Dr. Stefan Frank 2505 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2505 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Noteinsatz im Kindergarten!
Kann Dr. Frank rechtzeitig helfen?

Gedankenverloren greift Dr. Stefan Frank nach seinem Handy und ruft die eben erhaltene Nachricht auf. Nanu, was soll denn das bedeuten? Seine Patientin Kelly, die ganz in der Nähe als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet, hat ihm ein Foto geschickt. Darauf erkennt Dr. Frank den fünfjährigen Linus. Offenbar geht es dem Kleinen äußerst schlecht, er hat blaue Lippen, fahle Haut und scheint einer Ohnmacht nahe. Der Grünwalder Arzt begreift blitzschnell, dass dieses Foto ein Hilferuf ist. Er kennt den Jungen und weiß, dass Linus zu allergischen Schocks neigt, die schnell lebensbedrohlich werden können!
Da Kelly seinen Anruf nicht entgegennimmt, eilt Dr. Frank zu der Kita, in der die junge Frau arbeitet und in die auch Linus geht. Doch vor dem Gebäude wird der Mediziner von energischen Polizisten aufgehalten. Niemand darf das Gebäude betreten! Im Inneren befindet sich ein bewaffneter Geiselnehmer, es sind sogar schon Schüsse gefallen.
Stefan Franks Gedanken überschlagen sich. Bei aller Gefahr - er muss in den Kindergarten, sonst wird Linus den Abend womöglich nicht erleben ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Noteinsatz im Kindergarten!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: kali9 / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8125-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Noteinsatz im Kindergarten!

Kann Dr. Frank rechtzeitig helfen?

Gedankenverloren greift Dr. Stefan Frank nach seinem Handy und ruft die eben erhaltene Nachricht auf. Nanu, was soll denn das bedeuten? Seine Patientin Kelly, die ganz in der Nähe als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet, hat ihm ein Foto geschickt. Darauf erkennt Dr. Frank den fünfjährigen Linus. Offenbar geht es dem Kleinen äußerst schlecht, er hat blaue Lippen, fahle Haut und scheint einer Ohnmacht nahe. Der Grünwalder Arzt begreift blitzschnell, dass dieses Foto ein Hilferuf ist. Er kennt den Jungen und weiß, dass Linus zu allergischen Schocks neigt, die schnell lebensbedrohlich werden können!

Da Kelly seinen Anruf nicht entgegennimmt, eilt Dr. Frank zu der Kita, in der die junge Frau arbeitet und in die auch Linus geht. Doch vor dem Gebäude wird der Mediziner von energischen Polizisten aufgehalten. Niemand darf das Gebäude betreten! Im Inneren befindet sich ein bewaffneter Geiselnehmer, es sind sogar schon Schüsse gefallen.

Stefan Franks Gedanken überschlagen sich. Bei aller Gefahr – er muss in den Kindergarten, sonst wird Linus den Abend womöglich nicht erleben …

Die kleine Marie kauerte wie ein krankes Kätzchen unter dem Weidenbaum.

Manchmal hob sie den Kopf und schaute sich sehnsüchtig um, aber niemand kam, um sie abzuholen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie weinte lautlos vor sich hin.

„Deine Eltern stehen bestimmt im Stau“, versuchte Kelly, sie zu trösten. „Sie werden jeden Moment hier sein.“

Das war allerdings mehr als fraglich. Die Kindertagesstätte Zipfelmütze hatte offiziell seit fünfunddreißig Minuten geschlossen. Alle anderen Kinder waren längst abgeholt worden. Selbst Nils, dessen Mutter oft erst im letzten Moment kam, weil sie als Krankenschwester häufig Überstunden machen musste. Nur Marie wartete noch immer vergeblich auf ihre Eltern.

„Schon wieder?“ Kellys Kollegin kam in den Garten und stemmte die Hände in die Hüften. „Das ist schon das zweite Mal in dieser Woche, dass Marie zu spät abgeholt wird.“

„Das dritte Mal“, verbesserte Kelly sie leise.

„Nicht zu fassen. Die Abmahnung der Chefin scheint ihre Eltern nicht zu interessieren.“ Carolin senkte die Stimme. „Wenn sie so weitermachen, stehen sie bald ohne Kita-Platz da. Das können sie nicht wollen.“

„Ich verstehe es auch nicht.“

„Sie sind so mit sich und ihrem Streit beschäftigt, dass ihnen ihr Kind völlig egal zu sein scheint. Das zeigt mir wieder einmal, dass Beziehungen überschätzt werden. Als Single ist man besser dran.“

„Das finde ich nicht. Eine Familie ist das Allerwichtigste.“

„Und wenn es nicht funktioniert? Dann sprühen beide Partner plötzlich nur noch Gift und Galle. Also, für mich ist die Ehe der sicherste Weg, sich ins Unglück zu stürzen.“

„So muss es aber nicht laufen. Mit dem richtigen Partner an der Seite ist man stärker.“

„Bis der Kerl mit dem nächstbesten Dummchen ins Bett steigt, wenn man einmal nicht hinschaut. Nein, da bleibe ich lieber Single.“ Carolin schnaubte.

Kelly wusste, dass ihre Kollegin eine große Enttäuschung hinter sich hatte und seitdem festen Beziehungen aus dem Weg ging. Sie selbst glaubte jedoch fest daran, dass die Wunden heilen und sich Carolin eines Tages wieder verlieben würde. Zumindest wünschte sie ihrer Kollegin das von ganzem Herzen. Carolin mochte sich ruppig geben, aber sie hatte ein Herz aus Gold und verdiente es, glücklich zu sein.

Ein leises Schluchzen riss Kelly aus ihren Gedanken.

Marie hatte die Arme um sich selbst geschlungen. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen.

„Ich werde deine Eltern anrufen, Marie. Bin gleich wieder da.“ Kelly überließ ihren Schützling ihrer Kollegin und eilte ins Haus. Für Marie waren zwei Handynummern hinterlegt – eine von ihrem Vater und eine von ihrer Mutter.

Unter beiden Nummern erreichte sie niemanden.

„Verflixt noch mal. Das gibt es doch nicht!“

Sie versuchte es erneut – mit demselben Ergebnis. Maries Eltern waren nicht zu erreichen.

„Und nun?“ Ihre Kollegin war ihr gefolgt. Marie trottete ihr hinterher.

„Ich werde Marie nach Hause bringen. Es ist ja nicht weit.“

„Und wenn niemand daheim ist?“

„Mal es nur nicht an die Wand.“ Kelly nahm die Hand der Fünfjährigen. „Komm, Marie, wir gehen nach Hause. Gleich bist du daheim.“

Marie senkte den Kopf, als wäre diese Aussicht nichts, auf das sie sich freute. Kelly verabschiedete sich von ihrer Kollegin und behielt die Hand des Kindes fest in ihrer, als sie mit Marie die Kita verließ und sich auf den Weg zum Haus der Familie Voss machte. Maries Eltern wohnten in einem Reihenhaus, nur wenige Gehminuten entfernt.

Marie weinte nicht mehr, aber sie zog ihre Schultern hoch, je näher sie ihrem Zuhause kamen. Und ihre Schritte wurden kleiner.

Vor dem Haus gab es einen Garten. Zwischen den Rosenbeeten hatten sich Löwenzahn und Gänseblümchen angesiedelt. Und der Rasen war durchaus bereit, endlich gemäht zu werden.

Als sich Kelly dem Tor näherte, bog ein blauer Kombi in die Auffahrt ein, und Maries Vater stieg aus. Valentin Voss war ein untersetzter Mann, der seinen Lebensunterhalt als Tischler verdiente. Sein linker Daumen fehlte. Vermutlich ein Arbeitsunfall.

Er furchte die Stirn, als er Kelly mit Marie an der Hand bemerkte.

„Hallo, Frau Maurer. Was machen Sie denn hier?“

„Ich bringe Marie nach Hause. Sie wurde heute nicht aus der Kita abgeholt.“

„Nicht?“ Er fluchte leise. „Meine Frau und ich hatten vereinbart, dass sie Marie heute abholt. Ich hatte noch auf der Baustelle zu tun und wusste nicht, wann ich da wegkomme.“

Er hatte kaum ausgesprochen, als von der Rückseite des Hauses eine Frau und ein Mann hervorkamen. Beide waren sommerlich gekleidet und trugen nichts als Shorts, ein dünnes Shirt und Flipflops. Maries Mutter entzog sich hastig dem Arm ihres Begleiters.

„Frau Maurer? Valentin? Was …“

„Kerstin, wie kannst du nur?“, polterte Maries Vater, ohne sie ausreden zu lassen. „Unser Kind sitzt allein in der Kita, während du dich hier mit deinem neuen Freund vergnügst?“ Er spuckte das Wort „Freund“ förmlich aus.

Kelly spürte, wie sich die kleine Marie Schutz suchend an sie schmiegte.

„Was ich tue, geht dich nichts mehr an“, zischte die Mutter des Mädchens.

„Wenn es unserer Tochter schadet, dann geht es mich sehr wohl etwas an.“

„Auf einmal ist sie dir also wichtig, ja? Früher hast du sie kaum angesehen, du warst ständig nur mit deiner Arbeit beschäftigt.“

„Nur für euch! Was glaubst du, wie wir uns sonst das Haus hätten leisten können? Ich wollte uns etwas schaffen. Damit wir eine sichere Zukunft haben. Und nun ist dieser Kerl der Nutznießer. Du machst mich krank, Kerstin!“

Kelly versteifte sich. Grundgütiger! Stritt sich das Ehepaar etwa öfter so vor seinem Kind?

Sie schaute den neuen Freund von Maries Mutter an. Ein hagerer Mann mit schwarzen Haaren, der sich gerade gelangweilt eine Zigarette anzündete. Der Zank schien völlig an ihm vorbeizugehen.

„Ich arbeite mir den Rücken krumm, damit ihr es gut habt“, schnaubte Maries Vater. „Und du bist nicht mal in der Lage, unsere Tochter pünktlich von der Kita abzuholen.“

„Du hättest das genauso gut machen können.“

„Ich hatte noch zu arbeiten. Wir hatten eine Abmachung.“

„Ich habe dir gesagt, dass ich es vielleicht auch nicht schaffe, aber du hörst mir nie zu.“

„Und du hast nur noch deinen neuen Freund im Kopf! Denkst du überhaupt noch an unsere Tochter?“

„Das ist ja die Höhe! Was glaubst du eigentlich, was ich von früh bis spät mache?“

Wie Pingpongbälle flogen die Vorwürfe hin und her.

Kelly konnte es nicht fassen. Die kleine Marie klammerte sich an sie. Sie zitterte am ganzen Leib.

„Herr und Frau Voss, vielleicht diskutieren Sie das später aus“, mischte sich Kelly in den Streit ein. „Marie ist jetzt daheim, und ich muss Sie bitten, sie in Zukunft pünktlich von der Kita abzuholen. Sonst sehen wir uns gezwungen, den Vertrag zu kündigen.“

Maries Mutter warf ihr einen giftigen Blick zu.

Valentin Voss rieb sich zerknirscht das Kinn.

„Natürlich. Das wird nicht wieder vorkommen. Entschuldigen Sie, bitte, Frau Maurer. Wir werden Marie in Zukunft rechtzeitig abholen. Darauf habe Sie mein Wort.“

„Gut. Dann auf Wiedersehen. Bis morgen, Marie.“ Kelly verabschiedete sich mit einem flauen Gefühl im Magen. Gern verließ sie die Fünfjährige nicht, aber was sollte sie tun? Maries Eltern steuerten auf eine Scheidung zu. Das war bitter, aber kein Fall für das Jugendamt. Trotzdem hätte Kelly gern etwas für Marie getan.

Nachdenklich machte sie sich auf den Heimweg.

Der Sommer schien sich anzustrengen, den schneereichen Winter vergessen zu lassen. Die Sonne ließ die Temperaturen auf Werte über dreißig Grad klettern. Und ein postkartenblauer Himmel wölbte sich über Bayern.

Kellys Heimatort Grünwald machte seinem Namen alle Ehre: Überall grünte und blühte es so herrlich, dass einem das Herz aufgehen musste. Ihr Haus stand am Waldrand – ein hübsches Haus mit einer hellen Fassade, an der sich Rosen emporrankten. Es hatte früher ihren Eltern gehört. Nach deren viel zu frühem Unfalltod hatte Kelly das Haus geerbt.

Es war eigentlich zu groß für sie allein, aber sie hing daran und hatte es nicht übers Herz gebracht, es herzugeben. Sie liebte ihr Zuhause ebenso wie ihre Heimatstadt.

Heimlich träumte sie davon, hier eines Tages mit ihrer eigenen Familie zu leben – mit einem warmherzigen Mann und Kindern. Das war ihr größter Wunsch. Dafür hatte sie sich sogar eine Liste gemacht. Mit zehn Punkten, die ihr in einer Beziehung wichtig waren. Leider hatte bisher noch keiner ihrer männlichen Bekannten alle zehn Punkte erfüllt.

Spätestens bei Nummer vier hatten sie bislang alle die Flucht ergriffen: Bei ihrem Wunsch nach Kindern.

Als Erzieherin liebte Kelly Kinder. Sie fand rasch einen Draht zu ihnen und konnte sich ihr Leben nicht ohne sie vorstellen.

Auf dem Heimweg stoppte sie noch kurz bei der Buchhandlung.

Seit Wochen schlich sie um eine besonders schöne Ausgabe von Jane Austen herum. Das Buch war nicht nur liebevoll illustriert, sondern auch mit kleinen Extras ausgestattet, wie Postkarten und Briefen. Das machte die Ausgabe alles andere als erschwinglich, aber an diesem Abend brauchte Kelly dringend etwas fürs Herz, deshalb kaufte sie das Buch.

Sie konnte es kaum erwarten, sich mit ihrem Bücherschatz in den Garten zu setzen und zu lesen. Dafür würde sie für den Rest des Monats ihr Abendessen eben mit Grünem aus ihrem Garten aufpeppen und Geld für Lebensmittel sparen.

Mit einer Papiertüte unter dem Arm langte sie wenig später zu Hause an. Sie stellte das Radio an und summte fröhlich mit.

Nach einem Blick in den Kühlschrank holte sie eine Karotte, Rucola, einen Sellerie und Kresse daraus hervor. Sie raspelte die Karotte und den Sellerie, schnitt den Rucola und die Kresse klein und mischte eine halbe Banane sowie eine gekochte Kartoffel darunter. Die Mischung füllte sie in einen Fressnapf, den sie zu dem Terrarium in ihrem Wohnzimmer trug.

„Hallo, Romeo, da bin ich wieder.“ Sie stellte den Napf in das Gehege.

Auf einem dicken Ast sonnte sich ihr grüner Leguan unter der Wärmelampe. Er hatte früher ihrem Vater gehört. Kelly hatte ihn übernommen und liebgewonnen. Romeo ähnelte einem prähistorischen Dinosaurier mit seinem grünen Leib, dem Rückenkamm und den Spiegelschuppen unterhalb der Trommelfelle. Er bewegte sich gemächlich und signalisierte durch ein auffälliges Kopfnicken, dass er sein Futter bemerkt hatte.

Er konnte seine Körperwärme nicht selbst herstellen, deshalb begann er seinen Tag mit einem Lichtbad unter der Wärmelampe. Später pendelte er zwischen Licht und Schatten hin und her, um seine Körpertemperatur zu regulieren.

Kelly kraulte ihn am Bauch, was ihn die Lider senken und wieder lebhaft nicken ließ.

„Lass es dir schmecken, Romeo.“ Damit wirbelte sie herum und kehrte in ihren Garten zurück. Sie wollte sich Salat und Kräuter für das Abendessen pflücken, aber dazu kam sie nicht mehr, weil ein leiser Wehlaut aus dem Nachbargarten ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Nebenan wohnte Helene Plattner. Die Achtundfünfzigjährige betrieb eine kleine Zoohandlung im Erdgeschoss ihres Hauses. Nach der Arbeit saß sie gern im Garten und schmökerte bei einem Glas Eistee. Das war wohl auch an diesem Abend ihr Plan gewesen, denn ein Buch lag auf dem Gartentisch neben dem Krug mit Eistee.

Doch Helene Plattner saß nicht wie sonst in ihrem Gartenstuhl. Stattdessen krümmte sie sich im Gras – und ihr Gesicht war hochrot!

„Helene!“ Erschrocken stürmte Kelly durch das niedrige Gartentor, das die beiden Grundstücke miteinander verband und niemals abgeschlossen war. „Helene, was fehlt Ihnen denn?“

Ihre Nachbarin nuschelte etwas, was nicht zu verstehen war. Ein Wunder war das freilich nicht, denn ihre linke Gesichtshälfte hing kraftlos herunter, als würde sie gar nicht zu ihr gehören.

„Oh nein!“ Alarmiert beugte sich Kelly über ihre Nachbarin. „Helene? Können Sie mich hören?“

***

„Feierabend für heute.“ Dr. Frank balancierte drei Becher Eiskaffee ins Vorzimmer und stellte sie auf dem Empfangspult ab. Er kam gerade von einem Hausbesuch bei einer schwangeren Patientin zurück, die mit hohem Fieber und einem grippalen Infekt das Bett hüten musste. Seine beiden Arzthelferinnen saßen noch an ihren Computern und tippten, blickten nun jedoch sehnsüchtig auf das herrlich kalte Getränk.

„Machen Sie Schluss für heute“, sagte er und deutete einladend auf die Becher. „Ich habe einen Abstecher in das Eck-Café gemacht und uns allen etwas zum Abkühlen mitgebracht. Nach dem langen Tag tut das sicherlich not.“

„Und ob. Sie retten uns det Leben, Chef.“ Schwester Martha nahm einen langen Schluck und setzte den Becher mit einem wohligen Seufzen ab. „Bei dieser Hitze möchte man sich am liebsten in den Kühlschrank setzen und erst im Herbst wieder rauskommen.“

„Dabei haben wir erst Juni“, warf Marie-Luise ein. „Ich frage mich, wie heiß es erst im Juli und August werden soll.“

„Dann verlegen wir die Sprechstunde wohl besser in ein Kühlhaus“, schlug Dr. Frank scherzend vor.

„Oder wir arbeiten gleich in Badebekleidung“, erwiderte Marie-Luise grinsend.

„Ick verzichte“, antwortete die Ältere schmunzelnd, deren Dialekt ihre Berliner Herkunft verriet.

Stefan Frank leerte seinen Becher. In seiner Praxis war es drückend heiß. Dabei waren die Jalousien den ganzen Tag geschlossen gewesen, um die größte Hitze auszusperren. Im Vorzimmer liefen zwei Ventilatoren, aber auch die brachten kaum Abkühlung.

„Für den Rest der Woche soll es so heiß bleiben. Ich habe mir überlegt, dass wir morgens eine Stunde früher anfangen und abends früher aufhören könnten.“ Stefan Frank sah seine beiden Helferinnen an. „Was halten Sie davon?“

„Eine Menge“, waren sich die beiden einig.

Schwester Martha machte sich sogleich daran, einen Zettel für die Eingangstür vorzubereiten und auf die vorerst geänderten Sprechzeiten hinzuweisen.

Die Praxis von Dr. Frank befand sich in der Gartenstraße. Seine Villa wurde von einem hübschen Garten umgeben. Während er in der unteren Etage seine Patienten behandelte, befanden sich die Wohnräume im ersten Stockwerk.