Dr. Stefan Frank 2586 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2586 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Biologin Jessica und ihr Schwarm David besichtigen ein altes Fabrikgelände vor den Toren Grünwalds. Sie bahnen sich einen Weg durch dichtes Gestrüpp, als plötzlich der Boden unter ihnen nachgibt und sie durch ein Loch in einen ehemaligen Kellerraum stürzen. Nach einigen verzweifelten Versuchen, die glatte Wand zu erklimmen, geben die beiden auf. Als sie dann auch noch feststellen, dass sie in ihrem Gefängnis keinen Handyempfang haben, wird David panisch und reagiert aggressiv. Er macht Jessica Vorwürfe und gibt ihr die Schuld an ihrer misslichen Lage. Die junge Frau ist bestürzt über sein Verhalten. Zu allem Überfluss setzen bei ihr erneut die starken Bauchschmerzen ein, die sie schon seit Tagen quälen ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Die Qual der Wahl

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: adriaticfoto / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0804-3

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Die Qual der Wahl

Das Schicksal nahm Jessica die Entscheidung ab

Biologin Jessica und ihr Schwarm David besichtigen ein altes Fabrikgelände vor den Toren Grünwalds. Sie bahnen sich einen Weg durch dichtes Gestrüpp, als plötzlich der Boden unter ihnen nachgibt und sie durch ein Loch in einen ehemaligen Kellerraum stürzen. Nach einigen verzweifelten Versuchen, die glatte Wand zu erklimmen, geben die beiden auf. Als sie dann auch noch feststellen, dass sie in ihrem Gefängnis keinen Handyempfang haben, wird David panisch und reagiert aggressiv. Er macht Jessica Vorwürfe und gibt ihr die Schuld an ihrer misslichen Lage. Die junge Frau ist bestürzt über sein Verhalten. Zu allem Überfluss setzen bei ihr erneut die starken Bauchschmerzen ein, die sie schon seit Tagen quälen ...

»Servus, Frau Giesecke«, begrüßte Sebastian Lauterbach die Sprechstundenhilfe von Dr. Stefan Frank mit einem charmanten Lächeln. »Ich weiß, ich komme kurz vor Feierabend, aber lässt es sich vielleicht einrichten, dass ich ganz kurz mit Dr. Frank sprechen kann? Es geht um meine Großmutter.«

»Brauchen Sie ein neues Rezept?«, fragte Martha Giesecke, die wusste, dass Sebastian häufig die Medikamente für seine Großmutter besorgte.

»Nein, diesmal nicht. Ich, beziehungsweise mein Bruder und ich, wollen mit Oma einen Ausflug machen. Aber Sie wissen doch, dass sie vor fünf Monaten einen Herzinfarkt hatte. Ich möchte nur wissen, ob wir sie nicht überanstrengen, wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind.«

»Wat haben Se denn Schönes vor mit ihr?«, fragte Martha und lächelte den jungen Mann verschmitzt an. Sie mochte Sebastian gern; er war immer ausgesprochen höflich und kümmerte sich liebevoll um seine inzwischen fast achtzigjährige Großmutter.

»Nur ein Tagesausflug mit dem Bus.«

»Na, det hört sich doch harmlos an. Ick denke, det wird Ihre Oma verkraften. Aber es ist schon richtig, den Chef zu fragen. Ick werde mal sehen, was sich machen lässt. Nehmen Se mal kurz im Wartezimmer Platz.«

Sebastian lächelte sie dankbar an. Auch er mochte die resolute und tatkräftige Sprechstundenhilfe des Mediziners gern. Außerdem amüsierte ihn ihr Berliner Zungenschlag, den sie trotz vieler Jahre in Bayern nicht abgelegt hatte.

Zehn Minuten später bat Martha Giesecke Sebastian ins Sprechzimmer.

Dr. Stefan Frank saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem sich Papiere stapelten. Er blickte den Hereinkommenden freundlich an.

»Herr Lauternach«, begrüßte er ihn. »Schwester Martha sagte, es geht um Ihre Großmutter?«

»Ja, wir möchten Oma zu ihrem achtzigsten Geburtstag einen Ausflug mit der Staudengesellschaft schenken. Ich bin ein bisschen unsicher, ob ein Tagesausflug nicht zu anstrengend für sie ist. Der Herzinfarkt ist ja noch kein halbes Jahr her.«

Dr. Frank öffnete im Computer die Patientenakte von Hertha Lauterbach.

»Hmm«, sagte er. »Ihre Großmutter war vor zwei Wochen das letzte Mal bei mir. Da waren ihre Werte im Normbereich. Ich hatte den Eindruck, dass sie recht fit ist. Haben Sie denn das Gefühl, dass es ihr schlechter geht?«

»Nicht unbedingt schlecht«, gestand Sebastian nach kurzem Überlegen. »Wissen Sie, Oma tut immer so, als könnte sie noch Bäume ausreißen. Sie ist keine Frau, die jammert. Aber ich merke schon, dass sie sehr schnell erschöpft ist.«

»Was genau passiert denn auf dem Ausflug? Meine Lebensgefährtin und ich waren auch schon einige Male mit der Staudengesellschaft unterwegs. Nach meinen Erfahrungen sind die Ausflüge doch spezielle für ältere Menschen ausgerichtet.«

»Sie sind auch Mitglied in der Staudengesellschaft?«, fragte Sebastian interessiert.

»Ja, schon seit vielen Jahren. Ich teile mit Ihrer Großmutter die Leidenschaft für Rosen. Und Rosen und Stauden sind eine wunderbare Kombination. Mit Stauden kann man die Farben der Rosen untermalen oder kontrastieren. Rittersporn und violette Disteln zum Beispiel harmonieren perfekt mit dunkelrosafarbenen Rosen«, schwärmte Dr. Stefan Frank.

»Jetzt verstehe ich, warum meine Oma immer sagt, dass Sie nicht nur ein guter Arzt sind, sondern sie mit Ihnen auch anregende Gespräche führen kann«, lachte Sebastian. »Wenn Sie auch in der Staudengesellschaft sind, dann haben Sie vielleicht in der letzten Mitgliederzeitschrift von dem Ausflug in die fünf Privatgärten gelesen? Damit wollen mein Bruder und ich Oma überraschen. Ich will ihr aber erst davon erzählen, wenn ich von Ihnen höre, dass der Ausflug Oma nicht schaden kann.«

»Ich muss gestehen, dass ich das letzte Magazin nur oberflächlich durchgesehen habe, deshalb weiß ich nicht, was alles in dem Ausflug enthalten ist. Wohin soll es denn gehen?«

»Übernächsten Samstag öffnen fünf Privatgärten in der Münchner Umgebung ihre Tore exklusiv für Besucher der Staudengesellschaft. Es geht morgens um acht mit dem Bus los, und erst gegen Abend sind wir wieder zurück. Da einige der Gärten sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Unter anderem geht es zum Schiefen Haus, davon hat Oma schon häufiger gesprochen, aber sie war noch nie da.«

»Sie meinen bestimmt das Schräge Haus in Weilheim, oder?«

»Das kann sein. Ich glaube das war in Weilheim. Kennen Sie das?«

»Nein, leider nicht. Aber ich wollte das Haus und natürlich den Garten immer schon mal besichtigen. Soweit ich weiß, bauen die Besitzer alte Gemüsesorten, Küchenkräuter und Blumen an, dabei verzichten sie konsequent auf Dünger und Insektizide. Der Garten soll eine wilde Pracht sein mit verschlungenen Wegen, kleinen Teichen und vielen Skulpturen.«

»Das hört sich spannend an. Dann melden Sie sich doch an«, schlug Sebastian vor. »Gestern habe ich angerufen, da waren noch einige Plätze frei.«

»Das ist eine Überlegung wert. Ich werde mit Alexandra sprechen. Vielleicht hat sie ja auch Lust dazu. Was sind denn die weiteren Stationen?«

»Es geht noch zum Paradieshof in Pfaffenwinkel, dort findet auch die Mittagspause statt. Die anderen Gärten habe ich im Moment nicht parat.«

»Den Paradieshof kenne ich, auch ein wunderschöner Ort mit einem beeindruckenden Blick auf das Alpenpanorama. Ich werde mich informieren, was sonst noch im Programm ist. Übernächsten Samstag sagten Sie? Da müssten Alexa und ich sogar Zeit haben. Aber nun zurück zu Ihrer Frage: Ich glaube nicht, dass es für Ihre Großmutter zu anstrengend wird. Zum einen gibt es ja immer wieder Ruhezeiten im Bus, wenn es von einer Station zur nächsten geht, und zum anderen muss sie ja auch nicht die komplette Führung durch jeden Garten mitmachen, wenn sie erschöpft ist.«

»Da kennen Sie aber Oma schlecht! Sie wird sich nichts entgehen lassen wollen. Die Tour wird sogar von einer Biologin begleitet, die fachkundige Erläuterungen geben wird. Oma kommt bestimmt mit einer langen Liste von Fragen, was sie in ihrem Garten verbessern kann«, lachte Sebastian.

»Ja, Ihre Großmutter ist eine der begeistertsten Hobbygärtnerinnen, die ich kenne«, bestätigte Dr. Frank. »Sie machen ihr bestimmt eine riesige Freude mit dem Ausflug. Aus medizinischer Sicht spricht wirklich nichts dagegen. Außerdem sind Sie ja dabei. Achten Sie darauf, dass Ihre Großmutter genug trinkt und sich möglichst nicht zu viel zumutet. Auch wenn das nicht einfach ist.«

»Einfach wird das bestimmt nicht, Oma zu bremsen. Aber mein Bruder und ich schaffen das schon.«

»Da bin ich sicher! Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend, Herr Lauterbach. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns in zehn Tagen bei dem Ausflug«, verabschiedete der Grünwalder Arzt den jungen Mann.

»Das würde mich freuen. Ihnen auch einen schönen Abend.«

Kurz nachdem Sebastian das Arztzimmer verlassen hatte, klopfte Martha Giesecke an die Tür.

»Ick gehe jetzt in den verdienten Feierabend, Chef. Oder ist noch was?«

»Nein, ich mache auch gleich Schluss. Ich muss nur noch ein Gutachten für die Krankenkasse abschließen. Bis morgen, Schwester Martha.«

Mit einem kleinen Seufzer machte sich Stefan Frank daran, das Gutachten fertigzustellen. Er war mit Leib und Seele Arzt, aber dem immer mehr zunehmenden Papierkram konnte er nichts abgewinnen. Endlich setzte er den Schlusspunkt unter den Bericht und schickte ihn ab.

Er sah auf die Uhr. In einer halben Stunde war er mit Alexandra, seiner Lebensgefährtin, verabredet, sie wollten heute Abend in ein kleines italienisches Lokal ganz in der Nähe gehen.

Dr. Frank stellte seinen Computer aus und verließ die Praxis. Seine Wohnung lag direkt über seinen Arbeitsräumen, so war die halbe Stunde ausreichend, um schnell unter die Dusche zu springen und sich etwas Frisches anzuziehen.

Beim Verlassen der Wohnung griff er sich noch die Mitgliederzeitschrift der Staudengesellschaft, die er in einem Stapel Magazine auf dem Sideboard fand.

Als er bei dem Italiener ankam, saß Alexandra schon an ihrem Lieblingstisch am Fenster.

»Hallo, mein Schatz«, begrüßte sie ihn mit einem Kuss. »Wie war dein Tag?«

»Relativ ruhig. Und deiner?«

»Ach, bei uns war es nicht so entspannt. Heute hat sich auch noch unsere zweite Sprechstundenhilfe krank gemeldet. Helene und ich haben abwechselnd den Tresendienst übernommen. Zum Glück gab es keine Notfälle«, sagte Alexandra, die mit ihrer Kollegin Helene Braun eine Augenarztpraxis in Grünwald führte. »Aber jetzt ist Feierabend, und morgen kommt zumindest Frau Driebenstein wieder zurück.«

»Mein armer Schatz«, sagte Stefan mitfühlend. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn in meiner Praxis Schwester Martha und Frau Flanitzer beide gleichzeitig ausfallen würden.«

»Schwester Martha ist doch nie krank. Die schleppt sich auch noch mit vierzig Fieber zur Arbeit«, kommentierte Alexandra lachend.

Der Kellner kam an den Tisch, gab ihnen die Speisekarten und nahm die Getränkewünsche auf.

»Weißt du schon, worauf du Appetit hast?«, fragte Alexandra.

»Ich werde wohl das Saltimbocca alla Romana nehmen.«

»Das ist wirklich gut hier«, bestätigte Alexandra. »Ich glaube, das nehme ich auch. Oder soll ich etwas anderes essen, damit wir teilen können?«

»Ganz wie du möchtest.«

»Okay, dann zweimal Saltimbocca. Was ist das für eine Zeitschrift, die du mitgebracht hast?«, fragte Alexandra und deutete auf die Zeitung, die Stefan eben auf den Tisch gelegt hatte.

»Das Mitgliedsjournal der Staudengesellschaft. Heute war der Enkel einer Patientin bei mir und hat mich auf einen interessanten Ausflug am übernächsten Samstag hingewiesen. Ich wollte mit dir besprechen, ob wir daran teilnehmen wollen. Es gibt nur noch wenige Plätze, deshalb sollten wir uns schnell entscheiden.«

»Wo geht es denn hin?«

»Warte, ich suche die Ankündigung, dann kannst du selbst lesen.«

Nach kurzem Blättern fand Stefan Frank den Artikel, in dem die Tour durch die Privatgärten vorgestellt wurde. Er schob Alexandra die Zeitschrift über den Tisch.

»Spionieren in Privatgärten«, äußerte sie lachend. »Das hört sich so an, als wärst du da richtig. Vielleicht kannst du ein paar seltene Rosen mitgehen lassen?«

Mit der Hand machte sie eine Geste, die andeutete, dass sie sich etwas in die Tasche steckte.

»Ach, ich glaube, ich muss gar nicht heimlich etwas mitgehen lassen. Wir haben doch schon mal eine ähnliche Tour gemacht, da waren die Gartenbesitzer ganz wild darauf, Ableger von ihren Lieblingen unters Volk zu bringen. Soll ich uns also morgen anmelden?«

»Ja, sehr gerne.«

***

Erst nachdem Sebastian dreimal geklingelt hatte, öffnete ein völlig verschlafener David die Tür.

»Och, nee! Ich dachte, du wärst schon fertig.«

Vorwurfsvoll sah Sebastian seinen Bruder an. Aber eigentlich hatte er damit gerechnet, dass David noch nicht aus dem Bett gekommen war, deshalb war er extra früher gekommen.

»Sorry«, murmelte David. »Ich war gestern noch feiern. Komm rein.«

Er öffnete die Tür und ließ seinen Bruder eintreten.

»Nun gib mal Gas, Bruderherz. In einer halben Stunde müssen wir Oma abholen«, sagte Sebastian und klopfte mit dem Zeigefinger demonstrativ auf seine Armbanduhr.

»Das war echt eine Schnapsidee von dir, einen Ausflug herauszusuchen, der an einem Samstag um acht Uhr losgeht. Das ist Folter! Ich muss schon jeden Tag in der Woche früh aufstehen, dann will ich wenigstens am Wochenende ausschlafen«, jammerte David, gähnte herzhaft und rieb sich die roten Augen.

»Stell dich nicht so an, schließlich wird Oma morgen achtzig. Wer weiß, wie viele Geburtstage wir noch mit ihr feiern können.«

»Morgen Abend gehen wir doch schon wieder mit ihr aus. Das sollte reichen. Du kannst doch alleine mit ihr fahren, dann kann ich wieder ins Bett.«

»Du spinnst wohl! Oma hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, dass sie mit beiden Enkeln etwas unternimmt. Du kannst jetzt nicht einfach kneifen.«

»Sag Oma doch, dass ich ganz plötzlich schrecklich erkältet bin; sie wird das verstehen.«

»Das kommt gar nicht infrage. Einmal im Jahr wirst du wohl etwas Zeit für unsere Großmutter opfern können.«

»Das mache ich doch schon morgen. Essen mit den Eltern und Oma ist auch nicht nur Spaß«, beharrte David.

»Du tust mir echt leid, armer kleiner Bruder«, erwiderte Sebastian spöttisch. »Aber das Leben ist kein Ponyhof. Und jetzt ab unter die Dusche. Eine Viertelstunde hast du noch.«

»Ich weiß gar nicht, was ich da soll. Bei diesen Ausflügen sind doch sowieso nur alte Leute dabei, die über nichts anderes als Krankheiten und Grünzeug reden«, maulte David, stand aber doch auf und verließ das Wohnzimmer in Richtung Bad.

»Ich koche dir auch einen Kaffee, damit du richtig wach wirst«, rief Sebastian ihm nach.

Eine Viertelstunde später standen die beiden Brüder in der Küche und bliesen in ihre Kaffeebecher.

»Der ist viel zu heiß«, beschwerte sich David immer noch missmutig.

»Deine Maschine kann leider keinen kalten Kaffee kochen. Nimm einen Schluck Milch, dann wird's schon gehen.«

»Du und deine gute Tipps. Ich hasse Milch im Kaffee.«

»Dann trinkst du ihn eben nicht! Bitte David, hör jetzt auf mit dem Gemeckere. Du willst doch Oma und mir nicht den Tag verderben«, ermahnte Sebastian genervt.

»Ist ja schon gut. Trotzdem habe ich keine Lust auf einen Ausflug mit Kalkleisten.«

»Sprich nicht so abfällig über ältere Leute. Du weißt, dass ich das nicht leiden kann. Eines Tages wirst du auch dazu gehören, und dann möchtest du auch nicht, dass jemand dich Kalkleiste nennt.«

»Wenn ich mal alt bin, ist mir das bestimmt egal.«

»Wenn du meinst«, entgegnete Sebastian resigniert.

Die beiden ungleichen Brüder gerieten immer wieder aneinander, obwohl sie sich sehr mochten. Sebastian war schon immer der vernünftige, eher zurückhaltende gewesen, während David ein Draufgänger und Luftikus war, bei dem das Vergnügen an erster Stelle stand.

David schüttete mit großer Geste seinen heißen Kaffee in den Ausguss.

»Also muss ich in aller Herrgottsfrühe auch noch ohne Kaffee aus dem Haus. Das verspricht ja ein schöner Tag zu werden!«

»Komm jetzt, wir müssen los. Oma wird schon warten«, drängte Sebastian, der keine Lust mehr hatte, auf den Unmut seines Bruders einzugehen.

***

Als sie am Haus ihrer Großmutter ankamen, stand die alte Dame schon ausgehfertig vor der Haustür.

»Da seid ihr ja«, sagte Hertha Lauterbach fröhlich und umarmte ihre Enkel. »Ich bin so aufgeregt. Das war eine tolle Idee von euch.«

»Das wird bestimmt ein schöner Tag«, versicherte Sebastian. »Und sogar das Wetter spielt mit.«

Hertha hakte sich rechts und links bei ihren Enkeln ein. Sie gingen zu Sebastians Wagen, mit dem sie zum Grünwalder Bahnhof fuhren, vor dem der Bus der Staudengesellschaft die Ausflugsgäste aufnahm.

David setzte sich in den Fond des Wagens und gähnte laut.

»Bist du noch müde?«, fragte Hertha und drehte sich um.

»Nun ja, es ist reichlich früh«, grummelte David.

»Aber es lohnt sich bestimmt, so früh aufgestanden zu sein. Wir werden wunderschöne Gärten sehen«, sagte Hertha.