mal hell werden würde, bevor die Nacht hereinbrach, war sehr zu bezweifeln.

Hin und wieder nippte sie an ihrer Tasse und versuchte, sich etwas Schönes, etwas Positives vorzustellen. Es gelang ihr nicht.

Da saß sie nun hier in einem Haus, das für eine Person viel zu groß war. Sie hatte es von ihrer Tante Birgit geerbt. Zu Birgits Lebzeiten war ein Teil des Hauses vermietet gewesen. Nach ihrem Tod vor drei Jahren hatte sich Laura entschlossen, aus New York nach München zurückzukehren – in die Stadt, aus der sie vor acht Jahren voller Kummer und Scham geflohen war. Zunächst nach Berlin, dann weiter in die USA. Vermieten? Nein, das wollte sie nicht.

Natürlich könnte sie die Immobilie jederzeit verkaufen und sich für den Erlös ein Apartment in München kaufen. Grünwald war beliebt als Wohngebiet. Aber diesen Schritt schob sie noch in die Zukunft. Die Gründe für ihr Zögern waren ihr selbst nicht ganz klar.

Laura seufzte bekümmert. Warum fühle ich mich so schlecht? Eigentlich gibt es dafür doch gar keinen Grund. Materiell geht es mir jetzt gut. Nicht viele Leute besitzen in meinem Alter ein Haus. Ich habe einen Job, der mich erfreut. Und ich kann tun und lassen, was ich will, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen.

Ja, jetzt lebe ich allein, aber mit siebenundzwanzig Jahren darf ich doch noch hoffen, eines nicht mehr allzu fernen Tages den Menschen zu treffen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.

Seit ihrer Rückkehr in die alte Heimat arbeitete sie als Referentin für die Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Museen. Und sie durfte stolz darauf sein, dass man ihr unter vielen Bewerbern den Vorzug gegeben hatte.

Als studierte Kunsthistorikerin mit Berufserfahrung im New Yorker Museum of Modern Art war sie eine haushohe Favoritin gewesen. Aber die Genugtuung darüber war längst wieder verflogen. Das Alleinsein nahm ihr die Lebensfreude.

Sie könnte Freunde und Bekannte von damals kontaktieren, aber hatte man sich nach so langer Zeit noch etwas zu sagen? Vielleicht hatte man gar nicht mehr die gleichen Interessen. Sicher gäbe es einige, die sich über ein Wiedersehen freuten. Dennoch schaffte sie es nicht, von sich aus den ersten Schritt zu tun.

Sie fürchtete Fragen, auf die sie lieber nicht antworten wollte. Mit den neuen Kollegen in der Pinakothek verstand sie sich zwar gut, aber Freundschaften waren daraus bis heute nicht entstanden.

Immer öfter schmerzte es sie, dass sie über die Geschehnisse in der Vergangenheit mit niemandem sprechen konnte. Gerade so, als läge die Wahrheit fest verschlossen in einem Safe, dessen Code sich in den hintersten Windungen ihres Gehirns versteckt hielt.

Sie konnte sich niemandem öffnen, auch nicht Dr. Frank. Er war ihr Arzt, stand ihr aber nicht so nahe, dass sie es wagte, sich ihm zu offenbaren. Nach all den Jahren war die Scham immer noch zu groß. Vielleicht würde er sogar Verständnis für sie aufbringen, aber da sie es nicht sicher wusste, behielt sie diese schmachvollen Ereignisse besser für sich.

Stefan Frank war auch schon Tante Birgits Arzt gewesen. Er hatte ihr damals, als sie noch in New York gelebt hatte, die Nachricht von ihrem Tod übermittelt.

Nachdem sie in München wieder Fuß gefasst und Martin kennengelernt hatte, war sie eine Zeit lang voller Hoffnung gewesen. Doch ihre Beziehung zu diesem Mann hatte sich als Irrtum erwiesen. Das Übliche halt: Ach, weißt du, eigentlich bin ich noch ein bisschen verheiratet.

Nachdem sie ungewollt von ihm schwanger geworden war und das Kind durch eine Fehlgeburt verloren hatte, war die Beziehung zerbrochen. Er hatte sich rasch mit einer anderen getröstet, während sie es vorzog, allein zu bleiben.

Manchmal sagte sie sich trotzig, dass sie niemanden als Partner zum Glücklichsein brauchte. Aber ihr war auch klar, dass sie sich mit dieser Einstellung belog. Keinem Menschen tat die Einsamkeit auf Dauer gut.

Hör auf zu grübeln, das bringt doch nichts, ermahnte sie sich und stand auf, um Teekanne und Tasse zurück in die Küche zu bringen. Doch bevor sie einen Schritt gemacht hatte, befiel sie wieder wie aus heiterem Himmel dieser Schwindel, der sie schwanken ließ. Sie griff sich an die Stirn und sank auf das Sofa zurück.

Nach ein paar tiefen Atemzügen versuchte sie erneut, in die Küche zu kommen. Diesmal klappte es unfallfrei, aber ihr Gang war äußerst unsicher. Da wurde ihr klar, dass sie ärztliche Hilfe brauchte.

***

Als Stefan Frank die Praxis betrat, unterhielten sich seine beiden Helferinnen gerade über die anhaltenden Regenfälle der letzten Tage.

„In unserem Haus ist der Keller vollgelaufen“, erzählte Marie-Luise Flanitzer immer noch ganz aufgeregt. „Und die Feuerwehr kam schnell, obwohl sie ziemlich viele Einsätze hatten. Trotzdem müssen wir fast alles, was im Keller stand, wegschmeißen, und die Mauern werden Jahre brauchen, bis sie wieder trocken sind.“

Marie-Luise, die das Telefon bediente und die Patientendaten betreute, mochte noch nicht glauben, dass dieser Wassereinbruch schon alles gewesen sein sollte. Bis zum Abend war es immer wieder zu Starkregen gekommen. Auch die Isar schwoll stündlich an. Da war noch Unheil zu erwarten.

„Meine Damen, ich wünsche ihnen einen guten Morgen“, unterbrach der Grünwalder Arzt Marie-Luises Redefluss. Stefan hatte schon den Keller seines Hauses kontrolliert. Hier war nichts passiert. „Vorhin habe ich im Wetterbericht gehört, dass nach diesem feuchten April vielleicht doch ein schöner Mai kommen soll“, sagte er fröhlich, um ihnen Mut zu machen.

Martha Giesecke, langjährige Helferin des Grünwalder Arztes, zog nur die Brauen hoch.

„Die Eisheiligen im Mai und die Schafskälte im Juni sind noch lange nicht durch“, verkündete sie. „Da ist noch einiges im Busch, was keine Freude macht.“

„Okay, eins zu null für Sie“, meinte Stefan schmunzelnd. Die schon lange in München lebende Berlinerin kannte alle Bauernregeln, die sie bei passender Gelegenheit auch immer wieder verkündete. „Bevor uns also die kalte Sophie zu Eis erstarren lässt, widmen wir uns lieber unseren Patienten.“

„Selbstverständlich, Chef. Sie haben ja mich und daher die angemeldeten Patienten auf Ihrem Bildschirm.“

Stefan ging in den Behandlungsraum. Marie-Luise hatte seinen Computer schon eingeschaltet. Stefan schaute sich die Namensliste an. Seine tüchtige Helferin hatte jeden Namen mit der Uhrzeit des Betretens der Praxis versehen und zwei Patienten mit akuten Beschwerden eingeschoben. Möglicherweise ging die Sprechstunde nicht pünktlich zu Ende, aber das wäre keine Besonderheit in der Grünwalder Arztpraxis.

Bevor er jedoch mit der Sprechstunde beginnen konnte, gab es einen Aufruhr am Empfang. Dann wurde die Tür aufgestoßen. Seine beiden Helferinnen sprangen auf und geleiteten eine Frau herein, die offensichtlich Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.

Sofort erkannte er Laura Brandner, die er schon seit längerer Zeit behandelte. Er sprang auf.

„Was ist passiert?“

Gemeinsam betteten sie die blasse Patientin auf die Untersuchungsliege.

„Sie muss im Hauseingang gestürzt sein“, berichtete Martha. „Ein junger Mann hat Alarm geschlagen und ihr aufgeholfen.“

Dr. Frank tastete besorgt über den Schädel. Er beugte sich hinunter, roch aber keinen Alkohol. Betrunken war sie also nicht. Am Hinterkopf tastete er eine Beule.

„Hören Sie mich, Frau Brandner?“

„Ja“, flüsterte sie benommen. Mit ihrem blonden Haar, das sich aus dem Band gelöst hatte und malerisch auf dem weißen Untergrund lag, sah sie aus wie ein gefallener Engel. „Es tut weh. Wie Migräne. Überall …“

„Der junge Mann sagte, sie wäre bewusstlos gewesen, als er sie fand“, raunte Schwester Martha ihrem Chef zu. „Wie lange sie da lag, wissen wir also nicht.“

Mögliche Bewusstseinsstörung, registrierte Stefan Frank. Lag eine länger dauernde Verwirrtheit vor? Und wenn ja, wie ausgeprägt war diese? Er griff nach Lauras Hand und hielt sie eine Weile fest. Seine Patientin sollte sich in Sicherheit fühlen.

Laura blinzelte.

„Ist ihnen übel?“, fragte Dr. Frank.

Ein gehauchtes „Ja“ kam über ihre Lippen.

„Können Sie sich an die Zeit vor dem Sturz erinnern?“

Sie verzog das Gesicht.

„Wo kommen Sie denn her, Dr. Frank?“

„Sie hatten einen Behandlungstermin bei mir und befinden sich in meiner Praxis. Man fand Sie im Hauseingang, offensichtlich sind Sie gestürzt. Was wissen Sie von dem Unfall?“

„Ich glaube, ich war auf dem Weg ins Museum. Wo ist meine Tasche?“

„Die ist hier, keine Sorge.“

Laura versuchte sich aufzurichten.

Stefan Frank drückte sie sanft auf die Liege zurück.

„Bitte, bleiben Sie liegen. Sie können jetzt nicht zur Arbeit fahren. Erst müssen wir herausfinden, was Ihnen fehlt. Da wir nicht wissen, wie schwerwiegend Ihre Kopfverletzung ist, müssen wir Sie untersuchen. Eine Computer-Tomographie wird uns Aufschluss geben.“

Inzwischen hatte Schwester Martha eine Blutdruckmanschette um den Arm der Patientin gelegt. Blutdruck und Puls waren niedrig.

Dr. Frank warf einen Blick auf seinen Bildschirm. Die angegriffene Gesundheit der Patientin war lückenlos dokumentiert.

Immer wieder litt sie an einer geschwächten Immunabwehr, an Schwindelanfällen und Depressionen. Und ständig musste sie gegen Anfälle von Klaustrophobie ankämpfen, was ihr nach eigenen Aussagen allerdings nicht immer gelang. Fahrstühle, Bus und Bahn benutzte sie nur, wenn es unbedingt sein musste.

Stefan vermutete, dass diese Störungen von seelischen Problemen ausgelöst wurden, die sie tief in sich verschlossen hatte. Seiner Meinung nach sollte sie eine Psychotherapie machen, das hatte er ihr schon vorgeschlagen. Doch davon wollte sie nichts wissen. Sie glaubte fest daran, mit ihren Problemen allein fertigzuwerden.

Vor einem Jahr hatte sie eine Fehlgeburt im fünften Monat erlitten. Spätere Befunde hatten ergeben, dass die Plazenta den Fötus nicht ausreichend versorgen konnte. Das Baby war nicht zu retten gewesen.

Dr. Frank wusste, dass sich Laura sehr auf dieses Kind gefreut hatte. Lange war die junge Frau über diesen Schicksalsschlag nicht hinweggekommen und immer trauriger geworden. Bald nach diesem Ereignis war dann auch die Beziehung zu ihrem Freund in die Brüche gegangen. Stefan hatte ihr damals für eine Weile ein Antidepressivum verschrieben, das sie jetzt aber nicht mehr einnahm.

Seit einiger Zeit schien sie neue Hoffnung zu schöpfen. Jedenfalls hatte Dr. Frank diesen Eindruck. Dennoch klagte sie über plötzlich auftretende Schwindelanfälle. Er hatte sie mehrfach untersucht, die Ursache aber nicht finden können.

Und nun dieser Sturz. War es ein Zufall? Auf jeden Fall musste sofort geklärt werden, wie schwerwiegend das Schädeltrauma war. Wenn es sich um eine relativ harmlose Gehirnerschütterung handelte, würden zwei Wochen als Heilungsphase reichen.

Sorgfältig überprüfte er die Bewegung der Arme und Beine und befragte die Patientin ausgiebig nach weiteren Schmerzquellen im Körper. Inzwischen konnte sie schon besser und zusammenhängender sprechen.

„Ich lasse Sie jetzt in die Waldner-Klinik bringen. Dort wird man Ihren Schädel röntgen und eine Computertomographie des Kopfes durchführen.“

„Das ist unmöglich“, widersprach Laura flehentlich. „Ich werde im Pressebüro gebraucht.“

„Auf gar keinen Fall. Mit einem Schädeltrauma ist nicht zu spaßen. Sie müssen jetzt vernünftig sein und vierundzwanzig Stunden unter ärztlicher Beobachtung bleiben. Wenn sich keine weiteren Symptome ergeben, können Sie wieder nach Hause, aber das Büro muss noch warten. Eine Gehirnerschütterung braucht absolute Ruhe, sonst riskieren Sie, auch später noch an sehr unangenehmen Symptomen zu leiden. Es könnten ein gestörtes Gedächtnis und ganz generell eine verschlechterte Gehirnleistung auftreten. Das wollen Sie doch nicht.“

Laura stöhnte auf.

„Sie besorgen die Öffentlichkeitsarbeit eines Museums. Da müssen Sie so viele Daten und Fakten präsent haben. Also kurieren Sie den Sturz gründlich aus“, mahnte Dr. Frank.

Laura fühlte sich elend, fügte sich dann aber den Anordnungen ihres Arztes. Sie hätte es aus eigener Kraft ja gar nicht mehr bis ins Pressebüro geschafft. Also ergab sie sich in ihr Schicksal.

***

Dr. Christian Edlinger saß allein an einem Tisch in der Klinik-Cafeteria. Nachdenklich betrachtete er das Stück Mohnkuchen auf seinem Teller, das durchaus appetitlich aussah. Aber er verspürte keinen Hunger. Kaffee hätte er gerne gehabt, aber der seinige war schon ausgetrunken.

In dem Moment kam die Nachricht eines Immobilienmaklers herein, die Enttäuschung bei ihm auslöste. Die Wohnung, die ihm gut gefallen hatte, bekam nun doch jemand anders. Er hätte von dort zu Fuß in die Klinik gehen können und wäre nicht mehr auf das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen gewesen.

Schon seit einiger Zeit suchte er nach den eigenen vier Wänden. Aber es war so verteufelt schwer, in der Innenstadt eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, die ihm von seinem Arztgehalt noch etwas übrig ließ.

Aber hier hast du doch alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann, so ungefähr würde seine Mutter gegen die in ihren Augen verrückte Idee protestieren. In unserem großen Haus kannst du dich einrichten, wie du willst.