Dr. Stefan Frank 2542 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2542 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes fühlt sich Hannah wie betäubt. Die beiden haben eine ausgesprochen glückliche Ehe geführt, und nun ist all das für immer vorbei. Doch es ist nicht nur der Kummer wegen des großen Verlustes, der die Einunddreißigjährige quält. Dazu kommt noch ein anderes bohrendes, eiskalt brennendes Gefühl, das Hannah einfach nicht loswird.
Zum Glück gibt es Benno in ihrem Leben, einen sympathischen Mann, den die junge Witwe kurz vor dem Tod ihres Mannes kennengelernt hat. Benno kümmert sich aufopferungsvoll um Hannah und ist in jeder schwierigen Situation an ihrer Seite. Er ist zudem der einzige Mensch, der ihr Geheimnis kennt. Ein Geheimnis, das tief in ihr lodert und sie nicht zur Ruhe kommen lässt - und ihr ein unerträglich schlechtes Gewissen macht. Denn für Hannah ist klar: Sie selbst trägt die Schuld am Tod ihres Mannes ...

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Mann an meiner Seite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Halay Alex / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9205-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Mann an meiner Seite

Dr. Franks Patientin muss lernen, sich selbst zu verzeihen

Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes fühlt sich Hannah wie betäubt. Die beiden haben eine Bilderbuchehe geführt, und nun ist all das für immer vorbei. Doch es ist nicht nur der Kummer wegen des großen Verlustes, der die Einunddreißigjährige quält. Dazu kommt noch ein anderes bohrendes, eiskalt brennendes Gefühl, das Hannah einfach nicht loswird.

Zum Glück gibt es Benno in ihrem Leben, einen sympathischen Mann, den die junge Witwe kurz vor dem Tod ihres Mannes kennengelernt hat. Benno kümmert sich aufopferungsvoll um Hannah und ist in jeder schwierigen Situation an ihrer Seite. Er ist zudem der einzige Mensch, der ihr Geheimnis kennt. Ein Geheimnis, das tief in ihr lodert und sie nicht zur Ruhe kommen lässt – und ihr ein unerträglich schlechtes Gewissen macht. Denn für Hannah ist klar: Sie selbst trägt die Schuld am Tod ihres Mannes …

„Autsch!“ Hannah Sperling sprang einen Schritt zur Seite, weg vom heißen Bügeleisen, und riss den linken Arm hoch. Auf der Innenseite ihres Unterarms prangte ein roter Striemen, der sich zusehends dunkler verfärbte. Wie das brannte!

Mit zusammengebissenen Zähnen lief Hannah vom Wohnzimmer ins Bad, drehte das kalte Wasser auf und hielt ihren Arm darunter.

Ärgerlich schüttelte sie den Kopf über sich selbst. Heute Abend kam Jürgen von seiner Geschäftsreise zurück, und morgen brauchte er ein gebügeltes Hemd. Warum hatte sie das nicht schon gestern erledigt, statt es auf den letzten Drücker zu tun?

Weil gestern und vorgestern zu viel Trubel war, beantwortete sie ihre Frage selbst. Solange Jürgen in Kenia drei Strandresorts unter die Lupe nahm, mit denen er ins Geschäft kommen wollte, hielt sie ja im Reisebüro die Stellung. Allein, denn von Angestellten hielt Jürgen nichts.

„Personal bringt nur Ärger“, fand er. „Jemand kann sich beim Bewerbungsgespräch gut verkaufen und trotzdem als Faulpelz entpuppen – jemand, den man dann nicht mehr loswird. Nein, wir bleiben lieber unter uns, Hanni. Bei uns beiden ist der Laden am besten aufgehoben. Und wenn mal etwas mehr Arbeit anfällt … Na, die machen wir doch gern, oder? Ist ja für uns.“

Hannah widersprach nicht, sondern arbeitete noch ein bisschen schneller und noch ein bisschen länger. Jürgen hatte sicher recht. Sie wusste nichts über die Tücken, die Personal mit sich bringen konnte. Nach dem Abitur hatte sie ihre Ausbildung zur Reiseverkehrsfachfrau in Jürgens Geschäft absolviert. Von Anfang an waren es nur er und sie gewesen.

Abgesehen davon war es ja ein Kompliment, dass ihr Mann so große Stücke auf sie hielt. Er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Deshalb war er auch ruhigen Gewissens nach Kenia geflogen.

Leider mit der Brandsalbe im Gepäck, wie Hannah feststellte, als sie jetzt mit der rechten Hand im Wandschränkchen kramte. Nur noch eine Handvoll Tuben und Fläschchen standen dort; Jürgen hatte fast die gesamte Hausapotheke mitgenommen.

Seufzend zog sie ihr Handy aus der Tasche ihrer dunkelblauen Hose mit den Nadelstreifen. Erst kurz nach sieben Uhr. Um diese Zeit hatten die Apotheken in Grünwald noch geschlossen.

Vielleicht der Notdienst? Sie guckte auf ihrem Handy nach. Die nächste Notdienst-Apotheke befand sich in München. Vorsichtig zog Hannah ihren linken Arm unter dem kalten Wasserstrahl weg – und hielt ihn gleich wieder darunter, weil die empfindliche Haut noch immer arg brannte.

Mit diesen Schmerzen schaffte sie es nicht, nach München zu fahren und Brandsalbe zu kaufen. Sie musste in den sauren Apfel beißen und unangemeldet bei ihrem Grünwalder Hausarzt aufkreuzen. Dessen Sprechstunde hatte zwar noch nicht begonnen, aber er wohnte über der Praxis und war vielleicht schon startklar.

„Mist“, stieß Hannah hervor. Sie bat ungern um Hilfe, die nicht unbedingt nötig war. Außerdem kam sie sich ganz schön dumm vor. Seit Jahren bügelte sie Jürgens Hemden, und noch nie hatte sie sich verbrannt. Ausgerechnet heute, wo so viel zu tun war …

Sie schluckte eine Schmerztablette, drehte den Wasserhahn zu und tupfte den Arm vorsichtig trocken.

Mit zusammengebissenen Zähnen lief sie in die Diele und zog den Blazer ihres Hosenanzugs vom Bügel. Anziehen mochte sie ihn nicht, aus Angst, die Berührung des Stoffes könnte die Schmerzen verschlimmern. Bei dieser Kälte konnte sie aber auch nicht nur mit ihrer kurzärmeligen weißen Seidenbluse gehen.

Ungeduldig hängte sie sich den Blazer locker um die Schultern, schnappte Handtasche und Autoschlüssel und verließ das Haus.

Als sie wenig später in der Gartenstraße vor der Praxis von Dr. Frank parkte, blieb noch eine Viertelstunde bis zum Beginn der Sprechstunde. So lange konnte Hannah beim besten Willen nicht warten, denn ihre Wunde brannte wie Feuer. Sie stieg aus und lief fröstelnd durch den Vorgarten zum Eingang.

Die Tür war noch verschlossen. Gerade wollte Hannah sich überwinden und klingeln, da öffnete jemand die Tür von innen.

„Frau Sperling“, sagte Marie-Luise Flanitzer, die jüngere der beiden Sprechstundenhilfen, mit einem besorgten Blick. „Grüß Gott. Ich habe Sie durch das Fenster kommen sehen. Ein Notfall?“

„Grüß Gott, Frau Flanitzer. Nein, kein Notfall, nur eine kleine Verbrennung. Dummerweise habe ich keine Brandsalbe daheim, und die nächste Notapotheke ist in München. Dürfte ich vielleicht ausnahmsweise …?“ Hannah brachte es kaum über sich, um eine Extrawurst zu bitten. Das entsprach so gar nicht ihrem Naturell.

„Selbstverständlich, kommen Sie herein. Ich sage Herrn Dr. Frank sofort Bescheid.“

„Vielen Dank.“ Erleichtert trat Hannah ein und schloss die Tür hinter sich. Als sie ihren blauen Nadelstreifen-Blazer an die Garderobe gehängt hatte, kehrte die Sprechstundenhilfe auch schon zurück.

„Ich bringe Sie jetzt ins Untersuchungszimmer, Frau Sperling.

***

Der blonde Arzt stand vom Schreibtisch auf und ging mit ausgestreckter rechter Hand auf Hannah zu.

„Grüß Sie, Herr Dr. Frank“, kam sie seiner Begrüßung zuvor. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich einfach so hereinschneie, außerhalb Ihrer Sprechstunde, obendrein noch nicht mal als Notfall.“

„Grüß Gott, Frau Sperling. Kein Problem, meine Sprechstunde beginnt ja ohnehin gleich. Setzen Sie sich doch und erzählen Sie mir, was Sie herführt.“ Er zeigte auf die Untersuchungsliege.

„Vielen Dank.“ Hannah nahm Platz und fasste zusammen, wie sie sich verletzt hatte. „Wirklich dumm von mir“, sagte sie kleinlaut. „Bügeln ist ja nun wahrlich keine große Herausforderung, aber ich war in Gedanken schon bei der Arbeit, da habe ich eine Sekunde nicht aufgepasst.“

„Haben Sie schon etwas gegen die Schmerzen eingenommen?“

„Ja, eine Tablette. War das falsch?“

„Nein, alles in Ordnung.“ Stefan Frank nahm ihren linken Unterarm in beide Hände und drehte ihn vorsichtig, um die Verletzung zu begutachten. „Wenn Sie noch vor der Arbeit bügeln, müssen Sie das Kleidungsstück ja dringend gebraucht haben.“

„Eigentlich nicht. Es war ein Hemd meines Mannes. Er kommt heute von einer Geschäftsreise zurück, und in seinem Schrank hängt kein einziges gebügeltes Hemd mehr. Ich dachte mir, das erledige ich lieber heute früh, denn wenn Jürgen abends daheim ist, hat er sicher viel zu erzählen, da mag ich nicht am Bügelbrett stehen.“

Behutsam tastete Dr. Frank die Haut um die Wunde ab, die inzwischen tiefrot und leicht angeschwollen war.

„Ich weiß, wie fleißig Sie und Ihr Mann sind, Frau Sperling. Und ich finde es beeindruckend, wie sehr Sie sich für Ihr Reisebüro engagieren. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, das Hemdenbügeln zu delegieren?“

Hannah zog die Stirn kraus.

„Die Bügelwäsche außer Haus zu geben, meinen Sie?“

„Ja. Für Sie bleibt dann doch sicher immer noch mehr als genug zu tun.“

„Schon“, räumte sie ein. Ich habe mich nicht gekämmt, schoss es ihr jäh durch den Kopf. Vor dem Duschen hatte sie die langen hellbraunen Haare eilig mit einem Haargummi im Nacken zusammengepfriemelt, und diese „Frisur“ trug sie noch immer.

Verlegen strich sie sich mit der rechten Hand eine glatte Strähne hinter das Ohr und hoffte, sie möge nicht allzu zerzaust aussehen.

„Wir haben tatsächlich mal einen Anlauf gemacht und Jürgens Hemden bügeln lassen. Leider war das Ergebnis nicht gerade berauschend.“

Stefan Frank räusperte sich.

„Sie hatten Glück im Unglück, Frau Sperling. Es ist eine Verbrennung ersten Grades, das heißt, betroffen ist nur die oberste Hautschicht. Trotzdem tut es gehörig weh, denn in dieser obersten Hautschicht liegen die Nervenendigungen, und die sind jetzt gereizt.“

„Ach so.“ Hannah wartete einen Moment. „Jedenfalls mache ich es dann doch lieber selbst“, kam sie wieder auf das Thema „Bügeln“ zurück, obwohl sie das ungute Gefühl hatte, sich zu rechtfertigen. „Mein Mann weiß das auch zu schätzen. Niemand bügelt so sorgfältig wie ich, sagt er.“

„Hm. Ich dachte nur, weil Sie auf mich recht angespannt wirken, Frau Sperling. Haben Sie inzwischen eigentlich Hilfe im Reisebüro?“

„Hilfe?“, wiederholte seine Patientin erstaunt. „Nein, Jürgen und ich führen das Reisebüro nach wie vor zu zweit.“

Stefan Frank sah ihr kurz in die Augen und senkte den Blick dann wieder auf die Wunde.

„Ihr Mann erzählte mir beim Sommerfest, dass er mit Luxus-Rundreisen ein neues Geschäftsfeld erschließen will und was dafür alles zu tun ist. Damals habe ich den Eindruck gewonnen, dass die zusätzliche Arbeit ohne weiteres Personal kaum zu stemmen ist.“

„Also, Langeweile kommt bei uns nicht auf, das ist richtig“, meinte Hannah gedehnt. „Aber wir konnten schon immer ganz gut organisieren. Und Jürgens Idee ist vielversprechend angelaufen, deshalb sind wir motiviert.“

„Verstehe. Es wird ungefähr eine Woche dauern, bis Ihre Wunde verheilt ist. Fahren Sie nachher zur Arbeit?“

„Ja, natürlich“, antwortete sie verdutzt. Sie arbeitete jeden Werktag – in letzter Zeit meistens auch am Wochenende.

„Dann sitzen Sie vermutlich am Schreibtisch?“

„Äh … Ja.“ Das natürlich verkniff sich Hannah diesmal, um nicht altklug zu wirken.

„Ihre Wunde sollte heute nicht mit Stoff in Berührung kommen oder auf einer Tischplatte liegen oder dergleichen, sonst flammt der Schmerz erneut auf. Ich verbinde die Wunde lieber, dann sind wir auf der sicheren Seite.“

„Ist gut.“

Dr. Frank holte einen Mullverband, sterile Kompressen und eine Tube aus einem Schrank.

„Ich trage ein Gel auf, das die Wunde kühlt und gleichzeitig pflegt. Morgen früh können Sie den Verband dann selbst entfernen. Dann müssten Sie auch schon wieder etwas Langärmliges anziehen können, ohne dass es wehtut.“

„In Ordnung. Vielen Dank, Herr Dr. Frank.“

„Keine Ursache. Und nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich Sie bitte, sich nicht zu viel zuzumuten. Sie wirken erschöpft, Frau Sperling. Ich kann mir vorstellen, dass viel Arbeit auf Sie zukommt, wenn Ihr Mann geschäftlich unterwegs ist.“

Hannahs Lächeln war ein bisschen steif. Bestürzt merkte sie, dass ihr die Tränen kommen wollten. Das ging jetzt natürlich auf gar keinen Fall, sonst hätte sie sich Jürgen gegenüber illoyal gefühlt.

Es war schließlich nicht so, dass er sie mit vorgehaltener Pistole zwang, viel zu arbeiten. Sie tat es gern, weil auch ihr der Erfolg des Reisebüros am Herzen lag.

Und Jürgens Hemden – nun ja, die bügelte sie nicht wirklich gern, aber es machte ihr auch nichts aus. In einer Ehe half man einander. Dafür kümmerte sich Jürgen um die Steuererklärung.

„Das stimmt schon, aber es ist zu schaffen“, meinte sie tapfer. „Ein bisschen Stress ist gut für mich, dann kriege ich umso mehr geregelt. Außerdem ist ja Urlaub in Sicht, da werde ich ausspannen.“

Stefan Frank lächelte freundlich und – wenn Hannah seine Miene richtig deutete – sogar ein wenig erleichtert.

„Ach, wie schön. Wo geht es denn hin?“

„Nach Edinburgh. Das ist ja die älteste Partnerstadt Münchens, und Jürgen engagiert sich seit Jahren für diese Städtepartnerschaft. Letztes Jahr war eine Delegation aus Edinburgh in München, und heuer folgt der Gegenbesuch. Jürgen und ich wohnen zwar in Grünwald, aber unser Reisebüro ist in München, deshalb dürfen wir mitfliegen.“

Der Arzt nickte. „Da werden Sie bestimmt viel Interessantes erleben.“

„Ganz sicher. Und tausend Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“

„Gern, Frau Sperling. Ich drucke Ihnen noch ein Rezept für die Salbe aus, die tragen Sie bitte auf, nachdem Sie den Verband morgen früh entfernt haben. Eigentlich müsste die Wunde problemlos heilen. Sollten Sie allerdings das Gefühl haben, irgendetwas stimmt nicht, dann melden Sie sich bitte sofort bei mir.“

Als Stefan Frank sich abwandte und etwas in seinen Computer tippte, stand Hannah von der Untersuchungsliege auf und blickte auf ihre Armbanduhr. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es noch rechtzeitig ins Reisebüro. Frisieren konnte sie sich dort. Jürgens Hemden mussten leider bis zum Abend warten.

Sie verabschiedete sich hastig von ihrem Hausarzt, der ihr nachdenklich hinterherblickte. Auch sein bester Freund, Dr. Ulrich Waldner, engagierte sich für die Städtepartnerschaft zwischen München und Edinburgh. Und auch Ulrich gehörte der Delegation an, die bald nach Schottland flog.

Und von ihm wusste Stefan Frank, dass es nur um ein verlängertes Wochenende ging. Urlaub sah anders aus. Er konnte nur hoffen, dass die Sperlings noch einige Tage – besser Wochen – dranhängten und Urlaub machten, der den Namen verdiente. Seine Patientin hatte so hastig gesprochen und sich so fahrig bewegt … Hannah Sperling brauchte dringend Entspannung.

***

Auf der Fahrt nach München kamen Hannah aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon wieder die Tränen.

„Reiß dich zusammen“, schalt sie sich und blinzelte die Tränen entschlossen weg. Was war heute los mit ihr? So eine kleine Verletzung warf eine gestandene Unternehmerin doch nicht aus der Bahn!

Sie hatte gelernt, bei Problemen nicht kopflos zu reagieren. Wobei die Brandwunde ja gar kein Problem darstellte – im Gegensatz zu Dr. Franks Worten.

Mit der Bemerkung, sie solle sich nicht übernehmen, hatte ihr Hausarzt einen wunden Punkt getroffen. Hannah war niemand, der sich vor Arbeit drückte, ganz im Gegenteil. Nur … In letzter Zeit stürmte tatsächlich sehr viel auf sie ein. Zu viel, dachte sie manchmal, vor allem, seit Jürgen in Kenia war.

Oder empfand sie es nur so, weil ihre biologische Uhr tickte? In dem Fall tickte diese Uhr allerdings seit ihrem sechsten Lebensjahr, denn so lange stand für sie schon fest, dass sie Mutter werden wollte.

Jetzt war sie einunddreißig. Kein Grund zur Eile, wie Jürgen zu sagen pflegte. Trotzdem brannte ihr das Thema in letzter Zeit immer öfter unter den Nägeln.

Als Jürgen und sie sich ineinander verliebt hatten, hatte sie ihm klipp und klar gesagt, dass sie sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen konnte. Damals waren sie sich einig gewesen, nichts zu überstürzen und die Beziehung zu festigen, bevor sie Nachwuchs in die Welt setzten.

Inzwischen waren sie acht Jahre verheiratet, da konnte man ja wohl mit Fug und Recht von einer gefestigten Beziehung sprechen. Sie hatten zusammengehalten. Auch in der schwierigen Phase, als etliche Stammkunden ausgeblieben waren, weil sie ihre Ferien lieber bequem von daheim per Computer buchten, statt ins Reisebüro zu gehen.

Die berufliche Flaute wäre für jedes Paar eine Bewährungsprobe gewesen. Hannah und Jürgen hatten jedoch nie ihre Zuversicht verloren. Ihre Ehe stand auf einem soliden Fundament.

Heute sah es für sie finanziell besser aus denn je. Sie konnten Kindern nicht nur Liebe und Geborgenheit, sondern auch sichere finanzielle Verhältnisse bieten. Worauf wollte Jürgen noch warten?

„Kinder werden überbewertet“, pflegte er zu sagen, wenn Hannah das Thema „Nachwuchs“ anschnitt – was sie in den letzten Monaten öfter getan hatte. Mehr als das Versprechen, er werde es sich durch den Kopf gehen lassen, bekam sie nicht von ihm zu hören.