Dr. Stefan Frank 2566 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2566 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der elfjährige Jaron lebt mit seiner Mutter Laura seit einem Jahr in Grünwald. Jaron vermisst seinen Vater, zu dem seit vielen Jahren kein Kontakt besteht. Laura weiß inzwischen auch gar nicht mehr, wo sich ihr Exmann aufhält und ist auch nicht böse drum.
Da Jaron in der letzten Zeit immer sehr müde ist und an Gewicht verliert, geht Laura mit ihm zu Dr. Stefan Frank, der feststellt, dass der Junge an Diabetes Typ 1 leidet. Eine Diagnose, die das alltägliche Leben der beiden erst einmal auf den Kopf stellt.
Laura, die eigentlich ihre Stelle aufstocken wollte, verschiebt diesen Plan, denn zuerst müssen sie und Jaron lernen, mit den Anforderungen der Krankheit umzugehen. Um den Zucker einzustellen, wird Jaron in die Waldner-Klinik eingewiesen. Dort hat er viel Zeit zum Nachdenken. Und er fasst einen Entschluss: Er will seinen Vater suchen, ganz gleich, was seine Mutter davon hält ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Bitte finde meinen Papa, Dr. Frank!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: SeventyFour / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9905-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bitte finde meinen Papa, Dr. Frank!

Arztroman um einen kleinen Patienten mit großen Sehnsüchten

Der elfjährige Jaron lebt mit seiner Mutter Laura seit einem Jahr in Grünwald. Jaron vermisst seinen Vater, zu dem seit vielen Jahren kein Kontakt besteht. Laura weiß inzwischen auch gar nicht mehr, wo sich ihr Exmann aufhält und ist auch nicht böse drum.

Da Jaron in der letzten Zeit immer sehr müde ist und an Gewicht verliert, geht Laura mit ihm zu Dr. Stefan Frank, der feststellt, dass der Junge an Diabetes Typ 1 leidet. Eine Diagnose, die das alltägliche Leben der beiden erst einmal auf den Kopf stellt.

Laura, die eigentlich ihre Stelle aufstocken wollte, verschiebt diesen Plan, denn zuerst müssen sie und Jaron lernen, mit den Anforderungen der Krankheit umzugehen. Um den Zucker einzustellen, wird Jaron in die Waldner-Klinik eingewiesen. Dort hat er viel Zeit zum Nachdenken. Und er fasst einen Entschluss: Er will seinen Vater suchen, ganz gleich, was seine Mutter davon hält …

„Servus“, grüßte Laura freundlich, als sie die Praxis von Dr. Stefan Frank betrat. „Mein Name ist Krötz, ich habe einen Termin. Es geht um meinen Sohn Jaron.“

„Guten Tag, Frau Krötz“, erwiderte Martha Giesecke, die altgediente Sprechstundenhilfe des Arztes. Sie lächelte die hübsche junge Frau an und blickte dann zu dem Jungen, der etwas scheu neben seiner Mutter stand. „Und du bist dann wohl Jaron, wa?“

Der Junge nickte schwach.

„Ja, das ist mein Sohn. Ich mache mir ein bisschen Sorgen. Er ist in der letzten Zeit immer so müde und schlapp“, gestand Laura und strich liebevoll durch das blonde Haar ihres Kindes.

„Nicht, Mama“, beschwerte sich Jaron und schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht leiden, wenn ihm seine Mutter immer die Haare verwuschelte.

Martha Giesecke lächelte. Sie nahm die Krankenkassenkarte, die Laura ihr über den Empfangstresen reichte, und las sie ein.

„Da Sie neu bei uns sind, müssen Sie noch einiges ausfüllen. Es geht um Vorerkrankungen und den Datenschutz.“ Die Sprechstundenhilfe gab Laura ein Klemmbrett mit einem Kugelschreiber. „Setzen Sie sich bitte ins Wartezimmer und füllen Sie die Zettel in Ruhe aus. Der Doktor ist gleich für Sie da.“

Laura und Jaron nahmen in dem freundlich gestalteten Wartebereich Platz. Der Junge fand auf dem Tisch einen Comic, in den er sich vertiefte, während seine Mutter die Blätter ausfüllte.

Noch eine Patientin war vor den beiden an der Reihe, dann wurden sie von Martha Giesecke ins Sprechzimmer geführt.

Dr. Frank stand auf und nickte Laura und Jaron zur Begrüßung zu, Lauras ausgestreckte Hand nahm er nicht, sondern deutete lächelnd auf ein Schild, das er vor sich auf dem Schreibtisch stehen hatte. Unter zwei durchgekreuzten Händen, die sich schüttelten, stand: Wir sind nicht unfreundlich, wir denken an Ihre und unsere Gesundheit.

„Das Händeschütteln lassen wir schon seit einiger Zeit aus Sicherheitsgründen“, erklärte Dr. Stefan Frank. „Nehmen Sie Platz. Wir kennen uns ja schon, Frau Krötz. Sie waren mit Ihrer Tante, Frau Büttenbender, das eine oder andere Mal bei mir.“

„Stimmt, aber das ist nun schon mehr als ein Jahr her. Leider ist meine Tante verstorben“, erzählte Laura traurig. „Aber das wissen Sie ja.“

Dr. Frank nickte. Er hatte Frau Büttenbender während ihrer langen, schweren Krankheit begleitet. Da seine Patientin keine Kinder hatte, war es ihre Nichte Laura gewesen, die sich hingebungsvoll um sie gekümmert hatte. Und das, obwohl Laura in München wohnte und in der eigenen Familie viele Sorgen hatte, wie Dr. Frank von Frau Büttenbender im Vertrauen erfahren hatte. Als Dank für die Unterstützung hatte Frau Büttenbender Laura ihr kleines Haus in Grünwald hinterlassen.

„Ihre Tante hat mir damals erzählt, dass Sie das Haus erben sollen. Und wie ich an der Adresse sehe, sind Sie dort eingezogen. Fühlen Sie sich wohl in Grünwald?“

Laura lächelte. „Sehr. Vor fünf Monaten sind wir hierher gezogen. Uns beiden gefällt das ruhig, eher ländliche Leben.“

„Und du, Jaron, hast du schon neue Freunde gefunden?“, fragte Dr. Frank und blickte den Jungen freundlich an.

„Ja, ganz viele, alle in meiner Klasse sind nett. Aber Raffi ist mein bester Freund.“

Dr. Frank lächelte. „Das ist ja schön. In welche Klasse gehst du denn?“

„Ich bin in der sechsten.“

„Jaron kommt sehr gut zurecht in der neuen Schule. Aber in der letzten Zeit ist er immer sehr müde und erschöpft. Ich mache mir doch ein bisschen Sorgen. Vielleicht hat er Eisenmangel? Ich dachte, um eine Blutuntersuchung zu machen, müssen wir nicht nach München zum Kinderarzt fahren“, sagte Laura.

„Bist du nur müde oder tut dir auch etwas weh?“, wandte sich der Arzt an den Jungen.

„Manchmal habe ich Bauchschmerzen, aber nicht schlimm.“

„Der Blinddarm kann es nicht sein, der wurde ihm schon vor einigen Jahren entfernt“, erklärte Laura.

„Haben Sie in der letzen Zeit außer Abgeschlagenheit sonst noch etwas Auffälliges an Ihrem Sohn beobachtet?“

„Er hat abgenommen, obwohl er isst und trinkt wie ein Scheunendrescher. Aber er ist ja auch im Wachstum. Und nachts macht er manchmal …“

„Nicht erzählen, Mama“, bat Jaron eindringlich und hielt seiner Mutter die Hand vor den Mund.

Sanft schob Laura die Hand ihres Kindes beiseite.

„Schatz, wir sind hier bei einem Doktor. Ich muss das sagen.“

„Du brauchst keine Angst zu haben“, versicherte Dr. Frank. „Was deine Mama mir erzählt, bleibt mein Geheimnis. Wir Ärzte dürfen mit keinem darüber reden, was uns gesagt wird. Und wenn ich nicht erfahre, was mit dir los ist, dann kann ich dir nicht helfen.“

„Okay“, sagte Jaron leise und senkte verschämt den Kopf. „Du kannst es erzählen, Mama.“

„Was hältst du davon, wenn du deine Mutter und mich ein bisschen allein reden lässt?“, fragte Dr. Frank. „Setz dich doch kurz ins Wartezimmer. Wir holen dich gleich wieder herein. Einverstanden?“

Dankbar nahm Jaron das Angebot an. Als der Junge das Behandlungszimmer verlassen hatte, nickte der Arzt Laura aufmunternd zu.

„Jaron muss ständig zur Toilette“, begann Laura. „Und fast jeden Nacht nässt er ein.“

Dr. Frank nickte und machte sich Notizen. „Seit wann ist das so?“

„Vielleicht seit zwei Wochen. Ich fragte mich, ob das Einnässen etwas mit Jarons Vater zu tun haben könnte. Ich spüre, dass er ihn vermisst. Aber unsere Trennung ist jetzt schon mehr als drei Jahre her. Nur dass, na ja, Gabriel hat keinen Kontakt mehr zu uns. Ich weiß noch nicht einmal, wo er jetzt lebt. Das belastet natürlich auch Jaron. Man hört doch häufig, dass Kinder wieder einnässen, wenn sie seelische Probleme haben …“

„Das gibt es in der Tat. Aber drei Jahre nach einer Trennung ist das eher ungewöhnlich. Es sei denn, es ist etwas Konkretes vorgefallen. Wann war denn der letzte Kontakt zum Vater?“

„Vor gut drei Jahren. Seitdem gab es keinen Besuch, kein Anruf, kein Geburtstagsgeschenk, noch nicht einmal eine Karte“, sagte Laura bitter.

„Spricht Jaron denn viel von seinem Vater?“

„Manchmal fragt er, warum er sich nicht meldet. Ich sage immer, dass Gabriel so viel zu tun hat und nicht kommen kann, weil er im Ausland arbeitet. Ich möchte nicht schlecht über den Vater reden, denn eines Tages wird Jaron ihn bestimmt ausfindig machen wollen, dann soll er sich selbst ein Bild machen. Also schwindle ich ihn an. Aber Jaron ist schlau. Ich glaube, er merkt, dass ich nicht die Wahrheit sage.“

„Das merkt er sicher“, stimmte Dr. Frank zu. „Vielleicht sollten Sie Ihrem Sohn gegenüber offen sein.“

„Soll ich ihm sagen, dass sein Vater ein unzuverlässiger und verantwortungsloser Hallodri ist, der immer wieder neue, angeblich totsichere, Geschäftsideen hatte, die uns fast ruiniert haben?“, brauste Laura auf. „Soll ich ihm sagen, dass Gabriel mich um meine ganzen Ersparnisse gebracht hat, und ich immer noch einen Kredit abzahle, für den ich damals idiotischerweise gebürgt habe? Soll ich ihm sagen, dass wir uns so gut wie nichts leisten können, weil sein Vater mich auf seinen Schulden hat sitzen lassen? Soll ich ihm sagen, dass sein Vater schon Monate bevor er uns verlassen hat, eine neue Freundin hatte, die er auch mal ganz schnell geschwängert hat? Oder soll ich meinem Sohn sagen, dass sein Vater es ablehnt, ihn zu sehen?“

Laura kamen die Tränen, die sie verschämt mit dem Handrücken wegwischte.

„So schlimm?“, fragte Dr. Frank mitfühlend. „Zahlt der Vater denn Unterhalt?“

„Wo denken Sie hin! Natürlich nicht. Das Jugendamt ist eingesprungen. Keine Ahnung, ob die sich von ihm das Geld zurückholen können.“

„Und Sie wissen wirklich nicht, wo er jetzt wohnt?“

Laura schüttelte den Kopf. „Direkt nach der Trennung habe ich über einen Bekannten seine neue Adresse bekommen. Ich war da und wollte erreichen, dass er wenigstens Jaron ab und zu besucht. Aber Gabriel hat mir unmissverständlich deutlich gemacht, dass er kein Interesse an seinem Sohn hat. Er hat gesagt, er wolle sich nur noch um seine neue Familie kümmern. Aber auch vor der Trennung hat er seinen Sohn schon links liegen lassen“, bekannte Laura mit belegter Stimme.

„Das ist sehr traurig“, versicherte Stefan Frank mitfühlend. „Seit der Trennung gab es wirklich gar keinen Kontakt zwischen Vater und Sohn?“

„Nein. Als ich das nächste Mal bei Gabriel als Bittstellerin vor der Tür stand, war er ausgezogen, und niemand von seinen alten Bekannten konnte oder wollte mir sagen, wo er jetzt lebt. Ich habe dann auch nichts mehr unternommen. Ich kann ihn ja nicht zwingen, Jaron zu besuchen.“

„Das ist wirklich sehr schade für Ihren Jungen. Trotzdem glaube ich, dass Sie Jaron nicht schützen, wenn Sie ihm die Wahrheit über seinen Vater verschweigen. Es muss ja nicht in aller Drastik sein.“

„Ich … ich weiß, Dr. Frank“, sagte Laura leise. „Noch habe ich nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden.“

„Warten Sie nicht zu lange“, mahnte Dr. Frank. „Aber jetzt wollen wir uns erst einmal um Jarons gesundheitliche Probleme kümmern. Holen Sie Ihren Sohn doch bitte wieder herein, ich möchte einige Untersuchungen machen.“

Laura holte Jaron aus dem Wartezimmer.

„So, junger Mann, hauch mich bitte einmal an“, forderte Dr. Frank ihn auf.

Der Junge holte tief Luft und atmete langsam aus. Dr. Frank wedelte sich mit der Hand die Atemluft zu. Sein Gesicht war ernst geworden, als er bedächtig nickte.

„Mir ist auch schon aufgefallen, dass Jaron Mundgeruch hat“, sagte Laura. „Es riecht so ein bisschen nach Nagellackentferner. Hat er etwas am Magen? Kommen daher auch die Bauchschmerzen?“

„Wir untersuchen jetzt einmal den Bauch. Leg dich bitte auf die Untersuchungsliege, damit ich mir deinen Bauch ansehen kann“, forderte Dr. Stefan Frank den Jungen auf.

Jaron legte sich hin und blickte ein wenig ängstlich zu dem Arzt auf.

„Ich taste jetzt ganz vorsichtig deinen Bauch ab. Wenn es dir unangenehm ist oder du Schmerzen hast, dann sage mir Bescheid.“

Er zog Jarons Pullover hoch und begann, den Bauch abzutasten. Unter den besorgten Augen der Mutter drückte er mal hier und mal dort. Jaron ließ es geschehen und klagte nicht.

„Der Bauch ist weich, genauso wie es sein soll“, sagte Dr. Frank. „Jetzt machen wir noch eine Ultraschalluntersuchung. Weißt du, was das ist Jaron?“

„Nein.“

„Schau mal, am Ende dieses Handgeräts ist so etwas wie eine Kamera, die Wellen aussendet. Damit ziehe ich gleich Kreise über deinen Bauch. Und hier auf dem Monitor kann man dann sehen, was in deinem Bauch los ist.“

„Sie können in mich reingucken?“, fragte Jaron interessiert.

„Das wirst du gleich auf dem Monitor sehen. Aber bevor wir anfangen, muss ich dir noch Gel auf den Bauch schmieren, damit die Kamera auch gut rutscht. Das ist ein bisschen kalt, tut aber nicht weh.“

Dr. Frank fuhr mit dem Schallkopf über Jarons Bauch und erklärte dem Jungen, was er sah. Doch Jaron verlor bald das Interesse, denn er konnte mit den schwarz-weißen Bildern nicht viel anfangen, den Blick in sein Inneres hatte er sich spannender vorgestellt.

„Es ist alles in Ordnung, jedenfalls soweit ich das sehen kann“, sagte Dr. Frank zu Laura. Er wischte dem Jungen das überschüssige Gel vom Bauch und bat ihn, sich auf die Liege zu setzen.

„Nun muss ich dir einen Pikser in den Finger geben, denn ich brauche einen Tropfen Blut für einen Test. Ist das in Ordnung?“

„Ja“, sagte Jaron, blickte dann aber doch sehr skeptisch, als Dr. Frank nach seinem Mittelfinger griff und die Einstichhilfe ansetzte.

„Es ist nur ein winziger Piks. Jetzt geht‘s los. – Und schon ist es vorbei. War doch nicht schlimm, oder?“

„Gar nicht“, gestand Jaron erleichtert.

Dr. Frank drückte einen Tropfen Blut aus der Einstichstelle und hielt den Teststreifen des Messgerätes daran.

„Was haben Sie gemessen?“, fragte Laura, als sie sah, dass eine Zahl auf dem Messgerät erschien.

„Den Blutzuckerwert. Er liegt bei knapp dreihundert. Das ist recht hoch.“ Er zeigte Laura die Anzeige. „Wann hat Jaron das letzte Mal etwas gegessen?“

„Vor ungefähr zwei Stunden“, sagte Laura nach kurzer Überlegung.

„Und hast du nach dem Essen noch genascht oder etwas Süßes getrunken, wie zum Beispiel Saft oder Cola?“, fragte der Arzt den Jungen.

„Nein.“

„Dann sollte der Wert eigentlich nur etwa halb so hoch sein.“

„Was bedeutet das?“, fragte Laura alarmiert. „Ist Jaron zuckerkrank?“

„Ein einmalig gemessener Wert reicht nicht für eine Diagnose. Aber die Symptome, die Jaron zeigt, deuten leider auf Diabetes hin. Ich würde den Test gern morgen früh noch einmal wiederholen. Können sie gleich um acht Uhr mit Jaron in der Praxis sein? Und nüchtern, bitte.“

Laura nickte. Der Schreck schnürte ihr die Kehle zu. Sie musste sich mehrmals räuspern, ehe sie wieder sprechen konnte.

„Was passiert denn, wenn Jaron Zucker hat?“

„Heutzutage können Menschen mit Diabetes ein ganz normales Leben führen, wenn sie ein paar Regeln beachten. Falls Jaron erkrankt ist, werden Sie eine Schulung bekommen, in der Ihnen und ihm genau erklärt wird, wie mit der Krankheit umzugehen ist, damit ein unbeschwertes Leben geführt werden kann“, beruhigte sie Dr. Frank.

„Aber woher kommt das denn? Jaron war doch immer gesund“, sagte Laura und nahm ihren Sohn fest in den Arm.

„Das kann man nicht genau sagen. Oft liegt eine genetische Disposition vor. Der Auslöser kann dann eine vergleichsweise harmlose Virusinfektion sein. Aber warten wir erst einmal ab, was die weiteren Untersuchungen ergeben.“

„In unserer Familie hat aber niemand Diabetes“, erklärte Laura und schüttelte heftig mit dem Kopf. In ihren Augen schimmerten Tränen.

„Mama, muss ich jetzt ins Krankenhaus?“, fragte Jaron.

Laura schwieg und blickte hilfesuchend zu Dr. Frank.

„Vielleicht, mein Junge“, sagte der Arzt mit ruhiger Stimme. Er hielt nichts davon, seinen Patienten keinen reinen Wein einzuschenken. Und auch ein Junge von elf Jahren hatte das Recht auf eine ehrliche Antwort. „Das besprechen wir morgen nach der Untersuchung.“

„Ich will nicht ins Krankenhaus“, jammerte Jaron und klammerte sich an seine Mutter.

„Pssst“, flüsterte Laura in sein Ohr. „Ganz ruhig, mein Schatz. Wir beiden schaffen das. Wir schaffen doch alles. Das weißt du doch!“

***

Laura hielt Jarons Hand fest umklammert, als sie mit ihm die Praxis verließ. Sie war so durcheinander, dass sie in der Tür fast mit einem Mann zusammengestoßen wäre.

„Hoppla“, rief Bastian, als er ihr im letzten Moment auswich.

„Entschuldigung“, entgegnete Laura erschrocken. „Ich war ganz in Gedanken.“

„Schon gut. Es ist ja nichts passiert.“

Laura schob sich an ihm vorbei und eilte mit Jaron die drei Stufen hinunter auf die Straße. Bastian sah ihr nach.

Er trat an den Empfangstresen und lächelte Martha Giesecke an. Er mochte die bodenständige Sprechstundenhilfe, die kein Blatt vor den Mund nahm und so herrlich berlinern konnte, obwohl sie schon seit vielen Jahren in Bayern lebte.

„Mister Sherlock Holmes“, grinste Martha Giesecke. „Wieder am spionieren und in geheimer Mission unterwegs?“

„Ich bin Detektiv und kein Geheimagent“, erklärte Bastian lachend.

„Wat verschafft uns denn die Ehre Ihres Besuchs?“