Dr. Stefan Frank 2574 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2574 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Luisa Huber zieht aus einem kleinen bayrischen Dorf nach München, um Kunst zu studieren. Allerdings zahlt sie für ihren Traum einen hohen Preis: Sie überwirft sich mit den Eltern, verlässt im Streit den Hof und bricht den Kontakt daraufhin erst einmal ab.
Luisa lebt sich in ihrer Münchner-WG gut ein, allerdings belastet sie das gestörte Verhältnis zu ihren Eltern. Sie stürzt sich in allerlei Ablenkungen und Partys. Nähe und Zärtlichkeit sucht sie bei ihrem Mitbewohner Nico. Dass der an ihr gar nicht wirklich interessiert ist, merkt Luisa, als es ihr zunehmend schlechter geht. Sie leidet unter Kopfschmerzen und Sehstörungen, doch Nico nimmt sie nicht ernst und sagt ihr, sie solle sich nicht so anstellen.
Als sich die Beschwerden verschlimmern, geht Luisa endlich zum Arzt. Dr. Frank überweist seine Patientin sofort an die Waldner-Klinik. Dort ereilt Lisa der Schock ihres Lebens: Sie hat einen Gehirntumor, der auf ihr Sehzentrum drückt!


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Inhalt

Cover

Impressum

Das Licht in deinen Augen

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: George Rudy / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0460-1

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Das Licht in deinen Augen

Wie Luisa wieder Vertrauen zum Leben fasste

Luisa Huber zieht aus einem kleinen bayrischen Dorf nach München, um Kunst zu studieren. Allerdings zahlt sie für ihren Traum einen hohen Preis: Sie überwirft sich mit den Eltern, verlässt im Streit den Hof und bricht den Kontakt daraufhin erst einmal ab.

Luisa lebt sich in ihrer Münchner-WG gut ein, allerdings belastet sie das gestörte Verhältnis zu ihren Eltern. Sie stürzt sich in allerlei Ablenkungen und Partys. Nähe und Zärtlichkeit sucht sie bei ihrem Mitbewohner Nico. Dass der an ihr gar nicht wirklich interessiert ist, merkt Luisa, als es ihr zunehmend schlechter geht. Sie leidet unter Kopfschmerzen und Sehstörungen, doch Nico nimmt sie nicht ernst und sagt ihr, sie solle sich nicht so anstellen.

Als sich die Beschwerden verschlimmern, geht Luisa endlich zum Arzt. Dr. Frank überweist seine Patientin sofort an die Waldner-Klinik. Dort ereilt Lisa der Schock ihres Lebens: Sie hat einen Gehirntumor, der auf ihr Sehzentrum drückt!

Luisa stand im Zug zwischen all den anderen Reisenden, die ebenfalls in München aussteigen wollten. Sie sah hinaus auf den Bahnsteig, wo sich Menschen dicht and dicht drängten.

Im Vergleich mit der kleinen Station in ihrem Heimatdorf, war München ja beinahe ein Weltbahnhof! Zuhause in Weißenreuth war der alte Schorsch schon froh, wenn sich mal fünf Leute gleichzeitig auf den Bahnsteig verirrten.

Auch wenn die Leute in Luisas Heimatdorf nicht allzu viel vom Fortschritt hielten und die meisten Maßnahmen, die von der Landesregierung als Modernisierung angepriesen wurden, für Teufelswerk hielten: Ein bisschen wollten sie schon an den Errungenschaften der neuen Zeit teilhaben.

Zumal die Zeit so neu ja nun auch nicht mehr war. Auf den meisten Höfen in Weißenreuth und Umgebung gab es mittlerweile stabilen Netzempfang, und für die übrigen Bauern erledigte der Sohn vom alten Behrlinger die Futtermittelbestellungen gegen einen kleinen Aufpreis per Internet.

Trotzdem aber, dachte Luisa in diesem Augenblick, lebten die Bauern ihres Dorfes eigentlich immer noch im letzten Jahrhundert. Sie hatten nichts als ihre Wiesen und Felder im Kopf, ihre Gärten, Äcker und Grundstückspreise, die Quoten für Getreide und Viehfutter. Und den dörflichen Klatsch und Tratsch natürlich.

Die Huber Luisa geht in die Stadt zum Studieren, haben Sie›s schon gehört? Die ist sich anscheinend zu fein für die Arbeit im Stall. Tanzt ihren armen Eltern eh die ganze Zeit auf der Nase herum, das narrische Ding. Und jetzt sind der Jungfer anscheinend auch die feschen Burschen aus Weißenreuth nicht mehr gut genug.

Das war die freundliche Variante der Sätze, die Luisa in den letzten Tagen mehrfach zu Ohren gekommen waren. Die alte Vroni vom Behrlingerhof hatte sich dabei besonders hervorgetan. Ein Flitscherl hatte sie Luisa genannt und sie geradeheraus gefragt, ob sie vorhabe, sich in München einen Mann anzulachen, der sie aushalte. Denn so ein junges Madel allein in der Stadt – da wisse man ja, wie das gehe!

Luisa verdrehte die Augen, während sie sich jetzt mit den anderen Reisenden in Richtung Waggontür schob. Der Zug war soeben zum Stehen gekommen, zischend hatten sich die Türen geöffnet. In welchem Jahrhundert lebten sie denn? Die alte Vroni war doch bloß vergrätzt, weil Luisa ihrem Enkel Max vor ein paar Monaten eine Abfuhr erteilt hatte.

Nein, Luisa hatte wahrlich keine Lust, den Rest ihres Lebens in Weißenreuth zu verbringen, auch wenn die Landschaft dort noch so schön war. Mit ihren neunzehn Jahren und dem Abitur in der Tasche zog es sie hinaus in die Stadt. Sie wusste, was sie wollte: in München an der Akademie der Bildenden Künste freie Kunst studieren.

Schon als kleines Kind hatte ihr Interesse für Kunst den Klatsch und Tratsch im gesamten Dorf befeuert. Stundenlang hatte Luisa draußen auf den Wiesen gesessen und Skizzen angefertigt, still ins Zeichnen versunken. Ihr schönstes Geburtstagsgeschenk war ein Aquarellfarbkasten gewesen. Später in der Schule hatten sich die Lehrer dann gegenseitig ihre Bilder gezeigt. Und überall hatte es geheißen, das Huber-Madel habe Talent.

Leider hatten Luisas Eltern diese Meinung ganz und gar nicht geteilt. Im Gegenteil, Luisas Vater Anton hatte dem Kunstlehrer Fritsch sogar einmal kräftig den Marsch geblasen, als der Luisa für einen Förderzirkel vorschlagen wollte. Der Lehrer solle Luisa mit seiner brotlosen Kunst bitte schön nicht den Kopf verdrehen, hatte Anton Huber den verschreckten Herrn Fritsch angebrüllt. Ob sich das Heu etwa von selbst mache?

Werner Fritsch hatte es kein zweites Mal bei Luisas Eltern versucht, sondern stattdessen seine Förderung auf die Zeit beschränkt, die Luisa bei ihm im Unterricht war. Zuhause wiederum hatte Anton Huber alles getan, um seiner Tochter die Flausen wieder auszutreiben. Die ganzen Sommerferien hatte Luisa auf dem Feld mitarbeiten müssen und jeden Tag nach der Schule auch im Stall.

Luisas Mutter Marie hatte in dieselbe Kerbe gehauen. Ihr war es peinlich, dass die Frauen im Dorf über die Familie tratschten, als seien die Hubers von einem anderen Stern.

Zumal das im Fall von Luisas Mutter gar nicht so falsch war, denn Marie Huber, geborene Sterzinger, war eine Zugezogene aus dem Nachbartal und litt deshalb sowieso unter dem Dorfklatsch. Noch immer betrachteten die Weißenreuther Luisas Mutter als Fremde, obwohl sie schon fast dreißig Jahre hier lebte. Und nun auch noch das sonderbare Hobby der Tochter!

Trotzdem hatte sich Luisas Begeisterung natürlich nicht wieder gelegt, sondern war im Laufe der Jahre noch gewachsen. In jedes Museum hatte sie die Eltern geschleppt, wenn sich die Familie doch einmal einen ihrer seltenen Urlaube außerhalb Bayerns gegönnt hatte. Keiner wusste, woher Luisa diesen Spleen mit der Kunst hatte – aber schließlich hatten sich die Hubers arrangiert: Ihr Kind war halt aus der Art geschlagen.

Luisas Bruder Jonathan würde somit den Hof fortführen, obwohl Luisa dort nun als Arbeitskraft ausfiel. Auch Jonathan war deshalb nicht gerade begeistert gewesen, als er erfuhr, dass Luisa in München zu studieren gedachte und ihre Mappe eingeschickt hatte.

Und heute hatten sie die Eltern nun ohne Segen ziehen lassen. Der Vater hatte sich nicht einmal herabgelassen, sie mit ihrem schweren Gepäck zur Bahnhofstation zu bringen.

Luisa hatte nicht lange gezögert, sondern war schnurstracks zum Behrlingerhof hinübermarschiert. Vroni hatte nicht schlecht gestaunt, als das Flitscherl plötzlich vor der Tür gestanden und ausgerechnet ihren Enkel Max gebeten hatte, sie zum Bahnhof zu fahren.

Luisa war froh, dass der Abschied von Weißenreuth nun hinter ihr lag. Max hatte sie, als sie in den Zug gestiegen war und er ihr den schweren Koffer hinaufgereicht hatte, mit einem Blick angeschaut, dass sie beinahe doch noch ein schlechtes Gewissen bekommen hätte.

Dabei war Max kein schlechter Kerl, er war einfach nur ein bisschen in sie verliebt. Auf eine gewisse Weise fühlte sich Luisa dadurch sogar geschmeichelt. Aber es war andererseits natürlich kein Grund, gleich sämtliche Lebensträume über den Haufen zu schmeißen.

Und was ihre Eltern und Jonathan betraf: Sollten die doch ruhig zusehen, wer ihnen in Zukunft auf dem Hof die Arbeit für umsonst machte! Nein, Luisa hatte genug von all der Kleinbürgerlichkeit und Enge des Dorflebens. Sie wollte hinaus in die Welt – und München war der erste Schritt dazu.

Als sie jetzt aus dem Bahnhofsgebäude heraustrat, fühlte sie sich aber doch etwas verloren. Der Verkehr war hektisch. Zudem liefen die Leute hier samt und sonders völlig unbeteiligt an ihr vorbei, keiner schien zu bemerken, wie allein sie sich plötzlich fühlte.

Das Gefühl der Einsamkeit sollte bald hoffentlich vergehen. Luisa hatte sich bereits drei Wohnungsadressen in ihrem Handy gespeichert, bei denen sie sich heute vorstellen dufte. Bei einer würde man sich hoffentlich für sie entscheiden. Luisa war freundlich und zugewandt, hatte ein offenes Wesen – und mit ihren auffallend blauen Augen war es ihr schon öfter gelungen, die Aufmerksamkeit der Burschen auf sich zu ziehen.

Ihr Aussehen würde ihr sicher auch in München nicht zum Nachteil gereichen. Luisa schulterte den schweren Rucksack und ging hinüber zur Straßenbahnhaltestelle. Das erste WG-Zimmer, das sie sich anschauen wollte, lag in Schwabing.

***

In der Arztpraxis in der Gartenstraße in Grünwald schob Martha Giesecke gerade einem Patienten ein Anmeldeformular über den Tresen. Der ältere Mann, der es unterschreiben sollte, war kurzsichtig, weshalb die Sprechstundenhilfe mehrmals mit dem Kugelschreiber auf die Stelle tippte, wo die Unterschrift zu setzen war.

Normalerweise war Martha Giesecke nicht so ungeduldig, aber heute war irgendwie der Wurm drin. Den ganzen Vormittag hatten sie und ihre Kollegin Marie-Luise Flanitzer es nicht geschafft, den Überhang abzuarbeiten, der sich inzwischen angestaut hatte. Mehr als eine halbe Stunde lagen sie immer noch im Terminplan zurück.

Marthas Chef, der Grünwalder Allgemeinmediziner Dr. Stefan Frank, war gerade erst von einer fünftägigen Konferenz zurückgekehrt. Sein Zug war gestern wegen eines technischen Defekts liegen geblieben, so dass man die Passagiere schließlich mit eilig angeforderten Bussen nach München hatte transportieren müssen.

Deshalb war Dr. Frank erst in den frühen Morgenstunden in seiner Villa angekommen, in der er die obere Etage bewohnte, während sich im Erdgeschoss die Arztpraxis befand. Und dann war heute morgen das Undenkbare passiert: Der Grünwalder Arzt hatte verschlafen!

Sein Wecker hatte geklingelt und geklingelt – aber leider im Badezimmer, wo er ihn, völlig übermüdet, versehentlich stehen gelassen hatte.

Martha, die morgens meist die Erste in der Praxis war, hatte sich schon gewundert, dass oben in der Wohnung alles so ruhig war. Normalerweise hörte man die Schritte, wenn der Arzt oben über das Parkett lief, denn dann quietschte und knarrte die Decke über der Anmeldung leicht.

Heute aber war es im oberen Stock mucksmäuschenstill geblieben. Schwester Martha hatte routinemäßig die anstehenden Vorbereitungen erledigt und die Übergabe vorbereitet. Während sie betriebsam vor sich hin gearbeitet hatte, war auch immer ein Ohr lauschend nach oben gerichtet gewesen. Schwester Martha hatte sich langsam aber sicher Sorgen gemacht. Als dann schon die ersten regulären Patienten vor der Haustür eintrafen, war sie nach oben gegangen und hatte vorsichtig an die Wohnungstür ihres Chefs geklopft.

Dr. Frank war der Vorfall unglaublich peinlich gewesen. Aber natürlich konnte die erfahrene Martha Giesecke auch mit solchen Situationen umgehen. Während Stefan Frank sich in Windeseile fertigmachte, hatte Martha der Kaffeemaschine als Erstes die doppelte Menge Pulver verpasst.

Mit dem Getränk, das daraufhin aus dem Apparat getröpfelt war, hätte man Tote wiederaufwecken können. Und keine zehn Minuten später war auch Dr. Frank in der Praxis erschienen – früh genug, um bei den Patienten den Eindruck erwecken zu können, er habe sich lediglich ein bisschen länger als gewöhnlich in die erste Akte eingelesen.

Im Verlauf des Vormittags waren noch eine Menge Patienten unangemeldet gekommen; all jene nämlich, die lieber abgewartet hatten, bis der beliebte Grünwalder Arzt sie wieder selbst behandeln konnte. Diese saßen nun allesamt im Wartezimmer und sorgten dafür, dass die Patientenliste einfach nicht kürzer wurde.

Schwester Martha runzelte die Stirn. Inzwischen hatte der alte Herr das Formular unterschrieben, und sie konnte den Zettel wieder in die Patientenakte zurücksortieren. Anschließend lief sie schnell hinüber zum Sprechzimmer, wo Dr. Frank gerade eine Patientin entließ.

Während Dr. Frank mit der Frau nach vorn zur Anmeldung ging, um mit Marie-Luise Flanitzer noch etwas abzusprechen, bezog Martha die Liege im Sprechzimmer schon mit einer neuen Lage Papier.

»Det is aber heute auch wieder was«, flüsterte sie Dr. Frank zu, als er endlich wieder ins Zimmer zurückkam. »Ick glaube, die haben tatsächlich alle gewartet, bis Sie wieder da sind. Aber ick kann et ihnen ja nicht verübeln. Die Leute wissen halt, wat gut ist.« Schwester Martha grinste.

Dr. Frank seufzte, während er sich die Hände für den nächsten Patienten wusch. Gerade hatte er noch seine Freundin Alexandra angerufen, um ihr mitzuteilen, dass die gemeinsame Mittagspause ausfallen würde.

Normalerweise arbeiteten sie beide den ganzen Tag in ihren eigenen Praxen – Stefan als Hausarzt und Alexandra als Augenärztin. Weil ihre Zusammenkünfte meist auf das Wochenende beschränkt blieben, versuchten sie aber hin und wieder, sich zumindest in ihren Mittagspausen in Stefans Wohnung zu treffen. Alexandras Praxis befand sich nur ein paar Straßen weiter entfernt.

Stefan Frank bedeutete Schwester Martha, den nächsten Patienten ins Sprechzimmer zu schicken. Ja, manche Tagen waren hektisch. Aber letztlich war das dem guten Ruf seiner Praxis und dem seiner Arbeit als Arzt geschuldet, also gab es eigentlich keinen Grund, sich zu beklagen. Denn Dr. Frank war Arzt aus Leidenschaft.

***

Luisa stand vor einem baufälligen Haus und schaute an der schmutzigen Fassade hinauf. Das hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt. Sie hatte geglaubt, Schwabing sei ein besonders eleganter Stadtteil. Schließlich lag der Englische Garten ganz in der Nähe.

Aber dieses Haus machte ganz und gar nicht den Eindruck, als beherberge es wohnliche Zimmer. Trotzdem wollte Luisa nicht sofort die Flinte ins Korn werfen. Immerhin war es schwer genug, in München eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Luisa hatte es in den letzten Wochen über verschiedene Internetportale probiert. Aber entweder waren die Preise astronomisch hoch oder die Zimmer wenige Stunden nach dem Einstellen auf den Internetseiten schon wieder vermietet gewesen.

Inzwischen war sie froh, überhaupt drei Adressen zu haben, bei denen sie sich heute direkt vorstellen konnte. Wenn das nicht klappte, musste sie wohl oder übel erst einmal mit der Jugendherberge Vorlieb nehmen.

Die junge Frau fasste sich ein Herz und klingelte. Der Türöffner summte. Luisa drückte gegen die Tür, die etwas klemmte, und trat in den Hausflur. Dort bestätigte sich der unangenehme Eindruck. Das gesamte Treppenhaus roch nach Schimmel.

Das ausgeschriebene Zimmer sollte sich unmittelbar unter dem Dach befinden. Zögernd stieg Luisa die schmutzige Holztreppe hinaus. Das alte Holz knarrte und quietschte unter ihren Schritten.

Oben empfing sie eine mürrische Frau mit einem Schlüsselbund in der Hand. Auch sie machte einen schmuddeligen Eindruck, war ungekämmt und roch unangenehm. Luisa versuchte, möglichst nicht durch die Nase einzuatmen.

»Na, dann schauen Sie sich das Zimmer mal an«, sagte die Frau mit rauchiger Stimme.

Luisa folgte ihr in den engen, mit allerlei Gerümpel vollgestellten Flur, wo sich der unangenehme Geruch noch verstärkte. Angewiderte verzog Luisa das Gesicht.