Dr. Stefan Frank 2583 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2583 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Seit dem Schlaganfall ihres Vaters betreibt die Schreinermeisterin Magdalena Kuhn das kleine Antiquitätengeschäft mit Restaurationswerkstatt allein. Sie bräuchte dringend Unterstützung, doch Angestellte kann sie sich nicht leisten. Maggy arbeitet Tag und Nacht, trotzdem sind die finanziellen Probleme erdrückend.
Als sie auch noch unglücklich stürzt und sich das Handgelenk verletzt, muss sie wohl oder übel einen Arzt aufsuchen. Dr. Frank stellt eine Prellung und einen schlechten Allgemeinzustand fest. Seine Frage nach weiteren Beschwerden verneint Maggy jedoch. Dass sie seit Tagen unter Bauchkrämpfen leidet und sich schlecht fühlt, soll er nicht wissen.
Statt sich zu schonen, arbeitet Maggy weiterhin die ganze Nacht an einem Auftrag. Am nächsten Morgen findet ihr Vater sie völlig entkräftet vor und ruft den Rettungswagen. Mit hohem Fieber und schlechten Vitalwerten wird sie in die Waldner-Klinik eingeliefert. Die Blutuntersuchung ergibt eine Streptokokken-Infektion. Doch niemand kann sich erklären, woher sie rührt. Eine fieberhafte Suche nach der Ursache beginnt, denn der Zustand der jungen Patientin verschlechtert sich rapide ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Tickende Zeitbombe

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Africa Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0647-6

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Tickende Zeitbombe

Es begann mit Unterleibschmerzen und wurde zum Kampf um Leben und Tod

Seit dem Schlaganfall ihres Vaters betreibt die Schreinermeisterin Magdalena Kuhn das kleine Antiquitätengeschäft mit Restaurationswerkstatt allein. Sie bräuchte dringend Unterstützung, doch Angestellte kann sie sich nicht leisten. Maggy arbeitet Tag und Nacht, trotzdem sind die finanziellen Probleme erdrückend.

Als sie auch noch unglücklich stürzt und sich das Handgelenk verletzt, muss sie wohl oder übel einen Arzt aufsuchen. Dr. Frank stellt eine Prellung und einen schlechten Allgemeinzustand fest. Seine Frage nach weiteren Beschwerden verneint Maggy jedoch. Dass sie seit mehreren Tagen unter Bauchkrämpfen leidet und sich schlecht fühlt, soll er nicht wissen.

Statt sich zu schonen, arbeitet Maggy weiterhin die ganze Nacht an einem Auftrag. Am nächsten Morgen findet ihr Vater sie völlig entkräftet vor und ruft den Rettungswagen. Mit hohem Fieber und schlechten Vitalwerten wird sie in die Waldner-Klinik eingeliefert. Die Blutuntersuchung ergibt eine Streptokokken-Infektion. Doch niemand kann sich erklären, woher sie rührt. Eine fieberhafte Suche nach der Ursache beginnt, denn der Zustand der jungen Patientin verschlechtert sich rapide ...

Mit geschlossenen Augen lag Dr. Stefan Frank im Bett und lauschte auf das kratzende Geräusch, das aus dem Garten ins Schlafzimmer hinaufwehte. Unverkennbar, jemand räumte Schnee. Und er wusste auch genau, wer dieser Jemand war. In Erwartung des ersten Morgengrauens hob Stefan vorsichtig ein Augenlid. Doch noch war es stockdunkel im Zimmer. Der ruhige Atem seiner Freundin, der Augenärztin Alexandra Schubert, verriet, dass sie noch tief und fest neben ihm schlief. Warum also war Herr Quandt schon auf den Beinen?

Um der Antwort auf diese Frage auf den Grund zu gehen, schlug Stefan Frank die Bettdecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Er griff nach Jogginghose und Shirt und schlich leise, um Alexa nicht zu wecken, aus dem Schlafzimmer. Kurz darauf stand er bibbernd in der offenen Haustür.

Im Licht der Straßenlaterne wirbelten Schneeflocken durch die Luft. Auf der Straße vor dem Garten fuhr ein Schneeräumer vorbei. Vom Mann seiner Haushälterin war keine Spur mehr zu sehen. Dafür lag der Gartenweg fein säuberlich geräumt und gekiest vor Stefans Füßen. Alles war bereit, damit die Patienten die Praxis gefahrlos betreten konnten, wenn sie später in die Sprechstunde kamen.

Seit Tagen schneite es immer wieder. Die Welt versank unter einer makellos weißen Decke, die Stefan an die köstlichen Sahnetorten erinnerte, die es in seiner Lieblingsbäckerei zu kaufen gab. Aber das war noch längst nicht alles. Während er in der Tür stand und auf die weiße Pracht blickte, kamen ihm die Winter seiner Kindheit in den Sinn, wenn er und seine Freunde es kaum erwarten konnten, nach der Schule mit dem Holzschlitten nach draußen zu stürmen. Er dachte an Kinderpunsch und seine Lieblingsplätzchen mit dem Klecks Marmelade in der Mitte. Er erinnerte sich an Schneeballschlachten und meinte, noch die schmelzenden Eiskristalle auf den heißen Wangen zu spüren. Das aber war kein Traum, sondern die raue Wirklichkeit in Form von Schneeflocken, die ihm der Wind ins Gesicht trieb.

Schnell schloss Stefan Frank die Tür und kehrte in die Wohnung zurück, die im ersten Stock über der Praxis lag. Obwohl die Uhr erst kurz nach sechs Uhr zeigte, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Dann konnte er die Zeit ebenso gut nutzen, um seine Freundin zu überraschen.

»Milchkaffee, aufgebackene Semmeln von gestern Abend mit Frau Quandts köstlicher Erdbeermarmelade. Dazu ein Glas frisch gepresster Orangensaft«, verkündete er, als er zwanzig Minuten später ein Tablett auf seine Bettseite stellte. Er beugte sich über Alexandra und küsste sie auf die schlafwarmen Lippen. »Sonst noch einen Wunsch, meine Dame?«

Verschlafen blinzelte Alexa ins Licht der Nachttischlampe. Es dauerte einen Moment, bis sie aus ihrem Traum in die Wirklichkeit zurückfand. Sie rieb sich die Augen, stützte sich auf den Ellbogen und nahm die Tasse, die Stefan ihr reichte. Ihre Miene war skeptisch.

»Hast du schlechte Nachrichten für mich?«

»Aber nein. Wie kommst du denn darauf?«

»Weil ich an einem Dienstagmorgen normalerweise kein Frühstück ans Bett serviert bekomme.«

»Neben dir aufzuwachen, macht aus jedem Tag der Woche einen Feiertag«, erwiderte Stefan rau und strich ihr eine hellbraune Locke aus der Stirn.

Alexas Herz wurde weich vor Liebe zu diesem Mann, mit dem sie erst seit ein paar Monaten zusammen war. Und doch wussten beide schon jetzt, dass sie nach bitteren Enttäuschungen noch einmal das ganz große Glück gefunden hatten, das sie mit beiden Händen festhalten wollten.

»An Frühstück im Bett könnte ich mich tatsächlich gewöhnen«, murmelte sie an seinen Lippen. »Aber warum bist du überhaupt schon so früh wach?«

»Ich habe gehört, wie Herr Quandt Schnee geräumt hat.«

»So früh schon?«

»Das dachte ich mir auch. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass er schon einmal so früh auf den Beinen war. Hoffentlich ist alles in Ordnung.«

»Frau Quandt wollte doch heute ein paar Plätzchen und einen selbstgebackenen Stollen für Weihnachten vorbeibringen. Bei dieser Gelegenheit kannst du sie ja mal fragen.« Trotz der frühen Stunde bemerkte Alexa, dass ihr Freund ganz kurz und kaum merklich zusammenzuckte. »Sag bloß, du hast immer noch keinen Weihnachtsbaum besorgt?«, fragte sie lauernd.

»Keine Sorge, selbstverständlich erfülle ich deinen Herzenswunsch. An Heiligabend steht ein wunderschöner, geschmückter Baum im Wohnzimmer.«

»Mit roten und goldenen Kugeln? Und einem Engel auf der Spitze?« Alexandra klatschte in die Hände wie ein kleines Mädchen, und ihre Augen strahlten mit ihrem Mund um die Wette.

In gespielter Verzweiflung schickte Stefan einen Blick in den Himmel.

»Weißt du, was du da von mir verlangst?«

»Wenn du schon nicht für mich Schneeräumen musst, damit ich trockenen Fußes in meine Praxis komme, kannst du mir wenigstens diesen klitzekleinen Wunsch erfüllen.«

»Aber ich weiß nicht, wo ich jetzt noch Kugeln herbekomme. Und ich kenne niemanden, der uns welche leihen könnte. Ulrich und Ruth haben nur Holzfiguren übrig.«

Alexas Haselnussaugen blitzten vergnügt.

»Dann musst du dir eben etwas einfallen lassen.«

»Was hast du eigentlich da, wo andere ein Herz haben?«, fragte Stefan Frank lachend und küsste seiner Freundin einen Klecks Marmelade aus dem Mundwinkel.

»Lass mich nachdenken.« Spielerisch legte Alexandra den Zeigefinger an die Wange. »Ein Lebkuchenherz mit Orangenfüllung.«

»Hmmmm, verlockende Vorstellung.« Stefan grinste. »Unter diesen Umständen werde ich natürlich alles geben, um dorthin vorzudringen.«

Er beugte sich über Alexandra und wollte sich gerade an die Überzeugungsarbeit machen, als ein durchdringendes Piepen ertönte. Seufzend ergab sich Dr. Stefan Frank dem Diktat des Weckers. Kurz darauf rauschte die Dusche, ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Tag endgültig begonnen hatte.

***

Auch die Schreinermeisterin Magdalena Kuhn stand schon im Morgengrauen auf. Doch im Gegensatz zu Dr. Stefan Frank musste sie selbst Schneeräumen, um sich einen Weg über den Innenhof hinüber zur Schreinerei zu bahnen, die hinter dem kleinen Antiquitätengeschäft lag. In kleinen Wölkchen stand ihr der Atem vor dem Mund. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, und der Boden knirschte unter ihren Schritten.

Es war erst spät kalt geworden in diesem Jahr. Bis Ende November hatten sich letzte Blätter an den Bäumen festgehalten, ehe sie von einem zornigen Wind zu Boden gefegt worden waren. Es hatte wenig geregnet und war selten so kalt gewesen, dass Magdalena eine Jacke für den kurzen Weg gebraucht hätte. Auf halbem Weg kehrte sie noch einmal um, um auch noch Mütze und Handschuhe zu holen. Beim Anblick der Eisblumen an den Fenstern der Schreinerei fiel Maggy siedend heiß ein, dass die Heizung vor Kurzem den Geist aufgegeben hat. Doch sie hatte im Augenblick kein Geld, sie reparieren zu lassen und musste sich wohl oder übel auf ein paar harte Monate einstellen.

»Wenn das so weitergeht, gibt es doch noch weiße Weihnachten«, murmelte sie vor sich hin, während sie sich mit der Schneeschaufel einen Weg bahnte.

Die Kinder in München freuten sich bestimmt über diese Aussicht. Doch Maggy hätte gut und gerne auf die weiße Pracht verzichten können. Nicht verzichten konnte sie allerdings auf das Geld, das das Weihnachtsgeschäft einbrachte. Über mangelnde Aufträge konnte sie sich nicht beklagen. Ganz im Gegenteil. Gerade in letzter Zeit besannen sich die Menschen wieder auf qualitativ hochwertige und langlebige Möbelstücke. Genau wie die, die Magdalena in meist erbärmlichem Zustand kaufte, eigenhändig und mit viel Geschick und Liebe restaurierte und dann weiterverkaufte. Doch inzwischen warteten einfach zu viele wurmstichige Schränke, dreibeinige Hocker und Tische, wackelige Kommoden und Küchenbüffets mit zersprungenem Glas darauf, rechtzeitig zu Weihnachten wieder in altem Glanz zu erstrahlen.

»Wenn wenigstens Papa mir helfen würde. Dann hätte ich vielleicht halbwegs eine Chance. Aber der will ja von dem Geschäft nichts mehr wissen. Und einen Angestellten kann ich mir nicht leisten«, murmelte Magdalena vor sich hin.

Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss. Der Geruch nach Holz, Leim und Möbelpolitur erfüllte die staubige, kalte Luft. Maggy schaltete das Licht ein. Wie an jedem Morgen in letzter Zeit führte sie ihr erster Weg hinüber in eine dunkle Ecke der Schreinerei. Sie ließ die kalten Finger über die wertvolle Kommode aus dem achtzehnten Jahrhundert gleiten, die versteckt unter einem Leintuch dort stand. Dieses Möbelstück begleitete ihre Familie seit Generationen. Sein Holz fühlte sich an wie die Haut eines guten Freundes, warm und weich und tröstlich. Eines Tages würde es ihr gehören. Ob auch sie es irgendwann weitervererben würde? Viele Jahre lang hatte Magdalena daran gezweifelt. Doch seit Fabian Bruckner in ihr Leben getreten war, hatte sich alles geändert. Schon jetzt konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er gab ihr die Kraft, die sie brauchte, um durchzuhalten. Auch wenn sie ihm nichts von ihren finanziellen Sorgen erzählte. Auf keinen Fall sollte er denken, sie wäre nur wegen seines Vermögens mit ihr zusammen. Ein Vermögen, groß genug, um nicht nur das kostbare Erbstück, sondern gleich das ganze Anwesen mit allem Drum und Dran zu kaufen. Aber solche Gedanken brachten sie nicht weiter.

Maggy zwang ihre Aufmerksamkeit zurück zur Kommode.

»Aber mach dir keine Sorgen. Was auch passieren mag, dich gebe ich so oder so nicht her.«

Sie lauschte dem Nachhall ihrer Worte und lachte kurz auf. So weit war es also schon mit ihr gekommen, dass sie einem Möbelstück ein Versprechen gab. Ein letztes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie das Leintuch wieder fallen ließ. Keine Sekunde zu früh, wie das Brummen eines Motors verriet. Ein Kunde? Um diese Uhrzeit? Maggy trat ans Fenster.

Inzwischen graute ein unfreundlicher Morgen. Doch sie achtete nicht auf die stahlgrauen Wolken am Himmel. Magdalena hatte nur Augen für die schwarze Limousine, die im Hinterhof vor der Schreinerei geparkt hatte. Einen kurzen Moment lang dachte sie an Flucht. Gleichzeitig wusste sie, dass sie keine Chance hatte. Sie würde ihrem Schicksal nicht entkommen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Doch darauf konnte sie im Augenblick keine Rücksicht nehmen, sondern hatte nur Augen für den Mann, der mit entschiedenen Schritten auf die Schreinerei zukam.

***

»Ach, Herr Bruckner, wie ich sehe, haben Sie sich für eine Grippeschutzimpfung entschieden?«, begrüßte Dr. Frank seinen ersten Patienten des Tages. Die obligatorische Untersuchung, die er vor jeder Impfung durchführte – Lunge abhören, Fieber und Blutdruck messen, Befragung des Patienten – war unauffällig verlaufen. Ganz offensichtlich erfreute sich Fabian Bruckner bester Gesundheit. Einer Schutzimpfung stand nichts im Wege.

Dr. Frank setzte die Spritze an. Ein kurzer Stich und es war auch schon wieder vorbei.

»So, das wars auch schon, Herr Bruckner. Die saisonale Grippeimpfung ist in der Regel gut verträglich. Gelegentlich kann es durch die Anregung der körpereigenen Abwehr nach der Impfung zu einer Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle kommen, die auch schmerzen kann. Ebenso können in den ersten Tagen nach der Impfung Allgemeinsymptome wie beispielsweise Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-‍, Muskelschmerzen auftreten. Solche Impfreaktionen klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab. Sollten Sie starke Beschwerden oder sehr hohes Fieber haben, melden Sie sich bitte umgehend.«

Fabian winkte gut gelaunt ab. »Alles klar. Mich bringt erst mal nichts so schnell aus der Ruhe. Wissen Sie, seit ein paar Wochen habe ich eine neue Freundin.« Wenn möglich wurde sein Strahlen noch leuchtender. »Magdalena ist meine absolute Traumfrau. Für sie würde ich sogar die Sterne vom Himmel holen.«

Dr. Frank lächelte. »Darf ich eine neugierige Frage stellen?«

»Natürlich!« Fabian strahlte von einem Ohr zum anderen. »Gibt es einen besseren Geheimnisträger als einen Arzt, der an die Schweigepflicht gebunden ist?«

Stefan Frank lachte. So ausgelassen kannte er den erfolgreichen, aber sonst ständig gestressten Geschäftsmann gar nicht. Fabian Bruckner musste in der Tat sehr verliebt sein. Und Dr. Frank ahnte auch, in wen.

»Sagen Sie bloß, ihre Auserwählte heißt Magdalena Kuhn und besitzt eine kleines aber feines Antiquitätengeschäft ganz in der Nähe.«

Fabians Miene verriet, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

»Das stimmt. Wir haben uns dort kennengelernt, als ich auf der Suche nach einem Sekretär für mein Haus war«, platzte er heraus. »Aber woher wissen Sie das?«

»Die Familie Kuhn ist schon seit Jahren bei mir in hausärztlicher Behandlung«, verriet Dr. Frank und setzte sich an den Schreibtisch, um die Impfung im Impfausweis zu vermerken und die Krankenakte seines Patienten am Computer zu ergänzen. »Wie geht es Magdalena? Sie war schon länger nicht mehr hier?«

Das Strahlen auf Fabian Bruckners Gesicht verblasste.

»Sie wissen ja sicherlich, dass Maggys Mutter Lore vor ungefähr eineinhalb Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist.«

Dr. Frank hielt in seiner Schreibarbeit inne. Er lehnte sich zurück und nickte bekümmert.

»Herr Kuhn war damals Patient in der Klinik meines Freundes Ulrich Waldner. Ich habe dort Belegbetten und konnte die Kollegen bei Gernot Kuhns Behandlung unterstützen.«

»Ich fürchte, diese Sache belastet Maggy immer noch sehr. Auch deshalb, weil sich ihr Vater die Schuld an dem Unfall gibt. Dabei kann Gernot nichts dafür, dass er ausgerechnet bei dieser Fahrt einen Schlaganfall erlitt.«

Eine steile Falte krauste Dr. Franks Stirn.

»Diese Schuldgefühle hatte er schon damals in der Klinik. Ich hatte gehofft, sie würden mit der Zeit wenigstens etwas verblassen.«

»Leider nein.« Fabian seufzte aus tiefstem Herzen. »Inzwischen ist es so weit, dass Gernot noch nicht einmal mehr die Werkstatt geschweige denn das Geschäft betreten will. Maggy ist ganz alleine mit der vielen Arbeit. Sie würde sich lieber die Zunge abbeißen, als es zuzugeben. Aber ich fürchte, sie ist hoffnungslos überfordert.«

Beim Gedanken an die leidgeplagte kleine Familie wurde Dr. Franks Herz schwer. So viel Unglück auf einmal hatte niemand verdient.

»Zum Glück stehen die Weihnachtsfeiertage vor der Tür. Dann wird auch Magdalena hoffentlich Zeit haben, ein wenig durchzuatmen.«